No. 69
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. September
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 69 Seite 1]

Bekanntmachung.

Die nachstehende Warnung des Königlich Preußischen General-Gouvernements zu Hannover wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
Neustrelitz, 27. August 1870.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
W. Freiherr von Hammerstein.

In Folge der neben den anderen Küstenvertheidigungs-Anstalten längs der Ost- und Nordsee erfolgten Verlegung von Torpedos sind in letzter Zeit mehrfache Unglücksfälle vorgekommen, theils durch unvorsichtige Annäherung von Fahrzeugen an die resp. Sperren, theils aber auch dadurch herbeigeführt, daß sich einzelne Torpedos der dagegen getroffenen Vorkehrungen ungeachtet, von ihren Verankerungen gelöst haben und vom Strome fortgetrieben sind.
Ich mache die gesammte Küstenbevölkerung auf die hiernach drohenden unvermeidlichen Gefahren aufmerksam und empfehle zur thunlichsten Begegnung fernerer Unglücksfälle Jedermann, sich beim Verkehr in den Fluß-Mündungen, Hafen und in See längs der Küste sorglichst nach den Warnungen und Weisungen der örtlichen Militair- und Civil-Behörden zu richten.
H.-Q. Hannover, den 20. August 1870.

Der General-Gouverneur im Bereich der Küstenlande.
(gez.) von Falkenstein.


In Gemäßheit der Verordnung vom 7. August 1868 wird hiemit bekannt gemacht, daß unter den Schafen der Dorfschaft Zarnewenz die Pocken ausgebrochen sind.
Schönberg, den 30. August 1870.

Großherzogl. Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. C. v. Oertzen.


- Die Nachricht von dem Siege der Deutschen am 29. August haben wir unsern Lesern gestern mittelst Extrablatts mitgetheilt; wir wiederholen diese neue Siegesnachricht des Königs an die Königin aus Varennes vom 30. v. M. für die unserer Leser, denen das gestrige Extrablatt nicht zugegangen ist. Der König berichtet: "Wir hatten gestern ein siegreiches Gefecht durch das 4., 12. (sächsische) und 1. baierische Corps. Mac Mahon geschlagen und von Beaumont bis über die Maas bei Mouzon zurückgedrängt. Zwölf Geschütze und einige Tausend Gefangene in unsern Händen. Verluste mäßig. Ich kehre soeben auf das Schlachtfeld zurück, um die Früchte des Sieges zu verfolgen. Möge Gott uns ferner gnädig helfen wie bisher."
- Da in den nächsten Tagen höchst wahrscheinlich mancherlei auf dem Kriegsschauplatze vor sich gehen dürfte, so wollen wir die Situation daselbst zurzeit, soweit diese überhaupt jüngsthin bekannt geworden ist, in einigen allgemeinen Zügen recapituliren. Demzufolge hat die erste und zweite Armee Metz nunmehr vollständig eingeschloffen und um die Festung herum feste Stellungen eingenommen, damit jeder Versuch Bazaine's unmöglich werde. Da der Marschall nicht capituliren wird, ohne einen solchen Durchbruch versucht zu haben, so ist anzunehmen, daß es demnächst vor Metz wieder zu einer Schlacht kommen wird. Bazaine's Corps soll inzwischen nicht mehr zu fürchten sein. Im 'Etoile belge' sagt wenigstens ein von dem Blatte selbst als zuverlässig bezeichneter Gewährsmann, welcher der Rückkehr der französischen Armee nach Metz nach der Niederlage vom 18. beiwohnte, die Truppen seien in einem beklagenswerthen herzzerreißenden Zustande gewesen. Mit derartig heimgesuchten Abtheilungen lasse sich nicht mehr viel anfangen. Die dritte und vierte Armee befindet sich fortwährend auf dem Vormarsch auf Paris. Von Mac Mahon hat man noch immer keine zuverlässigen Nachrichten; doch scheint er sich in der Gegend von Busancy zu befinden, woselbst kürzlich ein kleines Gefecht mit Mac Mahonschen Vortruppen stattfand. Was Straßburg betrifft, so wird dasselbe jetzt ernstlicher belagert, so daß neben der Beschießung mit schwerstem Festungsgeschütz auch der förmliche Angriff verbunden werden soll. Es wird dies eine der großartigsten Belagerungen sein, welche die Kriegsgeschichte kennt, wenn der eben nur aus sehr wenigen Truppen bestehende Feind es anders nicht vorziehen sollte, zu capituliren.
- Schönberg. Der Sohn des Schmiedemeisters Haack in Thandorf macht im Lanenburgischen Jäger-Bataillon Nr. 9 den Feldzug gegen Frankreich mit. Ein Brief desselben an seine Eltern dürfte für unsere Leser von Interesse sein, und lassen wir denselben hier folgen: "Zanctoel d. 21. Aug. 1870. Liebe Eltern! Ich wollte Euch nicht eher wieder schreiben, bis ich von Euch einen Brief erhalten;

[ => Original lesen: 1870 Nr. 69 Seite 2]

weil wir jetzt aber wieder Briefe schreiben können, so sollt Ihr doch auch von mir Näheres über die letzte Schlacht erfahren. Am Dienstag den 16. d. rückten wir um Mittag in's Quartier, wurden aber gegen Abend um 5 Uhr alarmirt, weil die Franzosen die Preußen jenseits der Mosel, ungefähr 1 1/2 Meile von uns entfernt, angegriffen hatten. Wir marschirten an der Mosel entlang und passirten um 1/2 8 Uhr die Moselbrücke, wo uns schon eine Menge französischer Gefangenen begegnete und wurden dann noch Nachts 1/2 12 Uhr in eine Scheune auf einem Hofe einquartiert. Am folgenden Morgen rückten wir auf dem Schlachtfelde in's Biwak und hatten den Tag daselbst Ruhe. Am Abend wurde uns bekannt gemacht, daß uns am andern Tage eine Hauptschlacht bevorstände. Mit grauendem Morgen brachen wir auf, marschirten bis 9 Uhr und hatten darauf eine Stunde Ruhe und erblickten dann die Franzosen in weiter Ferne. Wir besetzten ein vor uns liegendes Dorf, wo der Feind schon anfing auf uns zu schießen, aber ohne zu treffen. Wir mußten das Dorf verlassen, um den Franzosen näher zu kommen; als wir aber eben aus dem Dorfe waren, wurden wir sofort mit heftigem Feuer begrüßt. Der erste, der fiel, war Peters aus Salem (bei Ratzeburg), der gleich todt war, er hatte einen Schuß durch die Lungen bekommen. Darauf ging's im Laufschritt unter mörderischem Feuer in ein Gehölz, wo wir etwas gesichert waren; von da aus wollten wir ein Gehöft besetzen und mußten zu diesem Zweck eine kleine Wiese passiren, wobei wir wieder 5 Mann verloren. Nachdem wir das Gehöft erreicht, wollten wir uns dem Feinde auf offenem Felde entgegen werfen, verloren aber, als wir eben aus der Deckung waren, unsern Hauptmann und Lieutenant Dütenhofer; wir mußten daher, weil wir keinen Führer hatten, zur Vertheidigung des Gehöftes bleiben. Der ganze Verlust des Bataillons beträgt 179 M., darunter 8 Offiziere, 10 Oberjäger, 161 Jäger. Wir liegen jetzt in Reserve in einem Feldlager und kommen nicht mehr in's Gefecht, weil unser Armeecorps am meisten gelitten. Wenn wir erst mit Gottes Hülfe wieder in Ratzeburg sind, werde ich Euch mündlich mehr mittheilen. Grüßt alle Freunde und Bekannte von Eurem Euch liebenden Sohn Johann."
- Das 'Echo du Parlament' meldet aus Bouillon (belgische Provinz Luxemburg, Sedan gegenüber unterm 30. Aug., daß der kaiserliche Prinz in Sedan eingetroffen ist, wo auch der Kaiser erwartet wurde. Preußische Ulanen haben sich nach derselben Meldung in Mouzon, nur 3 französische Meilen von Sedan entfernt, gezeigt.
- Es sind jetzt schon nach einem Berichte der 'Allg. Ztg.' an 80,000 Mann preußischer Landwehr-Infanterie und 4 vortreffliche preußische Landwehr-Cavallerie-Regimenter in Frankreich eingerückt, so daß mindestens 700,000 deutsche Krieger jetzt in Frankreich stehen, wogegen die gesammte französische Armee kaum noch 300,000 Mann zählt. Jedes preußische Linienregiment soll unverzüglich noch ein 4. Feldbataillon formiren, wozu alles Material an Ausrüstungsgegenständen, Offizieren und Soldaten reichlich vorhanden ist, denn man will den Krieg absichtlich mit großen Massen führen, und nöthigenfalls eine Million Soldaten in Frankreich zur Verfügung stellen.
- Bei der jetzigen naßkalten Witterung soll sich bei den Truppen und den Verwundeten der Mangel an wollenen Jacken, Unterbeinkleidern, Binden, Strümpfen auf's empfindlichste geltend machen. Vereine für die im Felde stehenden Krieger sowie unternehmende Handelsleute würden hier ein großes Feld ihrer Thätigkeit finden, indem in der ganzen Gegend um Metz nicht das geringste der genannten Art zu haben sein soll.
- Sind erst sämmtliche 150 schwere preußische Belagerungsgeschütze, worunter viele gezogene 24-Pfünder, in ihren Batterien aufgestellt und beginnen ihr Feuer, so ist Straßburg in wenigen Tagen ein Trümmerhaufen.'
- In der 'B.- u. H.-Ztg.' lesen wir: Bei der Belagerung von Metz werden die neuen gezogenen 120-pfündigen Mörser ihr Probestück in der Ernst-Verwendung ablegen. Auch von der Verwendung der neuen Marinegeschütze zu demselben Zwecke ist viel die Rede, doch bleiben darunter wohl nur die mittlern Kaliber zu verstehen, da der Transport und die Aufstellung der ganz, großen Geschütze jedenfalls wohl zu große Schwierigkeiten bieten möchte. Der gesammte Belagerungstrain soll, wie verlautet, mit 1000 Zügen seinem Bestimmungsort zugeführt werden, was ein Material an Geschützen und Munition voraussetzen läßt, wie es in der Geschichte noch nicht vorgekommen sein dürfte.
- In der englischen Bank hat Napoleon 12 Millionen liegen; nur das Eine weiß man nicht genau, ob's Pfunde oder Francs sind, was ein kleiner Unterschied ist. Zu leben hat also der Mann mit Weib und Kind; ob er aber auch schlafen kann?
- In preußischer Gefangenschaft befinden sich bis jetzt 17,000 Franzosen, darunter einige Hundert Offiziere, 2 Generale, 18 Oberste und 22 Stabsoffiziere. Erobert wurden bis jetzt 109 Geschütze, 23 Mitrailleusen und 9 Adler.
- Den deutschen Soldaten in Frankreich ist nichts nötiger als Leibbinden. Von Berlin sind bereits 20-30,000 Stück abgegangen; es müssen aber mehrere 100,000 sein.

(Fortsetzung in der Beilage.)


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle Nr. 3 c. p. der minderjährigen Maria Hagen daselbst, welche von ihrem Vater, dem Schustermeister Hans Joachim Hagen ebendaselbst vertreten wird, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Montag den 14. November 1870, Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen,. vor dem Liquidations-Termine ihnen Vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. August 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg belegene Büdnerstelle Nr. 1 c. p. des Kaufmanns Johann Joachim Hagen daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen , zu deren Anmeldung auf Montag den 14. November 1870, Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations-Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 29. August 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Antragsmäßig soll über nachstehende Grundstücke des Oelmüllers Adolph Capell zum Hammer als:

1. Seine zum Hammer belegene Erbpachtstelle c. p., früher einem Timmermann gehörig gewesen,
[ => Original lesen: 1870 Nr. 69 Seite 3]
2. Seine daselbst belegene Oelmühle c. p., früher einem Kähler gehörig gewesen,
- welche einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden sollen - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 6. September d. J., Vormittags 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 13. Juni 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft


Antragsmäßig soll über die zu Lockwisch belegene Erbpachtmühle c. p. des Oelmüllers Adolph Friedrich Capell vom Hammer ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 6. September d. J., Vormittags 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 13. Juni 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Auf Antrag des hiesigen Advokaten Dris. jur. Robert Peacock für die Arbeitsleute Hans Heinrich Mull und Jochen Mull zu Panten als alleinige Erben des weiland Schneiders Hans Matthias Mull zu Panten wird hindurch zur öffentlichen Kunde gebracht, daß der auf den Namen von Hans Matthias Murr (rectius Mull) in Panten ausgestellte und in den Büchern der Stadtcasse zu Lübeck unter den anerkannten noch nicht eingelösten Staatsschulden der freien und Hansestadt Lübeck aufgeführte Stadtcassenbrief über Crt. ] 574 termino Weihnachten mit 2 1/2 %, Loos Nr. 1669 bei der kürzlich in Panten stattgehabten großen Feuersbrunst muthmaßlich verbrannt ist, und werden alle diejenigen, welche außer den implorantischen Erben an diesen Stadtcassenbrief über Crt. ] 574, Loos Nro. 1669, Rechte und Ansprüche zu haben, oder der beantragten Mortification desselben widersprechen zu können vermeinen, aufgefordert und schuldig erkannt, diese Ansprüche, beziehungsweise Widersprüche binnen doppelter sächsischer Frist vom Datum dieses Proclams angerechnet, also spätestens am 20. October 1870 im hiesigen Gerichte - Auswärtige durch einen hier wohnhaften gehörig legitimirten Bevollmächtigten - geltend zu machen, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls mit ihren Ansprüchen und Widersprüchen ausgeschlossen, der gedachte Stadtcassenbrief für kraftlos erklärt, und die Stadtcasse, resp. Schuldentilgungs-Commission zu Lübeck ermächtigt und angewiesen werden soll, den implorantischen Erben einen neuen mit dem muthmaßlich verbrannten gleichlautenden Stadtcassenbrief auszustellen.
Lübeck, den 22. Juli 1870.
Das Stadt- und Landgericht.
Zur Beglaubigung
In Vertretung Dr. Faber.


Vermischte Anzeigen.

Da unter Zustimmung des dirigirenden Lazareth-Arztes solche Reconvalescenten, welche einer besondern ärztlichen Pflege nicht bedürfen, in Privatpflege gegeben werden können, so dürfte es angesichts der vielleicht sehr bald bevorstehenden Ankunft von Verwundeten wünschenswerth erscheinen, schon jetzt darüber Kenntniß zu erhalten, wo im hiesigen Fürstenthume Privatpflegestätten sich aufthun werden.
Bereits haben mehrere Familien in Schönberg und auf dem Lande sich mir gegenüber erboten, Verwundete bei sich aufzunehmen, sowie auch Erleichterungen und Erfrischungen aller Art zurVerfügung gestellt. Indem ich diesen Familien für ihre Opferwilligkeit im Voraus meinen aufrichtigen Dank ausspreche, erlaube ich mir hiedurch bekannt zu machen, daß ich fernere derartige Anerbietungen, sei es mündliche, sei es schriftliche, jederzeit gerne entgegennehmen werde.
Gaben an Geld, Leinensachen etc. bitte ich ,nach wie vor den verehrlichen Comités der hier bestehenden Hülfsvereine, mit welchen ich mich in Einvernehmen gesetzt habe, zugehen zu lassen und brauche ich wohl nicht noch zu bemerken, daß bei den zahlreichen blutigen Opfern, welche der gegenwärtige Krieg forderte, der Eingang weiterer Gaben sehr erwünscht sein wird.
Schönberg, den 29. August 1870.
Der Delegirte für die freiwillige Krankenpflege im Fürstenthume Ratzeburg.
C. v. Oertzen.


Wir haben den Zinsfuß für Darlehen aus der Anstalt bis auf Weiteres wieder auf 5 % festgesetzt.
Schönberg, den 23. Juli 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
C. Drevs. Wigger. Burmeister. W. Saß. Aug. Spehr.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Der Verlobte unserer Tochter Amanda, Emil Gabbert aus Greiffenhagen, pommer'scher Jäger im 2. Armee-Corps, starb durch einen Schuß in die Brust den Heldentod in der Sclacht am 18. August bei Metz. Zwei seiner Cameraden begruben ihn in einem einfachen Grabe im fernen Lande.
Wir widmen diese für uns wie für seine Braut so traurige Anzeige allen Freunden und Bekannten und bitten um stille Theilnahme.
Schönberg.
Ludwig Creutzfeld und Familie.


Zur Deckung der diesjährigen großen Feuerschäden vernothwendigt sich zunächst eine Hebung von 16 ßl. pro 100 Thlr. Cour., und werden die bestimmten Zahlungstage den verschiedenen Ortschaften noch besonders angesagt werden.
Schönberg, den 28. August 1870.
Die Direction der Feuerversicherungs-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Fick. Carl Bade.


Honig à Pfund 11 ßl. verkauft D. Hempel.


Lager von Tapeten und Borden & Rouleaux in guter Auswahl bei C. Schwedt.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Zahnweh Nervöses Zahnweh wird augenblicklich gestillt durch Dr. Gräfströms schwedische Zahntropfen à Flacon 7 1/2 Sgr. ächt zu haben in Schönberg bei Carl Bade.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 69 Seite 4]

Hamburg-Bremer Feuerversicherungs-Gesellschaft.
Hiedurch bringen wir zur öffentlichen Kenntnis, daß wir dem Herrn Schwie in Schönberg eine Agentur unserer Gesellschaft übertrgen haben.
Rostock, den 16. Juli 1870.
Die General-Agentur.
Franz Döhausen.
Auf vorstehende Bekanntmachung Bezug nehmend empfehle ich mich zur Übernahme von Feuerversicherungen für die genannte Gesellschaft auf Gebäude, sowie gesetzlich zulässig, Mobiliar, Geschäftsgeräthe und Vorräthe, Waaren, Gegenstände der Landwirtschaft etc. gegen feste billige Prämien und bin zu jeder gewünschten Auskunft stets gerne bereit.
Schönberg, den 16. Juli 1870.
C. Schwie, Agent der Hamburg-Bremer Feuerversicherungs-Gesellschaft.


Ohne Medicin und ohne Diät erfolgt die Heilung, resp. Linderung aller nervösen Schmerzen, durch die Wirkung der Galvano-therapeutischen Apparate.
Die einzigen, welche wirklich einen galvanischen Strom im Körper erregen, (sie werden beständig am Leibe getragen,) und deren Intensität hinreicht, Wasser zu zersetzen.
Die Wirksamkeit dieser Apparate wird garantirt und bitten wir, dieselben nicht den gewöhnlichen Rheumatismusketten und anderen ähnlichen Anpreisungen gleich zu achten, welche, trotz großem Geschrei unwirksam und unbrauchbar sind, an denen sich auch keine Spur von Electricität nachweisen läßt.
Unsere Apparate, die einzig wirksamen, beseitigen sicher Kopf- und Zahnschmerz sofort, den hartnäckigsten Husten in einer Nacht, Rheumatismus, Magenkrampf, Leib-, Hals-, Rücken- und Brustschmerz, Stiche gichtische und viele andere Uebel in kurzer Zeit.
Die galvano-therapeutischen Apparate werden in 3 Größen gefertigt, für Kinder zu 3 Thlr., für Erwachsene zu 5 Thlr., und besonders starke, zur Beseitigung hartnäckiger Uebel zu 7 1/2 Thlr. das Stück. Die Zusendung derselben erfolgt gegen Einsendung des Betrages und werden Correspondenzen franco erbeten von Adolph Goldstein & Co. in Berlin.
Fürstenstraße 22.


Nachstehende Bekanntmachung:
"Nach einer Mittheilung Sr. Excellenz des Herrn Kanzlers des Norddeutschen Bundes finden nach den vorliegenden Erklärungen der betheiligten hohen Regierungen die für die deutsche Armee bestimmten patriotischen Gaben nunmehr auf allen Staats- und Privatbahnen Nord- und Süddeutschlands ohne Rücksicht darauf, in welchem Staate sie zur Aufagbe gelangen, frachtfreie Beförderung, sofern die Frachtbriefe den Vermerk "für ausgerückte deutsche Truppen" tragen. Jedoch ist diese Frachtfreiheit Seitens der Königlich Preußischen Staats- und Privatbahnen ausgeschlossen worden:
für Sendungen, welche von Privatpersonen an staatliche Lazareth-Reserve-Depots, oder von solchen Lazareth-Reserve-Depots an Truppentheile etc. aufgegeben werden, finden bei diesen Bahnen also nur Statt für Sendungen

a. von Privatpersonen an Comité's oder Vereine,
b. von Comité's oder Vereinen unter sich,
c. von Comité's oder Vereinen an die Reserve-Lazareth-Depots oder Truppentheile etc.
Der Herr Kanzler des Norddeutschen Bundes hat mit Rücksicht auf die Zweckmäßigkeit dieser Einschränkung die Uebertragung derselben auf die übrigen Bahnen Nord- und Süddeutschlands den betheilgten Regierungen empfohlen.
Berlin, den 18. August 1870.
Der Königliche Commissar und Militair-Instpecteur der freiwilligen Krankenpflege.
In Vertretung Herzog von Ujest."
bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß.
Feldberg, den 27. August 1870.
Der Landes-Delegirte für die freiwillige Krankenpflege.
von Oertzen.


Zu Michalis habe ich noch eine Wohnung, bestehend aus einer Stube, Schlafstube, Kammer, Kochplatz und Sparherd, Vorplatz, zwei Abseiten, Keller, etwas Hofplatz, zu vermiethen. Näheres zu erfragen in der Exped. d. Bl.


Neue Kriegskarten von Rhein bis Paris, "Die Wacht vom Rhein", Musikalische Gartenlaube Nr. 44 sind wieder vorräthig bei J. P. Bade.


Pferd Den geehrten Landleuten mache ich hiemit die ergebene Anzeige, daß ich einen Transport starker, eleganter hannöver'scher Voll- und Halbblutfüllen am 8. September in Samkow beim Gastwirth Seeler und am 9. September in Schönberg bei Gastwirthin Boye zum Verkauf stellen werde, und bitte um zahlreichen Besuch.
C. Beckmann.


Fahnen! Illuminations-Sachen!
Bonner Fahnenfabrik Bonn.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag den 4. September.
Früh-Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags-Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
Aug.
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
30.
31.
1.
33.60
36.97
35.76
9.2
8.6
7.6
14.3
12.6
15.0
NNW
NW
W
1
1
1
zieml. heit.
-
-


Zinsfuß für Darlehen aus der Erparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg 5 %.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.10 - 10 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Eier 8 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.5 Schilling (Mecklenburg).


Getreide-Preise in Lübeck.

(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen19 1/4 - 19Mark (Lübeck)10Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/4 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat28Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen27 - 27Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


(Hiezu eine Beilage.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 69 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 69 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. September 1870.


- Eine Correspondenz der 'Daily News' lautet: 'Indem wir (die deutschen Truppen) vorrücken, werden die Leute immer französischer. Sie haben allmählig ganz aufgehört, deutsch zu sprechen, und es herrscht die Verwirrung einer wirklichen fremden Eroberung. Nach dem ruhigen Temperament der Elsässer Bauern sind wir nun unter Leute gekommen, die durch das, was um sie vorgeht, bitter gekränkt werden. Wir befinden uns nun wirklich in Frankreich. Mir sind 20 Fälle mißverstandener Reden und daraus folgenden mißverstandenen Zornes vorgekommen: 'Sagen sie mir, wo ist das Hauptquartier?' - 'Ah Monsieur, nous n'avons plus de cognac!' u. s. w. Die Soldaten sind in der That nicht hart, wenn sie das erhalten, wozu sie sich berechtigt glauben; und das Betragen ihrer gefürchteten Feinde ist nicht geeignet, die Einwohner zu beunruhigen. Aber der Unterschied der Sprache macht den Verkehr nichts weniger als angenehm. Die Franzosen fügen sich gut in ihr Schicksal; sie werden aber sehr ärgerlich, wenn sie in fremden Zungen angeschrien und an der Schulter geschüttelt werden, wenn sie schwer von Begriffen sind. Eine ihrer Lieblingstheorien ist, daß alle civilisirten Menschen die Weltsprache wenigstens etwas sprechen müssen. Es kommt unsern lebhaften Nachbarn sehr hart an. Ich muß ihnen aber, oder vielmehr, ich muß beiden Theilen Gerechtigkeit widerfahren lassen. Die Franzosen ertragen es wie verständige Menschen und die Deutschen sind nicht zornig oder bösartig. Ich kann nicht umhin, den Anblick unseres Vormarsches als einen Tribut der modernen Civilisation zu betrachten. Da stehen junge Mädchen lachend vor den Hausthüren, ohne die geringste Furcht vor Gewalthätigkeiten, und doch sind vor uns schon 100,000 Mann desselben Weges gezogen. Im 30jährigen Kriege wäre es anders gewesen und auch noch vor 50 Jahren. So aber ist es heute. Die Bauernmädchen stehen da, halb scheu, halb neugierig, um den Prinzen und seinen Stab vorbeireiten zu sehen. Die Alten sonnen sich, mancher schüttelt den Kopf und denkt, wenn die alte Garde noch lebte, so würde sie diese Herren zum Frühstück verzehren. Im Ganzen genommen beträgt sich die Bevölkerung ruhig und anständig. Sie zucken wohl die Achseln und sagen lächelnd: 'Die Reihe ist an uns noch nicht gekommen, aber wartet nur, wenn der Kaiser erst fertig ist.'
- Auf dem Bahnhofe zu Bromberg ist Folgendes vorgekommen: Ein seiner Tapferkeit wegen mit dem Gefangenen-Transport beehrter Sergeant war in Folge der Strapazen des Krieges und der Reise wirklich unwohl geworden und sah wohl nicht sehr einladend aus, als er eine fein gekleidete Dame, welche 6 Tassen Bouillon auf die Waggons zutrug, in höflichstem Tone ansprach: 'Verehrtes Fräulein, mir ist wirklich recht unwohl, dürfte ich Sie um eine Tasse Bouillon für mich bitten?' Schnippisch wurde ihm die Antwort zu Theil, die Bouillon sei für die französischen Herren Offiziere bestimmt. Aber die Antwort des braven preußischen Kriegers war eben so rasch als unerwartet - Schnapp! knallte ein Faustschlag von unten an das Tablett, daß alle 6 Tassen hoch in die Lüfte sprangen und die Franzosenfreundin von der Brühe bespritzt wurde. Sie zog es indessen vor, nach dieser Antwort nichts mehr zu sagen und sich schleunigst rückwärts zu concentriren, hoffentlich bei sich denkend: 'war das'n Grobian, aber Recht hat er!'
- Die in Spandau untergebrachten französischen Kriegsgefangenen, besonders die Zuaven und Turcos, werden jetzt theilweise mit Schanzarbeit beschäftigt, wobei sich indessen diese afrikanischen Mannschaften oft äußerst widerspänstig zeigen, theils in gefährlicher, theils in drolliger Form. Wenn sie hinausgeführt werden zu der übrigens in sehr mäßigem Umfange, hauptsächlich ihrer eigenen Gesundheit halber ihnen auferlegten Arbeit, so hat die Escorte stets gegen den Versuch des Ueberfalls oder der Flucht auf ihrer Hut zu sein, und wenn das Signal zum Ergreifen des Handwerkszeuges und zum Beginn der Arbeit gegeben wird, dann verlachen und verhöhnen die wilden Wüstensöhne nicht selten den commandirenden preußischen Unteroffizier, schlagen Purzelbäume, machen tolle Capriolen und geben zu verstehen, sie würden nicht eher folgen, als bis die deutschen Soldaten ihnen diese Hanswurstereien nachgeahmt hätten. Statt dessen aber wird dann von den deutschen Soldaten eine sehr bedeutsame Bewegung mit den geladenen Zündnadelgewehren gemacht, die fast nie ohne den gewünschten Erfolg bleibt, der indessen mitunter auch schon durch die Erlaubniß zum Anstimmen eines kurzen Gesanges erreicht wird.
- In der Kriegsgeschichte werden die drei Schlachten vor Metz nach den Orten Courcelles, Vionville und Gravelotte genannt werden. Diese Bezeichnungen hat ihnen König Wilhelm gegeben.
- Die Generale Palikao und Trochu sind die zwei mächtigsten Männer in Paris; Palikao steht an der Spitze der Regierung, Trochu an der Spitze der Nationalbewaffnung; der Erste ist Napolconisch und sorgt vor allem für sich selbst, der Andere ist Orleanist. Vorläufig gedenken beide Paris auf's Aeußerste zu vertheidigen; es kommt darauf an, wie lange sie sich vertragen. Die Opposition wirft dem General Palikao und Consorten vor, sie dächten mehr an die Rettung Napoleons als Frankreichs und hätten einen Staatsstreich vor. Einstweilen sind 1500 Republikaner, Socialisten etc. verhaftet und eingesperrt worden. Trochu hat angekündigt, daß alle mittellosen und verdächtigen Personen ausgewiesen werden sollen. Die Arcadier, die unbedingten Anhänger Napoleons, sind ziemlich ängstlich, daß auch sie Trochu verdächtig vorkommen und plötzlich einmal zu singen haben: 'Auch wir sind in Arcadien gewesen!'
- Ein Kriegsgerichtsprotocoll, aufgenommen am 21. Aug. im Feldlazareth zu Saaralben, enthält Folgendes: 'Rittmeister von Fürstenberg vom 10. Husaren-Regiment, lag in der Nacht vom 18. auf den 19. verwundet auf dem Schlachtfelde von Gorce. Als er nach einer Ohnmacht gegen Morgengrauen zur Besinnung kam, sah er, wie Gestalten geschäftig umherhuschten; als eine derselben näher kam, sah er ganz deutlich das Zeichen der Johanniter auf deren Arm. Er wollte den um Hülfe rufen, aber die Stimme versagte ihm bei dem Anblicke, der sich ihm darbot. Der Mann mit dem Johanniterkreuz rief die drei andern Gestalten zu einer Gruppe Verwundeter und Todter, 'ganz in meiner Nähe,' heißt es in diesem Protocoll, 'ich erkannte deutlich einen Mann im Feldpriester-Ornat und zwei Johanniter. Als die Männer bei der Gruppe angekommen, begannen dieselben mit Messer und Scheere die Uniform jedes einzelnen auf der Brust zu öffnen - wer sich etwa noch bewegte, wurde mit den Händen erwürgt, - wenn sich auf der Brust nichts fand, begannen sie die Taschen und Hände zu durchsuchen, jeder Ring an der Hand eines Todten oder Verwundeten wurde mit dem Finger abgeschnitten. Die Pretiosen steckte der Priester zu sich. Da näherten sich die Hyänen der Stelle, wo ich lag, - mühsam versuchte ich mich aufzurichten und um Hülfe zu rufen, da hatte mich jedoch schon der Eine bemerkt und sprang auf mich zu, ich rief aus Leibeskräften, zwei dieser Kerle liefen vorwärts, um als Wache zu stehen. Glücklicherweise fühlte ich, daß mein sechsläufiger Revolver neben mir lag. Ich drückte los und der Feldpriester sank verwundet nieder, die Andern entflohen, wurden jedoch von der herbeikommenden Feldwache eingeholt.' Die Untersuchung ergab, daß die verkleideten Johanniter Feldhyänen waren, und zwar ein Deutscher, ein sehr wohlhabender Gastwirth, und drei Belgier, die in Stollberg im Bleibergwerk angestellt sind. Man fand bei denselben an achtzig mehr oder minder werthvolle Ringe (einige, die noch an abgeschnittenen Fingern steckten), an dreihundert Uhren, Geldtaschen und Börsen, Epauletts. Der Werth der Sachen beläuft sich auf 20,000 Thaler. Diese Hyänen wurden nach Koblenz abgeführt.


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