No. 48
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Juni
1870
vierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1870 Nr. 48 Seite 1]

- Im September d. J. wählt das Volk in Norddeutschland seine Vertreter im Reichstage. Die bevorstehende 3jährige Periode ist vor Allem wichtig durch das Aufhören des eisernen Militär-Etats am 31. December 1871. Die Wünsche gehen auf bedeutende Ermäßigung der Ausgaben für das Militair und damit auf Ersparungen, die in einem andern Theile des Staatshaushaltes kaum gemacht werden können. Diesen Hoffnungen tritt aber die preußische Regierungspresse (Prov. Corr.) jetzt schon entschieden entgegen. Sie erklärt, 'eine Herabsetzung der Friedensstärke und damit eine erhebliche Verminderung der Ausgaben für das Bundesheer ist nicht möglich, ohne die Wehrhaftigkeit des Bundes zu gefährden; wer dafür wirkt, erschüttert und verwirrt die Zustände. Kein patriotisch denkender Mann wird die Hand dazu bieten, die Einrichtungen in Frage zu stellen, auf denen die Kraft und Sicherheit unseres Gemeinwesens und damit die Wohlfahrt, der gewerbliche Aufschwung und das Gedeihen des Volkes beruht.'
- DieNormal-Aichungs-Commission des Norddeutschen Bundes hat ein Verzeichniß von denjenigen Gewichten aufgestellt, die nach dem neuen Gesetz vom 1. Januar 1872 ab im öffentlichen Verkehr nicht mehr zugelassen werden können. Es sind dies alle Viertel-Centnerstücke, alle Dreipfundstücke und in den verschiedenen Arten der Eintheilung des Bundes: a) in der Decimaleintheilung die Stücke von 5 Quent, 5 Halbgramm oder Oertgen und deren Zehntel- oder Hundertstelabstufung; b) in der 30-Lotheintheilung alle Stücke mit Ausnahme des Halbpfund, sowie der 3-Loth-, 3-Quentchen-, 3-Cent- und 3-Kornstücke; c) in der 32-Lotheintheilung alle Stücke mit Ausnahme des Halbpfundstückes; ferner sind alle Bezeichnungen an den sonst passenden Gewichtsstücken, welche Namen oder Abkürzungen enthalten, die in der Maß- und Gewichtsordnung entweder gar nicht oder nicht in dem bisherigen Sinne gebraucht werden, zu beseitigen und durch passende Bezeichnungen zu ersetzen, widrigenfalls auch solche Stücke nicht in Gebrauch genommen werden dürfen. Ferner sind alle diejenigen Stücke zu beseitigen, welche nur mit Zahlen ohne Angabe des Einheitsnamens bezeichnet sind, mit Ausnahme der gußeisernen Stücke dieser Beschaffenheit von einem halben Pfund aufwärts. Diese letzteren bleiben bis dahin zulässig, daß eine neue Berichtigung und Stempelung erforderlich wird, jedoch nur innerhalb der Grenzen des Landes, dessen Stempel sie tragen. Endlich sind die sogenanten Einsatzgewichte nach dem 1. Januar 1872 im öffentlichen Verkehr nicht mehr zu dulden, da einzelne ihrer Theilstücke nach dem neuen Gesetze nicht zulässig sind und dadurch gegen die Gestattung eines Fortgebrauchs dieser einzelnen Theile, wenn auch nur im Zusammenhang mit dem Ganzen, entscheidende Bedenken obwalten.
- Die Menschen werden kleiner, wenn sie alt werden, manche Staaten ebenfalls. Schweden hat einst unter seinen Königen Gustav Adolf, Carl XII. u. s. w. eine große Rolle in der Politik gespielt, und Dänemark ebenso. Jetzt werden sie immer kleiner und unbedeutender, und man kann nicht wissen, ob sich einmal Schweden an Dänemark oder Dänemark an Schweden erholt; vorläufig speculirt jedes darauf. Wie wir schon gemeldet haben, nimmt Schweden ab durch Auswanderung nach Amerika; im Jahre 1868 hat es um 23,000 Köpfe abgenommen, im Jahre 1869 um 14,000 K. Im Jahre 1860 sind fast 40,000 Schweden nach Amerika gezogen, eine besondere Liebhaberei haben sie für die Mormonen.
- Wie sehr die Norddeutsche Packet-Beförderungs-Gesellschaft an Geschäftsumfang und Vertrauen beim Publikum, selbst höchsten Orts, gewonnen, beweist die Einstellung eigener Wagen mit Gesellschaftsbeamten bei den meisten deutschen Eisenbahnen, anderseits aber auch eine Verfügung vom 26. v. Mts. Seitens der Ministerien des Innern und der Finanzen in Berlin, wonach die Central- und Provinzial-Behörden in den Ressorts der Königl. Ministerien des Innern und der Finanzen, sowie die Königl. Directionen der Rentenbanken angewiesen werden, wegen Beförderung der von ihnen abzulassenden Packete sich dieser neuen und bewährten Transport-Einrichtungen zu bedienen.
- Der kluge Dr. Strousberg macht mit Gutenberg Compagnie. In seinem Hause unter den Linden hat er eine Buchdruckerei mit 7 Schnellpressen errichtet.
- Der erleuchteten Herren im Oberhaus in Pest kamen am 13. Juni gerade 13 zusammen. Kaum war diese gefährliche Zahl festgestellt, so wurde das Haus leer; denn Jeder der 13 Herren eilte, sich so schnell als möglich aus der gefährlichen Gesellschaft zu entfernen.
- Frankreich denkt nicht an Krieg, sondern an die Erndte. Die Besorgnisse sind groß, da die Hitze und Trockenheit unverändert anhält. An einem Börsentage stieg der Mehlpreis um 4 Francs und Hafer noch mehr. Nach Ungarn und Krim sind Bestellungen auf ungeheure Massen von Getreide ergangen. Die Angst vor der Erndte und ein neues Unwohlsein Napoleons drückte die Herren und Papiere an der Börse ziemlich stark. - Wenn die eingefleischtesten Stockjobbers an die Erndte denken, werden sie ordentlich fromm; sie spüren da etwas von der Allmacht und von ihrer Unmacht und zittern. - Auch in England sind die Getreide- namentlich Weizenpreise gestiegen.
- In Berlin giebts jetzt 50 große Bierbrauereien, die alle gute, zum Theil sogar brillante Geschäfte machen.
- Zwei Copenhagener Herren ritten vor einigen Tagen spazieren auf's Land, das Pferd des Einen bäumte und überschlug sich und der Reiter kam unter das Thier zu liegen, ein Bauer kam herbei, fing das Pferd und half dem Reiter wieder auf dasselbe. Die Reiter dankten und ritten davon. Nach ein paar Stunden aber trat der Reiter nochmals in das Haus und bedankte sich, es war der König.
- Ein seltener Vogel wurde am 8. d. in der Nähe von Bellye (Ungarn) geschossen. Derselbe war ein Adler größter Gattung, der um den Hals einen stählernen Ring trug, auf welchem die Jahrzahl 1646 und ein halbverwischtes Wappen eingegraben waren. Der alte Bursche scheint also schon etwas erlebt zu haben, ehe ihn der Tod aus dem Rohre des Schützen ereilte. Der Vogel wurde für das Agramer Museum angekauft.

[ => Original lesen: 1870 Nr. 48 Seite 2]

- In einer Kiesgrube bei Stockstadt wurde ein Mammuth-Zahn von 20 Pfund Gewicht ausgegraben. Die Stockstädter fragen, ob die Mammuthe auch Zahnweh gehabt haben und erschrecken was das für ein Weh gewesen sein muß.


Anzeigen.

Es wird hiedurch in Erinnerung gebracht, daß die mit Führung der Stammrollen beauftragten Ortsbehörden nach § 92 der Militär-Ersatz-Instruction verpflichtet sind, dem Civil-Vorsitzenden die jedesmalige Anzeige zu machen, wenn Militairpflichtige bis zur Zeit des Departements-Ersatz-Geschäftes den Aushebungsbezirk verlassen oder Andere zugehen.
Schönberg, den 16. Juni 1870.
Der Civil-Vorsitzende der Kreis-Ersatz-Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Vorladung.
Antragsmäßig sollen über nachstehende Grundstücke des Oelmüllers Adolph Friedrich Capell zum Hammer als:

1. seine zum Hammer belegene Erbpachtstelle c. p., früher einem Timmermann gehörig gewesen,
2. seine daselbst belegene Oelmühle c. p., früher einem Kähler gehörig gewesen,
- welche einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden sollen - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 6. September d. J., Vormittags 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 13. Juni 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. .S.) A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lockwisch belegene Erbpachtmühle c. p. des Oelmüllers Adolph Friedrich Capell vom Hammer ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 6. September d. J., Vormittags 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 13. Juni 1870.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. .S.) A. Dufft.


Verkaufs-Anzeigen.

Am nächsten Donnerstag den 23. Juni d. J., Vormittags von 9 Uhr an sollen im Hause des verstorbenen Mühlenbesitzers Menz zu Pahlingen in öffentlicher Auction gegen gleich baar Bezahlung meistbietend verkauft werden:

Betten, Bettstellen, Schränke, Commoden, Sopha's, Stühle, Tische, 1 Klavier, 1 Stubenuhr, Koffer, Laden, Kisten, Bänke, 1 Stuhlwagen, 1 Bauwagen, 1 Walze, 1 Kornrommel, 1 Decimalwage, 1 gewöhnliche Wage mit mehreren Gewichtstücken, 2 große Häckerlingladen, verschiedene Haus-, Acker- und Wirthschaftsgeräthschaften und was sich sonst noch vorfindet.
Kutzbach, Landreiter.


Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist an jedem Mittwoch und während des bevorstehenden Johannistermines vom 24. Juni bis 1. Juli d. J. von 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Die Ersparniß-Anstalt nimmt jederzeit Einlagen an und berechnet die Zinsen für die Einlagen, welche jetzt oder im Termine gemacht werden, vom Johannis-Termin d. J. an.
Ebenso nimmt die Vorschuß-Anstalt jederzeit beliebige Summen zur Verzinsung an, auch gewährt dieselbe Darlehn gegen 5 pCt. und gegen Bürgschaft zweier solider, im hiesigen Fürstenthume wohnhafter Männer oder gegen Verpfändung von Werthpapieren.
Schönberg, den 12. Juni 1870.
Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
C. Drevs. Wigger. W. Saß. Aug. Spehr.
Secretair : R. Rackow, Adv.


Großherzog Georgs-Stiftung.
Beim herannahnden Johannis-Termine bringe ich hierdurch diese sehr empfehlenswerte Altersversorgung in Erinnerung.
Diejenigen, welche dieser Stiftung beizutreten beabsichtigen, wollen sich bis zum 24. d. Mts. unter Beibringung einer ihr Alter bezeugenden Bescheinigung bei mir melden. Zugleich mache ich darauf aufmerksam, daß auch junge Leute unter 27 Jahren und Kinder jeden Alters unter sehr billigen Bedingungen aufgenommen werden.
Die Statuten sind bei mir unentgeldlich zu haben, und ertheile ich jederzeit gern Auskunft darüber.
Schönberg, den 16. Juni 1870.
G. Grapow.


Eisenbahn Bekanntmachung.
Nach erfolgter hoher Genehmigung werden zur Verstellung der täglichen zweiten directen Verbindung zwischen Schwerin und Lübeck vom 20. d. Mts. ab bis auf Weiteres nachstehende Züge zwischen Schwerin und Kleinen abgefertigt werden:

Abfahrt von Kleinen 12 Uhr 30 Min. Nachm.
Ankunft in Schwerin 12 Uhr 54 Min. Nachm.
-------------------
Abfahrt von Schwerin 2 Uhr 35 Min. Nachm.
Ankunft in Kleinen 2 Uhr 59 Min. Nachm.
Dagegen wird der nach dem jetzigen Fahrplan von Kleinen um 12 Uhr 30 Min. Nachm. abgehende, in Wismar um 12 Uhr 55 Min. eintreffende, ebenso auch der von Wismar um 2 Uhr 58 Min. eintreffende Personenzug vom 20. d. Mts. ab inWegfall kommen.
Schwerin, den 16. Juni 1870.
Die Direction der Großherzogl. Friedrich-Franz-Eisenbahn.


Ich bin gesonnen, meine beim Bahnhof gelegene Bude entweder im Ganzen oder getheilt, sowie verschiedene Tische, Stühle, Schrank-Utensilien, Kochgeräte und Kessel etc. unter der Hand zu verkaufen. Kaufliebhaber wollen sich jederzeit an Ort und Stelle einfinden.
G. Patsch, Budiker.


Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen-Krankenkasse findet am Sonntag den 26. Juni, Nachmittags 4 Uhr im Locale der Gastwirthin Krüger statt, wozu die Mitglieder freundlichst hierdurch eingeladen werden. Auf dem Lande arbeitende Gesellen werden ersucht, ihre Beiträge am genannten Tage einzuliefern, widrigenfalls die Restantenliste Großherzoglicher Landvogtei zur Execution übertragen wird.
Der Vorstand.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 48 Seite 3]

Hiemit bringe ich zur geneigten Kenntnißnahme, daß ich mit dem heutigen Tage die mir übertragene Haupt-Expedition der Norddeutschen Packet-Beförderungs-Gesellschaft in Berlin, Valette, Reinecke, Randel & Comp., Commandit-Gesellschaft auf Actien (mit einem grundkapital von 500.000 Thlr.) eröffnet habe un bitte um rege Betheiligung.-Es werden Packete aller Art, in jeder Größe und in jedem Gewicht mit gleicher Sicherheit wie durch die Post nach allen Orten befördert. Die Portosätze sind bis zum Gewicht von 50 Pfund durchschnittlich 25% (um ein Viertel) und von über 50 Pfund um 50% (um die Hälfte) niedriger als diejenigen der Post. - Ebenso beträgt für Sendungen mit Werthsdeclaration und Nachnahme die Assecuranz-Prämie, resp. die Nachnahme-Provision nur die Hälfte der Postsätze.
Die Gesellschaft gewährt in etwaigen Verlustfällen dieselbe Entschädigung, wie die Post und giebt über jedes Packet einen Einlieferungsschein.
Schönberg, den 2. Juni 1870.
Die Haupt-Expedition der Norddeutschen Packet-Beförderungs-Gesellschaft.
Wilh. Heincke.


Mit schwarzem Tuch, à Elle 1 Taler (Mecklenburg) 6 Schilling (Mecklenburg), Werth 1 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), sehr billige schwarze und couleurte Buckskin, sowie im Ausverkauf billige Umschlagtücher, ächte Long-Chawls à 8 Taler (Mecklenburg), Werth 15Taler (Mecklenburg), Kleiderstoffe à Elle 3 Schilling (Mecklenburg), Resten von Cattun und Jaconett, leinen Dock, Englisch Leder und viele ander Sachen empfiehlt zu Spottpreisen Ludwig Creutzfeldt, Siemzerstraße 166.


Eisenbahn

Es werden hiermit alle Unternehmer, Lieferanten, Handwerker und Arbeiter etc., welche noch Forderungen an die Casse der Großherzogl. Friedrich-Franz-Eisenbahn, Strecke Kleinen-Lübeck zu erheben berechtigt sind, aufgefordert, solche Forderungen ehebaldigst, und zwar spätestens bis zum 1. Juli cur. entweder auf dem Bureau der Großherzoglichen Eisenbahn-Bauverwaltung zu Lübeck oder bei den Bahnhofs-Verwaltungen zu Bobotz, Grevesmühlen und Schönberg schriftlich zur Vorlage zu bringen.
Lübeck, den 15. Juni 1870.
Die Großherzogliche Eisenbahn-Bauverwaltung.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termine Gelder und Sparkassen-Bücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin zu dem jetzt erhöhten Zinsfuße besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bist spätestens zu 27. Juni bei mir abzugeben.
J. P. Baade, Buchbinder.


Gesucht werden zu Johannis d. J. gegen vorzügliche hypothekarische Sicherheit und 4 pCt. Zinsen, 7000 Thaler in benachbarten Gütern, sowie mehere Pöste von je 1600, 1500, 1000, 500, 400, 300, 200 und 100 Thaler etc. in Schönberger und ländlichen Grundstücken. Hierauf Reflectirende ersuche um baldige Anmeldungen von Capitalien.
Carl Bade.


Gelder, die mir anvertraut werden, kann ich jeder Zeit zu der bekannten großen Sicherheit und zu fünf pro Cent verzinslich unterbringen.
Kindler, Advocat.


Am 27. und 28. Juni, beide Tage Nachmittags, wird bei mir ein Scheibenschießen nach Gewinnen stattfinden, wozu ich die geehrten Schießliebhaber hiedurch einlade.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten. - Auf einen Satz von 3 Schüssen, der 16 Schilling (Mecklenburg) kostet, fällt nur ein Gewinn.
Krüger Möller in Zarnewenz.


Einladung zum Tanzunterricht.
Hiermit den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich Anfang Juli meinen Tanzunterricht beginnen werde.
Hochachtungsvoll Rautenberg.


Englische glacirte Steinröhre (Thonröhre), Lüneburger Portland-Cement, Feuerfeste Steine empfiehlt ergebenst Wilh. Harmsen.
Ratzeburg.


Neue Matjes-Hering empfiehlt F. Heitmann.


Eine Partie waschechter Jaconetts, gute Waare, hübsche Muster, zu sehr billigen Preisen bei Gebrüder Burchard.


Den Rest unserer Jaquetts, nur neue Sachen, verkaufen wir, um schnell damit zu räumen, bedeutend unter Preis.
Gebrüder Burchard.


Glacehandschuhe in allen Größen und Farben bei Gebrüder Burchard.


Alle Diejenigen, die an den zu Pogetz verstorbenen Büdner Hans Boye, früher zu Bechelsdorf, noch rechtliche Forderungen zu haben glauben, werden hiedurch aufgefordert, sich innerhalb 3 Wochen bei den unterzeichneten Vormündern der Boye'schen Minorennen zu melden, widrigenfalls ihre Forderungen später nicht mehr berücksichtigt werden können.
Hauswirth Hans Robrahn zu Pogetz.
Hauswirth Jochen Robrahn zu Pogetz.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 48 Seite 4]

W. Kolls, Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Zu dem diesjährigen, am Montag den 4. und Dienstag den 5. Juli stattfindenden Königschuß, an welchem gleichzeitig das 50jährige Jubiläum der Schützenzunft gefeiert werden wird, laden wir sämmtliche Bewohner der Stadt und Umgegend hierdurch freundlichst ein.
Sollten sich Zünfte und Corporationen, sowie Landleute zu Pferde dem Ausmarsch am 4. Juli Morgens anzuschließen wünschen, so werden dieselben ersucht, sich bis Montag den 27. Juni zu melden.
Ein Gewinnschießen an der zweiten Scheibe findet auch in diesem Jahre statt. Die Ziehung der Tombola beginnt am Nachmittage des zweiten Tages nach 4 Uhr.
Captain und Aeltste der Schützenzunft.


Die Unterzeichneten erlauben sich, nachstehende Paragraphen des Allerhöchst bestätigten Reglements für die Schützenzunft hiermit zur allgemeinen Kenntniß zu bringen.

§. 2.

Der Commandeur der Compagnie ist der Capitain, dessen Anordnung und Führung Folge zu leisten die Compagnie verbunden ist; der Magistrat wird dazu jedesmal einen Mann wählen, dessen Sittlichkeit und Rechtlichkeit seinen Mitbürgern Achtung und Vertrauen einflößt, und ihm dann in seinem Ansehen schützen. Er ist dem Magistrat für alles verantwortlich.

§. 3.

Die öconomischen Angelegenheiten besorgen zwei Schaffner. Sie folgen im Range nach dem Capitain und sind die Aufseher über die der Compagnie gehörenden Effecten und die Berechner der Casse.
Alle An- und Vorträge, die Compagnie betreffend, geschehen Namens derselben, durch den Capitain und die Schaffner.

Und Nachtrag sub II.
Soll jeder Bürger der Stadt Schönberg spätestens zwei Jahre nach seiner Gelangung zum Bürgerrecht auf vier Jahre Mitglied der Schützen -Compagnie sein.
Schönberg, den 15. Juni 1870.
Die Aeltesten der Schützenzunft.


Epileptische Krämpfe (Fallsucht) heilt brieflich der Specialarzt für Epilepsie Doctor O. Killisch in Berlin, Jetzt: Luisenstraße 6. - Bereits über Hundert geheilt.


Sämmtliche Maurergesellen werden aufgefordert, zu der am Sonntag den 26. Juni zu Schönberg stattfindenden Versammlung zu erscheinen, um wegen Beitritts in den Leipziger Verein zu verhandeln.
Die Altgesellen der Maurerzunft.


Das Manufactur- und Modewaaren-Geschäft von Rud. Fromm, Holstenstr. Nr. 301, Lübeck, empfiehlt sein reichassortirtes Lager von Kleiderstoffen, Châles und Tüchern, Damen-Umhängen etc. etc. Zu den billigsten Preisen einem geehrten auswärtigen Publikum ganz ergebenst.


Pommersche Schmiedesensen und Gußstahl-Sensen sind zu haben bei J. Hagen, Schlössermeister.


Verzinnte Milchsatten empfiehlt zu billigsten Preisen Moritz Stein.
Ratzeburg.


Der Weg von Siemz bis Rünz ist von Montag den 20. Juni, wegen des Brückembaues beim Holländerhause, zu Torriesdorf während acht Tagen nicht zupassiren; während dessen fährt das Fuhrwerk beim Holländerhause über den daneben liegenden Schlag.
Inspector Warncke zu Torriesdorf.


Lager von Tapeten und Borden & Rouleaux in guter Auswahl bei C. Schwedt.


Meteorologische Beobachtungen.
Juni
1870.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
17.
18.
19.
20.
36.29
38.29
38.84
37.96
14.3
12.0
11.4
9.2
25.6
18.3
17.6
18.0
SSO
WSW
W
W
1
1
1
1
zieml. heit.
-
wolkig.
-.

Am 17. und 18. 15 und 7 Cubikzoll Reg. auf 1 []'.


Zinsfuß für Darlehen aus der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg 5 %.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.22 - 24 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.15 - 17 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.5 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Schinken d. Pf.9 1/2 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11 Schilling (Mecklenburg),
Eier 6-7 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(pro Sack in Lüb. Crt.)
 PfundMark (Lübeck)Schilling (Mecklenburg)
Weizen23020 1/2-2012
Roggen22014 1/2-15-
Gerste20011-118
Hafer17010-1010
Erbsen20014-158
Wicken240---
Buchweizen200---
Winter=Rapssaat200---
Winter=Rübsen200---
Schlagleinsaat20020-


Hiezu eine Beilage.


Herausgegeben unter Verantwortung von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1870 Nr. 48 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 48 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 21. Juni 1870.


- Die Frauen sind immer gescheidter und praktischer als die Männer. Keine nimmt auf der Straße den Hut ab und wenn sie der Königin oder dem Herrn der Welt begegnet; sie macht ihren gratiösenKnix mit den 100,000 Nuancen und läßt das Auge verbindlich spielen. Die Männer erkälten sich den heißen Kopf und arbeiten dem Hutmacher in die Hände. Das wollen die Aerzte in Lippspringe ändern. Kein Badearzt will künftig die Kurgäste mit Abnahme des Hutes grüßen; sie haben es den Kurgästen durch Circular bekannt gemacht und gebeten, es ebenso zu halten. Vorsichtig erinnern sie an Göthe: "Grüßet mit Neigen - grüßet mit Beugen - des bedeckten männlichen Hauptes."
- Mutter Erde ist unerschöpflich in ihrer Güte. Gesiebte trockene Erde ist nicht nur gut, um die Aborte zu reinigen, sondern auch um bösartige Wunden zu heilen. Ein amerikanischer Arzt, Dr. Hawson, angeblich kein Charlatan, hat große Erfolge mit dieser Erde erlebt, bei einem sehr gefährlichen Bruche wurde die Wunde mit trockener Erde bedeckt und durch sie der Geruch beseitigt und rasche Besserung der Wunde herbeigeführt. Derselbe Arzt gebrauchte dasselbe Mittel bei ansteckenden Krankheiten, die mit Geschwüren, Eiterung und Blutzersetzung verbunden sind. Auch bei Schuß- und Brandwunden und sogar bei Krebsübeln erwies sich gesiebte trockene Erde sehr wirksam. Jetzt will Dr. Hawson den Pocken mit ihr zu Leibe gehen.
- Der Schützenwirth in Bützow hat Humor, wie folgende Anzeige im Wochenblatt beweist: 'Am Montag Abend, 2. Mai, - stahl man bei mir der Dinge drei. - Ein Fäßchen Bier mit bestem Naß, - 'nen Spritzhahn und ein Seidelglas. - Daß man das Bier nahm, ist mir Wurst, - denn trinken muß man, hat man Durst. - Auch gönne ich dem durst'gen Herrn - das annectirte Seidel gern. - Doch hat geleert der propre Sohn - (bin überzeugt, er 'hat ihm schon') - das Faß der Brauerei von hier, - so bring' er es zurück zu mir. - Und auch den Spritzhahn von Metall - vermiß ich stündlich überall. - - Und die Moral von der Geschicht': - Behalte meinen Spritzhahn nicht - Und auch das Faß nicht in der Kammer - sonst kriegst moral'schen Katzenjammer." - Dieser Wirth gehört offenbar zu dem Holze, aus dem Fritz Reuter seine Figuren schneidet.


Ein Wiedersehen unter treuen Freunden.

Die 'Sächs. Ztg.' bringt aus Neubrandenburg folgende interessante Geschichte:
"Es war am verhängnißvollen 29. Juni 1866, zwei Tage nach der Schlacht von Langensalza, welche die Hannöver'sche Treue so glänzend bewährt hat, als der Unterofficier und Schwadrons-Bereiter N. N. von der Hannover'schen Garde du Corps von seinem Pferde mit thränendem Auge Abschied nehmen mußte. Beide hatten, er durch seine Reiter-Gewandtheit, der Rappe durch seine ausgezeichneten Gänge, in den Armee-Reitcommando's in Hannover zusammen einen Ruf gewonnen, auf den der Führer des Pferdes stolz war, und - das Pferd hatte ihn in der Schlacht getragen und bei den Chocs auf Preußische Quarées nicht gestutzt. Wer es weiß, was ein Reiter fühlt, der mit seinem Pferde zusammen Ruhm geerndtet und mit ihm einen schweren Kampfes-Tag durchgelebt hat, wenn er nun für immer von ihm scheiden soll, der weiß die Thräne des braven Mannes zu würdigen; sie galt nicht nur dem Pferde, er wußte wohl, mit dem Pferde sollte er auch seinen König und sein Vaterland abgeben.
Das Pferd ging zunächst an einen Lieutenant v. H. von der Hannoverschen Reitenden Artillerie über, dem es zum Ersatz für ein blessirtes Pferd zugewiesen wurde, was dem Reiter zum Troste gereichte; kam es doch nun nicht in die Hände des Feindes. Der neue Eigenthümer, der mit anderen ihrem Könige ergebenen Hannover'schen Officieren alsbald in die Königlich Sächsische Cavallerie trat, verkaufte das Pferd in Sachsen an einen Kameraden, den Rittmeister v. S., und dieser überließ es wieder an einen Lieutenant v. d. D., von dem es zuletzt an einen Verwandten, den Obersten in der preußischen Armee, v. d. D. zu Bromberg gelangte.
Der erste Reiter aber, nicht gewillt, ferner als Militair zu dienen, nahm auf Empfehlung seines Regiments-Commandeurs eine Bereiterstelle im Gestüt des Grafen von Blücher auf Finken in Mecklenburg an.
Vier Jahre waren seit dem schmerzlichen Abschiede in Langensalza zerronnen, ohne daß Pferd und Reiter sich gesehen hatten. Da war am 19. v. Mts. in Neubrandenburg der Zuchtmarkt für edle Pferde, der fast tausend derselben zusammengeführt hatte, die nun in dem weiten Circus bunt durch. einander zur Schau herumgeführt wurden. Unser Bereiter hatte die Pferde des Grafen von Blücher dahin zu führen, und sein Auge folgte dem langen Zuge ihm fremder Pferde, als plötzlich auch ein Rappe vorbeigeführr wurde, mager - ob vom weiten Wege aus Polen her, oder von preußischen Rationen, wir wissen es nicht - auch nicht mehr ganz sicheren Schrittes, aber feurigen Auges und edler Bewegung. Wie ein Blitzstrahl fuhr in den Bereiter der Gedanke: 'Das muß dein liebes Schlachtroß von Langensalza sein,' und dann sah man ihn dem in den Stall geführten Pferde nacheilen. 'Min ole Junge, bist du datt?' so ruft er eintretend das Pferd an; und es wendet den Kopf und spitzt die Ohren; und er tritt an das Pferd heran, nimmt den Hut ab und stellt sich auf, stumm und stramm und militairisch gerichtet, wie einst, wenn es galt, in Stallparade bei seinem Rappen zu stehen, vor dem den Stall durchschreitenden Obersten. Und das Pferd wendet den Kopf zu ihm und schnaubt mit den Nüstern und leckt ihm das Gesicht und das Haupthaar, und hört nicht auf ihn zu liebkosen. Und dem alten Soldaten entfallen Thränen der Freude und des Schmerzes, und er umhalst den treuen alten Freund, der durch all den Wechsel der Jahre und der Herren so liebevoll ihn wieder erkannte. So berichtet es der preußische Bursche aus Bromberg, der das Pferd zum Verkauf hergeführt hatte, und bei solcher Treue selbst die Rührung nicht bergen konnte. Dann erbittet der Bereiter die Erlaubniß, noch einmal sein Schlachtroß besteigen zu dürfen, und, als wäre es stolz ob der geliebten vaterländischen Last, trägt es ihn gehobenen Schweifs und feurigen Ganges durch die Menge; dann ein trauriges scheiden; aber nach wenigen Stunden ist er noch Einmal da und ruht nicht eher, als bis er das Pferd noch Einmal bestiegen und noch Einmal der Erneuerung des alten Bundes mit ihm sich freuen darf, um dann mit schwerem Herzen ihm sein letztes Lebewohl zu sagen; denn - das Zusammenbleiben war den treuen Freunden nicht beschieden, und der gute Schwarze sollte, an einen Kölnischen Händler verkauft, mit der Wanderschaft von Bromberg nach Neubrandenburg nicht zufrieden, nach Köln weiter wandern, während der reitende Freund zu seinem Gestüt zurückkehren mußte.
Da hörte der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, der mit seinem Gefolge den hiesigen großen Markt mit seiner Gegenwart beehrte, von der Geschichte, welche bald wie ein Lauffeuer durch die Reihen lief und die Theilnahme der Marktgäste erregte, und, von jeher jeder Treue ein fester Hort, gab er auf der Stelle Befehl, das Pferd für seinen Stall anzukaufen. Es hat den traurigen Marsch nach Köln jetzt aufgeben dürfen und erfreut sich im Stalle seines hohen Herrn einer trefflichen Pflege und reichlicher Rationen, hat dadurch auch, da Fincken nur wenige Meilen von Neustrelitz entfernt ist - was unsern Lesern gewiß nicht unlieb sein wird - gute Aussicht, den lieben Freund von Langensalza noch öfter wieder zu sehen.
So hat es sich begeben im Jahre 1870, denn so bezeugt es auch Herr v. O. dem das Pferd zum Verkauf nach Neubrandenburg zugesandt wurde. Reiter und Pferd gehörten einem treuen Lande an, vielleicht ist etwas von der Treue der Männer auf die Pferde übergegangen. Möge die Treue dem Lande und den Männern noch Einmal vergolten werden !"


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