Nach einer von dem Preußischen Generalkonsulate zu Warschau eingegangenen Mittheilung sehen sich die nach Rußland, besonders nach Polen in letzterer Zeit in großer Anzahl ausgewanderten deutschen Arbeiter in der Regel in ihren Hoffnungen auf ein gutes Fortkommen in Rußland in Folge der daselbst herrschenden Verhältnisse getäuscht, gerathen dadurch in die äußerste Bedrängniß und müssen nur zu häufig, von Allem entblößt, mit ihren Familien durch Vermittlung des Generalkonsulats in die Heimath zurückgeschafft werden. Zur Tarnung für diejenige, welche dorthin ohne bestimmte Aussichten auf gesichertes Fortkommen auszuwandern beabsichtigen, wird solches hiemit bekannt gemacht.
Neustrelitz, den 6. Juli 1869.

Aus Großherzoglicher Landesregierung.

Im Auftrage des hohen Großherzoglichen Kammer= und Forst=Collegii wird hiermit bekannt gemachet, daß es Allerhöchst gestattet worden ist, dieJagddienste im Fürstenthume Ratzeburgdorfsweise, und zwar für die Vollhufe mit 10 und bei geringeren Hufen nach Verhältniß, abzulösen, und daß das Großherzogliche Domainen=Amt beauftragt ist, sobald eine einzelne Dorfschaft die Ablösung beantragen wird, die Verhandlung zu eröffnen und den deßfallsigen Receß zum Abschluß vorzubereiten.
Schönberg, den 11. Juli 1869.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.

Mit der heutigen Nummer wird Nr. 28 und 29 des Bundesgesetzblattes versandt.

-Am 15. August, dem hundertjährigen Geburtstage Napoleons I., will der Kaiser der Franzosen wichtige Reformen in's Leben treten lassen. Alle Welt ist gespannt, worin diese bestehen.
- Auf einem Hofball, den in diesen Tagen der Kaiser der Franzosen zu Ehren des Vicekönigs von Egypten gab, unterhielt sich der Kaiser lange und viel mit den Deputirten des gesetzgebenden Körpers. 'Mir scheint es,' soll der Kaiser gesagt haben, 'man will mit mir nur verfahren wie mit jenem alten Löwen, dem man zuerst die Klauen beschnitt, dann die Zähne ausriß und nichts als die Mähne ließ. Aber dazu soll es nicht kommen. Ich werde Reformen bewilligen, wenn ich finde, daß sie gut und nothwendig sind. Aber zwingen laß ich mich nicht dazu, und wenn die Opposition in der Kammer noch stärker wäre, als sie jetzt ist.'
- In Spanien sehnen sich die Cortes nach ihrem häuslichen Heerd. Sie sind der vielen und langen Sitzungen und Berathungen müde und wünschen, daß die Regierung sie entlasse. Die Verfassung ist fertig, aber es wird Zeit brauchen, ehe sie beim Volk in Fleisch und Blut sich verwandelt.
- Die Postbehörde in Berlin macht bekannt, daß das Porto für frankirte Briefe aus Norddeutschland nach Norwegen statt bisher 3 1/2 Sgr. resp. 12 Kr., von jetzt ab 3 Sgr., resp. 10 Kr. pro Loth incl. beträgt.
- Der 4. Protestantenverein wird am 6. und 7. October in Berlin zusammentreten. Der Festausschuß des Unionsvereins fordert die Gesinnungsgenossen zum würdigen Empfang der Gäste auf.
- Am frühen Morgen des vorigen Mittwoch soll abermals bei der großen Eiche bei Leipzig ein Pistolenduell stattgefunden haben. Es wurden nur zwei Kugeln gewechselt, und streifte die letzte einen der Duellanten am Halse. - Das Begräbniß des unglücklichen v. Gablenz in Dresden, zu welchem auch studentische Deputirte aus Leipzig abgeordnet waren, soll ein erschütterndes gewesen sein, denn der Verstorbene war der einzige Sohn seiner Eltern, mit denen nur noch eine junge Schwester trauert.
- In der Umgegend von Regensburg (Bayern) hat die Ernte seit dem 8. Juli begonnen. Der Roggen soll sehr körnerreich sein. Gerste und Weizen stehen ebenfalls prächtig.
- Das Tagesgespräch der Badegäste in Kissingen ist jetzt das Heldenmädchen Johanne Schwed, das vor 3 Jahren mitten in dem stärksten Kugelregen der verwundeten Krieger sich so treulich angenommen und sie gewartet und gepflegt und erquicket hat. Kein Badegast will Kissingen verlassen, ohne das Mädchen gesehen und gesprochen zu haben. Man wundert sich nur, daß dieses Mädchen für seine muthige Aufopferung noch keine ehrende Anerkennung gefunden hat.
- In Augsburg ist der große Saal im Gasthof zu den 'drei Königen' eingestürzt. Es wurden in demselben oft Vereinversammlungen und Bälle abgehalten. Was hätte das für ein Unglück geben können, wenn der Einsturz bei gefülltem Saale geschehen wäre! Das Balkenwerk im Dachstuhl soll morsch gewesen sein.
- Leinwand, Shirting und Papier sind bis jetzt die Stoffe gewesen, aus denen man Hemdenkragen etc. verfertigte. Die papiernen Kragen, täuschend den leinenen nachgemacht, werden auf Reisen viel gebraucht. Doch auch sie müssen in Menge mitgenommen und weggeworfen und durch neue ersetzt werden. Nun aber hat man jüngst begonnen, 'permanente' Kragen für Damen und Herren anzu=

fertigen und zwar aus sehr dünnem Eisenblech. Dieselben sind schön und dauerhaft, weiß lackirt und mit feinem Dammarlack überzogen, so daß sie jederzeit mit Seifenwasser vollkommen gereinigt werden können. Also einen Kragen pr. Reise, wenn man stets dieselbe Façon zu tragen beliebt, sonst pr. Façon ein Stück. Abends abgewaschen oder Morgens bei der Toilette, und frisch steckt man wieder in Leinen nicht, sondern in lackirtem Eisen.
- Zu den Sammlungen für die Nothleidenden in Ostpreußen trug Mecklenburg=Schwerin im Ganzen 3351 Thlr., Mecklenburg=Strelitz 524 Thlr. bei. Die Gesammtsumme aller Gaben betrug 686,419 Thlr. 15 Sgr. 6 Pf. außerdem sind dem Hülfsvereine 38,042 Ctr. 22 Pfd. Saatfrüchte übersandt worden.
- In Chemnitz feierte am 1. d. Mts. der dortige Werkzeugmaschinenfabrikant J. Zimmermann den Tag, an welchem er vor 25 Jahren als armer ungarischer Schlossergeselle den Muth entwickelte, ein selbstständiges Geschäft zu begründen. Heute besitzt er die größte deutsche Fabrik ihrer Art, beschäftigt über 1000 Arbeiter, ist königl. sächs. Kommerzienrath und Ritter des Ordens der Ehrenlegion, seitdem er den ersten Preis auf der Pariser Ausstellung 1857 errungen. Bei seinem diesmaligen Arbeiterjubiläum gab er seinen Arbeitern ein Fest, von dessen Bedeutung man sich einen Begriff machen kann, wenn man hört, daß 1700 Personen daran theilgenommen, an Bier 17,000 Töpfchen getrunken, und an verschiedenen Braten, Wursten etc. 18 Centner nebst ebenso vielem Brod vertilgt haben. Die Sachsen sind als Kaffeetrinker bekannt und sie brachten es richtig bei dem Feste auch auf 4140 Kannen und 7000 Stück Kuchen, die sie tranken und verzehrten. Dabei gingen außerdem 6000 Stück Cigarren in Rauch auf.
- Die L. Bl. schreiben aus Lübeck am 6. Juli: Unter den Passagieren des gestern Abend von Travemünde retournirenden Dampfers 'Vorwärts' befand sich auch ein Bäckergeselle Hahn aus Hamburg, der schon seit Jahren das Spiel zu seiner Profession gemacht. Nachdem noch vorige Woche ihm Fortuna 600 Thlr. zugeschoben hatte, war er gestern wieder auf den letzten Schilling ausgeplündert worden, so daß er sich in der Schiffsrestauration ein Seidel Bier borgen mußte; als man bei Dummersdorf vorbeikam, drängte er sich durch die Passagierreihen nach dem Achtertheil, lehnte einige Augenblicke an der Stange und sprang dann über Bord. Als er wieder an die Oberfläche kam, schien in ihm die Lebenslust wieder erwacht zu sein, und versuchte er sich durch schwimmen zu retten; doch seine Kräfte ermatteten, er ging wieder unter, kam noch zweimal an die Oberfläche und - rien ne va plus. Das Schiff hatte zwar sofort gestoppt, doch bis man in der Lage war ihm näher zu kommen, waren zehn Minuten vergangen und Rettung zu spät.

Der Dorfteufel.
(Novelle von Friedrich Friedrich.)
(Fortsetzung.)

Der Dorfteufel.
(Novelle von Friedrich Friedrich.)
(Fortsetzung.)

Anzeigen.

Zu Fol. VI. Nr. 12 des hiesigen Handelsregisters ist heute eingetragen:

Col. 5. Der Krämer Heinrich Peter Friedrich Boye zu Schönberg führt das Handelsgeschäft auf alleinige Rechnung unter Beibehaltung der bisherigen Firma H. Boye & Sohn fort.
Col. 6. Der Krämer Joachim Heinrich Boye zu Schönberg ist verstorben. Die seit dem 1. October 1866 zwischen ihm und seinem Sohne, dem Krämer Heinrich Peter Friedrich Boye zu Schönberg bestandene Handelsgesellschaft ist durch den Tod des ersteren aufgelöst.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 14. Juli 1869.
Das Handelsgericht.
W. Saur.

Verkaufs=Anzeigen.

Torf=Auction.
Mittwoch den 21. Juli sollen auf dem Woitendorfer Torfmoore 7-800 Ruthen Baggertorf meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden und wollen sich Kaufliebhaber daselbst Morgens 9 Uhr bei der Hütte einfinden.
Vitense, den 14. Juli 1869.
Wiegandt, Förster.

Vermischte Anzeigen.

Die Inhaber von Tombola=Loosen verweisen wir auf die der heutigen Nummer der Anzeigen beiliegende Gewinn=Liste.
Die Gewinne sind gegen Abgabe der betreffenden Gewinn=Loose abzufordern beim Herrn Tabacksfabrikanten Stüve.
Schönberg, den 14. Juli 1869.
Die Aeltesten der Schützenzunft.

Sicher tödtendes giftfreies Fliegenpapier, 2 Blatt 1 ßl., empfiehlt J. P. Bade.

Erntehandschuhe in großer Auswahl und in verschiedenen Sorten sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Handschuhmacher in Schönberg.

Einem geehrten Publikum von Schlagsdorf und Umgegend empfehle ich mich zu allen Sattler- und Tapezier-Arbeiten, indem ich prompte und reelle Bedienung verspreche. Bis Michaelis wohne ich zu Campow und von da an in Schlagsdorf.
Joachim Stuth, Sattlermeister.

Aug. Wiens & Co. in Lübeck empfehlen Viehsalz zu 2 2 , Gewerbesalz zu 2 4 und 2 8 pr. Centner, bei franco Rücklieferung des Sackes werden 5 vergütet, größere Partien erhalten eine entsprechende Preisermäßigung.

Königschuß zu Rehna.
Zu dem am Montag den 26. und Dienstag den 27. d. Mts. hier stattfindenden Königschusse laden wir alle auswärtigen Mitglieder und sonstigen Freunde dieses Festes hiedurch ergebenst ein.
Rehna, den 12. Juli 1869.
Die Aelterleute der Schützenzunft.
J. Stender. J. Kalckmann.

Ein Octav=Heft mit blauem Deckel, enthaltend Nivellements von Brücken und Durchlässen, ist auf der Strecke Grieben=Herrnburg am Dienstag den 22. v. Mts. verloren gegangen. Dem Wiederbringer eine gute Belohnung beim Bau=Aufseher Hagemann in Schönberg.

Das Herren-Garderobe-Magazin von Henr. Ambjörnsson in Lübeck, Breitestraße 819, empfiehlt in großer Auswahl zu billigsten Preisen:
Sommerpaletots von 8 an,
Jaquets und Tuch=Röcke von 6 an,
Pyiäcks und Jagd=Joppen von 4 an,
Lüstre= und Leinen Röcke von 1 1/2" an,
Ganze Anzüge von 5 an,
Hose und Weste von 3 an,
Schlafröcke von 6 an.
Auswärtige Aufträge werden nach Maaß=Aufgabe stets prompt und reell gegen Postvorschuß ausgeführt.

Unterzeichneter erlaubt sich, dem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum seinen gerichtlich erstandenen Gasthof genannt "Alte Mühle" bestens zu empfehlen, reelle Bedienung versprechend.
J. Bohn, Ratzeburg.

Gelder, die mir anvertraut werden, kann ich auch jetzt noch zu fünf pro Cent Zinsen zu den Hypothekenbüchern über Grundstücke in der Stadt Schwerin unter der Hälfte des Taxwerthes unterbringen.
Kindler, Advocat.

Verloren wurde am letzten Dienstag Abends auf dem Wege über den Markt bis ungefähr zum Hause des Hrn. Kaufmann Schweigmann eine goldene Uhrkette. Der ehrliche Finder wird dringend gebeten, solche gegen eine gute Belohnung in der Exped. d. Bl. abzugeben.

Der Rehnaer Königschuß ist den 26. und 27. d. Mts. Alle geehrten Landleute, welche denselben besuchen, empfehle ich mein Tuch= & Manufacturwaarenlager ganz ergebenst.
Jeder, der mich besucht, wird sich von der jetzigen großen Billigkeit der Waaren überzeugen.
Achtungsvoll
J. Burchard.
Rehna im Juli 1869.

Die Papierhandlung en gros et en detail von L. Peters in Lübeck.
819. Breitestraße. 819.
empfiehlt:
24 Bogen Brief= oder Schreibpapier mit und ohne Stempel für 3 ßl.
100 Stück Couverts desgleichen für 4 ßl.
16 Stangen Siegellack für 7 ßl.
1 Gross Stahlfedern 6 ßl.
1 Dutz. Stahlfederhalter 1 ßl.
Lederwaaren, sowie alle Comptoir=, Bureaux=, Schul= und Buchbinder=Utensilien zu Fabrikpreisen.
Wiederverkäufer erhalten entsprechenden Rabatt.
Aufträge nach außerhalb werden stets prompt und reell gegen Postvorschuß ausgeführt.

Zu vermiethen ein Wohnhaus (früher Holländerhaus) mit 4 heizbaren Stuben, geräumigem Boden, Diele, Milchenkeller, Feuerheerd mit Backofen, daneben eine verdecktes Schauer, Stall für drei Kühe, und Heugelaß, Schweinekoben und zwei Scheffel Gartenland. Näheres in der Exped. d. Bl.

Am Diensttag den 20. Juli, dem Ratzeburger Markttage, wird in der 'Alten Mühle' zu Ratzeburg große Tanzmusik von der Ratzeburger Veteran=Capelle stattfinden, wozu ergebenst einladet J. Winkler, Capellmeister.

Ratzeburger Actien=Brauerei.
Sonntag den 18. d. und an den Markttagen:
musikalische Unterhaltung von der Gesellschaft Nathan aus Hamburg.
W. Wolf.

Auf dem Hofe zu Stove werden zu Michaelis 3 Mädchen (1 Küchen= und 2 Hausmädchen) gesucht.

Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: Den 2. Juli. Eine uneheliche Tochter in Schönberg. - 5. Juli. Ein unehelicher Sohn zu Lindow. - 7. Juli. Dem Bildhauer Müller hiebst eine Tochter. - 9. Juli. Eine uneheliche Tochter in Schönberg. - 12. Juli. Dem Zimmergesell Lindenberg hieselbst ein Sohn. - 14. Juli. Dem Arbeitsm. Bohnhoff hieselbst eine Tochter. - Dem Arbeitsm. Lorenz zu Kl. Siemz ein Sohn.

Gestorben: 2. Juli. Jochen Asmus Bade vor Schönberg, verwittw. Webermeister, 54 J. 4 M. alt. - 8. Juli. Maria Sophia Johanna Müller, geb. Schwiesow, Reiferswe. hieselbst, 76 J. 2 M. alt.

Copulirt. Den 10. Juli. Ernst Albert Krenkow aus Strasburg in der U.=Mark, Sattler hieselbst, und Christine Maria Margaret Baer hieselbst.

Proclamirt. Joachim Lohse, verwittw. Arbeitsm. zu Sülsdorf, und Anna Elise Schnell, geb. Fasch aus Teschow, Arbeitsm.=Wittwe zu Lockwisch.

Sonntag den 18. Juli.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.

Am 14. 16 Cubikzoll Regen auf 1 []'.

Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.	12 1/2 - 13 ,
Holst. d. Pf.	13 - 13 1/2 ,
Hühner d. St.	15 - 16 ,
Küken d. St.	10 - 12 ,
Tauben d. St.	5 ,
Schinken d. Pf.	10 1/2 - 11 ,
Wurst d. Pf.	11 - 12 ,
Eier 7 St.	4 ,
Kartoffeln d. Faß.	6 - 8 ,
Hamb. Blumenkohl d. Kopf	4 - 8 ,
Kirschen d. Pf.	1 - 1 1/2 .

Getreide=Preise in Lübeck. (pro Sack in Lüb. Crt.)
Weizen	20 1/4 - 21		-
Roggen	19 - 19		8
Gerste	13 - 14		-
Hafer	12 - 12		8
Erbsen	16 - 17		8
Wicken	-		-
Buchweizen	-		-
Winter=Rapssaat	-		-
Winter=Rübsen	-		-
Schlagleinsaat	20 - 21		-
Weizenmehl	Nr.0: 26		-	,
	Nr.1: 24		-	,
	Nr.2: 18		8	,
pr. 200 Netto zum Consum.

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.

Gewinn-Liste
zur Tombola 1869.