No. 75
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. September
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 75 Seite 1]

- Die N. Pr. Z. schreibt aus Neustrelitz unterm 14. Septbr.: Ein Hannoversches Blatt, das "H. Tagesblatt," bekräftigt das hier umlaufende Gerücht, daß der frühere Hannoversche Staatsminister Freiherr v. Hammerstein die Berufung auf den Posten eines Staatsministers für das Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz erhalten und angenommen.
- Die Ungarn wollen von einem zweiten Krieg gegen das aufstrebende Preußen nichts wissen. Der "Pesther Lloyd" vom 10. September erklärt mit dürren Worten : "Wir sind arme Leute, die ihre sieben Sachen zusammenhalten müssen. So kostspielige Vergnügungen, wie es ein zweiter Waffengang um der deutschen Frage willen wäre, dürfen wir uns schlechterdings nicht erlauben, denn unsere Mittel gestatten uns das nicht."
- Auf die Nachricht eines officiösen Blattes in Paris, Marschall Niel habe der preußischen Regierung eine sehr herbe Note zugeschickt wegen der Verhaftung von französischen Offizieren, welche zu ihrem Privatvergnügen Terrainstudien in Deutschland gemacht hätten, antwortet ein anderes Pariser Blatt: diese Note könne sich nur auf jene 2 Offiziere beziehen, welche die Ungeschicklichkeit begangen, sich erwischen zu lassen. Denn man wisse ja im Kriegsministerium am besten, daß 60 Offiziere, welche dem Generalstab, dem Genie und der Artillerie angehören, auf Recognoscirung nach Deutschland geschickt worden seien. Niel habe daher viel mehr Ursache, jenen zwei ungeschickten Offizieren als dem Berliner Minister eine Note zukommen zu lassen.
- Königin Victoria und Kaiserin Eugenie werden niemals gute Freunde werden. Die Königin ist über Paris und Cherburg in ihr Inselreich zurückgekehrt, ohne der Kaiserin den schuldig gebliebenen Gegenbesuch zu machen und ohne von irgend einem Angehörigen des kaiserlichen Hauses begrüßt zu werden. In dieser kritischen Zeit ist dieses persönliche Verhältniß auch von großer politischer Bedeutung.
- Der Mittelrhein ist so klein, daß die Dampfschiffe das Binger Loch nicht mehr befahren können. Seit 1811 hat das Sprüchwort nicht mehr so zugetroffen wie jetzt: Kleiner Rhein - großer Wein. Die Winzer schmunzeln: wir machen einen doppelten 1834er; denn 2mal 34 gibt 68! Dennoch seufzen sie: die alten Zeiten sind dreifach besser gewesen, weil wir ungefähr 3mal weniger Steuer zu zahlen gehabt haben. Auch für den Weinhandel fehlt das Vertrauen zu Geschäften im Großen; der Glaube, daß zwischen den gegenwärtigen Zuständen und einer bessern Zukunft ein großer Krieg liege, nimmt im Volke täglich mehr überhand.
- Das General=Postamt in Preußen hat an seine Beamten die dankenswerthe Verfügung erlassen, daß dieselben dem Publikum gegenüber die Ertheilung von erbetener Auskunft in angemessener und zuvorkommender Weise zu verfahren haben und daß sie namentlich bei Anfragen nach dem Gange der Posten, nach Tarifbestimmungen, nach Anforderung an die Beschaffenheit der Sendungen u. dergl. den Reisenden und Versendern bereitwilligst die präcisesten Angaben zu machen haben.
- Eine überseeische Depesche meldet ein 5tägiges Erdbeben in Peru und Ecuador, viele tausend Menschen und viele Städte sind untergegangen, an der Küste sanken viele Schiffe.
- So ungewöhnlich früh wie in diesem Jahre, heißt es aus Mitteldeutschland, haben die Schwalben und Staare seit Menschengedenken unsere Gegend nicht verlassen. Man hat bemerkt, daß sie schon vom 1. bis 5. September ihre südliche Wanderung angetreten haben.
- Die große Herbstmesse zu Frankfurt a. M. hat sich im Großhandel nicht gut angelassen. Desto lebendiger war der Verkehr im Kleinhandel. Es gab Käufer in Menge. Besonders ging das Ledergeschäft ausnehmend gut. In Sohlleder waren die Vorräthe rasch vergriffen. Die Lederfabrikanten machten die fröhlichsten Gesichter von der Welt, weil sie so rasch und gut verkauften.
- Seit Menschengedenken sind in Frankreich nicht so viele Champignons gewachsen wie in diesem Jahre; fabelhafte Massen werden nach Amerika geschafft.
- In Berlin untersuchte die Polizei 20 Päckchen Taback (Varinas) aus 20 Läden und fand nur 3 Päckchen reinen Taback, alle übrigen waren ein Gemisch von Taback, Kartoffelschaalen, Runkelrübenblätter, Seegras etc.
- Der an der Herzbeutelwassersucht leidende belgische Kronprinz hat die Nadelstich=Operation bestanden; sie schafft ihm Linderung aber leider keine Rettung.
- Wer Freunde oder Verwandte in Rußland hat, ist übel daran, wenn er nicht russisch kann. Die russische Regierung hat bekannt gemacht, daß keine Briefe in Rußland mehr angenommen und ausgegeben werden sollen, deren Adresse nicht in russischer Sprache abgefaßt ist. Müssen da nicht alle ausländischen Postbeamten russisch lernen?
- Der preußische Gesandte Graf v. d. Goltz hat den holländischen Krebsdoctor Smidt abgedankt und einen Doctor Ditmann aus Deutschland verschrieben, der den Zungenkrebs einer Lohkur unterwerfen wird.
- In Stargard hat ein 33jähriger Primaner die Abiturientenprüfung bestanden und wird endlich Student. Nach Ableistung seines Militärdienstes machte er den dänischen Feldzug 1864 und den Krieg 1866 mit und wurde eine Zeitlang Hauslehrer, um sich Geld zur Fortsetzung seiner Gymnasialstudien zu verdienen.
- Bezüglich des 1872 einzuführenden Metermaßes ist darauf aufmerksam zu machen, was Plötz in seiner trefflichen Voyage à Paris bemerkt: Die Zusammensetzungen mit den griechischen Zahlen geben die Multiplicationen dieser Maßeinheit, die lateinischen die Divisionen. Also decamètre (10 m.), hectomètre (100 m.), kilomètre (1000 m.), myriametre (10,000 m.), aber decimètre (1/10 m.), centimètre (1/100 m.), millimètre (1/1000 m.)
- In der Umgegend von Lyon beschäftigten sich zwei Fischer mit Forellenfang mittelst Angelruthen. Der Eine derselben fängt eine Forelle, sein Angelfaden war jedoch zu gleicher Zeit am Ufer festgegriffen. Um ihn loszumachen, hat er beide

[ => Original lesen: 1868 Nr. 75 Seite 2]

Hände nöthig, er nimmt daher die Forelle zwischen die Zähne, allein der Fisch dringt ihm plötzlich in den Schlund, vergebens ist sein und seines Kameraden Bemühen, die Schuppen und die Floßfedern hindern das Herausziehen und der Mann muß elendiglich ersticken. - Auf den Bergen von San Martino Lantasca, am italienischen Abhang der Alpen, ist ein Luchs erschienen, und hat einen Schäfer und 20 Schafe zerrissen. Alle Schäfer der Gegend sind darüber in Schrecken.


Tolle Streiche.
(Erzählung von Friedrich Friedrich.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1868 Nr. 75 Seite 3]

Tolle Streiche.
(Erzählung von Friedrich Friedrich.)
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Das diesjährige Missionsfest in unserem Fürstenthum wird in der Kirche zu Schönberg am Mittwoch den 23. (Drei und Zwanzigsten) September gefeiert werden und der Gottesdienst um 10 Uhr Morgens anfangen. Es werden dazu alle Freunde der Missionssache von nah und fern freundlich eingeladen.
Nach Beendigung des Gottesdienstes wird im lokale der Frau Gastwirthin Boye ein einfaches Mittagessen (à Person 16 ßl.) bereitet sein und eine Nachmittagsfeier stattfinden.
Der Vorstand des Missionsvereins.


Versammlung des Imkervereins
am Sonntag den 20. d. M. im Locale der Gastwirthin Boye hieselbst.
Ich werde in dieser Versammlung über meinen Besuch der Versammlung deutscher Bienenwirthe in Darmstadt Bericht erstatten.
D. Hempel.


Am 16. d. Mts. entriß uns der Tod unsere geliebte Tochter Justine nach dreizehnwöchigem Leiden im Alter von 5 Jahren und 12 Tagen.
Die tiefbetrübten Eltern:
Adolph Schwiesow und Frau.


Zu Michaelis suche ich einen jungen Menschen als Knecht, zu häuslichen und ländlichen Arbeiten.
C. Schwedt.


Als vorzügliches Düngemittel empfehle:
Sombrero-Guano-Superphosphat,
eingeführt von den HH. H. J. Merk & Co. in Hamburg, garantirt mit 20-24 pCt. sofort löslicher Phosphorsäure.
Wilh. Heincke.


Durch die Uebersiedlung meines Bruders von hier nach Greiz ist die Etage meines Hauses zu vermiethen. Dieselbe besteht aus 5 heizbaren Zimmern, Küche und 2 Kammern, ferner Keller, Dachkammern, Holzstall und Garten.
Schönberg, den 7. September 1868.
L. A. Vogel, Uhrmacher.


Einem geehrten Publikum empfehle ich mich zur Anfertigung von allen Arten Damenkleidern, sowie zur Weißnäherei auf Bestellung. Ich ersuche die geehrten Damen Schönbergs und des Landes, mich mit ihren geschätzten Aufträgen zu erfreuen und mir dadurch Gelegenheit zu geben, mich und meine Familie zu ernähren. Auch können junge Mädchen bei mir die Schneiderei und das Nähen erlernen.
Schönberg.
Wittwe Baer, wohnhaft in der Sabowerstraße.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 75 Seite 4]

Probesendungen auf Verlangen werden prompt besorgt.
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Lübeck, Klingberg 927.
U. Beermann & Co.


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Gehör! Der Königl. preuß. Stabsarzt Dr. Stark in Berun, Schlesien, an die Apotheke in Neu=Gersdorf, Sachsen: "Ew. Wohlgeboren erlaube ich mir, über Ihr wirklich vortreffliches Ohr=Oel zu berichten. In vielen Fällen, wo ich es angewendet, besonders nach rheumat. Leiden, bei nach Nervenfieber und Scharlach zurückgebliebener Schwerhörigkeit, Sausen etc. habe in mehreren Fällen theils radicale Heilungen auch bei Kindern, stets aber wesentliche Besserung beobachtet." (Folgt Bestellung.) Ueber 200 Dankschreiben von Geheilten bei jeder Flasche. 1 Fl. 20 Sgr. 1/2 Fl. 10 Sgr.


Allen Denen herzlichsten Dank! die meinen theuren Mann zu seiner letzten Ruhestelle begleitet haben.
Schönberg, den 17. September 1868.
verwittw. Rector Schröder
Namens der Hinterbliebenen.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag. den 20. September.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1868
Sept.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
15.
16.
17.
34.93
34.78
35.27
5.4
8.8
5.8
12.2
11.3
12.3
NW
WNW
WNW
1
1
0
wolkig.
-
-

Am 15. 13 Cubikz. Regen auf 1 []'.


Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen21 1/2 - 22Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen17 - 18Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer12 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen17 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen15 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Markt=Preise in Lübeck.
(Pro Sack in Lüb. Crt.)
Butter, Meckl. d. Pfund14 1/2 - 15 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Hasen, d. St.28 - 32 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.16 - 18 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Gänse, d. St.44 - 48 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfd.9 Schilling (Mecklenburg).
Eier 6 - 7 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß4 - 6 Schilling (Mecklenburg).


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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