No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. August
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 66 Seite 1]

- Neustrelitz, 13. August. Se. Königl. Hoheit der Großherzog fuhren gestern Nachmittag 3 Uhr nach dem Schweizerhause, dem Lieblingsaufenthalte und Sterbehause des hochseligen Großherzogs Georg, dessen Geburtstag von den derzeit hier anwesenden Mitgliedern unserer Großherzoglichen Familie alljährlich auf diese Weise gefeiert zu werden pflegt. Das Monument des hochseligen Herrn auf dem Markte war, wie in früheren Jahren, so auch diesmal am 12. August mit vielen Kränzen und Blumen geschmückt. (N. Z.)
- Neustrelitz, 15. August. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist heute früh 8 Uhr nach Schloß Rumpenheim abgereist, um nach kurzem Aufenthalt daselbst eine Cur in Homburg zu beginnen. Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog hat sich von Göttingen aus nach Ostende begeben. (N. Z )
- Neustrelitz, 13. August. Nach soeben eingehender Nachricht ist Ihre Königl. Hoheit die Princeß Mary von Großbritannien heute Morgen von einem Prinzen glücklich entbunden. (N. Z.)
- Schönberg. Ein am Sonnabend Nachmittag ausgegebenes Extrablatt brachte die Bekanntmachung Großherzoglicher Landvogtei, daß der Herr Steuercommissair Grapow zu Schönberg mit der Annahme der Anmeldungsformulare für die Nachsteuer im hiesigen Fürstenthume von Hoher Großherzoglicher Landesregierung beauftragt ist.
- Schönberg. Auf dem Rückmarsch von den Schießübungen zu Rendsburg trafen hier am Sonnabend Morgen 1/2 Batterie Strelitzer und 1 Batterie Schweriner Artillerie (zusammen 12 Kanonen) mit voller Musik in Schönberg ein und bezogen für eine Nacht Quartiere in benachbarten Dörfern. Es wurden belegt Gr. Siemz mit 2 Offizieren, 101 M. und 40 Pferden, Kl. Siemz 3 Offiz., 103 Mann und 39 Pf., Retelsdorf mit 3 Offiz., 102 Mann und 40 Pferden, Sabow 1 Offiz., 50 M. und 20 Pf., Rabensdorf 2 Offiz., 50 M. und 20 Pf. Der Stab, aus 3 Offizieren bestehend, sowie 7 Mann und 5 Pferde waren auf dem Bauhofe bei Schönberg einquartirt. Am folgenden Tage setzten diese Truppentheile, ohne Schönberg wieder zu berühren, nachdem die einzelnen Züge sich in Rabensdorf wieder zusammengefunden, ihren Weg nach Schwerin fort, um von dort aus an den in den nächsten Tagen im Lauenburgischen beginnenden großen Manövern Theil zu nehmen.
- Schönberg. In Folge der großen Wärme fiel am Sonnabend ein Erntearbeiter aus Schönberg auf dem Torriesdorfer Hoffelde bei der Arbeit um und starb nach wenigen Stunden. Ein anderer Arbeiter, gleichfalls aus Schönberg, der hier beim Eisenbahnbau beschäftigt war, und, sehr erhitzt, die Unvorsichtigkeit beging, kaltes Pumpenwasser (aus der Pumpe neben der Brennerei vor Schönberg) zu trinken, fiel sofort bewußtlos um, und war ebenfalls nach einigen Stunden todt. Auch in der Dassower Gegend sind, wie erzählt wird, derartige Unglücksfälle vorgekommen.
- Der Zollverein bildet von nun an, schreibt die "Prov. Corr." unterm 11. August, ein abgerundetes Gebiet, der seine Grenzen nicht mehr durch deutsche Lande zieht, sondern, außer an die Nord und Ostsee, an Dänemark, Rußland, die österreichisch=ungarische Monarchie, die Schweiz, Frankreich, Belgien und die Niederlande grenzt. Er umschließt eine Ländergruppe mit einer Einwohnerzahl von 38,700,000 Seelen in runder Summe, wovon nach der neuesten Zählung (1867) 29,953,658 Seelen der Zollabrechnungsbevölkerung auf die Staaten des norddeutschen Bundes kommen. Von den neu eingetretenen Gebietstheilen zählt Lauenburg 49,913, Mecklenburg=Schwerin 560,586, Mecklenburg=Strelitz 98,698, Lübeck 49,085 Seelen Zollabrechnungsbevölkerung.
- Napoleon würde sich über Manches trösten, wenn nur sein Sohn in der Nation Wurzel schlüge; bis jetzt war aber jedes öffentliche Auftreten ein Fehlschlag. Vor ein paar Tagen schickte er ihn mit dem Unterrichtsminister und dem General Canrobert in die Sorbonne in Paris, um an die besten Gymnasiasten Preise zu vertheilen. Cavaignac, der Sohn des berühmten Generals und Gegner Napoleons bei der Präsidentschaftswahl, erhielt einen Preis. Die Gymnasiasten riefen und klatschten stürmisch Beifall; der Beifall wurde aber noch stürmischer, als der junge Cavaignac bei Aufrufung seines Namens sitzen blieb, weil er nicht wollte, daß ihn der kaiserliche Prinz umarme, wie er es einem Preisgekrönten vor ihm gethan. Die Minister und Generale bissen die Zähne zusammen, der arme Prinz weinte fast vor Verlegenheit und der Director schloß rasch die Festlichkeit.
- Einem Theil der Frankfurter hängt der Himmel voll Geigen, - den Heirathslustigen. Die Gesetzgebung des norddeutschen Bundes hat so viele Hindernisse beseitigt, daß die Zahl der Trauungen ungemein gestiegen ist.
- Der Baron James Rothschild hat kürzlich das seiner vorzüglichen Weine wegen berühmte Gut Chateau Laffitte in öffentlicher Versteigerung für 4,100,000 Frcs. erstanden. Sein Schwiegersohn, Baron Nathanael, ist bereits der Besitzer der Weinberge von Bran=Meuton im Bordelais.
- Prof. Bischof in Bonn hat auf direkte von ihm angestellte Versuche über die Abkühlung großer, künstlich verschmolzener Basaltkugeln von zwei Fuß Durchmesser Berechnungen über die Zeit gegründet, welche die Erde gebraucht haben dürfte, um auf ihre jetzige Temperatur herabzusinken, und hat 353 Millionen gefunden. Die Zeit, in welcher die Erde durch innere Wärme äußerlich auch an den Polen noch ein tropisches Klima hatte, durch welches ohne Einwirkung der Sonne Elephanten, Rhinocerosse, gigantische Faulthiere auf ihr lebten, Palmen, baumartige Farren und andere der heißen Zone angehörige Pflanzen auf ihr wachsen konnten, die Periode der Steinkohlenbildung, liegt nach diesen Berechnungen 1,300,000 Jahre von der Gegenwart entfernt.
- Als der König von Preußen im vorigen

[ => Original lesen: 1868 Nr. 66 Seite 2]

Jahre im Bade Ems die Brunnencur gebrauchte, kaufte er in der Halle in der Glaswaarenhandlung von Thielen ein Trinkglas und ließ dasselbe mit einem W. und der Königskrone darüber versehen, und machte solches nach beendigter Brunnenkur der Frau Thielen, welche dem Könige jeden Morgen und Abend am Brunnen überreichte, zum Geschenk. In diesem Jahre nun wollte der König wieder bei Frau Thielen ein Glas kaufen; doch diese überreichte das zum Geschenk erhaltene Glas und bat, dasselbe wiederum zur Brunnenkur zu benutzen. "Was, - bemerkte der König, - das Glas ist noch vorhanden?" - Gewiß, Majestät, - sagte Frau Thielen; - alle Welt will es zwar haben, aber es ist mir nicht feil, es bleibt im Besitz der Familie." Lächelnd nahm der König das dargebotene Glas und sprach: "Dann muß ich mich schon sehr in Acht nehmen, und behutsam mit ihm umgehen."
- (Chinesische Courtoisie.) Der englische Gelehrte Cooper, welcher sich auf einer Entdeckungsreise behufs Erforschung eines geeigneten Landweges zwischen Europa und Indien befindet, erzählt in einem vom 28. März aus Ki=zan=ki in China gerichteten Briefe, daß der Chinese in der Unterhaltung die schmeichelhaftesten Komplimente an seinen Mitsprecher richtet, die dieser mit der größtmöglichen Selbsterniedrigung beantworten muß. Herr Cooper gibt nachstehende Probe eines derartigen Dialogs:
"Wie befindet sich der berühmte und glorreiche Khan?" "Mein verächtlicher Balg befindet sich durchaus nicht schlecht." "Wo liegt Ihr prächtiger Palast?" Das elende Hundeloch liegt in Luchan." "Ist Ihre edle Familie zahlreich?" "Ich habe nur fünf jämmerliche Mißgeburten." "Ist die kostbare Gesundheit Ihrer ausgezeichneten Frau Gemahlin zufriedenstellend?" "Das scheußliche alte Weib platzt vor Gesundheit." - Man muß zugestehen, daß sich die Bescheidenheit nicht weiter treiben läßt.
- Ein Schulmeister in Moabit bei Berlin ist seiner braven Frau mit 6000 Thalern, die ihr gehörten, nach Amerika durchgegangen und hat eine junge Lehrerin mitgenommen. Der Brief, den er hinterließ, ist ein Muster frivoler Heuchelei.
- Die Tarifreduction für den Getreidetransport auf den französischen Eisenbahnen ist vom 15. August bis 15. October verlängert worden.
- Die Trakehner Pferde sind fortwährend sehr gesucht; am 3. August wurden 110 Pferde für 24,133 Thaler ersteigert, das theuerste, eine 4jährige Fuchsstute, kostete 705 Thaler.
- Königin Victoria bewohnt die Pension "Walis" in Luzern, auf dem Dache des Hauses weht die eidgenössische Flagge. Die Königin hat sich viele Haus= und Küchengeräthe mitgebracht und die Speisen, namentlich die Sandwich=Brote müssen nach englischer Art zubereitet werden. Ein Schwarm von Engländern ist der Königin an den schönen Vierwaldtstätter=See gefolgt und Frau "Times" unterläßt nicht, sie zu ermahnen, sie möchten nicht vor lauter Loyalität zudringlich sein.
- In einer Kohlengrube bei Jemappe sind 51 Arbeiter durch schlagende Wetter umgekommen.
- (Frauenarbeit in Amerika.) Die Anzahl der weiblichen Arbeiter im Vergleich mit den männlichen wurde vor einigen Jahren in Newyork bestimmt und ergaben auf 100 männliche 38 weibliche; in den letzten Jahren ist indessen diese Zahl bedeutend vergrößert worden, weil für die Arbeiterinnen neue Felder der Thätigkeit erschlossen wurden, darunter Arbeiten in der Stickerei, im Graveurfach, im Coloriren von Photographien und im Telegraphenwesen. Auch als Setzerinnen werden dieselben verwendet, und verdienen 10-12 Dollar per Woche. Als Buchbinderinnen, Buchnäherinnen, Vergolderinnen stellen sie sich auf 5-8 Doll. die Woche. Als Gravirerinnen können sie, wenn recht geschickt, bis 20 Doll. die Woche verdienen. Ebenso sind Frauenzimmer bei dem Brennen von versilberter und vergoldeter Waare beschäftigt und erhalten einen Lohn von 8-9 Doll. die Woche. Das Weißzeug=Geschäft die Corsetten=Manufactur, die Crinolinen=Fabrikation beschäftigt jedoch die meisten; durchschnittlich verdienen sie dort 7 Doll. die Woche. Günstig sind viele Frauenzimmer gestellt als Verkäuferinnen, und man sagt, daß einige es bis zu einem Gehalt von 5000 Doll. bringen, natürlich sind dies Persönlichkeiten von großer Erfahrung, die auch im Stande sind, einen großen Kreis von Kundschaft zu kontroliren.
- Ein patriotisch gesinntes Berliner Kind wollte kürzlich einen Versuch machen, ob der vaterländisch märkische Sand während der diesjährigen Sommerhitze nicht dieselbe Brütkraft entwickeln könne, wie der in den Wüsteneien Afrika's. In Ermangelung von Straußeneiern legte er am 22. v. Mts. sechs Hühnereier in eine mit Sand gefüllte Cigarrenkiste, und stellte letztere den ganzen Tag über in die Sonne. Schon am 9. d. Mts. sah er sein Beginnen mit Erfolg gekrönt. An genanntem Tage kam ein, am 10. ein 2., 3. und 4. und am darauf folgenden Tage das 5. und 6. Ei aus, die sämmtlichen Küken befinden sich ganz wohl und werden mit kleingehackten Eiern und Hirse gefüttert. Die alte Henne braucht meist 21 Tage zur Brut, die Sonne that es schon in 19, und während unter Führung der Glucke die Küken erst nach 8 oder 10 Tagen zu saufen pflegen, lassen diese Sonnenküken sich schon jetzt einen kühlen Trunk vortrefflich schmecken. Zwei oder drei kalte Tage wurden wahrscheinlich die Lebenskraft in den Eiern getödtet haben.
- In Berlin hatte ein Artillerieoffizier, ein sehr gewandter Schwimmer, mit dem Grafen v. S. gewettet, die Spree am Unterbaume auf dem Rücken liegend zu durchschwimmen, während er auf dem Leibe ein Brett trüge, auf dem zwei volle Flaschen, 6 Eier in einer Schüssel und 4 Gläser stünden. Sobald einer dieser Gegenstände fiele, wäre die Wette verloren. Der kühne Schwimmer hat in der That auch die Wette gewonnen.
- (Pariser Speisekammer.) Unter dieser Bezeichnung versteht man in Paris die Hallen, in denen Fleisch, Gemüse, Früchte, Fische, Blumen etc. alltäglich in ungeheurer Masse verkauft werden. Im Pavillon Nr. 12 halten die Händler mit gekochtem Fleische feil. Sie sind ein Beweis, daß in Paris nichts verloren geht. Ihre Waare bildet ein Mischmasch aus allen möglichen Nahrungsmitteln. Sie tragen den Abhub von den Tischen der Reichen zusammen, aus den Ministerien, den Gesandtschaftspalästen, Gasthöfen etc. Alle Speisereste, die sie hier erhalten, werden durcheinander in einen Karren geworfen und in die Halle gebracht. Hier sortirt jeder Händler im Geheimen die verschiedenen Bestandtheile seines Chaos, in welchem Braten, Gemüse, Obst, Pudding u. s. w. bunt durcheinander liegt. Was noch einigermaßen als dies oder jenes Gericht zu erkennen ist, wird gesäubert und auf einen Teller gelegt. Ist das große Scheidungswerk gethan und Gleichartiges so viel als möglich gruppirt, so stellt man das Ganze geschickt und geschmackvoll zur Schau, bringt die besten Bissen und Stücke in den Vordergrund und reizt den Appetit durch eine Pyramide von Spargelkohl und Früchten. Verkauft wird täglich Alles. So mancher in den Hallen beschäftigter Arbeiter muß zu dieser wunderlichen Nahrung seine Zuflucht nehmen, weil er die bessere in den Schänken und Garküchen nicht erschwingen kann. In dem Pavillon Nr. 12 bekommt er für 3 Sous (etwa 2 Schilling (Mecklenburg)) genug, um sich zu sättigen. Auch wohlhabende Geizhälse, die im Verstohlenen ihre Einkäufe machen, sind regelmäßige Kunden. Man erkennt sie sofort an ihren scheuen, spürenden Mienen. Was aus dem Abfall=Mischmasch sich für Menschen durchaus nicht mehr eignet, das gibt immer noch ein vortreffliches Hundefutter. Das vielgeliebte Bologneser=Hündchen, das theure Windspiel, der gehätschelte Pinscher haben alle hier ihre Hof= und Leiblieferanten. Auch die Knochen werden sorgsam aufbewahrte gehen zunächst an die Bouillontafel=Fabrikanten und dann an die Mühlen, wo sie in Beinschwarz verwandelt werden. Wie man behauptet, ist es gar kein schlechtes Geschäft mit diesem gekochten Fleisch, es soll unter ihnen Männer geben, die sich nach wenigen Jahren mit einer Rente von 10,000 Frcs. aus dem Geschäft zurückgezogen haben.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 66 Seite 3]

Des Spielers Glück und Ende.

In keiner Armee der Welt ist das Spiel so beliebt wie in der egyptischen". Dort spielt Alles, der Offizier wie der Gemeine. Das Spiel beginnt mit Geld und endet mit Einsätzen von Waffen, Kleidern und sonstigen Gegenständen. Es geschieht nicht selten, daß ein Offizier, der sonst nichts besitzt als seinen Sold über Nacht Herr von 100,000 Frcs werte, wie dies bereits in der Krimm vorkam. Ein Capitain in Alexandrien Namens Kalil, mußte jedoch seine Leidenschaft zum Spiel theuer bezahlen. Derselbe hatte binnen 14 Tagen sämmtliche Offiziere seines Regiments buchstäblich "blanl" gemacht. Das wurde bekannt und gelangte auch zu den Ohren eines Pascha, der den glücklichen Spieler zu sich rufen ließ.
"Kalil, meinte dieser, - mir scheint, daß Du Jetzt sehr reich sein mußt, da Du alle Offiziere ruinirt hast. Wie viel besitzest Du?" - "Hoheit, erwiederte Kalil. Allah hat es mir bescheert!" - - "Wie, Allah hat es Dir bescheert? Weißt Du nicht, daß der Koran das Spiel verbietet?" - "Wenn dem so ist, so gebe ich mein Wort, nie mehr zu spielen."
"Nein, nein, schwöre nicht; du kannst morgen wieder spielen. Heute habe ich Dich rufen lassen, um mit Dir zu spielen. Entweder Du ruinirst mich, oder ich ruinire Dich, wie die Karten fallen werden!" Der Capitain hätte freilich lieber vorgezogen, nicht zu spielen, allein dem Pascha gegenüber konnte er nicht ausweichen.
Die Partie beginnt und das Glück ist dem Capitain abermals holt, und wäre es so fortgegangen, der Pascha wäre wirklich bald ruinirt gewesen. Allein dem Glücke ist eben nicht zu sehr zu trauen, und nach einiger Zeit saß der Capitän da, ohne einen Heller in der Tasche, ja selbst der Degen, sein Letztes, was er eingesetzt hatte, war verloren. "Hollah, Kalil, jetzt bist Du nun blank! - rief der Pascha aus. - Was hast Du nun vor?" - "Das weiß ich nicht, - antwortete der Capitain, - und es bleibt mir nichts übrig, als Eure Hoheit um Verzeihung zu bitten, daß ich meine Offiziersabzeichnung verloren habe."
"Meinen Pardon erhältst Du nicht, denn Du würdest fortfahren, Deine Cameraden zu ruiniren um ihnen ihre Säbel abzunehmen. Uebrigens will ich Dir hier einen Gegenstand geben, nimm und benütze ihn."
Und dieser Gegenstand war die berühmte Schnur, deren Bedeutung der Capitain nur zu wohl kannte. Leichenblaß und ohne ein Wort zu verlieren, ergriff er dieselbe - und Tags darauf fand man den einst so glücklichen Spieler erhängt an derselben rothen Schnur, die er kurz vorher vom Pascha erhalten hatte.


Anzeigen.

Vorladung.

Antragsmäßig soll über das dem Bäckermeister Hermann Vielhaack zu Schönberg gehörige, daselbst an der Ecke der nach Rottensdorf führenden Chaussee und der Schlauentrifft belegene Wohnhaus c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Freitag den 28. August d. J., Morgens 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 18. Mai 1868.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Bekanntmachung.
Am Mittwoch den 26. August d. J. Vormittags 11 Uhr, sollen allhier auf dem Palmberge gegen sofortige baare Bezahlung öffentlich meistbietend verkauft werden:

eine viersitzige Fenster=Chaise,
zwei Halb=Chaisen, und
ein Bauwagen mit Scheiden und Bretterleitern.
Domhof=Ratzeburg, 13. August 1868.
Bedele, Polizeivogt.


Vermischte Anzeigen.

Soeben trafen wieder bei mir ein:
Zolltarif und das amtliche Waarenverzeichniß mit Tara= und Zollberechnungstabellen etc. Herausgegeben von Steuerrath Zinnow. Preis 1 Thlr.
Gesetze und Regulative des deutschen Zollvereins. Herausgegeben von Steuerrath Zinnow. Preis 1 Thlr. 6 Sgr.
Zolltarif des deutschen Zollvereins vom 1. Juni 1868 ab gültig. Herausgegeben von Dr. G. Hirth. Preis 4 Sgr.
Ich versende diese für jeden Geschäftsmann jetzt unentbehrlichen Bücher auf gef. Bestellung franco nach auswärts.
F. Grautoff, Buch= und Landkartenhandlung.
Lübeck, den 13. August 1868.


Chefs-d' œuvre de toilette!
Dr. Hartung's Chinarinden=Oel, zur Conservirung und Verschönerung der Haare, in versieg. und gestemp. Flaschen a 12 Sgr.
Dr. Borchard's aromatische Kräuterseife, zur Verschönerung und Verbesserung des Teints und erprobt gegen alle Hautunreinheiten, in versieg. Original=Päckchen à 6 Sgr.
Prof. Dr. Lindes vegetabilische Stangen=Pomade, erhöht den Glanz und die Elastizität der Haare, und eignet sich gleichzeitig zum Festhalten der Scheitel, in Originalstücken à 7 1/2 Sgr.
Apotheker Sperat's italienische Honigseife, zeichnet sich durch ihre belebende und erhaltende Einwirkung auf die Geschmeidigkeit und Weichheit der Haut aus, in Päckchen zu 2 1/2 und 5 Sgr.
Dr. Hartung's Kräuter=Pomade, zur Wiedererweckung und Belebung des Haarwuchses, in versiegelten und im Glase gestempelten Tiegeln à 12 Sgr.
Dr. Suin de Boutemard's aromat. Zahn=Pasta, das universellste u. zuverlässigste Erhaltungs= und Reinigungsmittel der Zähne und des Zahnfleisches, in 1/1 und 1/2 Päckchen à 12 und 6 Sgr.
Aecht werden die obigen , durch ihre anerkannte Solidität und Zweckmäßigkeit auch in hiesiger Gegend so beliebt gewordenen Artikel in Schönberg nach wie vor nur allein verkauft bei J. P. Bade.


Sogleich oder zu Michaelis wird für ein Colonial= und Materialwaaren=Geschäft in Schönberg ein mit den nötigen Schulkenntnissen ausgerüsteter junger Mann als Lehrling gesucht. Wo? erfährt man in der Exped. d. Bl.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 66 Seite 4]

Wichtig für Bierbrauereibesitzer!
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Nur was ächt ist, bewährt sich!
Schaal sauer und trübe gewordene Lager=, sowie auch neue Schenkbiere werden längstens in 24 Stunden durch ein unschädliches Mittel, unter Garantie, glanzhell, fein mousirend und schmackhaft wieder hergestellt. Bei Bestellung bitte um genaue Angabe der Zahl der Fässer und des Maaß=Inhaltes jedes einzelnen Fasses. Versendungen nehme der Kürze wegen nach.
Einsendung von einer Flasche des kranken Bieres wäre erwünscht. Mustersendung sowie Briefe bitte zu frankiren. Nähere Auskunft ertheilt

Aug. Sigerist, Mengen (Württemberg).


4) Im Interesse Halsleidender
kann ich nicht umhin, der Wahrheit gemäß zu bekunden, daß der von Herrn L. W. Egers in Breslau fabrizirte Fenchel=Honig=Extract, welchen ich seit einiger Zeit gegen ein langwieriges Haisübel anwende, vorzügliche Dienste leistet. Bei fortgesetztem Gebrauch dieses angenehmen Mittels hoffe ich trotz ununterbrochenen Unterrichtes auf vollkommene Genesung.
Posen. Heinze, Lehrer.
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Der Schlesische Fenchel=Honig=Extract von L. W. Egers in Breslau ist nur ächt zu haben beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Zu dem am Sonntag den 30. d. M. von mir auf vielfaches Verlangen veranstalteten Vogelschießen nach Industrie=Gewinnen auf dem hiesigen Schützenplatze erlaube ich mir, meine verehrten Gönner und Freunde freundlichst einzuladen.
Wittwe Krüger.


Baugewerkschule Schwerin.
Der Unterricht für Maurer, Zimmerer. Tischler, Schlosser, Maschinenbauer etc. beginnt am 2. November d. J. Die Anmeldungen für's Casernement werden zeitig erbeten.
Schwerin i. M. den 6. August 1868.
Die Direction der Baugewerkschule.


Meinen Sohn Carl Bade habe ich von jetzt an als Theilnehmer meiner sämmtlichen Geschäfte, in welchen mir derselbe seit 14 Jahren treu zur Seite gestanden, mit unbeschränkter Vollmacht aufgenommen, welches ich hierdurch zur öffentlich Kenntniß bringe.
Schönberg, den 8. August 1868.
J. P. Bade.


Gesucht wird zu Michaelis ein erfahrenes Kindermädchen.
Lockwisch, den 2. August 1868.
H. Rocksien.


Weißer flüssiger Leim von E. Gaudin in Paris.
Dieser Leim, welcher ohne Geruch ist, wird kalt angewendet bei Porcellan, Glas, Marmor, Holz, Kork, Pappendeckel, Papier etc. Vorräthig, pr. Flacon 4 und 8 Sgr. in Schönberg bei J. F. Eckmann.


Im allgemeinen Interesse.
Seit langer Zeit hatte ich mit Magen=Beschwerden und Leberleiden zu kämpfen, ich habe vieles dagegen angewendet, aber ohne dauernden Erfolg. Seit Kurzem trinke ich nun von Ihrem Alpenkräuter-Liqueur "Hämorrhoiden-Tod" und befinde mich darnach so wohl, wie noch nie. Ich hoffe, bei fortgesetztem Gebrauch ganz hergestellt zu sein und ermächtige Sie, im allgemeinen Interesse von dieser Erklärung Gebrauch zu machen.
(Bestell.) Berlin A. Müller, Fabrikant für Gas= u. Wasseranlagen.
In Schönberg, pr. Flasche 16 Schilling (Mecklenburg), zu haben bei Carl Bade.


Mit der Anfertigung allerlei Schmucksachen aus Haaren, z. B. Blumen, Flechten, Litzen, Ketten, Armbänder, Ringe etc. empfiehlt sich unter Versicherung prompter und billiger Bedienung bestens
Leonore Schrep.
Schönberg, den 10. August 1868.


Bäk bei Ratzeburg.
Donnerstag den 20. August 5. Abonnements-Concert.
Winkler.


Auf dem Wege von Lindow nach Schönberg ist am Dienstag Nachmittag von einem Dienstmädchen ein Umschlagtuch verloren worden. Der Finder wird gebeten, dasselbe gegen eine Belohnung in der Exped. d. Bl. abzugeben.


Meteorologische Beobachtungen.
1868
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
14.
15.
16.
17.
35.53
36.92
36.82
34.82
15.0
14.3
16.6
16.5
23.5
23.8
26.4
26.2
SW
SSW
OSO
OSO
0
0
1
2
völlig heit.
heiter.
zieml. heit.
völlig heit.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund15 - 15 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund15 1/2 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.16 - 18 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfd.9 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfd.6 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfd.10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 7 - 8 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß7 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Hamb. Kirschen, d. Pfd.1 1/2 - 2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weizen24 - 25Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen17 1/2 - 18Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen18 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen20Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 33.


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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