No. 45
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Juni
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 45 Seite 1]

Mit der heutigen Nummer wird Nr. 15 und 16 des Bundes=Gesetzblattes versandt.


- Es ist kein Zweifel mehr, daß die Coupons der österreichischen Staatspapiere einer Steuer von 20 Proc. unterworfen werden. Das Ausland, das viele Staatspapiere besitzt, wird an dieser Steuer sein gerütteltes und geschütteltes Maß zu tragen haben. Kanzler Beust hat den verdrießlich dreinschauenden Engländern, Franzosen etc. geantwortet, das Muß ist eine harte Nuß, wir können nicht anders um einem Bankerott auszuweichen. Ein böses Beispiel bleibts immerhin, namentlich für Frankreich, dessen Staatsschulden auch wachsen wie eine Lawine. Ein ehrlicher deutscher Rechner, Horn, hat den Franzosen neuerdings vorgerechnet, daß 1/5 von den Früchten ihrer Arbeit von den Steuern verschlungen wird.
- Das freisprechende Urtheil in dem Prozeß Johnson soll durch Bestechung zu Stande gekommen sein. Senator Henderson ist bereits in Untersuchung gezogen.
- Predigtamtscandidaten, die in einem Lande des Norddeutschen Bundes leben, können fortan auch in Preußen Anstellung finden, sobald sie das examen pro minist. in Preußen bestehen.
- Es macht großes Aufsehen, daß in Sachsen die drei höchsten Geistlichen des Landes im Landtag für Beibehaltung der Todesstrafe gestimmt haben. Die Herren stehen auf dem alten Testament und dessen Drohung: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
- In Wiesbaden hat das Gericht einen Priester, der die katholische Kirche mit einem Palast und die protestantische Kirche mit dem Haus eines Bankerotteurs verglichen hat, zu 8 Tagen Gefängniß verurtheilt.
- In Preußen ist die Schuldhaft aufgehoben und die Schuldgefangenen sind auf freien Fuß gesetzt worden.
- In Erfurt scheinen die Frauen zum starken Geschlecht zu gehören; denn ihrer vier sind in einer Nacht aus ihrem Gefängniß ausgebrochen.
- Niels amtliches Loblied auf die Chassepots rühmt von dieser neuen Mordwaffe, daß sie auf 3000 bis 3300 Fuß ziemlich sicher treffen und in der Minute 8 - 10mal abgeschossen werden können; ohne zu zielen könne der Mann 10 Schüsse in der Minute abgeben.
- Der landwirthschaftliche Provinzialverein für die Mark Brandenburg und die Niederlausitz wird während der Zeit vom 18. bis incl. 19. Juli d. J. auf einer dicht bei Berlin belegenen Feldmark eine internationale Mähemaschinen=Concurrenz veranstalten, und hat zu derselben die Maschinen=Fabrikanten des In= und Auslandes, sowie Landwirthe eingeladen. Bei der zur Zeit der Pariser Ausstellung veranstalteten derartigen Concurrenz waren insgesammt nur 4 Maschinen gestellt. Bei dem zu diesem Zwecke gewählten Comité sind jetzt schon 16 verschiedene Mähemaschinen angemeldet. Da jedoch das Comite noch eine größere Betheiligung wünscht, so hat dasselbe den Anmeldetermin auf den 15. Juni d. J. hinausgeschoben, bis zu welchem Tage die Maschinen bei dem Geheimen Ober=Hofkammerrath Schmidt, Matthäikirchstraße 27 in Berlin angemeldet sein müssen.


- Rieps den 2. Juni. Gestern wurde unserm Dorfe eine ganz besondere Freude zu Theil, die sowohl uns, wie unsern Gästen aus benachbarten Ortschaften einen würdigeren Abschluß des Pfingstfestes brachte, als dies sonst auf dem Lande der Fall zu sein pflegt.
Um 3 Uhr Nachmittags kam nämlich von der einen Seite der Turnverein aus Schönberg, eine stattliche Schaar, mit hochgehaltenem Banner unter Gesang und "Gut Heil" heranmarschirt, einige ältere Mitglieder und Freunde desselben gefahren. Etwa 10 Minuten später hielt, von der andern Seite herkommend, der Sängerchor des Feierabend vom Domhofe=Ratzeburg mit tactfestem Marschgesange seinen Einzug.
Vor dem hübschen Gasthause des Hauswirths Böttcher begrüßten sich beide Vereine, welche zu einem kleinen Turn= und Gesangfeste sich hierher verabredet, und begaben sich dann hinauf in den schönen und geräumigen Saal, wo Herr Böttcher dieselben nach den Strapazen des Marsches mit gutem Kaffee und vortrefflichem Kuchen erquickte, wobei in gemüthlicher Unterhaltung alsbald eine dem Zwecke der Festlichkeit angemessene Stimmung sich kund gab. Der Sängerchor hielt alsdann einige Gesangvorträge, welche von Turnern und Publikum mit Beifall aufgenommen wurden und alle begaben sich dann hinunter nach dem vor dem Hause des Herrn Böttcher eingerichteten Turnplatze. Hier begannen zunächst die Freiübungen, welche im Publikum viele Heiterkeit erregten und darauf die Productionen der Turner im Springen, sowie am Barren und Reck, bei welchen man Gelegenheit fand, die wirklich tüchtigen Leistungen derselben zu bewundern. Inzwischen waren auch die Sänger nicht müssig; dieselben erfreuten das Publikum mit dem Vortrage schöner Lieder und es war erfreulich zu sehen, wie dasselbe die ihm gebotene Augen= und Ohrenweide mit Wohlgefallen aufnahm.
Um 7 Uhr vereinigte ein frugales Mahl die Turner und Sänger wieder im Saale, welches von heitern und ernsten Trinksprüchen und Liedern gewürzt, bald die ungetrübteste Fröhlichkeit hervorrief und bei welchem den vortrefflichen Speisen und Getränken des Herrn Böttcher die gebührende Ehre erwiesen und das gegenseitige Versprechen gegeben wurde, am 2. Pfingsttage des nächsten Jahres zu einem Turn= und Gesangfeste hier wieder zusammen zu treffen.
Um 9 1/2 Uhr erfolgte unter jubelndem Hurrah die Abfahrt der Sänger und Turner und damit der Schluß des kleinen Festes, welches allen Betheiligten gewiß in angenehmer Erinnerung bleiben wird.


Der Zwanzigender.
(Novelle von Otto Hörth.)
(Schluß.)

[ => Original lesen: 1868 Nr. 45 Seite 2]

Der Zwanzigender.
(Novelle von Otto Hörth.)
[Schluß.]

[ => Original lesen: 1868 Nr. 45 Seite 3]

Der Zwanzigender.
(Novelle von Otto Hörth.)
[Schluß.]



Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die dem Webermeister Joachim Franck zu Menzendorf gehörige, daselbst belegene Büdnerstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Freitag den 12. Juni d. Js. Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 23. März 1868.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. von Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Bekanntmachung.

Das am 15. d. M. auf Antrag des Kaufmanns Carl Erich Ludwig Rewolt erlassene Proclam, betreffend den Nachlaß des Handlungscommis Ernst Friedrich Matthias Bernitt, wird hierdurch wieder zurückgenommen.
Lübeck, den 29. Mai 1868.
Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung. W. Gädeke Dr., Actuar.


Vermischte Anzeigen.

Zum diesjährigen Johannis=Termin kann ich Geld zur größten Sicherheit und zu 4 % jährlicher Zinsen unterbringen und nehme ich Posten von Einhundert Thaler und darüber kostenfrei an, bitte aber, mir Anmeldungen recht bald zu machen.
Schönberg, den 30. April 1868.
Kindler, Advocat.


Diejenigen Gesellen, welche hier in der Stadt und auf dem Lande in Arbeit stehen und keiner Zunftkrankenkasse angehören, werden nochmals aufgefordert, sich binnen 14 Tagen beim Altgesellen der neugegründeten Gesellenkrankenkasse, Bäckergesellen Retelsdorf, zur Aufnahme in dieselbe zu melden, widrigenfalls die Liste der Nichteingetretenen Großherzoglicher Landvogtei übergeben wird.
Schönberg, den 1. Juni 1868.
Der Vorstand der Gesellenkrankenkasse.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 45 Seite 4]

Zum Johannis=Termin d. J. sind noch in hiesigen Landstellen gegen beste hypothekarische Sicherheit zu belegen
2 Pöste à 1200 Thlr., 1 zu 2000 Thlr., 2 à 1000 Thlr., 1 zu 500 Thlr., 1 zu 450 Thlr. und 1 zu 250 Thlr.
In städtischen Grundstücken ebenfalls gegen sichere Hypothek:
1 Posten von 1000 Thlr., 1 zu 600 Thlr., 2 à 500 Thlr., 1 zu 400 Thlr. und 2 à 300 Thlr.
Sämmtliche Gelder werden mit 4 % verzinst und ertheilt weitere Auskunft
J. P. Bade.
Schönberg im Juni 1868.


Elsner's Lederöl entspricht allen Anforderungen, um Leder in jeder Façon, hauptsächlich Pferdegeschirre, Wagenleder, Fußbekleidungen etc. etc. für die Dauer weich und geschmeidig zu erhalten.
Dieses, nach angestellten praktischen Versuchen höchst belobend anerkannte Oel, ist zu haben à Pfd. 15 ßl. bei Aug. Spehr.
Schönberg, den 4. Juni 1868.


Drains und Mauersteine sind von Donnerstag d. 11. Juni d. J. an auf meiner Ziegelei wieder vorräthig.
J. Köhncke.
Lüdersdorf, den 4. Juni 1868.


Nur 2 Thlr. Pr. Crt. kostet ein halbes, 4 Thlr. ein ganzes Originalloos (nicht mit den verbotenen Promessen zu vergleichen) der vom Staate genehmigten und garantirten großen Geld=Verloosung! Das Spielen in Frankfurter Lotterie ist von der Königl. Preuß. Regierung gesetzlich erlaubt! Schon am 11. und 12. Juni d. J. findet die Gewinnziehung statt, und werden nur Gewinne gezogen zum Betrage von 1,127,700 Thlr. worunter Haupttreffer, als event. 100,000, 60,000, 40,000, 20,000, 2 à 10,000, 2 à 8000, 2 à 6000, 2 à 5000, 2 à 4000, 2 à 3000, 2 à 2500, 4 à 2000, 6 à 1500, 105 à 1000, 5 à 500, 125 à 400, 5 à 300, 155 à 200, 229 à 100, 11,450 à 47 Thlr. Pr. Crt. etc. zur Entscheidung kommen.
Frankirte Aufträge, von Rimessen begleitet oder mittelst Postvorschuß, selbst nach den entferntesten Gegenden, werden prompt und verschwiegen ausgeführt, und sende nach vollendeter Ziehung die amtlichen Listen nebst Gewinngelder prompt zu.
Man wende sich direct an A. Goldfarb, Staatseffecten=Handlung in Hamburg.


Am 15. und 16. Juni, beide Tage Nachmittags, wird bei mir ein Scheibenschießen nach Gewinnen stattfinden, wozu ich ergebenst einlade. - Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten.
Campow, 1. Juni 1868.
Krüger Knabjohann.


Ich werde künftig an jedem Sonntage, Morgens 6 Uhr, mit meinem Omnibus von Schönberg nach Lübeck fahren und Abends von dort zurückkehren. Dahingegen wird die Fahrt am Mittwoch künftig wegfallen, so daß ich außer Sonntags nur Montags und Freitags fahren werde. Die Abfahrt geschieht vom Boye'schen Gasthause und lade ich zu recht fleißiger Benutzung dieser Fahrgelegenheit hierdurch ein.
Fuhrmann Beck vor Schönberg.


Sehr schöne Eßkartoffel, à Faß 7 ßl., per Scheffel etwas billiger, bei Handelsmann Schulz in Schönberg.


Ein sehr gut assortirtes Lager von billigen Tapeten, Borden und Rouleaux empfiehlt C. Schwedt.


Gußeiserne Keller= und Stallfenster, Dachfenster, Ofenthüren, Ofenröhren, Grabkreuze, Gartenbänke, Rosten und Ofenplatten und emaillirtes Kochgeschirr empfiehlt C. Schwedt.


Zahnschmerz Die heftigsten Zahnschmerzen
beseitigen augenblicklich unfehlbar die berühmten
Tooth-Ache Drops.
Verkauf in Originalgläsern à 12 Schilling (Mecklenburg) in Schönberg bei J. P. Bade.
Aehnliche Anzeigen beruhen auf Anmaßung und Fälschung.


Wegen Dämmung der Dorfstraße in Carlow ist dieselbe auf 4 Wochen für Fuhrwerke gesperrt.
Schulze Holst.
Carlow, den 25. Mai 1868.


Von Dienstag den 2. Juni wird die Dorfstraße in Kl. Siemz wegen Dämmung bis auf Weiteres für Fuhrwerk gesperrt sein.
Die Dorfschaft Kl. Siemz.
Schulze Köhler.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, den 7. Juni.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1868
Juni
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
2.
3.
4.
36.48
35.88
37.52
10.4
9.5
10.8
17.0
18.3
14.6
NO
NO
NW
0
0
1
wolkig.
-
-

Am 3. Nachmittags Gewitter und 63 Cubikz. Regen auf 1 []'.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund11 1/2 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.24 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfd.8 1/2 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfd.6 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfd.10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 7 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.10 Schilling (Mecklenburg).
Hamb. Kirschen, d. Pfd.5 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weizen25 - 27Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen17 - 18Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer12 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen16 - 18Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen15 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 18


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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