No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Juni
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 44 Seite 1]

- 29 Süddeutsche im Zollparlament, meist Bayern und Württemberger, haben eine gemeinsame Erklärung an ihre Wähler erlassen, deren Kern folgender ist. Die süddeutschen Staaten dürfen nicht in den Nordbund eintreten, sie müssen sich vielmehr eng an einander schließen, namentlich auch zu militärischem Schutz, um ihre Selbstständigkeit zu bewahren. Diese Selbstständigkeit muß Hand in Hand gehen mit aufrichtiger Erfüllung der nationalen Pflichten und mit einer entschieden freisinnigen Politik. Gründe: Die überwiegende Bevorzugung der Militärzwecke im Nordbund beeinträchtigt die Pflege der geistigen und materiellen Interessen und belastet die Bürger dauernd; das Eintreten in den Nordbund wird sie bei dem Uebergewicht des Nordens zum Aufgehen in den Einheitsstaat führen. Als endgültiges Ziel erkennen die Neunundzwanzig ihren Vorschlag selber nicht an.
- Man sieht keinen glatthaarigen Oesterreicher mehr; seit dem 27. Mai, an welchem die Schulden Österreichs amtlich veröffentlicht wurden, stehen Allen die Haare zu Berge. Die Staatsschuld beträgt 3,025,315,896 fl., die Zinsen belaufen sich jährlich auf 127,718,000 fl. Von Ende December 1866 bis 1867 hat sich die Staatsschuld um 105 1/2 Mill. vermehrt.
- In der letzten Sitzung der Wiener "Gesellschaft der Aerzte" hat Professor Skoda einen Vortrag über die Resultate des Wiener Findelhauses gehalten. In dem Zeitraume von 1784 bis 1866 wurden 445,687 Kinder in dasselbe aufgenommen, und davon starben 315,323, also 779 von je 1000 Kindern, oder ungefähr 78 Proc. In der neuesten Zeit ist das Sterblichkeitsverhältnis ein noch ungünstigeres; denn von 1853 bis 1866 ist die Aufnahme von 127,183 Kindern constatirt, und davon starben 101,992, also 802 von je 1000, oder mehr als 80 Proc. Man sollte die österreichischen Schulden ins Findelhaus bringen!
- Die öffentlichen Gerichtsverhandlungen gegen den Grafen Gustav Chorinsky werden vom 22. bis 26. Juni in München stattfinden.
- Königin Marie von Neapel bewohnt seit Kurzem in aller Stille ein Landhaus am Starnberger See.
- In einer Schrift, die der Academie in Paris vorlag, wird nachgewiesen, daß die Maikäfer im Jahr 1866 in einem französischen Districte einen Schaden von 25 Mill. Francs angerichtet haben.
- Kriegsminister Niel singt im Armee=Moniteur ein Loblied auf die unübertrefflichen Chassepots.
- Ein heftiges Gewitter entlud sich am Sonnabend Nachmittag über unserm Fürstenthum und kühlte die an diesem Tage zur drückenden Höhe gestiegenen Temperatur merklich ab. In dem bei Rehna belegenen Dorfe Gletzow zündete der Blitz ein Bauerhaus, das niederbrannte, wobei leider ein Mädchen den Tod fand. Zur selben Zeit wurde bei Wismar ein Viehhaus vom Blitze in Flammen gesetzt, in denen zwei Knechte und 15 Stück Rindvieh etc. umkamen. Ein heftiger Regen begleitete dies Gewitter und erquickte die schon seit Wochen ausgetrockneten Felder. Auch ein Hagelschauer führte dies Gewitter mit sich, das manchen südlich von Schönberg belegenen Kornfeldern nicht unerheblichen Schaden zugefügt haben soll.
- Die Gegend von Ribnitz und Teterow ist in voriger Woche von starkem Hagelschlag heimgesucht, der nach dortigen Berichten mit furchtbarer Heftigkeit gewüthet haben muß, wodurch manchen Bauergütern, die nicht versichert hatten, der empfindlichste Schaden zugefügt worden ist. - In Gr. Luckow ist das Gewächshaus mit seinem ganzen Inhalte förmlich zertrümmert, vier bis sechs Zoll hoch haben die Eismassen gelegen, es sind nicht gewöhnliche Hagelschlossen, sondern größtentheils scharfe, zackige Eisstücke, oft weit über die Größe von Taubeneiern gewesen, von denen die Erde bedeckt war. Teterower Fuhrleute, welche aus dem Bassedower Forste gekommen und von dem Unwetter unterwegs überrascht wurden, erzählten, daß während etwa 10 Minuten ein über alle Beschreibung fürchterlicher Zustand in der Natur geherrscht habe; sie hätten zu thun gehabt, ihre Pferde vor ihren schwer beladenen Wagen festzuhalten, wobei sie selbst von den Eisstücken an Händen und Köpfen arg verletzt worden, während steuerlos gewordene Pferde, welche ihren Führern entlaufen, in vollem Geschirr an ihnen vorüber gestürmt wären; die Rindviehheerden wären aus den Weiden ausgebrochen und brüllend umhergelaufen , in Basedow wäre außer dem Hagel so viel Regen gefallen, daß die Leute das Wasser mit Schaufeln aus den Häusern geschöpft hätten. Ueber den Schaden, welchen das Unwetter an den Saaten und überhaupt im Bereiche der Vegetation angerichtet, werden leider auch höchst traurige Nachrichten gemeldet.
- In Texas blüht der Freihandel, denn da werden ungefähr jährlich 50,000 Ochsen gestohlen und nach Mexiko ausgeführt. Die leidenschaftlichsten Anhänger dieses Systems sind die Indianer.
- In der Nähe von Palermo wurde unlängst einer der gefürchtetsten Banditen getödtet. Er hieß Santaniello. In der Nähe von Palermo befindet sich ein Flecken, Bracigliano, in welchem ein Hirtenknabe, Namens Antonio Fiore, wohnte. Dieser erwarb sich die Huld des Räubers, besuchte ihn alle Sonntage, aß mit ihm und brachte auch zuweilen die Nacht bei ihm zu. Fiore beschloß endlich, dem schrecklichen Treiben seines Freundes ein Ende zu machen. Er begab sich zum Syndicus von Bracigliano und erbot sich, Santaniello auszuliefern. Sein Antrag wurde angenommen und am 9. Mai, Morgens gegen 5 Uhr stieß Fiore dem schlafenden Banditen sein Messer in die Brust. Santaniello erhob sich und wollte sich wehren; aber Fiore fiel über ihn her und erstickte ihn vollends. Fiore wurde mit Belohnungen überhäuft, weil er die Gegend von einem Ungetüme befreit hat, das seit 8 Jahren 42 Menschen umgebracht, 300 gebrandschatzt, einer Anzahl Nasen und Ohren abgeschnitten, mehr als 6000 Stück Schafe und Ochsen getödtet und ein Dutzend Scheunen in Brand gesteckt hatte.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 44 Seite 2]

Der Zwanzigender.
(Novelle von Otto Hörth.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1868 Nr. 44 Seite 3]

Der Zwanzigender.
(Novelle von Otto Hörth.)
(Schluß folgt.)


Anzeigen.

Vorladung.

Antragsmäßig soll über die der Ehefrau des Käthners Lühr, Catharina geb. Mustin zu Schlagsdorf gehörige, daselbst belegene Käthnerstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 9. Juni d. J., Morgens 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. März 1868.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 44 Seite 4]

Auf Antrag Dris. Witt als gerichtlich bestellten Güterpflegers und Contradictors der Concursmasse des Erbpächters Johann Wilhelm Heinrich Schumann in der Vorstadt St. Gertrud an der Israelsdorfer Chaussee werden hiedurch

1) die Gläubiger des Gemeinschuldners unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses von der Concursmasse, imgleichen Alle, welche an einzelne im Besitze der Concursmasse befindliche Gegenstände, sei es kraft Eigenthums= oder Separationsrechts, oder aus irgend einem anderen Grunde, Ansprüche zu haben vermeinen, bei Verlust ihres Rechts aufgefordert, binnen sechs Monaten, mithin spätestens bis zum 22. November d. Js., ihre Forderungen und Ansprüche bei dem Contradictor gegen Empfang eines Anmeldungsscheines, im Falle eines Widerspruchs aber bei dem Concursgerichte anzumelden und zwar mit Beifügung der vorhandenen Beweisstücke im Original und Abschrift, sowie mit Angabe des etwa in Anspruch genommenen Vorzugsrechts;
2) alle Diejenigen, welche zur Concursmasse gehörende Gegenstände in Händen haben, aufgefordert, von diesen Sachen und von ihren vermeintlichen Pfand= und Retentionsrechten daran bis spätestens zum 22. November d. Js. dem genannten Contradictor Anzeige zu machen unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls dieser Rechte für verlustig erklärt, zur unentgeltlichen Herausgabe der Sachen schuldig erkannt, auch unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung werden gezogen werden;
3) die Schuldner des genannten Cridars aufgefordert, ihre Schuld an den genannten Güterpfleger sofort bei Verfall baar zu berichtigen.
Lübeck, den 22. Mai 1868.
Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung. W. Gädeke Dr., Actuar.


Vermischte Anzeigen.

Honig, à Pfund 10 ßl., verkauft D. Hempel.


Nie Reclame, sondern stets sprechende Beispiele:
Herrn L. W. Egers in Breslau, Erfinder des Schles. Fenchel=Honig=Extracts.
Da sich hier keine Niederlage Ihres Fabrikats befindet und ich dasselbe bei einem Brustleiden mit gutem Erfolge angewendet habe, jetzt aber meine Frau von demselben Leiden befallen ist, so ersuche ich Sie, mir 2 Flaschen Ihres Fenchelhonigs mit umgehender Post pr. Postvorschuß zukommen zu lassen.
Wertheim in Baden, den 24. April 1868. Achtungsvoll J. Schäfer.
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Der Schlesische Fenchelhonig=Extract von L. W. Egers in Breslau ist eines der wenigen reellen Hausmittel, von dem selbst die principiellen Gegner aller nicht aus der Apotheke hervorgehenden Präparate zugestehen müssen, daß es rationell, gut und namentlich bei Hals= und Brustleiden entschieden nützlich ist. Man bekommt denselben allein ächt beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Nur 2 Thlr. Pr. Crt. kostet ein halbes, 4 Thlr. ein ganzes Originalloos (nicht mit den verbotenen Promessen zu vergleichen) der vom Staate genehmigten und garantirten großen Geld=Verloosung! Das Spielen in Frankfurter Lotterie ist von der Königl. Preuß. Regierung gesetzlich erlaubt! Schon am 11. und 12. Juni d. J. findet die Gewinnziehung statt, und werden nur Gewinne gezogen zum Betrage von 1,127,700 Thlr. worunter Haupttreffer, als event. 100,000, 60,000, 40,000, 20,000, 2 à 10,000, 2 à 8000, 2 à 6000, 2 à 5000, 2 à 4000, 2 à 3000, 2 à 2500, 4 à 2000, 6 à 1500, 105 à 1000, 5 à 500, 125 à 400, 5 à 300, 155 à 200, 229 à 100, 11,450 à 47 Thlr. Pr. Crt. etc. zur Entscheidung kommen.
Frankirte Aufträge, von Rimessen begleitet oder mittelst Postvorschuß, selbst nach den entferntesten Gegenden, werden prompt und verschwiegen ausgeführt, und sende nach vollendeter Ziehung die amtlichen Listen nebst Gewinngelder prompt zu.
Man wende sich direct an A. Goldfarb, Staatseffecten=Handlung in Hamburg.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termin Gelder und Sparkassen=Bücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin zu dem jetzt erhöhen Zinsfuße besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis spätestens zum 30. Juni bei mir abzugeben.
J. P. Bade, Buchbinder.


Unterzeichneter empfiehlt sich einem geehrten Publikum zum Anfertigen von Tuchen, Düffel, gewöhnlichem Wollzeug, Pferdedecken bei selbst gelieferter Wolle, ebenso im Spinnen und Kratzen von Strickwolle. Indem ich reelle Bedienung zusichere, bemerke ich noch, daß genannte Waaren auch stets zum Verkaufe bei mir vorräthig sind.
J. Voss, Tuchmachermeister.
Hinterstraße Nr. 76.


Das Sandgraben an der beim "Voßberg" belegenen Carlower Kirchenkoppel wird hiermit, unter Androhung gerichtlicher Bestrafung, strenge untersagt.


Wegen Dämmung der Dorfstraße in Carlow ist dieselbe auf 4 Wochen für Fuhrwerke gesperrt.
Schulze Holst.
Carlow, den 25. Mai 1868.


Von Dienstag den 2. Juni wird die Dorfstraße in Kl. Siemz wegen Dämmung bis auf Weiteres für Fuhrwerk gesperrt sein.
Die Dorfschaft Kl. Siemz.
Schulze Köhler.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund11 1/2 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.24 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfd.8 - 8 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfd.5 - 5 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfd.10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weizen27 - 27Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen19 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer12 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen18 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen15 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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