No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Mai
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 39 Seite 1]

- Mit den Allarmberichten aus Wien über einen nahe bevorstehenden Krieg zwischen Deutschland und Frankreich scheint ein frevelhaftes Spiel getrieben zu werden. Nicht nur der sonst vorsichtigen Allg. Zeit. in Augsburg, sondern vielen großen Zeitungen z. B. der Berliner Börs.= und Handels=Zeitung und den Hamb. N. sind die betr. Berichte zugegangen, und es wird aus Wien selber nachgewiesen, daß sie alle aus Wien stammen. Welche Absicht verfolgt man dabei, den T. an die Wand zu malen, der ohnehin jetzt gleich zur Hand ist?
- Das Zollparlament hat den Handelsvertrag mit Oesterreich angenommen.
- Das dem Zollparlament vorgelegte Gesetz, betr. die Abänderung des Vereinszolltarifs befreit verschiedene Gegenstände, u. a. Baumwollenwatte, Glaubersalz, Felle zur Pelzwerkbereitung, ausgeschlachtetes frisches Fleisch, großes Wild, Cichorien, Schießpulver, Edelsteine, Steinkohlen, Ochsen und Zuchttiere, Kühe, Jungvieh, Hammel etc. vom Eingangszoll und ermäßigt denselben für andere, wie Baumwollengarn und Baumwollengewebe etc., führt aber die Petroleumsteuer ein, indem es bestimmt, daß Mineralöle, roh und gereinigt, mit einem Eingangszoll 24 Schill. für den Centner belegt werden soll.
- Die Zeitung "La France" in Paris weiß zu berichten, daß sich Preußen aus eigenem Antrieb entschlossen habe, die Garnison von Mainz künftig zur Hälfte aus preußischen und zur Hälfte aus hessischen Truppen bestehen zu lassen. - Der Großherzog von Darmstadt hat bekanntlich 1866 das Besatzungsrecht an Preußen abgetreten.
- Papst Pius ruft das allgemeine Conzil auf den 8. December nach Rom zusammen.
- Aus Schwerin heißt es, daß die Vermählung S. K. H. des Großherzogs mit der Prinzessin Marie von Schwarzburg=Rudolstadt am 4. Juli stattfinden wird. Am 4. Juli wird das großherzogliche Paar seinen Einzug in Ludwigslust, am 13. seinen Einzug in Schwerin halten.
- In Frankfurt wird wieder ein Stück freistädtischer Herrlichkeit zu Grabe getragen: die Bürgermeisterwagen werden öffentlich versteigert.
- Der Kirchlichkeit der Engländer hat der Zufall in Abyssinien eine curiose Lection ertheilt. Im vorletzten englisch=chinesischen Kriege wurde Canton gerade am Ostersonntag angegriffen, und jetzt werden die Abyssinier am Charfreitag und Ostermontag niedergeschlagen. Das Vergießen von Menschenblut, sollte man meinen, sei doch noch etwas profaner als das Verzapfen von Bier oder Branntwein im Wirthshaus, die am englischen Sonntag so scharf verpönt ist und durch eine vorliegende Bill noch strenger verhindert werden soll.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das dem Schneidermeister Jochen Maaß zu Schönberg gehörige, daselbst im Neuenwall belegene Wohnhaus c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Freitag den 10. Juli d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 8. April 1868.
Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Verkaufs=Anzeigen.

In Sachen betreffend den Verkauf des zu Schönberg vor dem Sabower Thore belegenen neuen Wohnhauses c. p. des Maurergesellen Heinrich Peters hieselbst, sub cura stehend des Arbeitsmannes Johann Peters und des Maschinenbauers Kleinfeldt allhier, ist in dem am 23. d. Mts. stattgehabten Verkaufstermin nicht annehmlich geboten worden. Es wird daher zum Zwecke der Erlangung eines höheren Bots ein Ueberbotstermin auf Montag den 18. Mai d. J., Vormittags 11 Uhr, hiemit anberaumt, wozu Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß bei irgend annehmlichem Bote sofort im Ueberbotstermin der obervormundschaftliche Zuschlag erfolgen soll.
Die baar zu erlegende Conventionalpoen beträgt 500 Thlr., und wird die Uebergabe des Grundstücks event. nach erlangter Confirmation der Großherzogl. Kammer zu Neustrelitz schon vor oder zu Johannis d. J. geschehen.
Die Einsicht der Verkaufsbedingungen ist jederzeit auf der Registratur gestattet, auch Abschrift derselben gegen die Gebühr zu erhalten.
Die Besichtigung des Grundstückes qu. ist nach voraufgegangener Meldung bei den Curatoren gestattet.
Schönberg, den 24. April 1868.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 39 Seite 2]

Verpachtungs=Anzeige.

Am Sonnabend den 16. d. Mts., Nachmittags 4 Uhr, soll das in 7 Parcellen getheilte, früher Ackerbürger Oldenburg'sche Stadtmoor meistbietend auf 6 Jahre verpachtet werden.
Zu der gedachten Zeit soll gleichfalls der auf Parcelle Nr. 7 wachsende Klee an Ort und Stelle verkauft werden.
Hierauf Reflectirende wollen sich auf der Ratzeburger Chaussee versammeln.
Schönberg, den 11. Mai 1868.
Der Magistrat.


Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Zufolge der Mittheilung der Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha wird dieselbe nach vorläufiger Berechnung ihren Theilnehmern ca. 80 Procent ihrer Prämieneinlagen als Ersparniß zurückbezahlen.
Die genaue Berechnung des Antheils für jeden Theilnehmer der Bank, sowie der vollständige Rechnungsabschluß derselben für 1867 wird am Ende des Monats Mai d. J. erfolgen.
Zur Annahme von Versicherungen für die Feuerversicherungsbank bin ich jederzeit bereit.
Schönberg, den 6. Januar 1868.
Chr. Schrep,
Agent der Feuerversicherungsbank f. D.


Einem geehrten Publikum der Stadt und Umgegend von Schönberg mache ich hiermit die ergebenste Anzeige, daß ich mich hieselbst als Sattlermeister etablirt habe, und ersuche unter Zusicherung reeller Bedienung alle Freunde und Gönner um gütigen Zuspruch. Auch erlaube ich mir noch den von mir als Meisterstück angefertigten englischen Reitsattel nebst Zaum auf's Beste zu empfehlen; ersterer ganz überzogen von englischem Schweineleder und mit Kniewulsten.
Hochachtungsvoll W. Grevsmühl, Sattlermeister.
Meine Wohnung ist neben Färber Musfeld, Siemzerstraße.


Unterzeichneter empfiehlt sich einem geehrten Publikum zum Anfertigen von Tuchen, Düffel, gewöhnlichem Wollzeug, Pferdedecken bei selbst gelieferter Wolle, ebenso im Spinnen und Kratzen von Strickwolle. Indem ich reelle Bedienung zusichere, bemerke ich noch, daß genannte Waaren auch stets zum Verkaufe bei mir vorräthig sind.
J. Voss, Tuchmachermeister.
Hinterstraße Nr. 76.


Bruchbänder,
einfache und doppelte in reichlicher Auswahl, verschieden gearbeitet und von den billigsten Preisen an, sowie Suspensor (Tragbeutel), Fontanellbinden, Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, runde und Flügel=Mutterkränze, Milchpumpen oder Warzenzieher, die Warze hervorzuholen und die Milch damit abzunehmen, Warzendeckel zum Gebrauch bei wunder Warze, Gummi=Zahnringe, sehr gut für Kinder beim Zahnen, Gummi=Luftkissen und =Eisbeutel mit festem Verschluß für Kranke, Gummi=Zahnkitt, gut für hohle Zähne, wasserdichtes Zeug, sehr praktisch in Wiegen zum Schutz des Durchnässens für die Betten, sowie ächte Milchsauger von reinem Gummi sind stets zu haben in Schönberg bei
Emil Jannicke, Bandagist und Handschuhmacher.


Zum diesjährigen Johannis=Termin kann ich Geld zur größten Sicherheit und zu 4 % jährlicher Zinsen unterbringen und nehme ich Posten von Einhundert Thaler und darüber kostenfrei an, bitte aber, mir Anmeldungen recht bald zu machen.
Schönberg, den 30. April 1868.
Kindler, Advocat.


Berendsohn,
43 großer Neumarkt,
Hamburg, 43
Frühjahrskleider in Wolle und Halbwolle, schlicht changeant flammé, façonnirt, melirt, 3, 4 à 5 ßl., 80 Centimeter breit, do. 6, 7 à 8 ßl.
6/4 Cattune 2 1/2 à 3 ßl., feine franz. Cattune (Percales) à 5 ßl., 6/4 franz. Jaconnets 4 à 5 ßl., englische von 2 1/2 ßl. an. 6/4 weiße Alpacca 8 ßl. Ell., 10/4 breit 24 ßl., Mozambiques und Glacées, 6/4, 6 ßl., waschbar 5 à 6 ßl.
10/4 Lamas, 16 ßl. Ell., 10/4 gesprenk. (Waterproof) für Regenmäntel 24 ßl.
Lyoner schw. Seidenzeuge, 18 ßl. Ell., mit Brillantglanz 20à 22 ßl. Elle. 5/4 28 ßl. - 6/4 36 ßl. - 8/4 3 Mrk. Elle.
Doppelseitig façonnirte Seidenzeuge 24 ßl.
Seid. Paletotstoff, schwer, schwarz. Ripps 2 Mrk., schwarz, echter Sammet 2 Mrk., für Mäntel 3 Mrk. 8 ßl., 6/4 Lyoner do. do. 9 Mrk.
Couleurte Seidenzeuge, größte Auswahl neuester Dessins, von 18 ßl. bis zu 2 Mrk. Elle.
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Putzartikel und Bänder
in bekannter gr. Auswahl.
Modistinnen erhalten Rabatt.
Echte Pariser Blumen, Federn von 3 ßl., Hutgestelle 3 ßl., franz. Tüll=Façons, Grêpes aeroph., von 5 ßl. an. - Gros de Naples 18 ßl. etc. - Engl. und franz. Blonden, schlicht u. faç. Seidentülle von 3 ßl. bis 12 ßl.
Hutbänder, schlicht u. faç. von 1 ßl. bis handbreit 6 à 8 ßl.
Schleier mit kl. Bouq. 8 à 12 ßl., seid. Gazeschleier von 12 ßl.
Haarnetze a 1 ßl., seid. 3 ßl., handfilirte 4 à 6 ßl.
Strohhüte, alle Farben und Façons, für Damen, Mädchen und Kinder von 8 ßl. bis feinste engl. u. Brüss. Geflechtshüte.
Knabenmützen, garnirt u. Lederschirm von 8 ßl. an.
Fertige Pariser Crêpe=Hüte in Capot= und Fanchon=Form von gebrannt. Crêpe, prachtvollste Farben, à 2 Mrk.
Sonnenschirme, guter Seidenstoff, mit hübschen dicken, geschnitzten Griffen 40 ßl., elegantere 3 Mrk., seid. gefütterte 5 Mrk. 8 ßl. etc. etc.
Crinolines 12 à 16 ßl., enge mit br. unzerreißb. Bänd. 24 ßl. à 2 Mrk.
Corsets, franz. mit Fischbein von 16 ßl. à 24 ßl.
Gardinen, 7/4 gestrft. od. carr. Mullgardinen mit festonnirter Borde, 3 1/2 ßl., pr. 38 Ell. 3 ßl. - 7/4 do. durchgehends reich brochirt und festonnirt 4 ßl., do. mit 1/2 Elle br. Borde 5 ßl. (pr. 38 Ell. 4 1/2 ßl.), 9/4 do. 7 ßl. (pr. 38 Ell. 6 ßl.), brillant damascirte Sieb= und Gazegardinen mit Festons 8 ßl. (pr. 38 Ell. 7 ßl.). Mullgardinen mit Tüllborde, 10/4 reich gestickt do. 12 ßl., 8/4 engl Tüllgardinen 5 ßl.
Abgepaßte prachtvolle, reich gestickte Tüll=Rideaux mit Ueberfall 10 Mrk. pr. Fach von 13 Ell.
Frankirte Aufträge werden prompt gegen Cassa oder Postvorschuß effectuirt, nicht convenirende, selbst abgeschnittene Artikel ohne Nachzahlung getauscht.
Herrmann Berendsohn,
43, gr. Neumarkt, Hamburg.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 39 Seite 3]

Ein sehr gut assortirtes Lager von billigen Tapeten, Borden und Rouleaux empfiehlt C. Schwedt.


Nur 2 Thlr. Pr. Crt. kostet ein halbes, 4 Thlr. ein ganzes Originalloos (nicht mit den verbotenen Promessen zu vergleichen) der vom Staate genehmigten und garantirten großen Geld=Verloosung! Das Spielen in Frankfurter Lotterie ist von der Königl. Preuß. Regierung gesetzlich erlaubt! Schon am 11. und 12. Juni d. J. findet die Gewinnziehung statt, und werden nur Gewinne gezogen zum Betrage von 1,127,700 Thlr. worunter Haupttreffer, als event. 100,000, 60,000, 40,000, 20,000, 2 à 10,000, 2 à 8000, 2 à 6000, 2 à 5000, 2 à 4000, 2 à 3000, 2 à 2500, 4 à 2000, 6 à 1500, 105 à 1000, 5 à 500, 125 à 400, 5 à 300, 155 à 200, 229 à 100, 11,450 à 47 Thlr. Pr. Crt. etc. zur Entscheidung kommen.
Frankirte Aufträge, von Rimessen begleitet oder mittelst Postvorschuß, selbst nach den entferntesten Gegenden, werden prompt und verschwiegen ausgeführt, und sende nach vollendeter Ziehung die amtlichen Listen nebst Gewinngelder prompt zu.
Man wende sich direct an A. Goldfarb, Staatseffecten=Handlung in Hamburg.


Die in neuerer Zeit so beliebt gewordene Reformdinte ist für Schönberg mir zum alleinigen Verkauf übertragen und empfehle solche zu Originalpreisen.
Außerdem halte nach wie vor Anilindinte zu den bekannten Preisen stets vorräthig.
Buchbinder C. Sievers.


Einige Holzarbeiter, Tischler oder Stellmacher, können Arbeit erhalten beim Maschinenbauer Kleinfeldt.
Schönberg, Mai 1868.


Kirchen-Concert.
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Am Sonntag den 24. d. Mts. wird in der Kirche zu Schönberg ein geistliches Concert stattfinden, wozu der Unterzeichnete ergebenst einladet. Programm in nächster Nummer.
G. Wilhelm.


Blumenpflanzen, Georginen, Stockrosen, Winterkohl und Selleriepflanzen sind zu haben bei W. Bartold in Schönberg.


Auf meinem Moore unterhalb der Neuenwallstraße wird von Kindern der mannigfaltigste Unfug getrieben, wodurch mir die größten Nachtheile erwachsen. Ich fordere daher die Eltern hierdurch auf, auf ihre Kinder achten zu wollen, da ich sonst genöthigt bin, andere Maßregeln zu treffen.
Wittwe Ladendorf.


Gußeiserne Keller= und Stallfenster, Dachfenster, Ofenthüren, Ofenröhren, Grabkreuze, Gartenbänke, Rosten und Ofenplatten und emaillirtes Kochgeschirr empfiehlt C. Schwedt.


Preußische Hagel=Versicherungs=Actien=Gesellschaft in Berlin. Grundkapital 1 Million Thaler; davon emittirt 750,000 Thaler.
Verwaltungsraths=Mitglieder:

Hugo, Fürst zu Hohenlohe, Herzog von Ujest.
Wilhelm, Fürst zu Putbus.
Emmo, Graf Schaffgotsch, Königl. Kammerherr, Vice=Ober=Ceremonienmeister.
Rittergutsbesitzer von Treskow auf Grocholin.
Rittergutsbesitzer Graf von Kleist=Juchow auf Juchow.
Hermann Henckel, Haupt=Director der Preußischen Hypothekenbank.
Die Gesellschaft versichert Bodenerzeugnisse gegen Hagelschaden. Die Prämien sind fest und billig, Nachschüsse werden also niemals erhoben. Die Schäden werden wie in früheren Jahren coulant und unter Zuziehung von Landesdeputirten regulirt und binnen Monatsfrist nach Feststellung voll und baar bezahlt. Versicherungen auf mehrere Jahre genießen einen angemessenen Prämien=Rabatt, welcher sofort von der Jahresprämie in Abzug gebracht wird.
Gleichzeitig sind wir auch von unserer Gesellschaft ermächtigt, allen öffentlichen oder geheimen Concurrenz=Verdächtigungen gegenüber zu erklären:
Daß die Preußische Hagel=Versicherungs=Actien=Gesellschaft im verflossenen Geschäftsjahre bei einer Prämien=Einnahme von Thlr. 291,345 an Entschädigungen Thlr. 412,180 prompt und zur Zufriedenheit unserer Herren Versicherten bezahlt und trotz der Ungunst des Geschäftes in 31 Fällen aus Liberalität Entschädigung gewährt hat, wo keine Verpflichtung vorlag.
Ohnerachtet tiefer Verluste ist das Grundkapital von den Herren Actionairen sofort wieder ergänzt worden, ohne die Actien=Wechsel zu berühren, so daß nur eine Einbuße von Thlr. 46,530 constatirt und die danach vorhandenen Fonds theils in baar, theils in täglich bereiten und statutenmäßig sicher gestellten Mitteln vorhanden sind, wovon sich die Revisions=Commission überzeugt hat und wie solches der Königlichen Staats=Regierung vorschriftsmäßig nachgewiesen ist und solches jederzeit auf deren Verlangen geschehen muß.
Danach tritt die Gesellschaft mit dem bisherigen Garantiekapital, abzüglich der gedachten 46,530 Thlr. in die diesjährige Compagne ein.
Die Unterzeichneten sind zu jeder Auskunft und zur persönlichen Aufnahme von Versicherungen stets bereit und empfehlen dem landwirthschaftlichen Publikum obige Gesellschaft ganz ergebenst
Wm. Ganslandt & Götze in Lübeck, General=Agenten.
Moritz Stein in Ratzeburg, Special=Agent.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 39 Seite 4]

Wer an Husten, Heiserkeit, Brustschmerzen, Verschleimung, Katarrh u. s. w. leidet, greife mit Vertrauen zum Schlesischen Fenchel=Honig=Extract von L. W. Egers in Breslau, er wird meist Heilung, stets aber Linderung finden:
Herrn L. W. Egers in Breslau.
Salzbergen, den 18. Juli 1867.
Ich will Sie benachrichtigen, daß meine Frau eine halbe Flasche von Ihrem Fenchelhonig gebraucht hat, und hat sich besonders gut darnach befunden. Sie war so weit, sie konnte den Husten nicht rausbringen und das Herzklopfen griff sie heftig an, nun ist das ganze Leiden bald vorüber. Ich werde Sie bitten um eine ganze Flasche, ich werde das gute Werk noch weiter fortsetzen. Nun werde ich schließen und freundlich grüßen.
G. L. Hermes, Schuhmachermeister.
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Der Schlesische Fenchel=Honig=Extract von L. W. Egers in Breslau ist nebst einer Broschüre über seine Wirkungen, welche die Käufer gratis erhalten, allein ächt zu haben beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Die von vielen medicinischen Autoritäten anerkannte und durch glänzende Zeugnisse bewährte Bruchsalbe für Unterleibs=Bruchleidende von Gottl. Sturzenegger in Herisau, Canton Appenzell (Schweiz) ist fortwährend frisch und echt, sowohl von demselben, als auch durch Herrn Apotheker O. Eichapfel in Hamburg, Rödingsmarkt 83. Preis pr. Topf 1 Th. 20 Sgr. enthält keine schädlichen Stoffe, Heilung ohne Entzündung, in weitaus den meisten Fällen sicher. Gebrauchsanweisung und Zeugnisse zur vorherigen Ueberzeugung auf Verlangen gratis. Reichhaltiges Lager in Bruchbändern.


Preußische Hagel=Versicherungs=Actien=Gesellschaft.
Dieselbe versichert Bodenerzeugnisse gegen Hagelschäden. Die Prämien sind fest und billig, Nachschüsse werden also niemals erhoben. Die Schäden werden wie in früheren Jahren coulant und unter Zuziehung von Landesdeputirten regulirt und binnen Monatsfrist nach Feststellung voll und baar bezahlt. Versicherungen auf mehrere Jahre genießen einen angemessenen Prämienrabatt, welcher sofort von der Jahresprämie in Abzug gebracht wird.
Die Unterzeichneten sind zu jeder Auskunft und zur persönlichen Aufnahme von Versicherungen stets bereit und empfehlen dem landwirthschaftlichen Publikum obige Gesellschaft ganz ergebenst.
August Creutzfeldt in Schönberg.


Theater in Schönberg.
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Freitag, den 15. Mai: "Dir wie mir", oder "Dem Herrn ein Glas Wasser", Lustspiel in 1 Akt von Roger. - Hierauf: "Hohe Gäste", Schwank in 1 Akt von Belly. - Zum Schluß: "Englisch", Lustspiel in 2 Akten von Görner.
Da mein Aufenthalt hieselbst nur von sehr kurzer Dauer (6 Vorstellungen), so lade ich ein geehrtes Publikum hiesiger Stadt und Umgegend ergebenst ein, mich für diese kurze Zeit durch einen recht zahlreichen Besuch zu erfreuen.
Carl Hocke.
Nächste Vorstellung Sonntag.
Das Nähere besagen die Zettel.


Für eine Material=, Porzellan=, Eisen= und Kurzwaaren=Handlung wird zu sogleich oder zu Johannis ein Lehrling gesucht. Auskunft ertheilt Heinrich Creutzfeldt.
Schönberg.


Am zweiten Markttage ist in Schönberg eine Uhr gefunden, die der sich als rechtmäßig ausweisende Eigenthümer gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten kann beim Baumwollen=Weber Schäfer.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, den 17. Mai.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.

Geboren. 30. April. Dem Schustermeister Hagen hieselbst ein Sohn. - 1. Mai. Dem Sattlermeister Friedrichs vor Schönberg ein Sohn. - 4. Mai. Dem Büdner Oldenburg zu Bechelsdorf eine Tochter. - 6. Mai. Dem Webermeister Hans Heinrich Kähler vor Schönberg eine Tochter. - 7. Mai. Dem Chausseegeldeinnehmer Volkmann zu Kl. Siemz eine Tochter.

Gestorben. 4. Mai. Catharina Else Oldörp, Arbeitsm.=Wittwe zu B.=Resdorf, geb. Oldörp aus Olndorf, 65 J. 10 M. alt. - Wilhelmine E. M. Catharina Buhr, Arbeitsm.=Tochter zu Hof Lockwisch, 8 Tage alt. - 7. Mai. Fritz Wilh. Nicol. Ludwig Meyer, unverheir. Knecht zu Rabensdorf, 21 J. 3 M. alt. - 12. Mai. Caroline C. M. F. Creuzfeld, Hausw.=Tochter zu Niendorf, 1 M. alt. - Anna Catharina Grünthal, geb. Spehr. Bäckermeisters=Frau hieselbst, 57 J. 8 M. alt. - 14. Mai. Peter Heinrich Grevsmühl, unverheir. Schulzensohn zu Kl. Bünsdorf, 42 J. 6 M. alt.

Copulirt: Joachim Voß, Arbeitsmann zu Wahlsdorf, und Anna Catharina Ahrendt daselbst. - 8. Mai. Georg Heinrich Wilhelm Kleinfeld, Hausw.=Anerbe zu Lockwisch, und Anna Catharina Maria Maack daselbst. - 12. Mai. Johann Heinrich Bohnhoff, hiesiger Arbeitsmann, p. t. zu Torriesdorf, und Anna Maria Peters zu Rabensdorf.

Proclamirt: Carl Friedrich Albert Schulz, hiesiger Bürger und Schornsteinfeger, und Henriette Johanna Dorothea Burmeister zu Mölln. - Carl Wilhelm Friedrich Flägel, Bodenmeister in Hamburg, und Luise Marie Christiane Wasmund von hier.


Meteorologische Beobachtungen.
1868
Mai
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
12.
13.
14.
36.80
38.97
40.77
12.6
10.5
9.5
20.2
17.5
17.3
OSO
OSO
NNW
1
2
0
heiter.
zieml. heiter.
-


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund11 1/2 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.24 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.16 - 20 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg).
Spickgans, d. St.24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Flickgans, d. St.24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfd.8 - 8 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfd.5 - 5 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfd.10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weizen28 - 28Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen18 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen15 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Hiezu eine Beilage.


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 39 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 39 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 15. Mai 1868.


- Am Cap der guten Hoffnung hat man ein großes Steinkohlenlager entdeckt.
- In 5000 Dörfern Ungarns wird niemals die Schule geschwänzt, weil es keine gibt; die schönsten ungarischen Mädchen schreiben keinen andern Liebesbrief als mit den Augen; denn 85 Procent aller Bräute können kein Wort schreiben und sogar von der männlichen Jugend besuchen 52 Proc. keinen Schulunterricht. Die Ungarn sind eine mündliche Nation und führen das große Wort; denn nöthigenfalls ist ihr Wort das Schwert.
- Ein Gutsbesitzer in Posen hat ein probates Mittel erfunden, um sich dagegen zu schützen, daß sein Gesinde ihm unter dem Vorwande unzureichender oder schlechter Kost verlasse. Er wiegt nämlich jeden Dienstboten beim Antritt in Gegenwart unverwerflicher Zeugen und schreibt das Gewicht auf. Wer fortgeht muß zuvor auf die Wage treten.
- Der gewöhnliche Wallfisch wiegt 100 Tonnen, 88mal so viel als ein Elephant, 440mal so viel als ein Bär; aber die Ueberreste des bei Ystadt im baltischen Meere und im Erdboden Westgothlands gefundenen vorweltlichen Walls deuten darauf hin, daß er mindestens 27mal größer gewesen sein muß, als der jetzt lebende Wallfisch.
- Eine junge Berlinerin aus guter Familie hatte an einen jungen, vermögenden Herrn, der ihr längere Zeit den Hof machte, ihr Herz verloren, aber nicht den Kopf. Als der Geliebte seine Besuche einstellte, suchte sie ihn auf, warf sich ihm zu Füßen und erklärte, ohne ihn nicht leben zu können. Der junge Mann war überrascht, hob sie zärtlich auf und - macht jetzt seine Verlobungsbesuche mit ihr.
- Ein Cadet=Feldwebel T. fuhr am 28. v. M. von Wien nach Ungarn. In seinem Wagen zweiter Classe fand er einen vortrefflichen Gesellschafter an einem jungen eleganten Herrn. Bald bot ihm der freundliche Herr eine Cigarre an, er nahm sie, that wenige Züge und fiel in einen todtenähnlichen Schlaf. Als er erwachte, war seine Brieftasche mit 570 Gulden verschwunden und sein gefälliger Gesellschafter auch.
- In Glogau fand ein Postbeamter sein achtjähriges Töchterchen, als er spät Abends heimkehrte, todt im Bette. Er weckte seine Frau, die Stiefmutter des Kindes, und fragte sie, was vorgefallen sei. Der Schlag muß das Kind getroffen haben, sagte sie. Der herbeigerufene Arzt fand aber an dem Hals Spuren der Erdrosselung und auch die Händchen trugen Spuren, daß sie gebunden gewesen waren. Die Stiefmutter ist verhaftet.
- Eine Petroleum=Explosion in einem Geschäftshause in Berlin hat 5 Personen das Leben gekostet und 15 Personen sind , zum Theil schwer verwundet. Ein Lehrling wurde durch die Gewalt des Druckes aus dem Zimmer 25 Schritte weit in den Hof geschleudert.
- Ein englischer Friedensrichter gab kürzlich ein eigenthümliches Urtheil ab. Eine Verordnung verbot nämlich, die Pferde in einem dortigen großen Teiche in die Schwemme zu reiten; nun erklärten aber mehrere Zeugen, sie hatten einen Bauer mit seinen Pferden aus dem Teiche kommen sehen. Der Richter zog die genauesten Erkundigungen ein, ob irgend Jemand den Mann mit seinen Pferden habe in den Teich hineinreiten sehen, und da dies nicht der Fall war, entschied er in folgender Weise: Die Zeugen erklären, den Angeklagten mit seinen Pferden aus dem Teiche kommen, ihn aber nicht hineinreiten gesehen zu haben. Da nun die Verordnung blos das Hineinreiten, aber nicht das Herauskommen aus dem Teiche verbietet, so finde ich mich bewogen, den Angeklagten von der Strafe zu entheben und ihm jede Bestrafung zu erlassen.
- In Steinbüchel bei Solingen wachte der Wirth um Mitternacht von einem Geräusch plötzlich auf und sieht einen Kerl an seinem Bette stehen, der sich über ihn beugt. Er springt auf, packt ihn, und die beiden Männer ringen mit einander auf Tod und Leben; die Wirthin eilt herbei und mit ihrer Hülfe gelingt es, den Kerl zu Fall zu bringen, der Wirth hält ihn bei der Kehle gepackt, die Frau holt Hülfe. Als diese erscheint, läßt der Wirth los, der Mann steht aber nicht auf, er ist todt, erdrosselt. Beim Lichte erkennt die Wirthin in dem Räuber ihren Vetter aus Elbersee, der sie vor wenigen Wochen besucht hatte, und bei ihm fand man eine geladene Pistole, mehrere Messer, Sägen, Zangen, Schlüssel und Riemen. Seine Spießgesellen, deren Spur man im Garten fand, hatten bei dem Hülferuf die Flucht ergriffen.
- Ein Kater, der auf einem Moore in der Nähe der Stadt Laibach unter freiem Himmel vor einigen Tagen seine Siesta hielt, wurde von einem Habicht als gute Prise betrachtet und im Fluge mit seinen Krallen gepackt und unfreiwillig unter schreiendem Proteste in die Lüfte gehoben. In der Entfernung von einer guten Stunde ließ sich der Habicht langsam zur Erde nieder, um dort wahrscheinlich sein fettes Mahl zu beginnen. Kaum spürte jedoch der Kater festen Boden unter seinen Füßen, als er sich auch seiner Haut energisch zu wehren anfing und nach heftigem Kampfe den Habicht vom Leben zum Tode spedirte. Der siegreiche Kater räumte dann ohne Weiteres den Kampfplatz und begab sich in seine Heimath. Der ziemlich große Habicht wurde von nachgeeilten Beobachtern dieser Scene aufgehoben und mitgenommen.
- Rehna. Strikes (Arbeitseinstellungen) sind jetzt an der Tagesordnung. Vor 50 - 60 Jahren hat auch in Rehna einmal eine solche stattgefunden, und zwar in sehr bedeutendem Umfange. Hier handelte es sich allerdings nicht um den Wochenlohn, sondern um die verletzte Ehre. Wie jetzt das Tuchmachergeschäft, so blühte im Anfange dieses Jahrhunderts hier noch in viel höherem Grade das Geschäft der Raschmacher. 40 Raschmacher=Gesellen arbeiteten zu der Zeit in Rehna. Dieses Geschäft war für die Stadt und Umgegend ein sehr wichtiges und einträgliches, denn zahlreiche Frauen spannen für dasselbe und ernährten sich davon. Am Sonntagmorgen kamen die Spinnerinnen der Umgegend zur Stadt lieferten ihr Garn ab, empfingen ihren Lohn und kauften ein. Der Lohn war bedeutend, denn man erzählt, daß Frauen an einem Tage 8 ßl. beim Spinnen verdienen konnten, und das war zu jener Zeit nicht wenig. Als aber die Fabriken emporkamen, ging dieses Geschäft total zu Grunde, so daß manche Meister, die zur Blüthezeit der Raschmacherei in großem Wohlstande lebten, schließlich als Wollpflücker bei den Tuchmachern in bitterster Armuth gestorben sind. Doch jetzt zur Strike. Zwei Raschmacher=Gesellen und ein Beamter in hiesiger Stadt begegneten sich eines Sonntagmorgens unter der Predigt auf einem Spaziergange. Aus welchem Grunde der Beamte das Kirchengehen für die Naschmachergesellen wichtiger als für sich selbst hielt, wissen wir nicht, er fand es aber sehr unrecht, daß sie sich von der frischen Morgenluft mehr hatten locken lassen, als von dem Rufe der Kirchenglocken, und schalt sie darüber in sehr beleidigenden Worten heftig aus. Heutzutage giebt das Versäumen der Kirche wohl eben keine Veranlassung mehr weder zum Streite noch zur Strike, damals war es aber anders. Während es jetzt für die Meisten zur Ausnahme gehört, in die Kirche zu gehen, war zu der Zeit das Versäumen derselben eine Ausnahme. Die Rehnaer Gemeinde zeichnete sich bis in die jüngste Zeit herab durch kirchlichen Sinn aus. Da sich aber selbstverständlich die Rehnaer Gesellen eine so grobe Beleidigung ihres Ehrgefühls nicht gefallen lassen wollten, so beschlossen sie Rache zu nehmen. Nicht lange nach dem mitgetheilten Vorfalle waren nicht nur sämmtliche Raschmacher=Gesellen Rehna's, sondern

[ => Original lesen: 1868 Nr. 39 Seite 6]

auch die Schuster, Schneider, Tischler, kurz die Gesellen sämmtlicher Gewerke in ihren Herbergen versammelt und von der den beiden Spaziergängern zugefügten Beleidigung in Kenntniß gesetzt. Es kostete fast gar keine Mühe, sämmtliche Köpfe unter einen Hut zu bringen; denn bald war der Entschluß gefaßt, daß sämmtliche Gesellen der Stadt Rehna den Wanderstab ergreifen und dem Meister und der Werkstätte Lebewohl sagen wollten. Nur ein alter Müllergeselle konnte sich nicht dazu entschließen, aber einige Drohungen der Uebrigen hatten bald den gewünschten Erfolg. So ging denn zum großen Aerger der Meister und zur Verwunderung der Rehnaer diese große Auswanderung vor sich. Kaum waren die Gesellen in Schönberg angelangt, da wurden auch hier sämmtliche Gesellen auf ihre Herbergen geholt, von der Ursache der großen Gesellen=Wanderung in Kenntniß gesetzt und zur Mitwanderung aufgefordert. Und wirklich, auch diese schnürten ihre Ränzel und wanderten mit zum Thore hinaus. Bekanntlich aber war der Zusammenhang und die Verbindung der Gesellen in jener Zeit so innig und fest, daß eine Bewegung wie die mitgetheilte, für die Stadt von der allergrößten Bedeutung hätte werden können, sowohl für die Zukunft wie für die Gegenwart. Man denke nur an das sogenannte Verschimpfen der Werkstätten. Konnte doch ein Rehnaer Hutmacher, weil seine Werkstätte verschimpft war, Jahrelang keinen Gesellen bekommen; er mußte sich endlich demüthigen und die den Gesellen zugefügten Beleidigungen zurücknehmen. Der Spaß kostete ihn noch obendrein 50 Rthlr. Also der Rehnaer Magistrat hatte gewiß Ursache, der Regierung von dem Obigen Anzeige zu machen und um schleunige Hülfe zu bitten. Die Regierung befahl den Beamten, die den Gesellen zugefügte Beleidigung wieder zurückzunehmen. Kaum war diese Antwort in Rehna angekommen, da eilte auch schon ein Bote mit ihr fort den Gesellen nach. Er traf sie in oder vor Lübeck. Ihnen das Urtheil der Regierung zeigend bat er sie nun flehentlich, doch zu ihren Meistern zurückzukehren. Die Gesellen ließen sich zur Umkehr bewegen, und, in Rehna wieder angelangt, hörten sie auf dem Marktplatze ihre Ehrenerklärung öffentlich verlesen, zwar nicht aus dem Munde des Beleidigers, sondern aus dem eines andern Beamten.


Der Zwanzigender.
(Novelle von Otto Hörth.)
(Fortsetzung.)


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