No. 30
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. April
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 30 Seite 1]

- Verschiedene Zeitungen brachten vor Kurzem die Mittheilung, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Mecklenburg=Strelitz werde im Sommer in der Lutze'schen Klinik in Cöthen Aufenthalt nehmen. Wie die Neust. Z. hört, entbehrt diese Nachricht jeglichen Grundes.
- Der Entwurf der Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund ist nunmehr vom Reichsrathe im Reichstage eingebracht worden. Wie vorauszusehen war, ist das Gesetz sehr umfangreich; es enthält 172 Paragraphen und zerfällt in zehn Titel. Zu dem Gesetze werden im Reichstage wahrscheinlich noch manche Anträge auf Aenderungen eingebracht werden.
- Die N. Fr. Pr. in Wien erhält interessante Nachrichten aus und über Frankreich und beruft sich auf höchste Glaubwürdigkeit ihrer Berichterstatter. Die Zahl der Unzufriedenen wachse und es herrsche unter ihnen eine finstere Entschlossenheit, ihr Ziel sei die Republik; es gebe bereits ein neues Revolutionslied: "die Republikanerin", das unter den Arbeitern und in den Werkstätten sehr verbreitet sei. Im Schoße der Regierung herrsche innerer Krieg, Pinard, der Mann der Kaiserin Eugenie, suche Rouher, den Minister des Kaisers zu stürzen; die Kaiserin arbeite eifrig an dem Triumphe der Priesterpartei, die den Napoleonismus stützen solle. Der Kaiser sei häufig Anfällen von anscheinend stierer Stumpfheit, die an geistiger Bewußtlosigkeit grenze, unterworfen, und die Kaiserin sei in solchen Fällen nothgedrungen bereits das Kaiserreich.
- In Wien freut man sich auf das deutsche Bundesschießen, das in diesem Jahre dort abgehalten werden soll. Aus Süddeutschland, aus der Schweiz und auch von den Deutschen in Paris sind viele Gäste und Ehrengaben angemeldet. Was Alles liegt zwischen dem letzten deutschen Bundesschießen in Frankfurt und dem bevorstehenden in Wien.
- Perczel, ein alter ungarischer Honved=General aus der Revolutionszeit von 1848 hat's unternommen, Kossuth von seinem hohen Fußgestell herabzustürzen. Er nennt ihn ein falsches Götzenbild und gibt ihm alles Unglück jener Zeit schuld, viel mehr als Görgey. Der alte Herr muß deshalb eben so viel mit dem Säbel wie mit der Zunge fechten; denn er hat schon ein Dutzend Einladungen zum Zweikampf.
- Napoleon läßt an seinem 60. Geburtstag, den 20. April, sein Söhnlein confirmiren.
- In Rheinmühlheim stahl eine Zigeunerbande einem Beamten sein 3jähriges Töchterlein.
- Der Verfertiger eines neuen Zündnadelgewehrs, Herr Plath in Kottbus, hat eine Kugel construirt, mit welcher er im Stande ist, aus einem Zündnadelgewehre ohne eine stärkere als bisher erforderliche Pulverladung eine Platte von Schmiedeeisen von zwei Linien Stärke auf eine Entfernung von etwa 300 Schritten so zu durchschießen, daß sich die Kugel hinter dieser Platte noch 9 Zoll in den Sand einsenkt. Diese Erfindung dürfte besonders den Kurassieren gefährlich werden.
- Das preußische Exercier=Reglement ist seit dem 1. März in dem Königreich Württemberg eingeführt worden.
- Man bietet jetzt Reliquien von Napoleon I. zum Verkaufe aus.
- Berichtigung. Die Kaufpreise für die Schulzenstelle zu Gr. Siemz und die Meier'sche Stelle zu Neschow sind in der Nr. 28 d. Bl. zu niedrig angegeben. Für erstere wurden nicht 11,000 Thaler, sondern 13,330 Thaler, für letztere nicht 10,430 Thaler, sondern incl. des vorhandenen Inventars und der capitalisirten, auf der Stelle lastenden Altentheils= und Abfindungs=Forderungen 11,430 Thaler bezahlt.


Das schöne Annerl.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

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Das schöne Annerl.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


[ => Original lesen: 1868 Nr. 30 Seite 3]

Anzeigen.

Vorladung.

Antragsmäßig soll über das dem Arbeitsmann Jochen Flügge zu Schönberg gehörige, daselbst im Neuenwall sub Nr. 361 belegene Wohnhaus c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag den 21. April 1868, Morgens 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 16. Januar 1868.
Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Verkaufs=Anzeigen.

Am Mittwoch den 15. April, Morgens von 9 1/2 Uhr an, soll im Pfarrhause zu Selmsdorf in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Secretair, Schreibpult, Commode, Spiegeln, Eßtisch, Sophatisch, Waschtische und andere Tische, 2 Sopha's, Lehnstühle und andere Stühle, große Kleiderschränke, Eckschrank und Küchenschränke, Bettstellen, Bettzeug, 1 Mehllade, 1 Waschmaschine, Gartenbänke, =Stühle und Tische, und was sich sonst noch vorfindet.
Schönberg, den 1. April 1868.
Seegert, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.
Der diesjährige Frühjahrsbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuer=Versicherungs=Vereins für Landbewohner ist zwischen dem 16. und 31. Mai d. Js. mit 1/2 Simplum - der Hälfte des einfachen Ansatzes - auf dem hiesigen Büreau zu entrichten.
Lübeck, den 6. April 1868.
Namens der Direction: Bruhn, Secretair.


Weißer flüssiger Leim von E. Gaudin in Paris.
Dieser Leim, welcher ohne Geruch ist, wird kalt angewendet bei Porcellan, Glas, Marmor, Holz, Kork, Pappendeckel, Papier etc. Vorräthig, pr. Flacon 4 und 8 Sgr. in Schönberg bei J. F. Eckmann.


Am 16. April beginnt die Ziehung 1. Klasse der vom Staate garantirten und genehmigten Hamburger Lotterie, ausgestattet mit 17,800 Gewinnen, worunter Haupttreffer von 90,000, 50,000, 20,000, 12,000, 8000, 2 à 6000, 2 à 4800, 2 à 4000, 2 à 3200, 3 à 2400, 4 à 2000, 4 à 1600, 12 à 1200, 80 à 800 und 216 à 400 und 200 Thlr. Pr. Crt. u. s. w.
Hiezu empfehle ich Originalloose, ganze à 2 Thlr., halbe à 1 Thlr., viertel à 15 Sgr. und achtel à 7 1/2 Sgr., sowie Volloose für alle Klassen, das Viertel à 9 Thlr., das Achtel à 4 1/2 Thlr. u. s. w. nach Verhältniß unter Zusicherung reeller Bedienung und strengster Discretion.
Adolf Marcus, in Braunschweig, Lotterie=Obereinnehmer.


Vor etwa 14 Tagen ist zwischen hier und Carlow ein Kapital=Depositen=Schein B Nro. 14055 der Schweriner Bank über 175 Taler (Mecklenburg) verloren gegangen. Da dies bereits der Bank angezeigt, das Document also für jeden Andern ohne Werth ist, so wird der redliche Finder gebeten, es gegen eine Belohnung in der Expedition der Anzeigen abzugeben.


Zur Deckung der stattgehabten Brandschäden, Anschaffung einer neuen Spritze und Zubringer, sowie Zahlung der Verwaltungskosten ist eine neue Hebung von 4 Schilling (Mecklenburg) pro 100 Taler (Mecklenburg) erforderlich und wird den einzelnen Ortschaften der Zahlungstag später noch näher bestimmt werden.
Direction der Feuer=Versicherungs=Societät für das Fürstenthum Ratzeburg.
H. Boye.   J. P. Bade.


Alle Diejenigen, welche Forderungen und Ansprüche an den Hauswirth Peter Meyer in Neschow haben, wollen solche im Laufe dieses Monats, so weit dies nicht bereits geschehen ist, bei mir anmelden.
Schönberg den 8. April 1868.
W. Baumast, öffentlicher Notar.


Schulanzeige.
Der Unterricht in der Domschule beginnt wieder am Montag den 20. April.
Bis zum Sonntag den 19. d. M. werden die Anmeldungen neuer Schüler in der Amtswohnung des Unterzeichneten angenommen.
Domhof Ratzeburg, Ostern 1868.
J. G. Willers.


Mein Lager von Tapeten und Borden, sowie von Rouleaux in vielen geschmackvollen Mustern empfehle ich dem geehrten Publikum zur Abnahme bestens.
Maler Wolgast.


Mit einer Sendung neuer Kleiderstoffe in Wolle und Halbseide, sowie eine große Auswahl von Sommer-Buckskins, reine Wolle, in hell und dunkel etc. empfiehlt sich Heinrich Creutzfeldt.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 30 Seite 4]

Die Berlinische Lebens-Versicherungs=Gesellschaft,
gegründet im Jahre 1836,
eine der ältesten deutschen Gesellschaften, schließt unter den vortheilhaftesten Bedingungen Versicherungen von 100-20,000 Thalern nach billigen Prämiensätzen, mit oder ohne Anspruch auf Gewinn=Antheil. Dieselbe beansprucht in keinem Falle Nachschüsse von ihren Versicherten und zahlt die fällig werdenden Sterbe=Capitalien stets in promptester Weise.
Durch einen mit dem General=Postamt zu Berlin im September v. J. abgeschlossenen Vertrag ist sämmtlichen Post=Unterbeamten des Norddeutschen Bundes der Eintritt in die Berlinische Lebens=Versicherungs=Gesellschaft unter weiteren besseren Vortheilen gestattet.
Ausführliche Programme und Rechnungs=Berichte werden vom Unterzeichneten, sowie von allen Agenten der Gesellschaft ausgegeben.
Schönberg, den 7. April 1868.
J. P. H. Spehr.


Wenn ein Kind hüstelt oder hustet,
so muß es unter allen Umständen ruhig in der warmen Stube bleiben. Es muß im Warmen schlafen und darf durchaus nicht ins Freie. Tödtliche Hustenkrankheiten bei Kindern kommen deßhalb so oft vor, weil der Husten im Anfang zu wenig beachtet wird, während gewissenhafte Eltern bedenken sollten, wie sehr leicht sich aus einem einfachen Husten die gefährliche Lungentzündung und Bräune, sowie der qualvolle Keuchhusten entwickeln kann. Zumal in einer Zeit, wo Keuchhusten und andere Kinderkrankheiten herrschen, sollte bei dem geringsten Husten obige Regel um so gewissenhafter beobachtet und sofort von einem Heilmittel Gebrauch gemacht werden, welches geeignet ist, das Leiden schon im Keime zu lindern und zu beseitigen. Das beste Hausmittel solcher Art, selbst bei schon vorhandenen Schnupfenfiebern mit Husten, bei Keuch= und Stickhusten, Krampfhusten, Grippe, Katarrh u. s. w. ist sowohl für Kinder als Erwachsene unstreitig der Schlesische Fenchel=Honig=Extract von L. W. Egers in Breslau, den man nur allein ächt bekommt beim Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


Unterzeichneter empfiehlt sämmtliche hier gebräuchliche Schulbücher, sowie auch sonstige Schulmaterialien: Papiere, Federn u. s. w.
Buchbinder C. Sievers.


Mit gefüllten Stockrosen (Malven) empfiehlt sich jetzt, und mit Georginen zur Pflanzzeit L. Bohn.
Demern 1868.


Wohnungsveränderung.
Einem hochgeehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend zur gefälligen Nachricht, daß ich von heute an nicht mehr bei dem Schlachtermeister Hennings bei der Kirche wohne, sondern jetzt im Hause des Hrn. Chirurgius Leichert, neben Hrn. Dr. Liebenow am kalten Damm.
Hochachtungsvoll
Emil Jannicke, Handschuhmacher und Bandagist.
Schönberg, den 26. März 1868.


Arbeiten von Portland-Cement:
Grabdenkmäler verschiedenster Art, Preis: von 2 Thlr. an bis 20 Thlr., Buchstaben einzugraviren: à 1 Thlr., ferner Pferde= und Kuhkrippen, Schweine= und Börmtröge, der lfd. Fuß von 24 ßl. bis 40 ßl., Sohlbänke, Aufwaschen, Fliesen und Röhren zur Wasserleitung und sonstige Cement=Arbeiten werden auf das Billigste angefertiget. Auch ist in Allem Etwas vorräthig oder wird auf Bestellung so bald wie möglich gemacht von J. Lenschow, Maurer in Grieben.


Tanzunterricht.
Einem hochgeehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich 14 Tage nach Ostern einen Tanz=Cursus zu eröffnen beabsichtige. Indem ich mich hierzu den geehrten Familien bestens empfehle, bitte ich um eine recht zahlreiche Betheiligung, und wird hauptsächlich mein eifrigstes Bestreben dahin gerichtet sein, den Kindern eine gute körperliche Haltung, leichte Gangart und Anweisungen zum Anstande zu geben, und schmeichle ich mir auch diesmal, wie früher, das mir geschenkte Vertrauen vollkommen zu rechtfertigen.
Ergebenst
W. Lundt, Tanzlehrer.


Meteorologische Beobachtungen.
1868
April
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
10.
11.
12.
34.31
35.78
33.38
0.5
0.5
0.3
1.5
2.3
2.5
N
NNO
NNW
1
0
2
bedeckt.
trübe.
bedeckt.

Am 10. und 12. 49 und 41 Cubikz. Wasser (aus Schnee und Regen) auf 1 []'.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 1/2 - 15 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.24 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.16 - 20 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 Schilling (Mecklenburg).
Spickgans, d. St.24 - 32 Schilling (Mecklenburg).
Flickgans, d. St.24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfd.8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfd.5 - 5 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfd.10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 7 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weizen27 1/2 - 28Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen22 - 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste16 - 16Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Hafer12 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen18 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken14 - 18Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen15 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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