No. 10
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Februar
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 10 Seite 1]

In Folge des Publicandi aus Hoher Großherzoglicher Landes=Regierung vom 16. d. M. wird bekannt gemacht, daß die Wählerlisten Zwecks der Wahl eines Abgeordneten zum Reichstage des Norddeutschen Bundes vom 31. d. M. ab ausliegen, und zwar an folgenden Orten:

1) für die Stadt und die Vogtei Schönberg, so wie für die Vogtei Rupensdorf im Registratur=Gebäude zu Schönberg,
2) für die Vogtei Stove bei dem Landreiter Struck in Carlow,
3) für die Vogtei Schlagsdorf bei dem Landreiter Krüger in Schlagsdorf,
4) für die Vogtei Mannhagen bei dem Forstaufseher Krüger in Mannhagen.
Einsprachen gegen dieselben sind binnen 14 Tagen, also bis zum 14. Februar c., bei der Großherzoglichen Landvogtei hieselbst anzubringen. Dieselben werden vor der Wahl erledigt und die Listen darauf geschlossen. Nur Diejenigen sind zur Theilnahme an der Wahl berechtigt, welche in diese Listen aufgenommen sind.
Schönberg, den 29. Januar 1868.
Großherzoglich=Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.


- Am 26. Januar ist in Berlin der Vertrag unterzeichnet, durch den die Großherzogthümer Mecklenburg von dem Art. 18 ihres Handelsvertrages mit Frankreich entbunden werden, aber erst von dem Zeitpunkte an, wo der neue Handelsvertrag zwischen dem Zollverein und Oesterreich in Kraft tritt. Die Verhandlungen zu diesem Handelsvertrag werden demnächst in Berlin beginnen. Werden dieselben auch voraussichtlich möglichst beschleunigt, so können doch immer noch Wochen bis zu ihren Abschluß hingehen. Bis dahin sind wir also noch vor dem Anschluß Mecklenburgs an den Zollverein sicher.
- Ist Napoleons Zeit schon um? Die Politiker, die Börsenmänner und selbst die reinen Neuigkeitskrämer sehen und horchen seit einiger Zeit auffallend viel und aufmerksam nach Paris, als müsse sich dort Außerordentliches ereignen, ein großer Cravall oder sogar eine Revolution. Man sieht zwar nichts dergleichen, wohl aber eine unsichere, oft verlegene Haltung der Regierung, die Viele dem Aelterwerden Napoleons zuschreiben. Unzufriedenheit über die Vorenthaltung politischer Freiheit ist reichlich vorhanden, es mehrt sich die Unsicherheit des Erwerbes und Millionen empfinden das neue Heergesetz als eine erhöhte "Blutsteuer"; weder die große noch die kleine Politik befriedigt, der öffentliche Geist liegt sehr darnieder. Die großen Zeitungen beweisen in großen Leitartikeln, daß Napoleons Zeit noch nicht vorüber sei, er sehe und würdige die Gefahren, habe sich deswegen mit der Geistlichkeit auf guten Fuß gestellt und erhalte sich durch sie das Landvolk wohlgeneigt; dem Heere widme er große Aufmerksamkeit und habe es jetzt noch für sich, obwohl es für die Zukunft eine Gefahr sei. In Paris halte er die Arbeiter hübsch warm und fürchte von den Andern nichts. Ueberdem seien die Straßen so breit geworden und so gelegt, daß sie überall von den Kanonen bestrichen und von Barrikaden, zu denen die Pflastersteine fehlen, rein gefegt werden können, an allen Ecken stünden große Kasernen und alle mit einander und mit dem Kriegsministerium und mit dem kaiserlichen Cabinet in telegraphischer Verbindung. Die alten Parteien seien noch da, die Bourbons, die Orleans, die Republikaner und die Sozialisten, aber sie stünden sich feindlich gegenüber ohne Zeichen der Annäherung und Verständigung. Die allgemeine Zerfahrenheit, zum Theil selbst Verkommenheit schütze die Regierung. So die Leitartikel und einer weiß sogar, daß die Junischlacht im Jahre 1848 der letzte große Straßenkampf in Paris gewesen sei.
- Am 24. Januar kam vielen Tausenden Parisern ein Flugblatt "die Republik" zu, in welchem zur Ermordung des Kaisers und seiner Helfershelfer aufgefordert wurde. Anderen Tags waren die Soldaten in den Casernen consignirt.
- Betreffs des Kaisers Napoleon erfährt man aus Paris, daß derselbe äußerst gereizt ist. Ueber seine eigentlichen Ideen und Projekte läuft sehr wenig um, und man weiß nur, daß er die Vorbereitungen des Kriegsministers auf's Eifrigste unterstützt, während er auch zu gleicher Zeit Befehl ertheilt, bei jeder Gelegenheit zu sagen, daß er den Frieden aufrecht erhalten werde.
- Die europäischen Staatsschulden sind fast unaussprechlich und belaufen sich in runder Summe auf 66,013,111,000 Francs. England steht mit 18,664,270,000 Francs oben an, dann folgen Frankreich mit 12, Oesterreich mit 7, Rußland mit 6, Italien mit 4 Milliarden. Preußen schuldet mit 1,626,624,000, Deutschland mit 1,069,842,000 Fr.
- Der Nothstand, heißt es aus Ostpreußen, wird immer größer und der Hunger=Typhus tritt immer verheerender auf. In Stallupönen ist ein Arzt, der bei seiner hilfreichen Thätigkeit in der Umgegend eine zu große Aufgabe übernommen hatte, vor einigen Tagen dem Typhus erlegen. Die Behörden scheinen nun auch bedenklich zu werden. Die Ortschaften sind in diesen Tagen aufgefordert worden, Krankenstuben einzurichten, damit Jeder, der vom Typhus befallen wird, sogleich isolirt und ärztlicher Behandlung übergeben werden könne. Die Gefängnisse enthalten bereits doppelt so viel Gefangene, als die Räume nach der gesetzlichen Be=

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stimmung und Anlage enthalten sollen. Wenn das Unglück wollte, daß dort der Typhus ausbräche, so steht entsetzliches Unheil bevor. Dabei kommen in jeder Woche Arbeiter, die sich freiwillig zu irgend einem früher begangenen oder fingirten Verbrechen bekennen, um als Gefangene Aufnahme und Verpflegung zu finden. In Folge dessen ist den Richtern die Weisung zugegangen, bei geringem Verbrechen nicht zu verhaften. In Bezug auf die Bettelei scheint man das entgegengesetzte Verfahren beobachten zu wollen. Im vergangenen Winter, als die Noth auch schon bedeutend war, hatten die Polizeibeamten laut Aussage eines Polizeianwalts die Weisung erhalten, es mit den Bettlern nicht zu streng zu nehmen. In dieser Zeit soll jeder Bettler, wo er sich zeigt, sofort nach seiner Ortschaft transportirt werden. Leider kann man ebenso leicht befehlen, dem Strom, der den Damm durchbricht, zurückzufließen. Die Landleute verzehren jetzt ihr Saatgetreide. Wenn der Staat zum Frühjahr nicht für Saatgetreide sorgt - keine Privathülfe ist hierzu ausreichend, - so wird die Noth, selbst wenn wir ein sehr fruchtbares Jahr bekommen sollten, in entsetzlicher Weise unser unglückliches Land heimsuchen.
- Per Bahn trafen 25 fette ungar. Schweine kürzlich in Gumbinnen ein. Dieselben wurden geschlachtet und dann in kleinen Partieen an Nothleidende vertheilt. Die fetten Thiere erregten allgemeines Aufsehen.
- Der türkische Gesandte am Berliner Hofe, Aristarchi Bey, hat sich bekanntlich seiner Zeit bei dem von der Kronprinzessin zu Gunsten der verwundeten Soldaten und der Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen veranstalteten Bazar dadurch hervorgethan, daß er ein Blumen=Bouquet, welches sich unter den ausgestellten Gegenständen befand, um den von ihm selbst bestimmten Preis von 1000 Thlrn. ankaufte und das Bouquet alsdann im Namen seines Souveräns der Kronprinzessin überreichte. Dieselbe Vereinigung von großherziger Freigebigkeit und seiner Galanterie hat der Vertreter der Türkei auch jetzt bei dem von der Königin veranstalteten Bazar zum Besten der Ostpreußen documentirt. Am Donnerstag besuchte Aristarchi Bey den Bazar und zahlte für eine kleine Gypsstatue, die Königin Augusta darstellend, den Preis von 200 Friedrichsd'or, indem er dabei bemerkte, daß er das Bild dem Sultan einsenden werde.
- Die Vermählung des Kronprinzen Humbert von Italien mit seiner Cousine, der Prinzessin Margaretha von Savoyen, soll am 26. April gefeiert werden.
- Das landwirtschaftliche Institut der Universität Halle zählt 165 Studirende, darunter 3 Schweizer, 4 Russen und 5 Ungarn. Ein erfreulicher Beweis, daß die Landwirtschaft immer mehr zur Wissenschaft wird, wie sie es verdient; denn sie muß lernen, für die immer wachsende Menschenmenge Brod zu schaffen, ohne daß Grund und Boden wächst.
- In Newyork hat die elegante Welt einen papiernen Ball gefeiert; die Damen= und die Herrenkleider waren zum größten Theil aus Papier.
- England und Amerika erwärmen sich auch für die armen Ostpreußen. Die Deutschen in Manchester haben 2006 Thlr. geschickt und wollen viel größere Summen folgen lassen. In Amerika hat der Geschichtsschreiber Bankroft, der Gesandter in Berlin ist, Sammlungen angeregt. Da aus Deutschland viele Lebensmittel nach Ostpreußen gesendet werden, so wird darauf aufmerksam gemacht, in den nächsten Wochen nicht solche zu schicken, die vom Frost leiden. Im Frühjahr sind Saatkartoffel und Saatkorn, an denen es ganz fehlt, sehr willkommen.
- Es kann nicht mehr so fortgehen mit dem Leben auf dem großen Fuß, namentlich dem Militairfuß. Ueberall neben dem Glanz und Flitter Elend und Noth. In Paris gibt die Staats= und Stadtcasse schon lange den Bäckern Zuschüsse, damit sie den Armen das Brod ein paar Pfenninge billiger geben. Neben den Hungernden gibts aber auch Frierende, so daß die Stadtbehörde die Anordnung getroffen hat, daß alle in den Leihämtern verpfändeten Matrazen und Federbetten ihren Eigenthümern unentgeltlich zurückgegeben werden.
- Kaiser Maximilian hat den Jesuitenpater Fischer bis zu seiner Todesstunde für seinen besten Freund gehalten; ihm übergab er auch in der Sterbestunde seine geheimsten Papiere. Diese hat jetzt der Pater dem Präsidenten Juarez ausgeliefert und sich mit ihnen aus der Gefangenschaft losgekauft.
- Noch nie hat ein Schriftsteller mit einem Buch so viel Glück gemacht, als die Königin von England mit ihrem Tagebuch. Sie hat 150,000 Exemplare abgesetzt und damit einen Reingewinn von mehr als 100,000 Thaler gemacht.
- Kein Schuhmacher in der Welt hat so viel zu thun als Godillot in Paris. Seine Gesellen sitzen Tag und Nacht, um binnen einigen Monaten 1,200,000 Schuhe für die französische und 800,000 für die österreichische Armee zu liefern. Die Schuhe werden nicht genäht, sondern nach einer neuen Erfindung geschraubt.
- In der Pariser vornehmen Welt soll der Spielteufel viel Unglück anrichten. In einer Nacht soll der Vicomte Darie 2 Millionen Franken verspielt haben. Um seine Spielschulden zu decken. hat er seine wertvolle Gemälde=Gallerie verkauft.
- "Auf der politischen Eislaufbahn" ist das neueste Bild des Figaro in Wien überschrieben. Es zeigt auf einer großen Eisfläche die beiden "Er", den deutschen und den französischen, zusammenstoßend, wobei der französische etwas aus dem Gleichgewicht kommt. Sehr unsicher neben diesen Beiden bewegt sich der Türke, während Eugenie bemüht ist, einem sinkenden römischen Herrn die rettende Hand zu reichen. Victor Emanuel ist eben hart aufgefallen, und Allen vorüber führt Herr v. Beust die Frau Austria im Schlitten, sehnsüchtig erwartet von dem russischen Bären, der soeben ein Loch im Eise aufgehackt hat, worin er den Schlitten zu versinken zu sehen hofft, wie er seinem Freunde, einem czechischen Eisläufer schadenfroh mitzutheilen scheint.
- Man liest: Der Papst hat ein eigenhändiges Dankschreiben an den König von Preußen gerichtet für die geleistete mächtige moralische Unterstützung.
- Die Zollvereinsregierungen haben den Einfuhrzoll auf den sogenannten Liebig'schen Fleisch=Extract von 7 Thlr. pr. Centner auf 15 Sgr. pr. Centner herabgesetzt.
- Bayern begibt sich an den Bau von 19 Eisenbahnen. Es sollen 290 Stunden Wegs mit einem Kostenaufwand von 146 Millionen Gulden gebaut werden.
- Die Gerichtszeitung enthält folgendes anscheinend für Diebe berechnete Inserat: Eisenplatten, Geldschränke u. s. w. auf amerikanische Art in 1 bis 2 Stunden völlig geräuschlos durchlöchern und zerreißen zu können, wird gelehrt. Frankirte Anfragen, gezeichnet A. B., besorgt Hr. Hermann Streiber in Magdeburg.
- Der Klempner Mowitz in Doberen hat für seine Einmache=Dosen auf der Pariser Ausstellung die silberne Medaille erhalten und jetzt ist ihm von der französischen Regierung darauf das Erfindungs=Patent für ganz Frankreich ertheilt worden.
- Die Lokomotive ist in allen Welttheilen und in allen Zonen thätig. In Norwegen reicht eine Eisenbahn zwischen Trondjem und Stören bis nahezu zum 64. Grad nördlicher Breite; eine russische Bahn verbindet das ganze Getriebe des inner=asiatischen Karavanenhandels in Nischnei=Nowgorod mit der europäischen Kaufmannswelt. In Asien dringt die Locomotive bis an den Fuß des Himalaya hoch in den Punjeb hinauf. Amerika baut ein wahrhaft gigantisches Werk in denjenigen Bahnlinien, welche 800 Meilen lang San Francisco mit Newyork verbinden werden und die Pässe der Felsengebirge in der Sierra Nevada in einer Höhe von 7000 Fuß über dem Flußbett des Sacramento überschreiten, also den Semmering und den Brennerübergang weit hinter sich lassen. In Australien haben alle englischen Colonien Eisenbahnen und in Afrika, Egyp=

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ten, Algier, die Cap=Colonie, Natal und die Insel Mauritius.
- Auf seiner Fußreise nach dem Markte in Belluno wurde ein Metzger Morgens früh überfallen und ermordet. Seine 18jährige Tochter, der er ahnungsvoll am Morgen sein Geld übergeben und ihr, befohlen hatte, eine Strecke hinter ihm herzugehen, hörte das Todesgeschrei und flüchtete in ein einsames Häuschen an der Straße. Dort fand sie ein altes Weib, dem sie Alles erzählte. Die Alte versprach ihr, mit Tagesanbruch mit ihr selbst zur Behörde zu eilen und die Anzeige zu machen und redete ihr zu, in ihrem eigenen Bette, das sich im ersten Stockwerke befand, auszuruhen. Das Mädchen begab sich zu Bette, wobei sie jedoch die Thür offen ließ. Einige Zeit darauf hörte sie zwei Männer - die Söhne der Alten - eintreten und erzählen, daß sie den Alten ermordet, das Geld jedoch nicht bei ihm gefunden hätten, worauf sie die Megäre tröstete und ihnen sagte, daß sich das Geld bereits in ihrem Besitze, d. h. in den ihr zum Trocknen übergebenen Kleidern der Tochter des Ermordeten, die im oberen Zimmer schlafe, befinde. Nun wurde von dem sauberen Kleeblatt besprochen, auch die Tochter zu ermorden und ihren Körper sodann in dem Ofen zu Asche zu verbrennen, um jede Spur abzulenken. Das arme Mädchen, dem keine Silbe von dem fürchterlichen Plane entgangen war, öffnete leise das Fenster, sprang fast nackt in den Schnee herab und lief fort. Unterwegs begegnete ihr eine Carabinieri=Patrouille, welche sie anhielt, sie mit ihren Mänteln bedeckte und in ein Wirtshaus führte, wo sie den Vorfall der Patrouille erzählte. Dieselbe begab sich unverweilt in das erwähnte Haus, wo sie auch richtig die Mutter mit beiden Söhnen mit der Theilung des Geldes beschäftigt fand und alle Drei verhaftete. Auch der Leichnam des Ermordeten wurde später in einer Pfütze aufgefunden.
- Ein gewissenhafter Spitzbube. In einer bei Nimptsch gelegenen Mühle dient bei der verwittweten Besitzerin ein schon bejahrtes Mädchen, das sich während der Dienstzeit 106 Thaler erspart hatte. Dieses Geld hatte sie an einem nicht ganz sichern Orte in der Mühle aufbewahrt. Vor einigen Wochen nun war die genannte Summe gestohlen worden, ohne daß man von dem Diebe die geringste Spur entdecken konnte. Am 28. v. M. erhielt das Mädchen einen Geldbrief aus Breslau, welcher außer der vermißten Summe folgenden Zettel enthielt: "Heute schicke ich Ihnen Ihre 106 Thaler. Ich hatte gedacht, sie gehören der Meisterin, da aber das Gerede die Sache ganz anders macht, leidet's mein Gewissen nicht, daß gar noch Jemandem Andern Unrecht gethan wird. Die Unterschrift fehlte natürlich; an Stelle derselben befanden sich nur Punkte.
- Aus England klingen stammverwandte Klagen über Dienstboten zu uns herüber. Man höre! Ein reicher Gutsbesitzer in Dorsetshire erwartet den Besuch des Herzogs v. Cambridge. Ein paar Tage vorher läßt sich bei ihm sein Oberkoch melden, er wird angenommen und tritt mit einem Gefolge von 30 anderen Dienern und Dienerinnen ein. Was beliebt? - Anständigere Kost oder wir gehen! - "Ich glaube doch, Ihr habt Eier, Speck, Butter, frisches und geröstetes Brod, Thee und Kaffee zum Frühstück?" - ""Ja!"" - "Und zum zweiten Frühstück ist meines Wissens immer Brod, Käse und Bier auf dem Tische?" - ""Ja!"" - "Und habt Ihr zum Mittagessen nicht Euern großen Braten und Euer Gebäck? Habt ihr nicht Butter, geröstetes und frisches Brod zum Thee und Fleisch und Käse zum Brod mit Bier zum Abendessen?" - ""Ja!"" - "Was denn im Namen aller Vernunft verlangt Ihr mehr?" Auf diese offene Frage gab der Sprecher die bescheidene Antwort, sämmtliche Dienstboten wünschten zum Frühstück - Hammelcoteletten oder Beafsteaks je nach Belieben nehmen zu können, andernfalls -! Der Herr saß in der Klemme, eine Rekrutirung und Einschulung neuer Dienstboten bis zur Ankunft des erwarteten hohen Gastes war unmöglich, und so sah er sich denn genöthigt, die bei dem Frühstück seiner Diener herrschende Eintönigkeit von Eiern und Speck, Butter, geröstetem und frischem Brod durch Steaks und Coteletten (natürlich mit entsprechender, süßduftender Sauce) in angenehmer Weise zu unterbrechen.


Vorladung.

Antragsmäßig soll über das dem Postmeister Alexander Christian Friedrich Saß zu Schönberg gehörige, allhier in der Marienstraße sub Nr. 37 belegene Wohnhaus c. p. nebst dem unmittelbar daneben befindlichen Bauplatze Nr. 10 ein gemeinschaftliches Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Freitag, den 21. Februar 1868, Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. November 1867.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Verkaufs=Anzeigen.

Auctions=Anzeige.

Am Donnerstag den 6. Febr., Morgens 9 1/2 Uhr, soll im Hause der Gastwirthin Boye hieselbst meistbietend und gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

2 Schreibschatullen, Tische, Stühle, 1 Drehbank, etwas Zink, mehrere Lampenkuppeln und Cylindergläser, mehrere Kaffeedosen, Kaffeemaschine, Reiben und Schaumkellen und noch mehrere Klempnerwaaren, sowie Klempnerwerkzeuge, 1 Violine, 1 Guitarre, 1 Schaufenster und was sich sonst noch vorfindet.
Seegert, Landreiter.
Schönberg, den 3. Februar 1868.


Am Montag den 10. d. M., Vormittags 10 Uhr, soll im hiesigen Kruge in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 brauner Wallach, 9 Jahre alt.
1 braune Stute, 10 Jahre alt.
1 rothe Kuh, 10 Jahre alt.
1 Kalb.
Struck, Landreiter.
Carlow, den 3. Februar 1868.


Vermischte Anzeigen.

Vom 1. Februar d. J. ab werden die Großherzoglichen Landbeschäler

1) Comet, schwbr. H. vom Venture a. e. Norfolk Stute in England gezogen,
2) Y. Mymbrino, dunkelbr. H. v. Mambrino a. e. Mecklenb. Stute,
3) Samson, schw. H. von e. Percheron=Hengst a. e. Mecklenb. Stute,
4) Blackcock, schw. H. von Coevies (Trakehner)
auf der Station Schönberg zur Benutzung des Pferdezüchtenden Publikums aufgestellt sein.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 10 Seite 4]

August Groth, Marienstraße, empfiehlt dem geehrten Publikum zur bevorstehenden Confirmation eine große Auswahl passender Stoffe zu sehr billigen aber festen Preisen, - Cattune und Halbleinen von 3 ßl. an per Elle.


Montag den 27. Januar und folgende Tage Ausverkauf der bei der Inventur zurückgesetzten hellen und dunklen Kleiderstoffe, schwarz und coul. Seidenzeuge, Herbst= und Winter=Mäntel und =Jacken, Gardinenstoffe u. s. w. zu bedeutend herabgesetzten Preisen.
U. Beermann & Comp.
Lübeck, Klingberg 927.


Bei gänzlicher Aufhebung meines Möbel=Geschäftes wird der Ausverkauf sämmtlicher Möbel, Spiegel und Polsterwaaren zu Einkaufspreisen und darunter fortgesetzt.
Der Zoll wird vergütet.
Lübeck, im Januar 1868.
Joh. Wencker, 247. Obere Glockengießerstraße.


Vorzüglich schöne grüne Brecherbsen das Pfund 2 Schilling (Mecklenburg), empfiehlt C. H. Vock.


Frische
böhmische und türkische Pflaumen von 3-4 Schilling (Mecklenburg) pr. Pf., bei 50 Pf. billiger,
Apfelsinen, Stück 1 und 1 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Smyrnaer Feigen d. Pf. 8 Schilling (Mecklenburg),
Nonnen=Aepfel d. Scheffel 40 Schilling (Mecklenburg) bei H. Hein vor Schönberg.


Den Tischlermeistern hierorts so wie vom Lande mache die ergebene Anzeige, daß ich ein Lager von Mahagony=Holz=Blöcken Bohlen und Fournieren in verschiedenen Größen, Schloßschildern, Stuhlrohr etc. in Commission übernommen habe, welches ich den Interessenten bestens empfehle.
Schönberg den 30. Januar 1868.
H. Wieschendorff.


Für Flachs und Heede bezahlt die höchsten Preise Wilh. Heincke.


Maculatur=Papier ist, pr. Buch 2 Schilling (Mecklenburg), zu haben in der Buchdruckerei von L. Bicker.


Am Montag und Freitag jeder Woche werde ich mit meiner zu dem Zwecke gekauften 6sitzigen Droschke von Schönberg nach Lübeck fahren. Die Abfahrt geschieht Morgens 7 Uhr vom Hause des Ackerbürgers Spehr am Markte, die Abfahrt von Lübeck Nachmittags 4 Uhr vom Hause des Gastwirths Steinhagen in der Burgstraße. Preis à Person für die einzelne Fahrt 14 Schilling (Mecklenburg). Bestellung der Plätze Tags vorher beim Ackerbürger Spehr. Erste Fahrt am Freitag den 7 Februar, Morgens 7 Uhr.
Zugleich empfehle ich mich den geehrten Herrschaften zu allen Privatfuhren, die ich auf das Billigste ausführen werde.
Fuhrmann Beck wohnhaft in der neuen Straße vor der Marienstraße.


Pachtgesuch.
Zum Frühjahr wird auf mehrere Jahre ein 3-4 Scheffel Aussaat haltendes Ackerstück zu Pacht gesucht. Näheres in der Exped. d. Anz.


Maskerade am Donnerstag, den 20. Februar 1868 im Gastwirth Boye'schen Lokale zu Schönberg.


Meteorologische Beobachtungen.
1868
Febr.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
31.
1.
2.
3.
34.15
26.33
32.37
30.93
1.2
4.0
2.2
0.9
5.0
6.6
3.8
3.9
WSW
SW
WNW
WSW
3
4
3
3
bedeckt.
-
wolkig.
trübe.

Am 31., 1. und 2. fielen 19, 70 und 44 Cubikz. Regen (und Schnee) auf 1 []'.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund11 - 11 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund11 1/2 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.6 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Gänse, d. Pfund8 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 4 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß7 - 7 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Hasen, d. St. 40 - 48 Schilling (Mecklenburg).
Spickgans24 - 32 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weizen27 - 28Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen22 - 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen17 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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