No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Januar
1868
achtunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1868 Nr. 1 Seite 1]

Nachdem in Folge der Aufforderung Großherzoglicher Landesregierung vom 28. September a. c. für die Abgebrannten in Johann=Georgenstadt ferner aus dem Fürstenthum Ratzeburg 450 Taler (Mecklenburg) 25 Schilling (Mecklenburg), aus der Stadt Strelitz 22 Taler (Mecklenburg) 40 Schilling (Mecklenburg), aus Neubrandenburg 85 Taler (Mecklenburg) 37 Schilling (Mecklenburg), darunter 15 Taler (Mecklenburg) 5 Schilling (Mecklenburg) von einer Gesellschaft im dortigen Schützenhause, aus dem Cabinets=Amte 19 Taler (Mecklenburg) 31 Schilling (Mecklenburg), aus dem Amte Feldberg 98 Taler (Mecklenburg) 33 Schilling (Mecklenburg), aus dem Amte Stargard 153 Taler (Mecklenburg) 2 1/2 Schilling (Mecklenburg) und aus dem Amte Strelitz weitere 8 Taler (Mecklenburg) 12 Schilling (Mecklenburg) eingereicht worden, ist heute die Summe von 838 Taler (Mecklenburg) 36 1/2 Schilling (Mecklenburg) dem K. Sächsischen Ministerium des Innern in Dresden als zweite Rate des Ergebnisses der diesseitigen Sammlungen zur weiteren Verfügung im Interesse der Abgebrannten übersandt.
Neustrelitz, den 28. December 1867.

Großherzoglich Mecklenb. Landesregierung.
v. Bülow.


- Das neue französische Militärgesetz bildet fast das einzige Thema der politischen Tagespresse. So wird aus London geschrieben, daß man dort der Ansicht sei, dieses Gesetz enthalte Gründe genug in sich, um für die Ruhe Europa's zu fürchten, wenn man auch die augenblicklichen Auslassungen der officiösen Presse Frankreichs als nothwendige Zuthat in der jetzigen parlamentarischen Campagne ansehen müsse. Einige Zeitungen gehen sogar so weit, den Frieden schon als verloren zu betrachten. Die französischen Marschälle kümmerten sich nicht um bürgerliche Freiheit, ihr Trachten gehe vielmehr dahin, eine ungeheure bewaffnete Macht zu haben, vermöge deren Frankreich in Europa thun könne, was es wolle. Und wenn sie 750,000 Mann kampfbereiter Truppen auf den Beinen und eine halbe Million Reserve dahinter hätten, so hofften sie, die "ganze Schöpfung auf Erden vor sich her zu peitschen." Es sei nicht sowohl der Kaiser, als Frankreich und dessen gefährliche Rathgeber, wie Niel und Thiers, die den Krieg heraufbeschwören. Rouher habe vergebens einige Worte der Beruhigung gesprochen, daß der Kaiser, wenn er im Frühling in's Feld ziehen wolle, gewiß nicht eine allmählige, sondern eine unverzügliche Verstärkung des Heeres gefordert haben würde. Das aber, meint die "Review", sei ein schwacher Trost für Europa und die Nachbarn Frankreichs, und höchstens eine Frage zweier oder dreier Jahre. Das Streben Frankreichs, eine so gewaltige Streitmacht kriegsbereit zu halten, sei unverkennbar eine Drohung gegen Deutschland, und man müsse abwarten, wie Letzteres auf diese Drohung antworten werde. Frankreich sage zwar, Deutschland habe zuerst gedroht und eine unverhältnißmäßige Anzahl von Soldaten aufgestellt, welchem Beispiele das Erstere nur folge.
- Was wird im preußischen Freiwilligen=Examen verlangt? Das wesentlichste Erforderniß ist die hinreichende Fertigkeit im Gebrauche der deutschen Sprache, welche stets durch schriftliche Clausur=Arbeiten nachzuweisen ist. In der deutschen Sprache werden gefordert: gründliche Kenntniß der Grammatik, sowie die Fähigkeit, über einen Gegenstand aus dem Geschäftsleben oder über einen Sinnspruch einen orthographisch richtigen und gut stylisirten Aufsatz anfertigen zu können. Im Lateinischen wird geläufiges Uebersetzen des Cäsar und genaue Kenntniß der Grammatik, hauptsächlich in Betreff der Formen der Verba sowie der Satz=Construction gefordert. Aus dem Französischen und Englischen läßt man leichte Stücke in's Deutsche übersetzen, allgemeine Kenntniß der Grammatik, besonders der unregelmäßigen Verba voraussetzend. Ausgewählte Schriftsteller für das Französische sind gewöhnlich: Ruma Pompilius, Charles XII. und Herrigs "La France littéraire", für das Englische ein neuerer Prosaist, etwa Macaulay oder ein anderer Schriftsteller in der Tanchnitz Edition. Dem Examinanden steht die Wahl frei, ob er im Englischen oder Lateinischen geprüft werden will. In der Mathematik werden gefordert: genaue Kenntniß der Planimetrie (besonders der Congruenz der Dreiecke und der Inhaltsberechnungen der ebenen geradlinigen Figuren (einschließlich der Sätze der Kreislehre und deren Berechnung , auch der Zinsrechnung, Gesellschaftsrechnung, Decimalbrüche etc.) In der Geographie wird erwartet: allgemeine Kenntniß der mathematischen und physikalischen Geographie, der wichtigsten Meere, Flüsse, Gebirge, Länder und Städte der Erde, und genaue Kenntniß der geographischen Verhältnisse von Deutschland, besonders von Preußen. In der Geschichte fordert man: Kenntniß der Hauptbegebenheiten der allgemeinen Weltgeschichte, genaue Kenntniß der deutschen, besonders der preußischen Geschichte. In der Naturgeschichte wird eine übersichtliche Kenntniß der drei Naturreiche, sowie der wichtigsten Lehren der Physik erwartet. Letztere fällt gewöhnlich aus, da die Prüfung in den ersten Disziplinen schon genügend herausstellte, ob der Examinand den erforderlichen Bildungsgrad besitzt. An die Stelle der Prüfung in der Naturgeschichte tritt gewöhnlich für die Examinanden, welche bereits die Schule verlassen haben, eine Prüfung in den verschiedenen Berufsgegenständen, die von den außerordentlichen Mitgliedern der Commission - außerordentliche Mitglieder sind der Director und ein oder zwei Lehrer eines Gymnasiums oder einer Realschule - abgehalten wird. Junge Fabrikanten, Kaufleute und Landwirthe, auch Künstler, unterliegen einer speciellen Fachprüfung. - Als Hülfsbücher bei der Vorbereitung werden kleine Leitfäden von Nürnberg (Rechnen, Geographie, Ge=

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schichte) zum Preise von 5, resp. 8 Ngr., viel gebraucht. (M. A.)
- Der schwarze Tyrann von Abessynien versteht's, von sich reden zu machen, noch ehe der Krieg mit England eigentlich losgegangen ist. 600 seiner Soldaten, deren Treue ihm verdächtig schien, ließ König Theodor zusammenpferchen und niedermetzeln. Frau und Sohn des Generals Zalabe wurden in Leinwand genäht und angebrannt; in weiter Ferne hörte man das Todesgeschrei der langsam Verbrennenden.
- Die Großmächte haben an die festen Dardanellenschlösser geklopft und verlangen vom Sultan, daß er ihre Schiffe auch Nachts durch die Dardanellen ziehen lasse. Der Sultan will sich's zweimal überlegen, denn er traut den Russen etc. kaum bei Tage, viel weniger Nachts.
- In den Handelsvierteln der Stadt Paris herrscht mehr als Verstimmung, es herrscht Schrecken, so schlimm ergeht es den verschiedenen Handels=Unternehmungen, so spärlich langen die Frühlingsbestellungen an, und so schwer ist es, sich die zum Betriebe der Geschäfte nöthigen Kapitalien zu verschaffen. Was die Geschäftsleute, selbst die wohlhabendsten, die sichergestelltesten, am meisten zittern macht, ist die Thatsache, daß von dem Handelsgerichte der seine in der ersten Hälfte des December nicht weniger als 62 Bankerotte ausgesprochen wurden.
- Das Hotel de l'Europe in Lübeck ist vorige Woche für 70,500 Mark L. C. den Herren Maßmann und Nissen als meistbietenden Käufern zugegeschlagen.
- Im vorigen Jahre sind in Travemünde 1107 Segelschiffe und 542 Dampfschiffe eingelaufen. Ausgegangen sind 1096 Segelschiffe und 542 Dampfschiffe.
- Die Goldschmiedsbuden zwischen dem Markte und der Breitenstraße in Lübeck beabsichtigt man zu offenen Markthallen umzubauen. Der Plan wird gegenwärtig vom Baudepartement geprüft. - Das frühere Thurn und Taxis'sche Postamt in Lübeck soll, wie man sich erzählt, zu einem Militär=Lazareth eingerichtet werden.
- Ein immer wieder auftauchendes Gerücht will wissen, daß der Großherzog von Baden seine Krone zu Gunsten Preußens niederlegen wolle.
- In Zeitz wurde die ihres Reichtums wegen auch in weitern Kreisen bekannte Rittergutsbesitzerin Hanß, geborne Misselwitz auf Kuhndorf bei Zeitz, die beschuldigt war, im vergangenen Monat zu Zeitz bei Gelegenheit eines Kaufes in einem Gewölbe ein Shawltuch entwendet zu haben, zu 1 Monat Gefängniß und Verlust der Ehrenrechte auf ein Jahr verurtheilt.
- Die Noth hält ihren Umzug, in den Industriebezirken Sachsens nimmt sie erschreckend zu. In Meerane (17,000 E.) sind nicht weniger als 900 Arbeiter brodlos, der Rest arbeitet mit verminderten Arbeitsstunden und für herabgesetzte Löhne. Aehnlich soll es in den andern Weber= und Strumpfwirkerorten aussehen.
- In Finnland herrscht schreckliche Noth. Seit der Schnee das Rennthiermoos bedeckt, backen die Leute Brod aus Birkenrinde und Timothegras. Sechs Mißjahre hintereinander haben den bäuerlichen Wohlstand vernichtet, der Hungertyphus ist ausgebrochen, Leichen liegen an den Straßen und Räuberbanden machen das Land unsicher.
- In Simbirsk in Rußland kaufte der deutsche Verwalter eines Gutes von einem benachbarten Gute ein Torfmoor. Die Bauern lachten und sagten: Das ist ein Deutscher, er führt die Erde meilenweit weg, als hätte er nicht Erde genug bei sich! - Wie wunderten sie sich aber, als sie sahen, wie der Deutsche mit der Erde ganz ausgezeichnete Ziegeln brannte. Sie hielten nun den Deutschen für einen Hexenmeister, "weil bei ihm die Erde brennt."
- Einem Bäckermeister in Würzburg ist bei der Ziehung der österreichischen Loose von 1864 der Hauptgewinn von 250,000 fl. zugefallen.
- Fräulein v. Ebergenyi hat seit 10 Tagen zwei Verhöre zu bestehen gehabt; diese waren nur von kurzer Dauer, sie gibt nur die notwendigsten Antworten. Die meisten Fragen beantwortet sie mit Ja oder Nein, sie zeigt nicht die geringste Gemüthsbewegung und läßt sich durch keine noch so spitzfindige Zwischenfrage aus ihrer starren Ruhe bringen. Im Gefängnisse zeigt sie ihren Zellen=Genossinnen gegenüber eine derart schroffe Haltung, daß sich letztere schon mehrmals darüber beklagten; sie behandelt dieselben wie ihre Untergebenen und thut Eine nicht nach ihrem Wunsche, so zittert sie vor Wuth und Aerger. Während des Tages bringt sie die Cigarette nicht aus dem Munde, sie raucht türkischen Tabak, und wurde ihr eine Meerschaumspitze aus ihrem Eigenthume übergeben. Abends werden ihr die Zündhölzchen weggenommen. Im Uebrigen ist sie wortkarg und mürrisch; in letzterer Zeit verlangte sie ungarische Zeitungen, was ihr abgeschlagen wurde.
- In San Francisco (Californien) hat eine merkwürdige Wettfahrt ihr Ziel erreicht. Die beiden Klipperschiffe erster Klasse, der Governor Morton und die Prima Donna fuhren zusammen aus dem Hafen von New=York ab. Sie wurden neben einander außerhalb Santy Hook hinausbugsirt, und zwar so nahe aneinander, daß sich die Befehlshaber miteinander unterhalten konnten. Bedeutende Summen wurden von den Freunden dieser Schiffe auf ihren betreffenden Günstling gewettet, daß er den Hafen zuerst erreichen werde. Die wettfahrenden Schiffe kreuzten den Aequator im atlantischen Ocean an demselben Tage, obschon nicht unter demselben Längengrade. Sie fuhren in die Le Meine=Straße an demselben Tage ein und kamen aus jener Wasserstraße an demselben Tage wieder heraus. Sie kreuzten den Aequator im stillen Meere an demselben Tage und unter demselben Längengrade. Beide Schiffe kamen auch an demselben Tage in unserm Hafen an und zwar nicht ganz drei Stunden von einander, nach einer Wettfahrt von 16,000 Meilen. Diese Thatsachen sind Belege für die Genauigkeit, welche die Schifffahrtskunde erlangt hat, und beweisen gleichfalls die Zuverlässigkeit, welche man den unter der Leitung des Marineoffiziers Manry angefertigten Karten über Winde und Strömungen der Meere schenken darf.
- In Lameiro lebt ein Paar, das durch Vergessenheit auf der Erde geblieben und dort bleiben zu sollen scheint, denn der Mann, J. Soares, zählt gegenwärtig nicht weniger als 115 und die Frau 116 Jahre. Beide sind an Geist und Körper wohlauf und lebenslustig.
- Bei Grönenbach und Rothenstein (Memmingen) wird ein Wolf gejagt, der Rehe zerrissen hat; im Revier Hassenbach bei Kissingen wurde ein Wildschwein erlegt.
- Kein Brautpaar in Bayern freute sich so sehr darauf, mit seinem jungen König zugleich getraut zu werden, als ein junger Mann und sein Schatz in Schaidt in der Pfalz. Es war schon ausgemacht, daß sie sammt Verwandten und Zeugen, den Bürgermeister an der Spitze, nach München fahren und stattlich im Zuge einherschreiten wollten. Da kam die Hiobspost aus München: mit der königlichen Hochzeit ist's vorbei! - Thut nichts, sagte das Brautpaar in Schaidt: wir warten lieber, bis der König doch heirathet, gar so lang kann's doch nicht dauern!
- Die zu Stavanger in Norwegen erscheinende "Stavanger Amtstidende" bringt folgende interessante Mittheilung, für deren Richtigkeit sie einsteht. Ein zehnjähriges Mädchen hörte, wie die meisten Kinder, gerne Geschichten und bat deßhalb eines Abends ihren Vater, ihr von Bismarck etwas zu erzählen. Nachdem ihre Wißbegierde zufriedengestellt worden war, äußerte sie, daß sie gern Bismarcks Porträt haben möchte. Im Scherz gab ihr der Vater den Rath, an den Minister zu schreiben und ihn um sein Bild zu bitten. Unser kleines Mäd=

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chen ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern fing sogleich an, einen deutschen Brief auszuarbeiten, der - obwohl vollkommen verständlich - natürlich in Bezug auf Form und Inhalt so beschaffen war, wie man es von einem Kinde in dem Alter erwarten konnte. Das Schreiben wurde unfrankirt in den Briefkasten gelegt, und man glaubte, daß der Scherz hiermit zu Ende sei, da wenig Wahrscheinlichkeit vorhanden war, daß der große Mann von seiner kostbaren Zeit an derartige Kleinigkeiten etwas opfern würde, oder daß ein solcher Brief ihm überhaupt zu Händen kommen könnte. Aber nach Verlauf ungefähr eines Monats empfing der Vater der Briefstellerin ein frankirtes Schreiben aus dem preußischen Ministerium des Auswärtigen folgenden Inhalts: "Nach Ordre des Herrn Ministerpräsidenten habe ich hierdurch die Ehre, Ihnen eine Photographie Sr. Excellenz für Ihre Tochter zu übersenden infolge des in dem Briefe derselben vom 2. März geäußerten Wunsches. Mit besonderer Hochachtung Ihr ergebener etc."
- Vor einigen Tagen war ein Engländer in einer Straße von Paris Nachts von Dieben angehalten worden, hatte sich aber so mannhaft zur Wehre gesetzt, daß die Polizei herbeieilen und die Diebe ergreifen konnte. Weil der Engländer kein Französisch und die Polizeiwächter kein Englisch verstanden, so nahmen ihn letztere mit und er mußte die Nacht auf der Polizeiwache zubringen. Am andern Morgen vor den Polizeicommissär geführt entspann sich zwischen diesem und dem ungerecht Arretirten ein lebhafter Wortwechsel im Laufe dessen der Engländer dem Polizeicommissär ein Tintenfaß an den Kopf warf und in seinen Gasthof zurückkehrte. Einige Stunden darauf erhielt er eine Vorladung, als Zeuge gegen seine Attentäter vor dem Untersuchungsrichter zu erscheinen. Er zog es aber vor, sofort abzureisen, denn, sagte er, ich habe genug erfahren von französischer Justiz. Er hatte nämlich unterdessen in Erfahrung gebracht, daß ihm ebenfalls ein Prozeß wegen Vergreifung an Staatseigenthum und Rebellion gegen die Behörde bevorstehe.
- Der "Wächter am Erie" (Cleveland) erzählt folgende Einwanderer=Geschichte: "In Kehl trafen sich eine Anzahl Auswanderer nach Amerika, von denen sich ein Dutzend enger aneinander schlossen und zwar unter Führung eines Deutschen, der schon in Amerika gewesen und jetzt, wie er sagte, seine dritte Reise dahin mache. Derselbe half den Auswanderern recht brav mit Rath, machte billige Contracte für sie und brachte dieselben gut nach New=York, wo er abermals auf das Beste besorgt war, daß sie nicht übervortheilt würden. Die Zwölf wollten alle westlich, und so brachte unser Amerikaner dieselben auf das Dampfschiff und fort ging es bis Albany und weiter dann 2 1/2 Stunden mit der Eisenbahn. Hier aber hieß der Amerikaner seine Reisegefährten aussteigen, denn von hier aus müßten sie zu Wagen nach Cincinnati und St. Louis, und die Leute glaubten das, stiegen aus, holten ihre Koffer, packten sie auf einen von dem Amerikaner besorgten Wagen, und lustig ging's dann weiter, bis man gegen Abend zu einem einsamen Hause kam, wo Halt gemacht wurde. Hier wurde zu Nacht gegessen, und man legte sich bald auf die Streu, um früh aufzubrechen Der Amerikaner zog den Schlüssel ab, legte ihn auf den Tisch und sagte: "So, jetzt sind wir unter uns," nahm die goldene Uhr und sein Geld heraus, legte sie auf den Tisch, und die Andern folgten seinem Beispiele und bald schlief die Gesellschaft fest. Am Morgen aber war der "Amerikaner" fort, die Uhren fort, das Geld fort, die Koffer mit dem Wagen fort, und die Einwanderer saßen hülflos in dem einsamen Hause, das ein nicht deutschredender Mann mit seiner Frau innehatte, mit denen sie sich nicht verständigen konnten. Sie zogen dann der Telegraphenlinie entlang, bis sie in das Städtchen gelangten, wo man sich ihrer erbarmte und für sie nothdürftig sorgte. Zwei derselben kamen in Cleveland an und erhielten vom Armendirektor Freipässe nach Crestline. Diese erzählten die Geschichte.


Anzeigen.

Vorladung.

Antragsmäßig soll über das dem Arbeitsmann Johann Tretow hieselbst gehörige allhier in der Schlauentrifft belegene Wohnhaus c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen zu deren Anmeldung auf Dienstag den 18. Februar 1868 Morgens 11 Uhr peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht aufgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 16. November 1867.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Vermischte Anzeigen.

Verlobungs-Anzeige.
Joachim Fick,
Wilhelmine Burmeister.
Lüdersdorf. Schönberg.


Club im Hause des Herrn Aug. Spehr in Schönberg am Mittwoch den 8. Januar. Mittagessen um 3 Uhr.

Da mir Gelegenheit geboten ist, zum bevorstehenden Antoni=Termin Gelder sowohl hier im Lande als auswärts sicher unterzubringen, so erbitte ich desfallsige fernere Anmeldungen.
Schönberg, den 5. December 1867.
Kindler, Advocat.


Gesucht werden zu Antoni zur ersten Hypothek in ein ritterschaftliches Gut 5000 Taler (Mecklenburg) mit 4 % Zinszahlung per anno. Näheres bei Aug. Spehr.
Schönberg, den 19. December 1866.


Aerztliche Empfehlungen für Hoff's Malzpräparate.
"St. Petersburg, 18. Novemb. 1866.
Das Hoff'sche Malzextract=Gesundheitsbier hat einen überaus erfreulichen Erfolg bei meinen Kranken gehabt, nicht minder die Chocoladen=Präparate (Malz=Gesundheits=Chocolade und Chocoladenpulver), deren Wirkung eine auffallend schnelle und erfreuliche war etc.
Dr. Siminowsky, Oberarzt."
"Chodziesen, R.=B. Bromberg, 9. Febr.
Indem ich Ew. W. die ganz ergebene Mittheilung mache, daß das mir übersandte Malzextract=Gesundheitsbier seine wohlthätige Wirkung auch hier geübt hat, bitte ich, mir gefäll. eine zweite Sendung, und zwar diesmal eine von 25 Flaschen, zukommen lassen zu wollen etc.
Dr. Tobias Santer."
"Berlin, 15 Aug. Ew. Wohlgeboren ersuche ich zur Fortsetzung meiner Kur um eine weitere Sendung Ihres ganz vorzüglichen Malzextract=Gesundheitsbiers.
Freifrau v. Witzingerode,
Kothnerstr. 14."
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Niederlage bei Wilh. Heincke in Schönberg.


[ => Original lesen: 1868 Nr. 1 Seite 4]

Bekanntmachung.
Das Postbüreau ist vom 1. Januar 1868 an den Wochentagen von 8 Uhr Morgens bis 8 Uhr abends ununterbrochen geöffnet.
An Sonn= und Festtagen von 8 bis 9 Uhr Vormittags geöffnet, von 9 Uhr Vormittags bis 5 Uhr Nachmittags geschlossen, und von 5 Uhr Nachmittags bis 8 Uhr Abends wieder geöffnet.
Personen können auch während der Schlußzeit 1/2 Stunde vor Abgang der betreffenden Post eingeschrieben werden.
Schönberg, den 30. December 1867.
Großherzogliches Postamt.
F. Saß.


Durch neue billige Einkäufe bin ich in den Stand gesetzt, von jetzt an bis auf Weiteres englische Castor=Häckelwollen je nach Farbe für 3-4 Schilling (Mecklenburg) pro Loth, sowie feinste Ringelwollen in verschiedenen Farben, das Loth 2 1/2 Schilling (Mecklenburg), Super=Ringelwollen, mellirt, (das Neueste in diesem Genre) zu 3 Schilling (Mecklenburg) das Loth zu verkaufen und empfehle dieselben einem geehrten Publikum bestens.
Carl Bade.


Die Sparcasse in Schwerin hat von Anfang 1868 ihren Zinsfuß erhöht und zahlt von da an sowohl für alte wie für neue Einlagen statt 1 1/2 Schilling (Mecklenburg) nun 1 3/4 Schilling (Mecklenburg) pro Thaler aufs Jahr. Indem ich dies zur allgemeinen Kenntniß bringe, fordere ich zugleich auf, Alle, die bei diesem so soliden als gemeinnützigen Institut Bücher oder Gelder durch mich besorgen lassen wollen, solche bis spätestens zum 21. Januar bei mir abzugeben.
J. P. Bade.


Nützlichste und billigste Moden-Zeitung.
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Die Modenwelt.
Illustrirte Zeitung für Toilette und Handarbeiten.
Preis für das ganze Vierteljahr 10 Sgr.
Monatlich in 2 Nummern in grösstem Format à 8 Seiten. - Mit mindestens gleich vielen Abbildungen wie die theuersten ähnlichen Journale. Ausserdem jährlich 12 Beilagen mit ca. 160-180 Schnittmustern für alle Gegenstände der Toilette und ca. 400 Musterzeichnungen für Weissstickerei. Soutache etc.
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Die Modenwelt enthält die besten Modelle für die gesammte Toilete der Frauen und Kinder, für die Leibwäsche, sowie für alle Handarbeiten, unter stetem besonderen Hinweiss auf eine möglichst billige und leichte Selbst-Anfertigung. Die Ausgabe für theure angefangene Arbeiten und die mehr oder minder kostspielige Herstellung der Garderobe von fremder Hand wird hiedurch vermieden.
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Geschmackvolle Einfachheit und gediegene Eleganz der dargestellten Toiletten und Handarbeiten sind neben grösster Klarheit der Abbildungen, Beschreibungen und Schnittmuster die Hauptvorzüge dieser Zeitung, welche sich die Aufgabe gestellt hat, nur Practisches, wirklich Verwendbares zu veröffentlichen und für die Familie wirkliche Ersparnisse zu erzielen.
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Unsere ausgedehnten Verbindungen setzen uns in den Stand, jede beachtenswerthe neue Mode sofort nach ihrem Erscheinen in der Modenwelt zu veröffentlichen.
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Seit October 1865 erscheinend, geht die Modenwelt von 12 Hauptstädten Europa's, resp. Amerika's aus in alle Länder der gebildeten Welt. Die Modenwelt wird gedruckt in deutscher, französischer, italienischer, spanischer, englischer, holländischer, dänischer, russischer, polnischer und ungarischer Sprache, ferner in einer besondern deutschen Ausgabe für Oesterreich und einer besondern englischen Ausgabe für Nord-Amerika. Bei diesem Erfolge bedarf es der empfehlenden Worte von unserer Seite nicht weiter. Keinenfalls besitzt irgend eine andere Zeitung, so lange es überhaupt Zeitungen gibt, eine gleich grossartige Verbreitung.
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Abonnements auf "Die Modenwelt", pro Quartal 10 Sgr., werden jederzeit angenommen bei allen Buchhandlungen und Postämtern.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft am Montag den 6. Januar 1868 stattfindet, und werden die Gesellen aufgefordert, persönlich zu erscheinen.
Schönberg, den 23. Dec. 1867.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen= Brüderschaft.


Der angesetzte Club in Neschow findet nicht am 2., sondern Mittwoch den 8. Januar statt.
Krüger Arndt in Neschow.


Rechnungs-Formulare in allen Größen sind zu haben in der Buchdruckerei von L. Bicker.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
1867.

Geboren: 165 Kinder (87 Knaben und 78 Mädchen), darunter 18 uneheliche (6 K. 12 M.)
Confirmirt: 104 Kinder (49 K. 55 M.).
Copulirt: 48 Paare, proclamirt 60 Paare.
Gestorben: 123 Personen (72 männlichen, 51 weiblichen Geschlechts).
Communicanten: 1927 (899 männlichen, 1028 weiblichen Geschlechts), - darunter 10 Privat=, 32 Kranken=Communionen.
Geschenkt an die Kirche 1867.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Sonntag den 5. Januar 1868.
Vormittags=Kirche: Pastor Kaempffer.
Nachmittags=Kirche fällt aus.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1867
Dec.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
31.
1.
2.
40.41
40.01
40.65
-7.2
-8.0
-5.5
-3.2
-3.0
-2.0
N
ONO
O
0
0
1
heiter.
bedeckt.
-


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund11 1/2 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.6 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Gänse, d. Pfund8 - 8 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 5 St.4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß6 1/2 - 7 Schilling (Mecklenburg).
Hasen, d. St. 38 - 40 Schilling (Mecklenburg).
Spickgans24 - 36 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weizen26 - 27Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen21 - 22Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste15 1/2 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen17 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat21 - 21Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.


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