No. 58
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Juli
1867
siebenunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1867 Nr. 58 Seite 1]

- Schönberg. Bei dem am Donnerstag den 18. Juli, abgehaltenen Königschuß wurde für den Pferdehändler Vock jr. der beste Schuß gethan und marschirte in Folge dessen Abends als diesjähriger Schützenkönig ein. Das Fest verlief in gewohnter Weise; das Wetter war jedoch regnerisch aber trotzdem die Betheiligung des Publikums ziemlich lebhaft.
- Die Fürstenreisen nach Paris gehören zu den merkwürdigen Zeichen der Zeit. Der König von Württemberg ist angekommen, der Großherzog von Weimar, auf ihrer Rückreise von London die Königin von Preußen; schon länger hält sich in Paris auf König Ludwig der Erste von Bayern, sein Enkel, der regierende König, wird erwartet. Der Sultan ist nach London gereist und wird auf der Reise nach Wien am nächsten Montag den 22. d., in Koblenz mit dem König von Preußen zusammentreffen. - Mit Bettelbriefen aller Art werden die fürstlichen Gäste überschwemmt.
- Aus Frankreich schreibt ein Berichterstatter der A. A. Z.: Ich traf mit mehreren Bürgermeistern aus der Bretagne zusammen, welche ihr Land und ihre Leute genau kennen. Sie sagten mir, daß die ganze Bretagne, Bauern, Pächter, Schloßadel, Geistlichkeit, Städte, Bürger vom Kriege sprechen und in räthselhafter Weise ihn sehr nahe sehen. Mehrere Herren, welche soeben die Vogesen und das Elsaß bereisten, erzählen, daß dort die ganze Bevölkerung an den Krieg glaubt und namentlich die Bauern nur davon sprechen. Eine solche Volkssage in der Bretagne und im Elsaß scheint wie eine Ahnung oder ein Schatten großer Ereignisse vorauszugehen, welche aus den derbsten und gesündesten Volksschichten aufsteigen.
- Obgleich Frankreich seinen Bedarf an Pferden für seine Armee hinreichend gedeckt hat, werden doch die Pferde=Ankäufe in Ungarn eifrigst fortgesetzt.
- Wie aus Mexico gemeldet wird, ist sämmtlichen kaiserlichen Soldaten das Bürgerrecht entzogen worden, alle ausländischen Soldaten sind verbannt. Die kaiserlichen Generale sollen wegen Hochverraths in Anklage gesetzt, die Officiere niederer Rangstufen auf zwei bis sechs Jahre eingekerkert werden.
- Königin Marie verläßt wahrscheinlich noch in dieser Woche die Marienburg und zieht zu ihrem königlichen Gemahl in Hietzing bei Wien. Der Aufenthalt war für sie ein dornenvoller und für viele Hannoveraner eine Versuchung.
- Fürst Kusa und seine Geliebte, Marie Obrenowitsch, weilen in Bad Ems, sind aber in ihrem Auftreten sehr zurückhaltend.
- Bereczowski, der Attentäter auf den Kaiser von Rußland, ist zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt.
- Für die herzliche Eifersucht der Franzosen auf Preußen ist ein scheinbarer kleiner Zug, der jetzt erst bekannt wird, recht verrätherisch. Die große Pariser Zeitung "Siecle" sandte im vorigen Jahre ihren Herrn Vilbort als Berichterstatter zum preußischen Heere nach Böhmen. Er konnte nicht anders als Siege berichten und erkannte dabei die ihn selber überraschende Kriegstüchtigkeit des preußischen Heeres unparteiisch und lebhaft an. König Wilhelm freute sich darüber und verlieh ihm bei seinem Besuche in Paris seinen Orden. Herr Vilbort mußte aber den Orden aus zarter Rücksicht auf die Stimmung seiner Landsleute ablehnen, so schwer es ihm fiel. Die Franzosen, Kaiser und Volk, haben als das beste Heer nach dem ihrigen die Oesterreicher angesehen und tragen nun ihren Irrthum dem Sieger nach.
- Ein Schwindler betreibt jetzt in Hamburg ein seltsames Geschäft. Auf gefälschte Todtenscheine bestellt er Särge und läßt sich von den Tischlern einen Thaler Provision geben, die dann endlich bei der Polizei Hülfe suchen, wenn sie merken, daß sie geprellt sind.
- In Gumbinnen (Preußen) sind in den Tagen vom 21. bis 26. v. M. sechs Menschen vom Blitz erschlagen, mehrere schwer verletzt und zehn Gebäude in Brand gesetzt worden.
- Kaiser Maximilian und Charlotte haben übereinstimmende Testamente gemacht, in welchen Jedes dem Ueberlebenden sein ganzes Vermögen vermacht. Der Nachlaß Maximilians (einschließlich Miramare und Lacrome) wird auf 10 bis 12 Mill Gulden geschätzt. Er fällt jetzt der Kaiserin Charlotte zu. Diese ist kinderlos und würde vermuthlich wieder das Haus Habsburg eingesetzt haben; da sie aber geistig unfähig ist, ihr Testament zu machen, und leider auch wohl für immer so bleibt, so wird der belgische Königshof sie beerben.
- Lincoln's jüngster und Leibsohn Thomas wird in Chicago erzogen und kam in der Schule neben einem Negerknaben zu sitzen, der bis vor Kurzem Sklave war. Thomas hat viel von der männlichen Festigkeit und Ehrenhaftigkeit seines Vaters, er vertheidigt mannhaft seinen schwarzen Nachbar gegen die Beleidigungen der anderen Kameraden, hat aber das Mißgeschick, daß ihn der kleine Schwarze in allen wissenschaftlichen Fächern reißend schnell überholt.
- Im Jahre 1800 mußte man zu Lübeck den Scheffel Weizen mit 7 Mark (Lübeck), Roggen mit 5 Mark (Lübeck), Gerste mit 2 Mark (Lübeck) 12 Schilling (Mecklenburg), Hafer mit 2 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg) und mitunter noch theurer bezahlen. Der Faden buchen Brennholz kostete 38-42 Mark (Lübeck), das Pfund Butter 14 Schilling (Mecklenburg), ein Ei 8 Pfennige.
- Ein glücklicher Jäger in Langwasser in Oesterreichisch=Schlesien hat einen starken Luchs erlegt, der aus den Karpathen oder aus dem Riesengebirge herübergekommen sein muß.
- Der Bonner Turnverein hatte den Kriegsminister in einem Schreiben ersucht, Maßregeln zur Abkürzung der Dienstzeit für ausgebildete Turner einzuleiten. Der Minister hat darauf geantwortet, daß er zwar den Werth des Turnens anerkenne, aber

[ => Original lesen: 1867 Nr. 58 Seite 2]

die gewünschte Prämie nicht in Aussicht stellen könne. Das Turnen erleichtere zwar die militärische Ausbildung und erhöhe die militärische Leistungsfähigkeit in einzelnen Fällen, sei aber nicht im Stande, die militärische Gewöhnung zu ersetzen.
- Bei einem Feste in Calais "arbeiteten" Pariser und Londoner Taschendiebe um die Wette. Abends kamen die Collegen bei Wein und Grog in einem Wirthshaus zusammen, um sich gütlich zu thun und zu fraternisiren. Sie zählten ihre Beute zusammen, die Engländer hatten 45 goldene Uhren erbeutet, die Franzosen nur 10, die Engländer waren die geschickteren. Die Franzosen trugen ihnen das nicht nach, sie ließen ihre englischen Collegen leben, hielten sie frei und becherten zusammen bis gegen Morgen. Als aber die Engländer Morgens aus ihrem schweren Rausche erwachten, waren die Franzosen sammt allen englischen Uhren, Geldbörsen etc. auf und davon nach Paris.
- Dem Grafen Bismarck ist von in China lebenden Deutschen ein silberner Pocal, etwa fünf Pfund schwer, innen stark vergoldet, als Zeichen der Anerkennung übersandt worden. Den Deckel desselben bildet die Büste Bismarcks. Am Fuße erblickt man verschiedene Wappenschilder preußischer Generale, als Roon, v. Moltke, Herwarth v. Bittenfeld, Vogel v. Falckenstein, Steinmetz, während rings herum auf sechs großen von einander getrennten Standarten Gedenktage des vorjährigen Feldzuges eingravirt sind.


Eine Hochzeitsnacht im Norden.
[Erzählung]

[ => Original lesen: 1867 Nr. 58 Seite 3]

Eine Hochzeitsnacht im Norden.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Kommissions=Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die in den letzten drei Jahren zur Vertheilung zurückgestellten, mittleren Dividenden der Lebensversicherten betragen respective 36 %, 40 % und 36 % der eingezahlten Prämie.
Agentur Schönberg.
J. P. Bade.


Die Gewinnliste zur Tombola am zweiten Königschußtage wird eine Stunde nach Beendigung der Ziehung für 1 Schilling (Mecklenburg) bei mir und auf dem Festplatze zu haben sein.
L. Bicker.


[ => Original lesen: 1867 Nr. 58 Seite 4]

Thuringia.
Grundkapital 3 Millionen Thaler.

Nachdem wir dem Herrn Fr. Baars zu Demern, Fürstenthum Ratzeburg, eine Agentur unserer Versicherungsgesellschaft für dortige Gegend übertragen haben, bringen wir dieses zur Kenntniß des Publicums.
Erfurt, im Juli 1867.
Die Versicherungsgesellschaft Thuringia in Erfurt.
Morgenroth, Vorsitzender.       C. Große, Director.
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Mich auf obige Anzeige beziehend, empfehle ich mich zur Entgegennahme von Versicherungsanträgen sowohl in der Feuer= als Lebensversicherung.
Demern, im Juli 1867. Fr. Baars.


Hoff's Malzfabrikate.
"Flensburg, 11. October.
Auf Ersuchen des Hoflieferanten Johann Hoff will ich demselben als Commissarius der Centralcomitee es sehr gern bescheinigen, daß das Malzextract=Bier sich als ein ganz vorzügliches Stärkungs= und Kräftigungsmittel bei den Verwundeten und Kranken in den verschiedenen Lazarethen gezeigt hat. Namentlich hat es sich bei den Typhuskranken, was ich selbst zu beobachten Gelegenheit hatte, vorzugsweise bewährt; war die Krisis erst überstanden, so zeigte sich bei diesen Kranken eine augenblickliche Schwäche des Gedächtnisses, der Sprache und in den Füßen, und waren dieselben sehr zu Ohnmachten geneigt. Nach vierzehntägigem Gebrauch von täglich 1 bis 1 1/2 Flaschen bemerkte man schon wieder eine sichtbare Zunahme sowohl des Gedächtnisses, als der Sprache, und eine wiederkehrende Kraft der Organe des Unterleibes.
v. Wittge, Major."
"Stolp, den 10. October 1866.
Ihre Malz=Gesundheits=Chocolade hat sich als ein höchst stärkendes Heilnahrungsmittel bei sehr entkräfteten Kranken bewährt. Außerdem haben auch Ihr Malzzucker und Ihre Malzbonbons bei Brust= und Halskrankheiten sich als sehr heilsam erwiesen.
Weinschenck, königl. Oberarzt."
Niederlage in Schönberg bei Wilh. Heincke.


Soeben empfing ich eine Sendung echter Kräuter-Anchovis in Fässeln von ca. 3 Pfd., welche hiermit bestens empfiehlt J. F. Eckmann.


Soeben empfing und empfiehlt Neuen Berger Flohm-Häring in vorzüglicher Qualität H. Schmidt.
Ratzeburg.


Pariser Ausstellung.
Für seine Dampf=Chocoladen=Brustbonbons und Zuckerwaaren ist dem hiesigen Fabrikanten Franz Stollwerck auch in diesem Jahre die Preis=Medaille zuerkannt worden!
Diese Auszeichnung ist um so ehrender, als die Erzeugnisse gleicher Branche aus allen Ländern, darunter von etwa vierzig der bedeutendsten Pariser Häuser, mit einander concurrirten und es die einzige Medaille ist, welche hiefür auf ganz Preußen fällt.
Besonders wird die Vielseitigkeit der Fabrikation wie sie wohl keines der vertretenen Häuser, aufzuweisen hat, so wie die vorzügliche Arbeit und Preiswürdigkeit der ausgestellten Waaren selbst Seitens der französischen Concurrenz auf das lobendste anerkannt.
Obige Thatsachen dürften wohl geeignet sein, die in Deutschland noch vielseitig wurzelnden Skrupel, daß nur Paris Vorzügliches in Chocoladen und Confituren liefern könne, zu beseitigen, um so mehr, als der Verkauf der Stollwerck'schen Fabrikate in der Ausstellung selbst ein ganz bedeutender ist.
Die vor kaum einem Jahre dem Betriebe übergebene neue größere Fabrik des Herrn Stollwerck vermag die einlaufenden Aufträge nicht zu bewältigen, und steht derselbe im Begriffe, ein größeres Etablissement zu errichten, wozu bereits die neuesten und vorzüglichsten in der Pariser Ausstellung befindlichen Maschinen acquirirt sind.
(Kölnische Zeitung, 10. Juli Nr. 189, Zweites Blatt.)


Nachdem mir von Großherzogl. Landvogtei das beabsichtigte Ausspielen einer Decimalwaage und eines Plätteisens nicht gestattet worden, ersuche ich meine geehrten Abnehmer, gegen Rückgabe der Loose die Einlage von 4 Schilling (Mecklenburg) pro Stück wieder bei mir in Empfang zu nehmen.
Schönberg, den 18. Juli 1867.
C. Ollmann, Schlössermeister.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, den 21. Juli 1867.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1867
Juli
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
16.
17.
18.
34.08
33.41
33.11
11.2
11.3
10.2
14.2
14.6
14.3
S
SW
SSW
1
2
2
trübe.
wolkig.
trübe.

Am 16., 17. und 18. 80, 54 und 3 Kubikzoll Regen auf 1 []'; am 16. und 17. (Nachmittags 4-5 Uhr) Gewitter.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund10 1/2 - 11 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund11 - 11 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.3 - 4 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund9 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund10 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund5 Schilling (Mecklenburg).
Häringe, - St.- Schilling (Mecklenburg).
Eier 7 - 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Alte Kartoffeln, d. Faß7 - 8 Schilling (Mecklenburg).
neue11 Schilling (Mecklenburg).
Hamburger Blumenkohl, d. Kopf8 Schilling (Mecklenburg).
Hamb. Kirschen, d. Pfund2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen26 - 27Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen14 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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