No. 53
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Juli
1867
siebenunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1867 Nr. 53 Seite 1]

- Kaiser Napoleon hat von der Kammer 158 Millionen Franks verlangt, um die Land= und Seetruppen neu zu bewaffnen. Die pariser Börsenwelt hat diese Forderung nicht ohne Verstimmung vernommen: ihr schien es schon kein gutes Zeichen, daß die Rede, mit welcher Minister v. d. Heydt im Namen des Königs den preußischen Landtag geschlossen hat, des königlichen Besuches in Paris nicht ausdrücklich gedachte. Es herrscht in der politischen Welt eine Verstimmung, die bei vielen Anlässen hervortritt.
- Der Sultan hat sich nach Paris vier prächtige Pferde mitkommen lassen, er wird sie in Paris reiten in Rock, Hose und Weste vom Schnitt und der Farbe des Kaisers Napoleon. Nur von oben herunter werden sich die Herren unterscheiden, der Kaiser trägt seinen Hut, der Sultan seinen prächtigen Turban. Aber die französische Sprache hat sich der Sultan nicht verschreiben können, er wird sich daher mit seinem Gastfreunde per Dolmetscher unterhalten. Die Pariser freuen sich auf ihn; wenn er aber wieder fort ist, wird es sein wie bei einem Feste, sobald das Feuerwerk abgebrannt ist. Der Jux ist aus und die Leute ziehen halb belustigt, halb gelangweilt heim.
- Die preußische Königin Auguste wird auf der Rückreise von England einen Besuch am Pariser Hof machen.
- In Hannover will das Preußenthum den Leuten nicht in's Fleisch und Blut gehen. In Duderstadt hat der Bürgermeister den Leuten kurzweg verboten, in den Wirthshäusern auf Preußen zu raisonniren, die Wirthe müssen selber die Polizei machen, wenn sie nicht die Concession verlieren wollen. Der Generalgouverneur hat die Gemeinden gewarnt, das Entweichen Militairpflichtiger zu begünstigen, widrigenfalls werde jeder Einwohner 1 Mann Einquartierung erhalten und der Schulze zwei. - Die adelige Klosterschule Ilfeld wurde geschlossen, weil die Jungen zwitscherten, wie die Alten sungen, sie trugen, als "der Wiese" aus Berlin kam, weiß=gelbe Halsbinden und manche antworteten dem inspizirenden Herrn Geheimrath garnicht, sondern drehten sich um. - Der katholische Pastor Schlaberg in Hannover klagt, daß er von Preußen decimirt worden sei; er stand sich auf 2000 Thlr. und bekam 200 Thlr. Pension.
- Das deutsche Zollparlament wird noch vor Ablauf des Jahres 1867 zum erstenmale tagen. Die süddeutschen Staaten zusammen werden 80 Abgeordnete zum Zollparlamente zu wählen haben.
- Allen Tabacksfabrikanten und Rauchern ist es ein Trost zu hören, daß die Tabackssteuerfrage dem künftigen Zollparlamente zur freien Berathung und Beschlußfassung vorgelegt werden wird.
- Die Jesuiten haben im Werk, den Satz von der Unfehlbarkeit des Papstes zu einer feststehenden Lehre zu machen.
- Die Zündnadeln haben ihren friedlichen Collegen, den Nähnadeln im vorigen Jahre schlimme Concurrenz gemacht. Die Aachener Handelskammer klagt, daß das Geschäft gestockt habe und nur 1000-1200 Millionen Nähnadeln aus 4000 Centnern Stahldraht fabrizirt worden seien.
- Der Kronprinz von Italien wird sich mit großem Gefolge nach Berlin begeben, um der in Potsdam stattfindenden militairischen Feier des Jahrestages der Schlacht bei Königsgrätz beizuwohnen.
- In England hat man die Erfahrung gemacht, daß der Weizen, wenn er vor seiner völligen Reise und so lange das Korn noch weich ist wie Brodkrume geerntet wird, eine feinere Hülle hat, die weniger Kleie abgiebt und schöneres Mehl liefert als das vollkommen reife Korn.
- Die Franzosen scheinen doch einen Ritt vorzuhaben. In Ungarn kaufen sie viele und gute Pferde auf, und es sind französische Offiziere, die die Pferde sorgfältig aussuchen. Auch ungeheuere Getreideeinkäufe werden in Ungarn gemacht.
- Bismarck zieht sich auf 4 Wochen auf seine Güter in Barzin zurück. Ihm und Roon und Moltke haben die Philosophen der Universität Halle den Doctorhut verliehen.
- Pius nono sieht mit bitterm Schmerz, daß alle gekrönten Häupter nach dem modernen Babel Paris ziehen und kein einziger nach Rom wallfahrtet zur 1000jährigen Stuhlfeier Petri. Sie geben dadurch, sagte er, ihren Unterthanen ein sehr gefährliches Beispiel von Lauheit, doch die Welt, hoch und niedrig, liege nun einmal im Argen, die schlimmen Folgen würden nicht lange auf sich warten lassen.
- Von Paris wird der Sultan nach London gehen. Die Engländer sind etwas besorgt, daß Kaiser Napoleon ihre sparsame Königin durch Glanz und Pracht ausstechen und der Gast glauben wird, Paris sei der Glanzpunkt der Welt und Frankreich das mächtigste Land. Sie geben daher der Königin zu verstehen, sie möge dasmal tief in den Geldbeutel greifen, um England bei den glanzliebenden Orientalen nicht zu schaden.
- In Worms ist eine Schule für Bierbrauer, Hefe= und Essigfabrikanten mit viermonatlichem Cursus in's Leben gerufen worden. Die junge Schule, welche dem kleineren Bierbrauer mit Hülfe der Wissenschaft die Konkurrenz mit den mit großen Kapitalien ausgestatteten und mit Intelligenz betriebenen großen Brauereien erleichtern soll, wird bereits von 24 Studirenden, zum größten Theile Ausländern, besucht und hat eine günstige Aufnahme gefunden.
- Dem Kaiserprinzen in Paris trägt sein Geschichtslehrer die Weltgeschichte rein chronologisch vor. Die moralische und philosophische Bedeutung der Thatsachen, erzählt man, wird der Kaiser später selbst seinem Sohne auseinandersetzen.
- In Itzehoe war kein Barbier zu finden, der den Mörder Timm Thode barbieren wollte; die Polizei sah sich genöthigt, einen Mann aus dem Arbeitshause, welcher des Geschäfts kundig ist, zu engagiren, welcher jetzt den nothwendigen Dienst bei Timm Thode versieht.

[ => Original lesen: 1867 Nr. 53 Seite 2]

- Eine Erfindung des Bildhauers Schlee in Bonn ist der Holzguß; ohne irgend welchen weiteren Zusatz wird er so hart, wasserdicht und fest, daß er sich gut poliren läßt. Es können aus ihm die verschiedenartigsten Gegenstände gefertigt werden, z. B. ein Sommerhut so leicht wie Papier und unempfindlich gegen jede Witterung, Früchte, Blumen, Blätter mit der zartesten Abformung aller Linien. Die Herstellung ist bis jetzt Geheimniß.
- Ein Trommler setzte in einer der letzten Nächte die Stadt Antwerpen in Schrecken. Er war als Nachtwandler im Schlafe aufgestanden, hatte seine Uniform angezogen und trommelte durch die Straßen, was das Zeug hielt, bis man ihn aufweckte und einsteckte.


Gott vergelt's Tausendmal.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1867 Nr. 53 Seite 3]

Gott vergelt's Tausendmal.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Auf der hiesigen Feldziegelei stehen gegenwärtig Drainsröhren von den Nummern 2, 3, 4 und 5, so weit der Vorrath reicht, zu verkaufen.
Schönberg, den 1. Juli 1867.
Großherzoglich Meckl. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In Sachen betreffend die Subhastation der Stelle des Käthners Starck zu Herrnburg ist zur Publication des Prioritäts=Erkenntnisses Termin auf Dienstag, den 9. Juli d. J., Morgens 11 Uhr, anberaumt, wozu die nicht präcludirten Starck'schen Gläubiger hiermit vorgeladen werden unter dem Nachtheil, daß auch bei ihrem Ausbleiben mit der Publication wird verfahren werden.
Schönberg, den 22. Juni 1867.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) A. Dufft.


Vermischte Anzeigen.

Unser diesjähriges Missionsfest wird Mittwoch, den 10. Juli zu Demern gefeiert werden. Der Gottesdienst beginnt Vormittags um 10 Uhr.
Der Vorstand des Missionsvereins im Fürstenthum Ratzeburg.


Photographisches Atelier von W. Schacht ist geöffnet von Morgens 10 bis Nachmittags 5 Uhr. Visitenkartenportraits à Dutzend 2 Taler (Mecklenburg) - Schilling (Mecklenburg).
Visitenkartenportraits à 1/2 Dutzend 1 Taler (Mecklenburg) 8 Schilling (Mecklenburg).
per comptant.


Weiße Bohnen, à Pfd. 3 Schilling (Mecklenburg) , sowie
Pflaumen, à Pfd. 3 1/2 Schilling (Mecklenburg), bei 100 Pfd. billiger, empfiehlt
Hein vor Schönberg.


[ => Original lesen: 1867 Nr. 53 Seite 4]

Einem geehrten musiktreibenden Publicum Schönberg's und Umgegend empfehle ich mein sehr wohl assortirtes seit 30 Jahren bestehendes und bis auf die neueste Zeit fortgeführtes
Musikalien-Leih-Institut
unter nachstehenden billigen Abonnements-Bedingungen bestens.
Jeder Theilnehmer zahlt:
a) Für 4 Werke jährlich 1 Taler (Mecklenburg) 17 1/2 Sgr. b) Für 8 Werke jährlich 3 Taler (Mecklenburg) 6 Sgr.
c) Wer jährlich 4 Taler (Mecklenburg) zahlt erhält 6 Werke zum Umtausch und für 2 Taler (Mecklenburg) Musikalien als Eigenthum.
d) Wer jährlich 6 Taler (Mecklenburg) zahlt erhält 8 Werke zum Umtausch und für 4 Taler (Mecklenburg) Musikalien als Eigenthum etc. etc.
Die Musikalien können nach Belieben gegen andere vertauscht werden.
= Ein Abonnement kann täglich beginnen. =
Ein completter Catalog wird gerne zur Ansicht versandt und stehen darin verzeichnete Musikalien, den geehrten Abonnenten zu Gebote. Durch Aufnahme neu erscheinender Werke wird das Leih-Institut fortdauernd vergrössert.
Sehr wünschenswerth und zweckmässig ist es, bei Umwechselung der Noten ein recht reichhaltiges (wenigstens die doppelte Anzahl der gewünschten Hefte) Verzeichniss der gewünschten Musikalien einzureichen und die speciell gerne zu erhaltenden Werke gefälligst zu unterstreichen. Durch dieses einfache und bei einem Leihinstitute, wenn auch alle guten und gangbaren Werke in vielen Exemplaren vertreten sind, durchaus wünschenswerthe Verfahren, wird jeder Abonnent stets die von ihm gewünschten Musikalien bekommen.
Um recht lebhafte Benutzung meines Leihinstitutes unter Zusicherung der promptesten Bedienung bittend, zeichne
Hochachtungsvoll
F. W. Kaibel's Kunst- und Musikalien-Handlung.
(Carl Ludwig Kaibel.)
Auswahlen neuer oder älterer Compositionen in jedem Genre werden mit Vergnügen jeder Zeit versandt und die billigsten Preise berechnet!


Aerztliche Verordnung.
Herrn G. A. W. Mayer in Breslau.
Herr Dr. Prasse hierselbst hat meiner Frau zur Herstellung ihrer Gesundheit, da dieselbe an einem katarrhalischen Brust= und Lungenübel leidet, Ihren
weißen Brust=Syrup*)
empfohlen. Ich ermangle deshalb nicht, dieser ärztlichen Verordnung Folge zu geben, um so mehr, als Herr Dr. Prasse das vollste Vertrauen am hiesigen Orte besitzt und Ihren Brust=Syrup von früher kennt u. s. w. Seidenberg bei Görlitz.
Karl Rob. Silling, Kr. Ger.=Canzlist.

*) Dieses seit länger als 10 Jahren rühmlichst bekannte und wichtige Hausmittel ist stets vorräthig in der alleinigen Niederlage für Schönberg bei
                Buchbinder C. Sievers.


Zu Michaelis ist eine Wohnung zu vermiethen bei Conditor Greiff Wittwe.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- und Silber-Waaren-Handlung
Lübeck, Sandstrasse 1006.
Reparaturen werden prompt und billig ausgeführt.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft am zweiten Montage nach Johannis, den 8. Juni d. J., stattfindet, und werden die Gesellen aufgefordert, persönlich zu erscheinen.
Schönberg, den 27. April 1867.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Mit Gußeisenwaaren, als:
Dachfenstern, Keller= und Stallfenstern, Ofenthüren, Ofenröhren, Rosten, Grapen und emaillirtem Kochgeschirr empfehle ich mich zu billigen Preisen.
C. Schwedt.


Zahnschmerz Die heftigsten Zahnschmerzen
beseitigen augenblicklich unfehlbar die berühmten
Tooth-Ache Drops.
Verkauf in Originalgläsern à 12 Schilling (Mecklenburg) od. 7 1/2 Sgr. in Schönberg bei J. P. Bade.
Aehnliche Anzeigen beruhen auf Anmaßung und Fälschung.


Apotheker Schauffert's Haarbalsam
ein untrügliches Haarwuchsmittel, nach dessen zwei= bis dreiwöchentlichem Gebrauche das Haar nicht mehr ausfällt und der neue Wachsthum der Haare selbst an kahlen Stellen unbedingt erfolgt, à Flasche 15 Sgr, bei J. F. Eckmann.


Die Vormaht meiner vor Schönberg an der Chaussee nach Rehna belegenen Wiese beabsichtige ich unter der Hand zu verkaufen, und wollen sich Kaufliebhaber deshalb bei mir melden.
J. Behnke, Cigarrenmacher und Musikus.


Zinszahlung für freiwillige Anleihen in Lübeck.

Dienstag, den 2. Juli.
Freitag, den 5 Juli.
Dienstag, den 9. Juli.


Meteorologische Beobachtungen.
1867
Juni
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
28.
29.
30.
1.
39.15
38.88
35.55
36.46
9.0
6.6
9.7
7.4
14.5
13.6
15.8
14.2
NW
WNW
W
WNW
2
2
3
1
zieml. heiter.
wolkig.
-
zieml. heiter.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund11 - 11 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund11 1/2 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.14 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund9 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund5 Schilling (Mecklenburg).
Häringe, - St.- Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen25 - 26Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen17 1/2 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 14Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 3/4 - 11Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


(Hiezu: Officieller Anzeiger Nr. 7.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD