No. 49
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Juni
1867
siebenunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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- Neustrelitz, 15. Juni. Eine am 12. d. hier eingetroffene telegraphische Nachricht berichtete, daß Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog in Dresden an den Masern leicht erkrankt war. Die seitdem hier täglich weiter eingehenden Mittheilungen stellen den Verlauf der Krankheit als durchaus normal und fast ganz fieberlos dar. Der königlich sächsische Hofarzt Doctor Carus hat die Behandlung des Erbgroßherzogs übernommen. (N. Z.)
- Die Großherzoglich Mecklenburg=Strelitzer Artillerie rückte vor einigen Tagen aus Neustrelitz, um an den in Schwerin alljährlich stattfindenden Schießübungen Theil zu nehmen.
- Für die Hasse'schen Kupfermühlen auf der Baek bei Ratzeburg wurde in der Auction am 14. Juni ein Gebot von 13,400 Thlrn., excl. 1000 Thlr. für Inventar, abgegeben. Dies Gebot ward aber nicht angenommen.
- Der König von Preußen, Graf Bismarck und General v. Moltke sind am 15. Juni Abends wieder in Potsdam eingetroffen.
- Die Kaiserin von Rußland hat der Gemahlin des Stallmeisters Raimbaux ein Diamantenhalsband im Werthe von 300,000 Fr. zum Geschenk gemacht.
- Auf dem Lande in Hannover ist alles auf den 27. Juni, den Jahrestag der Capitulation von Langensalza äußerst gespannt. An diesem Tage, sagen die Leute, kehre König Georg heim und nehme von seinem Lande wieder Besitz; denn in der Capitulation stehe ausdrücklich, daß der König nur ein Jahr außer Landes zubringen müsse.
- Graf Bismarck interessirte sich mehr für die Stadt Paris als für die Ausstellung. Er schlenderte heiter und unermüdlich, nur mit einem elfenbeinernen Stöckchen bewaffnet, überall umher und schien es nicht zu bemerken, daß ganze Batterien von Nasenzwickern und Opernguckern auf ihn gerichtet waren. Sein Bild hängt in allen Schaufenstern und die Pariser haben sogar einer neuen unbeschreibbaren, in's Bräunliche schillernden Farbe seinen Namen gegeben.
- Kaiser Max lebt; er ist als Kriegsgefangener nach Mexiko gebracht worden. Porfirio Diaz, der republikanische General, der ihn gefangen, erzählte schon früher habe ihm der französische Marschall Bazaine den verrathenen Kaiser unter Bedingungen ausliefern wollen, die er nicht angenommen. Auch 6000 Gewehre und 4 Millionen Kapseln habe ihm der Franzos angeboten. Armer Max!
- Garibaldi soll an Juarez geschrieben und ihn um das Leben Kaisers Max gebeten haben. Es gelte ein Beispiel zu geben, daß politische Handlungen nicht mit dem Leben bestraft werden dürfen. - Kaiser Max ist vor ein republikanisches Kriegsgericht gestellt, dessen Verhandlungen geheim geführt werden.
- Der Cantonsrath von Solothurn hat mit 86 gegen 1 Stimme die Verminderung der Feiertage beschlossen. Die Geistlichkeit eröffnete sofort den erwarteten Kampf von den Kanzeln und forderte das Volk auf, dagegen Einspruch zu thun. Das Volk aber wird ihr nicht zustimmen, da die päpstliche Curie den großen Fabrikanten erlaubt hat, an den abgeschafften Feiertagen zu arbeiten; den Handwerker, Landmann und Tagelöhner aber sollte dies nach wie vor verboten sein. Diese kleinen Leute werden gewiß nicht gegen den Cantonsrath stimmen, der sie mit den großen Fabrikanten gleichgestellt hat.
- Das badische Fürstenpaar und der sächsische Kronprinz mit Gemahlin reisen nach Paris.
- Unsere Tabakswölkchen werden wir künftig noch einmal so nachdenklich in die Luft blasen. Unchristlich zwar, wie jener Engländer neulich behauptete, ist das Rauchen nicht, sonst würden längst alle die geistlichen Herren ihre Pfeifen haben ausgehen lassen, aber theuer wird's werden, unchristlich theuer; denn es soll eine Tabakssteuer im deutschen Reiche eingeführt werden. Wovon die Steuer erhoben und wie sie eingerichtet wird, steht noch nicht fest, aber eingeführt wird sie, um den Regierungen eine Einnahmequelle zu verschaffen. Da wird manche Pfeife ausgehen und manche Cigarre unangebrannt bleiben. Das fürchten namentlich die Badenser, die den meisten Tabak in Deutschland bauen, nämlich über 300,000 Centner, im Werthe von etwa 3 Mill. Gulden. Darunter sind vortreffliche Tabake, aber auch viele Stincadores.
- Der Umsatz der preußischen Garnison in Luxemburg betrug jährlich 1,260,000 Thaler. Daher die Thränen der Luxemburger über den Abzug der Preußen.
- In Berlin kann künftig Einer in allen vier Fakultäten auf deutsch Doctor werden; denn die lateinischen Abhandlungen und Reden etc. werden künftig abgeschafft.
- Am Todestage der jungen Erzherzogin Mathilde in Hetzendorf bei Wien, die ihren Brandwunden erlegen ist, brachte ein Diener eine riesige Schachtel: "Für die durchlauchtigste Erzherzogin Mathilde." - Es waren frische Alpenrosen aus Berchtesgaden. - Wer sandte sie? - König Ludwig von Bayern. Der alte Herr wollte seinem Liebling, dessen Unfall er vernommen, eine Freude machen. Die Alpenrosen trafen ein paar Stunden zu spät ein und konnten nur ihren Sarg schmücken.
- Seit 8 Wochen haben die Schneidergesellen in London Feierabend gemacht, sie wollen einen höheren Lohn ertrotzen. Allein die Meister wissen sich zu helfen, sie lassen sich Nähmaschinen kommen und lassen Frauenhände daran arbeiten.
- In Berlin weigerte sich eine Lebensversicherungsbank zu zahlen, weil der Versicherte in Folge von Trunksucht gestorben sei. Die Statuten sagten: Wer sein Leben durch muthwillige und gefahrvolle Handlungen verkürze oder verliere, habe keinen Anspruch auf die Versicherungssumme. Die Erben klagten, und die Bank mußte zahlen; denn die Gerichte entschieden dahin, daß die Trunksucht Folge unwiderstehlicher Gewohnheit, aber nicht Muthwille sei. In dem fortgesetzten Trinken liege ein Reiz, aber nicht die Absicht sich das Leben zu verkürzen. In Frankfurt verweigert eine Bank einer

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armen Gensdarmenwittwe und deren Kindern die Auszahlung der Versicherungssumme von 400 Thalern , weil der Mann am Schwindel gelitten und diesen Umstand in der Declaration verheimlicht habe.
- Dem Senate in Paris liegt ein sonderbares Actenstück vor, das er hin und her wendet. Fünf Advocaten bitten, die Asche Luis Philipps aus England abzuholen und in Paris beizusetzen. Wahrscheinlich gilt es nur, den Kaiser zu ärgern. Der wird aber keine Komödie aufführen; er weiß nur zu gut, daß es ein guter, aber dummer Streich Louis Philipps war, die Asche Napoleons von St. Helena nach Paris zu bringen, - und wie hat er verstanden, undankbar zu sein und den Fehler auszubeuten!
- Zwei Gothaer Landwirthe, deren Viehstand getödtet wurde, weil unter ihm die Rinderpest ausgebrochen war, verloren den Verstand und mußten in die Irrenanstalt gebracht werden.
- In die botanischen Gärten von Erlangen und Stuttgart wallfahren zahlreiche Blumenfreunde, um ein blühendes Exemplar einer kaukasischen Riesenblume (Heracleum) zu bewundern.
- In Frankfurt rückt die preußische Polizei dem Promessenschwindel scharf auf den Leib.
- Spanien hat seine Gesandtschaft in München aufgehoben.
- Der berühmte Seiltänzer Blondin wird im Laufe des nächsten Monats das Berliner Publikum mit seinen unübertrefflichen halsbrechenden Spaziergängen wieder einmal beglücken.
- Der Zudrang zu der Ausstellung in Paris fängt an, ungeheuer groß zu werden. Am Pfingstmontage besuchten 120,000 Personen (à 1 Fr.) die Ausstellung. Bemerkenswerth ist, daß trotz der enormen Fremdenmasse man im Handel nur klagen hört: die Geschäfte stocken gänzlich. Es ist dies begreiflich; für die Pariser selbst wird die Existenz fast unerschwinglich und die Fremden werden von den Gastwirthen, Kutschern etc. dermaßen geschnürt, daß sie an Einkäufe (mit Ausnahme von kleinen Andenken an die Ausstellung) gar nicht denken können.
- Ein Berichterstatter der Wes.=Z. schreibt aus Paris: Nach meiner Rechnung muß heute Pfingsten sein. Die Physiognomie der Straßen in Paris verräth es nicht, so wenig als ich an derselben je den Unterschied zwischen Werktag und Sonntag gemerkt habe. Die Läden sind offen, mein Buchhändler neben mir schließt heute, wie alle Tage, gegen Mitternacht, die Terrassen der Kaffeehäuser sind gefüllt, und die Zeitungen, die heute so gut wie andere Tage erscheinen, werden schreiend ausgeboten. Ich weiß nicht, ob man sagen soll, es ist hier alle Tage Werktag, oder alle Tage Sonntag. Was Goethe sagt: "Tages Arbeit, Abends Gäste, saure Wochen, frohe Feste", scheint auf Paris nicht zu passen. Arbeit und Feier ist durcheinander. Ich sage absichtlich: "Scheint nicht zu passen", sofern die Straßen alle Tage und zu allen Tageszeiten fast dasselbe Bild bieten. Daß die Franzosen fleißig arbeiten, und daß insbesondere auch das weibliche Geschlecht tüchtig zugreift, davon überzeugt man sich bald. Auch sollen die Sonntage auf dem Lande um Paris herum den Wechsel, den Goethe in's Leben gebracht sehen will, zur Anschauung bringen, und des "Tages Arbeit, Abends Gäste" merkt man auf den Boulevards, wo die Familie des Abends in's Kaffeehaus rückt, die Frau mit dem Manne Domino spielte die Gruppen sich mehren und unter dem Präsidium der Comptoirdame ein heiterer Abend mit Geschwätz und Gelächter verlebt wird. Wie war das 1862 Alles anders in England! Die ersten Sonntage riskirte der Fremde zu verhungern und in der Woche lud das Zellengefängniß der Dining=rooms auch nicht ein, sich länger da aufzuhalten, als das Geschäft des Essens es nöthig machte. Das Marsfeld merkt es auch, wenn Sonntag ist. Die Tourniquets drehen sich einige 20,000 Mal mehr. Es wird dann unbehaglich voll. Zwar zum Lustwandeln in den Alleen bleiben immer noch so und so viel Quadratmeter frei, aber studiren läßt sich nicht. Der chinesische Garten mit seinen Installationen, zu dem ich auf meiner Reise angelangt bin, entzieht sich heute durch die Menge der Gaffer ganz und gar den Blicken. Ich habe mich mit einem französisch sprechenden langzöpfigen Chinesen unterhalten können. Sein Kaiser käme nicht. Sagte er mir, er sei erst 12 und ein halb Jahr alt, habe aber 800 Frauen, alle von guter Herkunft, Töchter hoher Würdenträger. Sein Onkel, der Fürst Kong, lenke das Staatsruder, sei fortschrittlich gesinnt, und könne ebenfalls nicht kommen, da, wenn er Peking verließe, er bei der Rückkehr seine Stelle anderswie besetzt finden würde. Also dieselbe Besorgniß, wie beim Kaiser von Marokko und der Königin von Spanien, nur aus anderen Gründen. So behauptet wenigstens das Marsfeld, dessen Kaffeehäuser es jetzt vollständig im Politisiren mit den Terrassen der Boulevards in der Stadt aufnehmen. Der König von Italien soll sich wegen der Reisekosten, die ihm so viel Skrupel machen, wie dem türkischen Sultan und so manchem viel niedriger gestellten Sterblichen in Deutschland und anderswo (ein Beweis, wie die menschliche Gesellschaft immer mehr zur Ausgleichung der Stände hinneigt), an einen hohen Verwandten hierselbst gewandt haben. Für seine Ueberfahrt ist schon gesorgt, denn es sind ihm einige französische Kriegsschiffe zur Disposition gestellt. Vielleicht wird ihm auch noch ein Extrazug von Marseille nach Paris gewährt, und der hohe Reisende kommt billiger zur Ausstellung, als ein Theilnehmer der Berlin=Pariser Extrazüge mit 50 Procent Erlaß am Fahrgelde. Die Königin Victoria kommt auch, so flüstert man sich in die Ohren, aber ganz incognito. Man will nun einmal alle Potentaten in der Hauptstadt Europas und um das selbsterwählte Oberhaupt der Franzosen vereinigt sehen. Der Stoff auf den Terrassen der Kaffeehäuser des Marsfeldes ist unerschöpflich, man plaudert über Politik und Ausstellung, über die königlichen Gäste und über die Schachspieler, Fechtmeister, Ruderer, die, wie die Industriellen aller Länder, ebenfalls auf der Ausstellung concurriren und sich Preise zuerkennen. Das Fest im Stadthause ist heute das Hauptthema. Da wurden von sieben großen Büffets 25,000 Eisportionen, 35,000 Glas Punsch, 15,000 Tassen Bouillon, unzählige Kuchen, Sorbets, erfrischende Liqueure, Weine, endlich Chocolade und Kaffee geliefert. Einhundertundsechszig Domestiken warteten in den Farben der Stadt auf, d. h. in rother Kniehose, blauem Frack und goldenen Schnüren. Als die Stadt Paris Ludwig XIII. und Anna von Oesterreich einen Ball gab, veröffentlichte man mit Trompetenschall, daß die Appartements von 300 Kerzen erleuchtet würden und 20 Mann um doppelten Lohn die ganze Nacht blasen würden. Der gestrige Ball wurde von 70,000 Kerzen erleuchtet und die Orchester waren aus 250 Mann zusammengesetzt. Aber das Attentat? Ist es darüber still geworden? Sicherlich nicht. Man spricht viel davon, und immer mit Entrüstung. Wie leicht hätte es auch die Ausstellung stören können! Man fühlt sich verletzt, daß in der Stadt der exquisiten Gastfreundschaft, in der Stadt der feinen Sitte, des sichern Tactes der Anstand so weit aus den Augen gelassen ist, auf einen Gast zu schießen. Man läßt sich wohl gefallen, wenn man kleine moralische Todtschläge gegen die Fremden begeht, ihnen Nadelstiche und Kolbenstöße in der Unterhaltung der Boulevards und in den Journalen beibringt, auch wohl Jemanden aus dem Justizpalast hinausvivelapolognisirt. Das ist Alles noch mit guten Sitten, mit der ersten Culturstufe, welche die große Nation einnimmt, zu vereinigen: aber scharf zu laden! Das soll nicht die Gemüther aufregen? So weit wollte Niemand die Verletzungen getrieben wissen. Was hätte das für Folgen haben können! Paris hat sich auch beeilt, durch eine glänzende Illumination gegen jede Solidarität an dem Verbrechen zu protestiren, welches den alten und loyalen Ruf französischer Gastfreundschaft gefährdet. Da haben doch die französischen Gamins einen besseren Tact, als der Pole. Sie begnügen sich, hinter dem Könige von Preußen herzuschreien: Ohé, le baron Brisse! Es scheint das ein neues: Ohé Lambert!

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hier werden zu wollen. Was der Ruf für einen Sinn hat, habe ich nicht erfahren können.
- Ein Italiener hat auf der Pariser Ausstellung eine sehr wichtige Erfindung ausgestellt. Es ist die gelungene Erhaltung des frischen Fleisches durch ein höchst einfaches und sehr wohlfeiles Mittel. Viele ausgezeichnete Chemiker, namentlich Franzosen, beschäftigten sich schon mit diesem Gegenstande, auch war ihnen zum Theil die Aufgabe gelungen, allein das Verfahren war stets so kostspieliger Natur, daß an eine Anwendung im Großen und Allgemeinen nicht gedacht werden konnte. Herr Francesco Cirio von Turin hat dieses neue Verfahren entdeckt und zu Paris vor den betreffenden Autoritäten seine Experimente gemacht. Der Erfolg war ein großer. Die Geschworenen erstatteten den schmeichelhaftesten Bericht und auch die Wochenschrift "Les Mondes, Revue des sciences et de leur application aux arts et à l'industrie weiht der neuen Entdeckung einen längeren Artikel, aus dem hervorgeht, daß das neue Verfahren folgende Vortheile bietet: 1. Oekonomie der Zeit; statt Monate genügen einige Tage, um eine vollständige Conservation des Fleisches zu bewirken. 2. Es ist die Möglichkeit gegeben, in jedem Klima zu operiren. 3. Ersparung an Salz und Salpeter 8/10 wenigstens. Um ein Kilogramm Fleisch zu conserviren, sind die Spesen 80 Proc. billiger als bei allen früheren Verfahren. Die Pariser "Gazette des Etraugers" meint, es sei alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß Herr Cirio außer der goldenen Medaille auch den Preis von 100,000 France bekomme, welchen der Kaiser für diejenige Erfindung oder Entdeckung ausgesetzt habe, welche ihren Nutzen bis in die weitesten Kreise der menschlichen Gesellschaft ausdehne und somit ein Segen für das Menschengeschlecht genannt werden könne. Der berühmte Chemiker Payen, so wie Herr Martin de Mussy, Specialgeschworene für diesen Gegenstand, haben Stücke à la Cirio behandelten Fleisches den vielfachsten Prüfungen und Beobachtungen unter den entgegengesetzten atmosphärischen Bedingungen unterworfen, welche noch nach 20 Tagen allen Proben mit Erfolg Widerstand leisteten.
- Alter der Thiere. Ein Bär wird selten älter als 20 Jahre, ein Hund lebt 20 Jahre, ein Wolf 20, ein Fuchs 14-16; Löwen leben lange; ein Löwe im Londoner zoologischen Garten wurde 70 Jahre alt; die Lebensdauer der Katzen ist 16 Jahre, Eichhörnchen und Hasen leben 8 Jahre, Kaninchen 7. Man hat Beweise, daß Elephanten das große Alter von 400 Jahren erreichten. Als Alexander der Große den indischen König Porus besiegt hatte, weihte er einen Elephanten, der tapfer für diesen König gekämpft hatte, der Sonne und nannte ihn Ajax; er gab ihm die Freiheit, nachdem er mit einer Inschrift versehen worden war. Man fand den Elephanten mit derselben 350 Jahre später. Schweine werden 20 Jahre alt; das Rhinoceros lebt nur 25 Jahre. Es gab ein Pferd, welches 62 alt wurde, das durchschnittliche Lebensalter ist 25 bis 30 Jahre. Kühe leben etwa 25. Cuvier vermuthet, daß Wallfische 1000 Jahre leben. Die Delphine und Schweinefische erreichen das Alter von 30. Ein Adler starb in Wien 103 Jahre alt. Von Schwänen weiß man, daß sie 300 Jahre leben. Ein Herr Mallerton hat das Skelett eines Schwanes, der 307 alt geworden war. Pelikane leben 72 Jahre; von Schildkröten weiß man, daß sie häufig 100 Jahre leben.
- An einer Straßenecke in Paris lag ein Bettelknabe und schlief. Der Kronprinz von Preußen ging vorüber, drückte dem Knaben ein glänzendes Silberstück in die Hand und ging weiter. Der Knabe erwachte, war überglücklich über das Geld und wußte nicht, wie er zu solch' einem Glück gekommen. Der Herr gibt's den Seinen im Schlaf.
- In einer Sennhütte hoch oben auf der Alp bei Glarus saßen Mann und Frau bei Tisch; da fiel der Frau das Messer aus der Hand und sie selber zu Boden, ein Blitzstrahl hatte sie betäubt. Als sie wieder aufwachte, erblickte sie ihren todten Mann; ihn hatte der Blitz erschlagen.
- In Altusried bei Kempten (Bayern) erstach am Pfingstheiligabend ein 30jähriger Bauernsohn in der Tobsucht seine Mutter und zwei Brüder. Den Leichen hieb er die Köpfe mit dem Beile ab und warf sie vor die Thür. Vater und Schwester entflohen mit Mühe in den Keller. - In Landshut saßen zwei Bursche beim Bier; dem Einen ging das Geld aus, er bat den Andern um 27 Kr.; der schlug's ihm ab. Da ging er ruhig hinaus und ließ sich vom Wirth ein Messer geben "zum Brodschneiden", kehrte in die Stube zurück, bat freundlich seinen Kameraden um eine Prise Tabak und stach ihn nieder, während ihm dieser die Dose präsentirte.
- Ein eleganter Herr kommt in einen Laden in Paris und bestellt 18 Mützen von neuem Schnitt; bis morgen müssen sie fertig sein, sagt er, denn ich verreise und verliere fast täglich eine Mütze. Pünktlich andern Tags sind sie fertig und werden abgeholt und bezahlt. Eine neunzehnte hing der Mützenmacher, dem der Schnitt gefiel, in seinem Schaufenster aus. Blitz! dachte ein behäbiger Herr aus der Provinz, der eben mit Kind und Kegel vorüber zog, die Pariser haben Geschmack! Er kauft die schöne Mütze und andern Tags beim Wettrennen ziert sie sein ehrwürdiges Haupt. Er war ganz vertieft in's Zuschauen, da klopft's blitzschnell auf seine Schulter, er hört etwas flüstern und spürt eine Hand in seiner Tasche. Aha, dein Taschentuch ist fort! denkt er, fährt in seine Tasche und - zieht 2 goldene Tabaksdosen, 5 Uhrketten und 11 Uhren heraus. Verfluchte Kerle, sagte er, das mußt du der Polizei melden! - Die hat ihn aber schon am Kragen und führt ihn als Gefangenen ab. Bald aber klärt sich Alles auf: die neue Mütze war ein Erkennungszeichen für Taschendiebe und einer hatte aus Angst, ertappt zu werden, die stibitzten Sachen in die Tasche des Mannes befördert, den er für seinen Kameraden hielt.
- In Wien verstarb kürzlich eine Frau Nanette Schlesinger in ihrem 78. Jahre, welche seit fünfzig Jahren als unbekannte Wohlthäterin wirkte. Die Summe der von ihr gespendeten Wohlthaten beträgt nach den Verzeichnissen ihres Tagebuches 87,400 Gulden. In ihrem Testamente vermachte sie den israelitischen Wohlthätigkeitsanstalten in Wien 20 Actien der "Triester=Azienda" im Betrag von 66,000 fl., an Verwandte und Dienstleute 190,000 fl.


Anzeigen.

Vorladung.

Antragsmäßig soll über das im s. g. Neuenwall hieselbst belegene Wohnhaus c. pert. des Arbeitsmanns Heinrich Köster ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das anzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 25. Juni 1867, Morgens 11 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. April 1867.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) O. Reinhardt.


[ => Original lesen: 1867 Nr. 49 Seite 4]

Verkaufs=Anzeigen.

Oeffentlicher Verkauf einer Käthnerstelle zu Niendorf a. d. Stecknitz.
Es soll die zu Niendorf a. d. Stecknitz, eine Meile von der Stadt Möllen, belegene Erbenzins=Kleinkäthnerstelle c. p. (ohne Inventar) des weiland Kleinkäthners Willers, auf Antrag der Erben desselben, am Dienstag den 25. Juni d. J. öffentlich meistbietend verkauft werden, und werden Kaufliebhaber geladen, sich alsdann Vormittags 11 Uhr im Gasthause "Stadt Hamburg" zu Ratzeburg einzufinden.
Die Verkaufsbedingungen können 14 Tage vor dem Termin beim Unterzeichneten und beim Holzvogt Nahts in Niendorf a. d. Stecknitz eingesehen werden.
Gericht Niendorf a. d. Stecknitz; Ratzeburg den 7. Mai 1867.
Sachau.


Am Sonnabend, den 22. d. M., Morgens von 9 Uhr an, soll im hiesigen Kruge in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

2 Laden, 3 Bolzen Leinen, 3 Ueberbetten, 1 Unterbett, 2 Pfühle, 7 Kopfkissen, gute Frauenkleidungsstücke und gutes Arbeitsgeräthe aller Art u. s. w.
Der auf den 22. d. Mts. angesetzte Verkauf einer Kuh findet nicht statt.
Carlow, den 12. Juni 1867.
Struck.


Vermischte Anzeigen.

Großherzog-Georg-Stiftung
(Altersversorgung.)

Diejenigen, welche dieser Stiftung beizutreten beabsichtigen, wollen sich bis zum 23. d. M. unter Beibringung einer ihr Alter bezeugenden Bescheinigung bei mir melden.
Zugleich mache ich darauf aufmerksam, daß auch Personen im Alter von 1-27 Jahren aufgenommen werden.
Die Statuten dieser Stiftung sind bei mir unentgeltlich zu haben.
Schönberg, den 17. Juni 1867.
G. Grapow.


Der Lübecker Feuer=Versicherungs=Verein für Landbewohner,
welcher am 1. Juni 1827 mit einer Versicherungs=Summe von 3 Millionen Mark ins Leben trat und gegenwärtig in Norddeutschland an 16,400 Mitglieder mit einer Versicherungssumme von 90,529,246 Mark zählt, hat während der 40 Jahre seines Bestehens mit Inbegriff der für die ersten 4 Monate vom 1. Juni bis 1. October 1827 ausgeschriebenen 1 1/2 Simpla im Ganzen 51 3/4 Simpla eingefordert, mithin, da von der jüngsten Mai=Termins=Ausschreibung 50,000 Mark für das laufende Semester überschießen, bis jetzt im Durchschnitt nicht mehr als 1 1/4 Simplum jährlich erheischt, was für die gewöhnlichen ländlichen Versicherungen unter weicher Bedachung bei dem Ansatz von 2 ßl. Simplum pr. 100 Mark der Versicherungssumme einem Jahres=Beitrage von 1 9/16 pro Mille, für harte Bedachungen dagegen sowie für rauhe Feldfrüchte bei dem Ansatze von 1 1/2 ßl. pr. 100 Mark dem jährlichen Beitrage von 1 11/64 oder von wenig mehr als 1 1/6 pro Mille entspricht.
Im Auftrage der Direction wird dies sehr befriedigende Resultat zur Nachricht für die Interessenten des Vereins und für diejenigen Landbewohner, welche demselben möchten beitreten wollen, hiedurch veröffentlicht.
Lübeck, Namens der Direction im Juni 1867.
Bruhn, Secretair.


Soeben erhalte ich von der Schweriner Sparcasse die Nachricht, daß dieselbe von Antoni k. J. an den Zinsfuß erhöht und für das Jahr aus jeden Thaler 1 3/4 Schill , also circa 3 3/4 Proc. zahlen wird.
Indem ich dies nun hiermit zur allgemeinen Kenntniß bringe, empfehle ich dies alte, reelle und bewährte Institut bestens, und werde alle an mich gelangenden Einlagen, die ich bis zum 26. d. M. annehme, eben so gewissenhaft besorgen, wie bisher.
Schönberg, den 18. Juni.
J. P. Bade.


Wichtige Anzeige für Bruchleidende. Wer die vortreffliche Kurmethode des berühmten Schweizer Brucharztes Krüsi=Altherr in Gais, Kanton Appenzell, kennen lernen will, kann bei der Expedition d. Bl. ein Schriftchen mit Belehrung und vielen 100 Zeugnissen in Empfang nehmen.


Gegen größtentheils hypothekarische, oder sonst gute Sicherheit suche ich noch zu Johannis folgende Geldpöste
in städtische Grundstücke:
1 von 1200 Thlr. - 1 von 1000 Thlr. - 1 von 700 Thl. - 2 von 600 Thlr. - 1 von 400 Thlr.
J. P. Bade, Buchbinder.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- und Silber-Waaren-Handlung
Lübeck, Sandstrasse 1006.
Reparaturen werden prompt und billig ausgeführt.


Gefunden wurde vor einigen Wochen auf dem Palmberge eine Wagenkette, die der Eigenthümer gegen Erstattung der Insertionskosten zurückerhalten kann bei Reifermeister Dähn in Schönberg.


4 Thaler Belohnung.
Seit einiger Zeit haben Unbefugte auf meiner Kleekoppel, sowie auf der Wiese hinter dem sogen. Fuchsberge Futter abgeschnitten. Wer mir den Thäter so anzeigt, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, erhält obige Belohnung.
M. Boye Wwe.


Wegen Neubau der Brücke ist der Weg über die Pfaffenmühle vom 13. Juni an bis auf Weiteres mit Fuhrwerk nicht zu passiren.
H. Penckow.


Wohnungs=Veränderung.
Meine Wohnung ist vom heutigen Tage an im Kaufmann Vock'schen Hause neben Herrn Uhrmacher Meier.
Schönberg den 15. Juni 1867.
Heinr. Schäding.


Meteorologische Beobachtungen.
1867
Juni
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
14.
15.
16.
17.
34.00
33.55
34.55
36.02
6.5
6.9
6.9
7.0
13.2
12.5
12.2
11.2
SO
NW
NNW
N
1
1
1
1
trübe.
ziemlich heiter.
wolkig.
-

Am 14., 16. und 17. 9, 19 und 4 Kubikzoll Regen auf 1 []'; am 16. Gewitter.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund11 1/2 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.16 Schilling (Mecklenburg).
Küken, d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund8 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund5 - 5 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Häringe, 6 - 8 St.2 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 - 9 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen26 - 27Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen18 - 18Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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