No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Mai
1867
siebenunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1867 Nr. 39 Seite 1]

- Die Generaldiscussion im preuß. Abgeordnetenhause über den Bundes=Verfassungsentwurf wurde in der Sitzung am 9. Mai geschlossen. Bei der Abstimmung wurden sämmtliche Artikel der Verfassung mit großer Stimmenmehrheit angenommen. Schließlich wird die ganze Verfassung in erster Lesung mit 226 gegen 91 Stimmen angenommen.
- Der Telegraph bringt aus London Friedensdepeschen. Am 11. Mai Abends ist der Vertrag über Luxemburg daselbst unterzeichnet. Die Grundzüge des Vertrages sind folgende: Die Verbindung zwischen Luxemburg und Deutschland soll aufgehoben sein; ferner zieht Preußen seine Besatzung zurück und bringt die Schleifung der Festung zur Ausführung, doch ist ein Termin, bis zu wann diese Bestimmung ausgeführt sein muß, nicht festgesetzt; dann bleibt Luxemburg unter Souveränetät des Königs von Holland, das Land wird neutral erklärt, und seine Neutralität durch die auf der Londoner Conferenz vertretenen Mächte garantirt.
- Die Kriegspartei in Frankreich wird von den Friedensstimmen von dort überlaut übertönt; denn die Bürger, die Arbeiter, die Studenten, sogar viele Offiziere und Soldaten sind gegen einen Krieg mit Deutschland. Das bezeugen viele Adressen an die Regierung und Antwortsadressen nach Deutschland. In Paris ist die Erbitterung wider die Kriegsschürer besonders groß, weil durch die Hetzerei die Ausstellung ruinirt wird. Wo sich Girardin, der Haupthetzer, öffentlich zeigt, wird ihm zugerufen, daß er erkauft sei von den abgesetzten Fürsten; Steinwürfe fliegen nach seinem Wagen.
- Der junge König von Griechenland sieht sich tüchtig in der Welt um. Seit einigen Wochen fährt er zwischen den Höfen von London und Paris, zwischen dem Schwager und Gönner, hin und her; dann ging's nach Berlin, wo er am Hofe sehr gut aufgenommen wurde, und von da nach Petersburg (wo Verlobung ist) und über Copenhagen und Paris nach Griechenland zurück. Er wird zurückkehren, wie einst Odysseus auf sein Ithaka: kundig vieler Menschen und Länder. - Der junge König reist übrigens als "Marquis von Sparta".
- Wo ist Kaiser Max von Mexiko? Die aufständigen Mexikaner haben die Stadt Queretaro, des Kaisers letzten Zufluchtsort, mit Sturm genommen und seinen General Miramon über die Klinge springen lassen. Von Kaiser Max weiß Niemand etwas.
- In der Pariser Ausstellung wurde ein Riesenspiegel, 16,000 Fr. werth, aufgehängt; ein Arbeiter schlug einen Stift im Rahmen zu tief ein und sprengte das Glas.
- Wenn die Berliner künftig zu den Sennerinnen auf den Alpen hinaufsteigen, so treffen sie Landsleute. Ein Graf Arnim aus Preußen hat die bekannte Kreuzbleiche in St. Gallen gepachtet, um daselbst die Holländerei im Großen zu betreiben. Der dort künftig zu bereitende Schweizer Käse soll mehr Augen haben als die Berliner Polizei.
- Als der österreichische Dichter Anastasius Grün (Fürst Auersperg) neulich Morgens aufwachte, hatte er den Oberarm gebrochen. Er erinnerte sich nur, daß er geträumt, er werfe einem Bettler auf der Landstraße ein Almosen aus dem Wagen zu.
- In Berlin füllt ein Zauberstück "Uriella" allabendlich die Räume des Victoria=Theaters bis auf den letzten Platz. Ein Schauspieler hat einen Vers zu singen:

Ich spräch, wenn ich der Herrgott wär',
Zu Bismarck heu' am Tag:
Mir wird's Regieren äußerst schwer,
Komm', hilf ein bischen nach!
Bei Dir ist wie bei mir Parol':
Nur fest und grade durch! -
Mit dieser Losung kommst du wohl,
Auch über Luxemburg.
Das ganze Haus erzitterte zum erstenmal von dem dreimaligen Hurrah des Publikums, der König von Preußen aber, der ebenfalls der Vorstellung beiwohnte, sagte lächelnd zu dem Director Cerf: Vor zwei Jahren hätte das Publikum gepfiffen.
- "Hole in the Day, Häuptling der Chippewa=Indianer, hat sich bei seinem Besuche in Washington in der Küche eines Gasthauses eine Lebensgefährtin ausgesucht. Die Liebe des Indianer=Häuptlings soll einem Gerichte Bohnen mit Speck entkeimt sein. Das junge Ehepaar ist bereits zu seinem heimischen Wigwam abgereist.
- Der populärste Artikel der Pariser Ausstellung ist das Wien=Schwechater Bier. Die Dreher'schen Bierhallen sind überfüllt von den Gästen aller Zungen und die munteren Wiener, ungarischen und böhmischen Kellnerinnen, in koketter kurzröckiger Nationaltracht haben nicht Hände genug, um alle zu bedienen. Auch das Wiener Brod findet großen Beifall.
- Seitdem in Ingolstadt und Wien die Kanonen aus dem Arsenal gestohlen worden, sind auch die Glocken nicht mehr sicher. In einem Dorfe an der Laber wurde eine Glocke vom Kirchthurm weggestohlen.
- Der englische Thierarzt Youatt, der selber achtmal von tollen Hunden gebissen wurde, empfiehlt als Heilmittel, Silbernitrat (das überall leicht zu haben ist) in die Wunde zu träufeln. Es zersetze den Speichel und zerstöre dadurch das Gift. Sir Benjamin Brodie wandte in einem Falle, wo ein toller Hund einem schlafenden Kinde das Innere des Mundes beleckt hatte, dieses Mittel mit bestem Erfolge an.
- In der Wallhalla in Wien, wo man nicht von seinen Thaten ausruht, sondern Thaten thut, hat ein Trompeter von den Garde=Kürassieren einen prahlerischen Herkules, Jean Lüetgens, im Ringkampf zu Boden geworfen und nach allen Regeln der Kunst überwunden. Alle Besucher der Walhalla riefen Bravo, der Sieger aber schritt ruhig davon, den ausgesetzten Preis wollte er nicht annehmen.
- Die Kieler Schneidergesellen wollen ebenfalls die Arbeit einstellen, wenn ihnen der Arbeitslohn nicht um ein Viertel erhöht wird, worauf die Meister nicht eingehen zu können erklärt haben.


[ => Original lesen: 1867 Nr. 39 Seite 2]

Das Versprechen auf der Teufelsbrücke.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1867 Nr. 39 Seite 3]

Das Versprechen auf der Teufelsbrücke.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Verkaufs=Anzeigen.

Oeffentlicher Verkauf einer Käthnerstelle zu Niendorf a. d. Stecknitz.
Es soll die zu Niendorf a. d. Stecknitz, eine Meile von der Stadt Möllen, belegene Erbenzins=Kleinkäthnerstelle c. p. (ohne Inventar) des weiland Kleinkäthners Willers, auf Antrag der Erben desselben, am Dienstag den 25. Juni d. J. öffentlich meistbietend verkauft werden, und werden Kaufliebhaber geladen, sich alsdann Vormittags 11 Uhr im Gasthause "Stadt Hamburg" zu Ratzeburg einzufinden.
Die Verkaufsbedingungen können 14 Tage vor dem Termin beim Unterzeichneten und beim Holzvogt Nahts in Niendorf a. d. Stecknitz eingesehen werden.
Gericht Niendorf a. d. Stecknitz; Ratzeburg den 7. Mai 1867.
Sachau.


Vermischte Anzeigen.

Thierschau in Schönberg
am Freitag den 31. Mai 1867.
1) Die Thierschau findet, wie in den früheren Jahren, auf dem s. g. Baubrink statt.
2) Jedem steht es frei, Thiere zur Schau zu stellen. Indessen concurriren zu den Prämien nur Viehbesitzer des Fürstenthums Ratzeburg.
3) Es sind folgende Preise ausgesetzt:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
4) Es dürfen, nicht mehrere Prämien für dasselbe Thier ausgegeben und darf daher ein Pferd nicht gleichzeitig als Stute und als Wagen= oder Arbeitspferd prämirt werden.
Jeder Preis wird nur ertheilt, wenn mindestens zwei Thiere concurriren, es sei denn, daß die Preisrichter das allein zur Bewerbung stehende Thier für besonders preiswürdig erklären.
5) Die Stellung sämmtlicher Thiere auf dem Baubrink, wo ihnen der Platz angewiesen werden wird, muß bis spätestens 9 Uhr Morgens des Thierschautages geschehen sein. Die Thierschau wird pünktlich um 9 Uhr eröffnet.
6) Etwaige freiwillige Beiträge für die Thierschau nimmt der Advocat Rackow entgegen. Derselbe vertheilt auch die für die Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins, sowie diejenigen, welche sich mit freiwilligen Beiträgen betheiligt haben, bestimmten Karten.
Einlaßkarten à Stück 16 Schilling (Mecklenburg) sind bei dem Rathmann A. Spehr und der Gastwirthin Wittwe Boye, sowie am Tage der Thierschau auf dem Baubrink zu bekommen.
Sämmtliche ausgegebenen Eintrittskarten gelten auch für die mit der Thierschau verbundene Gewerbe=Ausstellung.
Schönberg, den 13. Mai 1867.
Der Vorstand des landwirthschaftlichen Vereins.
F. Graf Eyben.


[ => Original lesen: 1867 Nr. 39 Seite 4]

Zum Markte empfehle ich meine Tuch= & Manufactur =Waaren ganz ergebenst. Die neuen Waaren von der Leipziger Messe sind eingetroffen, und da ich billig eingekauft, so bin ich in der angenehmen Lage, meine Kunden auch billige Preise stellen zu können, empfehle gute halbleinen und ungebleichten Stauts sehr preiswerth.
Besonders mache aufmerksam auf schöne und billige schwarze Tuche, Buckskins und Sommerstoffe, neue Muster blanker Bänder und hübscher Mützenbänder, wie auf Atlas=Schürzen.
Wie immer im Hause des Herrn Goldschmied Fischer.
J. Burchard aus Rehna.


Lager von Tapeten, Borden & Rouleaux bei C. Schwedt.


H. Meyer,
Uhrmacher,
empfiehlt dem geehrten Publikum neue Sendungen von Uhren und macht namentlich auf eine neue Sorte sehr dauerhaft gearbeiteter Cylinder=Uhren aufmerksam. - Auch sind die beliebten Talmy=Ketten zu den billigsten Preisen in großer Auswahl vorräthig.


Nächste Gewinnziehung am 1. Juni 1867.
Hauptgewinn fl. 250,000
Prämienanlehen von 1864.
Größte Gewinn-Aussichten.
Nur 3 Thaler kostet 1 halbes Prämienloos,
Nur 6 Thaler kostet 1 ganzes Prämienloos,
ohne jede weitere Zahlung auf sämmtliche noch in diesem Jahre stattfindenden Gewinnziehungen, als am 1. Juni, 1. September, 1. December gültig, womit man 3mal Preise von Gulden 250,000, 200,000, 50,000, 25,000, 15,000 und 10000 etc. etc. gewinnen kann.
Für die nächste Gewinn=Ziehung am 1. Juni allein erlasse
1 Loos zu 2 Taler (Mecklenburg), 6 ganze Loose zu 10 Taler (Mecklenburg),
1/2 Loos zu 1 Taler (Mecklenburg), 6 halbe Loose zu 5 Taler (Mecklenburg) Bestellungen unter Beifügung des Betrags, Posteinzahlung oder gegen Nachnahme sind sogleich und nur direct zu senden an Handlungshaus
H. B. Schottenfels in Frankfurt am Main.
Verloosungspläne und Gewinngelder erhält Jedermann unentgeldlich zugesandt.
Wiederverkäufer werden unter günstigen Bedingungen angestellt.


August Groth
empfiehlt dem geehrten Publikum zum bevorstehenden Markt sein wohl completirtes Manufactur=Waaren=Lager wie Tuch, Buckskins, die neuesten Kleiderstoffe, Umhänge, Tücher u. s. w. zu dem billigsten Preisen.


Preußische Hagel-Versicherungs-Actien-Gesellschaft in Berlin.
Grund=Capital: Eine Million Thaler.

Hiermit bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir Herrn E. G. Wolff in Lübeck die General=Agentur für das Lübecker Gebiet, das Fürstenthum Eutin und das Herzogthum Lauenburg mit der Befugniß übertragen haben, Versicherungs=Verträge rechtsgültig und in unserem Namen abzuschließen, und empfehlen Denselben zu diesem Behufe dem landwirthschaftlichen Publikum hiermit angelegentlichst.
Berlin im Mai 1867.

Preußische Hagel-Versicherungs-Actien-Gesellschaft.
Die Direction:
Fritzschen.
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Mit Bezugnahme auf obige Bekanntmachung empfehle ich die Peußische=Hagel=Versicherungs=Actien=Gesellschaft der Benutzung der Herren Landwirthe. Dieselbe übernimmt die Versicherung gegen Hagelschaden zu festen und billigen Prämien, gewährt außerdem bei mehrjährigen Versicherungen alljährlich einen Prämien=Rabatt und bezahlt jeden Schaden spätestens vier Wochen nach erfolgter liberaler Regulirung (bis 1/15) voll und baar, wobei die versicherten Preise auch in dem Falle berechnet werden, daß die marktgängigen später niedriger sind.
Eine Nachschuß=Zahlung findet nie statt und wollen die Herren Landwirthe sich vertrauensvoll wenden an den unterzeichneten
General=Agenten E. G. Wolff in Lübeck, Wahmstraße Nr. 496,
und an seinen
Special=Agenten Herrn Senator Moritz Stein Kaufmann in Ratzeburg.


Meteorologische Beobachtungen.
1867
Mai
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
10.
11.
12.
13.
36.05
32.23
31.83
27.68
6.5
6.9
8.0
4.8
13.6
14.7
14.5
9.8
NO
ONO
W
SSW
1
1
1
3
wolkig.
-
-
trübe.

Am 11. und 13. fielen 66 und 115 Cbz. Regen auf einen Quadratfuß. - Am 11., Nachmittags 4 Uhr, zog ein Gewitter vom West heran; ein sehr heftiger Wirbelwind wühlte mit fürchterlicher Stärke den Sand und Staub auf und führte trichterförmig sich drehende Staubwolken, welche bis hoch in die Wolken reichten, in weiten Kreisen auf den Feldern fort. Vorher und nachher Ostwind in mäßiger Stärke.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.16 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Spickgans, d. St.24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Flickgans, d. St.16 - 20 Schilling (Mecklenburg).
Häringe, 6 - 12 St.2 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund5 - 5 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund8 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen25 1/2 - 26Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen17 - 17Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen13 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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