No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Mai
1867
siebenunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1867 Nr. 38 Seite 1]

- In der Sitzung des preuß. Abgeordnetenhauses am 6. d. begann die Schlußberathung über die Verfassung des norddeutschen Bundes.
- Am 4. Mai ist der Herr Canzleirath Dr. jur. Piper durch den Herrn Canzlei=Director, Kammerherrn v. Malschitzki in Sein Amt als Großherzoglicher Stadtrichter in Neubrandenburg, an Stelle des jüngst verstorbenen Raths Roggenbau eingeführt.
- In Holland hat die Viehseuche bedeutend nachgelassen. Die Kammern haben ein Gesetz angenommen, nach welchem alle noch vorhandenen kranken Thiere Sofort getödtet werden Sollen; die Entschädigung an die Eigenthümer wird unter die Gemeinden und den Staat vertheilt. Holland hat bis jetzt 60,000 Stück Rinder durch die Pest verloren.
- Durch Verschleppung ist diese gefährliche Seuche auch in Mitteldeutschland aufgetreten und hat dort bereits viele Opfer gefordert. Sofort wurden diese Ortschaften durch Militair abgesperrt. Die Sachverständigen halten die vollständige Absperrung für das einzige Mittel, die Rinder=Seuche zu localisiren und event. zu bewältigen. Dieses System hat sich an den meisten Orten, wo die Seuche sehr bösartig auftrat, bewährt.
- Das Münchener Bier feiert auf der Pariser Ausstellung einen Sieg, den Viele kaum erwartet hatten: der Spatenbrauer in München erhielt den ersten und der Wiener Brauer Dreber erst den zweiten Preis.
- Nichts ist gesuchter als Orden und Titel. Dem Marschall Benedek sind 11 Orden mit allen Steinen und dem Oberst v. Kuhn in Wien 4 Orden mit allem was darum und daran hängt, gestohlen worden. Wenige Tage darauf wurde Benedek durch ein eigenhändiges Schreiben des Erzherzogs Albrecht überrascht. Dem in schmeichelhaften Ausdrücken abgefaßtem Briefe lagen mehrere Orden=Insignien, unter anderen das Commandeurkreuz des Maria=Theresiens=Ordens, bei, die der Sieger von Custozza dem, wie es in dem erwähnten Schreiben heißt, "hochverdienten General, langjährigen Freunde und Waffengefährten sendet, damit er Auszeichnungen keinen Augenblick entbehre, für die er ein mühevolles Leben in vielen Schlachten eingesetzt habe." Es sollen drei Orden sein, die Benedek vom Erzherzog erhalten; letzterer hat diese Auszeichnungen selbst getragen.
- Nirgends sind jetzt die Fenster theurer als in Pesth. Ein Fenster mit der Aussicht auf den bevorstehenden Krönungszug kostet 100- 200 fl. Zimmer und Wohnungen in den betreffenden Straßen sind nicht mehr zu haben; 15 Zimmer im Gasthof "Königin von England" sind für 15,000 fl. für 1 Monat gemiethet; sogar in den entfernten Stadttheilen kostet ein Zimmerchen für 14 Tage 50 fl. Die Juweliere haben von ihren Collegen in Wien und Paris Schmuck geliehen und überlassen ihn für die Festtage leihweise prunkenden ungarischen Cavalieren und Damen.
- Der 26. April war für eine arme Bauersfrau in Thüringen ein Unglückstag. Ihr ältestes Kind lag auf der Bahre; sie ging eine Stunde weit, um den Todtenbeschauer zu holen und nahm das zweite Kind mit. Dieses erkältete sich unterwegs, legte sich daheim hin und starb. Während es noch mit dem Tode rang, lief sein 4jähriges Brüderlein zu dem tiefen Hausbrunnen und stürtzte hinein. Die Mutter lief herbei und wurde bald darauf von den Nachbarn bewußtlos in's Haus getragen.


Das Versprechen auf der Teufelsbrücke.
[Erzählung]

[ => Original lesen: 1867 Nr. 38 Seite 2]

Das Versprechen auf der Teufelsbrücke.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1867 Nr. 38 Seite 3]

Das Versprechen auf der Teufelsbrücke.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Statt besonderer Meldung zeigen wir Freunden und Bekannten hiedurch an, daß der gute Gott unsern vielgeliebten Vater, den Küster erem. J. D. Hempel, Dienstag den 9. d. M. in seinem 82sten Lebensjahre durch einen sanften Tod zu sich gerufen hat.
Die Hinterbliebenen.


Zum diesjährigen Johannis=Termine sind bisher 51,460 Taler (Mecklenburg) zum Landkasten bei mir angemeldet. Da es mir inzwischen gestattet ward, mit einem Theile dieser Gelder vier Grundbesitzern im hiesigen Fürstenthume zu helfen, so kann ich jetzt noch fernere Anmeldungen zum Landkasten oder auch zur Belegung gegen andere sichere Hypothek entgegennehmen.
Schönberg, den 9. Mai 1867.
Kindler, Advocat.


Ist die Begründung eines Vorschuß=Vereins in Schönberg ein Bedürfniß?

Nachstehende Zeilen sind in der einfachen Absicht geschrieben, damit man mir, als mit den hiesigen Verhältnissen ziemlich vertraut, nicht später den Vorwurf machen kann, nicht zu rechter Zeit gesprochen zu haben.
Seit länger als 12 Jahren habe ich es mir zur Pflicht gemacht, alle bei mir nachgesuchte Darlehen unter 50 Taler (Mecklenburg), die durch die von mir vertretene Bank nicht realisirbar waren, auf andere Weise zu beschaffen, und somit sind bis heute alle vorgekommenen, mir einigermaßen Sicherheit bietenden Gesuche befriedigt und zwar zu einem Zinsfuß von 4 % p. a., und beträgt die auf solche Weise augenblicklich ausstehende Summe 930 Taler (Mecklenburg). Nur einzelne mir als leichtsinnig bekannte Leute sind zurückgewiesen, und muß ich auch ferner zurückweisen. Kommen dazu noch manche Fälle vor, wo die um Hülfe suchenden Leute durch Krankheiten oder andere Mißgeschicke in trübe Lage versetzt, und von denen ich nie Zinsen genommen, so kann wohl unter diesen Umständen von einem besonders nutzbringenden Geschäft keine Rede sein, indeß werde ich, so lange ich dazu im Stande bin, es in derselben Weise fortsetzen.
Wohl weiß ich, da ich seit Jahren die Schultze=Delitz'schen Associationen und Vereine sehr genau kenne und hochschätze, daß diese in größeren Städten und in Ortschaften, wo eine bedeutende Industrie= und Fabrikthätigkeit herrscht, und wo ein größerer Geldmangel wie hier, ganz an ihrem Platze sind und segensreich wirken können, aber hier, wo alles dies fehlt, und durch den gesegneten Grund und Boden, sowie die vielen überflüssigen in's Ausland gehenden Capitalien, noch lange nicht zur Geltung kommen wird, mag ein solches Geschäft schwerlich zur Blüthe kommen.
Betrachten wir uns die delicate Seite des Geschäfts. Jeder, der Geld braucht, will, und dies liegt in der Natur der Sache, daß dies Niemand wissen soll. Muß nun ich oder die Bank aushelfen, so sind wir zur strengsten Discretion verpflichtet. Ein anderes ist dies beim Vorschuß= Verein; hier muß jedes Gesuch vom Vorstande berathen werden und da überall, folglich auch hier, diese Vereine unter obrigkeitlicher Controle stehen, so hat dies für den Anleiher gewiß auch seine eigne Seite, da hiedurch immer eine bestimmte Anzahl Personen sehen muß, wenn sich Jemand 20-50 Taler (Mecklenburg) geliehen hat.
Gehen wir nun zu dem eigentlichen Kernpunkt, dem Zinsfuß über, so zeigt sich, daß dieser fast überall bei den Vorschuß=Vereinen höher steht, wie bei den mit weit größeren Mitteln arbeitenden Banken.
Zufällig liegt mir der Rechnungsabschluß des Rostocker Vorschuß=Vereins, gewiß der bedeutendste in Mecklenburg, vom vorigen Jahre vor, und stand daselbst der Zinsfuß vom

1. Jan. bis 6. März 6 %,    b. d. Schwerin. Bank 5 %
7. März b. 8. April 7 %,    b. d. Schwerin. Bank 5 %
9. April bis 12. April 8 %, b. d. Schwerin. Bank 5 %
18. April bis 14. Mai 9 %, b. d. Schwerin. Bank 6 %
15. Mai bis 4. Juli 8 %,      b. d. Schwerin. Bank 6 %
5. Juli bis 8. August 7 %,    b. d. Schwerin. Bank 7 %
9. Aug. bis 31. Dec. 6 %,   b. d. Schwerin. Bank 6 %
Außerdem wurde im Vorschuß=Verein im Termin eine Provision von 1/8 bis 1/4 % berechnet.
Nach allen diesen Auseinandersetzungen würde das günstigste Resultat eines Vorschuß=Vereins immer nur das sein können, daß die kleinen Anleihen hierdurch dem Publikum bedeutend theurer gemacht werden, als sie bis jetzt von mir beschafft sind. Ob dies ein Fortschritt zum Bessern, überlasse ich dem klaren Urtheile jedes Verständigen und Unbefangenen.
Schönberg den 8. Mai 1867.
J. P. Bade.


Eltern zur Beachtung!
Dr. Hesse electro-motorische Zahn-Halsbänder
zum Schutz und zur Erleichterung zahnender Kinder, u. A. in der Familie des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, Königl. Hoheit, mit glänzendem Erfolge angewendet, empfiehlt Wilh. Heincke.


[ => Original lesen: 1867 Nr. 38 Seite 4]

Kleinkinderbewahr=Anstalt.

Die Unterzeichneten haben es unternommen, in hiesigem Orte eine Kleinkinder=Bewahr=Anstalt in's Leben zu rufen, und es soll dieselbe in dem Schrep'schen Hause in der Wasserstraße demnächst eröffnet werden. Indem wir nun diese gemeinnützige Anstalt der allgemeinen Theilnahme, Unterstützung und Pflege empfehlen, so richten wir diese unsere Nachricht besonders an diejenigen unserer Mitbürger, welche ihr Interesse an dem guten Werke durch Zeichnung und Verheißung, sei es jährlicher, sei es einmaliger Geldbeiträge schon bewiesen haben, und an diejenigen Eltern, welche gewillt sein möchten, ihre noch nicht schulpflichtigen Kinder von 2-5 Jahren unserer Anstalt anzuvertrauen. Solche Eltern bitten wir, sich wegen der Aufnahme ihrer Kinder in die Kleinkinderbewahr=Anstalt baldigst an einen der unterzeichneten Vorsteher wenden zu wollen.
Schönberg, 30. April 1867.

Kämpffer.   Fischer.   Garz. Bartold.   Stüve.   Meyer.


Germania,
Hagel-Versicherungs-Gesellschaft für Feldfrüchte zu Berlin.
Als Vertreter dieser Gesellschaft, empfehle ich dieselbe dem verehrlichen landwirthschaftlichen Publikum und bin jederzeit zur Annahme von Versicherungs=Anträgen bereit. Statuten und Antrags=Formulare werden bei mir verabreicht.
Ratzeburg, den 1. Mai 1867.
Der Agent: Leonhard Dölle.


U. Beermann,
Lübeck, Klingberg 927.
empfehlen - außer ihrem sehr schön assortirten Lager der neuesten Kleiderstoffe, Long=Câles und weißen Waaren - eine sehr bedeutende Auswahl der modernsten Damen=Umhänge, Jaquettes, Bedouinen, Mantillen und fertige Röcke.
Ferner ein vollständiges Sortiment neuer Kinder=Jaquettes, Umhänge und Jacken zu besonders billigen Preisen.


Am Montag und Dienstag vor Pfingsten, den 3. und 4. Juni, beide Tage Nachmittags, wird bei mir
nach Gewinnen stattfinden, wozu ich meine Freunde und alle Schießliebhaber bestens einlade.
Büchsen, Pulver und Bei wird von mir geliefert.
Krüger Joh. Jabs in Schlagsdorf.



Aechter Peru-Guano, roh und aufgeschlossen,
Lüders & Melchert, Fischstraße Nr. 103. Lübeck.


Vaterländische Feuer-Versicherungs-Societät in Rostock.
Nachdem die Revision der Rechnung der Vaterländischen Feuer=Versicherungs=Societät des Jahres 1866 beendet worden, ist vom Verwaltungsrathe die Dividende zu 49 pr. Ct. festgestellt, worüber mir die Schema bereits zugesandt sind.
Mit dieser Anzeige verbinde ich das freundliche Ersuchen zum Eintritt in diese Versicherungs=Societät, und werde ich gerne bereitwillig und unentgeltlich die Statuten und Declarationsformulare ertheilen.
Hochachtungsvoll C. L. Creutzfeldt, Agent.


Gegen Husten und Heiserkeit, Rauhheit im Halse, Verschleimung u. s. w. gibt es nichts Besseres als die Stollwerck'schen Brust-Bonbons.
Man findet selbe in Original=Packeten à 6 1/2 Schilling (Mecklenburg) in Schönberg bei Carl Bade, in Grevismühlen bei J. E. Schultze.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, den 12. Mai 1867.
Früh=Kirche: Fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1867
Mai
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
7.
8.
9.
37.74
37.83
36.62
6.5
9.3
5.8
20.6
16.6
15.0
SSW
NNW
NO
1
1
1
heiter.
zieml. heit.
-


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.16 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Spickgans, d. St.24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Flickgans, d. St.16 - 20 Schilling (Mecklenburg).
Häringe, 6 - 12 St.2 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund5 - 5 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund8 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß6 - 7 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen25 1/2 - 26Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen17 - 17Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen13 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD