No. 73
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. September
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 73 Seite 1]

Alle im Jahre 1845, und zwar vom 1. Januar bis 31. Dezember, beide Tage einschließlich, gebornen jungen Leute männlichen Geschlechts werden, um Zwecks der bevorstehenden Militär=Aushebung angeschrieben zu werden, hiermit geladen, am

Freitag, den 14. September,
Morgens 9 Uhr,

vor Großherzoglicher Landvogtei zu erscheinen, zugleich auch angewiesen, unfehlbar ihre Taufscheine mitzubringen.
Für diejenigen jungen Leute, welche auf Wanderung oder sonst behindert sind, am gedachten Tage persönlich zu erscheinen, muß einer der Angehörigen oder der Vormund sich einfinden und den Taufschein produciren.

Schönberg, den 27. August 1866.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.


- Den Gesetzentwurf wegen Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstenthums Hessen, des Herzogthums Nassau und der freien Stadt Frankfurt mit der preußischen Monarchie hat das preußische Abgeordnetenhaus in seiner Sitzung am 7. d. mit 273 gegen 14 Stimmen angenommen. Nach der Abstimmung brachte der Ministerpräsident einen Gesetzentwurf, die Einverleibung Schleswig=Holsteins betreffend, ein und fügte den Wunsch nach beschleunigter geschäftsordnungsmäßiger Behandlung hinzu.
- Nach der Berl. B.=Z. ist den Regierungen der Großherzogthümer Mecklenburg=Strelitz und Schwerin von Berlin aus in eindringlichster Weise betont worden, daß der Eintritt ihres Gebiets in den Zollverein eine politische Nothwendigkeit sei und deshalb sofort bei der gegenwärtigen Neugestaltung Deutschlands stattfinden müsse. Von der Regierung des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz sollen bereits befriedigende Zusicherungen nach Berlin ertheilt worden sein.
- An dem Einzuge der preußischen Truppen in Berlin werden auch Schweriner Truppen Theil nehmen und zwar das Grenadier=Garde=Bataillon und eine Escadron des Dragoner=Regiments.
- Es heißt, der König von Sachsen wolle zu Gunsten seines Sohnes abdanken.
- Am 4. September sind die Großherzoglich Mecklb.=Strelitzer Truppen mit vollem Gepäck aus Leipzig wegen der Cholera abgezogen, um auf die umliegenden gesunden Dorfschaften verlegt zu werden. Von dieser Umquartierung erwartet man die baldige Wiederherstellung des Gesundheitszustandes in dem Bataillon. Leider waren vorher noch zwei Todesfälle vorgekommen, nämlich des Grenadiers Schröder aus Stolpe und des Grenadiers Heitmann aus Granzin.
- Ueber die Mitgliederzahl des zu bildenden norddeutschen Parlaments verlautet, daß es voraussichtlich 193 Mitglieder aus Preußen umfassen wird, ferner 42 aus den annectirten Ländern und 56 aus den übrigen Bundesstaaten, zusammen 291.
Von den letzteren schickt jeder Staat mindestens ein Mitglied, wenn er auch nur 30,000 Einwohner zählt.
- Die Festung Königstein erhält für immer eine preußische Besatzung.
- Man hat dem Kürfürsten von Hessen und dem Herzog von Nassau den Rath gegeben, freiwillig zu Gunsten des Königs von Preußen abzudanken, weil nur auf diese Art ihr Privatvermögen gesichert sei.
- Beim Centralcomite des preußischen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter oder erkrankter Krieger in Berlin sind bis jetzt 462,852 Thlr. eingegangen.
- Nach der letzten Volkszählung hatte Italien ca. 23 Millionen Einwohner. Mit Venetien erhält es einen Zuwachs von 2,493,475 Seelen.
- An sämmtliche Stadtverordnete Berlins ist die Aufforderung ergangen, junge und schöne Damen ihrer Bekanntschaft, welche zur Begrüßung der Truppen sich bereit erklären, namhaft zu machen. Die holde Mädchenwelt Berlins halt erwartungsvoll den Blick auf die Väter der Stadt gerichtet, denn jede macht Anspruch auf Schönheit.
- Der König von Hannover hat die für ihn eigens hergerichtete Villa des Herzogs von Braunschweig in Hietzing bei Schönbrunn bezogen; für den Kronprinzen ist ein anstoßendes Haus gemiethet worden. Man sagt, in England werde das Schloß zu Claremont für die Welfenfamilie hergerichtet.
- Die Festfreude bei der Rückkehr der preußischen Armee in ihre Heimath wird in so manchen Garnisonstädten dadurch sehr gestört, daß der böse orientalische Gast, die Cholera, nicht weichen und wanken will. Auch in Mecklenburg greift sie immer weiter um sich und fordert an manchen Orten einen sehr hohen Tribut. Auch in Lübeck sind in den letzten Tagen verschiedene Fälle vorgekommen.
- Während der letzten Monate sind in ganz Belgien nicht weniger als 20000 Menschen der Cholera zum Opfer gefallen.

[ => Original lesen: 1866 Nr. 73 Seite 2]

- Der Kurfürst von Hessen erwartet täglich die Erlaubniß zur Abreise von Stettin. Er will seinen Aufenthalt zunächst in Dresden nehmen, um sich später auf seine Besitzungen in Böhmen zurückzuziehen.
- Mit dem Großherzogthum Hessen ist nun auch der Friede abgeschlossen. Es zahlt drei Millionen Gulden Kriegskosten und tritt den nördlichen Theil von Oberhessen, Homburg und Meißenheim an Preußen ab.
- In einem sehr freundlichen Brief, den Napoleon an seinen Herrn Bruder, den König von Italien, geschrieben hat, bezeichnet er den Friedensschluß zwischen Oesterreich und Italien als eine neue Zeitrechnung für den europäischen Frieden.
- Die Stadt Berlin wird zu Ehren der heimkehrenden Truppen in der großen Turnhalle ein Festmahl veranstalten, zu welchem 1000 Mann geladen werden und wobei jeder Rang vertreten sein soll. Außerdem werden einzelne Regimenter in den Kasernen bewirthet. Sehr viele Familien haben sich Soldaten zur eigenen Bewirthung ausgebeten.
- Die sächsischen Truppen, welche 10,000 Mann stark bei Wien einquartiert sind, haben noch auf zwei Monate Proviant gefaßt.
- Aus Schleswig haben sich 36 Ortschaften an das preußische Abgeordnetenhaus gewendet und erklärt, daß sie nicht in Preußen einverleibt sein wollen. Das wird auch zu nichts helfen und nur neue Erbitterung hervorrufen.
- Der erste Ballen neuer Baumwolle aus Neworleans ist in Newyork eingetroffen und hat die Ernte jetzt allenthalben begonnen. Präsident Johnson hat den ihm von der Stadt Macon zum Geschenk gemachten Ballen für die Ausstellung in Paris (1867) bestimmt.
- Die diesjährige Maisernte in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist auf den ungeheuern Betrag von 1039 Millon. Bushel geschätzt. 100 Bushel gleich 65 1/2 Berliner Scheffel.
- In Baden bei Wien ist der letzte kaiserliche Hofzwerg, Matthias Gullia, gestorben. Er maß 2 Fuß und 10 Zoll und wog 23 Pfund. Er war kaiserlicher Tafeldecker und genoß bis zu seinem Lebensende eine Pension. Er hinterläßt eine Wittwe mit vier stattlich gebauten Kindern. Er starb in Folge des Genusses von 24 Zwetschenknödeln, die wohl sein kleiner Magen nicht verdauen konnte.
- Mit größter Hartnäckigkeit taucht die famose Jaguar=Geschichte auf's Neue in den Zeitungen auf. Während ein Förster F. in Dömitz denselben am 2. Sept. niedergeschossen haben soll, will man den Jaguar zu derselben Zeit im Dithmarschen gesehen haben. Der in Dömitz erschossene Jaguar hat sich als ein großer, verwilderter, gelbbrauner und tiegerartig gestreifter Hund herausgestellt.
- Eine interessante Wette fand vor einigen Tagen in Pardubitz von mehreren preußischen Offizieren statt. Vier von diesen Herren behaupteten, eine Partie Tarok schwimmend auf dem Wasser ausspielen zu können. Eine Wette von 100 Thalern wurde festgesetzt. Wirklich kam dieselbe zur Ausführung. Schwimmend gab einer der Herren die Karten richtig aus und das Spiel wurde unter dem Staunen der zahlreich am Ufer stehenden Männer, welche über den seltsamen Zeitvertreib der norddeutschen Krieger höchlichst verwundert schienen, zu Ende geführt.
- In Graz hatte eine Familie dieser Tage sich von der Magd einen Thee bereiten lassen und die Hausfrau reichte einem Gast die erste Tasse voll. "Nicht wahr, unser Thee ist gut?" Der Gast schnitt zwar ein verzweifeltes Gesicht, wollte aber aus Artigkeit der Hausfrau nicht widersprechen; als die übrigen Tischgenossen jedoch den Trank sehr sonderbar fanden und auch die Hausfrau den eigenthümlichen Geschmack dieser Theebrühe als gar nicht salonfähig erkannte, stellte die nähere Untersuchung heraus, daß das Mädchen statt des Thees - türkischen Tabak abgekocht hatte.
- In Washington ist die Königin Emma von den Sandwichsinseln eingetroffen und von dem Präsidenten mit königlicher Ehre empfangen worden. Sie ist Wittwe, 28 Jahre alt, von mittlerer Statur, hat schwarze glänzende Augen und gelbliche Gesichtsfarbe. Sie ist gut erzogen, spricht geläufig französisch und englisch, ob sie aber reich ist, können wir den etwaigen Freiern nicht verrathen.
- Bei einer Aufführung der "Räuber" von Schiller, welche vor einigen Tagen in Altona stattfand, waren die Räuber mit - Zündnadelgewehren bewaffnet.
- Alter schützt vor Thorheit nicht! So hat in Grenaa (Dänemark) ein 70jähriger Greis aus Eifersucht seine 50jährige Gattin ermordet.
- Ein "zersprengter Württemberger", der aber doch seinen Kopf noch nicht verloren hatte, hat folgenden gescheidten Schwabenstreich vollführt. Er verkleidete sich nämlich bei Ankunft der Preußen in Hardheim als Hausknecht des Gasthofs zur "Sonne" und stellte sich einem mit dem Rufe: "Wo sind die Hunde?" heransprengenden preußischen Husaren mit der Antwort entgegen: "Da oben auf dem Speicher ist Einer; ich halt' das Pferd schon!" Der Husar, den Säbel im Mund und den Carabiner in der Hand, schwingt sich vom Pferd, hinauf auf den Speicher, der Württemberger aber auf's Pferd und galoppirt Boblingen zu.
- In Potsdam ging ein junges Mädchen in die Apotheke, um ihrer kranken Mutter Arznei zu holen. Sorglos dahinwandelnd, ruft ihr plötzlich eine Stimme zu: "Fräulein, Sie brennen!" Und in demselben Augenblicke schlug auch schon die Flamme aus ihren Kleidern über ihren Kopf zusammen. Auf ihr Geschrei eilten Droschken=Kutscher und andere Leute herbei, um das Feuer zu dämpfen. Die Unglückliche wurde in das städtische Krankenhaus gefahren, wo sich herausstellte, daß der Rücken bis zum Halse so verbrannt war, daß sich die Haut löste. Man hofft jedoch das arme Mädchen zu retten. Wahrscheinlich hat ein Raucher ein brennendes Streichhölzchen weggeworfen und dieses die Kleider in Brand gesteckt.
- In einer nordischen Universitäts=Stadt klopfte es eines Tages an der Studirstube eines Professors. Auf das Herein trat ein preußischer Soldat in das Zimmer. Wer sind Sie, was wollen Sie, fuhr der Professor auf. Nichts weiter, als auf meinem Durchmarsch meinen Collegen persönlich kennen lernen. Ich bin der Professor N. von Bonn.
- In Gießen besuchte ein preußischer Soldat die höhere Töchterschule und wohnte daselbst einige Stunden lang dem Unterrichte bei; er war nämlich Lehrer an einer ähnlichen Anstalt in Berlin. Am andern Tag ließ ein hochgestellter Staatsbeamter in die Schule sagen, er werde seine Töchter nicht mehr schicken, da man die Unschicklichkeit begangen habe, dort den Besuch eines gemeinen Soldaten zu dulden.
- Heuer sind's hundert Jahre geworden, daß das Buch: "Der Landpfarrer von Wakefield" von Oliver Goldsmith an das Licht getreten ist. Der Dichterfürst Göthe schätzte dasselbe sehr und nannte es einen der besten Romane, die je geschrieben worden sind. Zur Jubelfeier und zur Unterstützung einer armen alten Nichte des Verfassers, welche in Amerika lebt, ist jetzt eine Pracht=Ausgabe davon bei Kortkampf in Berlin erschienen.
- Der einzige Sohn des Gastwirths und Oekonomen Hövelmann in Xanten am Rhein trat während der Mobilmachung der preußischen Armee seine einjährige Dienstzeit bei der Artillerie in Münster an. Als die ersten vierzehn Tage, in denen er vielfach zur Besorgung schriftlicher Arbeiten verwandt worden war, verflossen waren, traf dort die Ordre ein, daß noch einige Artilleristen nach dem Schlachtfelde geschickt werden sollen. Das Commando hiezu erhielten Landwehrleute. Der eine von ihnen erfuhr seine Bestimmung, als er sich mit Hövelmann und einigen Kameraden über Schlachten und Siege lebhaft unterhielt und das Gespräch gerieth dadurch in unerwartete Stockung. Unser Landwehrmann sagte mit einem tiefen Seufzer, in welchem das Vaterherz den Krieger überwältigte: "Ach Gott, meine arme Frau, meine vier unmün=

[ => Original lesen: 1866 Nr. 73 Seite 3]

digen Kleinen!" Thränen rollten über seine Wangen. Diese Worte, gesprochen mit jenem bewegten Gefühle, das keinen Zweifel ob der Wahrheit aufkommen läßt, ergriffen den jungen Hövelmann und indem er die Rechte des Kameraden drückte, sprach er: "Du sollst hier bleiben, ich gehe für Dich hin!" Mit Erlaubniß der Vorgesetzten that er's auch am Abend desselben Tages noch und war seitdem bei all dem mörderischen Geschützfeuer gegen die an Zahl überlegenen bayerischen Batterien. Die edle That wurde aber auch vom Himmel durch ganz besondern Schutz belohnt, denn während die Kameraden des muthigen Kriegers zur Rechten und Linken niedergeschmettert wurden und eine Granate sogar das Rad der Kanone rasirte, die er bediente, blieb er unversehrt und wohl.
- Als das 02. preußische Regiment beim Beginn des Feldzuges von Luxemburg ausrückte, gesellte sich zu demselben ein armer Handwerksbursche, welcher sich durch allerlei kleine Dienste, namentlich durch Herbeischaffung von Trinkwasser und Füllung der Feldflaschen mit demselben bei den Truppen schnell beliebt machte. Unverdrossen theilte er die Strapazen des Marsches, und sah sich durch zahlreiche kleine Geschenke bald in den Stand gesetzt, einen kleinen Wagen und einige Flaschen Branntwein zu kaufen, wozu sich bei dem unerwarteten Aufschwung seines Geschäfts bald noch ein tüchtiger Ziehhund gesellte. Nachdem er so weit gekommen, wurden ihm Wagen, Hund und Branntwein von den Kanonen überfahren, und er war so arm als vorher. Auf Anregung des Regiments=Commandeurs ersetzte ihm das Offiziercorps seinen Schaden und das Geschäft begann von Neuem. - Vor einigen Tagen langte im Garnisonsorte des Regiments ein mit ein paar stattlichen Pferden bespannter Wagen an, welcher mit großen Buchstaben den Namen des Eigenthümers und die Bezeichnung "Offiziermenage" trug und keinem andern als unserm Handwerksburschen gehörte. Derselbe hat solchen Geschmack an dem neuen Geschäfte gefunden, daß er sein Handwerk an den Nagel hängen und mit Hülfe der auf dem Kriegsschauplatze verdienten Gelder eine Restauration pachten will, wobei er jedenfalls auf die Kundschaft des Regiments zählen darf.


Warnung.

- Die "Deutsche Gesellschaft der Stadt New=York" warnt deutsche Auswanderer wiederholt vor der Fahrt auf englischen Auswanderer=Schiffen, da sie auf solchen nicht nur die verschiedensten, hauptsächlich aus schlechter Nahrung und Ueberfüllung der Räume entstehenden Drangsale ertragen, sondern auch von nichtdeutschen Mitreisenden die übermüthigste Behandlung erdulden müssen. Zum Bekanntwerden in weiteren Kreisen auch des Fürstenthums Ratzeburg lassen wir hier die uns gütigst mitgetheilte "Warnung" oben genannter Gesellschaft folgen: "Die vielen und stets wiederholten Klagen hier (New=York) ankommender deutscher Auswanderer über die Behandlung und Verpflegung, welche ihnen auf den englischen und insbesondere auf den der National= Steam=Navigation=Compagnie zugehörenden Dampfschiffen zu Theil wird, veranlaßt uns, diese Beschwerden hierdurch zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Dieselben erstrecken sich hauptsächlich auf folgende Punkte: Mangel an Raum und frischer Luft, Unreinlichkeit der Schlafstätten und der Plätze für Verrichtung natürlicher Bedürfnisse, mangelhaftes Zubereiten der Speisen, sowie unregelmäßige Vertheilung derselben, grobe Behandlung von Seiten der Schiffsmannschaft, unter deren unmittelbarer Beaufsichtigung die Zwischendeck=Passagiere sich befinden, und Chicanen, Beleidigungen etc., welche an den Deutschen von Passagieren anderer Nationalitäten verübt wenden. Hiezu kommt, daß durch das Ueberfüllen dieser Schiffe und in Folge der auf denselben herrschenden Unreinlichkeit sehr häufig ansteckende Krankheiten, z. B. Cholera, Typhus, Schiffs=Fieber und Pocken, entstehen und daß, um die Verbreitung dieser Krankheiten zu verhüten, die Auswanderer genöthigt werden, nach ihrer Ankunft im hiesigen Hafen oft mehrere Wochen in den Quarantaine=Aufenthalten zu verbringen. Der einzige anscheinende Vortheil, welcher den Reisenden von englischen Dampfschiffen geboten wird, ist der etwas geringere Preis. Unter diesen Umständen halten wir es für unsere Pflicht, unseren Landsleuten abzurathen, sich den Unannehmlichkeiten und Gefahren auszusetzen, welche mit der Reise auf englischen Dampfschiffen verknüpft sind. Wir warnen sie, sich durch interessirte Agenten verlocken zu lassen, zur Ersparniß einiger Thaler die Reise über England zu machen, und empfehlen ihnen, beim Ankauf der Reise=Billette darauf zu sehen, daß dieselben für die direkt von Bremen oder Hamburg nach New=York abfahrenden Dampfschiffe bestimmt sind. Diese Vorsicht ist nöthig, da viele Agenten den Auswanderern Billette geben, welche sie allerdings nach jenen Häfen bringen, aber nur, um sie auf kleinen Dampfern nach englischen Häfen zur Weiterbeförderung zu überliefern."


Aufforderung.

Nachstehend bezeichnete Leute des Großherzoglich Mecklenburg=Strelitz'schen Contingents, welche der diesseitigen Einberufungs=Ordre vom 16. Juli 1866 nicht nachgekommen sind, werden hierdurch vorgeladen, sich spätestens zum
10. November d. J.
hierselbst zu gestellen, unter dem ein für alle Mal angedrohten Nachtheile, daß sie für Deserteure erklärt und außerdem auf die gesetzliche Strafe und die Confiscation ihres Vermögens wird erkannt werden.

1) Grenadier Johann Heinrich Asmus Holst, I. Comp., aus Carlow.
2) Grenadier Friedr. Wilh. Martin Michael, I. Comp., aus Lübbersdorf.
3) Tambour Joh. Carl Friedrich Vietzens, I. Comp., aus Friedland.
4) Grenadier Carl Christ. Friedrich Eckert, I. Comp., aus Roggenhagen.
5) Grenadier Christ. Friedr. Ludw. Maasch, II. Comp., aus Küssow.
6) Grenadier Joach. Heinr. Holst, III. Comp., aus Carlow.
7) Grenadier Karl Friedr. Theod. Kreienbring III. Comp., aus Staven.
8) Grenadier Joh. Friedrich Christ. Kadow, III. Comp., aus Roga.
9) Grenadier August Carl Friedrich Dähn, IV. Comp., aus Conow.
10) Fußkanonier Carl Friedr. Heinr. Herbst aus Neustrelitz.
11) Grenadier Joh. Friedr. Wilh. Carl Schulz, genannt Loof, II. Comp., aus Fleeth.
12) Gefreiter Carl Wilh. Friedr. Eduard Wilke, I. Comp., aus Rödlin.
13) Grenadier Dan. Friedr. Wilh. Schmidt, II. Comp., aus Woldegk.
14) Grenadier Emil Eduard Christ. Bredow, IV. Comp., aus Fürstenberg.
15) Gefreiter Rudolph Wilhelm Wildberg, gen. Langhoff, IV. Comp., aus Friedland.
16) Noncombattant Carl Joh. Heinr. Müller aus Friedland.
17) Noncombattant Anton Friedr. Wilh. Riefstahl aus Neustrelitz.
18) Noncombattant Friedr. Wilh. Alb. Leonhard aus Neubrandenburg.
Neustrelitz, den 30. August 1866.

Großherzoglich Mecklenburg=Strelitz'sches Militär=Commando.
v. Pentz, Major.


Bekanntmachung.

Die restirenden Beiträge an Armen=Steuer sind innerhalb acht Tagen zu entrichten, da nach Ablauf dieser Frist die Listen zur executiven Einforderung abgegeben werden müssen.
Schönberg, den 6. Sept. 1866.
Die Armen=Behörde.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 73 Seite 4]

Wir zeigen hiemit an, dass wir im Interesse des landwirthschaftliche Publicums das alleinige Recht und die ausschliessliche Befugniss zur Fabrikation des
aufgeschlossenen Peru-Guano's ( ammoniakal. Superphosphat)
für ganz Deutschland den Herren Ohlendorff & Co. in Hamburg und Emmerlich a. R. und zwar unter unserer Controle übertragen haben. Die Herren Ohlendoprff & Co. sind verpflichtet für einen Gehalt von circa 11 pCt. Stickstoff und circa 10 pCt. löslicher Phosphorsäure in dem Fabrikat zu garantiren.
Hamburg, im Juni 1865.
J. D. Mutzenbecher Söhne und Aug. Jos. Schön & Co.


Unter Bezugnahme auf obige Anzeige erlauben wir uns, die Herren Landwirthe einzuladen, Ihre diesjährigen Herbst-Bedarf an concentrirten Düngstoffen durch unseren aufgeschlossenen Peru-Guano
zu decken. Es gereicht uns zur besonderen Freude, die Mittheilung machen zu können, dass die in letztem Herbst und diesem Frühjahr angewendeten über 150,000 Ctr. unseres Fabrikats ausnahmslos die überraschend günstigsten Resultate, namentlich auch im Vergleich zu sonstigen concentrirten Düngern gezeigt haben, wodurch die schon früher aus theoretischen Gründen aufgestellte Behauptung, dass unser
aufgeschlossener Peru-Guano
das beste und vortheilhafteste aller existirenden concentrirten Düngmittel sei, in glänzender Weise praktisch gewährleistet wird.
Unsere Preise für denselben sind unverändert ab unseren Fabriken in Hamburg und Emmerich a. R.
Pr. Thlr. 4 1/3 bei Entnahme von und über 600 Ctr. pr. 100 Pfund Brutto Zoll-Gew. incl. Säcke und comptant.
und
Pr. Thlr. 4 1/2 bei Entnahme von und über 600 Ctr. pr. 100 Pfund Brutto Zoll-Gew. incl. Säcke und comptant.
Lager von aufgeschlossenem Peru-Guano und rohem Peru-Guano halten in Lübeck die Herren Lüders & Melchert.
Hamburg und Emmerich a. R., im Sept. 1866 Ohlendorff & Co.


Am Montag, den 24. d. Mts., Morgens 10 Uhr findet unser diesjähriges Haupt=Quartal statt und laden wir hiezu unsere sämmtlichen Mit=, resp. Land=Meister mit dem Bemerken ein, daß nach Artikel 6 unseres Zunft=Privilegiums alle Meister bei einer Buße von zwölf Schillingen D. C. zu erscheinen haben.
Schönberg, den 10. Sept. 1866.
Die Aelterleute der Garnweber=Zunft.


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beseitigen augenblicklich unfehlbar die berühmten
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Verkauf in Originalgläsern à 12 Schilling (Mecklenburg) od. 7 1/2 Sgr. in Schönberg bei J. P. Bade.
Aehnliche Anzeigen beruhen auf Anmaßung und Fälschung.


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Schönberg.
J. P. Bade.


Carl Creutzfeldt
in Lübeck.
Große Burgstraße 723 vom Thore rechts.
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Gefunden wurde ein kleiner goldener Ohrring. Derselbe kann vom Eigenthümer in der Expedition dieses Blattes abgeholt werden.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Sept.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
7.
8.
9.
10.
33.12
34.25
35.43
34.79
10.3
11.4
9.2
8.5
15.4
14.8
13.7
16.8
SW
SW
WNW
OSO
2
1
0
0
wolkig.
trübe.
wolkig.
-

Am 7. u. 8. fielen 22 u. 16 Cubz. Regen auf 1 Quadratf.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. - - Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 7 - 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Blumenkohl d. Kopf3 - 4 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste12 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat22 - 23Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen21 - 22Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


(Hiezu: Officieller Anzeiger Nr. 8.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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