No. 72
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. September
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 72 Seite 1]

- Neustrelitz, 31. August. Unter dem vorgestrigen Datum hat auch Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz an die Stände seines Landestheiles die Landtagsausschreiben für den am 26. d. M. in Schwerin stattfindenden außerordentlichen Landtag erlassen. Die beigefügte Landtagsproposition ist: Berathung über die Rückwirkung der politischen Ereignisse in Deutschland auf die inneren Verhältnisse Mecklenburgs, insbesondere über das Wahlgesetz für das nach dem mit Preußen abgeschlossenen Bündnißvertrage zu berufende Parlament.
- In der Sitzung am 3. September hat das preußische Abgeordnetenhaus die Vorlage, betreffend die Ertheilung der Indemnität in Bezug auf die Führung des Staatshaushalts von 1862 ab, mit großer Mehrheit angenommen. In den Verhandlungen darüber empfahl der Minister Graf Bismark die Versöhnung und Einigkeit der Staatsgewalten. Er sagte: "Die Regierung wünscht den Frieden nicht, weil sie kampfunfähig ist oder um einer Anklage zu entgehen, denn dem Ministerium kann nicht Furchtsamkeit vorgeworfen werden, sondern weil ihn das Vaterland bedarf und weil er hoffentlich jetzt zu finden ist. Die Regierung sucht den Frieden ehrlich; nach der Herstellung desselben wird sie die Aufgaben in Gemeinschaft mit dem Hause lösen, darunter Verbesserung der innern Verwaltung, der Verfassungszustände. In der auswärtigen Politik ist das Ziel noch nicht gewonnen, darum muß man im Innern zusammenhalten." Er verwies auf die Stimmung in Oesterreich und Süddeutschland, sowie auf die europäischen Mächte, unter denen keine ist, welche sich nicht an der Neugestaltung betheiligen möchte, wenn auch nur, um Staaten wie Sachsen die Möglichkeit zu erhalten, ihre frühere Rolle fortzuspielen. "Deshalb, meine Herren, ist unsere Aufgabe noch nicht gelöst, sie erfordert die Einigkeit des gesammten Landes der That nach und dem Eindruck auf das Land nach. Wenn man oft gesagt hat, was das Schwert gewonnen, hat die Feder verspielt, so habe ich das volle Vertrauen, daß wir nicht hören werden, was Schwert und Feder gewonnen haben, ist von dieser Tribüne vernichtet." - Der Minister Graf zu Eulenburg sagte in derselben Sitzung: Die Annahme des Gesetzes seien die Präliminarien eines wahrhaften und dauerhaften Friedens."
- Der Einzug der preußischen Truppen in Berlin ist auf den 20. und 21. Septbr. festgesetzt.
- Am 8. Sept. Mittags werden die Mecklenburg=Schwerinschen Truppen unter persönlicher Führung S. K. H. des Großherzogs aus Baiern wieder in Schwerin eintreffen. Es hat sich in Schwerin ein Comite gebildet, um die Truppen festlich zu bewirthen; dasselbe fordert die Bewohner Schwerins auf, eine bestimmte Anzahl Truppen in ihren Wohnungen mit einer Suppe, Braten und jeden mit einer Flasche Wein zu bewirthen oder durch einen Geldbeitrag die Bewirthung in einem öffentlichen Locale zu ermöglichen.
- In der sächsischen Angelegenheit ist von österreichischer Seite noch ein Vermittelungs=Versuch in Berlin unternommen worden, der von Frankreich kräftig unterstützt wird. - Die specielle handelspolitische Verhandlung zwischen Oesterreich und Preußen (für den Zollverein) soll noch im Laufe des Monats September beginnen. Von österreichischer Seite legt man hierbei das größte Gewicht auf die Herabsetzung der zollvereinsländischen Wein=Zölle, die bei früheren Verhandlungen nicht durchgesetzt werden konnte.
- Nach einem französischen Blatte stellt die preußische Regierung u. A. folgende Bedingungen für den Friedensschluß mit Sachsen: "Dresden soll eine ausschließlich aus sächsischen Truppen bestehende Besatzung erhalten, welche jedoch mehr den Dienst einer Bürgerwehr versehen, als militärische Bedeutung haben soll. Bei Dresden werden Festungs=Werke errichtet, die, wie alle übrigen Festungen Sachsens, unter preußischem Commando stehen sollen. Der König von Sachsen soll seine diplomatischen Vertreter im Auslande abberufen, kann aber Gesandte der auswärtigen Mächte an seinem Hofe empfangen. Die sächsische Armee wird auf preußisches Gebiet geführt, entwaffnet und aufgelöst. Die Soldaten der ersten drei Dienstjahre werden der preußischen Reserve einverleibt, die übrigen verabschiedet. Der König soll einen Minister=Wechsel vornehmen und die Namen der neuen Minister dem Könige von Preußen zur Genehmigung unterbreiten."
- Dem preußischen Abgeordneten=Hause ist eine Beachtung widerfahren, wie sie ihm lange nicht zu Theil wurde. Seine Adresse auf die Thronrede ist nämlich in Folge höherer Anordnung durch die Amtsblätter verbreitet worden.
- Auf Befehl des Königs von Preußen sollen bei den bevorstehenden Einzugs=Feierlichkeiten der Truppen in Berlin sämmtliche commandirende Generale der Armee=Corps zugegen sein. Auch Se. K. H. der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin und der Herzog von Coburg werden erwartet.
- Um an dem feierlichen Einzugstage der sieggekrönten preußischen Truppen in Berlin auch der hinterbliebenen Wittwen und Waisen gefallener dortiger Einwohner zu gedenken, ist im Magistrats=Collegium der Gedanke angeregt worden, zur Vertheilung an die Hinterlassenen gefallener Krieger aus der Residenz die Summe von 5000 Thalern zu bestimmen.
- Das Kriegsgericht in der Wiener Neustadt, vor welches unter vielen niederen auch einige hohe Militär=Personen geladen waren, wird demnächst seine Sitzungen beendigt haben. Wahrscheinlich werden sämmtliche Angeklagte freigesprochen.

[ => Original lesen: 1866 Nr. 72 Seite 2]

- Von einzelnen preußischen Post=Cassen werden bereits ganz neue österreichische Thaler ausgegeben.
- Der Kronprinz von Preußen wird auf längere Zeit als Vicekönig oder in ähnlicher Stellung seine Residenz in der Stadt Hannover nehmen.
- Der Friede von Prag ist vom 23. August datirt und besteht aus 14 Artikeln und einem Protokoll wegen Auslieferung der Gefangenen. Der Handels= und Zollvertrag mit Oesterreich vom 11. April 1865 soll vor der Hand fortbestehen, dagegen soll der Münzvertrag von 1857 sich wieder auflösen.
- Das italienische Festungsviereck ist von den Oesterreichern verlassen und am 5. September wird daselbst der König Victor Emanuel seinen Einzug halten.
- Vor Ausbruch des Krieges hatte Oesterreich mit Baiern einen Separatvertrag geschlossen. Darin heißt es, daß Oesterreich nicht einseitig Frieden schließen und nicht zugeben werde, daß Baiern nur im Geringsten in seinem Länderbesitz verkürzt werde. Man klagt jetzt in Baiern Oesterreich an, daß es in beiden Punkten sein Wort nicht gehalten hat.
- Die baierischen Kammern haben genehmigt, daß ein 5procentiges Anlehen von 30 Millionen Gulden zur Bestreitung der Kriegskosten an Preußen aufgenommen und für 15 Mill. unverzinsliches Papiergeld gemacht werde. Die Kammer der Abgeordneten beantragte einen engern Abschluß an Preußen, die der Reichsräthe war aber gar nicht damit einverstanden. Der Landtag ist vertagt.
- In dem Friedensvertrag mit Baiern hat sich Preußen ausbedungen, daß alle im baierischen Archive zu Bamberg sich befindlichen Urkunden, die sich auf die ehemaligen Burggrafen von Nürnberg und Markgrafen von Brandenburg fränkischer Linie beziehen, ausgeliefert werden.
- Der Kaiser von Oesterreich fängt bei sich selbst und bei seiner Hofhaltung zu sparen an. Er hat befohlen, daß der Hofaufwand für 1867 von 7 1/2 Mill. auf 5 Mill. ermäßigt werde, hat die Mitglieder der kaiserlichen Familie vermocht, einen großen Theil ihrer Apanagen fahren zu lassen und bei den obersten Hofämtern bedeutende Einschränkungen angeordnet.
- Der ehemalige Bundespalast zu Frankfurt am Main, der jetzt verödet und verschlossen steht, ist ein Besitzthum des Fürsten von Thurn und Taxis. Man glaubt, daß Preußen ihn käuflich erwerben werde.
- Die Mehrzahl der sächsischen Truppen soll nach Frankfurt a. O. in Garnison kommen.
- Am 1. Sept. sind von München und von der kgl. Bank in Nürnberg bedeutende Silbergeldsendungen nach Berlin abgegangen, wo bei der Auswechslung des Friedens=Vertrages 10 Millionen Gulden zu erlegen sind.
- Der französische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Drouyn de Lhuys, ist entlassen worden und an seine Stelle der Marquis Moustier getreten.
- In Folge der Annectirung sind 120 Meilen Staatsbahnen in preußische Verwaltung übergegangen.
- Auf den böhmischen Schlachtfeldern ist gegenwärtig eine große Menge preußischer Offiziere mit Vermessung derselben zum Zwecke des Entwurfs genauer Karten beschäftigt.
- Sämmtliche Feldwebel, Unteroffiziere etc. in der preußischen Armee, denen während des letzten Feldzuges wegen besonderer Auszeichnung das Offiziers=Patent verliehen ist oder noch verliehen wird, erhalten vom Könige zu ihrer Ausrüstung eine besondere Unterstützung von 200 Thalern.
- Seitdem der Kurfürst von Hessen im Hotel de Prusse in Stettin Wohnung genommen hat, ist auch sein Hofstaat im Schlosse aufgelöst worden und sind die königlichen Wagen, Pferde etc. bereits nach Berlin zurückgeschafft.
- Gestützt auf seine eigenen in Böhmen und Mähren gemachten Erfahrungen schreibt der Franzose Vilbort: "Die preußischen Soldaten, welche in den böhmischen Feldern den Oesterreichern so gewaltige Schläge versetzten, waren intelligente, unterrichtete, allen Ständen angehörige Bürger. In die Heimath zurückgekehrt, greifen sie wieder zur Feder, zum Buche, zum Werkzeuge. Wenn sie eine so schöne Mannszucht an den Tag gelegt, wenn sie keinen Raub und keine Nothzucht verübt haben, so rührt dies daher, daß sie unter der Uniform die häusliche Sitte bewahren. Außerdem haben viele von ihnen Weib und Kind zu Hause. Ist der Krieg beendigt, so braucht Preußen keine Million, nicht einmal, wie Frankreich, 600,000 Mann unter den Waffen zu halten. Sein stehendes Heer ist kaum den dritten Theil so stark und besteht aus jungen Leuten, die nicht allein aus den Armen und Unwissenden, sondern auch aus den Reichen und Gebildeten genommen werden. Um einen Krieg zu führen, muß Preußen seine ganze Bevölkerung so zu sagen aus den Angeln reißen und ehe sie dies thut, wird sich auch die absolutistischste Regierung mehr als einmal besinnen."
- In Böhmen haben sich die Zustände seit dem Aufhören der Zwangs=Lieferungen bedeutend gebessert. Die Preußen haben in den letzten Wochen großartige Einkäufe gemacht und Alles in Silber bezahlt. In Prag allein wurden während dessen Besetzung über zwei Millionen Thaler für Rechnung der preußischen Commandantur verausgabt. Die durchziehenden Truppen haben bei Goldarbeitern, Drechslern und in den Nürnberger=Waaren=Handlungen sehr bedeutende Einkäufe gemacht. Von den Wein=Handlungen und Delicatessen=Händlern haben einige per Tag 800 bis 1000 Thaler Lösung gemacht.
- Der geschickte Graveur Albert Hübner in Berlin hat eine Medaille entworfen, welche auf der Vorderseite die thronende Borussia zeigt mit dem Schwerte in der Rechten und dem Palmzweig in der Linken und der Umschrift: Preußens Ruhm, Deutschlands Glück. Die Rückseite enthält die Widmung: Zur Erinnerung an die Rückkehr unserer siegreichen Armee.
- Zur Bekränzung der in Berlin einziehenden preußischen Truppen sollen 40,000 Kränze und Guirlanden beschafft werden. Zur Anfuhr von Laub aus der Jungfernhaide werden 30 Fuhren erforderlich sein und 200 Personen müssen 2 Tage ununterbrochen sich mit dem Winden beschäftigen.
- Das unterseeische Telegraphenkabel zwischen Lindau und Rorschach ist in Folge eines heftigen Sturmes gerissen.
- Die Messe in Frankfurt a. M. hat ihren Anfang genommen und wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird sie gut werden. Den auswärtigen Musikbanden, die sonst in den Straßen herumzogen und musicirten, ist diesmal keine Erlaubniß gegeben worden.
- Die Böhmen wollen keine Jesuiten mehr im Lande haben. In Prag hat man ihnen mit dem Tod gedroht, Carricaturen auf sie angeschlagen und Störungen in der Jesuitenkirche beim Gottesdienst verursacht.
- Die Berlin=Hamburger Bahn sieht sich, wie sie in einer Bekanntmachung erklärt, der Militär=Transporte halber außer Stande, bei Güter=Sendungen in nächster Zeit die reglementsmäßigen Lieferungs=Fristen einzuhalten.
- Bodenstadt in Mähren ist von einem schweren Brandunglück heimgesucht worden. Es sind gegen 400 Häuser, das Schloß, der Pfarrhof und 2 Kirchen eingeäschert worden. Auch Menschen sind in den Flammen umgekommen - Habt Acht auf Feuer und Licht!
- In Breslau sind bis zum 25. August von 4105 an der Cholera erkrankten Personen 2850 gestorben.
- Es ist den Türken nicht geglückt, die Insurgenten in Candia einzuschließen. Diese fahren fort, sich zu befestigen.
- In Constantinopel ist das kaiserliche Theater abgebrannt.
- Vor einigen Tagen lenkte auf der Berliner Promenade ein Husar die Aufmerksamkeit der Vor=

[ => Original lesen: 1866 Nr. 72 Seite 3]

übergehenden auf sich. Er hatte nämlich an einem seidenen Bande eine österreichische Spitzkugel auf der Brust hängen, welche ihn in dem Gefecht bei Gitschin in den Schenkel getroffen hatte und aus demselben glücklich beseitigt wurde.
- Aus den in Newyork veröffentlichten Listen über dortiges Privat=Einkommen für das Jahr 1865 dürften die folgenden Angaben von Interesse sein. Der reichste Mann in der Union ist Alexander J. Stewart, Kaufmann in Newyork, der sein Einkommen für 1865 auf 4,071,256 Dollars angibt; an Einkommensteuer zahlte derselbe 407,000 D.; Moses Taylor gibt sein Einkommen auf 339,112 D. an, W. R. Dodge aus Newyork auf 212,808 D., Saran Stevens, der bekannte Hotel=Besitzer, auf 176,383 D., R. Gordon Bernett, der Besitzer des "Newyork =Herald" auf 158,848 D., R. Bonner, Besitzer des "Newyork=Ledger", auf 155,305 D., der Schauspieler Edwin Booth (Bruder von Wilkes Booth, dem Mörder des Präsidenten Lincoln) auf 21,050 Dollars etc.
- (Jagd auf Haare.) Eine wahre Jagd auf Haare wird jetzt von französischen Händlern angestellt, die des furchtbaren Haarthurmes wegen, der jetzt die Köpfe der Pariser Damen belastet, kaum genug aufzutreiben vermögen. In Frankreich sind es besonders die Bretagne und Auvergne, welche die reichste "Schur" liefern. Aber auch Belgien, Italien und Deutschland, von Händlern durchströmt, sollen nicht unbedeutende Quantitäten Haare lassen.
- Ein unbekannter, ziemlich bejahrter Herr, der seinem Aeußern und Benehmen nach den gebildeten Ständen angehörte, besuchte geraume Zeit hindurch eine Restauration in Berlin, um daselbst bei einem Glase Bier die Zeitungen zu lesen. Der Zufall hatte es gewollt, daß dieser Gast in den ersten Tagen seines Besuches stets ein Seidel erhielt, dessen Deckel die Zahl 13 trug. Er gab dasselbe jedesmal unter Zeichen lebhafter Unruhe dem Kellner zurück und bat um ein anderes. Der Kellner kannte nun diese Eigenthümlichkeit und sorgte dafür, daß der Herr von dem genannten Seidel verschont blieb. In der vergangenen Woche war er aber auf einen Tag beurlaubt und durch einen andern vertreten, der weder den Gast noch dessen Abscheu vor der Zahl 13 kannte. Der Zufall spielt nun oft wunderlich, wie daraus hervorgeht, daß der Herr von diesem Kellner abermals das Seidel Nr. 13 erhielt. Der Gast erbleichte, als er das verhängnißvolle Glas vor sich sah, holte seine Börse hervor, bezahlte das Bier und schwankte von dannen, ohne auch nur einen Tropfen zu trinken. Da er darauf mehrere Tage nicht erschien, so wurden der Kellner und die übrigen Stammgäste bedenklich, man beschloß, sich nach seinem Befinden zu erkundigen und gelang es auch, seine Wohnung zu ermitteln. Hier war er aber nicht mehr, seine Ruhestätte war schon seit einigen Tagen - der Kirchhof. Der Anblick des von ihm verabscheuten Seidels hatte wahrscheinlich so nachtheilig auf seine Gesundheit gewirkt, daß er von der Cholera ergriffen und schon nach wenigen Stunden ein Opfer dieser Seuche wurde. - Es gibt übrigens mehr solche wunderliche Leute. Die "Gerichts=Ztg" z. B. erzählt: "Wir haben unter unseren Freunden einen dicken Herrn, der, obwohl sonst in jeder Beziehung ein von Aberglauben freier, aufgeklärter und gebildeter Mann, doch einen so furchtbaren Ekel vor der Zahl 13 hat, daß, wenn ihn z. B. der Zufall in einem Gasthofe in ein Zimmer Nr. 13 führt, sofort seine blühende Gesichtsfarbe verschwindet, eine krankhafte Blässe an deren Stelle tritt, ein heftiges Zittern seine sonst sehr strammen Glieder schüttelt und er, wenn es nicht anders geht, sogar die Kutscher=Stube einem solchen Zimmer vorzieht."
- Drei junge Engländer, die Gebrüder Joung, hatten in den letzten Tagen eine Besteigung des Bergriesen Montblanc und zwar ohne Führer unternommen. Sie hatten auch glücklich den Gipfel erreichte hatten dort längere Zeit verweilt und traten die Rückwanderung wieder an. Bei einem aus Eis gebildeten Abhang glitt der Eine aus und riß seine beiden Brüder, die mit ihm durch ein Seil verbunden waren, mit sich in den Abgrund. Zum Glück fielen sie auf frisch gefallenen Schnee, zwei hatten unbedeutende Verletzungen, der jüngste hatte noch eine Hirnerschütterung erlitten und war todt. Man hatte von Chamouny aus, wo man durch ein Fernrohr den Unglücksfall bemerkt hatte, eine Anzahl Führer zur Hülfe geschickt.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die restirenden Beiträge an Armen=Steuer sind innerhalb acht Tagen zu entrichten, da nach Ablauf dieser Frist die Listen zur executiven Einforderung abgegeben werden müssen.
Schönberg, den 6. Sept. 1866.
Die Armen=Behörde.


Der Landkasten in Rostock vergütet für die ihm gemachten Anleihen vier Procent vom Tage der Einzahlung des Geldes und gibt dadurch, daß sämmtliche Mecklenburg=Schwerin'sche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und die städtischen Besitzungen zur ersten Hypothek für die Rückzahlung des Kapitals nach halbjähriger Kündigung gesetzlich verhaftet sind, die größte Sicherheit für diese überdies kostenfreien Anleihen.
Schönberg, den 22. August 1866.
Kindler, Advokat.


Der Dynamon, galvano=elektrischer Heil=Apparat
zur Selbstanwendung ohne fremde Hülfe auf fast jede Körperstelle, heilt laut vielen Zeugnissen und Dankschreiben schnell und sicher auf naturgemäße Weise: Gicht, Rheuma, Hämorrhoiden, Lähmung, Folgen von Verwundungen, wie Gelenksteifigkeit, Geschwüre und Nervenschmerzen, Asthma, Zittern, Krämpfe, Congestionen, Leberleiden, Hüftweh, Kopfschmerz, Rückenleiden, Hautkrankheiten, Flechten, Harthörigkeit, Haarausfällen, Nervenleiden, angehende Schwindsucht, Pollutionen, Impotenz, Schwäche=Zustände u. s. w., sowie alle Störungen des Organismus, sofern dieselben überhaupt durch Anregung der Naturheilkraft noch heilbar sind.
Die Anwendung des Dynamons, dessen Heil=Wirkung oft augenblicklich, oft nach mehrmaliger Application erfolgt, stellt Wärme, Beweglichkeit und Empfindung in allen Theilen des Körpers wieder her und ertheilt ihm neue Fähigkeit zur Assimilirung und Absonderung, ohne welche Krankheiten eintreten, welche die Zerstörung des menschlichen Körpers zu Folge haben.
Dieser sinnreich construirte, in seiner Handhabung höchst bequeme und im Vergleiche mit seiner Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit höchst wohlfeile Apparat ist nebst Gebrauchsanweisung zum Preise von 6 Thlr. pr. Cour. zu beziehen vom Erfinder Professor J. Momma, Naturforscher in Düsseldorf. - Frankiren.


Germania
Lebens=Versicherungs=Actien=Gesellschaft in Stettin.
Unter Autorisation und Oberaufsicht der Königl. Preuß. Regierung.
Grundkapital:
3 Millionen Thlr. Pr. Crt.
Obige Gesellschaft schließt Lebens=, Aussteuer=, Renten, Begräbnißgeld=Versicherungen unter den liberalsten Bedingungen. Antragbogen und Prospecte, sowie jede nähere Auskunft, werden von dem Unterzeichneten bereitwilligst ertheilt.
Schönberg, den 1. December 1865.
Wilh. Heincke, Special=Agent der Germania für das Fürstenthum Ratzeburg.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 72 Seite 4]

Für Leidende und speziell für Badegäste zur Beachtung.
Herrn Hof=Lieferanten Johann Hoff in Berlin, Neue Wilhelms=Straße Nr. 1. Filiale: Hamburg, Schauenburger=Straße Nr. 47.
In Folge einer durch eigene Unvorsichtigkeit verfehlten Brunnen=Kur und darauf folgenden ruhrartigen Erkrankung waren meine Verdauung und meine Kräfte überhaupt derartig zerrüttet, daß ich nicht die leichtesten Speisen vertragen und verdauen konnte und wegen Schwäche bis Mitte Januar stets in einer liegenden Stellung zubringen mußte. Durch den Genuß Ihres Malz=Extracts wurde meine Verdauung wieder vollständig regelmäßig, meine Kräfte kehrten zurück, ich befinde mich wohler, wie seit fünf bis sechs Jahren. Ich werde den Gebrauch noch lange fortsetzen etc.
Magdeburg im Mai. v. Poeppinghausen, Lieutenant im zweiten Magdeburger Infanterie=Regiment 27.
Niederlage in Schönberg bei Wilh. Heincke.


Beim gefährlichen Krampfhusten, Keuchhusten
meines Kindes, welches täglich an Kräften abnahm, wandte ich den Mayer'schen weißen Brust=Syrup
mit dem besten Erfolge an und sah mit Freude die Wiederherstellung der Kräfte nach Gebrauch zweier kleiner Flaschen.
Fehrer, Kastellan des Rathhauses in Düsseldorf.
Lager des ächten weißen Brust=Syrups von G. A. W. Mayer in Breslau hält für Schönberg allein C. Sievers, Buchbinder.


Die Mecklenburgische Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schwerin hat vom 1. September an den Discont auf 6 Procent ermäßigt, welches ich hiemit den dabei Interessirten ergebenst anzeige.
Zugleich empfehle ich mich auch ferner mit allen Einlagen und Darlehens=Geschäften für dieses so sichere als gemeinnützige Institut und werde solche eben so gewissenhaft und prompt ausführen, wie bisher.
J. P. Bade.


Bergmann's Eispomade rühmlichst bekannt, die Haare zu kräuseln, zu stärken, und vor dem Ergrauen zu schützen, empfiehlt à Flac. 8, 12 u. 16 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Den An= und Verkauf von Landstellen in verschiedenen Größen vermittelt Heinr. Frentz in Grevesmühlen.


Vor einiger Zeit ist ein seidener Regenschirm stehen geblieben bei J. P. Bade.


Backtafel für die Stadt Schönberg
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 5. September 1866.
Bürgermeister und Rath.


Zu Weihnachten, Ostern, oder auch früher, ist die Belle=Etage Marienstraße Nr. 37 zu vermiethen.


Gefunden wurde ein kleiner goldener Ohrring. Derselbe kann vom Eigenthümer in der Expedition dieses Blattes abgeholt werden.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: 25. August dem Malermeister Wolgast hieselbst ein Sohn. - 1. September dem Arbeitsmann Lorenz in Kl. Siemz ein Sohn. - 4. September dem Rademacher Runge in Rabensdorf ein Sohn. - 4. September dem Hauswirth Arndt in Gr. Siemz ein Sohn.

Gestorben: 25. August Otto Wrieth vor Schönberg, Arbeitsmanns=Sohn aus Altona, 7 J. 5 M. alt.

Sonntag, den 9. September.
Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.
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Das diesjährige Ente=Dankfest wird nicht am 9. September, sondern am 23. September gefeiert werden.
Die Umfahrt beginnt Montag den 10. September.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Sept.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
4.
5.
6.
34.37
32.26
35.40
7.0
10.0
11.8
13.3
17.0
16.0
WSW
S
SW
2
1
1
zieml. heiter.
wolkig.
-

Am 3., 4. u. 5. Sept. 66,15 u. 14 Cubz. Regen auf 1 Qf.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. - - Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 7 - 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Blumenkohl d. Kopf3 - 4 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste12 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat22 - 23Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen21 - 22Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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