No. 70
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. August
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 70 Seite 1]

Alle im Jahre 1845, und zwar vom 1. Januar bis 31. Dezember, beide Tage einschließlich, gebornen jungen Leute männlichen Geschlechts werden, um Zwecks der bevorstehenden Militär=Aushebung angeschrieben zu werden, hiermit geladen, am

Freitag, den 14. September,
Morgens 9 Uhr,

vor Großherzoglicher Landvogtei zu erscheinen, zugleich auch angewiesen, unfehlbar ihre Taufscheine mitzubringen.
Für diejenigen jungen Leute, welche auf Wanderung oder sonst behindert sind, am gedachten Tage persönlich zu erscheinen, muß einer der Angehörigen oder der Vormund sich einfinden und den Taufschein produciren.

Schönberg, den 27. August 1866.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.


- Neustrelitz, 26. August. Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog ist gestern von Dresden zu einem längeren Besuche hier eingetroffen. (N.Z.)
- Am letzten Sonnabend hat der König von Preußen die Deputation des Abgeordnetenhauses empfangen, die ihm die Adresse überreichen sollte. Der König ließ dieselbe durch den Präsidenten des Hauses verlesen und beantwortete sie in der freundlichsten Weise, nachdem er seine Freude über die fast einstimmige Annahm der Adresse geäußert hatte. "Was die Indemnität betreffe, sagte der König, so sei damit nichts Neues gesagt, ob man die Sache mit diesem Wort oder als Entlastung bezeichne, sei gleichgültig. Die Regierung habe gewissenhaft für das Staatswohl gesorgt, habe nicht anders handeln können und würde im ähnlichen Falle nie anders handeln. Aber der Fall werde nie wieder eintreten, davon sei er fest überzeugt. Mit Recht sage der Schluß der Adresse, daß Preußens König und Volk in allen großen Momenten ihrer Geschichte einig gewesen wären. Diese Einigkeit bestehe jetzt und für die Zukunft, welche die großen Fragen Preußens und Deutschlands zur Entscheidung bringe." Alsdann verneigte sich der König und entließ die Deputation.
- Das von Bayern an Preußen abzutretende Gebiet beschränkt sich auf die Bezirke Orb, Gersfeld, Hilders und Tann in Unterfranken, welche 40,000 Einwohner zählen.
- Mit drei Extra=Zügen wurden die Strelitzer Truppen nach Leipzig befördert. Das Contingent besteht aus einem Bataillon Infanterie in der Stärke von 13 Offizieren und 930 Mann mit 8 Proviant= und Munitions=Wagen, einer Batterie Artillerie mit 3 Offizieren, 150 Mann, 118 Pferden, 16 Bagage=Wagen und einer Proviant= und Munitions=Colonne.
- Die Fürstin Caroline von Reuß=Greiz soll 60,000 Thaler Kriegs=Contribution an Preußen zahlen.
- Die Gesammt=Summe der von Oesterreich und dessen deutschen Verbündeten an Preußen zu zahlenden Kriegs=Contributionen beträgt 62 1/2 Millionen Thaler.
- In dem letzten Kriege gegen Preußen hat Oesterreich nur 8 Offiziere und 391 Mann zu Gefangenen gemacht.
- Am 24. d. hielt der Rest des Bundestages in Augsburg seine letzte Sitzung. Er beschloß, da er nach den Erfolgen des letzten Krieges nicht mehr existiren könne, seine Auflösung den auswärtigen Regierungen anzuzeigen.
- Die kriegsgerichtlichen Untersuchungen in Wien dauern noch immer fort. So wurden neuerdings wieder 85 Offiziere, die auf ihr Ehrenwort, nicht mehr gegen Preußen zu kämpfen, aus der Gefangenschaft in ihre Heimath entlassen wurden, vor das Forum des Kriegsgerichts geladen.
- Bismarck hat den sächsischen Friedens=Vorschlag verworfen und fordert die vollständige Militär=Hoheit in Sachsen und Besetzung dessen Festungen incl. Dresden durch preußische Truppen.
- Am 27. d. hat auch das Großherzogthum Oldenburg den Alliance=Vertrag mit Preußen unterzeichnet.
- Das französische Lager bei Chalons ist aufgehoben und die Truppen kehren in ihre Garnisonen zurück.
- Die österreichische Nord=Armee hat in dem letzten Krieg 1900 Offiziere verloren.
- Hannover'sche Damen unterzeichnen ein Abschieds=Album an ihre Königin. Einige haben auch eine Eingabe an die Königin=Wittwe von Preußen um deren gute Verwendung für die hannover'sche Königs=Familie abgeschickt.
- Die preußische Regierung soll die Absicht haben, sämmtliche Contingente der norddeutschen Staaten dadurch zu einem einheitlichen Wehrsysteme zu gestalten, daß sie dieselben sämmtlich preußischen Commandeuren unterordnet. Bisher standen nur in Mecklenburg=Strelitz, Sachsen=Coburg, Sachsen=

[ => Original lesen: 1866 Nr. 70 Seite 2]

Altenburg und Waldeck preußische Offiziere an der Spitze der betreffenden Truppen.
- Die Conferenzen behufs definitiver Regelung der Zoll=Angelegenheiten durch Gründung eines deutschen Handels=Bundes sollen unter Theilnahme süd= und norddeutscher Staaten unmittelbar nach Ratification der Friedens=Verträge stattfinden. Man hofft, daß das Resultat noch vor Ablauf der auf sechs Monate erneuerten Zollvereins=Verträge erreicht werden könne.
- Bei der bevorstehenden Friedens=Verhandlung zwischen Oesterreich und Italien soll auch die Herausgabe des von der italienischen Regierung mit Beschlag belegten Privat=Vermögens des Großherzogs von Toscana, sowie der Herzöge von Modena und Parma und wo möglich auch des Königs Franz II. zur Sprache gebracht werden. Da nun diese Friedens=Verhandlung unfehlbar zur Folge haben wird, daß Oesterreich das Königreich Italien anerkennt, so kann auch die Erfüllung der Bedingung, an welche die italienische Regierung bis jetzt die Herausgabe des Privat=Vermögens der depossedirten Fürsten knüpfte, nämlich deren Verzichtleistung auf eine Restauration, keine besondere Schwierigkeit mehr verursachen.
- Die Kaiserin von Mexico soll zu Napoleon gesagt haben: "Wenn Euer Majestät Ihre Hand von der mexicanischen Regierung abwenden, so ist dies geradezu Kindsmord, denn Sie sind der Schöpfer der neuen Dynastie."
- Unter den Opfern des jüngsten Krieges befinden sich auch zwei Brüder des bekannten Militair=Schriftstellers Wilhelm Rüstow, nämlich Cäsar Rüstow, preußischer Infanterie=Major, fiel bei Rostorf am 4. Juli, und Alexander Rüstow, preußischer Artillerie=Major, starb am 25. Juli zu Hortzig an seinen Wunden aus der Schlacht bei Königsgrätz. Beide sind auch als Schriftsteller bekannt geworden.
- Dem jungen König von Bayern scheint das Schweizerleben außerordentlich zu behagen. Er ist schon wieder in Zürich gewesen, dießmal aber nicht im Hotel Baur am See, sondern im Schwert abgestiegen, um nicht erkannt zu werden.
- In der Münze zu Berlin werden jetzt Siegesthaler geprängt. Es befindet sich auf denselben das Bildniß des Königs mit einem Lorbeerkranz geschmückt.
- Der Kaiser von Oesterreich will einen Theil seiner vielen Schlösser verkaufen. Der Finanzminister ist von seinem Vorschlag, für 150 Millionen Staatsnoten herzustellen, abgegangen und hat die Summe auf 90 Mill. vermindert.
- Die Festung Mainz wird in Zukunft nur von preußischen Truppen besetzt werden. Schon vor einigen Tagen haben die Preußen ihren Einzug in die Festung gehalten.
- Die Einwohner von Oberhessen wollen nicht bei Darmstadt bleiben, sondern verlangen, preußisch zu werden.
- Der Kurfürst von Hessen denkt daran, sich in der freien Schweiz ein schönes Plätzchen auszusuchen, um daselbst ruhig zu leben.
- Ueber den Ausfall der diesjährigen Seiden=Ernte in Europa liest man, daß der Ertrag etwa ein Viertel größer wie im vorigen Jahre, die Güte dagegen geringer ist.
- Die Rinderpest, welche auch in England noch ihre Opfer fordert, hat neuerdings in Holland wieder zugenommen.
- In London producirt sich gegenwärtig ein blinder Knabe, der Alles, was er Musikalisches hört, sofort auf dem Klavier nachspielt.
- Bei der Uebersiedelung der Verwundeten von einem Lazareth in Berlin in das andere verlangte ein dort behandelter Ungar auch mitgenommen zu werden, was aber nicht geschehen konnte, da derselbe eine Schußwunde im Kopf hatte und nach der Ueberzeugung des Arztes ihm der Transport gefährlich sei. Als man, statt dem Ungar das zu sagen, demselben bedeutete, daß nun jeden Augenblick Befehl zu seiner Rückführung nach Oesterreich gegeben werden könne, erwiederte er sehr treuherzig: "Nix zurückkehre nach Oesterreich, nix mehr dienen Kaiser da, nun diesen Kaiser hier."
- In Brünn fand vor einigen Tagen eine rührende Abschieds=Scene zwischen einem Slovaken=Jungen von ungefähr zwölf Jahren und seiner um mehrere Jahre älteren Schwester statt. Der Knabe kommt nämlich in den Dienst eines preußischen Prinzen und fuhr in voller Nationaltracht per Hof=Waggon nach Berlin ab, während seine Schwester daheim bleiben muß. Sie sagte weinend zu ihrem scheidenden Bruder: "Dir geht es besser, als mir, ich muß bei Bauern dienen!"
- In Berlin fordern dankbare Schüler zu milden Gaben auf, um ihrem unvergeßlichen Lehrer Adolf Diesterweg einen Denkstein an seinem Geburtstage, 28. October, auf sein Grab zu setzen. Der Aufruf ergeht an alle deutschen Lehrer, die von ihm gelernt haben. Sollte ein Ueberschuß verbleiben, so soll dieser für die Pestalozzistiftung verwendet werden.
- Den verderblichen Spielhöllen mit ihren goldenen Prunkgemächern in Wiesbaden und Homburg wird nun auch wohl bald die letzte Stunde geschlagen haben. Im preußischen Staate wurde dergleichen lange nicht mehr geduldet und es ist zu beklagen, daß schon so lange in Deutschland französische Spielpächter durch das sündliche Spiel sich bereichern durften. Es heißt freilich auch oft: wie gewonnen, so zerronnen.
- Die Volkszählung in Neuseeland ergab, daß unter den europäischen Bewohnern dieser Colonie zweimal mehr Männer als Weiber sind. Man wünscht daher dringend eine große Zufuhr von "robusten, kräftigen und fleißigen Frauen."
- Das kleinste Fahrzeug, welches jemals die Fahrt zwischen Europa und Amerika gemacht hat, liegt augenblicklich in der Themse in London und interessirt alle Seekundigen auf's Lebhafteste. Es ist von Eisen gebaut, 27 Fuß lang, 6 Fuß breit und hat nur zwei Mann an Bord, den Capitän Hudson, welcher früher in der amerikanischen Flotte diente, und seinen Gefährten Fitch. Am 9. Juli verließ das Schiffchen Newyork und erreichte trotz ungünstigen Wetters schon am 14. August die englische Küste.
- Die Hebung der während des Krimkrieges im Hafen von Sebastopol von den Russen versenkten Kriegsschiffe dauert noch immer fort. Zwar sind die Dampfer und kleineren Fahrzeuge emporgebracht, aber die Linienschiffe mußten im Wasser gesprengt und zunächst die oberen Theile zu Tage gefördert werden. Gegenwärtig arbeitet man an der Hebung der Schiffböden, die schon sehr hoch mit Schlamm bedeckt sind. Unlängst hob man den Boden des Linienschiffes "Zwölf Apostel", es liegen aber noch zehn andere auf dem Meeresgrunde. Bei diesen Arbeiten sind vierzig Mann, darunter zehn Taucher, beschäftigt.
- Der sonst sehr ruhige Ort Ringelheim in Hannover wurde am 23. d. durch das Bekanntwerden eines schauderhaften Verbrechens in furchtbare Aufregung versetzt. Ein Arbeiter fand nämlich am frühen Morgen dieses Tages den 19jährigen Heinrich Haverlah aus obigem Orte durch 7 Messerstiche in Brust und Leib verwundet und mit eingeschlagenem Schädel auf einer Wiese bei Othfresen. Derselbe wurde durch ärztliche Hülfe so weit zum Bewußtsein gebracht, daß er den Thäter angeben konnte, erlag aber schon Nachmittags unter unsäglichen Schmerzen seinen Wunden. Der Mörder, Heinrich Heinke aus Gitter, wurde sofort verhaftet und hat auch dem betreffenden Gensdarmen seine Unthat eingestanden. Als Motiv gab er an, daß ihm sein Vater zu seiner in Aussicht genommenen Verheirathung mit der Schwester des Ermordeten den Hof nicht abtreten wolle, er habe sich daher vorgenommen, seinen Schwager, welcher zwei Höfe besaß, aus den Weg zu schaffen, damit seine Braut als einzige Erbin in den Besitz des Vermögens ihres Bruders käme. Er habe Letzteren zu diesem Zweck ersucht, ihn Nachts nach Hause zu begleiten und ihn unterwegs angefallen.
- Für die Neger des östlichen Afrika ist die

[ => Original lesen: 1866 Nr. 70 Seite 3]

Elephanten=Jagd eine sehr ernste Beschäftigung, zu welcher es einer langen Vorbereitung im Wurfspießwerfen und vieler geheimnißvoller Formeln bedarf. Die Woche, welche der Jagd vorausgeht, wird mit Singen, Tanzen und Trinken hingebracht. Während der Jagd selbst sind die Frauen der meist in Truppen von 15 bis 20 Mann ausziehenden Jäger sehr strengen Gesetzen unterworfen, namentlich dürfen sie nicht schwelgen, sich nicht putzen, nicht aus dem Hause gehen, ja sogar nicht einmal eine Pfeife rauchen, obschon sie den Tabak leidenschaftlich lieben. Wenn ihr Betragen zu irgend einem Tadel Veranlassung gibt, wird der Mißerfolg der Jagd ihnen zur Last gelegt und die härtesten Strafen erwarten sie. Die List der Jäger geht zunächst darauf aus, einen Elephanten von der Heerde zu trennen. Wenn dies gelungen, ist das Thier auch in der Regel verloren und von zahllosen Lanzen durchbohrt, stirbt es an Blutverlust. Man schneidet ihm zuerst die Elfenbeinzähne aus und verzehrt sodann das Mark der großen Knochen. In einem großen Festmahle wird später das übrige Genießbare von dem Körper des Riesenthieres verspeist und dann kehrt die Schaar mit den Sieges=Trophäen beladen an den häuslichen Herd zurück.
- Auf den "Neuen Hebriden" in Australien steht die Menschenfresserei in Blüthe. Die europäischen Bewohner des dortigen englischen Etablissements haben schon seit einiger Zeit dasselbe ganz aufgegeben und sich unter dem Schutz der französischen Behörden in Caledonien angesiedelt. Durch ein im vergangenen Mai vor den "Neuen Hebriden" landendes Schiff der englischen See=Division wird constatirt, daß jetzt die Bewohner in Ermangelung der Europäer, die sie nicht mehr zu ihrer Nahrung zur Verfügung haben, sich selbst unter einander auffressen. Auf einer der Inseln hat binnen Jahresfrist die eine Hälfte der Bevölkerung die andere verzehrt. Die Eingebornen dieses fernen Archipels betreiben übrigens ihre blutige Nahrungsweise mit einem gewissen System, denn ein von dem englischen Schiffs=Commandanten befragter Greis sagte, daß sie erst damit angefangen hätten, die Kinder zu verzehren, sodann wäre an die jungen Frauen die Reihe gekommen und endlich hätten die stärkeren Männer die Schwächeren verschlungen.
- In einem Görlitzer Lazarethe befand sich ein österreichischer Corporal mit zerschossenem Arm, der schon mehrfach durch seine unangenehme Art, sich und die großen Erfolge der Oesterreicher im letzten Kriege auf Kosten der Tapferkeit und Geschicklichkeit der Preußen herauszustreichen, die Aufmerksamkeit seiner Umgebung erregt hatte, ohne daß jedoch dagegen eingeschritten wurde. Als er aber kürzlich gegen den dienstthuenden Unteroffizier und Posten grob wurde, sperrte man ihn zur Strafe in ein Zimmer allein. Abends bemerkte der Wärter, daß er die Füllung der Thür ausgesägt und vorläufig mit Brodkrumen wieder eingekittet hatte. Da nun der dringende Verdacht vorlag, er habe einen Fluchtversuch für die nächste Nacht vorbereitet, so wurde er abermals umquartiert. Hier zerschnitt er Bettlaken und Decken, dreht einen Strick daraus und ließ sich daran, trotz seines kranken Arms, vom zweiten Stockwerk herab bis in's erste; hier lag ein mit Gespensterfurcht behafteter Oesterreicher, der nun einen fürchterlichen Lärm aufschlug, in Folge dessen einige Wärter herbeieilten und dem vor'm Fenster Hängenden dasselbe öffneten. Mit einem Satze sprang er über die Wärter hinweg in's Zimmer, flüchtete aus diesem durch die Corridore und verschwand im nächsten Gebüsch. Der Lärm hatte aber bereits den Posten mit geladenem Gewehr herbeigerufen, dessen Lockruf unser braver Oesterreicher nicht widerstehen konnte. Er kam hervor, wurde arretirt und sitzt jetzt im Kaisertrutz.
- Während der jüngsten Durchmärsche preußischer Soldaten durch Znaim sah man eines Tages unter einer preußischen Brigade eine Menge von Soldaten, welche Geschwülste auf den Händen und im Gesichte trugen, deren Entstehung man sich nicht erklären konnte. Ich befand mich damals zufällig in dem von Znaim etwa dritthalb Stunden entfernten Orte Wolframnitzkirchen, als grade jene Truppe dort lagerte, um dann ununterbrochen weiter bis in die nächste Nachtstation zu marschiren. Neugierig, was die merkwürdige Erscheinung so vieler geschwollener Preußen zu bedeuten habe, fragte ich einen Fähnrich, der gleichfalls mit dieser Zierde im Gesichte bedacht war, um die Entstehung derselben. Dieser erzählte, die Brigade, wozu auch sein Regiment gehöre, sei Tags zuvor etwa zwei Stunden hinter Schellentau gegen Budwitz zu in einem kleinen Dorfe zum Mittagsmahle gelagert gewesen und seine Compagnie hatte sich gerade im weichen Rasen eines an der Straße gelegenen Gartens niedergelassen, in dessen Mitte sich ein Bienenhaus mit 5 Stöcken befand. Der Tag war ein herrlicher und die flogen im ganzen Garten zahllos umher. Während des Abkochens brachte eine Biene plötzlich einem Soldaten, der unsern vom Bienenhause schlief, einen schmerzlichen Stich im Gesichte bei. Der Soldat sprang auf und hatte im ersten Zorn nichts eiligeres zu thun, als sein Zündnadelgewehr auf einen der Bienenstöcke abzuschießen. Auf diesen Schuß brachen sämmtliche Bienen nicht nur aus den beschädigten, sondern auch aus allen andern Stöcken hervor und stachen mit solcher Wuth auf die Schlafenden und wachenden Preußen los, daß denselben, nachdem sie sich über den Vorgang zurechtgefunden und die Bienen mit allem, was ihnen zur Hand war, besonders aber mit ihren Mänteln von sich abzuwehren gesucht hatten, nichts übrig blieb, als die Flucht zu ergreifen und den Garten zu verlassen. Von der ganzen Compagnie waren nur siebzehn Mann unbeschädigt aus dieser Affaire gekommen. "sehen Sie, meinte der Fähnrich gutmüthig, wenn sich die verd--- Bienen gehörig dressiren und einexerciren ließen, könnten sie einen ganz respectablen Gegner unserer Armee abgeben." - "Wenn man sie nicht zwingen würde, in den - norddeutschen Bund einzutreten," meinte ein blutjunger Tambour, während er sich die rothgestochene Wange rieb.


Für die verwundeten preußischen Krieger eingegangen:
23. August durch Herrn Pastor Gerling 24 Schillinge.
Kämpffer.

Für die verwundeten Krieger sind ferner bei mir eingegangen: Von Marie Baade hieselbst 10 Thlr., vom Ackerbürger Grevsmühl 1 Thlr., aus Gr. Bünsdorf 1 Thlr., aus Lübseerhagen 2 Thlr., aus Rünz 5 Thlr. Summa 19 Thlr.
Schönberg, 30. August 1866. August Spehr.


Anzeigen.

Der Landkasten in Rostock vergütet für die ihm gemachten Anleihen vier Procent vom Tage der Einzahlung des Geldes und gibt dadurch, daß sämmtliche Mecklenburg=Schwerin'sche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und die städtischen Besitzungen zur ersten Hypothek für die Rückzahlung des Kapitals nach halbjähriger Kündigung gesetzlich verhaftet sind, die größte Sicherheit für diese überdies kostenfreien Anleihen.
Schönberg, den 22. August 1866.
Kindler, Advokat.


Die Inhaber von Loosen zur diesjährigen Tombola verweisen wir auf die den heutigen "Anzeigen" beiliegende Gewinn=Liste.
Die Gewinne sind gegen Abgabe der Gewinn=Loose beim Tabaks=Fabrikanten Herrn Stüve in Schönberg abzufordern.
Die Aeltesten der Schützen=Zunft.


Aromatische Gichtwatte bei allen rheumatischen Leiden unfehlbar wirkend, empfiehlt à Packet 8 u. 12 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Bergmann's Barterzeugungstinctur unstreitig sicherstes Mittel, binnen kürzester Zeit bei selbst noch jungen Leuten einen starken und kräftigen Bartwuchs hervorzurufen, empfiehlt à Flc. 16 u. 32 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 70 Seite 4]

Brust=Bonbons Franz Stollwerck
aus der privilegirt. Fabrik von Franz Stollwerck, Königl. Hoflieferant in Köln a. Rh.

Ein sich stets bewährendes, dabei angenehmes Hausmittel gegen Husten, Heiserkeit, rheumatische und chronische Catarrhe, so wie alle Hals= und Brust=Affectionen. Für die vollkommene Vereinigung der vorzüglichsten, den Respirations=Organen zuträglichen Kräutersäften mit dabei gleichzeitig magenstärkenden Eigenschaften wurde das Fabrikat von vielen hervorragenden ärztlichen Autoritäten empfohlen, sowie mit Preis= und Ehren=Medaillen prämiirt. - Es befinden sich Depots dieser Specialität in fast sämmtlichen Städten des Continents. - Lager à 6 1/2 Schilling (Mecklenburg) á Paquet in Schönberg bei Carl Bade.


Sonntag, den 2. September:
Kirchen=Concert
Zum Besten der preußischen Invaliden und der Familien gefallener Krieger in der Kirche zu Schönberg.
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Programm:
1) Fest=Präludium für die Orgel von Volkmer, vorgetragen von Herrn Organisten Meyer.
2) Arie für Alt aus "Elias" von Mendelssohn=Bartholdy, vorgetragen von Frau Schoeps aus Schlesien.
3) Adagio für Violine von Beethoven, vorgetragen von Herrn Weißensee aus Ratzeburg.
4) Terzett aus "Elias", gesungen von den Damen: Frau Schoeps, Frau Rector Groth, Fräulein Glaser, Fräulein Louise und Emilie Rusch.
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5) Fantasie und Fuge für die Orgel, componirt und vorgetragen von Herrn Meyer.
6) Arie für Alt, comp. von A. Stradella, vorgetragen von Frau Schoeps.
7) Adagio für Violine von Mozart, vorgetragen von Herrn Weißensee.
8) Recitativ und Arie für Alt aus "Paulus" von Mendelssohn=Bartholdy, vorgetragen von Frau Schoeps.
9) Präludium und Fuge für Orgel von J. S. Bach, vorgetragen von Herrn Meyer.
Anfang 5 Uhr Nachmittags.
Entrée nach Belieben.


Concert=Anzeige.
Unter Leitung des Herrn Mette und unter gütiger Mitwirkung der "Ratzeburger Liedertafel", des "Feierabend" und der hiesigen Musiker wird der hiesige Gesang=Verein am
Sonntag, den 2. September, in der Domkirche ein Concert zur Aufführung bringen.
Der Ertrag desselben ist zum Besten solcher bestimmt, die durch den Krieg hülfsbedürftig geworden!
Programm.
1) Orgelsatz.
2) Arie aus "Paulus" für Sopran mit Orgel=Begleitung von Mendelssohn.
3) Choral: "Ein feste Burg" für gemischten Chor.
4) Solo=Quartett aus "Requiem" von Mozart.
5) Der 24ste Psalm für Männer=Stimmen von H. Mette.
6) Sopran=Solo: "Ich suche dich, Herr!" mit Orgel=Begleitung von A. Hesse.
7) Der 42ste Psalm für gemischten Chor mit Instrumental=Begleitung von Mendelssohn.
Anfang des Concerts Nachmittags 4 1/2 Uhr. Eintritts=Karten à 8 Schillinge sind bei Herrn Mette und dem Unterzeichneten, sowie an der Eingangsthür des Domes vor Beginn des Concerts zu haben.
Domhof=Ratzeburg, den 28. August 1866.
Im Auftrag: Hennies.


Von den von mir ausgespielten Gegenständen fiel das Thee=Service auf Nr. 180, das Kaffee=Service auf Nr. 73 und die Tassen auf Nr. 155.
J. H. Schäding sen.


Den An= und Verkauf von Landstellen in verschiedenen Größen vermittelt Heinr. Frentz in Grevesmühlen.


Am Montag, den 3. September, werde ich auf meinem Felde Rapsschoten verbrennen. Zugleich mache ich bekannt, daß vom letzten Brande her noch ein Feuerküben und drei alte Feuereimer bei mir stehen geblieben sind, die der Eigenthümer zurückerhalten kann.
Schulze Burmeister in Kleinfeld.


Mit Putz= und Waschleder, sehr schön, um Fenster und Wagen zu waschen und damit nachzupoliren, ferner um Gold= und Silbersachen, Spiegel, Möbel und dergleichen zu poliren, empfiehlt sich bestens Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Schönberg.


Am 3. und 4. September dieses Jahres findet ein Scheibenschießen "nach Gewinnen" statt, wozu Unterzeichneter ergebenst einladet.
Campow, den 25. August 1866.
Knabjohann, Krüger.
Büchsen werden geliefert.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, den 2. September.
Frühkirche: Pastor Fischer.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
28.
29.
30.
34.70
31.13
32.87
13.7
11.4
9.8
18.9
16.4
14.8
SSW
SSW
S
1
1
2
zieml. heiter.
trübe.
wolkig.

Am 28. und 29. fielen 2 und 38 Cubz. Regen auf 1 Qf.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. - - Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Blumenkohl d. Kopf3 - 4 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen19 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Gerste12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 - 11Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat22 - 23Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen21 - 22Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 70 Seite 5]

Gewinn=Liste
zur
Tombola 1866.

Vignette

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

[ => Original lesen: 1866 Nr. 70 Seite 6]

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Vignette

 

 

 

 

 

 

 

 


Buchdruckerei von L. Bicker, Schönberg Meckl.


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