No. 67
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. August
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 67 Seite 1]

- Neustrelitz, 15. August. Heute Morgen 6 Uhr hat der von allen Seiten lang erwartete und vorbereitete Ausmarsch unseres Contingents stattgefunden; das Infanterie=Bataillon mit dem Train ging vorauf, die Batterie schloß den Zug. Die Truppen haben die Bestimmung, sich in vier, durch einen Rasttag unterbrochenen Tagemärschen über Mirow, Wittstock, Perleberg nach Wittenberge zu begeben, um von da mit der Bahn über Magdeburg zunächst nach Leipzig befördert zu werden. Die Betheiligung unserer Einwohnerschaft war natürlich sehr lebhaft; auch von auswärts waren Manche herbeigekommen; viele gaben zu Fuß, einige zu Pferde oder zu Wagen den Abziehenden bis in die nächsten Dörfer das Geleite, und an thränenreichen Scenen des Abschieds fehlte es nicht. Die ganze Ausrüstung, die Haltung und das Aussehen unserer Truppen wird, das dürfen wir erwarten, in der Fremde unserm Lande keine Schande machen, und sollte die weitere Entwickelung der politischen Dinge ihnen Gelegenheit geben, vor dem Feinde ihre Tapferkeit zu bewähren, so wünschen und hoffen wir alle, daß sie - wie seine Königliche Hoheit der Großherzog gestern Abend beim Appell zu ihnen sagte - - "die Erinnerung an die Lorbeern des Strelitzer Husaren=Regimentes von 1813 und 14 durch neue Thaten wieder auffrischen werden." - Die Ankunft des Contingents in Leipzig dürfte am 21. August erfolgen.
- Schon hieß es überall: die Franzosen kommen, um sich ein Stück deutscher Erde zu holen und Küche und Keller zu leeren. Vor der Hand ist's aber nur ein Schreckschuß gewesen und die Franzosen vergnügen sich in ihren eigenen vier Fählen. Man will sogar behaupten, Napoleon habe nicht im Entferntesten daran gedacht, eine bestimmte Forderung auszusprechen, noch weniger mit der deutschen Nation Krieg anzufangen, da er mit Preußen auf so gutem Fuße stehe und selbst wünsche, daß sich Deutschland bald eines dauerhaften Friedens erfreuen möge. Das zwar könne und wolle er nicht leugnen, daß er auf das Großherzogthum Luxemburg ein Auge geworfen, zumal dieses selbst nicht länger Lust habe, bei Deutschland zu bleiben. Allein er stehe auch von dieser Neigung ab, wenn man es nicht für gerathen finde. Die Franzosen sind doch immer artige Leute und der artigste darunter der Kaiser.
- Der König von Preußen hat am 16. d. seinen Minister Graf Bismarck ermächtigt, der preußischen Landesvertretung einen Gesetz=Entwurf zur verfassungsmäßigen Genehmigung vorzulegen, in welchem die Einverleibung Hannovers, Kurhessens, Nassau's und Frankfurts ausgesprochen wird. Somit wäre denn das Schicksal dieser Länder entschieden.
- Was Schleswig=Holstein, sowie andere "Gegenstände", die noch zu erledigen sind, angeht, so bleiben die Eröffnungen darüber vorbehalten, bis der Friede abgeschlossen sein wird.
- Die Friedens=Verhandlungen in Prag sollen einen äußerst günstigen Verlauf nehmen, die preußischen Vorschläge nur wenig von den österreichischen abweichen. Der preußisch=österreichische Zollvertrag soll in Kraft bleiben.
- Württemberg hat sich verpflichtet an Preußen 8 Millionen Gulden zu zahlen, wovon 700,000 Gulden als Ersatz für die Besetzung von Hohenzollern gerechnet sind. Auch das Großherzogthum Hessen hat sich dazu verstanden, eine Contribution von 7 Millionen Gulden zu zahlen. Wegen Abtretung von Oberhessen wird noch unterhandelt. Württemberg ist noch glimpflich weggekommen in den Friedensverhandlungen.
- Von Bayern verlangt Preußen eine Kriegsentschädigung von 25 Millionen Gulden, die Abtretung eines Theils von Oberfranken und des nördlichen Theils von der Rheinfalz. Der König von Bayern berathet darüber mit seinen Ministern.
- Wie glaubwürdig verlautet, ist in den von Preußen eroberten Ländern des nördlichen Deutschlands die Huldigung in nicht ferner Zeit in Aussicht genommen.
- Se. Exc. der Großherzoglich Strelitz'sche Staatsminister v. Bülow ist in Schwerin eingetroffen.
- Die Feier eines eigenen Friedens=Festes in Preußen steht nach völlig abgeschlossenem Frieden für das ganze Land bevor. Die Feier ist eine kirchliche und wird sich den nach früheren Friedensschlüssen begangenen sicher würdig anreihen.
- Die Reihe der Festlichkeiten zur preußischen Sieges=Feier hat am 16. d. in Berlin begonnen. An diesem Tage fand im Kroll'schen Locale das "Drei=Preußen=Fest" zu Ehren des Grafen Bismarck, des Kriegs=Ministers v. Roon und des Generalstabs=Chefs v. Moltke statt. Das Fest war ein sehr heiteres, da auch der gute Humor mit zu Tische geladen war, wie schon die Speisen=Karte beweist, welche lautete: Suppe Gastein, in Schleswig=Holstein eingebrockt. Ochsenzartes aus den preußischen Marschen. Reinlachs, sie sollen ihn nicht haben! Ostender Steinbutte, Geht uns nichts an! Blumenkohl á la Beust, ausnahmsweise mit Wiener Würstchen. Schoten, im Stillen zu genießen. Rehzimmer aus Schloß Nikolsburg. Junge Puten, denen der Kamm zu sehr geschwollen war. Salat (italienischer). Eis=Panachée - Reichs=Armee! Dessert, Knackmandeln für den Friedensschluß. - Die Auswahl der Weine war folgende: Rothwein, das natürliche Getränke der Norddeutschen. Bordeaux. 1858er Chateau Citron; Marke: Hurrah Preußen! 1858er Chateau Leoville; Marke: Königsgrätz! Zündnadel! Rheinwein, eigenes Gewächs. 1857er Rüdesheimer; Marke: Affenthaler Geschwindigkeits=Wein. 1857er Johannisberger; Marke:

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Main=Linie. Champagner. Jaquesson, Adler=Wein. Fleur de Bouzy.
- Daß die preußische Regierung auch die Möglichkeit eines Winter=Feldzuges nicht aus den Augen verliert, scheint daraus hervorzugehen, daß von ihr 200,000 Soldaten=Mäntel und eben so viele Handschuhe bestellt worden sind.
- Der König von Sachsen hat Lust, seine Krone niederzulegen, wenn er über seine Armee, über die Vertretung nach Außen und über Post=, Telegraphen= und Eisenbahnwesen nichts mehr zu sagen haben soll.
- Die preußische Regierung ist bereits darauf bedacht, für die Verhandlungen des norddeutschen Reichstags in Berlin die geeigneten Räume ausfindig zu machen. Wahrscheinlich wird das königliche Schloß den Sitzungs=Saal hergeben müssen.
- Die Kaiserin Charlotte von Mexiko hat ihren Auftrag an den Kaiser Napoleon ausgerichtet. Sie hat gebeten, daß der Kaiser seine Truppen doch wenigstens bis zum nächsten April in Mexiko lasse, daß er zu einer neuen Anleihe behülflich sei und daß er den Marschall Bazaine von seinem Posten abberufe, da er ihrem Gemahl keine Stütze, sondern ihm überall in seinen besten Bestrebungen und Einrichtungen hinderlich sei. Könnten diese drei Wünsche nicht erfüllt werden, so wolle der Kaiser dem Thron entsagen und nach Europa zurückkehren.
- Die Voraufnahmen des Magistrats zur demnächst im Fürstenthum Ratzeburg beginnenden Volkszählung haben ergeben, daß die Stadt Schönberg gegenwärtig 236 bewohnte Häuser, 4 Hinterhäuser und 4 bewohnte Buden zählt; 15 Häuser sind im Bau. In den Häusern finden sich 673 Haushaltungen.
- Die Verlust=Liste der sächsischen Armee zählt 265 Todte, worunter 27 Offiziere, 1302 Verwundete, unter denen 53 Offiziere, und 596 Vermißte, im Ganzen also 2163 Mann.
- In den Gewölben der Bank von Frankreich sind über 200 Millionen Werthe aller Art aufgehäuft, die von Deutschen während des Krieges deponirt wurden. Der König von Sachsen hat etwa 10 Millionen dort.
- Man will bemerkt haben, daß sich in diesem Jahre die Zugvögel ungemein früh zur Abreise rüsten. Die Schwalben haben uns auch bereits verlassen.
- Die Baiern stellen Vergleiche zwischen der beim preußischen und ihrem eigenen Militair herrschenden Höflichkeit an. Bei einer Gelegenheit, wo drei Wagencolonnen in einer Straße in Unordnung gekommen waren, rief ein Offizier einem unachtsamen Fuhrweser zornig zu: "aber Donnerwetter, wo haben Sie denn Ihre Augen wieder?" In's Baierische übersetzt würde das lauten: "Du Himmels . . . von einem Bauernlümmel, ich hau dir den Schädel auseinander, wo fährst denn wieder hin, du Vieh du dumm's!"
- Für ein Paar Stiefeln 1200 L., also circa 8000 Thaler, zahlen, ist gewiß ein schöner Preis, und doch hat Mr. Jones, ein Landmann in Melborne (Australien), mit Freuden so viel dafür gegeben. Er besaß nämlich zwölf Actien der Sir William Don=Gesellschaft und als es eines Tages hieß, die Gesellschaft sei bankerott und die Actien keinen Pfennig werth, hielt Mr. Jones es für ein sehr gutes Geschäft, für zwölf Actien ein paar Stiefeln erhandeln zu können. Aber wenige Tage darauf stiegen die Actien auf Pari, der Schuhmacher verkaufte die erhaltenen zwölf zum Nennwerth und hatte auf diese Weise ein Paar Stiefeln für 8000 Thlr. an den Mann gebracht.
- Bei Santorin in Griechenland ist eine neue Felsen=Insel aufgetaucht. Zwei schon vor einigen Monaten zum Vorschein gekommene nehmen täglich an Umfang zu.
- Nachbarn hatten schon seit mehreren Nächten wahrgenommen, wie ein Mann den Zaun des Haberberger Kirchhofs in Königsberg überstieg, die Thür eines Gewölbes öffnete und darin verschwand. Die Sache wurde dem betreffenden Polizei=Beamten angezeigt und dieser stellte sich die nächste Nacht auf Wache. Der Geheimnißvolle erschien zur gewöhnlichen Stunde, kletterte über den Zaun, öffnete die bezeichnete Thür mit Leichtigkeit, trat ein und schloß das Gewölbe wieder hinter sich. Nach einer Weile begab sich dann auch der Beamte, welcher sich von dem Todtengräber den richtigen Schlüssel verschafft hatte, mit einer Laterne hinein, doch der Luftzug löschte das Licht aus. Er ließ nun ein kräftiges "Ist hier Jemand?" erschallen, dem aber lautlose Stille folgte, worauf er mit dem Degen an den Wänden und auf dem Boden umherstieß. Da erhob sich endlich eine Gestalt, die sich, beim Licht gemustert, als ein ganz in Lumpen gehüllter Schlossergeselle erwies, welcher aus Mangel eines anderen Logis schon längere Zeit in dieser Wohnung der Todten auf einem Haufen Menschenknochen, die er mit halbverfaulten Todtenhemden, Todtenlaken etc. gepolstert hatte, übernachtete. Es wurde ihm nun ein festes Logis im Arbeitshause angewiesen.
- Der Kuhhirt aus einem Dorfe vom hannover'schen Harze und sein College vom preußischen Harze hatten seit längerer Zeit ein beschauliches Hirtenleben geführt und oft auf den Bergen und in den Thälern beim Grafen ihrer Kühe mit einander geplaudert und gemeinschaftlich dem Glase zugesprochen. Da führte sie der Ruf für's Vaterland plötzlich aus dem friedlichen Hirtenleben in's wilde Kriegsgetümmel hinaus. Die Hirten=Keule ward vertauscht mit der scharfen Waffe, der blaue Kittel mit dem Waffenrocke, der Hirtenhut mit dem Helme und dem Tschako. Der eine ging zu den Preußen, der andere zu den Hannoveranern. Beide tapferen Söhne der Berge kämpften im wilden Waffentanze bei Langensalza und der Zufall wollte, daß sie die blutige Waffe im Handgemenge gegen einander richteten und eben den Todesstoß vollführen wollten - da schauten sie sich tief in die Augen, die Waffe entsank ihren Armen und mit thränenfeuchten Augen kehrten sie sich den Rücken. Der hannoversche Hirt weidet wieder seine Kühe, der preußische ist weitergezogen mit seiner Schaar. Ob er auch zu seiner Heerde zurückkehren wird? Und dann, welch' herzliches Wiedersehen!
- Nachträglich erfährt man Einzelheiten über den jetzt beendeten Feldzug gegen die Oesterreicher, welche von wahrhaft großartiger Tapferkeit der preußischen Soldaten Zeugniß ablegen. Bekanntlich hat Preußen gegen seine Feinde, denen es so viele Kanonen und Feldzeichen abgenommen, auch nicht ein einziges Geschütz oder eine Fahne verloren. Dies glänzende Resultat war in dem Gefecht bei Trautenau ernstlich gefährdet. Die Oesterreicher hatten eine preußische Fahne erobert und waren damit auf eine Anhöhe geeilt. Da stürzte ein preußischer Soldat mit dem Rufe hervor: "Das darf nicht sein!" und unaufhaltsam jagte er dem feindlichen Fahnenträger nach, es gelang ihm, das theure Feldzeichen wieder zu erobern; mit fünf Wunden kam er zu den Seinigen zurück. Der Soldat, leider ist sein Name nicht genannt, gehört dem Arbeiterstande an und ist aus dem Dorfe Frei=Karlup im Rosenberger Kreise. Die Bewohner des letzteren beabsichtigen dem Tapferen für seine That eine Bauerstelle zu kaufen.
- Nach dem Kampfe bei Königsgrätz gab es auf dem Schlachtfelde manche rührende Scene. Freunde, die sich wiedertrafen, fielen sich um den Hals und küßten sich. Einem der Kämpfer sollte ein solches Wiedersehen während der letzten Minuten des Kampfes noch gefährlich werden. Derselbe, ein Berliner Architekt, traf einen befreundeten Lehrer und reichte ihm die Hand, da kam eine Granate und riß Letzterem den Arm weg. An diesen so verhängnißvollen Händedruck werden Beide wohl ewig denken.
- Wie uns die langen Listen der preußischen Gefallenen und Verwundeten beweisen, sind viele Familien hart durch den Tod lieber Verwandten heimgesucht worden, andere dagegen vollständig von allem Verluste verschont geblieben. So haben sich

[ => Original lesen: 1866 Nr. 67 Seite 3]

u. A. nach der Schlacht von Königsgrätz die sieben Söhne des Ritterguts=Besitzers v. Treskow auf Radojewo in der Provinz Posen am Abende wieder begegnet. Außer dem ältesten, der Hauptmann im 18. Infanterie=Regimente ist, nach dem Sturm auf Düppel mit dem Orden pour le merite decorirt und bei Königsgrätz so leicht blessirt wurde, daß er beim Truppentheil verbleiben konnte, befanden sich alle übrigen Brüder vollkommen wohl und unversehrt. Welch ein Wiedersehen dies sein mußte, wird ein Jeder leicht beurtheilen können.
- Vor der Schlacht von Skalitz legte das Füsilier=Bataillon des 6. preußischen Regiments sein Gepäck ab und nahm nur die Kochgeschirre, in denen sich Fleisch und Reis befand, am Leibgurt tragend mit in's Feuer. Einer der Füsiliere erhielt bei Erstürmung des Berges vor Skalitz einen Schuß in die rechte Seite. Zufällig war beim Laufschritt das Kochgeschirr an diese Stelle gerückt. Die Kugel blieb im Kochgeschirr, fand sich aber, trotz allem Suchen, nicht vor. Erst als der Füsilier Abends seine Mahlzeit verspeiste, fand er die Kugel im Knochen des nunmehr gekochten Rindfleisches. "Es ist doch gut, daß das Fleisch nicht auf Leberwürsten wächst", sagte er scherzend zu seinen Kameraden, "sonst steckte die Kugel in meiner Seite."
- Eine eigenthümliche Geschichte beschäftigt gegenwärtig die Hamburger Polizei. Ein dortiger Bürger machte nämlich die Anzeige, daß ein aus Lübeck gebürtiger, 28 Jahre alter Müllergeselle Namens Peters ihm anvertraut hatte, er habe vor längerer Zeit einen bedeutenden Postdiebstahl verübt, bei dem circa 40,000 Thlr. in seine Hände gefallen seien, die er an sicherem Orte vergraben hätte, um erst abzuwarten, bis die Sache in Vergessenheit wäre. Der Dieb wurde sofort verhaftet, gab aber im ersten Verhör an, die Geschichte sei nicht wahr, er habe sie dem Hamburger Bürger nur erzählt, um Geld von ihm zu erhalten. Dieser will aber aus der Erzählung des Müllergesellen den allerdings ziemlich entfernten Platz, an welchem das Geld vergraben ein soll, so genau kennen, daß er ihn ganz gewiß zu finden hofft. Es wäre doch merkwürdig, wenn nach so langer Zeit die Entdeckung eines Vorfalles erfolgte, durch den mehrere Personen unschuldiger Weise ihre Anstellungen einbüßten.
- Eine heitere Episode aus dem Kriegsleben erzählt ein preußischer Garde=Grenadier: "Brünn ist eine wunderschöne Stadt und hat schöne Kirchen, Klöster und Privat=Gebäude. Leider konnten wir uns dort nicht lange aufhalten; denn bald nach unserem Einmarsch ertönte wieder das Commando: "An die Gewehre" und fort ging's, zur Stadt hinaus. Im Eilmarsch begaben wir uns nach dem Dorfe Schlowitz. Hier erlebte ich einen köstlichen Spaß. Ich war mit mehreren Kameraden bei einer anscheinend bemittelten Bäuerin einquartiert. Die Frau versicherte, uns keine Lebensmittel vorsetzen zu können, denn frühere militärische Durchzüge hätten schon Alles verzehrt. Wir glaubten ihr aber natürlich nicht und suchten im ganzen Gehöfte nach Genießbarem, ohne jedoch irgend Etwas zu finden. Da fiel mein Blick noch auf einen hohen, breiten und tiefen Kleiderschrank in der Wohnung. Ich forderte die Frau auf, denselben zu öffnen, und als sie angab, den Schlüssel verlegt zu haben, bemerkte ich ihr lachend, daß ich einen Schlüssel hätte, die Schrankthür zu öffnen; dabei zeigte ich auf meinen Säbel. Ich bedeutete ihr wiederholt, daß wir uns nur nothdürftig satt essen wollen und daß alles Uebrige unberührt bleibt. Endlich bequemte sich die Frau, den Schlüssel herauszugeben; aber was stellte sich unseren Blicken dar, als ich den Schrank aufgeschlossen hatte? Ein paar wunderhübsche Bauernmädchen, die Töchter meiner Quartiergeberin. Ich complimentirte die ängstlichen Kinderchen mit aller Galanterie auf Stühle und als sie nun einsahen, daß wir ihnen kein Uebel anthun wollten, wurden sie und ihre Mutter zutraulicher. Letztere zeigte sich endlich auch bereit, unseren Magen zu befriedigen; sie rückte ein Bett ab, öffnete eine unter demselben versteckte Fallthür und brachte nun Brod, Butter, Speck, Wurst und Käse zum Vorschein, während die Mädchen Bier herbeischafften. Wer war glücklicher als wir. Am andern Morgen schieden wir von der Familie als die allerbesten Freunde."


Vorladung.

Auf Antrag Dris. W. Brehmer für den Bauervogt Hans Hinrich Jochim Ehlers zu Behlendorf, den Schmied Johann Christian Gottlieb Kammerhoff zu Behlendorf, den Erbpächter Johann Friedrich Thomas Klempau zu Cronsforde, den Vollhufner Johann Heinrich Friedrich Wegner zu Giesensdorf, den Vollhufner Friedrich Wulff zu Giesensdorf, den Viertelhufner Hans Heinrich Langhans zu Giesensdorf, den Insten Johann Hinrich Christian Burmester zu Giesensdorf, den Schuhmacher Johann Heinrich Friedrich Schütt zu Giesensdorf, Anna Magdalena Elisabeth geb. Wulff, verwittwete Prösch, jetzt des Bauernvogts Johann Hinrich Christoph Stooss zu Harmsdorf Ehefrau cum cur. mar., den Vollhufner Johann August Heinrich Koop zu Harmsdorf, den Vollhufner Johann Hinrich Kahl zu Harmsdorf, den Vollhufner Johann Heinrich Franz Mahncke zu Harmsdorf, den Vollhufner Johann Heinrich Hans Meyer zu Harmsdorf, den Vollhufner Johann Heinrich August Wulff zu Harmsdorf, den Halbhufner Hans Heinrich Franz Mahncke, zu Harmsdorf, den Dreiviertelhufner Franz Jochim Heinrich Kemp zu Hollenbeck, Maria Elise Sophia Mahncke, per tut. partrem Vollhufner Johann Heinrich Franz Mahncke zu Harmsdorf und den Insten Nicolaus Hinrich Thomas Lessau zu Hollenbeck, werden hiedurch alle diejenigen, welche an die den genannten Imploranten gehörigen Stellen oder an eine derselben, oder an die auf denselben befindlichen Gebäude dingliche Ansprüche zu haben und der Eintragung der auf dem Hypothekenbuchfolium der ganzen Stellen, einschließlich der Gebäude, als erste Schuld zu protocollirenden gutsherrlichen Abgaben, der Forderung des Senator Dr. Heinrich Brehmer von 200 Mark (Lübeck), Michaeli mit 5 % an die Halbhufe der Maria Elise Sophia, Mahncke in Hollenbeck, sowie der Forderungen des Bauervogts Diestel in Schmielau von 600 Mark (Lübeck) N 2/3, Michaelis à 3 %, 300 Mark (Lübeck) Ct. Michaelis à 3 % und 100 Mark (Lübeck) Ct., Michaelis à 3 % an die Vollhufe des Johann Heinrich Hans Meyer in Harmsdorf, widersprechen zu können vermeinen, aufgefordert und schuldig erkannt, solche Ansprüche und resp. Widersprüche binnen doppelter Sächsischer Frist vom Tage des erlassenen Proclams an, also spätestens bis zum 30. August d. Js. im hiesigen Gerichte ordnungsmäßig geltend zu machen (Auswärtige unter Bestellung eines Bevollmächtigten) und zwar unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls damit ausgeschlossen werden sollen und auf die für die gedachten einzelnen Stellen zu eröffnenden Hypothekenbuchfolien der Imploranten die gutsherrlichen Abgaben als erste Schuld und nach derselben auf der Halbhufe der Maria Elise Sophia Mahncke zu Hollenbeck die Forderung des Senator Dr. Heinrich Brehmer von 200 Mark (Lübeck), Michaelis mit 5 % und auf der Vollhufe des Johann Heinrich Hans Meyer in Harmsdorf die Forderungen des Bauervogts Diestel in Schmielau von 600 Mark (Lübeck) N 2/3, Michaelis à 3 %, 300 Mark (Lübeck) Ct., Michaelis à 3 %, und 100 Mark (Lübeck) Ct., Michaelis à 3 %, eingetragen werden sollen.
Lübeck den 1. Juni 1866.
Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung W. Gädeke Dr.


Verkaufsanzeige.

In Sachen, betreffend das Debitwesen des hieselbst verstorbenen Hauseigenthümers Carsten Gothknecht, wird unter Bezugnahme auf die Notificatorien d. 5. und 22. Juni c. der Ueberbots=Termin zum Verkauf der zur Masse gehörenden Grundstücke mit dem Bemerken, daß das im Schlauenkamp an der Rehna'er Chaussee belegene

[ => Original lesen: 1866 Nr. 67 Seite 4]

Ackerstück im Ganzen und in vier einzelne Parcelen von je 104, 105, 106 und 107 []Ruthen auf den Bot gebracht werden soll, hiedurch auf Freitag, den 24. August c., Morgens 11 Uhr,
anberaumt. Die im ersten Verkaufs=Termin abgegebenen resp. Gebote sind auf der Registratur zu erfahren.
Schönberg, den 13. August 1866.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) A. Dufft.


Auction über Planken und Bretter.
Am Donnerstag, den 23. August d. Jahres, Vormittags präcise 10 1/2 Uhr, sollen am neuen Hafen, Holzplatz 3b., in Lübeck durch den unten benannten beeidigten Makler für Rechnung, wen es angeht, öffentlich meistbietend verkauft werden:
541 Zwölfter, 1 Stück Planken und Bretter in bequemen Cavelingen.
Joh. Havemann.


Vermischte Anzeigen.

Unter Bezugnahme auf unsere frühere Annonce zeigen wir hiedurch an, daß der diesjährige Königschuß mit dem Schießen nach Silbergewinnen am Montag und Dienstag den 27. und 28. August, stattfindet.
Die Ziehung der damit verbundenen Tombola findet am 28. August Nachmittags statt.
Wir laden zu diesem Volksfeste sowohl die Bewohner der Stadt Schönberg, wie vornehmlich auch die Landbewohner hiedurch freundlichst ein.
Schönberg, den 13. August 1866.
Die Aeltesten der Schützen-Zunft.
Den Schützen, welche sich ihrer eigenen Büchse bedienen, wird noch bemerkt, daß ihnen an beiden Tagen das Schießen nach Silbergewinnen frei sieht und die Distance der zweiten Scheibe 320 Fuß beträgt. Probe=Schüsse können nicht gestattet werden.


Nachdem es gelungen , den Landkasten in Rostock dazu zu bestimmen, mir für Einzahlungen aus hiesigem Fürstenthume, statt seiner früheren 3 1/2 pCt., jetzt vier pro Cent zu bewilligen, bin ich soeben bevollmächtigt worden, auch nach Ablauf des jetzigen Johannis=Termins Gelder für den Landkasten in Empfang zu nehmen und dieselben vom Tage der Einzahlung an mit vier pCt. zu verzinsen. Da nun gesetzlich jeder Mecklenburg=Schwerinsche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und städtischen Besitzungen für Zahlung der Zinsen und Rückzahlung des zu Landeshülfen, für Chaussee=, Canal= und Eisenbahnbauten verwendeten Capitals nach halbjähriger Kündigung mit ihrem gesammten Besitz zur ersten Hypothek haften; so gewähren diese Landkasten=Obligationen die allergrößte Sicherheit und werden deshalb auch vorzugsweise von hiesigen Kirchen, Vormundschaften und selbst auswärtigen Sparcassen benutzt. Landkasten=Obligationen liegen bei mir zur Ansicht bereit und Kosten sind mit den Belegungen, Zinszahlungen und Rückzahlungen überall nicht verbunden, weshalb ich jetzigen Einzahlungen oder auch nur Anmeldungen zu späteren Einzahlungen entgegensehe.
Von meiner Ferien=Reise kehre ich zum Mittwoch, den 22. August zurück.
Schönberg, den 13. August 1866. Kindler, Advokat.


Apotheker Bergmann's Theerseife, wirksames Mittel gegen alle Arten Hautunreinigkeiten, empfiehlt à Stück 8 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Lübeck. Zu Michaelis d. J. finden zwei Mädchen, welche bis zu ihrer Confirmation hiesige Schulen besuchen sollen, freundliche Aufnahme bei einer Familie, die seit längerer Zeit bereits mit Kostgängern vertraut geworden ist. Näheres in der Expedition d. Bl.


Neue Tapeten u. Borden=Proben, sowie 30 Sorten billige Tapeten von 4 Schilling (Mecklenburg) an pr. Stück u. gute Auswahl billiger Borden auf Lager.
Bunte braune graue Landschafts= und gestreifte Rouleaux auf Lager bei C. Schwedt.


Militair-Stellvertreter
für Hamburg werden fortwährend unter ganz besonders günstigen Bedingungen engagirt durch J. Hollander & Co., neust. Fuhlentwiete 9. in Hamburg.
Es wird gebeten, genau auf die Adresse zu achten.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
17.
18.
19.
20.
31.43
33.87
36.99
35.71
9.5
8.5
8.5
7.5
13.0
12.5
17.3
16.7
SW
WNW
WNW
ONO
3
1
1
1
trübe.
wolkig.
-
zieml. heiter.

Am 16., 17. u. 18. fielen 8, 44 u. 24 Cz. Regen auf 1 Qf.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. - - Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Blumenkohl d. Kopf3 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Kirschen d. Pfund - Schilling (Mecklenburg). -


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen19 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat22 - 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen21 - 21Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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