No. 64
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. August
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 64 Seite 1]

Publicandum.

Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthume Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1865 bis dahin 1866 zur Unterhaltung des Bundes=Contingents, sowie zur Unterstützung der Chaussee=Bauten nach dem unter'm 5. Oktober 1853 erlassenen und durch den offiziellen Anzeiger Nro. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß der 10. d. Mts. August als Normaltag für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
Diejenigen Landbewohner, deren Dienstleute zu Michaelis d. J. ihren Dienst verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer - sofern solche bis dahin nicht eingezahlt worden - zurückzubehalten und am Zahlungstage zu berichtigen.
Schönberg, den 8. August 1866.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. L. v. Oertzen. Seip.


- Neustrelitz, 4. Aug. Heute fand hier probeweise der feldmäßige Ausmarsch unseres Contingents - des Grenadier=Infanterie=Bataillons und der 6pfündigen Batterie - statt und wurde dadurch die vollständig marschfertige Ausrüstung des mobilgemachten ganzen Contingents zur Anschauung gebracht, nachdem in den nächsten Tagen vorher das Bataillon durch gelungene Uebungen im Feuer auf dem nahen Exercierfelde die theilnehmende Aufmerksamkeit zahlreicher Zuschauer gefesselt hatte. Als der Ausmarsch des Morgens vom Markte aus von den Casernen und der Strelitzer=Straße her geschah, strömte heftiger Regen auf die Truppen und das Publikum herab, das sich dadurch nicht abhalten ließ, in bunter Mischung aus allen Ständen und Altersklassen den Angehörigen die verdiente Theilnahme zu bezeigen. Bald nach 11 Uhr Vormittags kehrte das Bataillon und die Batterie, diesseits der Schloßkoppel sich vereinigend, bei heiterstem Wetter nach dem kurzen Marsche, geführt vom Oberstlieutenant von Gagern, in die Stadt zurück, defilirte über den Schloßplatz bei Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge, welcher begleitet von Ihrer Kön. Hoheit der Großherzogin, der Großherzogin=Mutter K. H. und der Herzogin Caroline H., so wie von einigen Damen und Herren des Hofes die Truppen unten vom Schloßplatze aus begrüßte, und marschirte durch die Schloßstraße über den Markt durch die Altstrelitzerstraße nach den Casernen zurück. - Das Aussehen und die Haltung der Truppen, so wie die ganze Ausrüstung an Pferden und Material etc. wurde, so wird versichert, von so guter Beschaffenheit gefunden, daß sie in jeder Hinsicht eine Vergleichung nicht zu scheuen haben. - Wann der Ausmarsch erfolgen soll, wird, so versichert man, in der nächsten Zukunft entschieden. (N. Z.)
- Die bereits zwischen Preußen und Oesterreich ratificirten Friedens=Einleitungen sind, obschon sie nur neun Artikel enthalten, so eingehend und präcis, daß die in Prag noch zu führenden Friedens=Verhandlungen wesentlich bloß der formellen Redaktion des endgültigen Friedens=Instrumentes gewidmet sein werden. Es ist Aussicht vorhanden, daß die Verhandlungen, falls nicht ganz unerwartete Zwischenfälle eintreten, zu einem sehr baldigen Abschlusse gelangen. (Wie es heißt, schon am 10. d.) Mit den süddeutschen Staaten wird über den von ihnen erbetenen Frieden in Berlin und zwar mit jedem besonders verhandelt werden. Die Vertreter derselben sind bereits eingetroffen. In Betreff der von Preußen in Besitz zu nehmenden Länder in Norddeutschland werden die erforderlichen vorläufigen Anordnungen in naher Zeit ergehen, vorbehaltlich der weiteren verfassungsmäßigen Regelung der bezüglichen Verhältnisse im Einverständniß mit der preußischen Landesvertretung.
- Der Bundestag ist todt. Am 26. Juli hat er in Augsburg seine letzte Sitzung gehalten und eine Verwahrung zu Gunsten der freien Stadt Frankfurt zu Protokoll genommen. Am anderen Tage reiste der österreichische Vorsitzende nach Wien ab, um als solcher nie wieder zurückzukehren. Von allen Gesandten ist nur der russische geblieben.
- Englands Regierung hat sich mit der Einverleibung der von Preußen eroberten, zwischen dessen östlichen und westlichen Provinzen gelegenen deutschen Staaten einverstanden erklärt und hält den von Rußland gewünschten Congreß nicht für nothwendig.
- Der König von Preußen beabsichtigt auf einige Tage die Main=Armee zu besuchen.
- Das von Sr. K. H. dem Großherzog von Mecklenburg=Schwerin befehligte zweite preußische Reserve=Armee=Corps besteht aus 24 Bataillonen Infanterie, 15 Schwadronen Cavallerie und 11 Batterien zu 6 Geschützen, was an Infanterie

[ => Original lesen: 1866 Nr. 64 Seite 2]

19,200, Cavallerie 2250, Artillerie 2330, zusammen 24,000 Mann mit 66 Kanonen ergibt. Süddeutsche Zeitungen hatten die Stärke dieses Corps beinahe um die Hälfte zu niedrig angegeben. In ganz Süddeutschland und am Main befinden sich 93,000 Mann Preußen und mit ihnen verbündete Truppen.
- Nach einer Nachricht aus Wien will man dort wissen, der König von Preußen werde nach Karlsbad gehen, wo die Unterzeichnung des Friedens stattfinden soll. - Das preußische Cabinet ertheilte dem russischen Congreß=Vorschlage eine unumwundene Ablehnung.
- Oesterreich wird seine Truppen, die bisher beim 8. Bundes=Armee=Corps standen, zurückziehen. Dieselben werden am 8. und 9. August München passiren.
- Wie verlautet, hat Prinz Friedrich von Augustenburg durch den Geheimen Rath Samwer einen erneuten Protest gegen die Einverleibung von Schleswig=Holstein in Preußen ausarbeiten lassen und beim Bundestage in Augsburg eingereicht. Da wird er nun wohl Ruhe haben.
- Die Prälaten und die Ritterschaft von Schleswig=Holstein haben eine Adresse an den König von Preußen gerichtet, in welcher sie versichern, mit Ungeduld dem Augenblick entgegen gesehen zu haben, wo es ihnen vergönnt sein würde, den Gefühlen, welche ihre Herzen bis in's Innerste durchdringen, Ausdruck zu geben. Die Adresse beglückwünscht den König wegen der "glänzenden Siege des unvergleichlichen preußischen Heeres" und fährt dann fort: "Jetzt, wo die abgeschlossenen Friedens=Präliminarien das Schicksal ihres Vaterlandes festgestellt zu haben scheinen, sind Prälaten und Ritterschaft der Herzogthümer Schleswig und Holstein nächst Gott Eurer Königl. Majestät dafür mehr, als Worte es auszudrücken vermögen, dankbar. Sie werden glücklich sein, Eure Königl. Majestät als Landesherrn begrüßen zu dürfen, sie werden stolz sein, dem großen ruhmreichen Preußen anzugehören und sie halten es für ihre Pflicht, offen auszusprechen, daß die Vereinigung Schleswig=Holsteins mit Preußen den Herzogthümern die sichere Gewähr einer glücklichen Zukunft geben werde."
- Die vielfach verbreiteten Gerüchte von einer bevorstehenden Standes=Erhöhung des Grafen Bismarck sollen ganz unbegründet sein.
- Am 5. d. ist in Köln die Ordre zur Entlassung der gesammten Landwehr=Infanterie zweiten Aufgebots eingetroffen.
- Die Aushebung der Kriegs=Ersatzpflichtigen in Mecklenburg= Schwerin aus den freigeloosten Mannschaften des Jahres 1865 ist eingestellt.
- Die depossedirten Fürsten, d. h. die außer Besitz gesetzten, wollen eine Berathung in Stuttgart halten. - Die Friedens=Präliminarien gestatten Preußen ganz freie Verfügung über die besetzten Länder. - Der Kaiser von Rußland hat einen Congreß angeregt, der aber von Preußen entschieden zurückgewiesen wurde.
- Die Preußen haben die Grenzen der ehemaligen Fürstenthümer Ansbach und Bayreuth, die sie einst besessen und durch Napoleon verloren haben, überraschend genau im Gedächtniß behalten und suchen sie jetzt, wo sie mit Zündnadel und Pickelhaube in Nürnberg und Bayreuth stehen, auch den Bayern einzuprägen. "Der Regnitz=Fluß, ganz nahe bei Nürnberg bildet die Grenze des alten Ansbacher Landes; dies Gebiet umfaßt die Städte Ansbach, Schwabach, Erlangen, Neustadt, Neuhof, Krechlingen, Kirchberg und Crailshaim und erstreckt sich dann westlich über die Jext hinaus bis in die Nähe der Stadt Hall, also ziemlich weit hinein in's Württembergische."
- Der Verlust der österreichischen Nord=Armee an Offizieren ist nach den Wiener Listen wahrhaft furchtbar. Er beträgt an Todten und Verwundeten 45 Oberste und Oberst=Lieutenants, 45 Majors, 394 Hauptleute, 379 Ober= und 446 Unterlieutenants, zusammen 1509 Offiziere. Dazu noch 391 gefangene, nicht verwundete Offiziere, macht in Summa 1700.
- Die Schwaben haben harte, aber sehr gute Köpfe. Dem ganzen Handels= und Gewerbestand sammt Bürgern und Bauern leuchtet es ein, was der Zollverein für sie zu bedeuten hat; sie fangen daher an, sich immer lauter für politisches und volkswirtschaftliches Zusammenbleiben mit dem deutschen Norden zu erklären.
- König Franz von Neapel hat seine sämmtlichen Besitzthümer im Kirchenstaat an Napoleon verkauft.
- Das Kind von Frankreich war beim Turnen heftig auf den Kopf gefallen und einige Zeit besinnungslos; der Leibarzt erklärte aber, daß es keine üblen Folgen habe.
- Ein furchtbarer Brand, der am Tage der Unabhängigkeits=Erklärung der amerikanischen Union die halbe Stadt Portland zerstörte, entstand aus einem Schwärmer, der in eine Küfer=Werkstätte flog und Späne entzündete. 2000 Familien wurden obdachlos; der Schaden beträgt zehn Millionen Dollars, während nur die Hälfte versichert ist.
- In Berlin ist lebhaft angeregt worden, die preußischen Truppen bei ihrem Einzuge in die Residenz festlich zu speisen, wie es im Jahre 1815 beim Einzuge Blüchers geschehen. Man will unter den Linden und auf dem Königsplatze Tafeln aufschlagen und an denselben die Soldaten mit Wein und kalter Küche regaliren.
- Nach einer Bekanntmachung der württembergischen Post=Direktion ist jetzt der Verkehr mit dem ganzen Norden wieder hergestellt.
- Die Pferde=Ankäufe für die belgische Armee sind vorläufig eingestellt. Dagegen werden in Belgien jetzt Pferde für Rechnung der französischen Regierung angekauft.
- Die hohenzollern'schen Beamten, welche sich beim Einmarsche der Württemberger entfernt und in Koblenz Aufenthalt genommen hatten, sind wieder in ihre Heimath zurückgekehrt.
- Die Genehmigung zum Bau einer Eisenbahn von Berlin über Neustrelitz nach Stralsund soll nun erfolgt sein.
- Furchtbare Wunden hat der Krieg einzelnen Familien geschlagen, aber welches Uebermaß von Schmerz und Tragik enthält die nachstehende der N. Pr. Z. entnommene Anzeige! "Tiefgebeugt benachrichtige ich hiermit alle Freunde und Verwandte, daß mein heißgeliebter Mann gestern früh schnell und sanft entschlief in Folge der gewaltigen Erschütterung, die der Tod unserer Kinder hervorrief. Unsere fünf hoffnungsvollen Söhne Franz Joseph, Ernst, Georg, Leopold und Ulrich von Stwolinski gaben alle ihr Herzblut für ihren heißgeliebten Kaiser und Herrn. Mit mir trauern die vier jungen Wittwen und einzige Schwester. Um stilles Beileid bitten Frau v. Stwolinska, geb. v. Sadezki. Josephine v. Stwolinska." (Prag.)
- Ein Punkt, welcher durch die Schlacht bei Königsgrätz dauerndes Interesse erlangt haben wird, ist das Bahnwärter=Häuschen hinter Horsitz, da, wo die Eisenbahn von der nach Olmütz führenden Landstraße gekreuzt wird. Dort hielt die Equipage der sächsischen Prinzen, welche - wie der daselbst stationirte Bahnwärter erzählt - von dem Verlauf der Schlacht während ihres ersten Theiles sichtlich erfreut waren. Adjutanten und Ordonnanzen flogen herbei, nach jeder Nachricht, welche sie brachten, schien die Stimmung sich zu erhöhen, Champagner=Pfropfen knallten, man stieß an und namentlich rieb einer von den Herren sich immer zufriedener die Hände. Da ward es Mittag; die Adjutanten und Ordonnanzen erschienen seltener, die freudige Aufregung wich einer ängstlichen Spannung; endlich, gegen 1 Uhr Nachmittags, flog ein Offizier herbei, bleich, verstört, ein höllischer Schreckensbote, und brachte die Nachricht von dem Sieg der Preußen. Jetzt Entsetzen, Verwirrung, Verwünschungen und Flucht in der Richtung nach Olmütz. Es währte auch nicht lange, so zeigten sich die ersten Boten der gänzlich verlornen Schlacht. Offiziere, Soldaten, Kanonen, Wagen, Gepäck, Pferde - ein grauenvolles Durcheinander. Auch Benedek kam, aufgeregt, wild, ganz wie außer sich - so wenigstens schilderte ihn der Bahnbeamte - dem er mit


[ => Original lesen: 1866 Nr. 64 Seite 3]

- In dem Gefecht bei Immelborn wurde ein bayerischer Lieutenant von einer Kugel getroffen und sank rücklings in einen Graben, wo er liegen blieb. Ein gelinder Regen rief seine Lebensgeister wieder wach, doch war er hülflos und verlassen, da seine Kriegskameraden sich zurückgezogen hatten. Der Mond erschien am Himmel, da nahte sich ein Mann dem Verwundeten und suchte seine Taschen aus. "Da hast du all mein Geld," sagte der Offizier, "aber laß mir meine Uhr, sie ist ein werthes Andenken." Der Räuber aber hatte kein Erbarmen und entriß ihm die Uhr. Nicht lange darauf ist der Offizier gefunden und nach Schmalkalden gebracht worden, wo er vollkommen wieder hergestellt wurde. später wohnte er dem Begräbniß eines bayerischen Soldaten bei. Das Gedränge war groß und mitten in demselben gewahrte er seinen Räuber. Er faßte ihn, die Umstehenden standen ihm bei und die Uhr fand sich wieder. Der Räuber wurde nun in's Gefängniß abgeführt. Wer er ist, wurde noch nicht mitgetheilt.
- In einem Steyer'schen Blatte findet sich folgende hübsche Geschichte: "Ein Geschäftsmann in Prag, dem preußische Einquartierung angesagt war, hatte sein Vermögen in ein vermeintlich sehr sicheres Versteck gebracht. In der That sahen auch die unliebsamen Gäste nichts, als was der Hausherr ihnen zu zeigen für gut fand; zu ihrer Ehre muß beigefügt werden, daß sie auch nicht nach Weiterem forschten. Eines Tages beschenkte der zur Einquartierung zählende Offizier das Stuben=Mädchen des Hauses mit einem Thaler; hiedurch sehr erfreut, äußerte das Mädchen, wenn sie noch einen Thaler bekäme, würde sie dem Offizier etwas Wichtiges sagen. Sie erhielt das Begehrte und entdeckte nun dem Thaler=Spender, daß der größte Theil des Vermögens ihres Herrn hinter dem Spiegel in einer Mauer=Vertiefung versteckt sei. Der Offizier dankte dem Mädchen für die Enthüllung und ließ den Herrn des Hauses zu sich bitten. Dieser fragte, ob dem Gaste Etwas beliebe. "Ich wollte Sie doch nur einmal fragen," meinte der Offizier, "was Sie mit Ihrem Vermögen angefangen haben, um es vor unseren "räuberischen" Händen in Sicherheit zu bringen?" Der Kaufmann antwortete: "Ich gestehe, mein Herr, daß Sie und Ihre Landsleute mich tief beschämt haben. Hätte ich Sie besser gekannt, ich hätte mir die Mühe gespart, mein Hab und Gut nach Wien transportiren zu lassen." "Nach Wien also?" wiederholte der Offizier. "Und was, sagen Sie mir, was ist hinter dem Spiegel?" Der Hausherr erbleichte. Der Offizier aber beeilte sich, lächelnd fortzufahren: "Beruhigen Sie sich! Ich bin bis jetzt nur der einzige Fremde im Hause, der von Ihrem Geheimnisse weiß. Von mir und meinen Landsleuten haben Sie nichts zu fürchten - aber vor Ihrem Stuben=Mädchen nehmen Sie sich besser in Acht, wenn Sie Schätze verwahren."
- In voriger Woche brachte ein Strandfischer die Nachricht nach Libau, daß bei Steinsort, vier Meilen nördlich von dort, ungefähr eine halbe Werst vom Ufer entfernt, Kanonen auf dem Meeresgrunde zu sehen wären. In Folge dieser Nachricht gingen am 16. Juli der Lootsencommandeur Kurtze, Ingenieur Förster und ein Taucher mit dem Dampfboot "Dacapo" und einem mit einer Hebevorrichtung versehenen Prahme bei günstigem Wetter dorthin ab und kehrten Abends zurück. Die Stelle war bald gefunden worden und hat der Taucher berichtet, daß dort muthmaßlich ein großes Kriegsschiff versunken Sei. Bald war vom Taucher eine Kette um eine der dort liegenden Kanonen geschlungen worden und dieselbe in die Höhe gewunden - da der Krahn aber brach, konnte die Kanone blos ein wenig außer Wasser gezogen und nur mit großer Mühe außerhalb am Prahme befestigt werden, in welcher Lage dieselbe auch in Liebau eintraf. Die Kanone soll wenigstens 10 Fuß Länge haben und ist ganz mit einer dicken Muschel= und Rost=Umhüllung bedeckt, woraus wohl geschlossen werden darf, daß die Strandung vor Sehr vielen Jahren geschehen - es vielleicht gar ein schwedisches Kriegsschiff gewesen! Bei günstigem Wetter gedenkt man weitere Nachforschungen anzustellen.
- (Das Tabaks=Collegium.) Ein Streit eigener Art hatte sich kürzlich zwischen dem Bürgermeister von Bussum in Holland und den dortigen Gemeinde=Räthen erhoben. Ersterer behauptete, daß die Gewohnheit, in den Sitzungen zu rauchen, mit der Würde der Versammlung unverträglich sei; die Räthe behaupteten das Gegentheil und stützten sich auf das Alter dieser Sitte. Der Bürgermeister wandte sich an die Stände und diese an den Minister des Innern, welcher antwortete, der Beschluß der Gemeinde=Räthe sei weder dem Gesetz, noch dem öffentlichen Interesse zuwiderlaufend. So wie diese Antwort verlesen war, zogen sämmtliche Räthe ihre Pfeifen hervor und feierten ihren Sieg, indem sie mit gewaltigen, zur Decke gesandten Wolken dem Minister ein Dankesopfer brachten.
- Zwischen den beiden mächtigsten Fürsten von Nigritien in Afrika, dem Könige von Dahomey und dem Könige der Achantes, ist ein furchtbarer Krieg auszubrechen im Begriffe. Die Ursache desselben ist höchst "afrikanisch". Der König von Dahomey ist nämlich bis in's Innerste empört, daß der König der Achantes das schönste Serail von ganz Afrika besitzt. Das wurmte ihn längst; das kränkte seines Volkes Ehre! Das muß anders werden! Der glückliche König der Achantes hat in diesem Augenblicke 3800 Frauen, während sein Vater, der in dieser Beziehung den Luxus ziemlich weit trieb, es nie über einen Stand von 3000 zu bringen vermochte. Er birgt in seinem Harem unter anderen auch eine in Indien geborne bildschöne Engländerin und einige tadellose Japanesinnen und Chinesinnen. Sein afrikanischer, mit gezogenen Gewehren versehenes, schwarzes Weiber=Bataillon weist auch nicht unebene Exemplare auf. Es wird daher begreiflich, wenn der bevorstehende Kampf, welcher im Ganzen 150,000 Streiter auf dem Schlachtfelde versammeln soll, auf Leben und Tod, "bis auf's Heft" geführt wird, so ist es wenigstens der "eiserne Wille" des Königs von Dahomey.
- Moschesch, der Kaffer=König, geht, wie seine Unterthanen, meist halb nackt, den Rücken mit einer Ochsen= oder Leoparden=Haut bedeckt, nur bei außerordentlichen Gelegenheiten trägt er einen rothen Rock, blaue Hosen mit goldenen Streifen, eine weiße Schlafmütze, deren beschmutzte Enden halb verschämt unter einem französischen Hut hervorschauen, und einen grauen, bis an die Knie reichenden Kutscher=Mantel. Sein Palast besteht aus einer fünf Fuß hohen, vier Fuß breiten, einem Bienenkorbe ähnlichen Hütte. Wie seine Unterthanen, so beschmiert auch er täglich seinen Körper mit der üblichen Kaffern=Pomade, einer aus Fett und rother Erde zusammengesetzten Masse. Frauen hat er gegen 200. Durch den Umgang mit den Missionären besitzt er gute Geschichtskenntnisse und seine diplomatischen Kniffe setzten nicht selten die englische Regierung in Verlegenheit, obwohl er nicht zu den zünftigen Diplomaten gehört. Die Missionäre meldeten vor einigen Jahren die Bekehrung zweier seiner Söhne; sie erschienen photographirt als schwarze Prinzen in europäischem Anzuge, aber drei Wochen später stolzirten sie wieder in naturwüchsiger Nacktheit unter ihren Unterthanen einher. Seit mehr als dreißig Jahren bemühten sich die französischen Missionäre, dem Volke des Kaffern=Königs Zucht und Sitte beizubringen, aber bis jetzt war alle Arbeit vergebens.


Für die verwundeten preußischen Krieger sind vom 27. Juli an weiter eingegangen: Aus Schönberg: Ungenannt 1 Thlr., vom Fuhrmann Fanselow 24 Sch. Aus Kl. Siemz: Vom Schulzen Kähler 1 Thlr., von der Hauswirths=Wittwe Maaß 1 Thlr., Hauswirths=Wittwe Freitag 1 Thlr., Hauswirthin E. Maak 1 Thlr., vom Hauswirt Wigger 1 Thlr., Büdner Hundt 16 Sch., Büdner Freitag 1 Thlr., Einnehmer Volckmann 24 Sch., Arbeitsmann Boye 16 Sch., Knecht Joh. Freitag 8 Sch., Knecht Hans Freitag 8 Sch., Knecht Heinrich Nagel 8 Sch. Aus Malzow: Von einem Arbeitsmann 1 Thlr., von einem Hauswirths=Sohn 1 Thlr. - Summa 11 Thlr. 8 Sch.
Kämpffer.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 64 Seite 4]

Nachdem es gelungen , den Landkasten in Rostock dazu zu bestimmen, mir für Einzahlungen aus hiesigem Fürstenthume, statt seiner früheren 3 1/2 pCt., jetzt vier pro Cent zu bewilligen, bin ich soeben bevollmächtigt worden, auch nach Ablauf des jetzigen Johannis=Termins Gelder für den Landkasten in Empfang zu nehmen und dieselben vom Tage der Einzahlung an mit vier pCt. zu verzinsen. Da nun gesetzlich jeder Mecklenburg=Schwerinsche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und städtischen Besitzungen für Zahlung der Zinsen und Rückzahlung des zu Landeshülfen, für Chaussee=, Canal= und Eisenbahnbauten verwendeten Capitals nach halbjähriger Kündigung mit ihrem gesammten Besitz zur ersten Hypothek haften; so gewähren diese Landkasten=Obligationen die allergrößte Sicherheit und werden deshalb auch vorzugsweise von hiesigen Kirchen, Vormundschaften und selbst auswärtigen Sparcassen benutzt. Landkasten=Obligationen liegen bei mir zur Ansicht bereit und Kosten sind mit den Belegungen, Zinszahlungen und Rückzahlungen überall nicht verbunden, weshalb ich jetzigen Einzahlungen oder auch nur Anmeldungen zu späteren Einzahlungen entgegensehe.
Während der jetzigen Gerichts=Ferien bin ich verreist, jedoch am Montag Nachmittag und Dienstag Früh jeder Woche hier zu sprechen.
Schönberg, den 26. Juli 1866. Kindler, Advokat.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Kommissions=Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die in den letzten drei Jahren zur Vertheilung zurückgestellten, mittleren Dividenden der Lebensversicherten betragen respective 36 %, 40 % und 36 % der eingezahlten Prämie.
Agentur Schönberg.
J. P. Bade.


Erntehandschuhe sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Schönberg.


Neue Tapeten u. Borden=Proben, sowie 30 Sorten billige Tapeten von 4 Schilling (Mecklenburg) an pr. Stück u. gute Auswahl billiger Borden auf Lager.
Bunte braune graue Landschafts= und gestreifte Rouleaux auf Lager bei C. Schwedt.


Apotheker Schauffert's Haarbalsam
ein untrügliches Haarwuchsmittel, nach dessen zwei= bis dreiwöchentlichem Gebrauche das Haar nicht mehr ausfällt und der neue Wachsthum der Haare selbst an kahlen Stellen unbedingt erfolgt, à Flasche 15 Sgr, bei J. F. Eckmann.


Wer Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Malermeisters Schultze zu haben vermeint, wird hiedurch aufgefordert, sich binnen vier Wochen bei dem unterzeichneten Vormunde zu melden.
B. Schleuß.


Auf dem Wege zwischen Schönberg und Selmsdorf ist am 2. August ein fast neuer Radreif verloren worden. Der Finder wird gebeten, sich in der Expedition der "Anzeigen" zu melden.


Da die am verflossenen Sonntag, den 5. August, in meinem Garten angekündigte Harmonie-Musik wegen der unfreundlichen Witterung nicht stattgefunden hat, so wird dieselbe am kommenden Sonntag, den 12. August, von Nachmittags 5 Uhr an und bei ungünstiger Witterung Abends 7 Uhr im Saale stattfinden.
Hiezu ladet freundlichst ein
Boye, Gastwirthin.


Backtafel für die Stadt Schönberg
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 4. August 1866.
Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: 3. August ein uneheliches Kind vor Schönberg. - 4. August dem Kaufmann Schwedt hieselbst eine Tochter. - 7. August dem Anerben Dechow zu Olndorfer Krug ein Sohn. - 8. August dem Arbeitsmann Thors zu Retelsdorf eine Tochter.

Gestorben: 28. Juli Anna Catharina Retelsdorf, geb. Ollenborg, Hauswirths=Wittwe zu B. Resdorf, 74 J. 1 M. alt. - 1. August Joach Gg. Fr. Heinr. Schütt, Fuhrmanns=Sohn hieselbst, 2 M. alt. - 7. August Husar Joachimi hieselbst. - Heinrich Bade, Maurergesell zu Rubensdorf, 60 J. alt.

Sonntage den 12. August.
Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
7.
8.
9.
32.43
34.39
32.51
9.8
10.3
10.2
15.7
14.5
15.2
SSW
SW
SW
2
3
1
wolkig.
-
trübe.

Am 6., 7. u. 9. fielen 23, 20 u. 38 Cz. Regen auf 1 Qf.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 1/2 - 15 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. - - Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Blumenkohl d. Kopf3 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Kirschen d. Pfund2 - 3 Schilling (Mecklenburg). -


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen18 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen12 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 - 12Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen19 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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