No. 100
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Dezember
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 100 Seite 1]

- Die Stellung, welche die beiden deutschen Großmächte zur schleswig=holsteinischen Frage einnehmen, läßt sich dahin charakterisiren, daß das österreichische Cabinet die Fortdauer des Provisoriums will, Preußen aber immer entschiedener auf den Abschluß eines Definitivums drängt. Wie lange es dauern wird, bis eine Brücke der Verständigung zwischen diesen beiden entgegengesetzten Meinungen aufgeschlagen sein wird, ist noch immer nicht abzusehen.
- In Berlin soll eine neue Note des Wiener Cabinets eingetroffen sein, welche die Einverleibung der Herzogthümer in Preußen rundweg verwirft, desgleichen die bekannten Februarforderungen und eine Geldentschädigung. Gerüchtweise verlautet, das russische Cabinet verwehre dem Großherzoge von Oldenburg, sein Erbrecht auf Preußen zu übertragen.
- Die preußische Regierung ist auch im nächsten Landtage nicht gewilligt, ihre Stellung zu der Armee=Reorganisation aufzugeben. Die Offiz. Prov.=Correspondenz sagt: Die Ehre und das Wohl des Landes erfordern unabweislich, daß die Reorganisation des Heeres, das Werk des Königs, nicht erschüttert werde.
- Die Hauptdifferenz zwischen Rom und dem Königreich Italien ist die von letzterer Seite geforderte, von römischer Seite abgelehnte Anerkennung des italienischen Königreichs.
- Die ewigen Unruhen in Griechenland und die Machtlosigkeit der gegenwärtigen Regierung, eine Aenderung der dortigen grauenvollen Zustände eintreten zu lassen, haben endlich die Aufmerksamkeit der Schutzmächte auf sich gezogen. Man erzählt sich von Verhandlungen, welche augenblicklich in London zwischen England, Frankreich und Rußland gepflogen werden, um gemeinsame Maßregeln zu ergreifen, welche den abnormen Zuständen in Griechenland steuern könnten. Es heißt, jede der drei Mächte würde zwei Kriegsschiffe zur Besetzung mehrerer griechischer Häfen stellen.
- Die steigende Popularität des Königs von Schweden und die Freude über die Verfassungsreform haben den norwegischen Reichstag vermocht, die königl. Civilliste von 64,000 auf 84,000 Spec. zu erhöhen. In Stockholm dauert die jubelnde Stimmung noch immer fort und die Begeisterung für den König ist groß. Der König kann sich nicht zeigen, ohne mit Hurrahs begrüßt zu werden. Neulich wollte das Volk ihn vom Theater nach dem Schlosse ziehen, aber er rief "Nein" dazu, "so lange ich König bin, soll mein Volk keine Zäume tragen."
- König Christian von Dänemark ist sichtlich gealtert. Sein und seines Landes Schicksal hat ihn in dumpfes Hinbrüten versenkt, so daß sein Zustand seine Familie mit Angst und Schrecken erfüllt. Dazu kommt, daß die Königin täglich über das harte Schicksal ihres Sohnes klagt, der auf dem griechischen Throne, verlassen von aller Welt, ein jammervolles Dasein hat. Die Mutter wünscht ihn in's Vaterhaus zurück, zumal man auch seinen väterlichen Freund, den Grafen Sponeck gewaltsam aus Griechenland vertrieben hat.
- Gegen den des Prinzenraubes und der versuchten Erpressung angeklagten Dr. med. Weiße zu Frankenhausen, sowie gegen den mitangeschuldigten Webermeister Heise wurde in Weimar vor dem Schwurgericht verhandelt. Um sich aus Geldverlegenheiten zu retten, hatte Dr. Weiße den Plan gefaßt, den 7jährigen einzigen Sohn des Fürsten, Prinzen Sizzo, zu rauben und so lange gefangen zu halten, bis ihm ein Lösegeld, 20-40,000 Thlr., gezahlt sei. Zu diesem Zwecke hatte er eine Höhle im Walde des Kyffhäusergebirges ausfindig gemacht, welche als Versteck sehr gut geeignet war. Dieselbe befindet sich seitwärts von dem Dorfe Ringleben bei der Falkenburg, liegt ziemlich hoch und versteckt. Der innere Theil der Höhle war wegen des zu demselben führenden engen Ganges schwer zu finden und selbst von dem Untersuchungsrichter nicht entdeckt worden. Dieser Theil war zur Aufnahme des Prinzen bestimmt worden. Man entdeckte in ihr eine ausgegrabene Ruhebank, einen Spaten, einen alten schwarzen Rock und eine mit Wasser gefüllte Flasche. Durch die Flasche wollte sich Weiße überzeugen, ob das Wasser dort gefriere. Für die Entführung des Prinzen wurde der 16. November anberaumt, während der Fürst in Frankenhausen wohnte. Zwei andere Leute, die Gebrüder Schwarz, waren in das Geheimniß gezogen worden. Von ihnen sollte der eine, als Koch verkleidet, den Prinzen aus dem Schlosse holen und nach dem Angerthore schaffen, von wo ihn Heise in die Höhle zu bringen beabsichtigte. Der Plan wurde aber vor der Ausführung von den Gebrüdern Schwarz der Behörde angezeigt. Die Geschworenen nahmen an, daß Dr. Weiße von der Ausführung freiwillig zurückgetreten sei, es erfolgte deshalb seine Freisprechung, während Heise zu 3jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt wurde. Da aber der Staatsanwalt Nichtigkeitsbeschwerde anmeldete, ist die fernere Verhaftung Weiße's angeordnet.
- Pionier Buggisch half mit seinem guten Kameraden und Nebenmann Zierold die Düppeler Schanzen tapfer stürmen, "eine Kugel kam geflogen" und nahm ihm den Kameraden weg. Schade um die schönen neuen Stiefeln! dachte Buggisch, zog sie ihm aus, brachte sie mit in's Quartier und verkaufte sie. Als er aber nach dem Kriege entlassen wurde und nach Hause kehrte, wurde er vom Staats=

[ => Original lesen: 1865 Nr. 100 Seite 2]

anwalt in Potsdam des Diebstahls angeklagt und von dem Kreisgerichte zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt. Er appellirte und erzählte dem Kammergericht in Berlin, sie hätten vor dem Sturm als Kameraden ausgemacht, der Ueberlebende solle des Fallenden Erbe sein. Beweise! sagte das Kammergericht, und bestätigte den Spruch der Potsdamer, als er keine bringen konnte.
- Im Zuger See (Schweiz) ist eine Forelle von nahezu 27 Pfund Gewicht gefangen und als Geschenk nach Paris geschickt worden.
- In Folge der vielen Häusereinstürze in Berlin sind die Fabrikate verschiedener Ziegeleien hinsichtlich ihrer Festigkeit durch vereidigte Sachverständige geprüft worden. Es sollen sich dabei auffallende Unterschiede in Zusammensetzung und Widerstandsfähigkeit ergeben haben.
- Die Rattenheere in den Kloaken und Katakomben in Paris wissen gar nicht, woran sie sind. Seit einiger Zeit laufen durch ihre Residenz himmellange Drähte, die ganz unschuldig aussehen und an vielen Stellen sogar mit Fleisch geschmückt sind; kaum aber, daß sie daran naschen, thuts einen Zuck und Schlag und - todt sind sie. Sterbend lernen sie die Elektrizität und elektrischen Batterien kennen, gerade wie der Schlachter in Hedersleben die Trichinen. Er glaubte nicht an die Trichinen und aß mit seiner eben so ungläubigen Ehehälfte nach Herzenslust von dem Schweine, das er geschlachtet; es erging ihm wie allen seinen Gästen, er wurde trichinenkrank, und er und seine Frau waren die ersten in Hedersleben, die der Krankheit erlagen, an die sie nicht glaubten.
- In's Buch der Toaste gehört der Trinkspruch eines Feuerwehrmannes in London. Ich schlage Ihnen vor, sagte er, auf die Gesundheit der Frauen zu trinken, welche unser Fest (ein Banket) verschönern. Die Flammen, welche aus ihren schönen Augen sprühen, sind die einzigen, welche wir weder löschen können noch wollen, und für welche keine Versicherungsanstalt zu finden ist.
- Auf dem Berliner Gänsemarkte sind trotz der starken Zufuhr die Preise für die Weihnachtsbraten noch niemals so hoch gestiegen, wie gegenwärtig. Ursache ist großentheils wohl die Trichinenfurcht. Der Verkauf von Schweinefleisch hat so bedeutend abgenommen, daß viele Schlächter kaum den dritten Theil der Zahl von Schweinen gegen früher schlachten.
- Hieran schließt sich ein vor einigen Tagen ebendaselbst vorgekommener komischer Streit. An einem Bauerwagen mit Gänsen handelte ein Berliner um einen Braten, der Preis von 2 Thlr., schien ihm aber bei dem Gewicht zu hoch. Der Bauer behauptete steif und fest, die Gans wiege wenigstens ihre 12 Pfund, worauf der Käufer ihm eine Wette anbot, daß der "Vogel" noch nicht seine zehn voll habe, und sich anheischig machte, in diesem Falle die Gans mit 5 Thlr. zu bezahlen, wogegen er anderen Falls sie umsonst verlangte. Das Bäuerlein schlug in die Wette ein und Käufer und Verkäufer wanderten, von einem Schwarm Neugieriger begleitet, zum nächsten Laden, um das Object wiegen zu lassen, und siehe da - die Gans wog nur 9 Pfd. 20 Loth! Alsbald wollte der Berliner sich des unentgeltlichen Bratens bemächtigen, der Bauer aber war auch nicht faul, packte sein Thier am andern Ende, und so entstand unter dem Gelächter des Publicums ein gewaltiges Ringen und Zanken, bis sich endlich die Polizei in's Mittel legte, nochmals nachwog und dann den Berliner in sein Recht einsetzte. Der Bauer aber will darob ans Stadtgericht gehen!
Für Kartoffelesser. Bei den Kartoffeln, sagt die N. Fr. Pr., tritt namentlich zur Zeit des Frühjahrs, bei längerem Liegen, wenn sie auch frisch sich außerordentlich mehlreich und nach dem Kochen sehr schmackhaft zeigen, der Uebelstand ein, daß sie wässerig werden, und gekocht nicht mehr so schmackhaft sind, wie frische, selbst abgesehen davon, daß sie, indem sie keimen, noch durch die Entwicklung des Solanins der Gesundheit nachtheilig werden können. Dies gilt besonders von den langen Sechswochen=Kartoffeln und den Bisquit=Kartoffeln. Diesem Uebelstande abzuhelfen, giebt der Professor Dr. Artus folgendes sehr einfaches Verfahren an: Es wird die Frühkartoffel behufs Verspeisens vor dem Kochen in der Mitte herum von ihrer Schale entblößt, d. h. man schält um die Mitte der Kartoffel einen Ring, so daß sie also rund herum etwas von ihrer Schale entblößt ist, worauf sie dann wie gewöhnlich gekocht wird. Auf diese Weise wird das Fruchtwasser entfernt und man erhält nach dem Kochen eine mehlreiche, außerordentlich schmackhafte Kartoffel, die von frischer nicht zu unterscheiden ist. Wird gleichzeitig dem Wasser bei dem Kochen etwas Kochsalz zugesetzt, so wird dadurch der Siedepunkt des Wassers erhöht, wodurch bei gekeimten Kartoffeln das Solanin entfernt wird. Auf diese Weise kann auch eine solche Kartoffel ohne Nachtheil für die Gesundheit genossen werden, und zwar selbst bis zu der Zeit, wo die neuen Kartoffel zur Speise verwendet werden können.
- Speculation in Getreide. Vor einiger Zeit tauchte in Berlin, wie der "Publ." referirt, an der Getreidebörse ein Mann auf, dem es bei sehr kleinem Anlegekapital gelang, in kurzer Zeit ein Vermögen von 300,000 Thlr. zu erwerben. Es war dies nur möglich durch kluge, vom Glücke begünstigte Speculationen. Im Herbst v. J. setzte sich der Mann zur Ruhe, mied dies gefährliche Schlachtfeld der Börse und legte sein Capital anderweitig an. Als im Frühjahr d. J. die Saatfelder wirklich traurig standen, konnte unser Mann dem Reiz nicht widerstehen, noch einmal sein Glück zu versuchen, und nochmals hätschelte ihn Fortuna. Hierdurch kühn gemacht, wohl auch ermuthigt durch die anhaltende Dürre, hat der Speculant sich jetzt in ein riesenhaftes Geschäft eingelassen; er hat nämlich auf nicht weniger als 30,000 Wispel zu dem Preise von 48 Thlr. abgeschlossen, zu liefern bis ultimo December c., welches Geschäft ein Sümmchen von ungefähr 1,500,000 Thlr. repräsentirt. Basirt ist die Speculation auf die Voraussetzung, daß die zur Lieferung Verpflichteten ihren Contract nicht werden erfüllen können! Hier scheint sich nun aber ein Rechnungsfehler eingeschlichen zu haben, denn im Laufe der vorigen Woche wurden ihm 6000 Wispel an einem Tage geliefert und von ihm abgenommen. An diversen Spesen erwachsen ihm pro Wispel 3 Thlr., und dem Vernehmen nach stehen die mit Getreide befrachteten Güterwagen auf dem Frankfurter Bahnhof bis Cöpenick hin. Mit welcher fieberhaften Spannung in Börsenkreisen der Riesenkampf verfolgt wird, läßt sich leicht denken!
- In Genf beschäftigt man jetzt Blinde mit der Nähmaschine. Es soll erstaunlich sein, wie bald und wie gewandt dieselben mit dem Instrument umzugehen wissen. - Das "Genfer Journal" spricht von einem Handelsgeschäft, das von einer blinden Familie, bestehend aus einer Schwester und zwei Brüdern, betrieben wird. Die erstere hält ein Zeitungscabinet nebst einem Magazin von Papeterie. Einer der Brüder druckt Namen auf von ihm gefertigte Papiersäcke für Krämer, der andere hausirt mit dem Fabrikat.
- Vor einigen Tagen ist in Alt=Kranz bei Glogau die herrschaftliche Gruft eröffnet, sämmtliche Särge geöffnet, die Schrauben aus den Deckeln herausgerissen und die Leichen, wie es scheint, nach Kostbarkeiten untersucht worden. Ob etwas gestohlen worden ist, hat nicht festgestellt werden können.
- In einem Ofenkasten fand der Hausknecht eines Gasthofs in Berlin 1000 Stück Papierrubel und händigte sie dem Gasthofsbesitzer ein. Der gefundene Schatz wurde öffentlich ausgeboten, aber es meldete sich Niemand dazu. Bei näherer Besichtigung fand sich's, daß die Papierrubel falsch waren.
- Die Herren Zopfabschneider treiben wieder ihr Wesen. In Pesth hat eine Dame die traurige Erfahrung an sich machen müssen, und dies noch dazu in der evangelischen Kirche in der Ofener Festung. Es erforderte dieses Geschäft einen eben so unglaublich hohen Grad von Bosheit wie von

[ => Original lesen: 1865 Nr. 100 Seite 3]

Frechheit, denn wie man es wagen kann, einer jungen Dame während des Gottesdienstes mit scharfem Instrument ihre dicken Zöpfe abzuschneiden, dies ist uns unerklärlich. Man denke sich das Erschrecken der Betreffenden, als sie, zu Hause angekommen, die Vernichtung, das abgestutzte Haar, bemerkte und nun gezwungen war, sich alle Haare abzuschneiden.
- Auf einem rheinischen Bahnhofe kam eine junge Dame an, als die Wagen schon geschlossen waren und die Schaffner ihre Sitze eingenommen hatten. Ich muß mit! sagte sie, klopfte an ein Fenster und fuhr mit beiden Armen hinein, als ein Herr dasselbe öffnete. Der Zug hatte sich in Bewegung gesetzt, die Dame war in Lebensgefahr. Die Herren im Wagen zogen aus Leibeskräften, aber die Crinoline leistete in dem engen Fenster energischen Widerstand, die Zuschauer draußen schrieen entsetzt laut auf, die Dame hörte und sah nicht mehr, der Zug brauste dahin: da noch ein verzweifelter Ruck und drin war sie. Sie will's aber nicht noch einmal probiren.
- Lebensrettung aus drohender Gefahr. Professor Ruggles hatte sich in Gesellschaft einiger Damen nach der Irisinsel (Goat=Island) vorüberführen lassen. Diese Insel liegt oberhalb des berühmten Niagarafalles und theilt den Fall in zwei Ströme. Eine der Damen ließ ihren Sonnenschirm fallen, welcher etwa 20 Schuh an dem steilen Rande des Abgrundes hinabrutschte und dort auf einem Vorsprung liegen blieb. Der galante Professor stieg hinab und hatte glücklich genug den Schirm bereits in seiner Hand, als er auf dem schlüpfrigen Boden unter seinen Füßen ausglitt und tiefer und tiefer dem furchtbaren Wassersturze entgegenrutschte. Unmittelbar über der schäumenden Fluth schwebte ein umgestürzter Baum, der mit seinen Wurzeln noch einigermaßen in dem Erdreich haftete. An diesem konnte Herr Ruggles sich festhalten; allein irgend eine stärkere Wasserwoge, ein Windstoß konnte dieses schwankende Floß vollends entwurzeln und dann wären Baum und Mensch in den furchtbaren Sturz hineingerissen worden. Die Damen stießen vergebens Hülferufe aus, Niemand erschien. In diesem kritischen Augenblicke fand eine der Damen das einzige Rettungsmittel. Sie zerschnitt ihren Reifrock in Riemen; die andern gaben ebenfalls her, was sie entbehren konnten, Shawls und Schürzen und Unterröcke etc. So gelang es den Damen, ein langes, ziemlich solides Seil herzustellen. An das untere Ende desselben banden sie einen Stein und ließen es zu dem Mann hinab, der über dem brausenden Abgrunde schwebte. Herr Ruggles faßte das Seil und konnte sich glücklicher Weise daran wieder zu seinen Retterinnen hinauf arbeiten. Für diese waren es Augenblicke der Todesangst, während sie das Seil hielten. Wäre ein Knoten etwa aufgegangen oder eine schwache Stelle gerissen, so wäre er wenigstens 100 Schuh tief hinabgestürzt, wo keine Rettung mehr möglich war. Als er endlich oben angekommen war und wieder auf fester Erde stand, fiel diejenige Dame, welcher er zumeist seine Rettung verdankte, aus Erschöpfung in Ohnmacht, aus der sie sich jedoch bald wieder erholte.


Anzeigen.

Vorladung.

Nachdem die hohe Großherzogliche Justiz=Canzlei zu Neustrelitz dem unterzeichneten Gerichte die Regulirung des Nachlasses des hieselbst ohne letztwillige Disposition verstorbenen Justizamts=Actuars Amtmann Zimmermann committirt hat, werden zum Zweck der Erforschung der Nachlaß=Kräfte auf Antrag des gerichtlich bestellten curator hereditatis jacentis des Buchbinders Carl Bade allhier, alle Diejenigen, welche aus irgend einem erdenklichen Rechtsgrunde Forderungen und Ansprüche an den Amtmann Zimmermann'schen Nachlaß zu haben vermeinen, hiemit peremtorisch, auch für den Fall einer sich ergebenden Insufficienz des Nachlasses zur vollen Wirkung eines Concurs=Proclams, geladen solche ihre Ansprüche in dem auf Dienstag, den 6. März 1866, Morgens 11 Uhr, vor Gericht allhier anberaumten Liquidations=Termin gehörig anzumelden und sofort zu rechtfertigen, unter dem hiedurch angedroheten Nachtheile, daß alle nicht angemeldeten Ansprüche an den Nachlaß qu. für immer präcludirt und abgewiesen werden sollen.
Zugleich werden die etwaigen Nachlaßschuldner unter dem Nachtheile doppelter Zahlung hierdurch angewiesen, ihre Zahlungen nur an das unterzeichnete Gericht oder an den Curator Buchbinder Carl Bade hieselbst zu leisten.
Schönberg, den 18. December 1865.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.) A. Dufft.


Verkaufsanzeigen.

Holzverkauf.
Am Dienstag, den 2. Januar 1866, Vormittags 11 Uhr, sollen im Schattiner Forstreviere

26 1/4 Faden lohgerissen Eichen Knüppelholz,
7 Faden lohgerissen Eichen Zweigholz,
20 1/2 Faden Buchen Knüppelholz,
14 Cav. Ellern Schleete,
3 Eschen Stämme,
5 Buchen Drümme,
94 Cav. div. Buschholz und 30 Cav. ausgeforstetes Buschholz,
öffentlich an den Meistbietenden unter den an Ort und Stelle bekannt zu machenden Bedingungen verkauft werden.
In Auftrag der SS. TT. Herren Vorsteher des St. Johannisklosters
C. H. Haug, Oberförster.
Waldhausen, den 20. December 1865.


Vermischte Anzeigen.

Der Landkasten in Rostock - die Mecklenburg=Schwerinsche Chausseebaukasse - nimmt Darlehen an zu 3 1/2 p. C. jährlicher Zinsen, leistet Rückzahlung nach halbjähriger Kündigung und verpfändet dafür sämmtlichen Grundbesitz der Großherzoglichen Domainen, der Ritterschaft und der Städte; - giebt daher die größte Sicherheit. Alle Einzahlungen, Zinszahlungen und Rückzahlungen werden ohne jegliche Kosten von mir besorgt und erbitte ich zum nächsten Antoni=Termine rechtzeitige Anmeldungen.
Schönberg, den 18. December 1865.
Kindler, Advokat.


Club im Hause des Herrn A. Spehr am Mittwoch, den 3. Januar 1866.
Schönberg, den 28. Dezember 1865.


Da eine Anzahl der verlangten Geldpöste bereits angemeldet, so suche ich nur noch 1 Posten von 1200 Taler (Mecklenburg), 1 do. von 1000 Taler (Mecklenburg) und 2 do. von 350 Taler (Mecklenburg).
J. P. Bade.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft am Montage nach Neujahr, den 8. Januar 1866, stattfindet, und werden die Gesellen aufgefordert, persönlich zu erscheinen.
Schönberg, den 27. December 1865.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Beste rheinische Wallnüsse und schöne Malaga Feigen empfiehlt Heinrich Otto.


W. Kolls, Juwelen-, Gold- und Silber-Waaren-Handlung
Lübeck, Sandstrasse 1008.
Reparaturen werden prompt und billig ausgeführt.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 100 Seite 4]

Durch Vereinbarung sämmtlicher Webermeister im hiesigen Fürstenthum ist der bisherige Preis für ihre Arbeit geregelt und vom 1. Januar 1866 an folgendermaßen festgestellt worden:
Es soll kosten an Weberlohn jede Elle
Heedenleinen: ellenbreit 1 1/2 Schilling (Mecklenburg), 5/4 breit 2 Schilling (Mecklenburg), 6/4 breit 3 Schilling (Mecklenburg).
Flächsenleinen: ellenbreit 2 Schilling (Mecklenburg), 5/4 breit 2 1/2-3 Schilling (Mecklenburg), 6/4 breit 4 Schilling (Mecklenburg).
Vierkamm: Kissen à Elle 5-6 Schilling (Mecklenburg), Betten à Elle 7-8 Schilling (Mecklenburg), Brath à Elle 4-5 Schilling (Mecklenburg).
Fünfkamm: Kissen à Elle 6-8 Schilling (Mecklenburg), Betten à Elle 9-10 Schilling (Mecklenburg), Brath á Elle 5-6 Schilling (Mecklenburg).
Keperbühren: Heden à Elle 6-7 Schilling (Mecklenburg), Flächen à Elle 8-10 Schilling (Mecklenburg).
Gansaugen: Heden à Elle 3/4 breit 2 1/2 Schilling (Mecklenburg), 4/4 breit 4 Schilling (Mecklenburg), 5/4 breit 5 Schilling (Mecklenburg), 6/4 breit 6 Schilling (Mecklenburg), Kleinheden à Elle 3/4 breit 3 Schilling (Mecklenburg), 4/4 breit 5 Schilling (Mecklenburg), 5/4 breit 6 Schilling (Mecklenburg), 6/4 7 Schilling (Mecklenburg).
Drell: Heden à Elle 3/4 breit 4 Schilling (Mecklenburg), 4/4 breit 5 Schilling (Mecklenburg), 5/4 breit 6 Schilling (Mecklenburg), 6/4 breit 7-8 Schilling (Mecklenburg), Flächsen à Elle 3/4 breit 4-5 Schilling (Mecklenburg), 4/4 breit 5-6 Schilling (Mecklenburg), 5/4 breit 6-8 Schilling (Mecklenburg), 6/4 breit 8-10 Schilling (Mecklenburg).
Wollenarbeit à Elle 2 1/2 Schilling (Mecklenburg) und jedes Stieg Ellen 4-6 Schilling (Mecklenburg) Ungeld.
Spulgeld: jedes Pfund Hedengarn 1/2 Schilling (Mecklenburg) und jedes Pfund Flächsengarn 1 Schilling (Mecklenburg).
Schönberg.
Das Amt der Weber.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termin Gelder und Sparkassenbücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis spätestens zum 17. Januar bei mir abzugeben.
J. P. Bade, Buchbinder.


Um Unglück und Schaden zu verhüten, ersuche ich Eltern und Lehrmeister, ihre Angehörigen vor Unfug an meinen im Neuenwall erbauten Häusern und dem dort liegenden Material zu warnen. Ueberhaupt werde ich Unbefugte, die ich dort im Dunklen treffe, als solche ansehen, die mir etwas entwenden.
C. Egers, Zimmermeister.


Uhren=Handlung von Heinrich Rohr in Rehna.
Dieselbe empfiehlt gut gehende Cylinder=Uhren unter zweijähriger Garantie
mit 4 Steinlöchern 7 Thlr.
bessere do. 8 1/2 Thlr.
mit 8 Steinlöchern 9 Thlr.
die beste Sorte 10 Thlr.
Gut gehende Anker=Uhren, sowie goldene Herren= und Damen=Uhren zu enorm billigen Preisen.
Taschen=Chronometer, ohne Schlüssel aufzuziehen.
Ganz vergoldete Pariser Tisch=Uhren von 14 Thaler an.
Regulateure, Rahmen=Uhren sowie Amerikaner u. Schwarzwälder Uhren.
Ferner: Eine große Auswahl von Uhrketten, echten Talmi=Hals= und Westen=Ketten.
Um Vorurtheilen zu begegnen, gebe ich jede Uhr eine Zeit lang auf Probe.
Reparaturen werden äußerst sorgfältig ausgeführt.
Zugleich empfehle ich mein Photographisches Atelier zur Aufnahme aller Sorten Portraits.
Die Aufnahme findet von Morgens 10 bis Nachmittags 2 Uhr im geheizten Glashause statt.
Auch halte ich eine große Auswahl von Photogrphie-Rähmen und Albums zu sehr billigen Preisen vorräthig.


Lübecker Marzipan
mit geschmackvollen Verzierungen als Blumen, Frucht=Jagdstücken Lübecker Ansichten, so wie auch andere Gegenstände darstellend, hält Unterzeichneter zum bevorstehenden feste zu verschiedenen Preisen vorräthig.
Wilh. Prahl in Lübeck.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank in Schwerin
schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Kommissions=Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die in den letzten drei Jahren zur Vertheilung zurückgestellten, mittleren Dividenden der Lebensversicherten betragen respective 36 %, 40 % und 36 % der eingezahlten Prämie.
Agentur Schönberg.
J. P. Bade.


Sylvester=Abend und Neujahr frische Berliner Pfannkuchen bei Conditor Greif Wwe.


Auf dem Stiftungsfeste am 27. November sind in meinem Lokale 2 seidene Umhänge und ein kleiner weißer Kragen liegen geblieben, die die Eigenthümer wieder in Empfang nehmen können.
F. Fick.


Den Richtsteig über meine Hofstelle und über meinen Acker nach der Chaussee und nach der "Neuen Welt" verbiete ich hiermit, und werde alle unbefugterweise darauf Betroffenen dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.
Rieps, den 24. December 1865.
Hauswirth H. J. Böttger.

Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: D. 16. December. Ein unehel. Sohn zu Torriesdorf. D. 17. dem Schlachtermeister C. Vock hieselbst eine T. - D. 18. dem Tischlermeister Dettmann hieselbst ein Sohn. - D. 21. dem Zieglergesell Bockwoldt vor Schönberg ein S. - D. 24. dem Arbm. Zarnow a. d. hies. Bauhofe ein S. - Dem Maurergesell Groth vor Schönberg ein todter Sohn.

Gestorben: D. 16. Dezember Joh. Heinr. Hans Joach. Lorenz zu Kl. Siemz, 17 Tage alt. - D. 18. Joh. Wilh. Luise Bangert vor Schönberg, Tischlerstochter aus Wismar, 5 Mon. 10 Tage alt. - D. 20. Peter H. Hans Karsten, Arbm.sohn auf dem hiesigen Bauhofe, 9 J. 2 M. alt. - D. 24. Catharina Lise Kniep, geb. Renzow. Schlachtermeistersfrau hieselbst, 67 J. 2 M. a. - D. 26. Catharina Lise Maaß, geb. Sager, Hauswirthsfrau zu Malzow, 49 J. 10 M. alt.

Sonntag, den 31. December.
Vormittagskirche: Herr Candidat Wendt.
Abendgottesdienst (5 Uhr): Pastor Kaempffer.

Am Neujahrstage.
Frühkirche: Pastor Fischer.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
1865
Decbr
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
42.18
42.88
43.05
43.39
41.09
41.44
39.13
1.8
2.8
-0.4
-2.0
-2.7
-1.8
0.0
5.0
4.9
3.0
-0.4
0.2
1.1
2.2
SW
S
SW
S
SSW
SW
S
1
0
0
1
1
0
0
trübe.
-
(Neb.) bed.
-
völlig. heit.
(Neb.) bed.
(Neb.) z. h.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pfund14 1/2 - 15 Schilling (Mecklenburg),
Hasen, d. St.32 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Enten, d. St.20 - 28 Schilling (Mecklenburg),
Hühner, d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Küken, d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Tauben, d. St.3 - 4 Schilling (Mecklenburg),
Gänse, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg),
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf, d. Pf.4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pfund8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Eier 5-6 St. für4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln, d. Faß.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Karpfen d. Pfund10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans d. St.28 - 34 Schilling (Mecklenburg),
Flickgans d. St.18 - 20 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen19 - 20Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 - 15Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 - 13Mark (Lübeck)6Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen15 - 17Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Rübsen.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


(Hiezu: Officieller Anzeiger Nr. 12.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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