No. 91
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. November
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 91 Seite 1]

In Folge des hohen Regiminal=Rescripts de 7. November c., betreffend die Armenarzenei=Rechnungen, werden die Ortsvorstände hiedurch erinnert, sorgfältiger, als bis jetzt geschehen, dahin zu sehen, daß die Kurscheine nicht an Leute ertheilt werden, welche ihren Vermögensverhältnissen nach keinen Anspruch auf dieselben haben.
Schönberg, den 12. November 1865.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.


- Es war ein erbitterter Kampf, den der Finanz= mit dem Kriegsminister in Frankreich focht. Der Finanzminister erklärte dem Kaiser, das Interesse des Staates erfordere es, daß das Heer vermindert werde; der Kriegsminister erklärte, er könne keinen Trommler entbehren. Die beiden Herren bekriegten sich im Kabinet und in den Zeitungen, bis der Kaiser auf die Seite des Finanzministers trat. Es sind aber nicht 40,000 Soldaten und 50 Mill. Franks, welche Frankreich jährlich sparen will, sondern nur 11,000 Mann und 13 Mill. Franks. Das große Frankreich hält aber schon diese Ersparniß für einen Gewinn und Napoleon hat selbst seine sparende Hand an die Garden und Carabiniers gelegt.
- Die liberale Partei in Preußen ist wieder um eine Hoffnung ärmer, da an eine Reform des Herrenhauses im Sinne dieser Partei für lange nicht zu denken ist. Durch eine Verordnung ist das Herrenhaus jetzt vollständig und vollzählig konstituirt und kann künftig nur durch ein Gesetz, zu dem also die Zustimmung auch des hohen Hauses gehört, wieder umgestaltet werden.
- Zwei tapfere Gegner, die sich vor zwei Jahren bei der Insel Helgoland bis auf den Tod bekämpft haben, die österreichische Fregatte Schwarzenberg und die dänische Fregatte Niels Juel trafen sich neulich im Hafen von Athen. Die Commandeure Tegetthoff und Soenson statteten einander in großer Uniform Besuche ab und die Offiziere tauschten ihre Photographien.
- Wunderschön ist der Witz der Wiener über ihren Ex=Botschafter Bach. Dieser Herr nimmt Abschied vom Papst und dabei entspinnt sich folgendes Gespräch. Bach: Ew. Heiligkeit, ich möchte gerne heilig gesprochen werden. Pius IX.: Dann müssen Sie erst sterben; bei Lebzeiten kann Niemand kanonisirt werden. B.: Nun, da kann ich mich ja scheintodt stellen, bis die Ceremonie vorüber ist. P.: Gut, thun Sie das; dann spreche ich Sie scheinheilig.
- Die Stadt Wien will vor dem Staat Oesterreich nichts voraus haben. Ihr Haushalt schließt dieses Jahr mit einem Deficit von 1,300,000 fl. ihre Rechnung ab.
- S. K. H. der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin besuchte, bei Gelegenheit einer Fasanenjagd in Wedendorf, am 19. Nov. Rehna, wo Derselbe seit 20 Jahren nicht gewesen war. Ein festlicher Empfang war verbeten, doch prangte schon Morgens die Stadt im Flaggenschmuck. Nachdem S. Kön. Hoheit die Spitzen der Behörden empfangen, besuchte Derselbe noch die durch Dampfmaschinen betriebenen Fabriken der Tuchmacher Kalkmann und Lange und kehrte am selben Tage nach Schwerin zurück.
- Der wegen Ermordung seiner Ehefrau gefänglich eingezogene Maschinenbauer Pojunke ist nach der Irrenanstalt Sachsenberg gebracht worden, wo unter geeigneter Behandlung und Aufsicht Beobachtungen über seinen Geisteszustand angestellt werden sollen.
- Drei Holsteiner Zeitungen, die Schleswig=Holsteinische und Kieler Zeitung und die Itzehoer Nachrichten sind von Herrn v. Manteuffel in Schleswig verboten worden, weil sie den Gasteiner Vertrag anfeindeten.
- Professor von Holtzendorf in Berlin hielt einen öffentlichen Vortrag über die Mängel des Schwurgerichts. In den letzten 10 Jahren, bemerkte er, seien in der europäischen Schwurgerichtspraxis 25 Fälle bekannt geworden, in denen sich die Unschuld der zum Tode verurtheilten späterhin herausstellte.
- Eine neue Lampe, eine Art Wunderlampe, hat Herr Rudolf Dinckelberg in Magdeburg erfunden. Das Gefäß der Lampe ist hohl und anscheinend leer, wenigstens kann man sie, wenn sie geöffnet ist, nach allen Seiten bewegen, ohne daß etwas herausfällt, nur ein Petroleumgeruch macht sich dann bemerkbar. Es wird allerdings ein Extract von Petroleum, welchen der Erfinder besonders zu diesem Zwecke bereitet hat, in die Lampe gegossen, aber sofort auch wieder in die Oelflasche zurückgegossen. Der Rest, der darin bleibt und der in keiner Lage der Lampe herausfließt, wird durch eine eigenthümliche Vorrichtung in Gas verwandelt. Das Gas durchdringt einen gewöhnlichen Docht, der aus einer Röhre hervorragt und angesteckt ein helles Licht gibt. Das Wichtige bei dieser Erfindung, die sich bis jetzt nur auf Küchenlampen und Lampen für Werkstätten erstreckt, ist die ungeheuere Sparsamkeit. Es gehören mehrere Stunden (es wird versichert 6 Stunden) dazu, um für 1 Pfennig Werth von dem Petroleum=Extract zu verbrauchen. Auch das möchte sehr praktisch sein, daß die Lampe

[ => Original lesen: 1865 Nr. 91 Seite 2]

beliebig umfallen kann, ohne daß sie an Brennstoff verliert.
- Ein Pferd zu lebenslänglicher Haft verurtheilt. Schon seit langer Zeit erzählt man sich im südöstlichen Mecklenburg eine Geschichte, die tief zu verabscheuen ist. Vor 6 Jahren reitet ein noch jetzt in Güstrow lebender Herr ein junges 4jähriges Pferd. Das muthige Thier hat das Unglück, seinen vielleicht nicht sattelfesten Reiter abzuwerfen. Dafür- wie konnte das Thier sich auch erdreisten, so etwas zu thun - sollst du schwer büßen, ruft der Reiter, und sollst, so lange du lebst, nicht mehr aus dem Stalle. Gesprochen hat's der Herr und man sollte es kaum glauben, seit 6 Jahren (das Thier ist nunmehr 10 Jahre) hat das arme beklagenswerthe Geschöpf seine kasperhauser Existenz fortgeführt. An Futter und Trank fehlt's dem Thiere nicht, wohl aber fehlt es an Bewegung. Mit viel über die Eisen hinausgewachsenen Hufen und langem Haar an den Beinen steht das arme Thier da, sein Appetit ist ihm vergangen und steif ist es an allen Füßen, weil es in der langen Zeit nicht von der Stelle gekommen ist - das sind die Folgen jener grausamen Maßregel. Es klingt diese Geschichte wie Hohn, da ein Thier sich nicht vertheidigen kann, aber was wahr ist, bleibt wahr. Wünschenswerth wäre es übrigens, wenn der Güstrower Thierschutzverein die Sache in die Hand nehmen würde. (Rost. T.)
- Ein Trödler in Wien hat unter altem Maculatur ein auf Pergament geschriebenes Gedicht "Gottes Macht und Seyne Heiligkeit" betitelt, aufgefunden, welches von Martin Luther unterzeichnet ist, von dessen eigener Hand geschrieben zu sein scheint und vom 4. April 1510 datirt ist. Der Trödler wußte den Verkäufer nicht mehr zu nennen.
- Noch nie war auf dem Theater ein solcher Luxus in Toiletten entfaltet worden, wie in dem gegenwärtigen Zugstück von Sardou La Famille Benoiton in Paris. Die beiden Damen Mauvri und Leonide Blanc, welche die excentrischen Töchter dieser Parvenüfamilie vorstellen, tragen verschiedene Toiletten zur Schau, deren Gesammtwerth ohne die Diamanten auf ungefähr 80,000 Fr. geschätzt wird. Selbst Mlle. Forgueil, eine Künstlerin, die dergleichen kostbaren Tand nicht nöthig hat, um zu gefallen, zeigt sich in einer Spitzengarnitur, die 7000 Fr. werth ist. - Die böse Welt vergnügt sich sehr an dem Mißgeschick, das die einst in gewissen Kreisen so hoch gefeierte Cora Pearl betroffen hat. Alle ihre Möbel sind gepfändet worden und sie ist nicht mehr in der Verfassung, daß ihr irgend woher neue offerirt werden. Bei einer ersten Vorstellung im Theater sah man sie früher nie anders als mit Diamanten im Werthe von 2= bis 300,000 Frs. behängt. - Eine Schauspielerin ist Schulden halber nach Belgien durchgebrannt, hat aber ihren Gläubigern reichliche Deckung in Form einer Sammlung von pikanten Schriftstücken hochgestellter, noch lebender Persönlichkeiten hinterlassen.


Eine Razzia gegen Berliner Bauernfänger.
(Schluß.)

Eines Tages hatten sie wieder mehrere Opfer gefunden, welche von einem der drei Verbündeten auf der Landstraße angeredet und in den Wald gelockt waren, wo die beiden andern harrten und alsdann die Karten zur Hand nahmen. Die Spitzbuben haben an diesem Tage einem Handwerksburschen seine Uhr und 29 Sgr., einem andern seine Stiefel, einem dritten ein Hemde abgenommen. Aber auf eine sehr originelle Weise sahen sich zwei von den Spielern der Kriminal=Polizei überliefert. Als nämlich an dem erwähnten Tage die Geplünderten zu Spandau in der Herberge zusammen waren und sich gegenseitig ihre Verluste klagten, schlug ein Handwerksbursche einen allgemeinen Auszug der Kameraden vor, um sich der Personen der Spieler zu bemächtigen. Auf dem Spandauer Bock wurden sie richtig denn auch zweier von ihnen habhaft, welche sie, natürlich nicht ohne ihrem Groll eigenhändig Luft gemacht zu haben, der Polizei überlieferten; der dritte, ein Schmied, ist entwischt und wird jetzt steckbrieflich verfolgt." Unser Weg führte uns nach dem Oranienburger Thor. "Balaklava" - so war der Name der berüchtigsten nächtlichen Conditorei, die wir besuchen wollten - bildete die Ecke der Friedrichsstraße und des Weges, der sich vom Oranienburger Thore an der Stadtmauer, an der sog. "Kommunikation" entlang zieht. In der Nähe der Stelle, wo dieser einsame und dunkle Weg in die Philippstraße mündet, machten wir Halt. Der uns begleitende Konstabler verschwand in dem Schatten der ebenfalls einsamen Straße. "Warten wir hier einige Minuten," sagte der Kriminal=Kommissarius; er holt von der nächsten Wache die bereits bestellte Mannschaft, "Sie wissen, daß das Nest ohne die nöthige Bedeckung nicht auszunehmen ist. Wir müssen uns auch heute auf einen Kampf gefaßt machen, der ganz bestimmt stattfinden würde, wenn wir drei allein in Balaklava erschienen. Wahrscheinlich sind gefährliche Kerle dort. Es ist gut, daß Sie heute einen tüchtigen Stock mitgenommen haben." Wir traten unter den Bogen eines Thorweges, um uns gegen den scharfen Ostwind zu schützen. Es mochte kaum eine Viertelstunde verflossen sein, als der Schutzmann mit der Mannschaft erschien. Sie bestand aus 20 Konstablern in Uniform mit Helm und Seitengewehr. "Nun schnell vorwärts," befahl der Kriminal=Polizeibeamte, "in Trupps zu 5 Mann; alle Ausgänge des Hauses werden besetzt, 10 Mann dringen mit mir ein." Dann ging es in kurzem Trab die einsame Kommunikation, in der uns Niemand begegnete, entlang. Nach wenigen Minuten standen wir an der Ecke der Straße, welche von dem Hause gebildet wird, in dessen Erdgeschoß sich die nächtliche Konditorei befindet. Das Haus hatte einen Ausgang nach dem Wege an der Mauer; ein großes Thor öffnete sich auf die Friedrichsstraße, eine zweite Thür führte auf derselben Seite in die Konditorei. Alle Fenster derselben waren hell erleuchtet. Die Konstabler vertheilten sich, um die drei Ausgänge zu besetzen. "Es wird Niemand hinausgelassen," kommandirte der Kriminal=Kommissarius, "wer es auch sei; hinein kann Jeder, 10 Mann dringen mit mir ein." Im nächsten Moment standen wir in dem Verkaufs=Lokale der nächtlichen Konditorei. Die Decoration desselben war, wie ich mit einem Schnellen Blicke übersah, fast glänzend zu nennen. Spiegel, rothe Vorhänge und Goldleisten zur Einfassung der Tapeten. Hinter dem Ladentisch stand eine Frau von sehr zweifelhaftem Aussehen. An den kleinen Tischen saßen mehrere Personen, Cigarren rauchend und Grogk trinkend. "Sie sind Sämmtlich verhaftet!" rief der Kriminal=Polizeibeamte; "kein Widerstand, jeder Widerstand würde vergeblich Sein, alle Ausgänge sind besetzt." Niemand rührte sich vom Fleck. Der Anblick der 10 bewaffneten Konstabler, welche den ganzen Raum füllten, schien den Worten des Beamten den gehörenden Nachdruck zu verleihen. "Nun Schnell die anderen Zimmer durchsucht," ertönte der weitere Befehl. Wir drangen in die drei nach der Kommunikation hinausgehenden Räume, 5 Konstabler folgten. "Kein Widerstand, Sie sind Sämmtlich verhaftet!" rief auch hier der Beamte. ES waren ungefähr 20 Personen anwesend, verdächtig aussehende Kerle, obschon sie meistens in guter Toilette waren. Im letzten Zimmer fanden wir zwei Mädchen, deren Aussehen über ihr Gewerbe keinen Zweifel übrig ließ. Auch hier brachte der Befehl des Kriminal=Beamten dieselbe Wirkung hervor, wie in dem Verkaufslocal, die Meisten erhoben sich von ihren Stühlen und Tischen, Andere blieben bestürzt sitzen und regten sich nicht, kein Widerstand wurde versucht. Der erwartete Kampf, der die Scene jedenfalls dramatischer gemacht hätte, blieb aus. Die Berliner Verbrecher haben keinen Muth, als wenn sie in Masse gegen den Einzelnen auftreten. Wären wir allein in die Spelunke eingedrungen, ohne die bewaffneten Konstabler, dann würde die Scene ganz gewiß in anderer Weise geendigt haben. Sämmtliche Zimmer wurden nun geräumt und alle in denselben gefundenen Personen durch drei Konstabler

[ => Original lesen: 1865 Nr. 91 Seite 3]

zu der Mannschaft geführt, welche den Eingang in die Konditorei besetzt hielt. Ich stand mit dem Kriminal=Polizeibeamten in dem an das Verkaufslokal stoßendem Zimmer. Die ganze Gaunergesellschaft zog an uns vorüber. "Sehen Sie sich das Gesindel an," sagte er, "trotz der feinen, modischen Röcke, der goldenen Uhrketten und der seidenen Westen ist auf keinem dieser Gesichter die Gauner=Physiognomie zu verkennen. Jeder ist ein berüchtigter Bauernfänger. Keiner ist unbestraft. Das war ein famoser Fang. Jedenfalls ist Berlin das Gesindel auf mehrere Monate los." - "Aber wie?" mußte ich unwillkürlich erwidern. "Spitzbuben oder nicht; in dieser Nacht haben wir sie doch auf keinem Diebstahle ertappt. Wie kann man sie einsperren? Wer kann sie dafür bestrafen, daß sie hier Kaffee oder Grogk trinken? - "Der Teufel," sagte der Beamte lächelnd, "gewiß werden wir sie auf 6 Wochen unschädlich machen. Alle stehen unter Polizeiaufsicht und dürfen demgemäß nach 8 Uhr ihre Wohnung nicht verlassen. Dafür werden sie zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt."
Der letzte von den Gaunern befand sich vor der Thüre in den Händen der aufgestellten Wachtmannschaft. Die hinteren Räume der nächtlichen Konditorei waren öde und leer. Die im Verkaufslokal anwesenden Personen wurden, nachdem sie Namen und Wohnung angegeben und es sich herausgestellt hatte, daß sie zufällig beim Nachhausegehen in die Konditorei gerathen waren, um noch eine Tasse Kaffee vor dem Schlafengehen zu trinken, ohne den gefährlichen Charakter der Spelunke zu kennen, entlassen. "Das Lokal wird von morgen an, bei Verlust der Konzession, um 10 Uhr Abends geschlossene rief der Beamte dem Weibe zu, welches stumm hinter dem Ladentische der Entwicklung der ganzen Scene zugesehen hatte. "Die Verfügung der Kriminalpolizei wird Ihnen morgen zugehen!" Das Weib brach in einem Strom von Verwünschungen aus. Ohne darauf zu achten, traten wir vor die Thüre. Dort stand die ganze Gaunergesellschaft, von allen Seiten von den Konstablern umgeben. "Nach dem Molkenmarkt zum Polizei=Gewahrsam!" rief der Kriminal=Kommissarius, indem er sich an die Spitze des Zuges stellte und von mir Abschied nahm. Ich blieb mit dem Kriminal=Polizei=Schutzmann und zwei Konstablern, die derselbe sich zu seiner Bedeckung ausgebeten hatte, zurück, um noch eine Razzia in der "Kaffeeklappe" vorzunehmen. Nach einigen Minuten war der Zug in der Dunkelheit in der Friedrichsstraße verschwunden.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die Käthnerstelle c. p. des Bäckermeisters Hans Heinrich Boye zu Schlagsdorf ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das anzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Freitag, den 8. December d. J., Morgens 11 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 19. September 1865.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) O. Reinhardt.


Bekanntmachung.
Die bis heute noch unberichtigt gebliebenen Beiträge zur Armensteuer müssen in den nächsten 8 Tagen an die resp. Armenvorsteher bezahlt sein, da nach Ablauf dieser Frist die Listen zur executiven Einforderung abgegeben werden sollen.
Schönberg, den 23. November 1865.
Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.
Zur Bestreitung der gehabten Feuerschäden und Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und Anlegung eines Hülfsfonds ist für das laufende Jahr ein Beitrag von vier Schillingen für je 100 Thaler der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders angezeigt werden.
Schönberg den 10. November 1865.
Direction der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.


In der am 11. d. M. abgehaltenen General=Versammlung des Vorstandes der Hagel=Assecuranz=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg ist ein Beitrag zu den Verwaltungs= und Entschädigungs=Kosten wegen Hagelschläge von Sieben (7) Schillingen Preuß. Courant von je 100 Thlrn. der Versicherungs=Summe beliebet worden, demnach sämmtliche Mitglieder vorgenannter Gesellschaft hiedurch ersucht werden, den Belauf solchen Geldes - ohne weitere Benachrichtigung als diese - am 4ten December, als dem Montage nach dem 1sten Adventsonntage dieses Jahres, Vormittags 10 Uhr, im Hause des Kaufmanns Herrn Boye, als dem gewöhnlichen Orte, einzahlen zu wollen.
Schönberg, den 12. November 1865.
Die Direction der Hagel=Assecuranz=Gesellschaft.


Rum, die Kanne 12, 16, 20 u. 24 Schilling (Mecklenburg), in Gebinden billiger, feinere Rums 12, 16, 20, 24 Schilling (Mecklenburg) bis zu 1 Taler (Mecklenburg) 8 Schilling (Mecklenburg) die Flasche, Cognac 16, 24 u. 40 Schilling (Mecklenburg) pr. Flasche, Arrac 16 u. 32 Schilling (Mecklenburg) pr. Flasche. Direct bezogene reine Mosel= u. Rheinweine von 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Flasche und theurer. Medoc die Flasche 8 Schilling (Mecklenburg), in Dutzend Flaschen billiger, bessere Rothweine zu 10, 14, 18, 20, 26, 30 Schilling (Mecklenburg) bis zu 1 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg) die Flasche, diverse Weißweine zu 8 ßl. die Flasche und theurer. Punsch=Extrakt 16 ßl. die Flasche, Sherry u. Portwein zu billigen Preisen empfiehlt Aug. Spehr.
Schönberg, den 22. November 1865.


Zum Antony=Termin suche ich gegen gute und hypothekarische Sicherheit in hiesigen Landstellen und Grundstücken folgende Geldpöste: 1 von 1200 Taler (Mecklenburg) , 1 von 1000 Taler (Mecklenburg) , 1 von 700 Taler (Mecklenburg) , 1 von 600 Taler (Mecklenburg) N 2/3, 3 von 400 Taler (Mecklenburg) , 1 von 350 Taler (Mecklenburg) , 4 von 300 Taler (Mecklenburg) und 1 von 300 Taler (Mecklenburg) N 2/3.
Capitalisten, die ihre Gelder sicher zu belegen wünschen, ertheile ich nähere Auskunft.
J. P. Bade.


Bei Unterzeichnetem sind zu haben.
Shakespeares sämmtliche Werke mit 300 Holzschnitten.
In Lieferungen à 2 Schilling (Mecklenburg).
Preis des ganzen Werkes 1 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg).
J. P. Bade.


Alle, welche an den Nachlaß meines verstorbenen Vaters rechtliche und gehörig nachzuweisende Forderungen zu stellen haben, fordere ich hierdurch auf, sich innerhalb vier Wochen bei mir, zur Entgegennahme ihres Guthabens zu melden.
D. 12. Novbr. 1865.
Hauswirth Christoph Ollrogge in Schlagbrügge.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 91 Seite 4]

Beste rheinische Wallnüsse à Schock 4 Schilling (Mecklenburg), neue Malaga Feigen à Pfund 6 Schilling (Mecklenburg), Krachmandel à Pfund 22 Schilling (Mecklenburg), Pottrosinen à Schilling (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg), neue Genueser Succade à Pfund 18 Schilling (Mecklenburg), trockne und candirte Pommeranzenschaalen, gereinigte Pottasche, echten Rio=Sago à Pfund 8 Schilling (Mecklenburg), Perl=Sago à Pfund 5 Schilling (Mecklenburg), Pfeifen= u. Figuren=Nudeln, Capern, Pickles, Soya, Gelatine, sowie auch besten rheinischen May=Wein=Essenz, Gewürz= u. Vanille=Chocoladen zu 15 bis 40 Schilling (Mecklenburg) à Pfund empfiehlt Aug. Spehr.
Schönberg, den 23. November 1865.


Reinschmeckenden Kaffee à Pfund 9 Schilling (Mecklenburg) empfiehlt Heinr. Schreep, an der Siemzer=Chaussee Nr. 128 a.


U. Beermann & Co.
Lübeck, Klingberg 927.
empfehlen, außer ihrem reich assortirten Lager von Kleiderstoffen und Shawls, eine sehr bedeutende Auswahl der modernsten anschließenden u. weiten Paletots, Rand=, Pellerinen= und Aermel=Mäntel, wie auch kurze Paletots (Jacquettes) für die Herbst=Saison, aus hellen und dunkeln Stoffen.
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Ich habe eine Wurstspritze zu vermiethen pro Tag 4 Schilling (Mecklenburg).
F. Oldenburg, Schlossermeister.


Nur 4 Thaler
kostet bei Unterzeichneten 1 ganzes Original=Loos zu der am
14. December d. J.
beginnenden 1. Classe der garantirten
Großen Braunschweiger Staats-Lotterie.
in welcher nur Gewinne gezogen werden.
Gesammt=Verloosungs=Capital
2 Millionen 677,250 Mark
Haupttreffer Mark 250,000, 150,000, 100,000, 50,000, 25,000, 2mal 20,000 2mal 15,000, 2mal 12,500, 2mal 10,000, 2mal 7500, 8mal 5000, 4mal 3750, 105mal 1000, 5mal 750, 130mal 500 etc. etc.
Ein halbes Original=Loos kostet 2 Thlr. 1/4 Loos 1 Thlr.
Ein ganzes Loos für alle 6 Classen kostet 40 Thlr., 1/2 Loos 20 Thlr., 1/4 Loos 10 Thlr.
Einer besonderen Empfehlung unserer Haupt=Collecte bedarf es wohl nicht, da solche durch ihr langjähriges Bestehen, welches wir nur unserer prompten, discreten und reellen Bedienung verdanken, hinreichend in dortiger Gegend bekannt ist und läßt unsere Haupt=Collecte auch in anderer Beziehung nichts zu wünschen übrig, indem dieselbe durch die ihr stets zufallenden bedeutenden Hauptgewinne zu den von Fortuna Begünstigten gezählt wird.
Aus den entferntesten Gegenden kommende Aufträge, mit Rimessen versehen, führen wir prompt und verschwiegen und senden unseren Interessenten amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach Entscheidung zu.
Man wende sich bald und direct an
L. S. Weinberg & Co.
Bank= u. Wechselgeschäft, Herzogl. Braunschw. Haupt=Lotterie=Collecteure in Hamburg.


Bei Keuchhusten oder Stickhusten
der Kinder leistet der L. W. Egers'sche Extrakt ebenso vorzügliche Dienste, wie bei Husten, Katarrhen, Hals= und Brustleiden Erwachsener. Nachstehendes Schreiben giebt hiefür den besten Beweis:
Herrn L. W. Egers in Breslau, Messergasse 17, zum Bienenstocke.
Hörde, den 7. October 1865.
"Eingeschlossen übermache ich Ihnen Thlr. . . . etc. Gleichzeitig ersuche ich Sie um schleunige Zusendung von 200 Flaschen Fenchel=Honig=Extrakt. Der Stickhusten regiert hier unter den Kindern und es wird fast ausschließlich Fenchel=Honig dagegen gebraucht, so daß mein Vorrath schon wieder beinahe vergriffen ist."
Mit aller Achtung
A. Sondermann, Wittwe.
Der L. W. Egers'sche Extract wird nur echt verkauft bei C. Sievers, Buchbinder in Schönberg. (Sattler Bohnhoff'sches Haus.)


(Hiezu eine Beilage.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 91 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 24. November 1865.


250,000 Gulden Hauptgewinn
des vom Staate gegründeten und garantirten großen
Prämien-Anlehens
Nächste Ziehung am 1. Dezember l. J.
Das Gesammt=Capital, das zur Verloosung kommt, beträgt 120 Millionen 983,000 Gulden, eingetheilt in folgende Hauptgewinne:
20 à fl. 250,000; 10 à fl. 220,000; 60 à fl. 200,000, 81 à fl. 150,000; 20 à fl 50,000; 20 à fl. 25,000; 121 à fl. 20,000; 90 à fl. 15,000; 171 à fl. 10,000; etc. etc. bis fl 135 niedrigster Gewinn.
Für bevorstehende Ziehung kostet
1 Loos fl. 3. 30 kr. oder Taler (Mecklenburg) 2. Pr. Ct.
6 Loose fl. 17. 30 kr. oder Taler (Mecklenburg) 10. Pr. Ct.
Gefl. Aufträge werden gegen Baarsendung oder Postnachnahme prompt effectuirt, sowie jede zu wünschende Auskunft gratis ertheilt.
Laut amtlichen Listen wurde am 5. Octbr. abermals der Haupttreffer durch mich gewonnen resp. Baar ausbezahlt.
Carl Hensler, Obereinnehmer in Frankfurt a. M.


Die Verschleimung des Halses und der Hustenreiz.
Es ist jedem Gebildeten bekannt, daß der Husten gar verschiedene Ursachen haben kann, und daher seine Heilung eine verschiedene ist. Meistens sind es atmosphärische Einflüsse, zuweilen - wie dies bei Rednern und Predigern sehr häufig der Fall ist - körperliche Anstrengung im Sprechen, wodurch der Hals verschleimt und Hustenreiz hervorgebracht wird. Es giebt verschiedene Mittel, den Schleim, welcher den Hustenreiz hervorbringt, zu beseitigen, doch ist es nothwendig, die Ursache aufzuheben, soll sich nicht wieder neuer Schleim einfinden und den Husten nur periodisch unterbrechen. Es sind jetzt 16-17 Jahre her, daß berühmte Aerzte das damals zum ersten Male auftretende Hoff'sche Malzextract=Gesundheitsbier als ein ausgezeichnetes Mittel gegen Husten und Rheumatismus erklärten. Seither haben mehr als 500 Aerzte dasselbe gesagt. Der K. Hospitalarzt Herr Dr. Koschati in Breslau erklärt das Fabrikat als ein ganz vorzüglich wirkendes bei Krankheiten der Respirationswege; der K. Sanitätsrath Herr Dr. Graetzer in Breslau gebraucht fast dieselben Worte, wie die Urtheile aller andern Aerzte darin übereinstimmen. Neben einer sehr großen Zahl von Dank= und Anerkennungsschreiben blos solcher Personen, welche durch das Hoff'sche Malzextract=Gesundheitsbier von der Halsverschleimung und dem Husten befreit worden, geben wir ein neueres vom 17. August d. J., das aus einer hochachtbaren Quelle herrührt und dem Publikum keinen Zweifel an der Vorzüglichkeit des Fabrikats läßt.
Der Herr Oberpfarrer Superintendent Homut in Triebel schreibt unter obigem Datum: "Schließlich gereicht es mir zur Freude, Ihnen mit dankbarem Herzen die Nachricht geben zu können, daß der Genuß Ihres auch durch seinen Wohlgeschmack sich empfehlenden Malzextract=Gesundheitsbieres, neben dem Gebrauch des Kraftbrustmalzes, mir sehr wohlgethan hat; denn ich bin von meiner Halsverschleimung und von dem hierdurch erzeugten häufigen Reiz zum Husten nun völlig befreit, fühle mich im Allgemeinen gekräftigt, sehe alle körperlichen Funktionen in der besten Ordnung und preise Gott, durch dessen Gnade es Ihnen gelungen ist, ein Fabrikat herzustellen, dessen Gebrauch so heilsame Wirkungen auf meinen Gesundheitszustand hervorgebracht hat."
Hiernach kann dem Publikum aus vollster Ueberzeugung das Hoff'sche Malzextrakt=Gesundheitsbier für ähnliche Leidensfälle empfohlen werden.
J. Hoff's Präparate sind zu beziehen durch Herrn Wilh. Heincke in Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, den 26. November.
Frühkirche: Pastor Fischer.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1865
Novbr
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
21.
22.
23.
33.98
31.34
31.35
4.5
4.9
6.2
8.0
8.1
9.0
S
S
SW
1
1
2
trübe.*)
z. heit.**)
heiter.

*) 22 Kubz. **) 21 Kubz. Regen auf einen Quadratfß. 11 Uhr Abd. Gewitter.


Markt=Preise in Lübeck.
(Nach Angabe des Marktvogtes.)
Butter, Meckl. d. Pfund16 - 16 1/2 Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pfund17 1/2 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Hasen, d. St.32 - 36 Schilling (Mecklenburg),
Enten, d. St.20 - 26 Schilling (Mecklenburg),
Hühner, d. St.10 - 12 Schilling (Mecklenburg),
Küken, d. St.6 - 8 Schilling (Mecklenburg),
Tauben, d. St.3 - 4 Schilling (Mecklenburg),
Gänse, d. Pfund7 - 8 Schilling (Mecklenburg),
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg),
Schweinskopf, d. Pf.4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pfund8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Eier 6 St. für4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln, d. Faß.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Karpfen d. Pfund10 - 12 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen18 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen14 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 1/2 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 - 11 Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Rübsen.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)

Hamburger Viehmarkt. Schweine innerhalb der Accise 32-40 Mark (Lübeck), außerhalb derselben 30-38 Mark (Lübeck) pr. 100 Pfund, Mastkälber 38-50 Mark (Lübeck).


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