No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. August
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 62 Seite 1]

- Aus Wien wird von glaubwürdiger Seite versichert, daß man dort an einem befriedigenden Ausgange der mit Preußen schwebenden Verhandlungen nicht mehr zweifelt, und daß all' die alarmirenden Nachrichten in den Zeitungen, welche einen kriegerischen Ausgang für unvermeidlich hielten, auf Erfindung beruhen. Das Wiener Cabinet soll zu keiner Zeit daran gedacht haben, seinen Forderungen mit bewaffneter Hand Geltung zu verschaffen. Wären die Verhandlungen mit Preußen vollkommen gescheitert, so würde Oesterreich gesucht haben, die holsteinische Frage zu einer europäischen zu machen, d. h. die übrigen europäischen Großmächte zu deren Entscheidung mit heranzuziehen.
- Aus Gastein wird noch nichts Bestimmtes über den Fortgang der Unterhandlungen berichtet; Die Einwendungen des preußischen Cabinets sind in Wien neu berathen, in Folge dessen in Gastein auf's Neue unterhandelt wird. Die beiden bisherigen Civilcommissäre in den Herzogthümern, die sich nicht gut in einander zu schicken wissen, sollen abberufen und eine neue Ordnung soll einstweilen in den Elbherzogthümern hergestellt werden.
- Die Kronjuristen in Preußen haben nun ihr Gutachten in Sachen Schleswig=Holsteins abgegeben. Diesem nach hätten alle drei Kronprätendenten, der König von Preußen, der Großherzog von Oldenburg und der Herzog von Augustenburg kein genügend erwiesenes Recht auf die Herzogthümer.
- Das neue österreichische Ministerium hat noch kein Programm herausgegeben, daraus zu sehen ist, wie es den Staat regieren will. Nur der Finanzminister hat in einem Rundschreiben seinen untergebenen Behörden aufgegeben, mit aller Kraft und Anstrengung dahin zu wirken, daß das Gleichgewicht in den Einnahmen und Ausgaben hergestellt werde.
- In Norderney fand am 1. August bei Hof ein Diner statt, an welchem auch das Hochfürstliche Brautpaar, Prinzessin Alexandrine von Preußen und Herzog Wilhelm von Mecklenburg Theil nahmen. Bei Tische geruhte Se. Majestät der König von Hannover auf das Wohl des allerdurchlauchtigsten Brautpaares einen Toast auszubringen und stimmte darauf "nach althannoverscher Sitte" ein "Hep Hep=Hurrah" an, welches neunmal wiederholt wurde und wobei Se. Majestät die Nagelprobe machte.
- In der Hauptstadt Mexiko ist die erste Silbersendung aus den Silber=Minen im Innern des Landes angekommen. Der Werth übersteigt zwei Millionen Piaster. Es ist in der englischen Bank niedergelegt und soll nächstens nach Veracruz abgehen.
- In Mans hatten die acht bedeutendsten Bäcker sich verbunden, um die Brodpreise in der Höhe zu erhalten. Das Gericht hat diese Bäcker zu Verantwortung gezogen und drei derselben zu 6 Tagen, einen zu 3 Tagen Gefangenschaft, drei andere zu 100 Franken Geldbuße verurtheilt. Der achte ist während der Untersuchung irrsinnig geworden.
- Die Londoner Times fordert das Publikum zu einem soliden, mäßigen und vernünftigen Lebenswandel auf, denn die Cholera scheine langsam aber sicher gegen Westeuropa vorzurücken. Keine Quarantaine werde sie aufhalten. Durch Mäßigkeit und Reinlichkeit könne man ihre Gefährlichkeit mildern.
- Um das Publikum vor Taschendieben möglichst zu schützen hat die Berliner Polizei die Portraits und Personalbeschreibungen der berüchtigsten derselben bei verschiedenen Ladeninhabern niedergelegt.
- Abermals ist ein Schiff, das Dampfschiff City of Glasgow, auf dem Meere verbrannt, doch sind diesmal sämmtliche darauf befindlichen Personen gerettet.
- In Norwegen wird ein Mehl aus Stockfischen bereitet, das wegen seiner Haltbarkeit und Nahrhaftigkeit auf langen Reisen von großem Nutzen zu werden verspricht.
- In den obersteierischen Gebirgen und in den Kärntner Alpen ist am 4. und 5. August viel Schnee gefallen. Auch im Nassauischen hat es am 4. geschneit. Eine Gesellschaft, die den Feldberg bestieg, konnte sich mit Schneeballen werfen.
- In Tours ist im Kloster zum heil. Geiste eine 80jährige Dame verbrannt, welche beim Lichtanzünden das noch brennende Zündhölzchen auf den Boden warf. Das Feuer faßte ihre Kleider; sie stürzte, überall brennend, zum Zimmer hinaus und rief um Hülfe. Diese konnte das Feuer wohl löschen, allein die Dame erlag nach zwei Tagen ihren Wunden.
- Im Ural=Gebirge in Rußland sind seit 1817 12,650 Pud (jedes zu 40 Pfund) Gold gewonnen worden. - Auch in Böhmen ist ein neues Californien entdeckt worden. In dem St. Wurzelschachte in der Eule in Böhmen hat man eine Menge Gold aufgefunden und das hat die Hoffnung erregt, daß man an dieser Stelle reiche Goldadern auffinden werde.
- Die Besucher des zoologischen Gartens in Antwerpen, welche sich am 5. August in großer Anzahl vor dem Käfig der jungen Löwin versammelt hatten, verlebten eine Viertelstunde der schrecklichsten Angst. Eine Löwin überließ sich seit einiger Zeit einer unbegreiflichen Anstrengung, um mit den Zähnen ihre Jungen an den Rand des Käfigs zu ziehen, in welchem sie ihre muntern Sprünge trieben und der hart an den Käfig der alten Löwinn grenzte. plötzlich schob sich das wahrscheinlich nicht genug befestigte und durch das Rütteln der Löwinn nun lose gewordene Gitter des Käfigs der jungen Löwen in die Höhe, die Löwinn=Mutter steckte ihren Kopf

[ => Original lesen: 1865 Nr. 62 Seite 2]

durch die Oeffnung, stieß ein lautes Brüllen aus, und mit einem Sprunge war sie in dem Garten. Die vor Entsetzen starren Zuschauer schienen an den Erdboden wie angenagelt. Alle erblaßten. Keiner rührte sich vom Flecke. . . und dieser Umstand rettete ihnen unbedingt das Leben; denn die Löwinn, welche durch ein allgemeines schreien wild geworden wäre, überließ sich friedlich einem Spaziergange in höchst würdevoller Haltung, da sie ohne Zweifel glaubte, daß ihre Jungen ihr folgten. Die Menschenmenge blieb noch immer vor Angst unbeweglich. . . . Die jungen Löwen mucksten nicht. Endlich kamen die Wärter herbei und brachten friches Fleisch, das sie der Löwinn vorwarfen, welche sofort gierig darauf losstürzte. Doch wie sollte man die Königinn der Wälder in den Käfig zurückbringen? Ein Wärter hatte plötzlich einen gescheidten Einfall; er begab sich an den Käfig der jungen Löwen und reizte diese. Sie wurden gleich ärgerlich, knurrten und stießen endlich ihr eigenthümliches, wie Klagelaute tönendes Brüllen aus. Die Mutter hörte das Weinen ihrer Jungen, wandte sich nach ihnen um und ging durch dieselbe Oeffnung in den Käfig zurück, durch welche sie entsprungen war.
- Ein junger Mann aus Altenrath, ca. 18 Jahre alt, hatte auf der Wahner Haide eine 24 pfündige Sprengkugel gefunden und ohne zu ahnen, welch große Verheerung dieselbe anrichten könne, mit nach Hause genommen. Hier nun angekommen, begiebt er sich in die Scheune, will vermittels eines Hammers Versuche hinsichtlich der Stärke der Kugel anstellen, was er mit seinem Leben bezahlen mußte; denn nach den ersten Schlägen zerplatzt dieselbe und reißt ihm beide Beine ab, durch welche Verletzungen er nach wenigen Stunden seinen Geist aufgab.


Der Brandstifter.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 62 Seite 3]

Der Brandstifter.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Verkaufsanzeigen.

Für die Wiese im Neuen=Wall - die s. g. Schinderkuhl=Wiese - hat ein Kaufliebhaber 500 Thaler geboten.
Zum etwaigen Ueberbot dieser Offerte ist nur ein öffentlicher Termin und zwar zum Mittwoch, den 23. d. M., Vormittags 11 Uhr, in der Rathsstube Zwecks Ueberbots, nach festgesetzten Bedingungen angesetzt, zu welcher Zeit Käufer aufgefordert werden.
Schönberg, den 12. August 1865.
Der Magistrat.


Am nächsten Sonnabend den 19. d. M. sollen in Herrnburg, im Hause der Rademacherwittwe Schwarz, von 1 Uhr ab, in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

1 Kuh, vollständiges Rademacher=Handwerkszeug, 1 Stuhlwagengestell, 1 große Häckerlinglade, eine Partie eiserner Ringe, 2 Küchenschränke, 2 Milchschränke, 1 Lade, 2 Tische, 2 Reitzäume, 1 Reitsattel und was sich sonst noch vorfindet.
Schönberg den 14. August 1865.
Kutzbach, Landreiter.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 62 Seite 4]

Empfehlung eines Gelehrten in Folge gemachter Erfahrung.
Nach den mir in meiner eigenen Praxis sowohl, als auch von anderen Personen, welche den bei Herrn Kaufmann Straube allhier verkäuflichen Mayer'schen weißen B.=Syrup gebraucht, gemachten Erfahrungen, ist derselbe ein vortreffliches Mittel bei acuten und veralteten katharrhalischen Brust=Verschleimungen, als auch bei anderen Stockungen in den Lungen= und asthmatischen Beschwerden, sowie in Kurzathmigkeit und Brustkrämpfen; ich kann deshalb dieses Mittel allen an diesen Beschwerden leidenden Personen empfehlen.
Ohrdruff bei Gotha.
Dr. Krügelstein, Medicinalrath u. Physikus.
Alleinige Niederlage für Schönberg bei C. Sievers, Buchbinder im Sattler Bohnhoff'schen Hause.


Grosse Capitalienverloosung.
Die Ziehung dieser großen Verloosung letzter und Hauptklasse Hamburger Stadt=Lotterie nimmt am 16. August ihren Anfang und endet am 30. August.
Es kommen in dieser einen Schlußziehung
9300
Gewinne und eine Prämie zur Entscheidung; der Haupttreffer ist ev.
200,000 Mark
1 Gewinn von 100,000 Mark.
1 Gewinn von 50,000 Mark.
1 Gewinn von 30,000 Mark.
1 Gewinn von 20,000 Mark.
1 Gewinn von 15,000 Mark.
1 Gewinn von 10,000 Mark.
1 Gewinn von 8000 Mark.
1 Gewinn von 6000 Mark.
4 Gewinne von 5000 Mark.
4 Gewinne von 4000 Mark.
12 Gewinne von 3000 Mark.
50 Gewinne von 2000 Mark.
100 Gewinne von 1000 Mark.
100 Gewinne von 500 Mark.
100 Gewinne von 200 Mark.
u. s. w.
Der Preis eines ganzen Looses ist Taler (Mecklenburg) 34 Pr. Crt.
Der Preis eines halben Looses ist Taler (Mecklenburg) 17 Pr. Crt.
Der Preis eines viertel Looses ist Taler (Mecklenburg) 8 1/2 Pr. Crt.
Der Preis eines achtel Looses ist Taler (Mecklenburg) 4 1/4 Pr. Crt.
Nachstehende Original=Loose halten bestens empfohlen:
7977 - 1/4; 7988 - 174; 7999 - 1/4; 15,775 - 1/2; 4107 - 1/1; 4199 - 1/1; 4200 - 1/1; 28,966 - 1/1; 4222 - 1/2; 9466 - 1/2; 4344 - 1/4; 10,444 - 1/4; 10,500 - 1/4; 33,244 - 1/4; 31,822 - 1/2; 28,960 - 1/1; 31,899 - 1/1; 31,707 - 1/4; 31,755 - 1/4.
Alle mit Rimessen versehene Aufträge werden prompt und verschwiegen ausgeführt, die amtliche Ziehungsliste, sowie Gewinngelder nach Entscheidung zugesandt. Man wende sich baldmöglichst an
Adolph Lilienfeld & Cie. in Hamburg.
Bank= & Wechsel-Geschäft.


H. Rhode in Rehna
empfiehlt sein Lager von fertigen neuen Betten.
1 zweischläfriges Bett, bestehend aus:

1 Unterbett, 1 Pfühl. 1 Oberbett und 2 Kissen
hierin neue Federn à 36 Schilling (Mecklenburg),
hierin neue Federn à 40 Schilling (Mecklenburg) Preis 38 Taler (Mecklenburg)
1 zweischläfriges Leute=Bett, bestehend aus:
1 Unterbett, 1 Pfühl, 1 Oberbett und 2 Kissen mit neuen Federn Preis 26 Taler (Mecklenburg).
1 einschläfriges Bett vom besten Drell u. Parchend
mit besten Federn und Dunen
Preis 37 Taler (Mecklenburg)
Neue Dunen 1 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfd.
Neue Federn mit Dunen 44 Schilling (Mecklenburg)-40 Schilling (Mecklenburg).
Neue Federn 36 Schilling (Mecklenburg), 30 Schilling (Mecklenburg), 20 Schilling (Mecklenburg).
Gebrauchte Betten in jedem Preis.


Eine meiner Ehefrau gehörige, im Moorkamp auf hiesiger Feldmark zwischen den Grundstücken des Gastwirths Lütjohann und des Krämers Chr. Vock belegene Acker= und Wiesenfläche von zusammen 180 []Ruth. habe ich zu verkaufen. Das Nähere zu erfahren bei Chr. Buschow, Privatcopiist.
Schönberg, den 10. August 1865.


Gelbe und andere Gurken hat zu verkaufen Oldenburg, Bäckermeister.


Lager von billigen Tapeten von 4 Schilling (Mecklenburg) an per Stück, auch Borden u. Fenster=Rouleaux bei C. Schwedt.


Meteorologische Beobachtungen.
1865
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
11.
12.
13.
14.
35.30
36.51
35.94
36.20
10.0
13.8
14.2
9.4
23.1
23.3
22.4
20.1
O
NW
WNW
SSW
1
0
1
1
heiter.
wolkig.
-*)
zieml. heit.

*) Nachm. 1- 2 Uhr Gew. u. 26 Kuz. Reg. auf 1 Quadrtfß.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)50 - 58Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)50 - 52Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Hafer Taler (Mecklenburg)36 - 38Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)50 - 52Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)- -Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)44 - 47Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)27 - 28Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)26 - 27Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 18Mark (Lübeck)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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