No. 58
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. August
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 58 Seite 1]

- Wie man vermuthet hatte, galt der preußische Ministerrath, der in der alten Reichsstadt Regensburg abgehalten wurde, der Herzogthümerfrage. Preußen soll sich entschlossen haben in etwas nachzugeben. Darauf deutet auch die Unterredung hin, welche Herr v. Bismarck in Salzburg mit dem bayrischen Minister v. d. Pfordten gepflogen hat. Die Zusammenkunft des Kaisers von Oesterreich mit dem König von Preußen in Bad Gastein scheint gesichert zu sein.
- Oesterreich soll in der Herzogthümerfrage folgende Zugeständnisse an Preußen gemacht haben: 1) Die Errichtung und Befestigung einer bleibenden preußischen Marinestation in Kiel; 2) die Abtretung von Sonderburg und dem dazu gehörigen Gebiete zur Errichtung einer bleibenden preußischen Festung; der Abschluß von Militairconventionen bezüglich der Schleswig=holsteinischen Land= und Seemacht, nach dem Muster der coburgischen; 4) die Beherrschung des Nord=Ostsee=Canals, mit Ausschluß der Befestigung seiner Endpunkte; endlich 5) den vollkommenen und dauernden Anschluß der Herzogthümer an das preußische Zollsystem.
- Das Sängerfest in Dresden ist zu Ende und die Sänger sind wieder der Heimath zugeeilt, um den Ihrigen ihre Erlebnisse mitzutheilen. Das Fest war von dem schönsten Wetter begünstigt, nur manchmal war die Hitze zu groß. Das Bier im Waldschlößchen, von dem die Leute so viel Rühmens machen, soll viel zu wünschen übrig gelassen haben.
- Auch die in Bremen versammelt gewesenen Schützen sind wieder nach Hause zu ihren Beschäftigungen zurückgekehrt. Den ersten Preis auf die Scheibe Deutschland (1000 Thlr. in Gold, Ehrengabe der Stadt Bremen) erhielt Adrian in Göttingen, den zweiten Preis (einen Silberbarren mit Goldplatte von den Deutschen in San Francisco, 700 Thlr.) Wangersheim aus Hannover; auf der Scheibe Heimath Dachlauer aus Fürth den ersten Preis (ein silberner, schwervergoldeter Schild von der Stadt Wien 900 Thlr.) Pöhner aus Münden den zweiten Preis (36 Goldsoli à 35 Thlr. ) von den Deutschen in Peru und dem Turnverein in Lima.
- Für den Bau einer zweiten protestantischen Kirche in München sind bis jetzt 26,153 Gulden gesammelt worden.
- Bei der französischen Infanterie sollen rothe Käppis und weiße Gamaschen eingeführt werden.
- Der französische Marschall Bazaine hat sich in Mexiko verheirathet. Der Hochzeit wohnte der Kaiser und die Kaiserin von Mexiko bei.
- Das Feuer im Badeorte Ischl, das 22 der schönsten Wohnhäuser in Asche legte, kam durch unvorsichtiges Tabacksrauchen im Stalle "zum türkischen Kaiser" aus. Fast sämmtliche Badeärzte haben Hab und Gut verloren und vielen Badegästen sind Werthpapiere und andere Kostbarkeiten verbrannt. Ein Arbeiter ist in den Trümmern begraben worden und eine Frau in den Flammen umgekommen.
- Das hübsche Schweizerstädtchen Burgdorf im Canton Bern ist ebenfalls von einem Brandunglück heimgesucht worden. Es sind 75 Häuser abgebrannt und 800 Menschen obdachlos geworden.
- Der N. C. schreibt: Fast jede Zeitung meldet heftige Erkrankungen, ja Todesfälle unter den Erntearbeitern, bei der erdrückenden Hitze, und schreibt man diese Unfälle wohl mit Recht dem übermäßigen Genusse schädlicher Getränke zu. Auf dem Gute Lenschow bei Parchim wird mit außerordentlich gutem Erfolge kalter Kaffee den Leuten als Getränk verabreicht, statt des sonst üblichen Branntweins. Die Person erhält Nachmittags eine Pottflasche schwarzen Kaffee, ungefähr von einem Loth bereitet, welcher mit wenig Syrup gesüßt und mit einem kleinen Schnaps Rum oder guten Franzbranntwein gekräftigt ist. Diese eine Flasche ist genügend, den Durst des halben Tages zu löschen und ist ebenso angenehm als wohlschmeckend. Morgens erhalten die Arbeiter den üblichen Schnaps, welcher bitter gemacht wird durch einige Tropfen Extract, bereitet aus den vier species ad longam vitam. Eine Portion derselben für 32 Schill. ist ausreichend, ein ganzes Oxhoft Branntwein angenehm bitter zu machen.
- Von der mecklenburgisch=pommerschen Grenze. In den letzten Tagen sind die Bewohner mehrerer Dörfer hiesiger Gegend in nicht geringe Aufregung versetzt worden. In einem mecklenburgischen Dorfe an der sogenannten ,Schwichtenberger Wiese', einem von Dickicht und Mooren gebildeten, fast unzugänglichen Terrain von fast einer Quadratmeile Größe, wurden kürzlich in einer Schafhürde einige 20 Schafe erwürgt gefunden. Bei allen ließ sich eine gleiche Todesart beweisen, es war ein Biß in die Kehle erfolgt und diese herausgerissen. Nach langem Hin= und Herrathen kam man endlich zu der Meinung, es müsse ein Wolf in der Wiese verborgen sein, gegen den man eine Jagd anstellen müsse. In der folgenden Nacht wurden in einem andern Dorfe 15 Schafe auf gleiche Weise erwürgt vorgefunden. Nun wurden natürlich die umliegenden Ortschaften aufgeboten, allein vergeblich; entweder war die Mannschaft nicht genügend, um das große Terrain durchzusuchen oder das Raubthier hatt einen sicheren Versteck gefunden. Einige Tage später wurden nun auf pommerschem Grund und Boden wieder zehn Schafe in gleicher Weise todt vorgefunden; doch scheint bei dieser Gelegenheit einige Aufklärung in diese den Dorfbewohnern unerklärlichen Vorgänge gekommen zu sein. Es soll nämlich das Raubthier, welches bei diesem letzten Vorfall von zwei Personen gesehen wurde, ein katzenähnliches geflecktes größeres Thier mit langem Schwanze sein und man

[ => Original lesen: 1865 Nr. 58 Seite 2]

ist dadurch auf die Vermuthung gekommen, daß es ein Jaguar sei, der einem Gerüchte zufolge einer Menagerie entsprungen ist. Jedenfalls wird es schwer halten, ihn in der Wiese zu erlegen. Die Angst der ländlichen Bevölkerung vor einer Begegnung mit dem Raubthier ist groß, da Einzelne kaum wagen, von einem Dorfe zum andern zu gehen.
- Vor einigen Tagen kamen in Bordeaux 20 Körbe mit ungefähr 680 Brieftauben an. Sie wurden von Brüssel an die Stadtbehörde von Bordeaux mit der Bitte geschickt, zu einer festgesetzten Zeit die Körbe zu öffnen und die Tauben fortfliegen zu lassen. Dies geschah am 22. Juni, Morgens 5 Uhr. Der ganze Schwarm stieg sehr schnell hoch empor, flog einige Male im Kreise herum und wandte sich dann, in verschiedene Gruppen getheilt, gegen Norden. Ein Dutzend hatte sich auf der Kathedrale und dem Stadthause niedergelassen, folgte aber nach wenigen Minuten Rast den vorangegangenen Gefährten nach. Die Entfernung von Bordeaux nach Brüssel beträgt in gerader Linie ungefähr 130 Meilen, allein noch an demselben Nachmittage meldete eine Depesche aus Brüssel, daß die ersten Tauben gegen 3 Uhr bereits daselbst angekommen seien.


Das Incognito.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 58 Seite 3]

Das Incognito.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Vorladung.

Antragsmäßig sollen über nachbenannte Grundstücke, als

1. die dem Halbhüfner Peter Meyer zu Neschow gehörende Halbhüfnerstelle c. pert.
2. das dem Rademachermeister Joachim Badstein zu Selmsdorf gehörende Wohnhaus c. pert.
3. das dem Krämer Christian Vock zu Schönberg gehörende, an der Siemzerstraße sub No. 86 belegene Wohnhaus c. p. und den an der Wasserstraße belegenen Garten,
4. das den Schustermeister Maaß'schen Minorennen zu Schönberg gehörende, vor dem Siemzer Thor sub No. 120 belegene Wohnhaus c. p. und die im Galgenmoor belegene halbe Parcele No. 42,
5. die dem Maler Friedrich Westphal zu Schönberg gehörenden, an der Lübecker Straße sub No. 2 und No. 2b belegenen beiden Wohnhäuser c. p. - die zu einem gemeinsam zu verschuldenden Güter=Complexe vereinigt worden sind -
Hypothekenbücher niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeiden und deren Eintragung in die anzulegenden Hypothekenbücher verlangen, zu deren Anmeldung auf Freitag, den 8. September d. J., Morgens 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 19. Juni 1865.

Großherz. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L. S.)       O. Reinhardt.

Heute Mittag 12 Uhr entschlief rasch und sanft zu einem bessern Leben unsere innigst geliebte Tochter Pauline in einem Alter von 6 1/2 Jahren. Um stilles Beileid bitten die betrübten Eltern.
C. Bartold und Frau.
Schönberg den 30. Juli 1865.


Ich verkaufe Scheibenhonig das Pfund zu 10 Schilling (Mecklenburg), ausgelassenen Honig das Pfund 9 Schilling (Mecklenburg).
Schönberg.
Cantor Hempel.


Photographien der Schönberger Kirche mit dem projectirten neuen Thurme sind zu haben bei Wilh. Heincke.
Die Gesammt=Einnahme für diese Bilder ist zum Besten des Thurmbaufonds bestimmt.


Scheiben=Honig à Pfund 10 Schilling (Mecklenburg),
ausgelassener Honig à Pfund 9 Schilling (Mecklenburg) bei H. Grevsmühl, Sabowerstraße Nr. 17.


Die Professor Louis Wundram'schen Kräuter, welche sich gegen hartnäckige Flechten Scropheln, Drüsen, offene Wunden, Gicht etc. Seit 30 Jahren heilkräftig bewiesen haben, im Frühjahr besonders wirksam sind, und über welche eine Broschüre gratis zu erhalten ist, können stets gegen Nachnahme bezogen werden.
Adresse für Briefe ist:
Professor Louis Wundram Hamburg,
Hotel Belvedere.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 58 Seite 4]

Grosse Capitalienverloosung.
Die Ziehung dieser großen Verloosung letzter und Hauptklasse Hamburger Stadt=Lotterie nimmt am 16. August ihren Anfang und endet am 30. August.
Es kommen in dieser einen Schlußziehung
9300
Gewinne und eine Prämie zur Entscheidung; der Haupttreffer ist ev.
200,000 Mark
1 Gewinn von 100,000 Mark.
1 Gewinn von 50,000 Mark.
1 Gewinn von 30,000 Mark.
1 Gewinn von 20,000 Mark.
1 Gewinn von 15,000 Mark.
1 Gewinn von 10,000 Mark.
1 Gewinn von 8000 Mark.
1 Gewinn von 6000 Mark.
4 Gewinne von 5000 Mark.
4 Gewinne von 4000 Mark.
12 Gewinne von 3000 Mark.
50 Gewinne von 2000 Mark.
100 Gewinne von 1000 Mark.
100 Gewinne von 500 Mark.
100 Gewinne von 200 Mark.
u. s. w.
Der Preis eines ganzen Looses ist Taler (Mecklenburg) 34 Pr. Crt.
Der Preis eines halben Looses ist Taler (Mecklenburg) 17 Pr. Crt.
Der Preis eines viertel Looses ist Taler (Mecklenburg) 8 1/2 Pr. Crt.
Der Preis eines achtel Looses ist Taler (Mecklenburg) 4 1/4 Pr. Crt.
Nachstehende Original=Loose halten bestens empfohlen:
7977 - 1/4; 7988 - 174; 7999 - 1/4; 15,775 - 1/2; 4107 - 1/1; 4199 - 1/1; 4200 - 1/1; 28,966 - 1/1; 4222 - 1/2; 9466 - 1/2; 4344 - 1/4; 10,444 - 1/4; 10,500 - 1/4; 33,244 - 1/4; 31,822 - 1/2; 28,960 - 1/1; 31,899 - 1/1; 31,707 - 1/4; 31,755 - 1/4.
Alle mit Rimessen versehene Aufträge werden prompt und verschwiegen ausgeführt, die amtliche Ziehungsliste, sowie Gewinngelder nach Entscheidung zugesandt. Man wende sich baldmöglichst an
Adolph Lilienfeld & Cie. in Hamburg.
Bank= & Wechsel-Geschäft.


L. Puls
Lübeck obere Hüxstraße 310.
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wollenen u. baumwollnen Strumpfgarnen prima Nähgarnen, allen zur Schneiderei gehörenden Artikeln,
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NB. Auswärtige Aufträge werden prompt ausgeführt.


Auf der Chaussee von Molzahn bis hinter Wietingsbeck ist am Sonntag, den 24. Juli abends ein fast neuer Sommerpaletot verloren worden, der ehrliche Finder wird ersucht, denselben in der Exp. d. Bl. gegen eine angemessene Belohnung abzugeben.


Englischen Portland Cement aus der Fabrik von Otto Trechmann, Hartlepool, in Originaltonnen und Packung unter Garantie.
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Arnold Riesland, Lübeck, obere Johannisstraße Nr. 6., Joh.=Quart.


Am Mittwoch Abend den 26. d. Mts. ist auf dem Wege von Malzow bis an den Dassower Weg eine mit Stroh bewickelte Sense gefunden, die der als rechtmäßiger Eigenthümer sich Ausweisende gegen die Insertionskosten beim Unterzeichneten in Empfang nehmen kann.
F. Otto, Schneidermeister.


Vorläufige Anzeige.
Das afrikanische Kunst= und Affen=Theater wird am Donnerstag den 3. August in einer auf dem Baubrink vor Schönberg eigens dazu erbauten Bude die erste Vorstellung geben. Um zahlreichen Besuch bittet ergebenst A. Ahlers.
Das Programm wird in der nächsten Nummer bekannt gemacht.


Seit einiger Zeit wird von meiner vor dem Siemzerthor belegenen Wiese aus von Knaben und Lehrburschen im Bache gebadet und bei dieser Gelegenheit das Futter in der Wiese niedergetreten und anderer Unfug ausgeübt; ich verbiete daher solches Treiben fernerhin und werde dem Gerichte die ferner darauf Betroffenen zur Bestrafung anzeigen.
Schneidermeister Freitag.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
1865
Juli.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
28.
29.
30.
31.
37.75
37.04
35.25
36.34
10.8
10.2
10.0
8.4
18.0
14.3
14.0
18.0
NNW
SW
WNW
SSW
1
2
3
1
heiter.
wolkig
zieml. heit.
-

Am 29. u. 30. fielen 28 u. 18 Kubz. Regen auf 1 Quadratfuß.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)50 - 60Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)50 - 52Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)36 - 38Schilling (Mecklenburg)
Hafer Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)50 - 52Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)- -Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)44 - 46Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)26 - 27Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)26 27Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 18Mark (Lübeck)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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