No. 55
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Juli
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 55 Seite 1]

- Die Großh. Mecklenb.=Strelitz'sche Batterie, welche seit einiger Zeit zu gemeinschaftlichen Uebungen mit der Schweriner Artillerie in Schwerin anwesend war, ist am 17. Juli wieder nach Neustrelitz zurückgegangen.
- Ein Königlicher Erlaß in Berlin stellt die Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1865 fest, wonach die Nachweisungen des Staatsministeriums über die im laufenden Jahre zu erwartenden Staats=Einnahmen und Ausgaben als Richtschnur für die Verwaltung dienen sollen. - Das Staatsministerium macht dem Könige Vorschläge, nach welchen der Staatshaushaltsetat festzustellen ist. Bezüglich der Ausgaben sagt der Cabinetsbericht: In Betreff der Reorganisationskosten, welche seit 1862 verweigert sind, beziehen wir uns auf die wiederholt vom Könige gebilligte Erklärung, daß die Sicherheit des Landes und die Erhaltung der Machtstellung Preußens die Aufrechterhaltung resp. Durchführung der Reorganisation erheischen. Ebenso seien die übrigen gestrichenen Positionen zur heilsamen Fortführung der Verwaltung unentbehrlich. Ferner beklagt das Ministerium die Ablehnung der Anleihe für die Marine, es sei aber unerläßlich, daß unabweisbare Bedürfniß für die Flotte nicht länger auszusetzen, wie die Beschaffung einer Panzerfregatte und schwerer Gußstahlkanonen. Für eine Panzerfregatte seien die erforderlichen Mittel vorhanden, für Gußstahlkanonen hat das Marineministerium 500,000 Thlr. zur Verfügung zu stellen beantragt.
- Preußen will Namens des deutschen Zollvereins einen Handelsvertrag mit Italien abschließen und bewirbt sich lebhaft um die Zustimmung der deutschen Staaten. Oesterreich soll deswegen sehr erbittert sein und Victor Emanuel will den Vertrag nicht eher abschließen, bevor die deutschen Fürsten sein Königreich anerkannt haben.
- In Bremen wird jetzt ein Schützenfest gefeiert. Im Festzuge zogen 5000 Schützen, darunter 65 extra aus Amerika herüber gekommene Deutsche und täglich treffen neue Schützen und zahlreiche Gäste ohne Stutzen ein. Die berühmte Rose im Rathskeller wird stark besucht.
- In Amerika ist die Einwanderung aus Europa sichtlich im Wachsen begriffen; allein bei den Hunderttausenden von Händen, die von dem Waffenhandwerk zum Landbau und zu andern Geschäften des Friedens zurückgekehrt sind und täglich zurückkehren, sind für das laufende Jahr wenigstens die Aussichten für neue Einwanderer nicht sehr lockend. Sie werden zwar auch Beschäftigung finden, allein bei der starken Concurrenz besitzloser Inländer sich mit geringerem Lohne begnügen müssen.
- In Würzburg verletzte sich der Arzt Dr. Seuffert bei der Sektion eines Leichnams am Finger und starb an Leichengift. - Am 11. Juli Nachts ist Petersburg von einem furchtbaren Orkan heimgesucht worden.
- Die Barmer Schützengesellschaft hat die Abschaffung des Schützenkönigs einstimmig beschlossen. Der beste Schütze erhält fortan nur die festgesetzten Preise.
- Für die Abgebrannten in Schlutup ist in Lübeck eine Sammlung eröffnet, die bisher 1900 Mark (Lübeck) ergeben hat.
- Am 11. d. M. ward der eidgenössische Postwagen zwischen Pontresina und Samaden vom Blitz getroffen. Der mit vier Pferden bespannte Wagen fuhr sehr schnell, was die Ursache des Unfalls gewesen sein mag. Der Conducteur, welcher auf dem Hintersitz saß, ward von dem Blitzstrahl arg verletzt, doch wird er mit dem Leben davon kommen. Seine Kleider und das Kissen, auf dem er saß, sind theils zerfetzt, theils verbrannt. Sämmtliche vier Pferde stürzten zu Boden, erhoben sich aber bald wieder und konnten die Fahrt ungestört fortsetzen. Der gleiche Blitzstrahl fuhr in den Telegraphendraht der Straße entlang bis auf das Telegraphenbureau in Samaden, wo er bedeutende Verheerungen in den Geräthen anrichtete und alle Fensterscheiben zerbrach, ohne Jemanden zu verletzen.
- Der berühmte wilde Rosenstock Kaiser Ludwigs des Frommen am östlichen Chore des Domes zu Hildesheim steht in diesem Jahre besonders frisch und grün und hat wieder im schönsten Blüthenschmucke geprangt. Zwei Sprößlinge, welche im Jahre 1863 aus dem knorrigen tausendjährigen Wurzelstocke jugendlich frisch emporgeschossen sind, haben bereits des Daches Höhe erreicht.
- In Paris trifft demnächst eine arabische Sängerin ein, die eine so umfangreiche Stimme hat, daß sie alle Männer= und Frauenrollen zu singen im Stande ist.
- Am Nachmittag des 18. Juli erschoß sich ein Arbeitsmann aus Laasch auf dem Kirchhofe zu Ludwigslust. Der Körper wurde auf dem Grabe seiner Verwandten gefunden. Vom Kopfe fand man einzelne Stücke weit umhergeschleudert. Die Gründe zu diesem Selbstmorde sind nicht bekannt.
- Unter den Mordgesellen in Washington sind verurtheilt zum Galgen: Payne, Harrold, Atzerott und Frau Surrat; zu lebenslangem Gefängniß Mudd, Arnold etc.
- Von einem preußischen Soldaten, der während des Krieges auf Luisenland im Quartier lag, ging dem dortigen Pächter Volquards folgendes Schreiben zu; "Geehrter Herr Volkwarth! Da ich jetzt wieder im Zievielstande bin, so sehe ich mich genöthigt, Euch das wieder zu ersetzen, was ich Euch entwandt habe. Ich lag bei Euch im vorigen Jahre im Quartier, da habe ich für die Pferde Heu genommen um aber ein rechtschaffener Mensch zu sein, werde ich daß wieder ersetzen. Ich schicke Euch 15 Sgr. wenn es noch etwas mehr sein sollte so werde sie mir das wohl schenken.
Minden, 25. Mai 1865.
N. N."

[ => Original lesen: 1865 Nr. 55 Seite 2]

- Ein Unglücksfall ereignete sich am Sonntag Morgen auf dem Festplatze in Lübeck. Ein 12jährigerKnabe hatte von seiner Pflegemutter den Auftrag erhalten, in ihrem neben einem Caroussel stehenden Wagen Kaffee zu kochen. Da das Feuer nicht ordentlich anbrennen will, so nimmt der Knabe eine Kanne mit Petroleum und will von dieser Flüssigkeit auf das Holz gießen, doch sobald er sich mit der Kanne der Flamme genähert hat, explodirte die Kanne und setzt den Wagen sowie die Kleider des Knaben in Flammen. Der Knabe springt aus dem Wagen und wirft in dem nahen Caroussel seine Kleider ab, wodurch auch hier ein kleiner brand entsteht. Von den schnell herbeigeeilten Menschen wurde der brennende Wagen aus der Nähe des Caroussels gezogen und dann schnell gelöscht, so daß wenigstens noch das Untergestell unversehrt blieb. An verschiedenen Orten des Festplatzes wurde für die Abgebrannten gesammelt, um den Beschädigten wenigstens eine kleine Beihülfe zur Wiederherstellung des Wagens zu verschaffen. Der Knabe, ein Waise, durch dessen Unvorsichtigkeit das Feuer entstand, mußte wegen der erlittenen Brandwunden in's Krankenhaus geschafft werden, woselbst er bereits Abends starb. - Der am Sonntag von Hamburg nach Lübeck beförderte Extrazug brachte in 29 Wagen 1151 Personen nach Lübeck.
- Die Cholera in Cairo und Alexandrien ist merklich in Abnahme.
- Folgender Mittel bedienten sich berühmte Sänger, um während der Vorstellungen ihre Stimme aufzufrischen. Die Sonntag aß in den Zwischenakten Sardinen, Fr. Dorus kalten Kalbsbraten, Fr. Desparre trank heißes Wasser, Frln. Cruvelli Bordeaux mit Champagner gemischt. Adelina Patti labt ihre Kehle mit Bier, Frln. Sax speist Beafsteaks, Frl. Cabel Birnen, die Ugalde dürre Zwetschen und die Trebilli Erdäpfel. Michot trinkt Unmassen schwarzen Kaffees, Troy labt sich mit Milch, Mario raucht nur so lange nicht, als er auf der Scene steht, und die Borgi=Mamo kann nicht einmal die Zwischenakte abwarten, sondern geht, wenn es nur irgend möglich ist, während der Scene auf einen Moment zwischen die Coulissen, um - Tabak zu schnupfen.
- Es liegen jetzt weitere Berichte über den schrecklichen Unglücksfall vor, der dem William Nelsen auf offener See zustieß und an 400 Menschen das Leben kostete. Dieselben sind den Berichten des Capitains Smith, der das verunglückte Schiff befehligte, und demjenigen des Capitains des "Mercury", der noch 43 Schiffbrüchige rettete, entnommen. Dem Berichte des Capitains Smith an den amerikanischen Consul in Havre entnehme ich Folgendes. Derselbe constatirt, daß seine Reise - er verließ Antwerpen am 1. Juni - bis zum 26. Juni glücklich von Statten ging. Da er gesehen, daß einige seiner Passagiere am Fieber darnieder lagen und er befürchtete, daß dasselbe um sich greifen würde, so gab er an diesem Tage um 10 Uhr Morgens den Befehl, das Schiff auszuräuchern. Alle Passagiere hatten sich auf das Verdeck begeben. Die Operation des Ausräucherns war beinahe beendet, als gegen 12 1/2 Uhr Mittags der letzte Kessel mit Pech in Brand gerieth, wodurch der Zimmermann und der ihn unterstellte Matrose Brandwunden erhielten. Das Schiff selbst gerieth sofort in Brand. Das Zwischendeck war natürlich in Folge des Ausräucherns mit Dampf gefüllt; das Pech lief über das Bett eines Auswanderers und setzte es in Brand, das Feuer theilte sich sofort allen anderen Betten mit und die beiden Leute konnten nichts thun, um es zu löschen. Ehe sie auf dem Deck ankamen, schlugen schon ungeheuere Feuersäulen aus den Oeffnungen des Schiffs hervor, erreichten das große Segel, stiegen mit Blitzesschnelle den großen Mast hinauf, und in einem Nu standen alle Segel (sie waren alle ausgelassen) ungeachtet der Bemühungen der Mannschaft in Brand. Der Capitain befahl sofort, die Oeffnungen des Schiffes zu schließen, die vier Boote hinabzulassen und so viel Passagiere zu retten, als nur irgend möglich. Man bildete hierauf sofort eine Kette, um Wasser herbei zu schaffen; die Pumpen wurden in Bewegung gesetzt. Bis dahin war die Ordnung aufrecht erhalten worden. Das Feuer machte aber oben und unten so schnelle Fortschritte, daß der Capitain befahl, die Boote sofort hinab zu lassen. Dies erregte aber einen panischen Schrecken und die Passagiere warfen sich in die Fahrzeuge, was zu verhindern unmöglich war. Kaum war ein Fahrzeug im Wasser, so schlug es um, und die Auswanderer, welche nicht schwimmen konnten, ertranken. Den Matrosen, vier an der Zahl, gelang es mit vieler Mühe, das Boot wieder umzuwenden und flott zu machen. Sie retteten auch mehrere der Auswanderer, aber als es sich noch neben dem Schiffe befand, sprangen Andere in dasselbe und es schlug zum zweiten Male um. Es wurde wiederum flott gemacht und die Matrosen nahmen so viele Passagiere auf, als es nur immer ging. Der Capitain selbst half beim Herablassen des Hinterbootes, und der zweite Offizier, der einzige Seemann, der sich dort einschiffte, war glücklich genug, mehrere Passagiere zu retten, darunter 7 Frauen und 4 Kinder, von welchen eines weniger als 3 Monate alt war. Die beiden anderen Fahrzeuge wurden mit Mühe ins Wasser gelassen; das große enthielt nicht weniger als 35 Personen und 6 Matrosen, von denen 4 sich später in ein anderes, nicht so überladenes Boot begaben. Dieses Fahrzeug verließ den Ort des Schiffbruchs und wurde nicht wieder gesehen. Dem letzten Fahrzeuge mit eben so viel Matrosen und vielen Emigranten gelang es, von denen loszukommen, welche sich ins Wasser geworfen hatten und um es herumschwammen. Es war ein wahres Wunder, daß es nicht umschlug. Als nun der Capitain sah, daß er nichts mehr für das Schiff thun konnte, forderte er die Leute seiner Mannschaft, die noch an Bord waren, auf, alle Bretter und dergleichen ins Wasser zu werfen. Alles dieses wurde zusammengebunden, um eine Art von Floß zu machen. Dieses Floß war kaum fertig, als die unglücklichen Passagiere, welche sich noch an Bord befanden, alle Geistesgegenwart verloren und sich, von mehreren Matrosen gefolgt, ins Wasser stürzten. Andere liefen auf dem Schiffe herum, zertrümmerten das Mobiliar und stürzten sich dann ins Wasser. Die Verwirrung war über alle Maßen groß. Der Lärm war der Art, daß Niemand mehr die Befehle des Capitains verstand. Dieses geschah ungefähr eine halbe Stunde nach dem Ausbruche des Feuers. In diesem Augenblicke war es ungefähr 130 bis 150 Auswanderern gelungen, sich an der Außenseite des Schiffes anzuklammern, aber es befanden sich noch viele im Wasser, als plötzlich die Mastbäume mit ihren Segelstangen etc., alle in Feuer herabstürzten und auf die Emigranten fielen, indem sie mehrere tödteten und andere ins Wasser warfen. Das Geschrei derer, welche ertranken oder verwundet waren, war schrecklich anzuhören. Die Worte sind machtlos, um den Schrecken der Lage zu malen die Scene war herzzerschneidend. Die Unglücklichen, die sich noch an Bord befanden, umgaben in ihrer Angst den Capitain und die Matrosen, hingen sich an sie und baten sie, sie zu retten, aber man konnte nichts machen. Einige Zeit darauf, als das Feuer im Zwischendeck das Deck und das Mastwerk verbrannt hatte, entstand neuer panischer Schrecken, und die armen Unglücklichen, deren einziges Heil in der Gewinnung des Floßes bestand, schlugen sich unter einander, um dasselbe zu erreichen; aber sie sollten ihrem Schicksale nicht entgehen, denn der große Mast stürzte einige Minuten später auf sie nieder und zerschmetterte mehrere. Der zweite Befehlshaber und einige Leute der Mannschaft warfen sich alsdann ins Meer. Da sie gute Schwimmer waren, so erreichten sie die Fahrzeuge, wo sie auch Platz fanden. Nach diesen so schrecklichen Ereignissen sollte ein noch fürchterlicheres stattfinden. Zwei Stunden nach dem Ausbruche des Feuers brach ein Theil des Deckes plötz=

[ => Original lesen: 1865 Nr. 55 Seite 3]

lich ein und eine große Anzahl Auswanderer stürzte mit dem Kopfe zuerst in die Brandstätte hinein. Es war fürchterlich, die aus dem Schiffe emporsteigenden Flammen zu betrachten; die Hitze war erstickend. Einige Passagiere sprangen dann ins Wasser mit 3 Matrosen, die noch an Bold waren. Drei derselben sind voraussichtlich ertrunken. Die Seile welche das Floß an dem Schiffe festhielten, verbrannten und es trieb hinweg; mehrere hatten sich an dasselbe angeklammert und viele befanden sich auf demselben. Der Capitain, in der Unmöglichkeit, noch etwas Weiteres für die Passagiere zu thun, welche sich noch auf dem Schiffe befanden, und es nicht mehr länger aushaltend, sprang nun ebenfalls ins Wasser, indem er nach zwei Fahrzeugen hinschwamm, die sich schon in weiter Entfernung befanden. Zwei Matrosen begleiteten ihn. Nachdem sie drei Viertelstunden geschwommen waren, wurden sie von den Auswanderern endlich erblickt und erkannt die, mit großer Menschlichkeit und auf die Gefahr hin, umzuschlagen, zu ihnen hinsteuerten und sie in einem Zustande der gänzlichen Erschöpfung aufnahmen. Der Capitain übernahm alsdann den Befehl über die beiden Fahrzeuge und fuhr sofort nach dem brennenden Fahrzeuge zurück, um zu sehen, ob man nicht ein Floß bauen könne, um die zu retten, welche noch an dem Schiffe angeklammert waren. Aber nichts konnte geschehen. Sie blieben aber doch bis 3 Uhr Morgens in der Nähe des Schiffes, das alsdann mit dem Reste der unglücklichen Opfer ins Meer versank. Die Fahrzeuge entfernten sich alsdann. Keines derselben hatte Trinkwasser, das eine war ohne Lebensmittel, in dem anderen befand sich eine Ente, ein Schwein und zwei oder drei Hühner, welche man gerettet hatte. Während der ganzen Zeit war das Meer glücklicher Weise ruhig, denn bei dem geringsten starken Winde wäre Alles zu Grunde gegangen, da alle Fahrzeuge überladen waren. Die Schiffbrüchigen setzten bis 5 Uhr Abends ihren Weg fort. Sie wurden alsdann von dem Dampfboote "Lafayette" erblickt.


Anzeigen.

In der Debitsache des Tischlermeisters Bollow zu Selmsdorf ist zur Publication des Distributions=Bescheides Termin auf Dienstag, den 25. Juli d. J., Morgens 11 Uhr, anberaumt, wozu die nicht präcludirten Bollow'schen Gläubiger bei Strafe, daß auch bei ihrem Ausbleiben mit der Publication verfahren werden wird, hierdurch vorgeladen werden.
Schönberg, den 17. Juli 1865.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) O. Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

Am Dienstag, den 1. und Mittwoch, den 2. August d. J., von Morgens 9 Uhr an, sollen im Saale der Frau Gastwirthin Boye hieselbst die zur Debitmasse des Kaufmanns W. Abels allhier gehörigen Waarenvorräthe - Kleiderstoffe, Brokatbänder, seidene Bänder, 32 Pakete Seide, seidene Halstücher, wollen Zeug, Leinen, Bettzeug, Seidenzeug, Wolle etc. - sowie die fast noch neue Ladeneinrichtung, bestehend aus 2 Ladentischen, 2 Reolen mit 4 Glasschränken und 2 Marquisen, 1 Ladenlampe etc., 1 silberne Cylinderuhr meistbietend, gegen gleich baare Zahlung in Pr. Cour. versteigert werden, wozu ich Kaufliebhaber hierdurch ergebenst einlade.
Schönberg, den 18. Juli 1865.
L. Creutzfeldt Cur. bonor.


Vermischte Anzeigen.

Conzert=Anzeige.

Am Sonntag, den 23. d. M., Nachmittags 4 Uhr, wird in hiesiger Kirche ein geistliches Conzert stattfinden.
Da der Ertrag zu einem milden Zwecke bestimmt ist, so wird um recht zahlreichen Besuch, sowohl vom Lande als aus der Stadt, gebeten.

Programm.
I.

Praeludium für die Orgel, comp. v. F. Mendelsohn=Bartholdi Herr Org. Meier.
Arie aus dem 84. Psalm, comp. von C. L. v. Oertzen. Herr Ad. Schulze aus Hamburg.
Chor: Choral. "Wie herrlich ist die neue Welt."
Chor: Psalm 118, comp. v. Rolle. "Danket dem Herrn."

II.

Fantasie für die Orgel, comp. v. Ad. Hesse. Herr Org. Meier.
23. Psalm, comp. v. M. Stadler. Herr Ad. Schulze.
Chor: Hymne v. Schulz. "Vor dir, o Ewiger."
Toccata und Fuge für die Orgel, v. J. S. Bach. Herr Org. Meier.

Entrée nach Belieben.


Am Montag, den 24. d. Mts. und Dienstag, den 25. d. Mts.
feiert die hiesige Schützenzunft ihren Königschuß, wozu wir die auswärtige Mitglieder und sonstige Festtheilnehmer hiedurch ergebenst einladen.
Rehna, den 15. Juli 1865.
Die Aelterleute der Schützenzunft.
Joh. Meyer. Schliecker.


Erntehandschuhe sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Schönberg.


1 Gut bei Lübeck ca. 22 Last fast durchweg Waizenboden, 100 Fuder Heu, 5 Gespann Pferde, 50 Kühe, 400 feine Schaafe. Gebäude gut. Das Gut hat adelige Gerechtigkeiten, ist Abgaben frei, kann zum Verkauf nachgewiesen werden zum Preise von 140,000 Taler (Mecklenburg) Pr. Crt. bei einer Anzahlung von 50-45,000 Taler (Mecklenburg) durch W. Eschenburg, in Lübeck.


Mit wirklichem Vergnügen bezeuge ich hiermit, daß der approbirte weiße B.=Syrup von G. A. W. Mayer in Breslau nach Gebrauch von einer 1/4 Flasche schon bedeutende Linderung verschafft hat. Ich litt seit längerer Zeit an einem sehr harttnäckigen trockenen Husten, welcher mich des Nachts namentlich so plagte, daß ich kaum etwas schlafen konnte. Dieser berühmte weiße B.=Syrup aber hat mich nach weiterem Gebrauch von einer 1/4 Flasche von meinen Leiden ganz geheilt. Ich halte es für meine Pflicht, denselben allen Brustleidenden zu empfehlen.
Rotz den 1. März 1865.
J. Gg. Reindl, Färbermeister.
Allein echt zu beziehen aus der Niederlage bei C. Sievers, Buchbinder in der Siemzerstraße.


Neuer Sommerfang=Flohmhering ist zu haben bei Heinrich Otto.


Lager von billigen Tapeten von 4 Schilling (Mecklenburg) an per Stück, auch Borden u. Fenster=Rouleaux bei C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 55 Seite 4]

Das steigende Interesse, welches sich der Nähmaschinen=Manufactur zuwendet, und besonders um Gelegenheit zu finden, die beiden bisher bewährtesten amerikanischen Constructionen der Singer und Wheeler & Wilson's Manufactoring Company nebeneinander kennen zu lernen und vergleichen zu können, veranlaßte uns, noch die Vertretung der Letzteren zu übernehmen.
Durch die Verwendung beider Maschinen in unserer Fabrik und in Folge der dadurch gesammelten Erfahrungen, hatten wir Gelegenheit, die Vorzüge jeder einzelnen Construction kennen zu lernen, so daß wir bei Anschaffung einer Maschine, sei es für den Familien=Gebrauch, oder für einen besondern Arbeitszweck, die Anleitung zur richtigen Wahl der betreffenden Construction geben könnten.
Wir empfehlen demnach diese beiden Maschinen unter vollkommener Garante für deren Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit.

Näh-Maschinen
für den
Familien=Gebrauch.
Zum Nähen
in
Tuch, Buckskin, Doublestoffen,
Weißzeug,
sowie
Kleiderstoffen
in
Seide, Wolle, Baumwolle,
als auch
Mull, Gaze
etc.
Familien-Nähmaschine von Singer Zum
Steppen,
Litzeneinnähen,
Litzenaufnähen,
Faltennähen,
Einfassen,
Säumen,
Kräuseln
etc.
Wheeler & Wilson's
Manufacturing Company.
New-York.
Fabrik=Preise.
   The Singer
Manufacturing Company.
New-York.
Fabrik=Preise.
Maschine zum Familien=Gebrauch und Weiß=
näherei Taler (Mecklenburg) 55.
Dieselbe besonders ausgestattet Taler (Mecklenburg) 60.
Maschine für Schneider Taler (Mecklenburg) 65.
   Littera A. Familien=Maschine. Taler (Mecklenburg) 70.
Kleine Maschine für Schneider Taler (Mecklenburg) 70.
Große do. für do. Taler (Mecklenburg) 105
Maschine für Schuhmacher Taler (Mecklenburg) 108.

Maschinen mit Deckel, sowie mit auseinanderzulegendem Kasten, mehr oder weniger verziert, kosten entsprechend mehr.
Die gründlichste Anweisung im Nähen auf beiden Maschinen wird Reflectirenden gratis ertheilt.
Böning & Oldermann, Lübeck, Schüsselbuden Nr. 200.


Ein Knabe vom Lande wird zu Michaelis als Laufbursche gesucht vom Apotheker W. Saß in Schönberg.


Photographisches Atelier von Wilh. Heincke.
Aufnahme von Familiengruppen, einzelnen Portraits und Visitenkarten bei jeder Witterung von Morgens 8 Uhr bis Abends 6 Uhr. - Auch werden Ansichten von Landschaften, Gebäuden u. s. w., sowie Copien nach Oelbildern, Lithographien etc. angefertigt. Garantie für Aehnlichkeit und Sauberkeit.


Mit schönem festem Sommerkohl und gelben Wurzeln empfiehlt sich Bäckermeister Oldenburg.


Backtafel für die Stadt Schönberg
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 19. Juli 1865.
Bürgermeister und Rath.


Billige Futterstoffe
Reismehl Ct. Mark (Lübeck) 4 1/2 -5 p. 100 Pfund. p. comp. ohne Decort.
Palmkernkuchen Ct. Mark (Lübeck) 3 3/4 p. 100 Pfund. p. comp. ohne Decort.
Cakes Ct. Mark (Lübeck) 7 1/2 pr. 100 Pfund pr. comptant ohne Decort.
Schrot, Gries, Kleie etc. offerirt
J. v. Bostel,
Brauerstr. 27, Hamburg.


Seit einiger Zeit wird von meiner vor dem Siemzerthor belegenen Wiese aus von Knaben und Lehrburschen im Bache gebadet und bei dieser Gelegenheit das Futter in der Wiese niedergetreten und anderer Unfug ausgeübt; ich verbiete daher solches Treiben fernerhin und werde dem Gerichte die ferner darauf Betroffenen zur Bestrafung anzeigen.
Schneidermeister Freitag.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntag, den 23. Juli.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
1865
Juli.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
18.
19.
20.
36.03
36.20
35.99
16.0
13.4
15.8
23.2
22.2
22.4
SW
NO
WNW
2
1
1
zieml. heit.
-*)
-

*) Vorm. 3 Kubz. Reg. auf 1 Quadratf.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)50 - 62Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)50 - 52Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)36 - 38Schilling (Mecklenburg)
Hafer Taler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)50 - 52Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)40 - 46Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 46Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)- -Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)26 27Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 18Mark (Lübeck)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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