No. 42
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Juni
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 42 Seite 1]

- Die Mordbande in Washington steht Todesangst in ihrem Gefängniß aus; denn draußen toben Tag und Nacht Hunderte und Tausende und drohen das Haus zu stürmen, das von einem Regimente Soldaten bewacht wird. Die erste Reihe der Angeklagten besteht aus Harrold, Atzeroth, Payne, Shangler, Arnold, Mudd und Frau Surrat. Dieses Weib bietet das größte Interesse; sie ist eine finstere und furchtbare Gestalt, groß, stark und knochig, mit scharfen Zügen, aschblondem Haar, grauen Augen und festem Blicke. Trotz der Fesseln und der schweren Kugel, die sie am Beine nachschleppt, zeigt sie mehr Energie als alle ihre männlichen Mitschuldigen. Sie war es, die mit Booth, dem Mörder Lincolns den ganzen Plan entwerfen und die Spießgesellen ausgesucht hat; sie verhalf den Andern zur Flucht, floh aber selbst nicht und wurde erst 5 Tage nach dem Attentat verhaftet, Payne, der die Metzelei in Minister Sewards Hause verrichtete, war einfach für Geld angeworben; er hat umfassende Geständnisse gemacht. Davis, der Präsident der Südstaaten, scheint von dem Mordplan wenigstens Kenntniß gehabt zu haben. Jeder der Gefangenen trägt eine dickwattirte, die Hälfte des Kopfes bedeckende Baumwollmütze, damit es keinem gelingt, sich an der Mauer den Schädel einzurennen.
- Nach den neuen Sommerfahrplänen der Eisenbahnen braucht man von Mailand bis München 34 Stunden und 50 Stunden von ebenda bis Berlin; von Lindau am Bodensee bis Berlin braucht man nicht einmal den Wagen zu wechseln.
- Bei dem Bau der Schlesischen Gebirgsbahn traf man in der Nähe von Merzdorf auf eine alte Grabstätte und fand dort in einer thönernen Urne einen ganzen Haufen alter Münzen von feinem Silber.
- Die Thierschau, Maschinen= und Gewerbe=Ausstellung des mecklenb. patriotischen Vereins in Wismar findet vom 7. bis 10. Juni statt. Wegen der vielen in letzter Zeit stattgehabten landwirthschaftlichen Ausstellungen befürchtete man, daß die Ausstellung in Wismar nur wenig besucht werde, doch haben die Anmeldungen der letzten Zeit das Gegentheil bewiesen, und versprechen die Schauen durch die vielen Anmeldungen von auswärts doppelt interessant zu werden. Besonders ist dies bei Maschinen der Fall, von denen u. A. in Wismar erwartet werden: 15 Locomobilen, 11 Dampfdresch=, 19 Pferdedresch= Maschinen, 4 Ziegelpressen, zum Theil durch Dampf betrieben, 26 Pferdeheckerlings=Maschinen, 25 Rummeln, 37 Pflüge und eine Menge anderer interessanter Maschinen. - Auch Thiere sollen viele angemeldet sein, z. B. 125 Pferde, 200 Schaafe, 180 Haupt Rindvieh, 60 Schweine, so daß also nach Allem zu urtheilen, die Schauen brillanter ausfallen werden, wie sie bisher im Lande ausgefunden haben. Was der Thierschau in diesem Jahre noch einen besonderen Reiz verleihen wird, ist die damit verbundene Industrie=Ausstellung, welche in einem eigens dazu erbauten hübschen Gebäude aufgestellt ist und ebenfalls zahlreiche Anmeldungen erhalten haben soll; darunter ca. 20 Luxuswagen, 3 kupferne Destillirapparate für große Brennereien, sehr hübsche Sattlerarbeiten, reiche Mobilien und eine Menge anderer Gegenstände. Alles dies, zusammengestellt in den reizend gelegenen Umgebungen Wismars, läßt ebenso interessante wie lehrreiche Tage erwarten. Die einzelnen Tagesprogramme werden im Ausstellungsgebäude verabreicht.
- Vor einigen Tagen schickte das Leipziger Banquierhaus Frege u. Co., einen seiner Commis mit 23,000 Thlr. Bankbillets nach Meiningen, um solche daselbst gegen Silber umzusetzen. Da der Rücktransport des Geldes als gegen die Postregel verstoßend als Bahngut nicht geschehen konnte, nahm der Commis eine Extrapost, um mit derselben über Oberhof und Gotha nach Erfurt zu fahren und hier die Gelder auf Anweisung seines Hauses niederzulegen. Beim Transport der Summe hatte der Postillon die Vorsicht gebraucht, die Geldsäcke zu 500 Thlr. gleichmäßig in die Räume des Wagens zu vertheilen und so befanden sich 13 Säcke in dem hinteren Gepäckraum des Wagens. Kurz vor Oberhof, wo die Chaussee eine starke Steigung macht, untersucht der Commis seine Gelder, und - welcher Schrecke 10 Säcke sind verschwunden und eben spaziert der elfte Sack durch eine Oeffnung, welche der Stoß der Säcke im Kasten gemacht hatte. Kurz entschlossen wenden beide Männer mit dem Wagen um, um das verlorene Gut wiederzufinden. Es dauert nicht lange, so kommt ihnen ein armer Schiebkärrner entgegen, derselbe wird angerufen und ihm der Verlust mitgetheilt. Der schiebt ein Tuch vom Karren und drei Säcke winken dem Verzweifelten entgegen. Es geht noch weiter zurück und keuchend kommt ihnen ein Bauer mit vier Säcken auf den Armen entgegen. Noch fehlen drei Säcke; da erklärt der Bauer ganz ruhig, daß er die drei Säcke ebenfalls gefunden und dieselben einstweilen verscharrt habe. So waren die 5000 Thlr. wieder beisammen. Zu erwähnen ist hierbei noch, daß die Finder jegliche Belohnung entschieden ablehnten. Der Commis war nicht mit Geldmitteln versehen, um die Leute zu belohnen; doch wird wohl das Banquierhaus dies übernehmen.
- Von verschiedenen Seiten wird berichtet, daß sich ziemlich reichlicher Regen eingestellt hat, wodurch die Felder sich gebessert haben. Daß der Roggen frühzeitig und unter günstigen Verhältnissen blüht, hat die vorangegangenen Schilderungen von dünnem Stande und kurzen Halmen etwas in Vergessenheit gerathen lassen; auch im Uebrigen lauten die Nachrichten über die Felder jetzt weniger trostlos als früher. Wegen stärkerer Zufuhr vom Mittelmeer und Aussichten auf eine gute Ernte sind die Preise in England wieder etwas gewichen, in Frankreich blieben sie unverändert. In Holland und am Rhein war matte Haltung, dagegen in Süddeutschland die Preise gewichen sind.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 42 Seite 2]

Zwei Silvesterabende.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 42 Seite 3]

Zwei Silvesterabende.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1865 Nr. 42 Seite 4]

Zwei Silvesterabende.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Bekanntmachung.
Die zum Einstellungsjahrgang 1858 gehörigen, beurlaubten Leute des Großherzoglichen Contingents, einschließlich der Noncombattanten, haben nunmehr ihre Verabschiedung zu gewärtigen und daher persönlich oder schriftlich portofrei ihre Urlaubspässe beim Militair=Commando einzureichen, um dagegen den Abschied zu erhalten.
Neustrelitz, den 1. Juni 1865.
Großherzogliches Militair=Commando. v. Ruville.


Nicht am 3. Juni, sondern am Dienstage den 6. Juni, Morgens 9 Uhr:
Auction von alten Baumaterialien und Brennholz auf dem früher Amtsverwalter Holste'schen Gehöfte.
Schönberg, den 29. Mai 1865.
Seegert, Landreiter.


Bekanntmachung.
Alle diejenigen, welche gewilliget sind, ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag bei der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg zu versichern, werden hiemittelst ersucht, sich mit ihren desfallsigen Meldungen für das bereits angetretene Versicherungsjahr vom 1. März 1865 bis dahin 1866 an den Director dieser Anstalt, Herrn Kaufmann Boye hieselbst, - wo auch die Statuten dieser Gesellschaft eingesehen werden können, - wenden zu wollen.
Schönberg, den 16. April 1863.
Die Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.


Die Professor Louis Wundram'schen Kräuter, welche sich gegen hartnäckige Flechten Scropheln, Drüsen, offene Wunden, Gicht etc. Seit 30 Jahren heilkräftig bewiesen haben, im Frühjahr besonders wirksam sind, und über welche eine Broschüre gratis zu erhalten ist, können stets gegen Nachnahme bezogen werden.
Adresse für Briefe ist:
Professor Louis Wundram Hamburg, Hotel Belvedere.


Zum bevorstehenden Johanny=Termine suche ich in hiesige Landstellen und gegen vollkommene hypothekarische Sicherheit zu 3 1/2 % Zinsen 13,600 Taler (Mecklenburg), in Pösten von 1000 Taler (Mecklenburg), 500 Taler (Mecklenburg), 400 und 300 Taler (Mecklenburg).
Capitalisten, die ihre Gelder sicher anlegen wollen, da mehrere die ersten Pöste im Hypothekenbuche sind, wollen mit mir weitere Rücksprache nehmen.
Schönberg, im Mai 1865.
J. P. Bade, Buchbinder.


In Holstein, ca. 2 Meilen von Lübeck soll wegen Krankheit des jetzigen Besitzers:
Eine vor einigen Jahren neu erbaute Schmiede, wobei 80 Scheffel à 60 []Ruthen Acker (guten Weizenboden) 8 Scheffel Wiese, Garten mit mehreren Obstbäumen, Wohnhaus, Backhaus, Wagenschauer und Stallplatz, alles in gutem baulichen Zustande, 2 Pferde, 3 Kühe und Wagen, sowie sämmtliches Inventarium
für Ct. Taler (Mecklenburg) 22000. mit 9000 Taler (Mecklenburg) Anzahlung verkauft werden. Käufer wollen sich gef. wenden an Herrn J. C. H. Holdorff, gr. Burgstraße Nr. 607 Lübeck.


Johs. Wencker in Lübeck,
247. obere Glockengießerstraße 247.
empfiehlt sein Lager von Möbeln, Spiegeln und Polsterwaaren in guter Arbeit, zu billigsten Preisen ergebenst.
NB. Bestellungen auf ganze Ameublements werden reell und promptest ausgeführt.


Auf dem Wege zwischen Neschow und Stove ist am Himmelfahrtstage ein bunter baumwollener Regenschirm gefunden, den der sich als rechtmäßig ausweisende Eigenthümer gegen Erstattung der Insertionsgebühr zurückerhalten kann. Näheres in der Expedition der Anzeigen.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termin Gelder und Sparkassenbücher durch mich au die Sparkasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis spätestens zum 24. Juni bei mir abzugeben.
J. P. Bade, Buchbinder.


Zu dem Schlußballe meines Tanzunterrichts, welcher am Donnerstag, den 12. Juni, im Hause der Madame Boye hieselbst stattfindet, erlaube ich mir die geehrten Eltern, sowie ein hochgeehrtes Publicum Schönbergs und der Umgegend ganz ergebenst einzuladen.
Johs. Dohrmann, Tanzlehrer.
Entrée für Herren 1 Taler (Mecklenburg), Damen 8 Schilling (Mecklenburg).
Anfang 5 Uhr.


Zum Scheibenschießen um Mobilien=Gewinne
nebst Ball am Sonntage und Montage, den 11. u. 12. Juni, ladet ergebenst ein
J. H. Rehbein.
Grönau, den 3. Juni 1865.


Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Nach dem Rechnungsabschlusse der Bank für 1864 beträgt die Ersparniß für das vergangene Jahr 72 Prozent der eingezahlten Prämien.
Jeder Banktheilnehmer in hiesiger Agentur empfängt diesen Antheil nebst einem Exemplar des Abschlusses vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen Nachweisungen zum Rechnungsabschlusse zu jedes Versicherten Einsicht offen liegen.
Denjenigen, welche beabsichtigen, dieser gegenseitigen Feuerversicherungs=Gesellschaft beizutreten, giebt der Unterzeichnete bereitwilligst desfallsige Auskunft und vermittelt die Versicherung.
Schönberg, den 1. Juni 1865.
Chr. Schrep, Agent der Feuerversicherungsbank f. D. in Gotha.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)44 - 56Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)40 - 45Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)32 - 36Schilling (Mecklenburg)
Hafer Taler (Mecklenburg)32 - 35Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 46Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)44 - 56Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 19Mark (Lübeck)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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