No. 27
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. April
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 27 Seite 1]

- Ostern ist da, und das preußische Abgeordnetenhaus hat sich mit der Regierung weder verständigt noch versöhnt. Es hielt seit dem 19. März täglich Sitzungen und hat seine Osterferien vom 7. bis zum 24. April bestimmt. Die Klage, daß der Sitzungssaal des preußischen Abgeordnetenhauses ein ungesunder Aufenthaltsort sei und alle Gebrechen eines schlechten Baues an sich trage, ist schon oft gehört worden und tritt jetzt wieder lebhaft hervor. Mancher Abgeordneter kommt mit Gicht und Rheumatismus nach Hause.
- Die Zollvereinsverträge hat das Abgeordnetenhaus einstimmig angenommen. Hinsichtlich der Marine=Vorlage hofft die Regierung die Ausgaben aus den regelmäßigen Staatseinnahmen bestreiten zu können und die neue Anleihe nur gefordert, um die nöthigen Arbeiten mit voller Zuversicht in Angriff nehmen zu können.
- Ueber die Aeußerung des preußischen Kriegsministers, daß Preußen in dem Besitz des Kieler Hafens sei und auch verbleiben werde, hat sich die österreichische Regierung Aufklärung ausgebeten.
- In Eckernförde hat man den 5. April sehr festlich begangen. Es war der Tag, an dem im Jahr 1849 das dänische Kriegsschiff Christian VIII. durch die deutschen Kanoniere in Brand gesetzt wurde und der heldenmüthige Theodor Preußer bei Rettung der Dänen den Tod fand. Man hat ihm ein Denkmal auf das Grab gesetzt und mehr als 1000 seiner ehemaligen Kampfgenossen sind mit 60 Fahnen zu seinem Grabe gewallfahrt.
- Der König von Bayern hat die Abgeordneten der zweiten Kammer, 131 Mann, nebst den Ministern zur Tafel geladen und einen Toast auf das theuere Bayernland und seine Vertreter ausgebracht. Bayerische Zeitungen theilen auch den Küchenzettel von der delikaten Windsorsuppe bis zur Haselnußtorte und dem Gefrorenen mit, damit die Deputirtenfrauen zu Hause auch einen Nachgeschmack der Delicatessen haben.
- Die Gerüchte von Friedensunterhandlungen tauchen in Amerika auf's Neue auf.
- Die Abräumungsarbeiten auf der Brandstelle des Braunschweiger Schlosses nehmen einen raschen Fortgang, so daß man bald mit dem Nothdach für das ganze Gebäude wird beginnen können. Den Schutt, welcher aus dem Innern fortgeschafft wird, unterwirft man einer genauen Prüfung, siebt die feine Asche durch und rettet auf diese Weise noch manches Stück edlen Metalls.
- Die Kaiserin von Rußland, die den Winter über aus Gesundheitsrücksichten in Nizza zubrachte, wird am 25. April von dort wieder abreisen.
- Bei der Hauptkasse der preußischen Bank in Berlin ist eine bedeutende Summe der alten außer Cours gesetzten gelben Banknoten zu 50 Thl. entwendet worden. Man warnt vor deren Annahme und sichert demjenigen eine Belohnung von 1000 Thalern zu, der die Entdeckung des Thäters und die Herbeischaffung der gestohlenen Banknoten bewirkt.
- In Neustadt an der Saale, wo Margarethe Lindemann, die Mutter Dr. Martin Luthers geboren wurde, hat sich eine protestantische Gemeinde gebildet, die kräftig emporblüht. Sie wünscht ein Kirchlein zu bauen und bittet darum bei allen Vereinen der Gustav=Adolph=Stiftung um eine milde Beisteuer.
- Der Patriotische Verein in Wismar wird am 10. Juni d. Js. eine Haupt=Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen jeder Art veranstalten und verspricht auf die Transportkosten eine angemessene Vergütung.
- Der Magistrat der Stadt Gadebusch hat nach Rehna eine Deputation geschickt, sich die Einrichtung der dortigen Straßenbeleuchtung mittelst Petroleumlampen anzusehen, um auch seine Straßen damit zu erhellen. Es werden also bald alle benachbarten kleinem Städte die Annehmlichkeit der Straßenbeleuchtung genießen.
- Merkur, der nächste Planet bei unserer Sonne, ist vom 10. April von 7-9 Uhr sichtbar. Er steht als ein kleiner Lichtpunkt nahe bei dem Abendstern.


Die Sonnenblume.

Unter den Nutzpflanzen, welche in Deutschland sehr wenig gebaut werden, gehört auch die Sonnenblume oder Sonnenrose. In England ist der Anbau dieser Pflanze jetzt allgemein, und es giebt kaum eine andere Pflanze, welche dem Landwirth so viel Vortheile bietet als diese. Der englische Landmann weiß aus der Saamenreichen Scheibe der Sonnenblume, die bei uns meistens den Vögeln überlassen wird, bedeutende Vortheile zu ziehen und ist ihm in neuerer Zeit eine ergiebige Nutzungsquelle geworden. In Deutschland gedeiht die Sonnenrose vorzüglich, ohne besondere Pflege zu bedürfen; man pflanzt sie zwischen Kartoffeln, nachdem diese die letzte Behandlung erfahren haben, oder auch an jeden nicht anders Verwendbaren Fleck Landes an. Die Blätter geben ein sehr gutes Viehfutter. Die unzähligen kleineren Blüthen bieten den Bienen sehr ergiebiges Material für Honig und Wachs, während die Samenkörner ein vortreffliches Speiseöl liefern und außerdem ein ausgezeichnetes Mastfutter für Geflügel abgeben. Das Mehl der Körner liefert den feinsten Kuchen und macht das Brod, diesem beigemischt, nahrhafter. Unsere Voreltern kannten die Sonnenrose sehr wohl und schätzten sie ihrer medicinischen Eigenschaften wegen. Der berühmte Albertus Magnus legte ihr sogar Wunderkräfte bei und rieth an, sie - wenn die Sonne im Löwen steht - sie zu sammeln und in

[ => Original lesen: 1865 Nr. 27 Seite 2]

die Kirche zu legen, es bleiben dann alle untreuen Frauen so lange in der Kirche festgebannt, bis das Kraut wieder entfernt sei. Wenn wir auch die Ansichten unserer Voreltern über diese Wirkungen der Sonnenblume nicht theilen, so sind wir doch überzeugt, daß sie als Nutzpflanze die größte Beachtung verdient.


Eine schwere Zunge.
[Erzählung]

[ => Original lesen: 1865 Nr. 27 Seite 3]

Eine schwere Zunge.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Verkaufsanzeigen.

Am Mittwoch den 19. dies. Monats, Morgens 10 Uhr fallen an der Chaussee nach Selmsdorf die letzten Haufen Pappel=Buschholz gegen gleich baare Bezahlung öffentlich meistbietend verkauft werden.
Die Chaussee=Administration.


Dienstag den 18. April, Morgens von 10 Uhr an sollen im Hause des Büdners Ollmann in Schlagbrügge nachbenannte Gegenstände in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

2 Webstühle mit Zubehör, 2 Hobelbänke nebst Handwerkszeug, etwas Mobiliar, Nutzholz. -4 Stock Bienen, 1 Stallgebäude nebst Anbau auf Abbruch.
Schlagsdorf, den 6. April 1865.
Krüger.


Dienstag, den 18. April, Morgens von 9 Uhr an, sollen im Hause der Wittwe Boye in öffentlicher Auction gegen sofortige Barzahlung verkauft werden:

Schränke, Tische, Stühle, Betten, Küchengeräthe und was sich sonst vorfindet.
Seegert, Landreiter.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 27 Seite 4]

Photographie-Album
zu den neuesten billigeren Preisen, sowie Photographische Portraits, Genrebilder, Statuetten, Photographische Gläser, sehr billige Notizbücher, Brieftaschen, Schreibmappen, Cigarrenetuis, Damentaschen u. Etuis, Schreibzeuge, hübsche Kasten, Cottillon=Orden und sonstige Galanteriewaaren empfiehlt J. P. Bade.


Mit schönen frischen Newcastler Schmiedekohlen, die Tonne 40 Schill. pr. contant, halte ich mich bestens empfohlen.
P. H. Schrep, Schlössermeister.


Mit einer guten Auswahl von Herren= und Knabenmützen, sowie zur Aufbewahrung von Pelzsachen während des Sommers empfiehlt sich F. Hülsemann, Kürschner.


Da ich der Ferien halber den Tanzunterricht bis Donnerstag den 20. April ausgesetzt habe, erlaube ich mir einem hochgeehrten Publikum bekannt zu machen, daß von da an Schüler, welche schon früher Tanzunterricht erhalten haben, für das halbe Honorar (1 1/2 Thlr.) eintreten können.
Hochachtungsvoll und ergebenst Johs. Dohrmann.


Ich bitte Diejenigen, welche in der bevorstehenden Frühjahrsbleiche, Leinen bei mir bleichen lassen wollen, dasselbe bis zum 20. April d. J. beim Herrn Gastwirth Fick in Schönberg niederlegen zu wollen, an welchem Tage ich dasselbe dort persönlich abholen werde. Ich bemerke noch, daß das Leinen mit reiner buchen Asche gebükt wird.
Domhof bei Ratzeburg, den 20. März 1865.
J. C. Wihe, Bleicher.


Lager von billigen Tapeten von 4 Schilling (Mecklenburg) an per Stück, auch Borden u. Fenster=Rouleaux bei C. Schwedt.


Mit Georginen und Stockrosen empfiehlt sich den geehrten Blumenfreunden L. Bohn.
Demern.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen=Brüderschaft am Montag nach Ostern, den 18. April 1865, stattfindet, und werden die Gesellen aufgefordert, persönlich zu erscheinen.
Schönberg den 5. April 1865.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Am 18. April
beginnt die Ziehung 6. Haupt=Classe der Herzogl. Braunschweig. Lotterie.
Größter Gewinn event. 100,000 Thlr.
Zu dieser interessanten Ziehung empfehle ich noch einige
Ganze Loose à 40 Thlr. 118, 121.
Halbe do. 20 Thlr. 122, 1198, 15,832, 12,214, 16.
Viertel do. 10 Thlr. 1191, 1200, 12,203, 5, 6, 10, 17,593, 98.
Achtel do. 5 Thlr. 9011, 12, 14, 20, 22, 23, 25, 27, 29, 31, 9308.
Auswärtige mit Rimessen versehene Aufträge werden sofort prompt und verschwiegen ausgeführt und nach beendigter Ziehung etwaige Gewinngelder und Ziehungslisten sofort zugesandt.
A. Scharlach, Hahntrapp Nr. 3, Hamburg.


1/1 Schachtel à 16 Schilling (Mecklenburg) 1/2 Schachtel à 8 Schilling (Mecklenburg)

Des Kgl. Pr. Kreis=Physikus Dr. Koch Kräuter=Bonbons
sind vermöge ihrer reichhaltigen Bestandtheile der vorzüglichst geeigneten Kräuter= und Pflanzensäfte als ein probates Hausmittel anerkannt bei Katarrh, Heiserkeit, Rauheit im Halse, Verschleimung etc. und werden in Schönberg fortwährend nur verkauft bei
J. P. Bade.


Auf dem Hofe zu Brandenbaum bei Lübeck wird sofort ein kleines Mädchen zur Aufsicht bei zwei Kindern gesucht; Lohn 12 bis 20 Thlr.
Brandenbaum.
C. Frese.


Dem geehrten Publicum bringe ich mein durch neue Zusendungen completirtes Lager aller möglichen Uhren in Erinnerung, indem ich für jede Uhr Garantie leiste und die Preise so billig wie möglich gestellt habe.
Zugleich empfehle ich eine gute Auswahl sehr geschmackvoller Talmiketten, deren Goldglanz sich nicht durch längeres Tragen verliert.
H. Meyer, Uhrmacher.


Kirchliche Nachrichten.

Am Gründonnerstage.
Predigt Pastor Kämpffer. Confirmation: Pastor Fischer.

Am Charfreitag.
Vormittagspredigt: Pastor Kämpffer.
Nachmittagspredigt: Pastor Fischer.

Am 1. heil. Ostertage.
Frühpredigt: Pastor Kämpffer.
Vormittagspredigt: Pastor Fischer.
Nachmittagspredigt: Pastor Kämpffer.

Am 2. heil. Ostertage.
Frühpredigt: Pastor Fischer.
Vormittagspredigt: Pastor Kämpffer.
Nachmittagspredigt: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
April.
1865
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
11.
12.
39.96
38.83
2.0
1.9
9.8
11.3
NW
WNW
1
1
trübe
zml. heiter.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)40 - 55Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)38 - 41Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)32 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)24 - 29Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 45Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)44 - 72Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 24Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - Mark (Lübeck)


(Hiezu: Officieller Anzeiger Nr. 5.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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