No. 26
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. April
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 26 Seite 1]

- Ihre Kön. Hoheit die Großherzogin Anna von Mecklenburg=Schwerin ist am 6. April von einer Prinzessin entbunden.
- Der sächsisch=bairische Antrag ist am 6. April beim Bundestage durchgegangen; die Majorität spricht somit das "vertrauensvolle Erwarten" aus, es werde den beiden deutschen Großmächten die Einsetzung des Augustenburgers "gefallen." Daß dieses "vertrauensvolle Erwarten" nicht in Erfüllung geht, hat der preußische Bundestagsgesandte in einer ziemlich deutlichen Erklärung in derselben Sitzung ausgesprochen. Die Abstimmung hat recht deutlich die Ohnmacht des Bundestages gezeigt, da um seine Beschlüsse sich Niemand kümmert. Das ist das einzige Resultat, welches der Antrag zu Stande gebracht hat. Auch das ist den Antragstellern nicht gelungen, eine große Meinungsverschiedenheit in der schleswig=holsteinischen Frage zwischen Preußen und Oesterreich hervorzurufen. Oesterreich stimmte freilich für den Antrag, aber aus anderem Beweggrunde, wie die Antragsteller. Dies soll Oesterreich auch noch ausdrücklich Preußen gegenüber erklärt haben. Vorläufig bleibt's also beim Alten in Schleswig=Holstein.
- Dem preußischen Abgeordnetenhause hat der Kriegsminister einen Gesetzentwurf über außerordentliche Bewilligungen für die Marine vorgelegt. Die Regierung verlangt für die folgenden 6 Jahre 19 Mill. Thlr. zu Hafenbauten und Kriegsschiffen; sie erklärt, Preußen sei entschlossen, im Besitz des Hafens von Kiel zu bleiben. Die Anleihe zu 10 Mill. würde von 1872 an mit 1 Procent tilgbar sein. Der Entwurf ist einer besonderen Commission überwiesen worden.
- In London ist Richard Cobden, der Apostel des Friedens und energischer Vertheidiger des Freihandelssystems gestorben. Im Parlament haben die Minister seiner sehr ehrenvoll gedacht.
- In dem Königreich Italien macht das Haus Rothschild die besten Geschäfte. Die Eisenbahnen, Bergwerke, Domainen und Kirchengüter sind fast alle in seiner Hand. Jetzt soll es auch noch das Tabaksmonopol an sich gebracht haben.
- Während die Berge Italiens und Frankreichs unter Schnee liegen und es auf den sonst so milden Balearen friert, lauten die Berichte aus Kaukasien über die Milde des Winters wahrhaft fabelhaft. Zu Anfang Januar standen Veilchen und Rosen an den Gestaden des Rion in Blüthe und am 6. Februar badeten nach dem Wassersegen am Tage Epiphania die Leute im Flusse.
- Die Araber fangen die Dressur des Pferdes an, wenn es 18 Monate alt ist, mit 30 Monaten wird es geritten, mit drei Jahren zum regelmäßigen Dienst verwandt. Sie sagen: ein Pferd, welches nicht früh dressirt wird, erlangt nie die Folgsamkeit und die Kraft im Rücken, welche von einem guten Racepferde verlangt werden. Mit guten Pferden legt der Morgenländer 6 Tage lang 25-30 Wegstunden täglich zurück, und nach einer 2tägigen Ruhe ist das Pferd wieder derselben Leistung fähig. 60, ja 90 Stunden sind schon von guten Pferden von einem Abend zum andern zurückgelegt worden. Gewicht, welches die arabischen Pferde tragen, ist 318 Pfund, 51 Pfund mehr, als man einem französischen Kürassierpferde zumuthet.
- Im südlichen Deutschland zieht jetzt ein neuer Einfuhrartikel die Aufmerksamkeit der Pferdebesitzer, Landwirthe und Pferdeliebhaber auf sich. Es ist gepreßtes Schweizerheu, das jetzt in großen Quantitäten eingeführt wird und sich sehr gut bewähren soll. Es soll kräftiger und nahrhafter als unser Heu und auch wohlfeiler sein. Nicht nur die Pferde, sondern auch das Rindvieh soll dies Heu gerne fressen und sich wohl dabei befinden. Bei den Militairpferden in Bruchsal ist es schon länger im Gebrauch.
- In der Dampfziegelei von Wirth und Co. in Frankfurt a. M., wo eine Dampfmaschine mit 6-7 Pferdekraft arbeitet, werden täglich 6000 Backsteine fertig gemacht. In dieser Ziegelei kann Sommer und Winter unausgesetzt gearbeitet werden.
- Woher kommt die Sitte, die Leute in den April zu schicken? Sie soll auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 aufgekommen sein. Damals wurde von der deutschen Nation sehr viel Geld für den Türkenkrieg gefordert. Es sollte dazu das Münzwesen neu regulirt werden. Da man aber vor anderen wichtigen Geschäften nicht dazu kommen konnte, setzte man einen besonderen Münztag auf den 1. April an. Es wurden darauf viele Speculationen gemacht und die Geldleute von ganz Europa fanden sich in Augsburg ein, sahen sich aber getäuscht und mußten die Reise= und Zehrungskosten noch obendrein an's Bein streichen. Seit jener Zeit sind die Narren am 1. April nicht ausgestorben.
- Am 20. April will Napoleon seine Reise nach Algier antreten, und es heißt, die Kaiserin werde während der Zeit eine Pilgerfahrt nach Jerusalem unternehmen. Es soll während dieser Zeit ein Regentschaftrath eingesetzt werden, an dessen Spitze Prinz Napoleon treten wird.
- Vor den Dieben ist nichts mehr sicher, selbst die Zähne nicht. In einem Schlafwagen der Erieeisenbahn hatte sich eine Dame dem Schlummer überlassen. Wie sie erwachte, waren ihre wunderschönen Perlzähne, die sie sich erst für 200 Dollars hatte einsetzen lassen, verschwunden. Mit den Zähnen hatten sich aber auch ihre Reisegefährten auf und davon gemacht. Nach einiger Zeit fanden sich die Zähne im Leihhause zu Newyork wieder. Man meint, die Diebe hatten Chloroform angewandt.
- Die Königin Victoria ist eine abgesagte Feindin des Tabackrauchens; ihr eigener Gemahl

[ => Original lesen: 1865 Nr. 26 Seite 2]

durfte nur hinter ihrem Rücken rauben, und mit ihrem Sohne, dem Kronprinzen, hatte sie deswegen manchen Zwist. Als die Prinzessin von Wales nach England kam, bat die Schwiegermutter die Schwiegertochter, doch ja ihrem jungen Gemahl das Rauchen abzugewöhnen. "Wie, rief diese erstaunt aus, nicht rauchen? Aber mein Vater raucht, meine Mutter raucht und ich - rauche auch." - Der den Kleidern sich mittheilende Tabacksduft soll, neben manchen andern Umständen, dazu beitragen, daß die Königin und das kronprinzliche Paar so selten zusammenkommen.


Ein Medaillon.
[Erzählung]
Siebentes Capitel.
Letzter Kampf.
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1865 Nr. 26 Seite 3]

Ein Medaillon.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


[ => Original lesen: 1865 Nr. 26 Seite 4]

Anzeigen.

Verkaufs=Proclam und Edictal=Ladung.

Auf den Antrag der Beneficial=Erben des verstorbenen hiesigen Bürgers und Fuhrmanns Mecklenburg, ist zum öffentlichen meistbietenden Verkaufe der, zu seiner Verlassenschaft gehörigen, in der Herrenstraße unter Nr. 19 hieselbst belegenen Wohnhauses, mit dahinter liegenden Stallgebäude, erster Termin auf den 6. April, zweiter Termin auf den 4. Mai und dritter und letzter Termin auf Freitag, den 2. Juni d. J. zu Rathhause hieselbst angesetzt, und können die in den Terminen zu publicirenden Verkaufs=Bedingungen beim zeitigen Stadtsecretair eingesehen werden.
Zugleich sind alle Diejenigen, welche an die Verlassenschaft weil. Fuhrmanns Mecklenburg, insonderheit an das zu verkaufende Wohnhaus Forderungen oder Ansprüche irgend einer Art zu haben vermeinen, ein für allemal mithin peremtorisch und bei Vermeidung der Präclusion, verabladet, solche im Professions=Termine am Freitage, den 5. Mai, Vormittags 11 Uhr, zu Rathhause anzumelden.
Ratzeburg, den 18. März 1865.
Stadtcommissarius. Bürgermeister und Rath.
in fidem
(L.S.) Richter, Stadtsecretair


Verkaufsanzeigen.

Am Mittwoch, den 12. d. M., Morgens 1/2 10 Uhr sollen zu Hohenmeile in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung meistbietend verkauft werden:

1 alter Stuhlwagen, 1 Schlitten, circa 50 leere Bienenkörbe, eine Rübenschneide=Maschine und verschiedene Gegenstände.
Schönberg, den 6. April 1865.
Seegert, Landreiter.


Dienstag den 18. April, Morgens von 10 Uhr an sollen im Hause des Büdners Ollmann in Schlagbrügge nachbenannte Gegenstände in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

2 Webstühle mit Zubehör, 2 Hobelbänke nebst Handwerkszeug, etwas Mobiliar, Nutzholz. -4 Stock Bienen, 1 Stallgebäude nebst Anbau auf Abbruch.
Schlagsdorf, den 6. April 1865.
Krüger.


Dienstag, den 18. April, Morgens von 9 Uhr an, sollen im Hause der Wittwe Boye in öffentlicher Auction gegen sofortige Barzahlung verkauft werden:

Schränke, Tische, Stühle, Betten, Küchengeräthe und was sich sonst vorfindet.
Seegert, Landreiter.


Anerkennung aus Oesterreich und Belgien.
Herrn Hoflieferanten Johann Hoff in Berlin, Neue Wilhelmsstraße 1.
Grein (Oberösterreich), den 6. Novbr. 1864.
"Ew. Wohlgeboren ersuche ich, mir gegen Postnachnahme ein Quantum Ihres gerühmten Malz=Extractes umgehend u. s. w. senden zu wollen. - Meine Frau, die durch das Wochenbett sehr geschwächt ist, gebraucht dasselbe mit großem Vortheil."
Baron v. Hinkwitz.
Tournay, den 28. August 1864.
"Ein mir befreundeter Arzt ersuchte mich, ihm einige Flaschen zu überlassen, welche er einer schon ältlichen Dame verordnete. Diese Dame hatte den Appetit gänzlich verloren, erlangte denselben durch den Gebrauch Ihres Malzextracts aber sogleich wieder. Überhaupt bin ich durch persönliche Erfahrung der Ansicht, daß Ihr Malzextract ein angenehmes und vorzügliches Verdauungsmittel ist. Ich halte darauf, immer einen Vorrath desselben zu besitzen, denn sobald ich das geringste Magen= oder Brustleiden verspüre, gebrauche ich Ihr Bier bei Tische, und das Uebel ist sofort gehoben.
Michael Leschewin=Newe, Professor.
Filiale in Hamburg: Schauenburgerstraße Nr. 47.
J. Hoff's Prärarate sind zu beziehen durch Herrn Wilh. Heincke in Schönberg.


Auf dem Hofe zu Brandenbaum bei Lübeck wird sofort ein kleines Mädchen zur Aufsicht bei zwei Kindern gesucht; Lohn 12 bis 20 Thlr.
Brandenbaum.
C. Frese.


Mein auf's Neue completirtes Lager von allen Sorten Patent=, Maschinen= und Bütten=Papieren, enthaltend die größte Auswahl von Schreib=, Zeichen=, Noten=, englischen und deutschen Postpapieren, Brief= und Karten=Couverts in den verschiedensten Sorten und Großen zu billigen Preisen, Neuditendorfer Siegellack empfehle besten. Eine Parthei Retiré-Papiere zu 10 Proc. wohlfeileren Preisen sind ebenfalls stets vorräthig.
J. P. Bade.


Dem geehrten Publicum bringe ich mein durch neue Zusendungen completirtes Lager aller möglichen Uhren in Erinnerung, indem ich für jede Uhr Garantie leiste und die Preise so billig wie möglich gestellt habe.
Zugleich empfehle ich eine gute Auswahl sehr geschmackvoller Talmiketten, deren Goldglanz sich nicht durch längeres Tragen verliert.
H. Meyer, Uhrmacher.


Gesucht wird sogleich oder zu Ostern ein Schäferknecht.
Die Dorfschaft Bardowick.


Die nächste Nummer der "Anzeigen" wird am Donnerstag, d. 13. April, Morgens 7 Uhr ausgegeben.


(Hiezu eine Beilage.)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 26 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 11. April 1865


Ein wie bewährtes Mittel der L. W. Egers'sche Fenchel=Honig=Extract bei Kinderkrankheiten ist, dokumentiren wieder folgende Anerkennungen:
Meine beiden Kinder litten seit längerer Zeit an einer heftigen Grippe mit Husten. Ich brachte den L. W. Egers'schen Fenchel=Honig=Extract in Anwendung. Schon nach Verbrauch von einer Flasche fühlten die Kinder bedeutende Linderung, so daß ich nach Verbrauch von 2 Flaschen die Krankheit meiner Kinder gänzlich beseitigt hatte u. s. w.
Wuste=Giersdorr, 17. Januar 1865. Wilhelm Wiesner, Schuhmachermeister.
Ich halte es für meine Pflicht, den Schlesischen Fenchel=Honig=Extract aus der Fabrik von L. W. Egers in Breslau meinen Mitmenschen zu empfehlen, indem mein Söhnchen durch den Gebrauch desselben zweimal vom Stickhusten (oder Keuchhusten) befreit wurde.
Osterwick, 17. Januar 1865. Ch. Buh.
Man hüte sich vor dem elenden Nachahmungsschwindel und achte genau darauf, daß jede Flasche mein Siegel, so wie mein Etiquette nebst meinem Facsimile trägt und entweder von mir selbst bezogen ist oder aus der allein berechtigten Niederlage bei C. Sievers in Schönberg.
L. W. Egers in Breslau, Messergasse 17, zum Bienenstock.


Lager von billigen Tapeten von 4 Schilling (Mecklenburg) an per Stück, auch Borden u. Fenster=Rouleaux bei C. Schwedt.


Mit Georginen und Stockrosen empfiehlt sich den geehrten Blumenfreunden L. Bohn.
Demern.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen=Brüderschaft am Montag nach Ostern, den 18. April 1865, stattfindet, und werden die Gesellen aufgefordert, persönlich zu erscheinen.
Schönberg den 5. April 1865.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Mit einer Auswahl der gediegensten Confirmations= und Andachtsbücher in eleganten Einbänden empfiehlt sich Bade, Buchbinder.


Zu der am dritten Ostertage, den 18. d. M. stattfindenden Quartalssitzung laden wir alle unsere Amtsgenossen in Schönberg und auf dem Lande Zwecks Entrichtung des üblichen Beitrages zum pünktlichen Erscheinen ein.
Schönberg, 5 April 1865.
Die Aelterleute des vereinigten Sattler= und Drechsler=Amtes.


Zu dem bevorstehenden Osterfeste empfehle ich dem geehrten Publikum mein gut assortirtes Handschuhlager in den schönsten Farben geordnet und für Confirmanden starke schwarze und weiße Glacehandschuhe.
Emil Jannicke, Handschuhmacher u. Bandagist.
Schönberg.


Am 18. April
beginnt die Ziehung 6. Haupt=Classe der Herzogl. Braunschweig. Lotterie.
Größter Gewinn event. 100,000 Thlr.
Zu dieser interessanten Ziehung empfehle ich noch einige
Ganze Loose à 40 Thlr. 118, 121.
Halbe do. 20 Thlr. 122, 1198, 15,832, 12,214, 16.
Viertel do. 10 Thlr. 1191, 1200, 12,203, 5, 6, 10, 17,593, 98.
Achtel do. 5 Thlr. 9011, 12, 14, 20, 22, 23, 25, 27, 29, 31, 9308.
Auswärtige mit Rimessen versehene Aufträge werden sofort prompt und verschwiegen ausgeführt und nach beendigter Ziehung etwaige Gewinngelder und Ziehungslisten sofort zugesandt.
A. Scharlach, Hahntrapp Nr. 3, Hamburg.


Die vermöge ihrer balsamischen Bestandtheile so höchst wohlthätig, verschönernd und erfrischend einwirkende Gebrüder Leder'sche balsamische Erdnußöl=Seife ist à Stück mit Gebr.=Anweis. 5 Schilling (Mecklenburg) - 4 Stück in einem Packet 16 Schilling (Mecklenburg) - fortwährend zu haben bei Wilh. Heincke.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 26 Seite 6]
Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
April.
1865
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
7.
8.
9.
10.
39.40
40.23
39.52
38.00
4.9
3.6
3.8
2.8
10.3
12.4
14.0
13.5
W
SSW
N
SW
1
1
1
2
trübe.
heiter.
-
zieml. heit.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)40 - 55Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)38 - 41Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)32 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)24 - 29Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 45Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)44 - 72Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 24Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 10Mark (Lübeck)
Butter13Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß6Schilling (Mecklenburg).


Das größte Bierfaß in Berlin.

Unter dieser Ueberschrift bringt die in Berlin erscheinende "Industrie=Zeitung" folgende Mittheilung über die Hoff'sche Brauerei: Der Widerwille gegen das, was wir Reclame nennen, ist bei uns in gewissen Kreisen sogenannter kluger Leute noch so groß, daß unter Ihnen Mißtrauen herrscht gegen Alles, was durch Zeitungs=Annoncen ausgeboten wird. Schreiber dieses ist selbst davon nicht ganz frei. In Frankreich, England und besonders in Amerika denkt das Publikum darüber aber anders. Dort sagt man, die Waare muß gut sein, sonst würde der Mann die bedeutenden Ausgaben für Zeitungs=Annoncen nicht riskiren, er würde fürchten, dies Geld wegzuwerfen, wenn er nicht wüßte, daß er dem Publikum Gutes durch die theuren Anzeigen anbietet. Bei schlechter Waare würden ihm die Anzeigen nichts helfen, dieselbe bliebe unverkauft und außerdem hätte er in einem halben Jahre vielleicht noch 10,000 Thaler ganz vergeblich an Insertionsgebühren dazu ausgegeben. Große oft wiederholte Annoncen erregen in jenen Ländern Vertrauen, weil die Schwindler, welche diesen wie jeden Weg ebenfalls schnell betreten, nach sehr kurzer Zeit wieder abtreten müssen, denn einmal pflegt man sich nur betrügen zu lassen, zum zweiten Male helfen keine Annoncen.
Das Hoff'sche Malzextract hat Veranlassung gegeben, dies Thema mit einem Freunde, der zu den Gegnern der Annoncen gehört, zu besprechen. Er mußte aus eigener, an Ort und Stelle gesammelter Erfahrung aber zugestehen, daß in Frankreich und England wiederholte Zeitungs=Anzeigen Zutrauen erwecken. Wer sie unterläßt, von dem wird gesagt, er wisse wohl selbst, daß an seinen Waaren nicht viel Gutes sei, sonst würde er sie öffentlich anbieten.
In England und Frankreich sind die Annoncen so selbstverständlich, so unentbehrlich, daß vor drei Jahren eine Commission der Londoner Academie der Wissenschaften, welche über die Kosten zu berichten hatte, die der Academie durch Herausgabe eines malayisch=englischen Lexicons erwachsen würden, außer den Druck= und Papierkosten, als ganz unvermeidlich 6000 Pfd. Sterl., also 40,000 Thaler, für Annoncen mit in Rechnung gestellt hatte. Die Ausgabe wurde genehmigt und keinem Mitgliede der Academie ist es eingefallen, gegen diese Ausgabe für Annoncen auch nur eine Silbe zu äußern.
Wann hat es je eine deutsche Academie für nöthig gehalten, für Zeitungsanzeigen Geld auszugeben?
Das Resultat des Streites mit unserem Freunde war ein Besuch in der Hoff'schen Brauerei, nachdem wir uns geeinigt hatten, das Bier müsse doch zweckentsprechend sein, sonst würde sein Verkauf die Kosten der Annoncen nicht tragen können.
Was wir dort sahen und erfuhren, wollen wir unsern Lesern kurz erzählen:
Zunächst: Das im Publikum verbreitete Gerücht, das Malzextract werde von Hoff nicht selbst gebraut, sondern es sei gewöhnliches Braunbier mit einem kleinen, geheimnißvollen Zusatz, ist falsch. Wir fanden eine sehr zweckmäßig und rationell eingerichtete, complete umfängliche Brauerei mit Maschinenbetrieb in vollster Thätigkeit. Alle Räume waren mit fleißigen Arbeitern fast überfüllt. Auf dem Hofe, im Hausflur und auf der Straße wurde gepackt und verladen. Eine Gasmaschine von Kienast in Moabit hielt die Pumpen, Maischmaschinen, Stuhlwinden etc. in Bewegung, beiläufig die beste, oder besser gesagt: die einzig gute Gasmaschine nach Lenoir'schem, von Kienast wesentlich verbessertem System, die uns vorgekommen ist, und wir kennen die Pariser, wie die deutschen Gasmaschinen sehr genau.
Die Brauerei selbst ist in ihrer Einrichtung und ihrem Betriebe nicht wesentlich verschieden von anderen, gut eingerichteten Brauereien. Von dem eigenthümlichen Zusatz zum Bier wissen wir natürlich nichts, da derselbe Fabrikgeheimniß ist.
Sehr auffallend ist die große Regsamkeit und die Emsigkeit der Arbeiter. Alle waren sehr beschäftigt, daß wir kaum wagten, Fragen an sie zu richten.
Das Füllen der Flaschen, Verkorken und mit Draht binden, wurde z. B. von 4 Arbeitern mit außerordentlicher Präcision und Raschheit besorgt. Einer brachte leere Flaschen, auch Korkstöpsel herbei und mußte sich stets beeilen, - einer füllte mittelst einer sehr einfachen und zweckmäßigen Füllmaschine immer 4 Flaschen zugleich, ein dritter drückte mittelst einer Maschine die Korkstöpsel hinein und ein vierter befestigte den Drath darüber. Diese 4 Leute füllen täglich Tag für Tag, Sommer und Winter, circa 5000 Flaschen, und in Fässern wird noch doppelt so viel Extract täglich versendet. Da das schon seit einer Reihe von Jahren so fort geht und der Verbrauch immer noch im Wachsen ist, das Bier auch keinen besonders schönen Geschmack hat, so muß es doch der Gesundheit sehr zuträglich sein, denn zum Vergnügen trinkt es schwerlich Jemand. Indessen auch dies ist Geschmackssache.
Das größte Lagerfaß der Hoff'schen Brauerei ist von so riesiger Größe, daß 24 Personen bequem in demselben Speisen können. Die vordere Seite des Fasses ist mit werthvoller Schnitzarbeit, wie auch durch Malerei sehr sinnreich verziert.
Ueberall, wo wir solches Streben nach schönen Formen finden, werden wir es gern anerkennen und verbreiten.
Zur Vermeidung eines jeden Mißverständnisses nehmen wir hier Gelegenheit, zu erklären, daß Herr Hoff zu dieser Mittheilung keinerlei Veranlassung gegeben hat, ja nicht einmal davon weiß, daß wir mit der Industrie=Zeitung niemals Reclame machen, uns aber auch nicht geniren, über Leistungen zu sprechen, obgleich von Ihnen viel Annoncen gedruckt werden, sobald sie nur der größern Aufmerksamkeit unserer Leser werth sind. Die Redaction der Industrie ist niemals käuflich, aber, wie schon ihr Programm sagte, sie sieht ihren Beruf darin, unserer vaterländischen Industrie ein Hebel und wo es gilt, ein Lobredner zu sein.


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