[ => Original lesen: 1865 Nr. 25 Seite 1] - Man will wissen, Preußen habe eine Circulardepesche an die deutschen Höfe erlassen und darin den bairisch=sächsischen Antrag am Bunde entschieden zurückgewiesen. Wenn der Antrag zur Ausführung gebracht werden sollte, so würde der Bund seine Befugniß überschreiten. Der Herzog von Augustenburg habe auf Schleswig und einen großen Theil von Holstein gar keinen Erbanspruch, auf den Resttheil sei er zweifelhaft. - Die Abstimmung über diesen Antrag findet am 6. April im deutschen Bundestag statt. Man hört, daß sich nicht nur Preußen sondern auch Oesterreich der Abstimmung enthalten werde, ebenso daß der preußische Gesandte instruirt sei, Frankfurt zu verlassen, sobald die Abstimmung zu Ungunsten Preußens ausfallen sollte.
- Aus Mexiko wird wieder von einer glänzenden Waffenthat der Franzosen berichtet, bei der 200 Mexikaner in die Gefangenschaft gerathen sind.
- Montevideo hat sich den Brasilianern ergeben, und so ist der Friede zwischen den beiden Nachbarländern wieder hergestellt.
- Am 29. März geht ein Maurerlehrling an einem preuß. Posten in Kiel vorüber und speit mit dem Worte "Pfui" und verächtlicher Geberde an das Schilderhaus. Der Posten arretirt den Lehrling sogleich und stellt ihn in das Schilderhaus. Eine Menschenmenge versammelt sich davor, die der Arrestant auffordert, ihn zu befreien. Der Soldat öffnet hiernach seine Patrontasche und ladet sein Gewehr. Inzwischen wird der Lehrling von anderem Militair abgeführt, und die Menge verläuft sich. Nach 10 Minuten wiederholt sich die Beleidigung der preuß. Farben durch einen Mann, der ebenfalls ein Maurer ist. Der Posten ruft demselben zu, stehen zu bleiben, aber der Mann läuft davon; nach nochmaligem Zuruf feuert der Soldat hinterdrein; der Schuldige biegt aber in diesem Momente um die Straßenecke und entkommt. Aber nach nochmals 10 Minuten passiren abermals zwei Menschen das Schilderhaus, von denen der Eine dasselbe anspeit. Der Posten ist jedoch diesmal schnell bei der Hand und arretirt ihn. - In Folge dieser Vorfälle warnte das Kieler Polizeiamt vor Wiederholung dieser Auftritte, indem dann die Soldaten berechtigt sind, von ihren Waffen Gebrauch zu machen.
- Es wird schon fleißig an dem zweiten Theil des Julius Cäsar gedruckt und auch der dritte Theil soll im Manuscript vollendet sein. Der Kaiser soll's bei der Correctur sehr genau nehmen.
- Mehr als 100 Polen, die aus ihrer Heimath vertrieben sind, halten sich in Bayern auf und entbehren aller Mittel. Sie wünschen nach Amerika auszuwandern. Der König hat für sie eine Sammlung im ganzen Lande gestattet, um ihnen die Mittel zur Auswanderung zu verschaffen.
Am Mittwoch Nachmittag verunglückte beim Zeugspülen auf dem Stege bei der Brücke unterhalb der Marienstraße eine Arbeiterin, indem sie das Gleichgewicht verlor und so in den Bach fiel. Durch den Hülferuf einiger Kinder aufmerksam gemacht, eilte der Untervogt Zander, der zufällig in der Marienstraße ging, herbei; seiner Energie verdankt die Arbeiterin ihr Leben.
- Die Kaiserin Eugenie von Frankreich hat an demselben Tage, an dem vor 299 Jahren Margarethe von Valois eine Druckerei in Paris besuchte, die Druckerei des Paul Duport in Clichy in Augenschein genommen. Es war am 21. März. Da in dieser Druckerei meist junge Mädchen als Setzerinnen arbeiten, hatten dieselben zum Empfang der Kaiserin einen besondern Gesang einstudirt.
- Während der Prinz v. Wales kürzlich dem Wettrennen in Chertsey zusah, wurde ihm eine werthvolle goldene Uhr, ein Geschenk seiner königlichen Mutter, gestohlen. Der Thäter ist noch nicht ermittelt, doch glaubt man, daß er sicher von nun an den Titel "Taschendieb seiner K. Hoheit des Prinzen von Wales" annehmen wird.
- Die in Lübeck zusammengetretene Gesellschaft zur Gründung einer Bierbrauerei hat sich, wegen Mangel an Theilnahme bei der Actienzeichnung, wieder aufgelöst.
- Ehrlich währt am längsten. Ein Landmann in Lübeck verlor einen Geldbrief mit 40 Thlr., den er sich von der Post geholt, statt aber in die Tasche, vorbeigesteckt hatte. Den Brief fand ein Handlungslehrling, der ihn auf dem Postamte wieder ablieferte. Der Landmann, nachdem er seinen Verlust bemerkt, fand sich suchend auf dem Postamte wieder ein und soll ein sehr vergnügtes Gesicht gemacht haben, wie der Brief ihm zum zweiten Male eingehändigt wurde.
- Hundert Franken hatte der Direktor des "Cirque Napoleon" in Paris dem Rittersmann oder Knapp zugesagt, der es zu Stande brächte, Rigolo, ein ganz unscheinbares Maulthier, zu besteigen und, ohne abgesetzt zu werden, dreimal auf ihm im Cirkus herumzureiten. Es hatten sich viele gemeldet, allein alle wurden sie, zum ungemessensten Jubel des Publikums, von dem ganz fromm und gutmüthig aussehenden Thier, das sich auch ohne alle Schwierigkeit besteigen ließ, durch einen kleinen eigenthümlichen Ruck höchst säuberlich, aber unfehlbar auf den Sand gesetzt. Am 30. März nun erschien ein junges Bürschchen, es führt aber den Sieg verkündenden Namen Charles Martel und versuchte das Kunststück. Im Nu saß er dem Thiere nicht im Sattel, sondern oben auf dem Halse und hielt ihm, mit beiden Händen sich festklammernd, mit den Händen die Augen zu. Das Thier, das wahrscheinlich auf diese Kriegslist nicht vorbereitet war, hatte mit einem Male all seine Tücke verloren und legte geduldig, mit seinem kecken Reiter auf dem Hals, den vorgeschriebenen Weg im Circus zurück. Das Haus erbebte von dem Gelächter der Zuschauer; Herr Dejean mußte zahlen und das Maulthier wurde nicht wieder vorgeführt.
[ => Original lesen: 1865 Nr. 25 Seite 2]- In Grevesmühlen ist man einer Falschmünzergesellschaft auf die Spur gekommen, wovon die Verdächtigsten bereits eingezogen sind. Angefertigt wurden Vier= und Acht=Schillings= und Thalerstücke.
- Es ist neuerdings vorgeschlagen worden, eine neue deutsche Geldmünze im Werthe von 4 Thlr. auszuprägen, da diese gleich 7 Süddeutschen, 6 österreichischen Gulden, 10 Mark, 12 englischen Schillingen und 15 Franken sein würden.
Ein Medaillon. [Erzählung] Viertes Capitel. Vor dreißig Jahren. [Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1865 Nr. 25 Seite 3]Ein Medaillon. [Erzählung] [Fortsetzung.]
Verkaufsanzeigen.
Sonnabend, den 8. April, Morgens von 10 Uhr an, sollen im Hause des Hauswirthes Oldenburg in Rieps nachbenannte Gegenstände in öffentlicher Auction gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden:
1 vollständiges Bett, etwas Mobiliar, flächsen= und heeden Leinewand, Manneskleidungsstücke, 1 silberne Taschenuhr, Haus= und Küchengeräthe, 1 Rest Flachs, 1 Rest Nutz= u. Brennholz, 4 1/2 Scheffel Kartoffeln, - 2 Schaafe und 1 Lamm.
Schlagsdorf, den 2. April 1865.
Krüger.
Am Mittwoch, den 12. d. M., Morgens 1/2 10 Uhr sollen zu Hohenmeile in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung meistbietend verkauft werden:
1 alter Stuhlwagen, 1 Schlitten, circa 50 leere Bienenkörbe, eine Rübenschneide=Maschine und verschiedene Gegenstände.
Schönberg, den 6. April 1865.
Seegert, Landreiter.
Vermischte Anzeigen.
Laut Beschluß der diesjährigen Märzversammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg wird am
Freitag den 26. Mai d. J.
eine Thierschau mit Gewerbeausstellung
in Schönberg
stattfinden. Indem die Bekanntmachung der näheren Anordnungen vorbehalten wird, werden sämmtliche Landleute und Gewerbtreibende des Fürstenthums Ratzeburg hiemit aufgefordert, sich an der beregten Thierschau und Gewerbeausstellung zahlreich zu betheiligen.
Schönberg, den 23. März 1865.
Der Vorstand des landwirthschaftlichen Vereins
F. Graf Eyben.
Photographie-Album
zu den neuesten billigeren Preisen, sowie Photographische Portraits, Genrebilder, Statuetten, Photographische Gläser, sehr billige Notizbücher, Brieftaschen, Schreibmappen, Cigarrenetuis, Damentaschen u. Etuis, Schreibzeuge, hübsche Kasten, Cottillon=Orden und sonstige Galanteriewaaren empfiehlt J. P. Bade.
Lager von billigen Tapeten von 4 an per Stück, auch Borden u. Fenster=Rouleaux bei C. Schwedt.
Mit Georginen und Stockrosen empfiehlt sich den geehrten Blumenfreunden L. Bohn.
Demern.
Hochstämmige Rosen, mehrmals blühend, empfiehlt und verkauft J. Woisin.
Schönberg, den 6. April 1865.
Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen=Brüderschaft am Montag nach Ostern, den 24. April 1865, stattfindet, und werden die Gesellen aufgefordert, persönlich zu erscheinen.
Schönberg den 5. April 1865.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.
[ => Original lesen: 1865 Nr. 25 Seite 4]Auszug eines Briefes des Kaufmanns Borneff in Coburg an Herrn G. A. W. Mayer in Breslau:
Coburg, 2. Novbr. 1864.
Die Nachfrage nach Ihrem weißen B.=Syrup ist außerordentlich, und wer denselben brauchte, hat stets belobende Anerkennungen gegeben u. s. w. senden Sie mir gefälligst umgehend wieder 150 Flaschen, damit ich nicht in Verlegenheit komme und zwar 100/4 und 50/2 Fl.
Hochachtungsvoll H. Borneff.
Dieser weiße B.=Syrup aus der Fabrik von G. A. W. Mayer in Breslau ist stets ächt und frisch zu beziehen durch die alleinige Niederlage für Schönberg beim Buchbinder C. Sievers. Preis 1/2 Flasche 1 , 1/4 Flasche 24 .
Am 18. April
beginnt die Ziehung 6. Haupt=Classe der Herzogl. Braunschweig. Lotterie.
Größter Gewinn event. 100,000 Thlr.
Zu dieser interessanten Ziehung empfehle ich noch einige
Ganze Loose à 40 Thlr. 118, 121.
Halbe do. 20 Thlr. 122, 1198, 15,832, 12,214, 16.
Viertel do. 10 Thlr. 1191, 1200, 12,203, 5, 6, 10, 17,593, 98.
Achtel do. 5 Thlr. 9011, 12, 14, 20, 22, 23, 25, 27, 29, 31, 9308.
Auswärtige mit Rimessen versehene Aufträge werden sofort prompt und verschwiegen ausgeführt und nach beendigter Ziehung etwaige Gewinngelder und Ziehungslisten sofort zugesandt.
A. Scharlach, Hahntrapp Nr. 3, Hamburg.
Zu Ostern und Johanny d. J. suche ich noch einige Geldpöste von 500 , 300 und 600 gegen hypothekarische Sicherheit und 3 1/2 % Zinsen.
J. P. Bade.
Zu der am dritten Ostertage, den 18. d. M. stattfindenden Quartalssitzung laden wir alle unsere Amtsgenossen in Schönberg und auf dem Lande Zwecks Entrichtung des üblichen Beitrages zum pünktlichen Erscheinen ein.
Schönberg, 5. April 1865.
Die Aelterleute des vereinigten Sattler= und Drechsler=Amtes.
Zu dem bevorstehenden Osterfeste empfehle ich dem geehrten Publikum mein gut assortirtes Handschuhlager in den schönsten Farben geordnet und für Confirmanden starke schwarze und weiße Glacehandschuhe.
Emil Jannicke, Handschuhmacher u. Bandagist.
Schönberg.
Backtafel für die Stadt Schönberg
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 5. April 1865.
Bürgermeister und Rath.
Gesucht wird sogleich oder zu Ostern ein Schäferknecht.
Die Dorfschaft Bardowick.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Geboren: D. 24. März. Dem Schuhmachermstr. Nervermann vor Schönberg eine T. - D. 26. Dem Arbm. Creuzfeld in Niendorf ein S. - D 27. Dem Schneid.mstr. J. Rentzow vor Schönberg eine T. - D. 30. Dem Arbm. Retelsdorf in Olndorf eine T. - D. 31. Dem Böttchermstr. Kleinfeld hies. eine T. - D. 1. April. Dem hies. Bürger, p. t. Schmiedewerkführer zu Menzendorf, Präfke ein S. - D. 4. Dem Schuhmachermeister Lenschow vor Schönberg ein S.
Gestorben: D. 27. März. M. J. H. F. J. Wigger, Maurergesellensohn vor Schönberg, 6 M. a. - D. 31. C. L. B. Ch. Kleinfeld, Arbm.Sohn vor Schönberg, 8 M. a. - D. 2. April. Des Schmiedewerkführers Präfke Sohn, 3 Stunden a. - H. J. C. Wienk, Arbm.sohn hies., 6 Wochen a. - D. 4. Cathar. M. E. Peters, Hausw.tochter zu Niendorf, 3 M. a. - D. 3. Soph. Joh. W. H. Wienk, Zimmergesellentocht. vor Schönberg, 1 J. 11 M. a. - D. 4. Math. Wilh. Groth, Arbm.Sohn zu Westerbeck, 7 J. 9 M. alt. - Hans Heinrich Peters, Arbm.Sohn auf hies. Bauhofe, 11 J. 2 M. a. - D. 5. Joach. Heinr. Asm. Arndt, Hauswirthssohn zu Gr. Siemz, 11 Wochen alt.
Freitag, den 7. April.
Passionspredigt: Pastor Kaempffer.
Sonntag, den 9. April.
Vormittagspredigt: Pastor Kaempffer.
Nachmittags: Prüfung der Confirmanden: Past. Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.
Meteorologische Beobachtungen in Schönberg. |
April. 1865 |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
4. 5. 6. |
40.11 38.74 40.52 |
0.8 0.6 1.6 |
7.0 7.5 9.0 |
ONO SW SW |
0 1 1 |
wolkig. - - |
Getreide= und Markt=Preise in Lübeck |
Weitzen | - | | 40 - 55 | |
Roggen | - | | 38 - 41 | |
Gerste | - | | 32 - 34 | |
Hafer | | | 24 - 29 | |
Erbsen | | | 40 - 45 | |
Wicken | | | 44 - 72 | |
Buchweizen | | | 40 - 44 | |
Winter=Rapsaat | | | 19 20 | |
Rübsen | | | 19 20 | |
Schlagleinsaat | | | 17 - 19 | |
Butter | 13 | | pr. | |
Kartoffeln pr. Faß | | | 6 | . |
(Hiezu: Officieller Anzeiger Nr. 4.)
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
|