No. 18
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. März
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 18 Seite 1]

- Alles, was in Hinsicht auf die preußischen Forderungen in Betreff der Herzogthümer veröffentlicht wurde, wird von Berlin aus als sehr incorrect und unvollständig hingestellt. Die Souveränetät des künftigen Herzogs wird durch die preußischen Forderungen nicht einmal in dem Maße beschränkt, in dem die Reichsverfassung von 1848 die Souveränität aller einzelnen deutschen Staaten beschränkt haben würde. Es wird von Preußen nur so viel Areal verlangt, als zur Herrichtung einer befestigten militärischen Stellung bei Sonderburg und Düppel absolut nothwendig ist, und in Kiel nur so viel, als zur Errichtung von Befestigungen zur Sperrung des Eingangs der Bucht sich als nothwendig erweist. Im Kieler Hafen selbst, gleichwie in allen andern schleswig=holsteinischen Häfen verlangt Preußen nur ein Stationsrecht der preußischen Flotte. Welche Ausdehnung die Abtretung an den Endpunkten des Nord=Ostseekanals haben sollen, hat Preußen noch gar nicht ausgesprochen, hat dies vielmehr einer Vereinbarung mit dem Landesfürsten vorbehalten. Ueber den Kanal beansprucht Preußen das Oberaufsichtsrecht. Rendsburg nimmt Preußen für sich nicht in Anspruch. Sollte der Bund diesen Platz zur Bundesfestung nehmen wollen, so könnte dies also auf dem Wege einer Einigung mit Preußen und dem künftigen Souverän der Herzogthümer geschehen. Ferner sollen die von Preußen in Aussicht genommenen militairischen Einrichtungen in den Herzogthümern das Verhältniß des von Holstein und Lauenburg zu stellenden Bundescontingentes gar nicht berühren. Letzteres wird mit keinem preußischen Armeecorps vereinigt, und bleibt ein Theil des 8. Bundesarmeecorps. Der zukünftige Herzog würde es aus denjenigen Truppen zusammenzusetzen haben, die nicht zum preußischen Bundescontingent gehören. Die Justiz, Polizei, innere Verwaltung, diplomatische Vertretung und die internationale Vertragsfähigkeit würden in dem Souverän der Herzogthümer vereinigt bleiben. Bei einer solchen Machtfülle kann von preußischer Vasallenschaft nicht gut die Rede sein. Bekanntlich übt der Fürst von Thurn und Taxis noch heutigen Tages in einem größeren deutschen Staatencomplexe das Postmonopol aus, ohne daß dadurch die betreffende Landesautorität beeinträchtigt würde. Was Preußen aber bezüglich der schleswig=holsteinischen Häfen verlangt, ist ohnedies unbedingtes Bedürfniß zur Gründung einer deutschen Flotte, die ja allseitig gewünscht wird und nur von Preußen ausgehen kann. - Nachdem wir die preußischen Forderungen in diesen Einzelheiten kennen gelernt haben, zeigt sich, daß es hierin nur das Minimum seiner gerechten Ansprüche niedergelegt hat. Das Hauptinteresse wird sich nach diesen Verlautbarungen wieder der Frage zuwenden: Wer wird der künftige Souverän von Schleswig=Holstein werden?
- Was diese Frage betrifft, so stehen sich darin zwei Parteien gegenüber. Die eine Partei, die der Conservativen, hält diese Frage vorläufig noch für eine offene und will sie lediglich nach Rechtsgründen entschieden haben, während die andere, die augustenburgische, sich schon für die Anerkennung des Erbprinzen von Augustenburg ohne weitere Prüfung entschieden und dessen Einsetzung als Herzogs von Schleswig=Holstein verlangt.
- Die Wiener Ostdeutsche Post äußert sich über die Stellung Preußens in Deutschland folgendermaßen: Ehe ein Jahr vergeht wird Preußen die erste Hauptstation seiner Ziele erreicht haben; es wird an der Ostsee und an der Nordsee herrschen. Oeconomisch hat es bereits Oesterreich von Deutschland durch den Zollvertrag mit Frankreich ausgeschlossen; militairisch hat es durch die neue Heeresorganisation eine ganz andere Stellung gewonnen, als es zu den Zeiten von Olmütz und des Krimmkrieges einnahm. Preußen hat uns auf allen Seiten überflügelt; in Deutschland liebt man es nicht, aber man fürchtet es.
- Die französische Postverwaltung will die Briefträger und Postboten in den Städten und auf dem Lande in Briefkasten umwandeln, indem dieselben verschließbare Taschen erhalten, in welche die zur Post zu bestellenden Briefe gethan werden sollen, so daß die Briefträger nicht nur Briefvertheiler, sondern auch Briefempfänger werden sollen, wodurch das Publikum der Mühe überhoben ist, seine Briefe selbst zur Post zu bringen.
- Die Weinwirthe in München lassen sich nicht lumpen, sie haben zum Aufbau einer zweiten protestantischen Kirche daselbst 200 fl. hergegeben. Was werden erst die Bierwirthe thun?
- Wie weit in Italien die Bildung hinter den geringsten Anforderungen noch zurück ist, geht daraus hervor, daß von 22 Millionen Einwohnern 11 Millionen weder lesen noch schreiben können.
- Der landwirthschaftliche Verein in Schwartau will für das Amt Schwartau einen Vorschuß= und Spar=Verein nach den Schulze=Delitz'schen Grundsätzen errichten und sich den in Lübeck seit mehreren Jahren mit größtem Erfolge bestehenden gleichnamigen Verein zum Vorbilde nehmen.
- Der diesjährige Ausbruch des Aetna hat in den schönsten Gefilden Siciliens große Verwüstungen angerichtet. Diese Naturereignisse haben das Schreckliche, daß sie nicht nur Erträge eines einzigen Jahres vernichten, sondern die Lava überdeckt die Ländereien und macht sie für immer unbrauchbar. Das liegende Eigenthum wird zerstört, auf welches man anderswo nach allen Verlusten noch immer Hoffnungen bauen kann.
- Die Einwohner von Nettstall in der Schweiz wurden am 3. März durch ein furchtbares Naturereigniß heimgesucht. Eine Lawine berührte das Dorf in seiner ganzen Länge. Die Zerstörungen

[ => Original lesen: 1865 Nr. 18 Seite 2]

dadurch waren so groß, daß ganze Häuser von der Erde weggefegt, 2 bis 3 Fuß dicke Buchen wie Rohrhalme geknickt und Tausende von Waldbäume aus ihren Wurzeln gehoben wurden.
- Den Glanzpunkt im Carneval zu München bildete der Maskenball, den der österreichische Gesandte Graf Blome im Odeon gab. Der Saal stellte einen Zaubergarten dar, in welchem Sonne, Mond und Sterne leuchteten. Alle Elemente hatte der Herr Graf in Bewegung gesetzt, auch an Donner, Blitz und Regen fehlte es nicht. Als der Regen sanft auf die Tänzer rieselte, spannten sich plötzlich viele hundert rothe Schirme aus, daß die Tänzer nicht gestört wurden. Bald klärte sich der Himmel wieder auf und es strahlte der heiterste Sonnenschein, so daß die schönsten Schmetterlinge umherflatterten und eine neue Ueberraschung boten. Darauf folgte eine ergötzliche Fuchsjagd. In Laubengängen standen Tische gedeckt und so mit Speisen und Getränken der feinsten Art beladen, daß sie sich bogen. Um Mitternacht läuteten die Glocken und der Hansherr lud zu einer Lotterie ein, wobei jeder Gast einen sinnigen Gewinn machte.
- Nach den Behauptungen verschiedener Aerzte haben unter 20 Todesfällen junger Leute im Alter von 16-18 Jahren zehn ihren Grund im übermäßigen Rauchen.
- 598 zur Praxis berechtigte Aerzte existiren in Berlin; an Wundärzte erster und zweiter Klasse sind vorhanden 77, Zahnärzte 66; außerdem fungiren 178 Hebammen.
- Zwei Jäger im preußischen hatten einen Fuchs gegraben, dem sie dermaßen mit Spatenschlägen zusetzten, daß er endlich regungslos liegen blieb, und sie ihn für todt hielten. Einer der Jäger machte darauf den üblichen Hespeneinschnitt zum Durchstecken der Hinterläufe und band, da Blut floß, sein Taschentuch um die Wunde. Plötzlich erhob der Fuchs den Kopf, und noch ehe die erstaunten Jäger zum Schuß kommen konnten, war er mit dem Taschentuch spurlos verschwunden.
- Ein Herr in London, der seit mehreren Jahren gewohnt war, jeden Morgen auf seinem Wege zur City einer Bettlerin, die mit geschlossenen Augen, tastenden Händen und zitternder Stimme die Vorübergehenden in Regent=Street um eine Gabe für eine Blinde bat, eine Kupfermünze zu geben, begegnete kürzlich in einer Seitenstraße derselben Bettlerin, die, munter umherblickend, rasch an ihm vorüberschritt. Als sie ihm am nächsten Morgen wieder als blinde die Hand hinstreckte, sagte er zu ihr: "Ihr seid eine alte Betrügerin, ich weiß, daß ihr ebenso gut sehen könnt, wie ich", worauf die Bettlerin mit frechem Grinsen sagte: "Und ist das nicht ein Segen, wofür wir Beide Gott dankbar sein müssen?"


Getreu bis zum Ende.
[Erzählung]

[ => Original lesen: 1865 Nr. 18 Seite 3]

Getreu bis zum Ende.
[Erzählung]


[ => Original lesen: 1865 Nr. 18 Seite 4]

Curatelbestellung.

Der Hauswirth Heinrich Kreutzfeldt zu Niendorf ist als Verschwender unter Curatel gestellt, welches mit dem Bemerken, daß er ohne Einwilligung seiner Curatoren, der Hauswirthe Peters zu Niendorf und Tews zu Bechelsdorf, über sein Vermögen nicht rechtsgültig verfügen kann, hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Schönberg, den 9. März 1865.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
A. Dufft.


Von dem Herrn Hauswirth A. Rußwurm zu Lockwisch und dem Käthner Starck in Herrnburg bin ich beauftragt, den Grundbesitz des Letzteren, zu dem das Haus mit vier Wohnungen und 63 1/2 Scheffel Aussaat Acker und Wiesen gehören, meistbietend öffentlich zu verkaufen und setze ich hiezu Termin an auf Sonntag, den 2. April d. J., Nachmittags nach beendigtem Gottesdienste, im Hause der Bäckerwittwe Wiehr in Herrnburg.
Die Bedingungen sind vorher bei mir zu erfragen und bemerke ich daraus nur, daß die Anzahlung eine sehr geringe ist, weil die das Grundstück belastenden Schulden vom Käufer übernommen werden.
Schönberg den 13. März 1865.
Kindler, Advokat, als Notar.


Holzverkauf.
Donnerstag, den 16. d. M., Morgens 9 Uhr, werden an der Chaussee nach Ratzeburg mehrere Haufen Weiden= und anderes Buschholz, zunächst der Stadt anfangend, öffentlich meistbietend verkauft werden.
Schönberg, den 13. März 1865.
Die Chaussee=Administration.


Nachdem ich mich hieselbst als Schneidermeister etablirt habe, empfehle ich mich den geehrten Landleuten zur Anfertigung aller Herrenkleidungsstücke und verspreche prompte und reelle Bedienung.
Schneidermeister H. Ollrogge in Boitinresdorf.


! Beethoven's Sonaten !
für Piano in einem Bande. Nr. 1 bis 32 nur 4 Thaler pr. Ct.
! Mozart's Sonaten !
für Piano in einem Bande. Nr. 1 bis 19 nur 2 Thaler pr. Ct.
Guter Notentisch nicht zu verwechseln mit den Stereotyp-Ausgaben!
Abonnements beginnen täglich zu den bekannten billigsten Bedingungen.
F. W. Kaibel's Musikalienhandlung in Lübeck.


Zum bevorstehenden Ostern empfehle ich mich, namentlich für Confirmanden, mit Tuchen und Buckskins, Thibet, Crepp, Paramatta und Orleans von 6 Schilling (Mecklenburg) an, Rocks= und Hosenzeugen, mit einer neuen Sendung Double=Shwals und Tüchern in aller Art, 6/4 und 8/4 breiten Seidenzeugen und Atlas, sowie mit Kleiderzeugen in großer Auswahl.
Schönberg 1865. Heinrich Creutzfeldt.
NB. Den 6/4 und 8/4 breiten schwarzen Atlas verkaufe ich, um damit zu räumen, unter Einkaufspreis.


Zu Ostern sucht eine tüchtige und folgsame Meierin (Holsteinerin), die auch in der Küche erfahren ist, eine Stelle. Näheres in der Expedition der Anzeigen.


Empfehlung.
Da ich von der Hohen Landes=Regierung die erhalten habe, so empfehle ich mich den geehrten Herrn Landbewohnern des Fürstenthums und bitte, mir in mein Fach schlagende Arbeiten zu übertragen. Mein Bestreben wird stets sein, die mir überwiesenen Aufträge pünktlich und gut auszuführen.
Meine Wohnung ist in der Marienstraße bei Joach. Vitense.
Schönberg, im März 1865.
Joachim Callies, Viehverschneider.


Ich war in Folge eines Brustübels, verbunden mit kurzem Athem, Verschleimung und Blutspeien, trotz vieler angewandter Mittel derart herabgekommen, daß Jedermann an meinem Aufkommen zweifelte. Durch den Gebrauch des G. A. W. Mayer'schen weißen B.=Syrups, aus der Niederlage für Rothenburg bezogen, wurde ich vollkommen wieder hergestellt, und ich allen ähnlich Leidenden diesen weißen B.=Syrup mit vollem Rechte empfehlen.
Onolsdorf bei Rothenburg, O. L., 24. Septbr. 1864.
Johann Carl Zöllner, Revierförster.
Dieser weiße B.=Syrup aus der Fabrik von H. A. W. Mayer in Breslau ist stets ächt und frisch zu beziehen durch die alleinige Niederlage für Schönberg beim Buchbinder C. Sievers. Preis 1/2 Flasche 1 Taler (Mecklenburg), 1/4 Flasche 24 Schilling (Mecklenburg) .


Ein gut erhaltenes Clavier steht billig zu verkaufen auf dem Hofe Rabensdorf.


In einer lebhaften Colonial=, Material=, Farbe=Waaren und Commission=Handlung ist Lübeck wird Zu Ostern ein junger Mensch als Lehrling gesucht. Nähere Auskunft ertheilt H. Fanselow, Schneidermeister in Schönberg.


In der von mir veranstalteten Verloosung fielen auf Nummer

225 ein P. Herrenstiefel,
219 ein P. Damenstiefel,
116 ein P. Herrenstiefel,
427 ein P. Herrenstiefel,
399 ein P. Damenstiefel,
455 ein P. Herrenstiefel,
71 ein P. Herrenstiefel,
113 ein P. Herrenstiefel,
431 ein P. Herrenstiefel,
133 ein P. Damenstiefel,
382 ein P. Damenstiefel,
292 ein R. Herrenstiefel.
Schuhmachermeister Wienck in Schönberg.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
März.
1865
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
10.
11.
12.
13.
34.49
24.94
36.30
35.19
0.0
-0.3
-0.1
-1.0
1.6
3.0
1.0
2.0
SW
N
NNO
NO
1
0
1
1
trübe.
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-


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)40 - 54Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)34 - 39Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)32 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)26 - 29Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 48Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)44 - 70Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)18 - 19Mark (Lübeck)
Butter13Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß6Schilling (Mecklenburg).


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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