No. 8
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. Februar
1865
fünfunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1865 Nr. 8 Seite 1]

- Im preußischen Staatsministerium sind in der letzten Woche die unerläßlichen Bedingungen und Forderungen, welche Preußen den Schleswig=Holsteinern zu stellen hat, eifrig berathen und wie's nach den officiösen Zeitungen scheint, festgestellt worden. Oesterreich hat eine zudringliche Neugierde gezeigt, sie kennen zu lernen. Dabei erfährt man zugleich, daß die Behauptungen von einer Einmischung Frankreichs und Englands grundlos seien und die deutschen Mittelstaaten eine ruhige Würdigung der Verhältnisse zeigten. - Aus Schleswig selbst wird der Aufschwung, welchen das Verkehrswesen durch die Preußen genommen, ungemein gerühmt.
- Die Gerüchte von Friedensverhandlungen in Amerika werden immer lauter und begründeter; die Südstaaten selbst sollen Friedens=Commissare ernannt oder schon abgeschickt haben. Die Sache ist wahrscheinlich; denn Noth lehrt Beten und die amerikanischen Papiere steigen rasch und außerordentlich in die Höhe.
- Der Krieg zwischen Brasilien und Paraguay ist bereits eröffnet und zwischen England und Japan droht er auszubrechen. Es sind zwei englische Offiziere in der Nähe der Residenz des Taikuns grausam ermordet worden. Der Taikun würde die Mörder gerne ausliefern, wenn er sie nur kennte und hätte.
- Kaiser Maximilian von Mexiko läuft Gefahr aus einem Schooßkind des römischen Stuhls ein Kirchenräuber zu werden. In einem Manifest hat er die Kirchengüter zum Staatseigenthum erklärt. Der päpstliche Gesandte zeigte an, er sei ohne Instruktionen über diese Sache, worüber der Kaiser sein höchstes erstaunen aussprach.
- Herr v. Bismark in Berlin erhält als Minister des Aeußern 16,000 Thaler Gehalt. Die Gesandten kosten zusammen 493,000 Thlr.; der Gesandte in London 41,000, in Petersburg 33,000, in Frankfurt 21,000, in Paris 25,000, in Weimar, der kleinste, 4000 Thlr.
- In Köln ist ein 11jähriges Kind, welches von einem Hunde im Gesichte geleckt worden, der später als der Tollwuth verdächtig getödtet wurde, kurz darauf an der Wasserscheu gestorben.
- Nach der L. Z. ist das Zustandekommen der Lübeck=Kleinener Eisenbahn=Gesellschaft alsbald zu erwarten, indem eine Abänderung in dem Statut, welche mit einer darin gekürzten Verlängerung der Frist zur Constituirung der Gesellschaft verbunden war, von den hohen Regierungen genehmigt ist.
- Neben der Strafanstalt Dreibergen sollen noch zwei besondere Strafstationen für jugendliche Verbrecher errichtet werden.
- Am 3. Februar zeigte sich am Friedrichsmoor bei Schwerin ein herrenloser, anscheinend toller Hund, noch mit einem Stück zerrissener Kette am Halse, der einen 11jährigen Knaben an beiden Händen durch Bisse erheblich verletzte, mehreren Arbeitern und Frauen ihre Kleidungen zerriß und schließlich von dem Arbeitspersonel erschlagen worden ist.
- Der österreichische Gesandte, Fürst Metternich in Paris hat eine Tochter, die ist 8 Jahre alt. Herr von Rothschild hat ihr zu Weihnachten eine Puppe bescheeren lassen, die so groß wie das Mädchen selbst ist. Die Puppe erhielt eine förmliche Ausstattung an Wäsche, Kleidern, den feinsten Spitzen und Schmucksachen, unter andern 12 Dutzend Taschentücher das Dutz. 100 Thlr. Ein Perlenhalsband kostete allein 10,000 Franks und die ganze Ausstattung ist 150,000 Franks werth.
- Zwei Brüder, die in Feindschaft mit einander lebten und schon lange nicht mehr mit einander redeten, trafen neulich beim Schlittschuhlaufen auf einem Weiher im Boulogner Wäldchen bei Paris zusammen und beschrieben weite Kreise, um sich immer sorgfältig auszuweichen, plötzlich krachts und das Eis bricht mit einem der Brüder ein. Da fliegt der andere herbei, stürzt ihm nach und bringt ihn glücklich auf's trockene Land. Dieser gab kein Lebenszeichen von sich und verzweifelnd warf sich sein Retter über ihn. Man kann sich denken, wie groß sein entzücken war, wie er sich endlich wieder regte. Als er dann die Augen aufschlug und seinen Bruder erkannte, warf er sich sprachlos in dessen Arme. Die Umstehenden waren von Rührung ergriffen. Zwischen den beiden Brüdern war nun das Eis gebrochen.
- In Zürich trieb sich ein Sträfling, um sich zu tödten, einen 2 Zoll langen Drathstift in den Hirnkastens nach 2 Monaten entdeckte man durch unerklärliche Zuckungen des Mannes, was er gethan und gelitten und zog den Stift mit Mühe heraus.
- Die Bauern haben seit Neujahr ihren Zapfenstreich, den alle Abend 16-20 Trommler durch die Straßen schlugen, zum großen Leidwesen der Dienstmädchen, abgeschafft. Jetzt haben sie nicht übel Lust, die Nachtwächter dem Zapfenstreich nachzuschicken. Sie sagen, es sei ein Unsinn, die Nachtwächter in's Horn stoßen und die Stunden ausrufen zu lassen, denn es gebe keine bessere Art, die Spitzbuben zu warnen.
- Die tollsten Modedamen in Paris machen sich ihre Ballmusik selbst. Sie tragen an der Crinoline verborgene Glöckchen von Glas und Silber, die bei jeder Bewegung läuten.
- In Weilheim bei München entstand Feuer in der Wohnung des Advocaten Meixner. Der Mann jammerte über wichtige Papiere in seinem Schreibpult und rief: Wenn ich nur'n Secretair heraus hätte! Holt doch den Secretair 'raus! - Da stieg ein mitleidiges Männlein auf die Leiter an dem Fenster und rief hinein: Herr Secretair, gehn's raus, es brennt!

[ => Original lesen: 1865 Nr. 8 Seite 2]

- In einer Bierbrauerei im Badischen ereignete sich kürzlich ein bedauernswerthes Unglück. Die Wirthin hatte in das Röhr des von innen heizbaren Ofens eine steinerne Bettflasche gestellt. Diese explodirte, zerschlug den Ofen in Hunderte von Stücken und verletzte einen Gast der Art, daß er eine zwei Zoll lange Wunde mit Bruch des rechten Backenknochens erlitt. Die Wände des Zimmers rechts und links wurden theilweise eingedrückt, und ein Glück war es, daß der Eigenthümer der Bierbrauerei, welcher gerade mit seiner Mannschaft zum Vespern anrückte, eine Minute zu spät kam. Ein Beweis, wie äußerst vorsichtig man mit Bettflaschen umgehen muß.


Gott hat gerichtet.
[Erzählung]
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1865 Nr. 8 Seite 3]

Gott hat gerichtet.
[Erzählung]
(Schluß.)


Verkaufs=Anzeigen.

Holzverkauf.
Am Donnerstage den 9. Februar, sollen gegen baare Zahlung im Selmsdorfer Kirchenholze meistbietend verkauft werden:

2 1/2 Faden buchen Olmholz,
4 1/4 do. do. Knüppelholz,
4 do. do. Stämme,
8 Fuder buchen Zweigholz,
50 ellern Schleete.
1 1/2 Faden ellern Knüppelholz,
2 1/2 Faden ellern Stämme und
7 Fuder Ellernholz.
Kaufliebhaber wollen sich Morgens 10 Uhr am Schlagbaume des Holzes einfinden.
Schönberg, den 4. Februar 1865.
Danckwarth.


Holzverkauf.
Am Sonnabend, den 11. Februar, sollen gegen baare Zahlung im Heidenholze:

19 Faden buchen Knüppel= und Olmholz,
unter den bekannten Bedingungen meistbietend verkauft werden und wollen sich Käufer Morgens 10 Uhr beim Holländer=Hause der Meierei Selmsdorf einfinden.
Schönberg, den 4. Februar 1865.
Danckwarth.


Decretum praeclusivum

Wider alle Diejenigen, welche sich mit ihren Forderungen und Ansprüchen an die nachbenannten, dem Böter Freytag seither zuständig gewesenen, im Wege der Execution zum Verkaufe gebrachten Grundstücke, nämlich

ein halber Botsantheil
ein zweiter halber Botsantheil
ein halber Stallantheil
ein Holzschiff
im Professions=Termine am 27. d. M. nicht gemeldet haben, ist unterm heutigen Tage die Präclusion erkannt.
Ratzeburg, den 31. Januar 1865.
Stadtcommissarius. Bürgermeister und Rath.
in fidem
Richter, Stadtsecretair.


[ => Original lesen: 1865 Nr. 8 Seite 4]

Die ächten nach der Composition des Königl. Professor Dr. Albers zu Bonn angefertigten rheinischen Brust=Caramellen sind in versiegelten rosarothen Düten zu 8 Schillingen - auf deren Vorderseite sich die bildliche Darstellung "Vater Rhein und die Mosel" befindet - stets zu haben bei
Wilh. Heincke.


Guano-Depot der Peruanischen Regierung in Hamburg.
Wir zeigen hiedurch an, dass unsere Guano-Preise unverändert sind, wie folgt:
Bco.Mark (Lübeck) 160 - pr. 2000 Pfund brutto Hamb. gewicht oder 20 Zoll-Centner, bei Abnahme von 60000 Pfund
Bco. 174. - pr. 2000 Pfund Brutto Hamb. Gewicht oder 20 Zoll-Centner, bei Abnahme von 2000 Pfund bis 60,000 Pfund,
in Säcken, zahlbar pr. comptant, ohne Vergütung von Thara, Gutgewicht, Abschlag oder Decort.
Hamburg, Januar 1865.
J. D. Mutzenbecher Söhne.


Ammoniakalisches Superphosphat aus Peru-Guano,
dessen Fabrikation uns von den Herren J. D. Mutzenbecher Söhne und Aug. Jos. Schön & Co., unter specieller Controlle derselben, gestattet ist, mit ca. 11 pCt. Stickstoff und 10 pCt. löslicher Phosphorsäure (allseitig als das rationellste aller existierenden Düngemittel anerkannt) offeriren.
Hamburg, 1865.
Ohlendorff & Co.


Um den Rest der diesjährigen Winter=Mäntel zu räumen, verkaufe ich solche von jetzt an zu Einkaufspreisen.
Aug. Groth.


Carlotta Pattis Conzert
Sonnabend den 18. Februar, um 7 Uhr, im großen Saale des Casino zu Lübeck.
Carlotta Patti, Vieuxtemps, Brassin und Ferranti werden an einem und demselben Abende auftreten. Jede Nummer des reichhaltigen Programms wird von einem Künstler ersten Ranges vertreten und wird auf diese Weise ein Ensemble erzielt, wie es bisher dem europäischen Publikum noch nicht vorgeführt worden ist.


Augenleidenden wird das kleine Buch:
Sichere Hülfe für Augenkranke
dringend empfohlen. Es ist ein zuverlässiger Rathgeber, wie man bei zerstörtem Sehorgan eine rasche Wiederherstellung erlangen, das Gesicht stärken und im zunehmenden Alter sich vor Erblinden schützen kann und wird gratis abgegeben durch Carl Sievers, Buchbinder in der Siemzerstraße.


Gesucht wird zu Ostern d. J. ein Knabe als Lehrling in einer Bäckerei. Näheres bei C. Schwedt in Schönberg.


Von jetzt an sind wieder frische Sämereien wie auch Erbsen und Bohnen bei mir zu haben, auch nehme ich Aufträge auf verschiedene Gartenarbeit an. H. Prill.


Meteorologische Beobachtungen in Schönberg.
Febr.
1872
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
4.
5.
6.
35.39
38.87
40.72
-6.0
-12.3
-12.0
-5.0
-6.9
-5.5
O
O
O
1
1
1
völl. heiter.
-
-


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck
Weitzen-Taler (Mecklenburg)36 - 52Schilling (Mecklenburg)
Roggen-Taler (Mecklenburg)36 - 39Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)32 - 34Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)24 - 28Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)36 - 49Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)40 - 64Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapsaatTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)19 20Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)17 - 19
Butter11Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß6Schilling (Mecklenburg).


Dankschreiben
an den Hoflieferanten Johann Hoff in Berlin, Neue Wilhelmsstr. 1, dicht an der Marschallsbrücke.
"Nach mehr als zehnjährigem, fortwährendem Kränkeln meiner Frau, zu welchem im letzten Jahre noch Zehrfieber, Husten und nächtlich kalter Schweiß trat, so daß sie selbst nach Aussage der Herren Aerzte der Auszehrung kaum entgehen konnte, nahm ich meine Zuflucht zu Ihrem so vortrefflichen Malzextrakt=Gesundheitsbier und hatte die Freude, schon nach dem Verbrauch der zehnten Flasche das Fieber und den bösen Schweiß schwinden zu sehen. Jetzt, nach 6 Wochen, ist die Patientin soweit wieder hergestellt, daß sie schon wieder ihre kleinen häuslichen Arbeiten selbst verrichten kann." Bachmann, Beamter an der Niederschles. Eisenbahn zu Breslau.
Niederlage in Schönberg bei Herrn Wilh. Heincke.


Backtafel für die Stadt Schönberg
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 4. Februar 1865.
Bürgermeister und Rath.


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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