No. 23
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Juni
1864
vierunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1864 Nr. 23 Seite 1]

Daß die verehelichte Bäckermeister Dettmann, Anna geborne Schwarz, hieselbst als Hebamme angenommen und bestellt worden ist, wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
Schönberg, den 1. Juni 1864.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.


- Nach 14tägigen Verlegenheitsferien hat die Londoner Conferenz am 28. Mai zum erstenmale wieder getagt. Die Umstände sind gründlich andere geworden: das Londoner Protokoll und die Personalunion sind von allen Mächten aufgegeben, Auf dem Tapete steht die Theilung Schleswigs u. das Erbrecht des Herzogs Friedrich von Augustenburg. Oesterreich und Preußen ersuchen die Conferenz, den Herzog Friedrich aufzufordern, daß er seine Erbfolgeansprüche auf Schleswig=Holstein begründe, indem sie gegen seine Anerkennung "im Prinzipe" nichts einzuwenden hätten. Die neuesten Nachrichten melden die erwünschte deutsche Dreieinigkeit in der Londoner Conferenz. In obiger Sitzung entwickelte der österreich. Gesandte die Bedingungen, unter welchen die deutschen Verbündeten Frieden schließen würden, nämlich 1) vollständige Trennung der Herzogthümer Schleswig=Holstein von Dänemark, 2) Schleswig=Holstein bildet einen selbständigen deutschen Bundesstaat und zwar 3) unter der Regierung des Herzogs Friedrich von Augustenburg. Der preußische Gesandte v. Bernstorff und der deutsche Gesandte v. Beust schlossen sich diesen Anträgen vollständig an. - Frankreich machte den Vermittelungs=Vorschlag, Lauenburg, Holstein und einen Theil von Schleswig dem deutschen Bunde, den andern Theil Schleswigs Dänemark einzuverleiben. - England schloß sich dem französischen Vorschlage an und gab zugleich die wünschenswerthe Theilungslinie in Schleswig an. Die drei deutschen Gesandten erklärten sich sofort gegen den engl. Vorschlag und gegen eine Theilung Schleswigs. Die dänischen Gesandten verhielten sich schweigend.
- Die Kriegsdrohungen Englands gegen Deutschland sind in neuester Zeit ziemlich verhallt. Von großem Antheil daran soll ein letztes Wort der Königin Victoria sein, ehe sie nach Balmoral in Schottland abreiste. Die Königin betrachtet einen Krieg Englands mit Deutschland, seinem natürlichen Verbündeten, als einen Bruch mit allen Ueberlieferungen und als ein Unglück für England. Sie erklärte daher den Ministern feierlich, daß sie niemals ihre Einwilligung zu einem solchen wahnsinnigen Kriege geben werde; daß der Krieg doch durch eine feierliche Proclamation eingeleitet werden müsse, aber unter einer solchen Proclamation niemals der Name Victoria stehen werde. Sie erklärte zugleich den Ministern, daß sie wohl wisse, von wem die Abdankungsgerüchte ausgehen. Sie werde ihnen aber zeigen, daß eine engl. Königin, welche durch eine lange, glückliche und ruhmvolle Regierung die Liebe des Volkes erworben, nicht in der Lage sei, sich von den vorgefaßten Meinungen und persönlichen Interessen ihrer Minister regieren zu lassen. Und als die Minister den Willen des Parlaments vorschützten, sagte die Königin, sie werde in strengster constitutioneller Form nach Auflösung des Parlaments an das Land appelliren, und sie wolle sehen, ob nicht das Land nach ihrem Wunsch antworten werde, wenn sie, die Königin, unter der Fahne der Wahlreform und des Friedens die Wahlen eröffnen würde.
- Ueber den Aufstand in Tunis und Algerien dürfen wir Deutsche nicht bös sein, denn derselbe beschäftigt die Franzosen und Engländer hinreichend, um uns freiere Hand im eigenen Lande zu geben. Der Aufstand, den der Moniteur jetzt selber einen heiligen Krieg nennt, breitet sich in Tunis und Algerien immer mehr aus und gewinnt Zusammenhang. Die Aufständigen haben sich einen neuen Fürsten gewählt, verlangen die Abschaffung aller Steuern bis auf den altgeheiligten Zehnt, u. die Abschaffung aller andern Gesetze; nur der Koran, die muhamedanische Bibel, soll gelten. Etwa 6000 Christen in Tunis haben sich auf die europäischen Kriegsschiffe geflüchtet.
- Auf der Londoner Conferenz haben drei Mächte besondere Eile, die deutschen Händel zu Ende zu bringen; das sind Oesterreich, Frankreich und England. Sie wissen, daß der täglich befürchtete Tod Pius IX. das Signal zu ernsten Händeln geben wird. Das junge Italien will sich Rom einverleiben und sofort nach des Papstes Tod in die römischen Marken einrücken. Victor Emanuels Minister warnen vergeblich vor Ueberstürzung, sie haben ohne Erfolg im Parlament erklärt, die italienische Armee sei ohne Verbündete und zur Vertheidigung zu schwach; das junge Italien will's aber nicht glauben. Die Minister wollen das römische Volk abstimmen lassen, ob es Victor Emanuel angehören will und bestürmen Napoleon, für diese Zeit seine Truppen aus Rom zu entfernen.
- Papst Pius hat am 13. Mai seinen 72.

[ => Original lesen: 1864 Nr. 23 Seite 2]

Geburtstag in großer Stille gefeiert; seine Aerzte prophezeien, es sei sein letzter Geburtstag, er selbst aber hofft's noch bis zu seinem 80sten zu bringen.
- Möchten die deutschen Diplomaten aufspielen, wie die deutschen Musicanten - ganz Europa würde nach ihrer Pfeife tanzen. Preußische Spielleute, vom 34. Regiment in Rastatt, haben am 22. Mai auf einem großen Musik= und Gesangfeste in Lyon gespielt und die Franzosen förmlich hingerissen. Der Festschauplatz war in einem großen prächtigen Parke, der von 100000 Menschen besucht war, sogar die Bäume waren bis in die Gipfel besetzt. Kein Blatt hörte man zur Erde fallen, als die deutschen Spielleute ihre Stücke von Mozart, Weber, Rossini und Meyerbeer spielten; am besten gefiel die Ouvertüre zum Freischütz, die unglaublichen Beifall fand und mehrmals wiederholt werden mußte. Von solchem Vortrag, sagen die Lyoner, hat keine französische Militairmusik eine Ahnung. Hunderttausend Menschen begleiteten die spielenden Preußen auf dem Abmarsch. Dem Musikdirector wurde die große goldene Ehrenmedaille überreicht, der einzige Preis, der vertheilt wurde. Der Präfect hatte die Erlaubniß vom Kaiser durch den Telegraphen eingeholt.
- Fritz Reuter ist kürzlich von seiner orientalischen Reise, die er in Gesellschaft seiner Frau auf einem Lloyddampfer unternommen, über Venedig, wo er längere Zeit verweilte, nach Eisenach zurückgekehrt, und wird hoffentlich die Ergebnisse dieser Reise "zu den Türken" dem Publikum nicht vorenthalten. Der berühmte Verfasser der "Olle Kamellen" ist gegenwärtig mit Ausarbeitung des dritten Theiles seines interessanten Buches "Ut mine Stromtid" beschäftigt.
- Hütet Euch vor dem 30sten und 30000sten Schweine! Nach stattgehabten Beobachtungen kommt ein finniges Schwein auf etwa 30 und ein trichinenbehaftetes auf etwa 30,000.
- Von einer jüngst in Düsseldorf gehaltenen Versammlung von rheinischen Aerzten wurden folgende Ansichten über die Schutzpocken=Impfung festgestellt: Die Impfung und deren Wiederholung ist durchaus nothwendig, um Schutz vor den schrecklichen Pocken=Epidemien zu geben. Die Lymphe darf nur von gesunden Kindern genommen werden, bei denen insbesondere keine erbliche Krankheiten vorauszusetzen sind; die nötige Vorsicht des Impfarztes kann das Publikum vor jeder Gefahr vollkommen schützen. Die Versammlung bedauerte sehr, daß der Impfzwang nicht überall mehr besteht.
- Auf der Insel Haiti sollte Shakespeare's Othello oder Mohr von Venedig aufgeführt werden; alles ließ sich gut an, nur hatte man statt eines Mohren so viele, als Schauspieler da waren. Alle bis auf einen weiß anzustreichen, ging auch nicht; große Verlegenheit. Da schlug sich der Schauspieldirector ins Mittel; er arbeitete das Stück um, machte den Mohren Othello zu einem Europäer, also weiß, und alle Andern konnten schwarz bleiben. Das Stück gefiel dem schwarzen Publikum ungemein.
- Am 30. Mai 1864 waren die Thüringer Berge mit frischem Schnee bedeckt. - Garibaldi ist Großmeister aller italienischen Freimaurerlogen geworden.


Pelissier und die Höhle von Cantara.

Am 22. Mai d. J., kurz nach Ausbruch des Aufstandes in Algerien, starb in Algier der Marschall Pelissier, der Gouverneur der Provinz, in seinem 70. Lebensjahre. Er war der energischste und unerschrockenste General des französischen Heeres und Napoleon, der solche Charaktere für alle Fälle braucht, unbedingt ergeben. Darum hatte der Kaiser, für den Fall seines frühen und schnellen Todes, den Marschall zum Regentschaftsrathe ernannt. Pelissier hatte sich in den Feldzügen in Afrika ungemein ausgezeichnet und wurde später im Krimkriege der Nachfolger Canroberts im Oberbefehl. Er war es, der die zwei Stürme auf den Malakoff vor Sebastopol unternahm, das zweitemal siegte und Sebastopol zum Falle brachte. Dieser Sieg trug ihm den Marschallstab , den Titel eines Herzog von Malakoff und eine Dotation von 100,000 Fr. ein. Eine traurige Berühmtheit hat sich Pelissier schon im Jahre 1845 erworben. Damals bekämpfte er eine aufständische Truppe Araber vom Stamm der Uled Ria im Dahra; dieser Stamm, über 1000 Köpfe stark, flüchtete sich in die Höhle Cantara, die Zugänge waren klein und von den Soldaten nicht zu nehmen; zum Aushungern hatte Pelissier keine Zeit oder keine Geduld; da entschloß er sich zu einem Mittel, das einen Schrei der Entrüstung in der ganzen Welt hervorrief: er ließ die 1000 Menschen durch eine 3tägige Räucherung ersticken. Die Schilderung des grausenhaften Vorgangs ist uns von einem Augenzeugen (Maltzan) aufbewahrt und lautet:
"Das Holz und Stroh, welches Pelissier rings um die Öffnungen häufen und anzünden ließ entsandte bald seine erstickenden Dämpfe ins Innere der Höhle, welche diesem ganzen Stamm zum Aufenthalt diente. Das Brüllen der Thiere, das dumpfe Stöhnen der Männer, das Wehklagen der Frauen, und das grelle ächzende Geschrei sterbender Kinder ließen sich bald vernehmen. Dazwischen tönte hie und da aus dem Innern der Grotte ein Schuß hervor, vielleicht daß einer dieser dem Tode Geweihten sein Leben durch eigene Hand zu beendigen vorgezogen hatte. Allmählich wurde es stiller. Ein letztes helles Aufwiehern eines edlen Renners, ein letzter röchelnder Fluch eines sterbenden Helden, und es war vorbei - Todtenstille herrschte in der Grotte von Freschieh. Schrecklich war das Schauspiel, welches sich am andern Morgen der auf Befehl Pelissiers in die Höhle zuerst eindringenden ersten Ingenieurcompagnie darbot: Am Eingange lagen zwei halbverkohlte Stiere, deren Häupter die Araber mit ihren Burnussen umwickelt hatten, wahrscheinlich um die Wuth dieser vom Feuer tobsüchtig gemachten Thiere ein menschliches Ziel zu verbergen. Daneben kauerte die Leiche einer Mutter, welcher allem Anschein nach der Tod ereilt hatte, während sie ihr Kind gegen die Wuth eines Stieres vertheidigte: denn noch hielt sie die Hörner des Thieres mit beiden Händen umfaßt. Hier lagen Körper, die der Todeskampf schrecklich verzerrt hatte, und deren Mund noch ein schwarzer, halb geronnener Blutstrahl entquoll. Dort ruhte der ehrwürdige Scheich des Stammes, ohne Zweifel von der Wucht seines eigenen Renners, unter dessen Leiche die seinige gefunden wurde, erdrückt. Zwei Liebende hatte der entsetzliche Tod Arm in Arm erreicht. Da lagen sie, in einander geschlungen, ein Bild des Friedens und der Poesie mitten in dieser gräßlichen Scene! Den Ausdruck des Grauens und des entsetzlichsten Jammers hatte das unsägliche Leiden auf den Gesichtern aller Sterbenden hervorgerufen, und diesen Ausdruck hatte der Tod auf ihren Zügen festgebannt. Dort lag ein unglückliches Mädchen, dessen Stirn sich der Huf eines wüthenden Araberhengstes aufgeprägt hatte. Dem Thier, welches im eigenen Todeskampf wahnsinnig um sich tretend, ihren Tod verursacht hatte, ruhte die junge Araberin halb verbrannt zur Seite. In dem tiefsten Winkel der Grotte fand man die erstickte Leiche einer alten Frau, welche noch einen Krug Wassers an ihren Mund zu halten schien. Ihre Arme waren nicht gesunken, denn die Alte kauerte in einer solchen Stellung, daß sie die Ellenbogen auf einen Felsvorsprung stützte. So hatte sie der Tod erreicht, als sie eben, durch Flammen und Rauch von versengendem Durst gepeinigt, das labende Naß den Lippen nähern wollte. Pferde und Männer, Frauen und Lämmer, Kinder und Ziegen, Waffen und Gewänder, alles lag verbrannt, versengt oder eingeäschert in grauser, wahnsinniger Unordnung auf dem vom Rauch geschwärzten Boden da. So hatte der Stamm der Beni Ramah geendet!"


[ => Original lesen: 1864 Nr. 23 Seite 3]

Ein curioser Perlenhändler.

Vor einiger Zeit konnte man in mehreren Pariser Blättern folgende harmlos scheinende Anzeige lesen: "Für den Sultan sucht man Perlen zu sehr hohen Preisen, wenn selbe rein, makellos und von schöner Farbe sind. Diese Perlen sollen auf keine Schnur gefaßt werden, sondern haben die Bestimmung, selbständig zu glänzen in den Palästen des mächtigen Padischah. Nähere Auskunft auf frankirte Zuschriften unter der Adresse: Harem, Bureau poste restante Paris." Viele Perlenbesitzer richteten an die bezeichnete Adresse schreiben mit Verkaufsangeboten, erhielten jedoch keine Antwort. Ein Schüler Vidoque's, des großen Polizeimannes, aber schrieb an die bezeichnete Adresse folgendes Briefchen: "Mein Herr! Sie suchen Perlen für den Sultan, ich bin so glücklich, ein solches Kleinod von unschätzbarem Werthe zu besitzen. Angelique ist 16 Jahre alt, eine liebliche Knospe hat noch kein Lenz gezeugt, diese Perle steht Ihrem Gebieter zur Verfügung für den Preis von 50,000 Francs." Die Antwort lautete: "Ich ersuche um eine Photographie der Perle, damit ich deren Preiswürdigkeit beurtheilen kann." Als diesem Wunsche willfahrt wurde, verlangte der unbekannte Briefschreiber die göttliche Angelique zu sehen; sie sollte an einem bestimmten Tage im Jardin des plantes sich einfinden, das Erkennungszeichen sollte eine Kirschrothe Seidenschärpe sein. In den ersten Tagen des Monats April saß ein reizendes Mädchen, eine kirschrothe Schärpe um die schlanke Taille, erwartungsvoll auf einer Bank unter einem schattenreichen Kastanienbaum; es war Angelique, deren Begleiter sich in der Nähe verborgen hatte. Da rollte eine glänzende Equipage heran, in derselben saß ein ältlicher Herr, dessen Brust der Medschiedie=Orden schmückte. Kaum hatte er das Mädchen mit der kirschrothen Schärpe erblickt, ließ er halt machen, und auf Angelique zueilend, faßte er ihre Hand mit den Worten: "Mein theurer Engel! Sie wollen den Sultan kennen lernen, wohlan, er ist ihr Sclave; sie haben ihn durch ihre Liebenswürdigkeit bezwungen." Angelique erröthete und erblaßte abwechselnd, und ihre Verlegenheit steigerte sich noch, als ihr bisher unsichtbar gewesener Begleiter plötzlich auf den ordengeschmückten Herrn zutrat und ihm zurief: "Mein Herr, im Namen des Gesetzes verhafte ich Sie!" - "Wer sind Sie" fragte der erstaunte Vertreter des Padischah. - Ich bin ein Agent der Polizei! erwiderte derselbe, und Sie, mein Herr, wenn ich fragen darf?" - "Ich bin der Graf von Sourinam und werde Ihnen nicht folgen." - "Ach, das thäte mir leid, weil ich sonst Gewalt anwenden müßte. Ihre Wohnung, mein Herr!" - "Die werde ich nur dem Herrn Polizeipräfecten nennen, dem ich vorgestellt zu werden wünsche und befehle." - "Sie haben nichts zu befehlen, Sie haben nur zu gehorchen, Herr Graf, denn ich verhafte Sie im Auftrage des Polizeipräfecten, und wenn es Sie interessirt, zu erfahren, wo der Polizeipräfect sich befindet, so sage ich Ihnen, er steht vor Ihnen, ich bin es selbst. Herr Graf, was wünschen Sie von mir?" - Der Graf von Sourinam erwiderte im Tone eines feinen Diplomaten: "Da ich die Ehre habe, den Herrn Polizeipräfecten selbst zu sprechen, so bitte ich in meinem Wagen Platz zu nehmen." Der Polizeipräfect verhandelte nicht lange mit dem Herrn Grafen, sondern nahm an seiner Seite Platz, während ein wie aus der Erde plötzlich emporgestiegenes Individuum sich auf den Bock neben den Kutscher setzte und die Richtung des Wagens vorschrieb. Graf Sourinam soll demnächst als Angeklagter vor dem Zuchtpolizeigerichte erscheinen. Der Staatsanwalt beschuldigt ihn des "Handelns mit Menschen." Der angebliche Graf ist, soviel man bis jetzt herausgebracht, der Sohn eines Viehhändlers in der Walachei. Man fand in seiner Wohnung mehr als 100 Photographien weiblicher Schönheiten. Nähere Nachforschungen ergaben, daß er die Originale derselben theilweise ins Ausland verkauft und durch diesen Menschenhandel viel Geld erworben hat.


Anzeigen.

Vorladung.

Antragsmäßig sollen über nachbenannte Grundstücke, als
1. das dem Krämer Mathias Klatt zu Schönberg gehörende, am kalten Damm belegene Wohnhaus c. pert.,
2. die dem Halbhüfner Franz Heinrich Heiden zu Schlagsdorf gehörende Halbhüfnerstelle c. pert.,
3. das dem Reifer Johann Joachim Franz Heinrich Dähn zu Schönberg gehörende Wohnhaus c. pert.,
4. Das der Ehefrau des Krügers Lüttjohann, Elise geb. Wiencke zu Schönberg gehörende Wohnhaus c. pert., und
5. das dem Tischlermeister Oldenburg zu Schönberg gehörende Wohnhaus c. pert.,
Hypothekenbücher niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenige, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und davon Eintragung in die anzulegenden Hypothekenbücher verlangen zu deren Anmeldung auf Dienstag d. 21. Juni d. J., Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. April 1864.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
A. Dufft.


Die unterm 7. Januar d. J. verkündete Armensteuer reicht nicht hin allen Anforderungen genügen zu können, es werden daher die Bewohner des Schönberger Armen=Districtes hiemit aufgefordert, den vollen Beitrag noch einmal an die resp. Armenvorsteher, in Schönberg: an den Krämer Schwedt, Schlachtermeister Daniel Stockfisch und Tischlermeister Heinr. Stüve, und auf dem Lande: an die Hauswirthe Maas in Törpt, Peter Ahrendt in Sabow, Burmeister in Rohdenberg und Maas in Mahlzow zu bezahlen.
Schönberg den 2. Juni 1864.
Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Diejenigen, welche der Alterversorgungs=Anstalt des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz und des Fürstenthums Ratzeburg - Großherzog=Georg=Stiftung -beizutreten beabsichtigen, wollen sich bis zum 23. d. M. unter Beibringung einer ihr Alter bezeugenden Bescheinigung bei dem Unterzeichneten melden.
Milde Beiträge zur Vergrößerung des Fonds und zur Förderung dieser wohlthätigen Stiftung, werden in jeder Größe und zu jeder Zeit angenommen.
Die Statuten dieser Stiftung sind unentgeltlich bei dem Unterzeichneten zu haben.
Schönberg den 2. Juni 1864.
G. Grapow.


Zum Johannis=Termin habe ich noch 6400 Taler (Mecklenburg) in Posten von 1000 Taler (Mecklenburg), 700 Taler (Mecklenburg), 500 Taler (Mecklenburg) und 400 Taler (Mecklenburg) gegen gute hypothekarische Sicherheit und 3 1/2 % Zinsen zu belegen, und wollen Diejenigen, die Geld suchen, sich deshalb bei mir melden.
J. P. Bade.


[ => Original lesen: 1864 Nr. 23 Seite 4]

Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Johannis=Termin Gelder und Sparkassenbücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche spätestens bis zum 24. Juni bei mir abzugeben.
J. P. Bade, Buchbinder.


Versammlung des Imker=Vereins am Sonntage den 29. Mai, Nachmittags 2 Uhr, im Boye'schen Locale.


Mit vorzüglichen 10/4 breiten feinen schwarzen Tuchen, d. E. 1 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg) u 2 Taler (Mecklenburg), empfiehlt sich Ludwig Creutzfeldt.


Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Nach dem Rechnungsabschlusse der Bank für 1863 beträgt die Ersparniß für das vergangene Jahr 75 Procent der eingezahlten Prämien.
Jeder Banktheilnehmer in hiesiger Agentur empfängt diesen Antheil nebst einem Exemplar des Abschlusses vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen Nachweisungen zum Rechnungsabschlusse zu jedes Versicherten Einsicht offen liegen.
Denjenigen, welche beabsichtigen, dieser gegenseitigen Feuerversicherungs=Gesellschaft beizutreten, giebt der Unterzeichnete bereitwilligst desfallsige Auskunft und vermittelt die Versicherung.
Schönberg den 25. Mai 1864.
Chr. Schrep, Agent der Feuerversicherungsbank f. D. in Gotha.


L. W. Egers'scher Fenchelhonig-Extrakt
tausendfach bewährtes, rein diätetisches Mittel bei Hals=, Brust=, Hämorrhoidal= und Unterleibs=Leiden. Vom auffallenden Erfolge bei allen katarrhalischen Leiden, Husten, Heiserkeit, Grippe, Brustschmerzen, Verschleimung, Rauheit, Kitzel und Beschwerden im Halse, Halsbräune, Keuchhusten, Engbrüstigkeit, Blutspeien, bei Entzündungen des Kehlkopfes und der Luftröhre, selbst bei Lungen= und Luftröhren=Schwindsucht, sowie Asthma. Bei sehr heftigem Katarrh, Husten etc. giebt man dem Extract eine Beimischung von guter warmer Milch. Der L. W. Egers'sche Fenchel=Honig=Extract erzeugt keinerlei Magenbeschwerden, weder Säure noch Verschleimung, sondern im Gegenteil Appetit und führt in größeren Gaben genommen eine leichte und regelmäßige Leibesöffnung herbei, wodurch er namentlich für Hämorrhoidal= und Unterleibs=Leidende eine unentbehrliche Wohlthat wird. Auch ist er für Frauen, die kräftige Kinder stillen, so wie Säugling sehr nahrhaft. In Schönberg die Flasche 30 Schill., die halbe Flasche 16 Schill. jede mit dem Etiquette, Siegel und Facsimile des alleinigen Fabrikanten L. W. Egers in Breslau allein ächt zu haben bei Carl Sievers, Buchbinder in der Siemzerstraße.


Am Montage und Dienstage den 13. und 14. Juni, beide Tage Nachmittags, findet bei mir Scheibenschießen nach folgenden Gewinnen statt, wozu ich ergebenst einlade.

1) eine Tafeluhr, 2) ein silb. Fülllöffel, 3) ein Tisch, 4) ein silb. Eßlöffel, 5) ein silb. Eßlöffel, 6) ein Rohrstuhl, 7) ein Rohrstuhl und 8) zwei silb. Theelöffel.
Für Büchsen, Pulver und Blei habe ich gesorgt, doch kann auch Jeder mit eigener Büchse schießen.
Auf einen Satz von 3 Schüssen, der 16 Schilling (Mecklenburg) kostet, fällt nur 1 Gewinn.
Krüger Möller in Zarnevenz.


Vom Freitage d. 10. Juni an sind wieder Drainröhren bei mir zu haben.
Egert.


Von jetzt an fahre ich an jedem Dienstage u. Freitage mit meinem Wagen nach Lübeck und empfehle mich sowohl zur Beförderung von Passagieren und Frachtgütern, wie auch zur Besorgung von Briefen.
Schönberg.
Fuhrmann Schwarz.


Hagelschäden-Versicherungs-Gesellschaft zu Erfurt.
Zur Annahme von Versicherungen bei dieser im Jahre 1845 gegründeten und unbedingt vollständige Entschädigung garantirenden Gesellschaft empfiehlt sich
Leonhard Dölle, Agent der Gesellschaft.
Ratzeburg den 15. Mai 1864.


Photographisches Atelier
von Wilh. Heincke.
Aufnahme von Familiengruppen, einzelnen Portraits und Visitenkarten bei jeder Witterung von Morgens 8 Uhr bis Abend 6 Uhr. - Auch werden Ansichten von Landschaften, Gebäuden u. s. w., sowie Copien nach Oelbildern, Lithographien etc. angefertigt. Garantie für Aehnlichkeit und Sauberkeit.


6 bis 8 Maurergesellen finden sogleich dauernde Arbeit bei dem Maurermeister Chr. Sodemann in Dassow.


Einem geehrten Publikum die ergebenste Anzeige, daß ich durch einen erfahrenen Conditor, der die Leitung meines Geschäfts übernommen hat, allen Wünschen und Ansprüchen der feineren Conditorei nachkommen und entsprechen kann; es wird mein eifrigstes Bestreben sein, durch reelle und prompte Bedienung mir die Gunst des verehrten Publikums zu erwerben. Besonders empfehle ich: Creme=Torten von 1/2 Taler (Mecklenburg) an, Jenny=Lind=Torten, Malaische Prinzeß=Torten, Regenten=Torten, Römische Torten, Pariser Torten, Genfer Torten, Polonaiser Torten, glacirte Royale= und andere Torten, sowie Wein=, Thee= und Kaffee=Backwerke.
Um geneigten Zuspruch bittet M. Greiff, Wittwe.


Ueber meine Hauskoppel ist neuerdings hinter meinem Hause ein Richtsteig angelegt, den ich fernerhin nicht mehr dulden kann. Wer dennoch darauf betroffen wird, den zeige ich dem Gerichte zur Bestrafung an.
Hauswirth Asmus Bahrs in Neschow.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: D. 19. Mai dem Arbm. Meyer zu Malzow ein S. - D. 21. dem Zieglergesell Buchholz vor Schönberg ein S. - D. 21. eine unehel. T. zu Raddingsdorf. - D. 23. eine unehel. T. zu Ollndorf. - D. 24. eine unehel. T. vor Schönberg. Eine unehel. T. zu Lockwisch. - D. 25. dem Arbm. Groth zu Niendorf ein S. Eine unehel. T. zu Westerbeck. - D. 1. Juni dem Arbm. Arndt vor Schönberg eine T.

Gestorben: D. 19. Mai C. Wilh. J. Flügge, Tischlermeisters Sohn vor Schönberg, 14 J. 11 M. a. - D. 20. J. J. G. Faasch, Arbm. vor Schönberg, 48 J. 8 M. a. - D. 21. J. Heinr. L. Boye, Schneidermeisters S. 13 J. 3 M. a., verunglückt. - Bertha M. E. Meß, Kupferschmiedstochter hies., 5 J. 7 M. a. - D. 22. J. H. F. Evers vor Schönberg, 6 J. 5 M. alt. -D. 23. Marg. Elis. Bartels, Arbm.frau zu Westerbeck, 72 J. 6 M. a. - D. 25. Pet. Heinr. Rehmer, Schustergesell vor Schönberg, 29 J. 9 M. a.

Copulirt: D. 27. Mai der Wittwer und Krämer hieselbst Carl Christoph David Schwedt und Maria Friederike Wilhelmine Dübrock hieselbst.

Sonntag, den 5. Juni.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Fischer.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck am 1. Juni 1864.
Weitzen1Taler (Mecklenburg)6 - 10Schilling (Mecklenburg)
RoggenTaler (Mecklenburg)44 - 46Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)36 - 38Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)28 - 34Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)36 - 44Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)42 - 46Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapssaatTaler (Mecklenburg)27 28Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)27 28Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)18 - 19
Butter10Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß4 - 5Schilling (Mecklenburg).


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Hofbuchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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