No. 22
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Mai
1863
dreiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1863 Nr. 22 Seite 1]

Um erfolglose Gesuche, betreffend die Gestattung des Verlosens von Sachen, abzuschneiden, wird hiedurch bekannt gemacht:

daß Großherzogliche Landvogtei Verlosungs=Gesuche - abgesehen von denjenigen, welche für die Tage des hiesigen Königschusses oder etwaniger sonstiger öffentlicher Festlichkeiten eingehen - hinfort nur gewähren wird,
1) wenn es darauf ankommt, einem augenblicklichen und nachgewiesenen Nothstande des Beantragenden abzuhelfen,
2) wenn es sich um das Ausspielen solcher Meisterstücke handelt, welche vermöge der Größe ihres Werthes oder der geringen Gangbarkeit des Artikels als schwer verkäuflich erscheinen.
Hienach wollen alle, welche Anträge wegen Verlosung zu stellen beabsichtigen, sich achten.
Schönberg, den 21. Mai 1863.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.     C. L. v. Oertzen.     F. Boccius.


Präclusiv=Bescheid.

In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Büdners Rickert, Sophie geb. Stahl zur Bäck, giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das Termins=Protocoll vom 8. dies. Mts., reproductis ad acta proclamatibus cum documentis aff- et refixionis nec non insertionis, hierdurch den

Bescheid:

daß alle weder in dem Liquidationstermin noch bisjetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 11. Mai 1863.

C. L. v. Oertzen.
(L.S.)                O. Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

Oeffentlicher Verkauf in Lübeck

in der Börse beim Becken durch unten benannten beeidigten Makler am Montag den 22. Juni, Nachmittags 3 1/2 Uhr, auf Ordre der Betheiligten:
Das sub No. 614 in der großen Burgstraße belegene, der rothe Löwe benannte Färberhaus, seit vielen Jahren sehr renommirt und zu dem Geschäfte besonders zweckdienlich eingerichtet. Dasselbe enthält, an der geräumigen Diele mit Laden, Speisekammer und Wandschrank, beim Eingange ein geräumiges, heizbares, tapeziertes Zimmer, die Zuküche mit Verschluß unter der Treppe, und hofwärts ein heizbares, tapeziertes Zimmer, so wie in der Zwischen=Etage ein gleiches Zimmer. In der Etage am hellen Vorplatze mit einer Kammer straßenwärts, zwei tapezierte Zimmer und einen Alkoven, wovon eines heitzbar, und hofwärts die heitzbare Trocken=Stube, sowie zwei geräumige helle Kammern. Höher auf dem ersten Boden drei Kammern und eine Rauchkammer, darüber Dachboden, mit Winde nach der Diele. Unter dem Hause große Balkenkeller mit verschiedenen Abtheilungen.
Auf dem Hofe ist die vorzüglich gut eingerichtete Färberei, wie das luftige geräumige Trocken=Haus, worin unten Pferdestall für vier Pferde und Privets, sowie eine Kammer für die Kaltküpen mit einem eingemauerten Kessel.
Das Färberei=Gebäude daneben ist mit laufendem Kunstwasser und einer Grundwasser=Pumpe, woselbst vier eingemauerte kupferne Kessel.
Das Mangelhaus mit einer durch Pferde= oder Menschenkraft zu treibenden Mangel.
Ferner ein Waschschauer.
Das Haus wird mit dem completen Färberei=Inventarium aufgeboten und ist die Specification davon einzusehen, sowohl im Hause selbst, als bei Joh. N. Stolterfoht Gottl. Sohn.


Am Freitag den 5. Juni d. J. sollen die Nachlaß=Gegenstände des wailand Cantors Lentzkow hieselbst, und zwar im Hause des Ackerbürgers und Gastwirths Böckmann allhier, öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung in Auction verkauft werden.
Außer anderen Mobilien werden namentlich ein Fortepiano und ein guter Schreibtisch, sowie Bücher - verschiedene Classiker - und mehrere Musicalien, als Clavier=Auszüge aus Opern etc., auch Choralbücher, zur Versteigerung kommen.
Die Auction wird Mittags gegen 2 Uhr ihren Anfang nehmen.
Das Bücherverzeichniß wird bei den unterzeichneten Vormündern zur beliebigen Einsicht bereit liegen.
Schönberg den 21. Mai 1863.
Die Vormünder.
G. Grapow. J. H. Warncke.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 22 Seite 2]

Am Mittwoch den 10. Juni sollen im Hause der Ackerbürger=Wittwe Boye nachstehende Sachen in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

3 schwarz tuchene Kleider, 1 wollnes dito, 3 grüne wollne Röcke mit Band besetzt, 2 tuchene Bindleiber mit dito, 1 gr. Umschlage=Tuch, 6 cattune Kissenüberzüge, 6 seidene gestickte Tücher, 4 Schürzen, 1 schwarze Mütze, 8 Hemden, 2 feine Oberhemden.
Die Auction wird Morgens 9 Uhr ihren Anfang nehmen.
Schönberg den 20. Mai 1863.
F. W. Müller, Landreiter.


Am Sonntag nach Pfingsten, den 31. Mai, Nachmittags 3 Uhr, sollen in den Menzendorfer Baracken gegen Baarzahlung verkauft werden:

Bettstellen, Tische, eichene Laden, Küchengeräthe und was sich sonst noch vorfindet.
Seegert, Landreiter.



Die zum Nachlasse des auf dem Domhofe zu Ratzeburg verstorbenen Pastor Schultze gehörenden Sachen, als:

Betten und Leinenzeug, Mobilien und Silbersachen, eine Hobelbank mit ziemlich vollständigem Tischlergeräthe und dergl. mehr
sollen durch den Unterzeichneten am Mittwoch den 3ten Junius d. J., Morgens 9 Uhr, öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung in Pr. Cour. in der etc. Schultze'schen Wohnung auf dem Domhofe, im obern Kreuzgange versteigert werden, wozu Kaufliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Schlagsdorf den 26. Mai 1863.
Krüger, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Thierschau in Schönberg
am Donnerstag den 4. Juni 1863.

1) Die Thierschau findet, wie in den führen Jahren, auf dem s. g. Baubrink statt.

2) Jedem steht es frei, Thiere zur Schau zu stellen. Indessen concurriren zu den Prämien nur Viehbesitzer des Fürstenthums Ratzeburg.

3) Es sind folgende Preise ausgesetzt:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

4) Es dürfen nicht mehrere Prämien für dasselbe Thier ausgegeben und darf daher ein Pferd nicht gleichzeitig als Stute und als Wagen= oder Arbeits=Pferd prämirt werden.
Jeder Preis wird nur ertheilt, wenn mindestens zwei Thiere concurriren, es sei denn, daß die Preisrichter das allein zur Bewerbung stehende Thier für besonders preiswürdig erklären.

5) Die Stellung sämmtlicher Thiere auf dem Baubrink, wo ihnen der Platz angewiesen werden wird, muß bis spätestens 9 Uhr Morgens des Thierschautages geschehen sein. Die Thierschau wird pünktlich um 9 Uhr eröffnet.

6) Etwanige freiwillige Beiträge für die Thierschau nimmt der Assessor Boccius entgegen. Derselbe vertheilt auch die für die Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins, sowie diejenigen, welche sich mit freiwilligen Beiträgen betheiligt haben, bestimmten Karten.

Einlaßkarten à Stück 16 Schilling (Mecklenburg) sind bei dem Rathmann A. Spehr und der Gastwirthin Wittwe Boye, sowie am Tage der Thierschau auf dem Baubrink zu bekommen.
Sämmtliche ausgegebenen Eintrittskarten gelten auch für die mit der Thierschau verbundene Gewerbe=Ausstellung.
Schönberg, den 27. Mai 1863.

Der Vorstand des landw. Vereins.
F. Graf Eyben.


Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 14. März d. J. theilen wir hierdurch Folgendes mit:
Die sämmtlichen Einnahmen zur hiesigen Veteranenfeier haben betragen 234 Taler (Mecklenburg) p. Ct. davon sind für das Festessen, zur Ausschmückung des Saales und zur Deckung verschiedener Unkosten verausgabt 64 Taler (Mecklenburg) 13 3/4 Schilling (Mecklenburg). Der Rest von 169 Taler (Mecklenburg) 34 1/4 Schilling (Mecklenburg) ist unter 21 hülfsbedürftige Veteranen vertheilt worden. Die specificirte Rechnung kann beim mitunterzeichneten Assessor Boccius eingesehen werden.
Nach Obstehendem hat das durch unsere Aufforderung vom 21. März eingeleitete Unternehmen einen schönen Erfolg gehabt! Allen unseren Mitbürgern, welche in irgend einer Weise die Feier unterstützt haben, sagen wir hierdurch den herzlichsten Dank.
Schönberg, 28. Mai 1863.

F. Graf Eyben.   F. Boccius.   Seip.   v. Hobe.   Chr. Schrep.   Schulze H. Oldörp=B.Resdorf.


Allerneueste wiederum mit Gewinnen vermehrte große Geldverloosung von 2 Million. 700,000 Mark in welcher nur Gewinne gezogen werden, garantirt von der Staats-Regierung.
Ein Original-Loos kostet 4 Taler (Mecklenburg)
Ein halbes Original-Loos kostet 2 Taler (Mecklenburg)
Zwei viertel Original-Loose kosten 2 Taler (Mecklenburg)
Vier achtel Original-Loose kosten 2 Taler (Mecklenburg)
Unter 18,200 Gewinnen befinden sich Haupttreffer von Mk. 250,000, 150,000, 100,000, 50,000, 2mal 25,000, 2mal 20,000, 2mal 15,000, 2 mal 12,500, 2mal 10,000, 1mal 7500, 5mal 5000, 7mal 3750, 105mal 500, 260mal 250 mMark etc. Beginn der Ziehung am 11ten kommenden Monats.
Diese Verloosung steht nicht allein unter der Garantie der Staats-Regierung, sondern die Ziehungen werden von einer eigens dazu ernannten Regierungs-Commission beaufsichtigt, so dass, bei verhältnissmässig kleinen Einlage und der Chance des grossen Gewinnes die grösstmöglichste Sicherheit vorhanden ist.
Unter meiner in weitster Ferne bekannten und allgemein beliebten Geschäfts-Devise:
"Gottes Segen bei Cohn"
wurde im verflossenen Jahre am 2. Mai zum 17t. Male und am 25. Juli zum 18ten Male das grösste Loos, sowie in den letzten Monaten 2mal der grösste Hauptgewinn bei mir gewonnen.
Auswärtige Aufträge werden gegen Einsendung des Betrages in allen Sorten Papiergeld oder Freimarken, sowie gegen Postvorschuss prompt und verschwiegen ausgeführt und sende ich amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach Entscheidung zu.
Laz. Sam. Cohn, Banquier in Hamburg.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 22 Seite 3]

Industrie-Ausstellung am Thierschautage den 4. Juni 1863 zu Schönberg.
Mit der am Tage der Thierschau zu Schönberg sattfindenden Industrie=Ausstellung soll mit Erlaubniß der Großherzoglichen Landvogtei eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie=Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher Diejenigen, welche Erzeugnisse der einheimischen Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 3. Juni Abends oder spätestens bis zum 4. Juni bis 9 Uhr Morgens bei unterzeichneten Comite einzuliefern und zwar in das eigens zu diesem Zweck aufgestellte Zelt auf dem Baubrink.
Jeder Aussteller hat seine Ausstellungsgegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Preis dabei zu notiren, wofür es käuflich.
Jeder Aussteller muß seine Ausstellungsgegenstände selbst beaufsichtigen oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein zuverlässiger Wächter im Zelte angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder dem Industrie=Comite hinsichtlich der Aufstellung fügen.
Loose zur Indnstrie=Ausstellung à 16 Schilling (Mecklenburg), sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite fortwährend zu haben, wie auch am Tage der Thierschau im Comitezelte.
Alle Aussteller werden gebeten, zum Zweck der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs=Gegenstände bei dem Herrn Lichtfabrikanten Spehr in Schönberg anzumelden, wo sie dann zugleich eine Karte zum freien Eintritt in die Ausstellungsräume entgegennehmen können.
Die Gewinnliste wird am Freitage den 5. Juni durch die hiesigen Anzeigen publicirt werden.
Schönberg den 9. April 1863.
G. W. Wicke.
H. Oldörp.
J. P. H. Spehr.
W. Wieschendorf.


Bekanntmachung.
Alle diejenigen, welche gewilliget sind, ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag bei der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg zu versichern, werden hiemittelst ersucht, sich mit ihren desfallsigen Meldungen für das bereits angetretene Versicherungsjahr vom 1sten März 1863 bis dahin 1864 an den Director dieser Anstalt, Herrn Kaufmann Boye hieselbst, wo auch die Statuten dieser Gesellschaft eingesehen werden können, - wenden zu wollen.
Schönberg, den 7. April 1863.
Die Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.


Dr. Borchardt's arom.=medic. Kräuterseife in Päckchen zu 10 Schilling (Mecklenburg), sowie Dr. Suin de Boutemard's arom. Zahnpasta in Päckchen zu 10 und 20 Schilling (Mecklenburg) sind in bekannter Güte und Trefflichkeit unverändert für Schönberg nur allein ächt zu haben bei J. P. Bade.


Nur 26 Silbergroschen baar oder gegen Post=Nachnahme kostet bei unterzeichnetem Bankhause ein viertel Originalloos (keine Promesse) zu der am 28. und 29. Mai unter Garantie hiesiger Regierung stattfindenden Ziehung der großen Staats-Gewinne-Verloosung, welche letztere in ihrer Gesammtheit 14800 Gewinne enthalt, worunter solche von ev. Thlr. 114000, 57,000, 28,500, 17000, 14,300, 11,400, 8570, 6860, 5700, 2300, 1700, 1140, 570 etc. etc. - (Ganze Loose kosten 3 Thaler 13 Sgr. und halbe 1 Thlr. 22 Sgr.) Die Gewinne werden baar in Vereins=Silber=Thaler durch unterzeichnetes Bankhaus in allen Städten Deutschlands ausbezahlt, welches überhaupt Ziehungslisten und Pläne gratis versendet. - Man beliebe sich daher direct zu wenden an das Haupt=Depot bei Stirn & Greim in Frankfurt a./M.
NB. Außer den Gewinnbeträgen werden durch unterzeichnete auch die planmäßigen Freiloose verabfolgt.
Laut Jedermann zu Diensten stehenden amtlichen Listen wurden durch unsere Vermittelung wieder in jüngster Zeit folgende Capitalpreise gewonnen, resp. ausbezahlt, fl. 115,000 100,000 70,000, 50,000, 35,000, 30,000, 25,000 etc. etc.


Frankfurter Stadtlotterie.
Es findet in jedem Monat eine Ziehung statt.
Gewinne: fl. 20,000 - 100,000, 50,000 - 30,000 - 25,000 - 20,000 - 15,000 - 12,000 - 10,000 - 5000 - 4000 - 3000 - 1000 - 117 Mal 1000 - 111 Mal 300 - 633 Mal 100 etc.
Es existiren hierbei nur 28,000 Loose, wovon 14,800 Loose Gewinne erhalten.
Jedes Loos, welches in den ersten fünf Ziehungen herauskommt, erhält einen Gewinn und ein Freiloos.
Jedes Loos, welches bei der sechsten Ziehung ohne Gewinn herauskommt, erhält ein Freiloos zur nächsten Ziehung.
Die Ziehungslisten werden nach jeder Ziehung pünktlich überschickt und da bei der Schlussziehung alle Loose gezogen werden, so erhält jeder Theilnehmer diejenige Ziehungsliste, worin seine Nummer mit dem Resultat verzeichnet steht. Die Gewinne werden sogleich nach jeder Ziehung ausbezahlt. Verloosungspläne und nähere Auskunft werden auf Verlangen gratis und franco übersendet.
Um einer reellen Bedienung und pünktlicher Lieferung der Freiloose versichert zu sein, beliebe man sich direct zu wenden an das Loose-Haupt-Depot.
Anton Horix in Frankfurt a/M.


Nächste Ziehung
am 31. Mai 1863:
Badische Eisenbahn-Loose.
Gewinne in Gulden 40,000, 35,000, 15000, 12,000, 10,000, 5000, 4000, 2000, 1000, etc. etc. Geringster Treffer fl. 48.
am 1. Juni 1863:
Kurhess. Staats-Anlehen.
Gewinne in Thalern: 40,000, 36,000, 32,000, 8000, 5000, 2000, 15000, 1000 etc. etc.
Der Verkauf dieser Staats=Anlehensloose ist in allen deutschen Staaten gesetzlich erlaubt. Für die obige Ziehung kosten:
2 dieser Loose (ein Badisches und ein Kurhessisches Loos) zusammen Taler (Mecklenburg) 3. -
6 dieser Loose (drei Badische und drei Kurhessische Loose) zusammen Taler (Mecklenburg) 8. -
Verloosungspläne werden Jedermann auf Verlangen gratis und franco übersandt, ebenso die Ziehungslisten gleich nach der Ziehung, und die reellste und pünktlichste Bedienung zugesichert durch
Jacob Lindheimer junior,
Staats=Effecten=Handlung in Frankfurt a. M. Saalgasse Nr. 1.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 22 Seite 4]

Sterbefall.
Nach langen Leiden starb am Donnnerstag den 21. d. M. Abends 8 3/4 Uhr unsere älteste geliebte Tochter und Schwester, die Hauptmannin Sophie Ebeling in Hamburg, noch nicht 31 Jahre alt.
Wer die Verstorbene gekannt hat, wird unsern Schmerz würdigen.
Schönberg, den 27. Mai 1863.
Advocat Dufft nebst Frau und Geschwister.


Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Nach dem Rechnungsabschlusse der Bank für 1862 beträgt die Ersparniß für das vergangene Jahr 66 2/3 Procent der eingezahlten Prämien.
Jeder Banktheilnehmer in hiesiger Agentur empfängt diesen Antheil nebst einem Exemplar des Abschlusses vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen Nachweisungen zum Rechnungsabschlusse zu jedes Versicherten Einsicht offen liegen.
Denjenigen, welche beabsichtigen, dieser gegenseitigen Feuerversicherungs=Gesellschaft beizutreten, giebt der Unterzeichnete bereitwilligst desfallsige Auskunft und vermittelt die Versicherung.
Schönberg, den 26. Mai 1863.
Chr. Schrep, Agent der Feuerversicherungsbank f. D. in Gotha.


Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termin Gelder und Sparkassenbücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis spätestens zum 23ten Juni bei mir abzugeben.
J. P. Bade, Buchbinder.


Alle diejenigen unserer Landmeister, die noch Quartalgeld rückständig sind, werden aufgefordert, solches bis zum nächsten Quartal, den 22. Juni, zu entrichten, widrigenfalls wir dasselbe auf ihre Kosten von Gerichtswegen einfordern lassen werden.
Schönberg den 27. Mai 1863.
Aelterleute der Schneiderzunft.
J. C. Boye. J. H. Maaß.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank in Schwerin schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.
Agentur Schönberg und Dassow.
J. P. Bade, Buchbinder.


Eine Million 92,200 Thlr.
vertheilt in 18,200 Gewinnlisten von Thlr. 100,00, 60,000, 40,000, 20,000, 2mal 10,000, 2mal 8000, 2mal 6000, 2mal 5000, 4000, 3000, 2500, 4mal 2000, bis abwärts zu Thlr. 12 bietet die unter Garantie und Controlle der Regierung errichtete neue große Herzogl. Braunschweig=Lüneburger Geldverloosung.
Die Auszahlung der Gewinnliste erfolgt in Silber und zwar 14 Tage nach der Ziehung.
Der Verkauf der Loose ist unter Verpflichtung der pünktlichsten Einsendung der Ziehungslisten und Gewinn=Auszahlung der unterzeichneten Effectenhandlung direkt übertragen und wolle man daher Bestellungen unter Einsendung von
Thlr. 1. oder fl. 1. 45 kr. pr. Viertel,
Thlr. 2. oder fl. 3. 30 kr. pr. Halbes,
Thlr. 4. oder fl. 7. - kr. pr. Ganzes
für die Ziehung am 11. und 12. Juni vertrauensvoll richten an
Jacob Strauß,
Bank= und Wechselgeschäft in Frankfurt a. M.


Allerneueste große Geldverloosung von 2 Millionen 730,500 Mark Ct. garantirt und beaufsichtigt von der freien Herz. Braunschweig'schen Landes=Regierung, in welcher 18200 Gewinnw gezogen werden. Darunter befinden sich:
Der größte Gewinn event. 250,000 Mk. 150,000, 100,000, 50,000, 2mal 25,000, 2mal 20,000, 2mal 15,000, 2mal 12,500, 2mal 10,000, 7500, 5mal 5000, 7mal 3750, 85mal 2500, 5mal 1250, 105mal 1000, 5mal 750, 6mal 300, 105mal 500, 260mal 250 Mark Cour. etc.
Beginn der Ziehung am 11. und 12. Juni d. J.
Zu dieser sehr interessanten und höchst vortheilhaften, diesmal wiederum, was die Anzahl der Gewinne betrifft, bedeutend verbesserten Geld=Verloosung,kostet
1 ganzes Original=Loos 4 Thlr. Pr. Ct.
1 halbes Original=Loos 2 Thlr. Pr. Ct.
1 viertel Original=Loos 1 Thlr. Pr. Ct.
2 achtel Original=Loose 1 Thlr. Pr. Ct.
Auswärtige Aufträge werden nach allen Gegenden prompt und verschwiegen entweder gegen Einsendung des Betrages oder durch Postnachnahme ausgeführt, sowie amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach Entscheidung zugesandt.
Ich erlaube mir ganz besonders darauf aufmerksam zu machen, daß mein Geschäft stets sehr vom Glücke begünstigt wurde, es wurden nämlich bereits zum 24sten Male die größten Hauptgewinne bei mir gewonnen.
B. Silberberg.
Banquier, Geldwechsel und Staats=Papieren=Geschäft in Hamburg.


Die Vereinsmitglieder unsers hiesigen Ledervereins werden hierdurch ersucht, sich am Montag den 1. Juni, Nachmittags 3 Uhr, zur Rechnungsablage, so wie etwaniger Aenderungen der Statuten halber, beim Lagerhalter J. Wagner hieselbst einzufinden.
Schönberg den 28. Mai 1863.
Der Vorstand des Vereins.


Die von mir verspielten Stühle sind auf folgende Nummern gefallen: Nr. 7 (Stuhl 1), Nr. 100 (St. 2), Nr. 190 (Schämel 1), Nr. 137 (Sch. 2).
Sattler Friedrichs.


Bei mir sind Runkelrüben à Schock 1/2 Schilling (Mecklenburg), sowie Sellerie= und Porro=Pflanzen.
C. Oldenburg, Bäckermeister.


Zur Verhütung von Unglück verbiete ich hiermit, den Fußsteig von Schönberg nach Kleinfeld über meine Koppel an der Bauhöfer Scheide, die zur Kuhweide benutzt wird, mit Kälbern und Hunden zu passieren.
Hauswirth Krellenberg in Kleinfeld.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 21. bis 28. Mai

Geboren: D. 23. dem Produktenhändler Schultz hies. eine todte T. - Dem Schulzen Freitag zu Ollendorf eine T. - D. 27. dem Aufkäufer Stecher hies. ein S.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck am 27. Mai 1863.
Weitzen1Taler (Mecklenburg)20 - 24Schilling (Mecklenburg)
Roggen1Taler (Mecklenburg)4 - 8Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)36 - 41Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)32 - 36Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 52Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)40 - 44Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)36 - 41Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapssaatTaler (Mecklenburg)29 30Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)28 29Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)20 - 21
Butter10Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß4 - 5Schilling (Mecklenburg).


(Nebst Beilage)


Redaction, Druck und verlag von L. Bicker.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 22 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 29. Mai 1863.


- Abermals hat das Haus der Abgeordneten in Berlin eine Adresse an den König beschlossen. Sie erklärt dem König: "Das Haus der Abgeordneten hat kein Mittel der Verständigung mehr mit diesem Ministerium; es lehnt seine Mitwirkung zu der gegenwärtigen Politik der Regierung ab. Jede weitere Verhandlung befestigt uns nur in der Ueberzeugung, daß zwischen den Rathgebern der Krone und dem Lande eine Kluft besteht, welche nicht anders als durch einen Wechsel der Personen und mehr noch durch einen Wechsel des Systems ausgefüllt werden wird." Diese Adresse ist mit 239 gegen 61 Stimmen angenommen worden. Die Deputation, um sie dem Könige zu überreichen, war gewählt, der König hat aber auf Anfragen geantwortet, er werde sie nicht empfangen. Nun ist ihm die Adresse zugeschickt. - Die †Zt. sagt: "In der That, wir sind weit gekommen und es bleibt den Herren Fortschrittlern kaum noch etwas übrig, als daß sie ohne Umschweif die Republik proclamiren im Königreich Preußen."
- In der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 27. Mai verlas der Präsident ein von den Ministern nicht gegengezeichnetes Schreiben des Königs, welches besagt, daß die Adresse des Abgeordnetenhauses den König tief betrübt hat. Einige Abgeordneten hätten für den Fall eines Krieges mit Entziehung der Mittel gedroht; solchen Schritten werde der König allen Ernstes entgegentreten und nicht dulden, daß das Abgeordnetenhaus seine verfassungsmäßigen Rechte erweitere. Er kenne sehr wohl die Lage des Landes, die Minister besäßen sein Vertrauen und er stimme mit den Handlungen der Minister überein. Graf Eulenburg werde um 2 Uhr im weißen Saal die Kammer schließen.
- Am 27. Mai hat der Minister des Innern im Abgeordnetenhause zu Berlin nach Verlesung einer Königl. Antwort auf die Adresse des Hauses den Schluß der Session verkündigt.
- In dem Vorgehen der Westmächte gegen Rußland ist neuerdings auf Englands Veranlassung ein kühner Schritt vorwärts gethan und hofft man, daß auch Oesterreich sich demselben anschließen werde. England und Frankreich haben sich über ein Programm geeinigt, das sie der russischen Regierung zur Wiederherstellung der Ruhe in Polen empfehlen wollen, über dessen Aufnahme in Petersburg sie aber schon im Voraus klar sind. Diese Vorschläge lauten: 1) Es wird ein Waffenstillstand auf ein Jahr geschlossen; 2) die polnischen Festungen bleiben von den russischen Truppen besetzt; 3) es wird sofort eine polnische Verwaltung eingeführt; 4) kein in die Empörung verflochtenes Individuum wird verhaftet oder vor Gericht gestellt. Der erste Vorschlag ist genügend, um die Verwerfung aller vier Vorschläge zur Gewißheit zu bringen.
- Der russischen Regierung in Polen fehlt gleichsam Hand und Fuß; im ganzen Lande gehorcht ihr kein Beamter und kein Diener mehr, wenn nicht Soldaten mit der Waffe daneben stehen. Alle Beamte fürchten die Drohungen der geheimen (polnischen) Nationalregierung mehr als die Drohungen der Russen; es ist eine stumme Anarchie in allen Behörden eingerissen, welche die Maßregeln der russischen Behörden lähmt. Die Nationalregierung erläßt Aufruf auf Aufruf und findet willige Arme bei den Einen aus Vaterlandsliebe und Russenhaß, bei den Andern aus Furcht vor dem Dolche, Stricke und der Kugel der geheimen Rächer.
- In Warschau ist das Gerücht verbreitet, die geheime revolutionaire Regierung habe einen Theil der Stadt unterminirt, um ihn beim Eintritt gewisser Ereignisse in die Luft zu sprengen. Die ganze Bevölkerung, namentlich die russische Besatzung, befindet sich in fieberhafter Aufregung.
- Nach den neuesten Berichten aus Newyork hat General Grant 11,000 Süd=Conföderirte vier Meilen südlich von Port Gibson in Missisippe vollständig geschlagen. General Stonewall Jackson, der immer siegreiche und der populärste General des Südens, ist in Folge einer Amputation des Arms gestorben. - Hooker ist mit der Unionsarmee über den Rappahanok zurückgegangen; nur um mit den erwarteten Verstärkungen wieder vorzugehen, sagen die amerikan. Zeitungen. Die Opfer der mehrtägigen verlornen Schlacht sollen aber sehr zahlreich sein.
- Die Königin von Spanien hat die 7-9=jährige Kerkerhaft, zu welcher die drei spanischen Protestanten deshalb verurtheilt worden sind, weil sie die Bibel gelesen und verbreitet haben, in Verbannung auf eben so viele Jahre umgewandelt.
- In der verschütteten Stadt Pompeji ist Nürnberg und Sonneberg zugleich ausgegraben worden, z. B. Kinderwiegen ganz wie die, in denen wir gelegen; dann aus Holz geschnitzte Gladiatorenköpfe, Volksspiele, Schlachten u. s. w., die mittelst Mechanik in Bewegung gesetzt werden. Dieselben sind anschaulicher als die besten Abbildungen.
- Wenn die Anzeichen nicht trügen, wird dieses Jahr wieder eins von den sieben fetten Jahren. Am Weinstock zeigen sich so viele Blüthen wie Blätter; wenn nur die Hälfte von den Blühen der Obstbäume ansetzt, so bekommen wir so viele Pflaumen und Kirschen, Birnen und Aepfel, daß wir sie nicht unterbringen können. Das Wintergetreide steht voll und üppig und die Roggenblüthe ist hie und da schon eingetreten. Die Futterkräuter und das Gras auf den Wiesen stehen sehr erwünscht; nicht minder erfreulich stehen die Sommersaaten.
- Mancher fährt in die Welt hinein und denkt nicht daran, daß sein Leben an einem Haar hängt und sein Glück an einer Minute. In Berlin kam vor ein paar Tagen der Abendzug auf der Anhalt=Bernburger Bahn mit vielen hundert Reisenden an, der Locomotivführer hatte sein Dampfroß, das alle trug, kaum verlassen, so wurde er wahnsinnig, begann das tollste Zeug zu machen und mußte in die Zwangsjacke gesteckt werden. Wenn er's nun eine Stunde früher geworden wäre!
- Daß Californien Früchte von riesigem Wuchse, z. B. ellenlange Möhren (gelbe Rüben) liefert, ist bekannt. Im October sandte ein Leser der dortigen Zeitung dem Herausgeber zum Geschenk drei Kartoffeln, welche einen Sack füllten. Jede derselben wog nicht weniger als 20 Pfund. Diese Angabe ist kein Yankee=Humbug.
- Wo der Nil fließt, weiß jeder Sextaner; nach den Nil=Quellen aber hat man bisjetzt vergebens gesucht. Zwei Engländer, Speke und Grant wollen sie jetzt gefunden haben und zwar in einem See südwärts vom Victoria=See. Doch ist aus den ungewöhnlich redefaulen Entdeckern noch nicht viel Klares herauszubekommen. Man erfährt nur, daß sie von Zanzibar mit 70 Mann abreisten und mit nur 17 zurückkamen, die andern waren den Strapatzen der Reise erlegen oder entflohen. Sie mußten allerlei Kämpfe bestehen, um an den weißen Fluß zu gelangen; von den dasigen Gegenden sprechen sie wie von einem Wunderland und namentlich von einem fabelhaften Reichthum an Elfenbein.

[ => Original lesen: 1863 Nr. 22 Seite 6]

- Der Prinz von Wales, der englische Thronfolger, besuchte neulich mit seinem Schwager, dem Prinzen Ludwig von Hessen, die große Druckerei der "Times" in London und ließ sich stundenlang alle Einrichtungen zeigen und erklären.
- Um's Haar wäre Italien wieder um ein Wunder und um einen Heiligen reicher geworden. Als am Gründonnerstag in der Kathedrale zu Capua der Kardinal=Erzbischof auf dem Katafalk lag, todt natürlich, denn er war vorher gestorben, und die andächtige Menge sich hinzudrängte, um für den Verblichenen ein letztes "Vaterunser" zu beten, oder um ihre Neugierde zu befriedigen, da plötzlich fing die Leiche an, langsam ihre Arme zu bewegen, als wollte sie den Andächtigen den Segen ertheilen. Die Menge schrie "Wunder" und stürzte entsetzt zur Kirchthür hinaus; und in der That, das Wunder und der Heilige wären fertig gewesen, und Capua hätte ein gutes Geschäft gemacht für alle Zeiten, wenn nicht die Ungläubigkeit einiger Soldaten gewesen wäre, die das Wunder näher untersuchten, und unter dem Katafalk einen Menschen versteckt fanden, der schleunigst Fersengeld gab, als er sich entdeckt sah.


Die Eisenbahnen und ihre Folgen.

Am Neckar liegt ein Dorf, deren Bewohner sich mit Händen und Füßen dagegen wehrten, als die Eisenbahn durch ihre Gemarkung geführt werden sollte, und sie setzten's auch durch und die Ingenieure mußten richtig eine andre Eisenbahnlinie abstecken. Die Eisenbahn geht jetzt freilich nicht durch die Gemarkung, sondern eine gute halbe Stunde links vorbei, den Bauern aber sind inzwischen die Augen aufgegangen, und wenn ihnen die vorüberbrausende Lokomotive ganz von Ferne in die Ohren gellt, dann fühlen sie, daß sie jetzt erst recht neben draus, am Katzentische sitzen, und kratzen sich hinter den Ohren und schlagen die Hände über dem Kopfe zusammen. Aber es ist zu spät. "Die Regierung hätte gescheidter sein sollen, als wir!" Schreien sie jetzt. "Die Regierung hätte uns zwingen sollen!" Das haben die Bauern am Neckar dazumal freilich nicht gewußt, daß die Eisenbahnen nicht bloß zum Spazieren da sind, wie die Telegraphen wegen des Handels und Gewerbes und wegen des Wandels und Verkehrs; und davon haben sie keine Ahnung gehabt, daß Eisenbahnen und Telegraphen hauptsächlich der Landwirthschaft einen ganz außerordentlichen Aufschwung verschaffen werden. Der Bauer ist's, der am meisten durch die Eisenbahnen gewinnt, der durch sie reich wird, der darf nur wollen. Und das ist auch ganz natürlich. Ganz Europa ist jetzt der Markt, auf dem er die Erzeugnisse seiner Felder verwerthet, und um auf den Markt zu kommen, braucht er nicht einmal mehr seine Pferde anzuspannen, denn der Markt kommt zu ihm. Die Groß= und Kleinhändler fallen ihm ins Haus und holen ihm das Korn weg, und zwar nicht umsonst, denn die Eigenschaft haben die Eisenbahnen und Telegraphen, die ausschließlich dem Landmann zu Gute kommt, daß sie die Früchte des Feldes theuer gemacht haben und zwar für immer theuer. Es wird nie mehr so wohlfeil werden, wie es früher war, aber auch nicht mehr so theuer, und Hungerjahre, wie 1817 und 1847, wirds auch keine mehr geben. Es wird von nun an so stark mittelmäßig bleiben, gerade genug, daß wir nicht in Verlegenheit kommen, wo wir unsre Kapitalien anlegen wollen, und daß den Bauern nicht alle Nähte platzen. Das machen auch wieder die Eisenbahnen und Telegraphen, die machen alles eben. Ist bei uns das Korn gerathen, daß die Speicher sich biegen, dann bleibt der Reichthum an Korn nicht mehr im Lande sitzen, und wird um ein geringes verschleudert, sondern vielleicht die Russen, bei denen das Korn nicht gerathen ist, oder die Franzosen, denen der Mehlthau den Weinstock verdorben hat, die haben's schon längst durch den Telegraphen ausgekundschaftet daß bei uns gut sein und kommen nun aus allen Richtungen auf den Eisenbahnen angeflogen, um bei uns zu holen, was ihnen fehlt. Die mecklenburgischen Bauern aber wissen auch, zu was der Telegraph da ist, und wenn die Russen und die Franzosen angeflogen kommen und wollen einander den Rang ablaufen, da hat der Bauer schon seinen Preis gemacht, und die fremden Gäste müssen gehörig blechen, wenn sie etwas mit nach Hause nehmen wollen. Umgekehrt, wenn's bei uns eine Mißernte gegeben hat, da wird das Korn in irgend einem Winkel der Erde gerathen sein, und auf der Eisenbahn strömt der russische, oder französische, oder afrikanische Erntesegen herbei und füllt unsre Speicher, und kommt nicht einmal viel theurer zu stehen, als wenn das Korn bei uns gewachsen wäre, denn die Eisenbahnen befördern spottwohlfeil und machen sich noch eine Ehre daraus.
Die Eisenbahnen haben den Bauern gelehrt, daß er eine wichtige Person sei, ohne den man nicht bestehen könne; sie haben ihn aber auch gelehrt, daß er vorwärts komme, daß er lernen müsse. Er fängt an einzusehen, daß der Feldbau, den er vom Urgroßvater, vom Großvater und Vater gelernt, doch nicht das Nonplusultra von Feldbau sei, und er beginnt zu ahnen, daß es vielleicht noch Mittel gebe, die Ertragsfähigkeit seiner Felder zu erhöhen, und da mit der Ertragsfähigkeit seiner Felder, bei dem europäischen Markte, der ihm durch die Eisenbahnen zu Gebote steht, auch die Thaler in seinem Kasten sich mehren müssen, so ist er gar nicht abgeneigt, sich dieser Mittel theilhaftig zu machen. Früher hat er nur gelacht, wenn die "Herren" ihre Vorlesungen halten wollten über Landwirthschaft, "denn was kann auch so ein "Herr" wissen, was ein tüchtiger Misthaufen ist?" und hat wo möglich gerade das Gegentheil von dem gethan, was die Herren ihm gerathen. Die Herren waren ihm auch meistens zu gelehrt und unverständlich, und nicht mit Unrecht, denn Wissen und Lehren ist zweierlei. Ebenso ging es mit den landwirthschaftlichen Blättern und Büchern, die waren für alle möglichen Leute, aber nicht für den Bauern geschrieben und der war es auch gewiß nicht, der sie las. Es waren eben Herren=Bücher und keine Bauern=Bücher.
Jetzt aber ist es ein ander Ding. Sein eigener Vortheil hat ihn gelehrt, die "Herren=Oekonomie" nicht geradezu und nur deshalb zu verwerfen, weil es eben eine "Herren=Oekonomie" ist, nein er ist unternehmender und intelligenter geworden, er prüft, ehe er verwirft, er macht Versuche, er copulirt die Herren=Gelehrsamkeit mit seiner Bauern=Erfahrung, und da und dort ist aus dieser Ehe schon eine ganz tüchtige Nachkommenschaft hervorgegangen.
Auch die Herren haben etwas gelernt, sie haben begreifen gelernt, daß sie, um mit den Bauern zu verkehren, die schwarzen Fracke und die Glace=Handschuhe ausziehen, daß sie, wenn sie mit den Bauern reden wollen, ihre Gelehrsamkeit daheim lassen und in einer Sprache mit ihnen reden müssen, die ein vernünftiger Mensch auch versteht und daß sie es in ihren Büchern und Zeitschriften ebenso machen müssen.
Jetzt haben sich die beeiden Parteien genähert; der Bauer, weil er keine schwarzen Fracke mehr sieht, verliert die frühere Scheu und das Mißtrauen gegen die Herren, und die Herren, da sie den guten Willen der Bauern sehen, bieten ihm freundlich und freudig die Hand. Jetzt sieht man in den landwirthschaftlichen Vereinen die Herren=Oekonomen und die Bauern=Oekonomen neben einander, die Bauern lernen von den Herren und die Herren von den Bauern und sind gut Freund zusammen, und das ist gut und zu loben.


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