No. 18
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Mai
1863
dreiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1863 Nr. 18 Seite 1]

Anzeigen.


Vorladung.

Durch das gegenwärtige Proclam, welches zur eventuellen vollen Wirkung eines Concursproclams erlassen sein soll, werden alle diejenigen, welche außer den Erbberechtigten an den verstorbenen Cantor Lentzkow in Schönberg und dessen Nachlaß Ansprüche zu haben vermeinen, hiedurch aufgefordert, sich in dem zu diesem Zweck auf Dienstag den 2ten Junius d. J., Vormittags 11 Uhr, angesetzten Termin zu melden und ihre Ansprüche zu rechtfertigen, unter dem ein für allemal dadurch angedroheten Nachtheil, daß sie sonst mit ihren etwaigen Ansprüchen für immer präcludirt und abgewiesen sein sollen.
Schönberg, den 14. März 1863.
Großherz. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
(L.S.) C. L. v. Oertzen.
A. Dufft.


Präclusiv=Bescheid.

In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die Halbstelle c. p. des Halbhüfners Hans Heinr. Mustin zu Schlagsdorf giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das Termins=Protocoll vom 27. März c., reproductis ad acta proclamatibus cum documentis aff- et refixionis nec non insertionis, hierdurch den

Bescheid:

daß alle weder in dem Liquidationstermin noch bisjetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 7. April 1863.

C. L. v. Oertzen.
(L.S.)     O. Reinhardt.


Verkaufsanzeigen.

Öffentlicher Verkauf in Lübeck

in der Börse heim Becken durch unten benanntem beeidigten Makler am Donnerstag d. 7. Mai, Nachmittags 3 1/2 Uhr, auf Ordre der Erben:
Das sub No. 127 in der Mitte der Hundstraße belegene Branntweinbrenner=Haus, mit dem dazu gehörigen Nehenhause sub No. 126, und Weintrauben=Gang Nr. 128/1-10 mit 10 Wohnungen; so wie das Branntweinbrenner= und Distillir=Amt mit zugehörigem Inventarium.
Der obige gut unterhaltene Complex von Grundstücken enthält in dem Hause Nr. 127 an der geräumigen Diele mit Feuerheerd, Distillir=Apparat und Pumpe nebst Brunnen, und Speisekammer, beim Eingange die heizbare Gästestube und die Schenke mit Kammer daneben. Im Zwischenbau am Vorplatze 2 Kammern und einen Verschluß am Schornstein, auf dem ersten Boden 4 Kammern, höher Dachboden. Im ersten Flügel Kellerraum, darüber 2 Kammern, höher Dachboden, im zweiten Flügel Keller, Raum, und darüber großem Heuboden. Im Hofe Privet und kleiner Gartenplatz.
Von dem Haufe Nr. 126 mit 2 Hausthüren, ist der an obiges Haus grenzende Theil als Brennhaus eingerichtet und enthält vorne an der Diele eine heizbare Stube, verbunden mit der Gästestube in Nr. 127, auf der Diele das Brenn= und Distillir=Apparat, im Flügel unten die Maischkammer, darüber heizbare Stube, verbunden mit den zwei Kammern im Flügel des Hauses Nr. 127, höher Boden.
Auf dem sehr geräumigen Hofe ist eine Kalkgrube, großer Holzstall, Brunnen mit Pumpe, ein Bleichplatz, viele Fruchtbäume etc. und endlich der Kuhstall.
Der Weintrauben=Gang Nr. 128 mit 10 Wohnungen, enthaltend Diele mit Feuerstelle, heizbare Stube und darüber Boden in Nr. 1 dis 5, und in Nr. 6 bis 10 außerdem eine Kammer in der Etage.
Die jährlich eingenommene Miethe betrug Ct. Mark (Lübeck) 485. -
Das Inventarium ist in gutem Zustande complet vorhanden, und ist das Verzeichniß einzusehen.
Joh. N. Stolterfoht Gottl. Sohn.


Montag den 11. Mai u. f. T. sollen von Vormittags 8 1/2 Uhr an im Rathhause und auf dem Gerberhofe hieselbst:

58 gehre und ungahre Kuhhäute, 200 Pfund Fahl= und Brandsohlleder, 1500 Pfund Abfallleder, 16 Schaaffelle, 50 bis 60 Paar neue Kropp=Stiefeln, Mobilien, Haus= und Küchengeräth, Leinen und Betten, Flachs, 190 Pfund heeden und flächsen Garn, 4 Pfund Silberzeug, 9 kupferne und messingne Kesseln, circa 60 ]Symbol Pfund] zinnerne Schüsseln und Schaalen, Marktkisten, Speck, Schinken etc.
gegen sofortige Zahlung versteigert werden. Am 1. Tage kommen Morgens 9 Uhr Stiefeln und Leder, Nachmittags Leinen, Betten und Silberzeug auf den Bot. Rehna, 25. April 1863.
Schwetzky, Stadtsecretair.


Der in voriger Woche zum 2. Mai angesetzte Verkauf eines braunen vierjährigen Wallach vor dem Gastwirth Köster'schen Locale hieselbst findet nicht statt. - Schönberg, den 30. April 1863.


Vermischte Anzeigen.

Die zwischen dem 1. Oct. 1862 und dem 31. März 1863 versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner haben im Mai d. Js. die Hälfte ihres einfachen Ansatzes (1/2 Simplum) als Beitrag zu bezahlen. Es contribuiren versichert gewesene 101.328.128 mMark Courant.
Lübeck den 13. April 1863.
Namens der Direction Bruhn, Secretair des Vereins.



Bekanntmachung.
Alle diejenigen, welche gewilliget sind, ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag bei der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg zu versichern, werden hiemittelst ersucht, sich

[ => Original lesen: 1863 Nr. 18 Seite 2]

mit ihren desfallsigen Meldungen für das bereits angetretene Versicherungsjahr vom 1sten März 1863 bis dahin 1864 an den Director dieser Anstalt, Herrn Kaufmann Boye hieselbst, wo auch die Statuten dieser Gesellschaft eingesehen werden können, - wenden zu wollen. Schönberg, den 7. April 1863.
Die Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.


Photographie=Album vorzügliche Photographien, Photographie=Rähme von a St. 4 Schilling (Mecklenburg) bis 12 Schilling (Mecklenburg) in 12-16 verschiedenen Sorten und Größen in neuester Auswahl erhielt so eben und empfiehlt bestens J. P. Bade.
NB. Das Einsetzen von Photographien in bei mir gekaufte Rähme geschieht gratis.


Allerneueste wiederum mit Gewinnen vermehrte große Geldverloosung von 2 Million. 700,000 Mark in welcher nur Gewinne gezogen werden, garantirt von der Staats-Regierung.
Ein Original-Loos kostet 4 Taler (Mecklenburg)
Ein halbes Original-Loos kostet 2 Taler (Mecklenburg)
Zwei viertel Original-Loose kosten 2 Taler (Mecklenburg)
Vier achtel Original-Loose kosten 2 Taler (Mecklenburg)
Unter 18,200 Gewinnen befinden sich Haupttreffer von Mk. 250,000, 150,000, 100,000, 50,000, 2mal 25,000, 2mal 20,000, 2mal 15,000, 2 mal 12,500, 2mal 10,000, 1mal 7500, 5mal 5000, 7mal 3750, 105mal 500, 260mal 250 mMark etc. Beginn der Ziehung am 11ten kommenden Monats.
Diese Verloosung steht nicht allein unter der Garantie der Staats-Regierung, sondern die Ziehungen werden von einer eigens dazu ernannten Regierungs-Commission beaufsichtigt, so dass, bei verhältnissmässig kleinen Einlage und der Chance des grossen Gewinnes die grösstmöglichste Sicherheit vorhanden ist.
Unter meiner in weitster Ferne bekannten und allgemein beliebten Geschäfts-Devise:
"Gottes Segen bei Cohn"
wurde im verflossenen Jahre am 2. Mai zum 17t. Male und am 25. Juli zum 18ten Male das grösste Loos, sowie in den letzten Monaten 2mal der grösste Hauptgewinn bei mir gewonnen.
Auswärtige Aufträge werden gegen Einsendung des Betrages in allen Sorten Papiergeld oder Freimarken, sowie gegen Postvorschuss prompt und verschwiegen ausgeführt und sende ich amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach Entscheidung zu.
Laz. Sam. Cohn, Banquier in Hamburg.


Zum bevorstehenden Markt erlaube mir mein Lager von allen Sorten Uhren zu billigen Preisen in Erinnerung zu bringen.
Schönberg, den 30. April 1863.
H. Meyer, Uhrmacher.


Zum bevorstehenden Markt halte mein Manufactur=Geschäft das in aller Art mit den neuesten Sachen assortirt ist, bestens empfohlen, und gebe die billigsten Preise, breite blanke Bänder um 10 Schilling (Mecklenburg).
Schönberg.
Ludwig Creutzfeldt.


Zu bevorstehendem Jahrmarkte halte mein wohl assortirtes Tuch= und Manufacturwaaren=Lager bestens empfohlen und bemerke, daß ich Kleiderstoffe und halbwollne Waaren zu alten Preisen offeriren kann, unter reellster und billigster Bedienung.
Ergebenst Heinrich Creutzfeldt.


Neue blanke bunte und schwere Brokat=Bänder empfiehlt billigst Aug. Groth.


Zu diesem bevorstehenden Markte empfehle ich mich einem geehrten Publikum mit schmackhaften braunen, weißen und Mandelkuchen, frischen Berliner Pfannkuchen, und verschiedenen kleinen gefüllten Törtchen, Makronen und gebrannten Mandeln; ferner mit Ananas, Zitronen, Veilchen und Pfeffermünz=Plätzchen u. a. m.
Meine Bude befindet sich vor dem Hause des Buchdruckers Bicker und ist mit meiner Firma versehen.
Schönberg.
M. Greiff.


Von meinen Berliner, Frankfurter und Leipziger Einkaufsreisen zurückgekehrt, beehre ich mich, dem geehrten Publikum mein mit den neuesten Waaren wohl assortirtes Lager von Tuch-, Manufactur- und Modewaaren bestens zu empfehlen.
Für Landleute empfehle ich besonders recht billig eingekaufte Tuche, Taffte, Atlas= und halbseidene Schürzen, wie auch ganz neue Muster von schwarzen, blanken und bunten Brokatbändern.
Meine Bude ist während der Schönberger Frühjahrs=Markttage, wie immer, vor dem Hause des Herrn Gastwirth Fick.
Achtungsvoll H. Rohde.
Rehna.


G. A. Levissohn (Marcus Nachf.) aus Rehna besucht das bevorstehende Schönberger Frühjahrs=Markt wiederum mit einem großen Tuch= und Manufactur=Waarenlager.
Persönliche Einkäufe in Hamburg, Berlin und Leipzig haben dasselbe so vollständig sortirt, daß jeder Artikel in großer Auswahl und namentlich darunter fertige Mäntel Jacken und Kragen für Damen, auch fertige Sommerröcke, sowie die neuesten blanken, bunten und schwarzen Bänder für Landleute zu sehr billigen Preisen vorräthig. Mit der Zusicherung der besten und reellsten Bedienung bittet er die geehrten Bewohner Schönbergs und der Umgegend ergebenst um zahlreichen Zuspruch.
Die Bude befindet sich wie früher vor dem Hause des Gastwirth Herrn Fick.


Zum Schönberger Markte empfehle mein Lager von Sommer=Mänteln, Mantillen, Double-Shawls, Entous-cas und Sonnenschirmen, so wie von ganz neuen Kleiderstoffen mit dazu passenden Umschlagetüchern in Barege.
Achtungsvoll H. Rohde, Rehna.


Im bevorstehenden Frühjahrsmarkte werde ich wider in Schönberg mit meinem bekannten Manufactur=Waaren=Lager eintreffen, und mache das geehrte Publicum auf eine reichhaltige Auswahl von Cattunen billigsten Preisen aufmerksam.
Mein Stand ist vor dem Weber Baumann'schen Hause.
Rehna im April 1863.
August Brandt.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 18 Seite 3]

Nur 26 Silbergroschen baar oder gegen Post=Nachnahme kostet bei unterzeichnetem Bankhause ein viertel Originalloos (keine Promesse) zu der am 28. und 29. Mai unter Garantie hiesiger Regierung stattfindenden Ziehung der großen Staats-Gewinne-Verloosung, welche letztere in ihrer Gesammtheit 14800 Gewinne enthalt, worunter solche von ev. Thlr. 114000, 57,000, 28,500, 17000, 14,300, 11,400, 8570, 6860, 5700, 2300, 1700, 1140, 570 etc. etc. - (Ganze Loose kosten 3 Thaler 13 Sgr. und halbe 1 Thlr. 22 Sgr.) Die Gewinne werden baar in Vereins=Silber=Thaler durch unterzeichnetes Bankhaus in allen Städten Deutschlands ausbezahlt, welches überhaupt Ziehungslisten und Pläne gratis versendet. - Man beliebe sich daher direct zu wenden an das Haupt=Depot bei Stirn & Greim in Frankfurt a./M.
NB. Außer den Gewinnbeträgen werden durch unterzeichnete auch die planmäßigen Freiloose verabfolgt.
Laut Jedermann zu Diensten stehenden amtlichen Listen wurden durch unsere Vermittelung wieder in jüngster Zeit folgende Capitalpreise gewonnen, resp. ausbezahlt, fl. 115,000 100,000 70,000, 50,000, 35,000, 30,000, 25,000 etc. etc.


Frankfurter Stadtlotterie
Es findet in jedem Monat eine Ziehung statt.
Gewinne: fl. 20,000 - 100,000, 50,000 - 30,000 - 25,000 - 20,000 - 15,000 - 12,000 - 10,000 - 5000 - 4000 - 3000 - 1000 - 117 Mal 1000 - 111 Mal 300 - 633 Mal 100 etc.
Es existiren hierbei nur 28,000 Loose, wovon 14,800 Loose Gewinne erhalten.
Jedes Loos, welches in den ersten fünf Ziehungen herauskommt, erhält einen Gewinn und ein Freiloos.
Jedes Loos, welches bei der sechsten Ziehung ohne Gewinn herauskommt, erhält ein Freiloos zur nächsten Ziehung.
Die Ziehungslisten werden nach jeder Ziehung pünktlich überschickt und da bei der Schlussziehung alle Loose gezogen werden, so erhält jeder Theilnehmer diejenige Ziehungsliste, worin seine Nummer mit dem Resultat verzeichnet steht. Die Gewinne werden sogleich nach jeder Ziehung ausbezahlt. Verloosungspläne und nähere Auskunft werden auf Verlangen gratis und franco übersendet.
Um einer reellen Bedienung und pünktlicher Lieferung der Freiloose versichert zu sein, beliebe man sich direct zu wenden an das Loose-Haupt-Depot.
Anton Horix in Frankfurt a/M.


Dr. Borchardt's arom.=medic. Kräuterseife in Päckchen zu 10 Schilling (Mecklenburg), sowie Dr. Suin de Boutemard's arom. Zahnpasta in Päckchen zu 10 und 20 Schilling (Mecklenburg) sind in bekannter Güte und Trefflichkeit unverändert für Schönberg nur allein ächt zu haben bei J. P. Bade.


Die Hagelschäden=Versicherungs-Gesellschaft zu Erfurt, bestätigt durch Allerhöchste Cabinets=Ordre d. d. Berlin, den 24. Februar 1845, fährt fort auf Grund ihres im Jahre 1860 neu redigirten Statuts, welches den Mitgliedern unbedingt vollständige Entschädigung garantirt, Versicherungen gegen Hagelschaden abzuschließen.
Zur Verabreichung von Rechnungs=Abschlüssen, Statuten und Antragsformularen, sowie zur Ausfertigung von Versicherungs=Anträgen empfiehlt sich Wilh. Heincke, Agent der Gesellschaft.
Schönberg, den 18. April 1863.


J. Burchard aus Rehna empfiehlt sich dem geehrten Publikum zum bevorstehenden Markte mit seinem neu sortirten Manufactur=Waaren=Lager ergebenst.
Eine schöne Auswahl Kleiderstoffe, worunter Camelotts zu 5 und 6 Schilling (Mecklenburg) die Elle. Mantillen in Tuch und Seide, Sonnenschirme und En-tous-cas.
Sehr preiswürdige Tuche und Buckskins. Drei ganz neue Muster von blanken und bunten Bändern, Atlas= und Tafft=Schürzen u. s. w.
Um zahlreichen Besuch bittet ergebenst J. Burchard.
Wie immer, im Hause des Herrn Goldschmied Fischer am Markt.


Karl Kindt aus Rehna empfiehlt sich zum diesjährigen Schönberger Frühjahrs=Markt mit einer großen Auswahl Schuhzeug für Damen, darunter namentlich Zeug= und Leder=Kamaschenstiefel in allen Größen, hohe Schnürstiefel, Morgenschuhe und lackirte Schuhe, und Kinder=Arbeit in verschiedenen Sorten; alles in geschmackvollster Facon.
Sein Stand ist wie gewöhnlich vor dem Hause des Hrn. Kaufmann Boye; die Bude ist mit seiner Firma versehen.


Zum bevorstehenden Schönberger Markte empfehle ich mein reichhaltiges Schuh=Waaren=Lager.
Es enthält allerlei Sorten Kamaschenstiefel von braunem, und schwarzem Leder, so wie alle Arten von hohen und niedrigen Schuhen, Kinderstiefeln, Pantoffeln und eine Parthie beste Patent Gummischuhe. Da ich mit allen in dieses Fach einschlagenden Artikeln wohl versehen bin und alle Arbeiten dauerhaft und geschmackvoll sind, so hoffe ich um so mehr auf zahlreichen Zuspruch. Mein Stand ist wie früher vor der Apotheke und ist die Bude mit meiner Firma versehen.
J. Schleuß, Schuhmacher aus Rehna.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 18 Seite 4]

Zum bevorstehenden Markt empfehle mein Lager aller nur möglichen Manufacturwaaren, wie Tuche, Buckskins, baumwollne und halbwollne Waaren, letztere noch zu alten Preisen. Ferner die neuesten Kleiderstoffe, Sommer=Umhänge und Umschlagtücher zu billigen aber festen Preisen.
Aug. Groth.


Neue große Geldverloosung der freien Stadt Frankfurt am Main unter Leitung und Garantie des Staates von 791,674 Thaler, mit 14800 Prämien von Fl. 200,000, 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2mal 20,000, 15,000, 12000, 10,000, 6000, 2mal 5000, 5mal 4000, 3000, 14mal 2000, 117mal 1000 etc. etc.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt in Silber, 14 Tage nach der Ziehung, ausschließlich gegen Einlieferung der Gewinnloose, und die amtlichen Gewinnlisten werden den resp. Loosinhabern sofort nach der Ziehung übermittelt.
Man kann dich bei derselben für wenige
Sgr. 26. mit 1/4
Thlr. 1. Sgr. 22. mit 1/2
Thlr. 3. Sgr. 13. mit einem Ganzen
bei der am 28. und 29. Mai stattfindenden Ziehung betheiligen durch die mit dem Verkauf dieser Loose concessionirte Effectenhandlung von Jacob Strauß in Frankfurt a. M.
Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß hier von keinen sogenannten Actien oder Certificaten, sondern von Original=Loosen die Rede ist.
D. O.


Versicherungen gegen Hagelschlag bei der Magdeburger Versicherungs=Gesellschaft schließt ab:
Halmfrüchte zu 32 Schilling (Mecklenburg) pro 100 Taler (Mecklenburg) Oelfrüchte zu 1 Taler (Mecklenburg) 12 Schilling (Mecklenburg) pro 100 Taler (Mecklenburg),
der Agent Chr. Egert.


Mit frischem gottländischem und Segeberger Kalk empfiehlt sich bestens Chr. Vock.


Ich erhielt wieder eine Sendung neuer Tapetenproben aus einer Hamburger Tapetenfabrik auf Lager, wovon ich einige Sorten billiger Tapeten auf Lager genommen habe, die ihrer Güte und hübschen Muster wegen bestens empfehlen kann.
Rouleaux=Proben, billige Rouleaux habe ich auf Lager.
C. Schwedt.


Sommermäntel und Umhänge, neuester facons, empfiehlt billigst Aug,. Groth.


Tapeten und Borden in geschmackvoller Auswahl, zu billigen Preisen, empfiehlt Aug. Spehr.


Mit Hosenzeug, Casinet zu Sommerröcken Bettzeug und Halbleinen empfiehlt sich J. J. Schäper, Baumwollenweber.
Schönberg.


Arbeiten von Portland=Cement.
Grabdenkmäler verschiedener Art (Buchstaben werden auf Verlangen eingravirt), Pferde= und Kuhkrippen, Börm= und Schweinetröge, Thürschwellen, Sohrbänke, Abwaschen, Fliesen und sonstige Cement=Arbeiten werden auf das billigste angefertigt von J. Lenschow in Grieben.


Mit Hülfe eines tüchtigen Werkführers werde ich die Töpferei meines verstorbenen Mannes unverändert fortsetzen und bitte, das demselben erwiesene Wohlwollen auch mir schenken zu wollen.
Schönberg.
Töpfermeister Bräme Wittwe.


Den geehrten Bewohnern des Fürstenthums Ratzeburg zeige ich hierdurch ergebenst an, daß ich mich hieselbst als Damenkleidermacher etablirt habe, und empfehle mich, die Kleider nach der Mode anzufertigen.
Schönberg.
J. Lohse, Wasserstraße 65.


Russischen Leinsaamen empfiehlt Aug. Spehr.


Auf meiner Ziegelei stehen noch Drainröhren von 1 1/2-6 Zoll Weite, vorräthig, und erlaube ich mir noch zu bemerken, daß ich die 1 1/2 zölligen von jetzt an für 6 Thaler pr. Tausend verkaufe.
Lockwisch.
J. Kröger.


Von kommender Woche an sind wieder sehr gute Drainröhren von 1 1/2 bis 4 Zoll Weite, vorräthig und sehe ich größeren Bestellungen baldigst entgegen, um dieselben bei den Ziegeleien ehestens anfertigen lassen zu können.
Ch. Egert.


Der Markttage wegen wird mein Omnibus schon am Montage den 4. Mai nach Lübeck fahren.
Schönberg.
F. Fick.


Wer beim Sandgraben auf dem sogen. Voßberge bei Carlow, der Scheide der dortigen neuen Kirchenkoppel zu nahe kommt, hat gerichtliche Bestrafung zu gewärtigen.
Carlow, den 16. April 1863.
Der Kirchenvorstand.


Neben dem Fußsteige nach Gr. Siemz hat sich auf meinem Ackerstück der Rübenkamp ein Steig eingeschlichen, den ich bei Strafe gerichtlicher Ahndung hierdurch verbiete.
Chr. Vock.


5 Thaler Belohnung zahle ich demjenigen, der mir nachweist, wer seit ca. 14 Tagen vor Ostern bis jetzt von meinem Hofplatze ungefähr 30-40 größtentheils weiße Hühner weggefangen oder weggestohlen hat, so daß ich den Thäter gerichtlich belangen kann.
Hauswirth Kleinfeldt in Lockwisch.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 23. bis 30. April

Geboren: Den 25. dem Webermeister Threms hies. ein S. Dem Zimmergesellen Clasen hies. ein S.

Gestorben: Den 24.: Minna Freitag, Büdnertochter zu Törpt, 2 1/2 M. a.

Copulirt: Den 24. Joh. Friedr. Bade, Arbm. hies., und A. Cath. Lenschow zu Gr. Siemz. - Joh. Wilh. Georg Volkmann, Chausseegeld=Einnehmer zu Kl. Siemz, u. Marg. Soph. Dor. Scharf hies.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck am 29. April 1863.
Weitzen1Taler (Mecklenburg)16 - 24Schilling (Mecklenburg)
Roggen1Taler (Mecklenburg)1 - 4Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)32 - 40Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)28 - 32Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 52Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)40 - 48Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)32 - 36Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapssaatTaler (Mecklenburg)29 30Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)28 29Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)20 - 21
Butter11Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß4 - 5Schilling (Mecklenburg).


(Nebst Beilage.)


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 18 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 1. Mai 1863.


- Die Spannung zwischen England und Nordamerika, namentlich über die Wegnahme von englischen Schiffen, scheint einen bedenklichen Grad erreicht zu haben. Im englischen Parlament wurde bereits die Möglichkeit eines Krieges ins Auge gefaßt. England soll ein Ultimatum nach Washington geschickt und mit Abberufung seines Gesandten gedroht haben. Mehrere Angriffe des Nordens zu Wasser und zu Lande sind mißglückt und es kommt demselben nur das zu statten, daß im Süden, namentlich in Richmond geradezu Hunger und vielerlei Noth herrscht und die äußerste Erschöpfung nahe zu sein scheint.
- Immer zahlreicher werden die Schaaren der Aufständischen in Polen; die Russen haben weithin Tag und Nacht weder Ruhe noch Rast; kleine glückliche und unglückliche Gefechte kommen fast täglich vor. Der Aufstand verstärkt sich besonders aus Warschau; die jungen Leute, welche sich seither zurückhielten, werden von dem geheimen Revolutionsausschuß gezwungen, sich den Kämpfern anzuschließen; sie wissen wohl, daß sie unter genauester Aufsicht stehen, und daß sie die Strafe ereilt, wenn sie ungehorsam sind. Täglich fast erscheinen Aufrufe des Ausschusses von Warschau, sie liegen zu hunderten auf den Straßen, ohne daß die Russen die Druckerei und die Leute entdecken.
- Von Rechtswegen mag noch die russische Regierung die Herrschaft in Polen besitzen, in der That genießt aber die Nationalregierung das Ansehen. Einer meiner Bekannten war zufällig dabei, als ein Polizist die Sequestration eines Gutes verfügen wollte, dessen Besitzer sich bei den Insurgenten befindet. "Ich glaube, daß das nicht gut gehen wird", brummte sein Schreiber, indem er eine bezeichnende Handbewegung am Halse machte. "Dann lassen wir's", erwiderte der Policeibeamte, bei dem die Furcht vor der Rache der National=Regierung stärker war, als die Furcht vor der Strafe, die er von Seiten seiner Vorgesetzten zu erwarten hatte. Vor einigen Tagen fand, wie der Ostd. Z. berichtet, wird, ein Termin zum Ankauf alter Baumaterialien statt, die durch das Niederreißen der Häuserreihe auf der krakower Vorstadt gewonnen werden sollten. Da erschien plötzlich ein Unbekannter, der einem der Licitanten zuflüsterte, jedes Bieten wäre von der National=Regierung untersagt. Der Unbekannte wäre sofort wieder verschwunden, aber ihm folgten sämmtliche Licitanten. Ein Termin für eine Kohlenlieferung an die Regierung hatte denselben Erfolg.
- Täglich erwartet man die Antwort des Kaisers von Rußland auf die drei an ihn abgesandten Noten. Man will wissen, der Kaiser werde zugleich mit der Antwort an die Großmächte eine Denkschrift versenden, in welcher er die Lage der Revolution und die in Polen einzuführenden Reformen verbreiten, und endlich vorschlagen werde, die polnische Frage und alles andere Fragliche in Europa auf einem Congresse zu verhandeln. Ob schließlich einmal ein europäischer Congreß vor einem Kriege zusammentreten wird, wie es sonst nur nach einem Kriege geschehen ist, oder was sonst unter der Menge von Möglichkeiten geschehen wird, das wissen weder wir noch Andere, vielleicht nicht einmal der große Wettermacher an der Seine. Daß er einen großen Kriege namentlich am Rhein vermeiden wird, so lange als möglich, wenigstens so lange, als er ihm nicht unerwartet leicht gemacht wird, daß glauben wir, wie Viele; denn er spielt in seinen Jahren und in seiner Lage nicht gerne va banque!
- Mit Schweden soll Napoleon wirklich ein Bündniß in aller Form abgeschlossen und mit Dänemark ein gleiches eingeleitet haben. Spanien, Italien und Schweden wurden zu Noten an Rußland bezüglich der polnischen Sache veranlaßt.
- Seit den Kaiser Napoleon das Gerücht beunruhigt hat, Kaiser Alexander und König Wilhelm würden nächstens eine Zusammenkunft haben, wird, wer in Berlin aus= und eingeht und was dort vorgeht, scharf beobachtet, wie das Taubenhaus vom Geier. Die Wiener haben beobachtet, daß ein Vertrauter des Kaisers Alexander eingetroffen und mit dem Prinzen Carl und Herrn v. Bismark Unterhandlungen gepflogen habe, bei welchen es sich um ein Schutz= und Trutzbündniß zwischen Rußland und Preußen handle. Die Pariser wollen wissen, daß Oberst Reuter mit einem eigenhändigen Schreiben des Königs an Kaiser Alexander Berlin verlassen habe. Freilich sind die eigenhändigen geheimen Briefe der Könige und Kaiser jetzt eben so Mode wie in einer frühern Zeit die offenen Briefe anderer Leute.
- Die Deputation der Griechen, die im Namen ihrer Nation dem dänischen Prinzen Wilhelm die Königskrone antragen soll, ist bereits in Kopenhagen angekommen und vom Könige zur Tafel gezogen worden. Dem Prinzen Wilhelm mag eigenthümlich zu Muthe werden, wenn er erfährt, daß ein Bruder des Mörders Dosios in der Deputation ihn bekomplimentiren soll, der voriges Jahr mit der Pistole nach seiner Königin schoß.
- Der alte Palmerston ist ein merkwürdiges Muster von einem Minister. Der Mann ist ein guter Siebenziger; sein alter Kopf trägt graue Haare, die aber nicht seine einzige Weisheit ist, denn sein Schädel birgt ein tüchtiges Gehirn, und sein Busen ein junges starkes Herz; ein Mundwerk hat er, wie ein Schwert und einen Körper von Gußstahl. Napoleon kennt ihn, seinen Freund Palmerston, und hat sich an den Nüssen, die ihm dieser von Zeit zu Zeit zu knacken gibt, schon so viele Zähne aus= und losgebissen, daß er bald gar nicht mehr beißen kann; die letzte Nuß war eine mexikanische.
- Von den 500 Schwarzen, die Napoleon von dem Vicekönig von Aegypten geliehen hat, weil sie das mexikanische Klima so gut ertragen können, wird er ihnen die meisten schuldig bleiben müssen. Hundert sind gleich nach ihrer Ankunft in Mexiko österreichisch geworden, d. h. sie sind schwarz=gelb geworden, d. h. sie haben das gelbe Fieber bekommen und liegen im Spital, wo sie auch wahrscheinlich liegen bleiben werden. Die andern 400 sind davon gelaufen, wahrscheinlich um sich besser an das Klima zu gewöhnen.
- In Hannover ist der † offiziell abgedankt, d. h. die alte Entsagungsformel bei den Kindtaufen ist von dem Consistorium aufgehoben worden. Sie kann nicht mehr zwangsweise, sondern nur noch von und für Liebhaber angewendet werden.
- In Coburg sind Abgeordnete der Apothekervereine aus Nord= und Süddeutschland sowie aus Oesterreich zusammengetreten, um eine allgemeine deutsche Arzeneitaxe zu berathen.
- Aus Turin melden Zeitungen, daß König Victor Emanuel seinen längst gehegten Vorsatz, die hübsche Tambourmajors=Tochter Rosine morganatisch zu heirathen, nun ausgeführt hat. Rosine, welche dem Könige bereits mehrere Kinder geboren hat, ist zur Marchesa de Mirafiori (Wunderblume) gemacht worden. Es fehlt nicht an Andeutungen, daß Victor Emanuel abzudanken gesonnen ist.

[ => Original lesen: 1863 Nr. 18 Seite 6]

- Der französische Meteorolog Mathieu sagt für diesen Sommer eine veränderliche Witterung voraus; gegen Mitte Juli und in der zweiten Hälfte des Augusts fänden viele atmosphärische Störungen Gewitter und Hagel statt. Noch bis in den October und November hinein soll es blitzen und donnern; der Herbst soll ein vorzugsweise nasser werden.
- (Mancherlei.) In Berlin erschoß sich ein 72jähriger immergrüner Schuster aus Schmerz über verschmähte Liebe. - Aus Bremen sind im Jahre 1862 nur 14,000 Personen ausgewandert, im Jahre 1860 noch 39,000. - Preußen hat 98 verschiedene Ordensdecorationen; es hat darin die ganze Welt überflügelt. - In Berlin bezahlt man jetzt für den Eimer Eis 24 Schilling (Mecklenburg); sechsmal so viel als in anderen Jahren. Die Actienbrauer daselbst beziehen ganze Schiffsladungen Eis aus Norwegen. - Dem genialen Schuster und Meistersänger Hans Sachs soll nun auch die Ehre zu Theil werden, ein Denkmal zu erhalten. Das Modell hat der Bildhauer Krause in Nürnberg vollendet und in seinem Atelier aufgestellt.


Das preußische eiserne Kreuz.

Das eiserne Kreuz wurde durch die Jubelfeier der deutschen Erhebung am 17. März wieder bedeutend in den Vordergrund gestellt. Orden haben an sich einen tiefern Sinn, als den des bloßen Aufputzes der linken Brustseite, und Orden wie das eiserne Kreuz sind mehr als Decorationen. Es ist daher der Mühe nicht unwerth, gerade in diesen Tagen einige kurze Notizen über das eiserne Kreuz zu geben.
Nachdem der edle York am 30. Decbr. 1812 in der Mühle zu Potcherau die Kette, an welcher Frankreich das arme Preußen sechs Jahre lang gefesselt gehalten, zersprengt, loderte dort der patriotische, der deutsche Enthusiasmus in vollen Flammen auf. Auch der bis dahin zu schüchterne König ermannte sich, ging am 22. Januar 1813 nach Breslau, rief am 3. Febr. Sein Volk zum Kampf gegen den übermüthigen Unterdrücker auf, verband sich am 28. Februar zu Kalisch mit Rußland und stiftete, bevor er am 16. März den Krieg an Frankreich erklärte, am 10. März 1813 zu Breslau das eiserne Kreuz für Verdienste preußischer Staatsbürger um das Vaterland in dem bevorstehenden Befreiungskriege. Das erste Großkreuz heftete der König an die treure Brust seines braven Blücher.
Ursprünglich war das Kreuz nur für den eben bevorstehenden Feldzug bestimmt, und wurde daher nur in den Jahren 1813 bis mit 1815 vertheilt. Später theilte man die Vertheilung insofern aus, als die früher aus den Feldzügen von 1813-20 Vorgeschlagenen nachträglich noch bis 1840 die durch Todesfälle an die betreffenden Compagnien zurückfallenden Kreuze erhielten. Durch Cabinetsordre vom 3. August 1841 wurden "Senioren" des eisernen Kreuzes, und zwar der 1. Klasse 12 aus dem Officier= und 12 aus dem Soldatenstande vom Feldfebel abwärts, und der 2. Klasse 36 ans dem Officier= und 36 aus dem Soldatenstande eingeführt, von denen die der 1. Klasse einen Ehrensold von 150 Thalern, die der 2. Klasse von 50 Thlrn. auf Lebenszeit erhalten sollen, dafür aber in Preußen ihren Aufenthalt nehmen mußten.
Interessant wird dieses Ordensverzeichniß besonders dadurch, daß bei jedem Inhaber der Ort, wo das Kreuz verdient und seine neueste bürgerliche Stellung angegeben ist. Nach der uns vorliegenden 1044 Seiten umfassenden amtlichen Ordensliste im Jahr 1855 lebten in diesem Jahre noch aus dem Officierstande: 1 Ehren=Senior aus der 1., 27 Ehren=Senioren aus der 2. Klasse, und 2 Ehren=Senioren aus dem Soldatenstande, 3 Senioren 1. Klasse aus dem Officier=, 62 der 2. Klasse aus demselben, und 11 aus dem Soldatenstande, sowie 179 Inhaber des Kreuzes 1. Klasse, und 5660 des Kreuzes 2. Kl. Davon erhielten in den Kriegsjahren 1813 bis 1815, also der Stamm der Kreuzträger, 163 die 1., und 2332 die 2. Klasse. Alle übrigen erhielten zwar erst später durch Vererbungen, jedoch auch für Heldenthaten aus jenen denkwürdigen Tagen die wohlverdiente Auszeichnung. Außer diesem durch Blut verdienten Kreuz am schwarzen Bande mit weißen Streifen giebt oder gab es noch ein eisernes Kreuz am weißen Bande mit schwarzen Streifen für die, welche in jenen Jahren sich verdient gemacht, ohne mitgekämpft zu haben, wovon im Jahr 1855 noch 563 lebten. In dem Officierstande der preußischen Armee zahlte man im Jahr 1858 12 Kreuze 1. Kl., 77 Kreuze 2. Kl. und 4 Kreuze der Nichtcombattanten.
Wie manches Kreuz ist seit 1855 und 1858 in Preußen schlafen gegangen.
(D.=Z.)


Komische Heilung von Trunksucht.

Baron H. hatte, neben vielen guten Eigenschaften auch die Eigenheit, stets auf seiner oft sonderbaren Meinung zu bestehen und um dann den Zudringlichkeiten und Einreden seiner Umgebung auszuweichen, stellte er sich taub. Einer seiner Diener, der von Kindheit auf in der Familie gewesen war und stets Treue und Anhänglichkeit an dieselbe gezeigt hatte, so daß der Baron ihm endlich den Posten eines Kutschers gab, nahm endlich das Laster der Trunksucht an, was der Gemahlin des Barons so mißfiel, daß sie wiederholt um seine Entlassung bat. Der Baron stellte sich gegen alle ihre Bitten aber taub und rühmte die guten Eigenschaften Johanns.
Es traf sich aber, daß Johann eines Tages die Baronin auf einer Spazierfahrt in der Trunkenheit umwarf, wobei die Dame zwar nur leicht verletzt wurde, was ihr aber doch genügenden Grund gab, abermals auf die Entfernung des Trunkenboldes zu dringen. - "Ei, ei, sagte der Baron, als sie sich in Klagen über den unverbesserlichen Säufer erschöpft hatte, also der arme Johann ist krank. Das thut mir recht leid." - "Betrunken ist er," rief die Dame, "und hat mich umgeworfen." - "Ja wohl, wir müssen für seine Heilung sorgen, sagte ruhig der Baron. Ich werde gleich das Nöthige anordnen."
Die Baronin gab den Versuch auf, ihrem tauben Gemahl die Wahrheit verständlich zu machen; der Baron klingelte eben und ließ Johann herbeirufen. "Johann, sagte er, als der betrunkene Mensch ins Zimmer trat. Du weißt, ich halte etwas auf Dich und so lange Du Dich gut aufführst, soll es Dir bei mir an nichts fehlen. Meine Frau sagt mir, Du seist krank und ich sehe das auch, denn Du kannst kaum stehen. Gehe zu Bett, ich werde Dir Arzneimittel schicken." - Der Kutscher ging, ward in's Bett gebracht, auf Befehl des Barons mit zwei tüchtigen Zugpflastern auf dem Rücken und am Halse versehen, während ein Wundarzt ihm eine Ader schlug und mehrere Unzen Blut abließ. Am nächsten Morgen lag der arme Johann erschöpft im Bett, jede Bewegung schmerzte ihn, denn sein Rücken war nur eine Blase. Dabei bekam er nur Wassersuppe zu essen und hörte auf sein Befragen von einer alten Wärterin, wie er zu diesem traurigen Zustande gekommen. Dies ging acht Tage lang fort. Der Baron ließ sich zweimal täglich nach dem Befinden seines lieben Johann erkundigen, änderte aber an der schmalen Kost nichts, obgleich der Kranke wiederholt versicherte, daß ihm gar nichts fehle.
Nach Verlauf von acht Tagen wurde dem "Kranken wider Willen" erlaubt aufzustehen und zu seinem Herrn zu kommen. "Nun, Johann, ich höre, es geht Dir besser?" redete ihn der Baron an. - "Nun, nun, das ist schon recht. Gegen Krankheit kann freilich Niemand, und sollte sich Deine Krankheit wiederholen, so werde ich Sorge tragen, daß Dir dieselben Mittel wieder werden, die Dir jetzt so gute Dienste geleistet haben." - "Ich danke Eure Gnaden, ich hoffe, es wird nicht mehr nöthig sein, entgegnete ganz zerknirscht Johann. - "Das hoffe ich auch und verspreche Dir, Dich zu behandeln, wie Du Dich gegen mich beträgst."
Wir dürfen wohl nicht erst versichern, daß Johann nie wieder sich der Trunksucht ergab.


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