No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. März
1863
dreiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1863 Nr. 11 Seite 1]

Die Neustrelitzer Zeitung theilt das Programm zur 50jährigen Jubelfeier vom 30. März 1813 mit: 1) Sämmtliche Mecklenburg=Strelitzsche Husaren und freiwillige Jäger aus den Jahren 1813, 1$, 15, sowie diejenigen in Mecklenburg=Strelitz wohnenden ehemaligen Militairs, welche unter anderen verbündeten Truppen an den Freiheitskriegen Theil genommen und zu dieser Feier eine Einladung erhalten haben, versammeln sich am 29. März d. J. Nachmittags um 3 Uhr, vor dem Schützenhause hieselbst, marschiren, eingeholt durch die Militairmusik, vor das Schloß und bringen Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge und der Allerhöchsten Familie ein Hoch. 2) Abends 7 Uhr findet im hiesigen Großherzoglichen Schauspielhause eine Festvorstellung statt, zu welcher für die geladenen Festtheilnehmer Billets reservirt und von einem Mitgliede der unterzeichneten Committe auf dem Schützenhofe entgegen zu nehmen sind. Nach einem Prologe, gedichtet von dem ehemaligen Lützower Oberjäger J. F. Bahrdt, kommt zur Aufführung: "Wie geht es dem König?" Lustspiel in 5 Acten. "Der Bivouac vor Paris." Eine Scene aus dem deutschen Freiheitskampfe 1814. - Am 30. März, Vormittags 9 3/4 Uhr, versammeln sich die sämmtlichen Veteranen wieder auf dem hiesigen Marktplatz und begeben sich um 10 Uhr zum Gottesdienst in die Stadtkirche, wo sie auf den Bänken vor dem Altare Platz nehmen. 4) Die Festtafel im Schützenhause beginnt Mittags 2 Uhr und kann an derselben jeder nach vorgängiger Meldung bei einem Mitgliede der unterzeichneten Committe Theil nehmen. Die von Sr. Majestät dem Hochseligen König Friedrich Wilhelm III. von Preußen dem Regimente verliehene Standarte wird mit militairischer Begleitung in das Festlocal gebracht und während der Tafel dort aufgestellt. Wegen der Toaste, Reden, Gesänge und Tafelmusik werden die erforderlichen Bestimmungen durch die Committe getroffen und zur Kenntniß der Betheiligten gebracht. 5) Am 31. März, Vormittags 11 Uhr, kommen die Veteranen zum Abschied auf dem hiesigen Paradeplatz zusammen. Se. Kön. Hoheit der Großherzog werden dieselben dort vor ihrer Entlassung in die Heimath begrüßen und den Grundstein zu einem Doppeldenkmal legen, welches Allerhöchstderselbe zwei edlen Repräsentanten jener glorreichen Zeit Sr. Kön. Hoheit dem Großherzoge Carl, der den Aufruf vom 30. März 1813 erlassen, Sr. Hoheit dem Herzoge Carl, der das Husaren=Regiment in seiner Brigade gehabt, zu Setzen Willens ist. Neustrelitz den 7. März 1863.
Die zur Feststellung des Festprogramms erwählte Committe.
Cammerrath v. Oertzen. Lieutenant Scheel. Hofbuchhändler Barnewitz.
- Ein wahrhaft polnischer Reichstag herrscht über und aus Polen: alles durch und wider einander. Man hoffte wie die Sache stehen, in kurzem die Insurrection in Russisch=Polen völlig überwunden zu haben. Die Vorgänge in der Provinz Posen und in den Grenzkreisen Westpreußens, die massenhaften, oft mit Gewaltthaten verbundenen Zuzüge preußisch=polnischer Unterthanen zu den Insurgenten, die notorischen Einfälle bewaffneter Rebellen in das preußische Gebiet, bei denen selbst ein preußischer Officier verwundet worden ist; die mit Beschlag belegten Waffen= und Munitionssendungen und Vorräthe geben den Beweis, daß wenn die Vorsicht der preußischen Regierung nicht sofort so bedeutende Truppensendungen nach jenen Gegenden dirigirt hätte, man heute ebenso gut wie jenseits der Grenze die Brandfackel unsinniger Unternehmungen zu beklagen haben würde. Viele vornehme polnische Familien haben in diesen Tagen Berlin passirt, um bis zur Wiederherstellung der Ruhe sich nach Hamburg zu begeben.
- Nichts in der neuern Zeit hat sich so schwer gerächt als die Theilung Polens. Keiner der drei theilenden Staaten, Preußen, Oestreich und Rußland, ist der Beute jemals recht froh geworden bis auf den heutigen Tag. Jedes Jahrzehnt erneuern sich die revolutionairen Zuckungen in den zerrissenen Theilen, die zum Ganzen zurückstreben. Und wenn die Staatskunst oder unvorhergesehene Ereignisse das alte Polen wieder herstellten, würde das Reich doch nicht von Dauer sein. Ein polnischer Patriot, wie es wenige gegeben hat, der vor wenig Jahren verstorbene Graf Raczonski in Posen, äußerte einmal: "Der Patriotismus ist eine schöne Sache, und wäre es möglich, Polen herzustellen, so würde ich die Hälfte meines Vermögens dafür hergeben und mit der andern Hälfte auswandern." Diese Worte schildern seine Landsleute.
-Am 7. März war die Prinzessin Alexandra auf der Themse angekommen. Sie wurde begrüßt von der Artillerie der größten Panzerschiffe mit Kanonenschüssen, die über den Kanal widerhallten. Alle Schiffe, welche zur Begrüßung der Prinzessin commandirt sind, waren in zwei Linien aufgestellt, um zu Salutiren. Gravesend war zum Landungsplatz erkoren, nachdem die Landung stattgefunden, begab sich die Prinzessin am Arm ihres Bräutigams unter Geschützesdonner der Artillerie und unendlichem Hurrahrufen von wenigstens einer Million lungenkräftiger Engländer nach dem Landungsplatze. Von diesem Punkte begann der feierliche Empfang am Lande mitten durch blumengeschmückte Straßen, Triumphbögen, Militairspaliere, Civilbehörden etc. und eine unzählige Menschenmenge, welche sich Kopf an Kopf so zu sagen über einander gethürmt hatte.

[ => Original lesen: 1863 Nr. 11 Seite 2]

Der Zug durch London selbst dauerte gegen drei Stunden. Wenn die Prinzessin den ersten Tag in London glücklich überlebt, so darf sie auf ein langes Leben hoffen.
- In Hamburg wurde die Prinzessin Alexandra oder vielmehr ihr sie begleitender Vater, als er im offenen Wagen durch die Straßen fuhr, von der versammelten Menge mit dem Liede "Schleswig=Holstein meerumschlungen" angesungen.
- Das Hochzeitsgeschenk des Königs Leopold der Belgier für die Prinzessin Alexandra von Dänemark besteht in Spitzen. Was für Spitzen ein König schenkt, und zwar ein König, zu dessen Gebiet Mecheln und Brüssel gehören, das läßt sich errathen. Auch die Herzogin von Brabant wird ihrer Cousine ein ähnliches Geschenk, ein schwarzes Spitzenkleid darbringen. - Das Hochzeitskleid der Prinzessin ist im Auftrage der Königin Victoria von England bei dem Hoflieferanten Gerson in Berlin angefertigt. Die prachtvolle Robe besteht aus einem Silberstoff mit Spitzen in Silberdruck gewirkt. Die Schleppe ist von Rosasammt und schwerster Silberstickerei.
- Wer hier so ungeschickt gewesen ist, sich vom Soldaten frei zu loosen, kann's drüben über'm Meer wieder gut machen. Das neueste Gesetz der Union verpflichtet alle Bürger von 20-45 Jahren zum Soldatendienst, sobald sie der Präsident einberuft, selbst die Abgeordneten und Geistlichen machen keine Ausnahme. Bürger sollen vor Nichtbürgern nicht den geringsten Vorzug haben; jeder Einwanderer braucht nur zu erklären, daß er einmal Bürger werden wolle, so genießt er sofort das Recht und die Pflicht, Soldat zu werden. Nur unter einer Bedingung kann er frei werden: wenn er einen Stellvertreter oder 300 Dollars bezahlt.
- Am 20. Februar sind es 50 Jahre gewesen, daß die ersten Kosacken in Berlin erschienen. Ein 12jähriger Knabe wollte eben zur Schule wandern, als die Langbärte angetrollt kamen. Er grüßte sie auf das freundlichste, und sie nahmen ihn zu sich aufs Pferd. Als die Kosacken in der Burgstraße erschienen, feuerten die Franzosen auf sie. Da ward schnell der Junge vom Pferde geschoben und der Trupp verschwand. Aus jenem Jungen ist ein rüstiger Greis geworden, der frisch und munter auf seinem Gute Bankewitz lebt und v. Durant heißt.


Anzeigen.


Vorladung.

Antragsmäßig soll über die Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Arbeitsmanns Rickert, Sophie Magdalena Wilhelmine geb. Stahl, auf der Baeck ein Hypothekenbuch errichtet werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das anzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Freitag den 8. Mai d. J., Morgens 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke Sowohl gegen den jetzigen als zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. Februar 1863.
Großherz. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) Reinhardt.


Präclusiv=Bescheid.

In Sachen, betreffend die Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die Büdnerei des Schusters Hans Jochen Oldenburg zu Pahlingen giebt das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg reproductis ad acta proclamatibus cum documentis aff- et refixionis nec non insertionis, auf das Termins=Protocoll vom 3. d. M. hierdurch den

Bescheid:

daß nunmehr alle diejenigen, welche sich sowenig in dem Termin vom 3. d. M. als bis jetzt gemeldet haben, mit ihren etwaigen dinglichen Ansprüchen an die obengedachte Oldenburgsche Büdnerei, wie hiemit geschieht, präcludirt und abgewiesen sein sollen.

Von Rechts Wegen!

Schönberg, den 5. März 1863.

C. L. v. Oertzen.
L.S.   A. E. C. Zimmermann.


Verkaufsanzeigen.

Da in dem zum Verkauf der zum Nachlaß des allhier verstorbenen Lohgerber Ernst Spehr gehörenden Grundstücke stattgehabten Termin ein Gebot überall nicht abgegeben worden; so wird ein neuer Termin zum Verkauf der gedachten Lohgerber Ernst Spehr'schen Grundstücke, als des an der Rehnaer Chaussee belegenen Wohnhauses nebst Hintergebäuden, und eines Gartens von etwa 64 []Ruthen Flächeninhalt auf Freitag den 27. k. M. März d. J., Vormittags 12 Uhr, hiedurch anberaumt, wozu sich Kaufliebhaber einfinden wollen.
Schönberg, den 26. Februar 1863.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) A. Dufft.


Der in den Ladungen vom 18. December v. J. auf Freitag den 27. März k. J., Mittags 12 Uhr, angesetzte Termin zum Ueberbot auf die Büdnerei des Schusters Haus Jochen Oldenburg in Pahlingen, wird mit dem Bemerken, daß im Verkaufs=Termin vom 3. d. M. ein Gebot nicht abgegeben worden, hierdurch öffentlich in Erinnerung gebracht. Schönberg, den 5. März 1863.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.)   A. E. C. Zimmermann.


Unter den bekannten Bedingungen sollen gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden:
1) im Carlower Revier, im Röggeliner Holze am Dienstage den 17. März:

90 Faden buchen Kluft=, Knüppel= u. Olmholz,
2 do. eichen und
4 do. Aspenholz.
Versammlung der Käufer Morgens 9 1/2 Uhr am Schlagbaum des Holzes am Röggeliner See.
2) im Schlagbrügger Revier,
a. im Garnsee, am Mittwoch den 18. März:
70 Faden buchen Kluft=, Knüppel= u. Olmholz,
4 do. Tannenholz.
Versammlung der Käufer Morgens 9 Uhr am Schlagbaum des Holzes am Garnsee.
b. in den Möörken bei Thandorf, am Donnerstag den 19. März, Morgens 9 Uhr:
2 1/2 Faden buchen Olm.
c. an demselben Tage Nachmittags 2 Uhr, im Schlagbrügger Holze:
1 1/2 Faden eichen Holz,
3 3/4 do. buchen Knüppel= und Olmholz.

[ => Original lesen: 1863 Nr. 11 Seite 3]

3) in Hohenmeiler Revier, im Heidenholze bei Selmsdorf, am Freitag den 20. März,

19 Faden buchen Kluft=, Knüppel= u. Olmholz.
4 1/2 do. ellern Knüppelholz.
Versammlung der Käufer Morgens 10 Uhr am Schlagbaum des Holzes beim Hofe Selmsdorf.
Schönberg den 12. März 1863.
Danckwarth.


Vermischte Anzeigen.

Die diesjährige Frühlings=Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg findet am Sonnabend den 28. d. M., Vormittags 11 Uhr, im Locale der Wittwe Boye hieselbst statt.
Schönberg, 5. März 1863.
F. Boccius, d. Z. Secretair.


Versammlung der Mitglieder aus dem II. Districte der Schl.=Holst.= Lauenburgischen Hagel=Versicherungs=Gesellschaft zu Ratzeburg auf dem "großen Keller" am nächsten Mittwoch den 18. März, Mittags 1 Uhr.


Club im Hause des Herrn Aug. Spehr, am Mittwoch den 18. März 1863.


Ein gebildeter junger Mann, der Lust hat die Landwirthschaft praktisch zu erlernen, findet gegen angemessenes Kostgeld zu Ostern d. J. eine Stelle bei mir.
C. Peitzner, Inspector.
Prieschendorf bei Dassow.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen=Brüderschaft am Tage nach Ostern, d. 7. April, stattfindet. Die Auflage beträgt 40 Schilling (Mecklenburg). Die Gesellen, welche ihre Rückständige Auflage bisher nicht gezahlt haben, werden aufgefordert, Solche an diesem Krugtag zu entrichten, widrigenfalls dieselbe auf ihre Kosten eingefordert wird.
Schönberg, den 10. März 1863.
Die Vorsteher und Altgesell der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Die rühmlichst bekannten electro=magnetischen Zahnbänder in indigoblauer Seide, bestes Erleichterungsmittel für Kinder zum Zahnen, sowie electr.=magn. Kopfbinden, Hals= und Cravattenbänder, Fußsohlen etc. gegen rheumatische und nervöse Leiden. Sämmtliches aus der renommirten Fabrik von Dr. Heß u. Co. in Berlin, empfiehlt Wilh. Heincke.


Verlobungs=Anzeige.
Statt jeder besonderen Meldung allen meinen Freunden und Bekannten die Nachricht: meiner am 6. März statt gehabten Verlobung mit Fräulein Caroline Meyer aus Ludwigslust.
Parber bei Rehna den 12. März 1863.
W. Molter.


Nachdem erst in der 240. Lotterie meiner Collecte das große Loos von Crt. Mark (Lübeck) 102,000 auf No. 11399 zu Theil wurde, fiel in der beendeten 243. Lotterie am 4. Februar 1863 abermals das große Loos in meine vom Glücke begünstigte Collecte.
Zu der am 18. März d. J. wieder beginnenden Ziehung 1. Classe empfehle ich ganze Loose à Crt.Mark (Lübeck) 5., halbe Loose à Crt.Mark (Lübeck) 2. 8 Schilling (Mecklenburg) und viertel Loose à Crt.Mark (Lübeck) 1. 4 Schilling (Mecklenburg). Aufträge weden prompt effectuirt.
Salomon Simon, Hamburg.


Neueste große Geldverloosung von 2 Millionen 367,900 Mark Ct. in welcher 19,700 Gewinne gezogen werden, garantirt und beaufsichtigt von der freien Stadt Hamburg.
Zur Entscheidung kommen:
Der größte Gewinn event. 200,000 Mk. 2mal 100,000, 1mal 50,000, 1mal 30,000, 1mal 20,000, 1mal 15,000, 8mal 10,000, 2mal 8000, 2mal 6000, 4mal 5000, 8mal 4000, 18mal 3000, 50mal 2000, 6mal 1500, 6mal 1200, 106mal 1000, 106mal 500, 6mal 300, 106mal 200 Mark Cour. etc.
Beginn der Ziehung am 18. Marz d. J.
Zu dieser sehr interessanten und vortheilhaften Geld=Verloosung, welche in Folge der sich fortwährend steigernden Betheiligung von Seiten des Publikums auch diesmal wiederum vergrößert und bedeutend verbessert ist, kostet:
Ein ganzes Original=Loos 2 Thlr. Pr. Ct.
Ein halbes Original=Loos 1 Thlr. Pr. Ct.
Ein viertel Original=Loos 1/2 Thlr. Pr. Ct.
Auswärtige Aufträge, selbst nach den entferntesten Gegenden, werden prompt und verschwiegen gegen Einsendung des Betrages oder durch Postnachnahme ausgeführt, sowie amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach Entscheidung zugesandt.
Wiederverkäufer erhalten ansehnlichen Rabatt.
Ich erlaube mir ganz besonders darauf aufmerksam zu machen, daß mein Geschäft stets sehr vom Glücke begünstigt wurde, es wurden nämlich bereits zum 24sten Male die größten Hauptgewinne bei mir gewonnen.
B. Silberberg.
Banquier, Geldwechsel= und Staatspapieren=Geschäft in Hamburg.


Die gewinnreichste Speculation ist die Betheiligung bei der am 18. kommenden Monats beginnenden Staats-Gewinne-Verloosung in welcher nur Gewinne gezogen werden im gesammtbetrag von 2 Millionen 400,000 Mark, vertheilt auf 19700 Gewinne und zwar unter der Garantie der Hamburger Regierung.
Ganze Originalloose zu dieser ersten Ziehung kosten 2 Thlr., halbe 1 Thlr., 2 Viertel 1 Thlr. und ein Viertel nur 15 Sgr.
Dieselben sind durch Unterzeichnete direct gegen bar oder Postvorschuß zu beziehen.
Unter den 19700 Gewinnen befinden sich Haupttreffer von Mark 200,000, 100,000, 50,000, 30,000, 20,000, 15,000, 8mal 10,000, 2mal 8000, 2mal 6000, 4mal 5000, 8mal 4000, 18mal 3000, 50mal 2000, 6mal 1500, 6mal 1200, 106mal 1000, 106mal 500 etc.
Die Gewinne werden in baar durch unterzeichnetes Bankhaus, welches mit dem Verkauf der Loose beauftragt ist, in allen Städten Deutschlands ausbezahlt, welches überhaupt Ziehungslisten und Pläne gratis versendet. Man beliebe sich daher direct zu wenden an das
Central=Haupt=Depot bei Stirn & Greim Banquiers in Frankfurt a./M.
P.S. Um endlich alle Bedenken zu beseitigen, werden die Einlagegelder denjenigen, welchen das Unternehmen nicht entsprechen sollte, bei Retournirung der Loose bis 2 Tage vor Ziehungsbeginn sofort zurückvergütet, d. h. wenn solche direct von obigem Haupt=Depot bezogen wurden.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 11 Seite 4]

Unterzeichnete suchen zu Ostern einen Burschen in die Schneiderlehre.
Schönberg.
Gebrüder Otto.


Eine neue Sendung Umschlagtücher empfing Heinrich Creutzfeldt.


Mit trockenen schwedischen Brettern und Bohlen, aus dem Speicher, sowie mit allen Baumaterialien empfiehlt sich billigstens H. J. Damm, große Burgstraße.
Lübeck, Februar 1863.


Zur bevorstehenden Confirmation empfehle ich mein Lager sämmtlicher Manufactur-Waaren, wie Tuche, Buckskins, Thibets, Orleans, Krepp, Paramattas, Umschlagtücher und Umhänge, wie auch sonstige neue Kleiderstoffe zu billigen aber festen Preisen.
A. Groth.


Wichtig für Jedermann!!!
Hiemit empfehle ich mich einem geehrten hiesigen wie auswärtigen Publikum mit meinem von mir selbst verfertigten amerikanischen Mittel zur sichern und vollständigen Vertilgung aller Arten Ungeziefer und Insekten, als:

Ratten, Mäuse, Wanzen, Maulwürfe, Feuerkäfer, Heimchen, Ameisen
und werden dieselben durch schnell wirkende Mittel binnen zweimal 24 Stunden gänzlich vertilgt und für den Erfolg ein volles Jahr garantirt.
Bestellungen beliebe man baldigst zu machen in meinem Logis bei der Gastwirthin Boye in Schönberg.
Hochachtungsvoll Ms. Wolff,
Königl. Dän. u. Hannov. Kammerjäger.
Atteste.
Der Kammerjäger Wolff aus Altona hat in den Gebäuden Groß Molzahn Gift gelegt und bescheinige ich demselben, daß sein gegen die Ratten und Mäuse gebrauchtes Mittel von Wirkung ist. O. W. Wegener, Inspector.
Groß Molzahn den 29. März 1862.
Herr Ms. Wolff, Kön. dän. concess. Kammerjäger aus Altona, legte im Juni d. J. bei mir sein Mittel zur Vertilgung von Ratten und Mäusen, mit welchem Ungeziefer ich dermaßen behaftet war, daß meine Gebäude fast sämmtlich unterminirt waren. Einige Tage nach Anwendung der Mittel des Herrn Wolff fand ich an verschiedenen stellen eine bedeutende Anzahl todter Ratten, und noch einige Tage später fand ich von sämtlichem Ungeziefer auf meinem Hofe keine Spur mehr. Ich habe aus diesem Grunde Herrn Wolff auf sein Verlangen nicht nur das beste Zeugniß wegen Bewährung seiner Mittel zu ertheilen, sondern kann denselben gewiß mit Recht Jedem hinsichtlich seines Gewerkes bestens empfehlen.
Hohenhorst den 25. Juli 1862. W. Blohm, Gutsbesitzer.
Mit vielem Vergnügen gebe ich dem Königlichen Kammerjäger Ms. Wolff aus Altona das Zeugniß, daß er in der Dorfschaft Honigsee sein Mittel zur Vertilgung der Ratten und Mäuse angewandt hat und mit einem solchen guten Erfolge, daß die Ratten den Morgen darauf allenthalben todt umherlagen und jede Spur verschwunden ist. Ich empfehle denselben deshalb Jedem, der damit behaftet ist.
Honigsee den 14. Juli 1862.
D. B. Schacht, Bauervogt.


Zu haben sind von jetzt an all Sorten echte keimbare Sämereien, große Riesen=Runkeln und verschiedene Obst=Bäume. Da meine Wohnung theils noch unbekannt ist, werde ich an den Wochenmarkttagen, Dienstags und Freitags, mit Gemüse=Samen daselbst zum Verkauf ausstehen.
H. Prill, Gärtner (Sabowerstraße).


Mit gutem frischem Schmalz, das Pfund 9 Schilling (Mecklenburg), empfiehlt sich H. Brüchmann.


Johann Hoff's Hoflieferanten mehrerer Höfe Europa's)
Malz=Extract (Gesundheitsbier.)
Diätetisches Hülfs= und Stärkungsmittel bei Brust=, Magen=, Hämorrhoidal=Leiden, geschwächter Verdauung, allgemeiner Körperschwäche, empfohlen von den größten Autoritäten der Medicin, ist zu beziehen durch Wilh. Heincke.


Für Confirmanden.
Zur bevorstehenden Confirmation halte mein wohlassortirtes Lager von Tuch u. Buckskin, Düffel, Seidenzeugen zu Kleidern und Schürzen, fertigen Mänteln und Kragen, seidenen Mantillen, sowie von allen couranten Manufacturwaaren bestens empfohlen unter reellster und billigster Bedienung.
Heinrich Creutzfeldt.

Den geehrten Damen und Herren Schönbergs und Umgegend mache ich die ergebenste Anzeige, daß ich jetzt schon anfange Strohhüte zum Waschen und Färben anzunehmen. Ferner empfehle ich eine große Auswahl von Herren= und Damen=Hüten nach der neuesten Mode, Blumen und Bänder zu sehr billigen Preisen, auch eine Auswahl kleiner Federn und Haarnetze in allen Farben; endlich Kragen, Manschetten, Unterärmel, Herren=Vorhemden und Kragen. Ich bitte um recht zahlreichen Besuch.
J. Kiel.


Theater in Schönberg.
Heute Freitag den 13. März: Marie=Anne oder: Ein Weib aus dem Volke, Drama in 5 Akten.
Sonntag den 15. März: Schloß Greiffenstein, Schauspiel in 5 Akten, nebst einem Vorspiel Zulima, von Charlotte Birch=Pfeiffer.
H. Meyer, Director.


Mein hellbrauner Hengst, stark und schön gebaut und dänischer Race, deckt fremde Stuten für 2 Taler (Mecklenburg).
Kronscamp.
Hamann.


Die löbl. Theater=Direction wird ersucht "Sängerin und Nätherin" noch einmal aufführen zu lassen, da bei der ersten Aufführung viele Leute wegen Mangels an Platz das Theater verlassen mußten.


Herr Director Meyer wird gebeten, Anfangs nächster Woche die lustige Posse "Sängerin und Nätherin" aufführen zu lassen.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 4. bis 12. März

Geboren: D. 4. ein unehel. Sohn in Schönberg. - Dem Arbtsm. Hansen vor Schönberg ein Sohn. - Den 5. Dem Zimmergesell Arndt vor Schönberg ein Sohn. - Dem Arbeitsm. Ehmke vor Schönberg eine T. -D. 11. eine unehel. T. vor Schönberg.

Gestorben: D. 6. Lucia Elisabeth Christiane Vock, Gastwirths=Wittwe vor Schönberg, 84 J. 2 M. alt.


Getreide= und Markt=Preise in Lübeck am 11. März 1863.
Weitzen1Taler (Mecklenburg)16 - 22Schilling (Mecklenburg)
Roggen1Taler (Mecklenburg)2 - 5Schilling (Mecklenburg)
Gerste-Taler (Mecklenburg)36 - 42Schilling (Mecklenburg)
HaferTaler (Mecklenburg)28 - 33Schilling (Mecklenburg)
ErbsenTaler (Mecklenburg)40 - 48Schilling (Mecklenburg)
WickenTaler (Mecklenburg)40 - 52Schilling (Mecklenburg)
BuchweizenTaler (Mecklenburg)36 - 40Schilling (Mecklenburg)
Winter=RapssaatTaler (Mecklenburg)29 30Mark (Lübeck)
RübsenTaler (Mecklenburg)28 29Mark (Lübeck)
SchlagleinsaatTaler (Mecklenburg)20 - 21
Butter11Schilling (Mecklenburg)pr.Pfund
Kartoffeln pr. Faß4 - 5Schilling (Mecklenburg).


(Nebst Beilage.)


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


[ => Original lesen: 1863 Nr. 11 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. März 1863


Mein oder Dein?

(Schluß.)

Wilken Sumfleth und Gerd Hinsch traten zu gleicher Zeit aus ihren Häusern, um einen Blick auf die Elbe zu thun und sich nach Wind und Wetter umzusehen. Bevor sie sich so nahe kamen, um mit einander sprechen zu können, hatten sie das Beutestück entdeckt. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Munde standen sie da und staunten das Unglaubliche an. Vor ihnen lag ein schwarz=grauer Erdfleck mit einigen Grashalmen auf der Oberfläche, der aus den Wellen emporgestiegen war. Er befand sich dem Ufer so nahe, daß man ihn hätte springend erreichen können. Der Umfang war geringe; aber Land war es. "Nachbar Hinsch, siehst du das?" fragte Wilken Sumfleth, und Jener antgegnete: "Sehe es, wahr und wahrhaftig, es scheint ein Schutthaufen." "Kann größer werden mit der Zeit, fuhr Wilken Sumfleth fort, wer weiß, ob sie nicht morgen schon größer geworden ist." "Giebt eine gute Schafweide ab," bemerkte Gerd Hinsch nachdenklich. "Kuhweide" verbesserte Wilken Sumfleth, für die Schafe ist das Futter zu hart; aber die Kühe gedeihen sichtlich dabei." "Gut denn, Kuhweide! sagte Gerd Hinsch nachdenkend, werde mir ein paar magere Holsteiner zulegen." "Du? fragte Wilken Sumfleth verwundert, hast ja kaum Futter genug für deine beiden braunen und für die gelbgraue, die drei mal mehr frißt, als sie an Milch dafür wiedergiebt." "Und was wird mit Dem da? fragte Gerd Hinsch, auf die Insel im Strome zeigend, siehst du nicht, was das ist?" "Das ist mein! antwortete Wilken Sumfleth entschieden, das liegt meinem Acker zunächst, und ich bin hannoversch." "Du hast ein gutes Augenmaß, spottete Gerd Hinsch; der gelehrte Doctor, der neulich hier war, hat gesagt, die Republik ist im Wachsen, und nun wächst sie sichtbarlich, und was da auf dem Wasser schwimmt, gehört mir als Hamburger." Die Ilsabe und der Berend, von der Sehnsucht getrieben, sich einen guten Morgen zu bieten, und beunruhigt über das ungewöhnlich lange Ausbleiben der Väter, kamen noch zur rechten Zeit, um den Ausbruch eines Kampfes um das Mein und Dein einer Sache zu verhüten. "Es ist gut! sagte Gerd Hinsch, den Bitten der Tochter nachgebend, ich schweige jetzt still; aber von meinem Rechte gebe ich nichts auf, und wenn du dich nicht im Guten fügst, mußt du es mit Gewalt." "Gewalt wird Gewalt vertrieben! erwiederte Wilken Sumfleth, der seinen Sohn bei Seite schob und eine herausfordernde Stellung annahm; ich nehme mir einen Advokaten." "Das thue ich auch." "Ich gehe an die Regierung." "Und ich supplicire an den Senat." Immer heller schlugen die Flammen zum Dach hinaus während das Inselchen, im Wasser schwankend, sich bald hob, bald senkte, als ob es nicht wisse, was es thun oder lassen sollte. Die Kunde von dem Länderzuwachs war indessen auf der Insel, sowohl im hannoverschen als im hamburgischen Antheil ruchbar geworden, und kaum war es den bittenden gelungen, die zürnenden Väter auseinander und nach Hause zu bringen, als die Neugierigen sich auf dem Deiche sammelten und das stattgehabte Ereigniß mit Handschlagen begrüßten. - Wilken Sumfleth ging bald darauf seines Weges, und in die Krugwirthschaft des Claus Harms, um von dem Zuwachs zu reden und mit hochmüthigen Blicken auf den Gerd Hinsch herabzusehen, der dort ebenfalls sein Gläschen trank und gar nicht darnach aussah, als ob ihn das hochmüthige Wesen des Nachbars niederbeugte. Sie begehrten tüchtig gegen einander auf, und als die Mittagszeit heran kam, verließen sie den Krug. Gegen Abend fanden sich die jungen Leute dei der Hollunderhecke zusammen, und Ilsabe, die auf Alles wohl Acht hatte, was im Nachbarhause vorging, fragte: "Weißt du nicht, was dein Vater vorhat?" "Nichts weiß ich, entgegnete Berend, als ich ihn darnach fragte, antwortete er nur: das wird sich morgen finden. Aber laß das ruhen. Was kümmert uns heute, was wir erst morgen finden sollen. Haben wir uns doch schon so lange gefunden." Der neue Morgen brach an und mit ihm begann das Schauspiel, das sich Tages vorher geheimnißvoll vorbereitet hatte. Wilken Sumfleth trat ins Freie hinaus, bewaffnet mit einer Bohnenstange, die er im Arme trug, deren oberes Ende sorgfältig verhüllt war. Jenseits der Hofthür wandte er sich an seinen Sohn mit den Worten: "Du bleibst hier und kannst des Nachbars Ilsabe sagen, wenn du heute Abend wieder bei ihr über den Hollunderzaun guckst, daß es nichts mit ihr ist." Mit diesen gewichtigen Worten ging er fort. Unter den Zuschauern, die sich mit jedem Augenblick mehrten, befand sich auch Gerd Hinsch, der allen Bewegungen seines Nachbars mit Argusaugen folgte. Der Wilken Sumfleth begab sich an die Wasserkante des Deiches und stieg dort in einen Kahn, mit welchem er nach der neuentstandenen Insel hinüber fuhr. Er betrat dieselbe, befreite die Spitze der Bohnenstange von der Umhüllung und stieß sie mit voller Kraft in das Erdreich, darauf schwenkte er die Mütze um den Kopf und rief dreimal nach einander Hurrah. An dem obern Ende der Stange befand sich eine weiße Tafel, auf welcher die Worte standen: "Kurhannoversches Gebiet. Wilken Sumfleth." "Das wär' der Teufel! rief Gerd Hinsch, der diese Worte hörte, ich leide es in Ewigkeit nicht." Weiteres vermochte er nicht hervorzubringen, denn Wilken Sumfleth kam mit seinem Kahn zurück und ward ob seiner Heldenthat von allen Seiten begrüßt und bis an seine Wohnung geleitet. Ein Hurrah für Kurhannover! Als Wilken Sumfleth andern Tags aus seinem Hause kam, gewahrte er mit Verwunderung eine Menge Menschen auf dem Eilande, die Stange aber schien sich nicht da zu befinden, wohin er sie gesteckt, sondern mehr seitwärts. Gerd Hinsch trat zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter. Er deutete dabei auf das Eiland, welches er sich durch einen kühnen Griff zurückeroberte, indem er eine andere Stange auf dem Eilande errichtet hatte mit der Inschrift: "Hamburger Gebiet. Gerd Hinsch" Mein oder Dein? Der Streit war im vollen Gange, und die neuentdeckte Insel schien die Ursache eines erbitterten Kampfes zu werden. - Ueber die Insel hinaus war die Kunde von den daselbst stattgefundenen Ereignissen gedrungen. Das hochlöbliche Harburger Amt, sowie der hochedle Rath der freien Stadt Hamburg vernahmen das Gerücht von dem Vorhandensein einer neuen Insel und den Aufregungen, welche das Erscheinen derselben unter den beiderseitigen Unterthanen hervorrief. Beide Staatsgewalten setzten sich in Einvernehmen, und nachdem die gehörige Menge Papier in dieser Angelegenheit vollgeschrieben war, einigte man sich über das Verfahren. Von Seiten des Harburger Amtes

[ => Original lesen: 1863 Nr. 11 Seite 6]

erschien der erste Justizbeamte desselben, von Seiten Hamburgs derjenige Senator, welcher zugleich die Würde eines Prätors der Marschlande bekleidete. Beide Herren wechselten ihre Vollmachten gegen einander aus, und begaben sich darauf an Ort und Stelle, um den Zankapfel in Augeuschein zu nehmen. Aber es wehte nicht mehr die milde Johannisluft, wie in jenen Tagen, da dieser Zankapfel nach einem heftigen Gewitter aus dem Strome an das Licht stieg. Es war ein feuchtkalter Octoberwind, der den gestrengen Herren den halbgefrornen Nebel dermaßen in die Augen trieb, daß sie die Insel nur mit Mühe entdeckten, obgleich sie nahe davor standen. Der Beamte des Amtes Harburg wollte dem Herrn Prätor aus Höflichkeit das erste Wort gönnen, allein dieser nahm es nicht an, sondern behauptete, das Amt Harburg habe die gerechtesten Ansprüche darauf, erst gehört zu werden. Das wollte jener nicht gelten lassen, sofern behauptete, in allen Elbangelegenheiten gebühre Hamburg das erste Wort, indem die Stadt sich um diesen Strom die größten Verdienste erwerbe. Während die beiden Herren fortfuhren, sich auf diese Weise zu becomplimentiren und die Ungeduld der Umstehenden, die nicht dabei betheiligt waren, mit der Minute wuchs, begann der Himmel seine Schleusen zu öffnen und es stürzte ein mit Schneeflocken und Hagel vermischter wolkenbruchartiger Regen herab, so heftig daß die Gegend rings umher im Nu unter Wasser stand und die hohen Schiedsrichter froh waren, in der nahe gelegenen Wohnung des Gerd Hinsch ein Unterkommen zu finden, wo Ilsabe zitternd des Ausgangs harrte und wenig Vertrauen zu den Trostsprüchen ihres geliebten Berend hatte, der sie in dieser verhängnißvollen Stunde nicht verlassen wollte. Gerd Hinsch öffnete die Hofthür so weit, daß der Senator und der Justizamtmann zugleich eintreten konnten und sich nicht erst um den Vortritt zu becomplimentiren brauchten. Wilken Sumfleth war ihnen dicht auf den Fersen zum großen Verdruß des Nachbars. Er wollte die gestrengen Herren nicht einen Augenblick allein lassen, sondern drängte sich absichtlich vor, weil er sie durch seine Person für sich günstig zu stimmen glaubte. Unter Dach waren die Herren, aber der Regen ließ nicht nach und der Weg nach dem Wirthshaus, wo gegessen werden sollte, war weit. Da entschloß sich Berend, sich nach einem Fuhrwerk für die Herren umzusehen. Ehe er aber ging, wechselte er einige Worte mit seiner Geliebten, die kopfnickend zusagte. Milde gestimmt durch die Aussicht auf eine baldige Erlösung, wandten sich die Herren an die Väter, von denen sie wußten, wie sehr sie bei der Sache betheiligt waren. Allein bevor diese sich einigen konnten, wer von ihnen zuerst das Wort nehmen sollte, faßte sich die Ilsabe ein Herz und sagte in Hast: "Euer Gestrengen, Herr Senator, und Wohlweisheiten, Herr Justiz, das ist Alles nichts. Wollte die Insel wäre gar nicht da, dann hätte ich meinen Bräutigam noch. Und wenn Sie Ihr Wort nicht dazu geben, kriege ich den Berend im Leben nicht." Lächelnd über die seltsamen Prädicate, die ihnen beigelegte wurden, veranlaßte der hannoversche Commissär die Väter, die sich dazwischen legen wollten, zum Stillschweigen, und der Prätor forderte die hübsche Dirne freundväterlich auf, ihr Herz vollends auszuschütten und auf einen milden Spruch zu hoffen. Das that nun die Ilsabe rechtschaffen und den gestrengen Herren wurde nichts erlassen von der Idylle Finkenwerder, worin die Hollunderhecke die größte Rolle spielte, nebst der Insel, die jeder der beiden Alten für sich beanspruchte und sich dadurch für angesehener hielt, um mit dem ärmeren Nachbar in Verwandtschaft zu treten. Kopfschüttelnd hörten die Herren diese Beichte. Mißbilligend blickte der Senator auf die hochmüthigen Väter und der Hannoveraner rüstete sich zu einer Salbungsvollen Rede über die Tugend der Uneigennützigkeit, als Berend in großer Aufregung eintrat und laut aufschrie: "Sie ist weg!" Die Kutsch?" riefen die Herren, und Berend fuhr fort: "Die Insel!" Mit der Ebbe gerieth sie ins Treiben und darauf hat der Strom sie verschlungen. Nun können sie sich nicht mehr darum streiten und es bleibt mit uns beim Alten." Das Unwetter draußen ging allmählig zu Ende, aber hier drinnen begann es mit verdoppelter Kraft zu toben. Es endete mit einem allgemeinen Aufbruch, und von Regen triefend langten allesammt in dem Deiche an, um mit eigenen Augen zu sehen, was der Berend ihnen verkündete. Da wurden die Gesichter der Herren Commissäre noch einmal so lang, weil sie sich von Sturm und Unwetter so arg gefoppt sahen; dann aber brachen sie in ein lautes Lachen aus und der Herr Prätor der Marschlande sagte: Wir wollen gute Miene zum bösen Spiele machen, Herr College, und euch alten Querköpfen rathe ich dasselbe. Werft euren Aerger der versunkenen Insel nach und legt die Hände der Kinder in einander, so ist eure Dummheit wieder gut gemacht." "Die Kutsche ist da! rief Berend und der Krüger läßt sagen, daß das Essen über und über fertig ist." Da verstummte die ermahnende Rede des Prätors, und die Commissaire waren mit einem Sprunge im Wagen.
Es ist nicht mit Sicherheit festzustellen, ob die Väter der Weisung des Prätors folgten und die Hände der Liebenden in einander gelegt haben; aus dem Kirchenbuche ist indeß zu sehen, daß genau vierzehn Tage nach diesem Vorgange das Aufgebot bestellt wurde.


- Unter den Frauen der Südstaaten Nordamerikas ist es jetzt Mode, Schnupftaback zu kauen. Gewöhnlich wird ein kleines Stückchen Span mit dem Speichel der Schönen befeuchtet, damit sich der pulverisirte Taback anhängt. Sie taucht es dann in den Schnupftaback, zieht es heraus und bringt es sofort zwischen die Zähne, wo der süße Bissen so lange bleibt, bis die ganze Schmackhaftigkeit ausgesogen ist. Eine andere Methode ist die; einen Löffel voll Taback in ein Stückchen Tuch zu wickeln und es dann tüchtig zu verkauen, wie wenn ein Stückchen Kauwachs zwischen den Porcellanzähnen wäre. Eine dritte endlich ist die: den Mund davon vollzustopfen und den Taback gerade so zu essen, als ob es Zucker wäre. Ich will nicht sagen, daß alle dortigen Frauen diese Kunst treiben. Es ist aber herkömmlich, daß ein junger Mann, der sich eine reiche Erbin von so und so viel Wollköpfen holen möchte, einen intimen Hausfreund im Vertrauen und privatim fragt: "Ißt der Engel Taback?" Aber das Geheimmittel kann doch selten dem Freunde entlockt werden. Man muß gelegentlich dem schönen Wesen so nahe zu kommen suchen, daß man das Aroma ihres Athems schlürfen kann.
-Telegraphisch getraut wurde nach amerikanischen Blättern, jüngst eine Dame in Syrakus in Nordamerika mit einem Soldaten, der 400 Meilen davon in Washington im Heere dient. Die Gelübde wurden durch den Telegraphen gewechselt, die Uebersendung beider "Ja's" dauerte 2 Stunden, und das Trauungszeugniß der jungen Frau besteht in einer telegraphischen Depesche des Feldpredigers mit der Anzeige, daß sie und der Soldat Mann und Frau seien.
- Nichts sehen die Franzosen lieber als militairische Spektakelstücke und die Regierung begünstigt diese Liebhaberei. In einem Stücke: Die Schlacht bei Marengo, welches auf einem Pariser Theater aufgeführt wird, wirken ein Paar Kanonen und 500 Soldaten mit, welche die kämpfenden Heere darstellen. Der Kriegsminister hat Kanonen, Artilleristen und Cavalleristen gern zur Verfügung gestellt; ein Theil der Bühne muß für die Pferde gepflastert werden.


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