No. 49
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Dezember
1862
zweiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1862 Nr. 49 Seite 1]

- Das englische Ministerium fährt fort, in dem deutsch=dänischen Streit zu vermitteln und steht jetzt ganz entschieden auf Seiten Deutschlands. Der Wechsel, welcher hinsichtlich der schleswig=holsteinischen Frage in der englischen Politik eingetreten ist, ist übrigens ein überraschender. Ohne sehr triftige Gründe tritt jetzt England schwerlich so entschieden zu Gunsten Deutschlands auf.
- Aus Newyork wird die Absetzung Mac Clellan's gemeldet, in dessen Stelle General Burnside zum Oberbefehlshaber der Armee ernannt ist. Der Schlag soll ihn unerwartet, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, getroffen haben. Ueber die Ursache seiner Absetzung gehen die verschiedensten Gerüchte; so soll man plötzlich ganz überraschenden Dingen auf die Spur gekommen sein. Im Allgemeinen schreibt man Mac Clellan's Absetzung seiner Saumseligkeit zu. Er läßt den Feind entkommen, weil er keine Lust hat, sich zu schlagen. - In England glaubt man allgemein, daß die Südländer einen Angriff zur See auf Newyork beabsichtigen. Es sind in England 3 gewaltige eisengepanzerte Widderschiffe im Bau begriffen, welche zu einem Angriffe der Südlichen auf Newyork bestimmt sind.
- Die Coburgsche Zeitung ist so glücklich, den Gerüchten, als ob der englische Prinz Alfred griechischer Throncandidat sei, bestimmt widersprechen zu können. Prinz Alfred ist bekanntlich der Thronerbe Coburgs. Times versichert, ein Dutzend deutscher Prinzen mit strohfarbenen Schnurrbärten und knapper Uniform seufzten nach dem griechischen Thron.
- Das Jahr 1863, das Jahr des patriotischen Jubiläums, berührt auch Mecklenburg in mehr als einer Beziehung. In der Landtagssitzung vom 1. Decbr. wurde jedem der freiwilligen Jäger von 1813, welche eine Pension vom Lande beziehen, für das bevorstehende Jahr eine besondere Gratification von 30 Thaler bewilligt, was, da es deren noch 230 giebt, einer Summe von beinahe 7000 Thaler gleichkommt.
- Von Neapel aus haben der Kronprinz und die Kronprinzessin von Preußen und der Prinz von Wales den Vesuv erstiegen. Der Krater gab zwar keine große Vorstellung, aber doch eine kleine und die Aussicht war prächtig. Die Kronprinzeß hielt sich außerordentlich tapfer beim mühsamen und gefährlichen Besteigen, sie mußte springen und rutschen und als sie an den Fuß des Berges kam, hatte sie keine Sohlen mehr am Schuh. Vorsichtig waren der hohen Reisegesellschaft 300 Bergjäger vorausgeschickt worden, der lieben Räuber wegen, die gern die Prinzen und Prinzessinnen gefangen und entführt hätten - um des Lösegeldes willen. - Die beiden Prinzen haben dem Papste ihre Aufwartung gemacht. Die Frau Kronprinzessin mußte, da der Papst nicht verheirathet ist, zu Hause bleiben.
- Das alte Lied vom guten Mann und schlechten Musikanten wird in Amerika auf den Präsidenten Lincoln angewendet. Weder der Krieg mit den Südstaaten gedeiht, noch der Friede, es ist ein hoffnungsloser Zustand, der an dem Ansehen und an den Finanzen frißt wie der Krebs. Lincoln, sagen die Amerikaner, hat guten Willen und gesunden Verstand, traut sich aber zu wenig zu und ist deshalb mit anmaßenden und falschen Freunden umgeben; selber rein und ehrlich ist er nicht zu überzeugen, daß Parteisucht und Eigennutz, ja die schmutzigste Habgierde das Regiment ausbeuten.
- Das würtembergische Ministerium veröffentlicht folgende Warnung. Das Stein= oder Erdöl (Petroleum), welches in neuester Zeit in großer Menge in Amerika gewonnen und nach Europa verschifft wird, dient in gereinigtem Zustande zur Beleuchtung und gewährt so viele Vortheile, daß es ein beliebter Handels= und Gebrauchsartikel zu werden verspricht. Das Ministerium macht daher auf die Feuersgefahr aufmerksam, welche mit diesem Steinöl, insbesondere in rohem Zustande verbunden ist und anderwärts schon großes Unglück herbeigeführt hat. Die Gefahr liegt darin, daß dieses Oel, welches entzündet mit großer Heftigkeit brennt und schwer zu löschen ist, in rohem Zustand schon bei niedriger Temperatur Gase entwickelt, welche im Gemenge mit atmosphärischer Luft bei der Berührung mit einer Flamme zu explodiren sehr geneigt sind. Je größer die Menge des Oels und je höher die Temperatur, desto größer die Gefahr. Die Aufbewahrung des Steinöls erfordert also große Vorsicht; es muß dasselbe abgesondert an kühlen Orten aufbewahrt, in größerer Menge wenn möglich im Freien gelagert und darauf Bedacht genommen werden, nicht nur beim Transport kein offenes Licht in die Nähe der Fässer zu bringen, sondern auch die Räume, wo das Oel aufbewahrt wird, niemals mit offenem Licht und ohne vorgängige Lüftung behufs der Entfernung etwa angesammelter, hauptsächlich am Boden liegender Gase zu betreten.
- Der kleinste Napoleon hält schon Reden wie ein Alter. Am Namenstage seiner Mutter durfte er an der kaiserlichen Tafel essen; denn beim Nachtisch stand er auf und bat, einen Trinkspruch ausbringen zu dürfen. Er hub an und ließ zuerst seine Müller, dann seinen Vater leben, und selten hat ein Redner solchen Beifall geerntet; plötzlich aber brachte er ein drittes Hoch auf seinen Pathen, den Pabst. Alles blieb still und der Kaiser sah auf seinen Teller, Kaiserin Eugenie aber klatschte laut und gab dem Sohn einen Kuß. Den Kuß hat sie sich ei=

[ => Original lesen: 1862 Nr. 49 Seite 2]

gentlich selbst gegeben, denn Jedermann weiß, daß sie dem beredten Söhnlein eingeblasen hat.
- Zum künftigen Jahre erscheint in Paris ein Almanac du prince imperial, in welchem allerlei drolliger Einfälle und muthwilliger Streiche des kleinen Prinzen erzählt werden.
- Herzog von Grammont in Paris forderte einen Redacteur Dillon auf Pistolen und erschoß ihn. Das Gericht verurtheilte ihn, da er die Familie ihres Ernährers beraubt hat, zu jährlich 3000 Francs Zahlung an die Kinder bis zu deren Tod, und die Frau erhält 3600 Fr. jährlich. - Der berühmte Löwenjäger Gerard in Afrika ist jetzt in England und selbst der Löwe der Gesellschaft. Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.
(Verhütung von Unglücksfällen.) Die Policeidirection in Hannover hat an die dortigen Eigenthümer von Fabriken mit Maschinenbetrieb nachstehende Aufforderung erlassen: Die häufigen Unglücksfälle, welche dadurch entstehen, daß die Kleidungsstücke der Arbeiter von umgehenden Maschinen ergriffen werden, haben in mehren Bezirken des benachbarten Auslandes zum Erlaß der folgenden Vorschrift geführt: Alle Arbeiter auf gewerblichen Anlagen, welche ihre Beschäftigung in die unmittelbare Nähe umgehender Maschinentheile führt, dürfen während der Arbeit nur solche Kleidung tragen, deren Theile dem Körper eng anliegen. Insbesondere ist diesen Arbeitern das Tragen von Röcken, langen Kitteln und losen Schürzen untersagt. Die Kleidung der weiblichen Arbeiter, welche in dieser Weise beschäftigt werden, muß ebenfalls eng anschließen und deshalb nach unten zu mit einem Bande u. s. w. zusammengehalten sein. Unglücksfälle, welche auch hier in neuerer Zeit vorgekommen sind, veranlassen die Policei=Direction, Ihnen anheimzugeben, in Ihrer Fabrik darauf zu halten, daß die daselbst beschäftigten Personen in der Nähe umgehender Maschinentheile eng anschließende Kleider tragen. Die Policei=Direction hegt die Hoffnung, daß die Einwirkung der Herren Fabrikanten zu dem erwähnten Zweck genügen, und der Erlaß obrigkeitlicher Vorschriften nicht erforderlich sein wird. Es würde der Policei=Direction angenehm sein, binnen 14 Tagen eine Benachrichtigung darüber zu erhalten, welche Anordnungen Sie auf Veranlassung dieser Anheimgabe in Ihrer Fabrik alsdann getroffen haben.


Anzeigen.


Verkaufsanzeigen.

Holzverkauf.

Unter den bekannten Bedingungen sollen am

Mittwoch den 10. December

im Niendorfer Zuschlage gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden:

1 Faden Aspen= und Ellernholz,
8 do. tannen Kluft= u. Knüppelholz,
und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 1/2 10 Uhr am Schlagbaum einfinden.
Schönberg den 4. Decbr. 1862.

                                                    Danckwarth.


Dienstag den 9. December, Nachmittags 2 Uhr, soll in Schlagbrügge auf der Hofstelle des Hauswirthes Ollrogge daselbst, dessen abgepfändete Kuh, 3 Jahr alt und tragend, in öffentlicher Auction gegen sofortige Baarzahlung meistbietend verkauft werden.
Schlagsdorf den 28. November 1862.

                                                    Krüger, Landreiter.


Bekanntmachung.

Die noch restirenden Beiträge zur Armensteuer müssen binnen 8 Tagen an die resp. Armenvorsteher berichtigt sein, da nach Ablauf dieser Frist die Listen zur executiven Einforderung abgegeben werden.
Schönberg den 27. Novbr. 1862.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Versammlung
des landwirthschaftlichen Vereins
für das Fürstenthum Ratzeburg
am Sonnabend den 13. Decbr.

Vormittags 11 Uhr im Local der Gastwirthin Boye hieselbst.
Schönberg den 4. December 1862.

                                                    F. Boccius,
                                                    als Secretair des Vereins.


Die Mitglieder des früheren Vereins zur Unterstützung der hülfsbedürftigen vormaligen Mecklenburg=Strelitzischen Husaren sind bemühet durch Privatsammlungen Geld zusammen zu bringen, um dasselbe am 30. März 1863, dem Tage, an welchem vor 50 Jahren der Aufruf zur Errichtung des vaterländischen Husarenregiments erlassen wurde, für jene alten Krieger angemessen zu verwenden.
Zu diesem Zwecke wird an genanntem Tage eine Feierlichkeit in Neustrelitz veranlaßt werden, wozu alle Mecklenburg Strelitzischen Husaren und Freiwilligen Jäger aus den Jahren 1813-15, so wie die sonstigen Krieger aus diesen Jahren, welche im Großherzogthum und im hiesigen Fürstenthum wohnen, eingeladen werden sollen.
Die eingesammelten Gelder werden zur Bezahlung der Kosten des Festmahls für die bedürftigen Krieger, erforderlichen Falls der Reisekosten nach Neustrelitz und zurück verwandt, und etwaige Ueberschüsse zur Unterstützung derselben, wo möglich am 31. März, vertheilt werden.
Nachdem die Bitte an mich ergangen, im hiesigen Fürstenthum Beiträge zu sammeln Zwecks würdiger Durchführung dieses demnächst zu veranlassenden Festes, erkläre ich mich zur Entgegennahme solcher Liebesgaben gern bereit, und werde dieselben, wie es gewünscht wird, gegen Neujahr dem Fest=Committe übersenden.

Schönberg.                                                      G. Grapow,
Steuer=Commissair.


Neue bedeutend vermehrte
große Geldverloosung
von
2 Million. 700,000 Mark
in welcher nur Gewinne gezogen werden,
garantirt und beaufsichtigt von der
Staats-Regierung

      Unter 17,900 Gewinnen befinden sich Haupttreffer von:
Mark 250,000, 150,00, 100,000, 50,000, 2 mal 25,000, 2 mal 20,000, 2 mal 15,000, 2 mal 12,500, 2 mal 10,000, 1 mal 7500, 1 mal 6250, 4 mal 5000, 6 mal 3750, 1 mal 3000, 85 mal 2500, 5 mal 1250, 105 mal 1000, 5 mal 750, 130 mal 500, 245 mal 250 etc. etc.
      1 ganzes Original-Loos   kostet 4 Taler (Mecklenburg) Pr. Crt.
      1 halbes Original-Loos   kostet 2 Taler (Mecklenburg) Pr. Crt.
      2 Viertel Original-Loose kosten 2 Taler (Mecklenburg) Pr. Crt.
Beginn der Ziehung am 11ten December.
      Nur um der verstärkten Nachfrage zu genügen, ist neben Vergrösserung des Gewinn-Capitals die Loosen-Anzahl vermehrt, ohne den Preis derselben zu erhöhen.
      Unter meiner allbekannten und beliebten Geschäfts-Devise

"Gottes Segen bei Cohn"

wurde neuerdings am 2ten Mai d. J. zum 17ten mal, am 25. Juli d. J. zum 18 mal das grösste Loos, sowie neuerdings am 10. September dieses Js. der grösste Hauptgewinn, bei mir gewonnen.
      Auswärtige Aufträge mit Rimessen oder gegen Postvorschuss, selbst nach den entferntesten Gegenden, führe ich prompt und verschwiegen aus und sende amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach Entscheidung zu.

Laz. Sam. Cohn,
Banquier in Hamburg.


[ => Original lesen: 1862 Nr. 49 Seite 3]

100,000 Thlr. Hauptgewinn und Prämie,
überhaupt 17,900 Gewinne im Gesammtbetrag von 1 Million 73,200 Th.,
bietet die am 11. December beginnende
Große Staats=Gewinne=Verloosung,
in welcher ersten Ziehung nur Gewinne gezogen werden.
Originalloose hierzu, keine Promessen, sondern vom Staate Braunschweig garantirte kosten
4 Thlr, halbe 2 Thlr. und viertel 1 Thlr., und sind direct
durch unterzeichnete Haupt=Einnehmer gegen baar oder Postvorschuß zu beziehen.
Unter den 17,900 Gewinnen befinden sich Haupttreffer von
Th. 100,000, 60,000, 40,000, 20,000, 2 à 10,000, 2 à 8,000, 2 à 6,000, 2 à 5000, 2 à 4000, 3000, 2500, 4 à 2000, 6 à 1500, 85 à 1000, 105 à 400 etc.

Die Gewinne werden in baar durch unterzeichnetes Bankhaus, welches mit dem Verkauf der Loose beauftragt ist, in allem Städten Deutschlands

ausbezahlt, welche überhaupt Ziehungslisten und Pläne gratis versendet. Man beliebe sich direct zu wenden an die



NB.


Laut Jedermann zu Diensten stehenden amtlichen Listen wurden in verschiedenen Staatsverloosungen durch unsere Vermittelung wieder in jüngster Zeit folgende Capitalpreise gewonnen resp. ausbezahlt; fl.  115,000, 100,000, 70,000 50,000, 35,000, 30,000, 25,000  etc. etc.
       Haupt=Einnehmer
STIRN & GREIM
Banquiers
in Frankfurt a. M.


Für Bettnässer

männlichen Geschlechts, welche wenigstens das 10. Lebensjahr zurückgelegt haben, besitze ich ein probates, nicht=medizinisches Mittel und versende dasselbe unter Garantie gegen Nachnahme oder Einsenden von 2 Fl. 20 Kr. (Waisen= u. dgl. Anstalten sehr zu empfehlen! Briefe und Gelder frei!)

Rohrberg, Post. Zell i. W. Amt Schönau,
  
Großh. Baden.    Blatz, Hauptlehrer.

Statt aller Zeugnisse,
die ich von Privaten nie ohne spezielle Erlaubniß veröffentlichen werde.
Briefauszüge:

1) Herr Hausvater Ad. Schmid an der Pestalozzistiftung (große Rettungsanstalt) in Olsberg, Canton Aarau, Schweiz, bezog zu 3 Malen 37 Exemplare und schrieb am 12. 4. 61.: "Das Verdienst, das Sie durch diese Erfindung erworben, ist groß und verdient vollste Anerkennung etc. etc.
2) Herr Gemeindepfleger Stroß aus Kleinengstingen, Würtemberg, O. A. Reutlingen, 30. 10. 61.: "Gott sei Dank, daß ich bei Ihnen endlich das Mittel gefunden habe etc."
3) Herr Hausvater Meyer an der St. Johannispflege in Aschaffenburg, Bayern, bestellte wieder 1 Duzend 29. 12. v. J.: "Ich werde auch anderwärts die Brauchbarkeit Ihrer Erfindung anrühmen etc."
4) Herr Redakteur der neuen Münchener Zeitung, 5.1.62.: "Ich bestätige Ihnen überdies mit Vergnügen, daß sich Ihr Mittel als vorzüglich bewährt hat etc."
5) Herr Hausvater Preuß an der Rettungsanstalt Faßoldshof bei Mainleus, Bayern, 22. 1. d. J.: "Erhalten, Erfreulicher Erfolg. Bitte um 4 Exempl. - Ein Zeugniß, jedenfalls ganz günstig für Sie, erhalten Sie später etc."
6) Herr Beul, Schullehrer in Wieselsdorf bei Burglengenfeld, Bayern, 18. 2. 62.: "Herzlichen Dank! Senden Sie umgehend noch ein Exemplar etc."
7) Herr Pfarrer und Districtsshulinspector Achberger in Kirchdorf bei Mindelheim, Bayern, 18. 2. 62.: "Ich füge bestätigend bei, daß Ihr Mittel sehr zweckmäßig sich erwiesen hat etc. etc."
8) Herr Kaufmann J. W. Gramm in Riedlingen, Württemberg, hat mein Mittel öffentlich in Nr. 78 n. etc. der Niedl. Zeitung vor. J. aus Dankbarkeit als ganz probat empfohlen etc. u. etc.

                                                    Blatz.


Neue Bettfedern
erhielt und empfiehlt zu den billigsten Preisen                          
                                                    G. A. Levissohn in Rehna.


Fertige Kornsäcke, sowie Sackdrell

hält in allen gangbaren Größen zu den billigsten Preisen empfohlen

                                                    G. A. Levissohn in Rehna.


Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Sparbank
in Schwerin

schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.

Agentur Schönberg und Dassow.
                                                    J. P. Bade,
                                                    Buchbinder.


Eine Million 73,200 Thaler
vertheilt in 17,900 Gewinnsten von Thaler 100,000, 60,000, 40,000 20,000, 2mal 10,000, 2mal 8000 2mal 6000, 2mal 5000, 2mal 4000, 3000, 2500, 4mal 2000 etc. etc.
bis abwärts zu Thlr. 12.

bietet die unter Garantie und Controlle der Regierung errichtete

neue große herzogl. Braunschweig=Lünebg=Geldverloosung.

Die Auszahlung der Gewinnste erfolgt in Silber und zwar zur Sicherung der Loos=Inhaber nur gegen Einlieferung der Gewinnloose.
Der Verkauf der Loose ist unter Verpflichtung der pünktlichsten Einsendung der Ziehungslisten und Gewinn=Auszahlung der unterzeichneten Effectenhandlung direct übertragen und wolle man Bestellungen gegen Einsendung von
                Thlr. 1. oder fl. 1. 45. pr. Viertel,
                Thlr. 2. oder fl. 3. 30. pr. Halbes,
                Thlr. 4. oder fl. 7.  -   pr. Ganzes
für die Ziehung am 11. u. 12. December vertrauensvoll wenden an

                          Jacob Strauß Bank= u. Wechselgeschäft
                          in Frankfurt a. M.


>Die von mir hergerichteten Geräthe zur Rettung Verunglückter im Eise, sind auch in diesem Jahre in meinem Garten ausgelegt und steht die Benutzung zu Rettungsversuchen bei vorkommenden Unglücksfällen einem Jeden frei.

                                                    Wilh. Sass.


Weihnachts=Ausstellung.

Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum die ergebene Anzeige, daß ich am Sonntag den 14. December meine diesjährige

Weihnachts-Ausstellung

eröffnen werde, und empfehle ich mich mit einer reichhaltigen Auswahl auf das geschmackvollste gearbeiteter Conditor=Waaren zu möglichst billigen Preisen, als: sehr sauber gearbeitete Liqueursachen in allen Assortements, Naturelconfect, Marzipantorten in verschiedenen Größen, glacirten Marzipan, echte Zuckerbilder, Chocoladenconfect und eine große Auswahl Schaumconfect; ferner braune und weiße Kuchen verschiedener Art und Pfeffernüsse, sowie alle zur Conditorei gehörenden Gegenstände. Bestellungen auf Aufsätze, Torten und sonstige Confituren werden wie immer prompt und billig ausgeführt.
Ich bin überzeugt, den Anforderungen eines geehrten Publicums Genüge leisten zu können, und bitte, mit dem Versprechen einer reellen Bedienung um zahlreichen Zuspruch.

Ergebenst
Schönberg.                                                     M. Greiff.


[ => Original lesen: 1862 Nr. 49 Seite 4]

Meine                          
Ausstellung
zu Weihnachts=Geschenken passender Gegenstände
empfehle ich dem geehrten Publikum bestens.
                                                    Aug. Spehr.


L. A. Vogel, Uhrmacher,

empfiehlt zum Weihnacht sein Lager von allen Sorten Uhren bester Qualität zu den billigsten Preisen und liefert Regulateure und Pariser Pendulen in den verschiedensten Mustern


.

Meine in diesem Jahre mit vielen neuen sehr eleganten Artikeln versehene

Weihnachts=Ausstellung

als: Albums, Cigarren=Etuis, Kober, Arbeitstaschen, Portemonnaies, Necessairs, Uhrgehäusen, Reißzeugen, Photographie=Albums von 20 Schilling (Mecklenburg) bis zu 3 1/2 Taler (Mecklenburg) nebst zu Einlagen passenden vorzüglichen Photographien zu 8 und 10 Schilling (Mecklenburg), Brieftaschen, Notizbüchern, Lampenschleiern, Thee= und Cigarrenkasten, Wand= und Zeitungsmappen, Marmorgalanterieen u. s. w., empfiehlt zu billigsten Preisen

                                                    J. P. Bade.


Gefunden. Am 1. Decbr., Abends ist auf dem Wege zwischen Schönberg und Kleinfeld eine Pferdedecke gefunden, die der rechtmäßige Eigenthümer bei mir gegen die Insertionskosten wieder erhalten kann.

                                                    Weber Renzow, Schönberg.


Talg=Form=Lichte,

die sparsam und gut brennen, in allen Größen von 6, 8, 10, 12, 16, 20, 22 auf's Packet, zu 10 Schilling (Mecklenburg), in LiesPfund billiger, empfehle ich. Auch kaufe ich Talg und tausche Lichte um gegen Talg.

                                                    C. Schwedt.


        Zu Festgeschenken passend, empfehle ich folgende, stets vorräthige Bücher:
        Schillers Werke, elegant gebunden, 4 Taler (Mecklenburg) 36 Schilling (Mecklenburg)
Schillers Gedichte elegant gebunden, 36 Schilling (Mecklenburg)
Körners Werke elegant gebunden, 1 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg)
Fr. Reuter, Ut mine Stromtied 1 Taler (Mecklenburg)
        derselbe Ut mine Festungstied 1 Taler (Mecklenburg)
Die Hamburger Küche von Louise Richter 1 Taler (Mecklenburg) 10 Schilling (Mecklenburg)
Ferner: Andere Kochbücher zu verschiedenen Preisen, eine Auswahl der besten Jugendschriften und Bilderbücher.
        Bestellungen auf größere Werke zu billigern Preisen erbitte ich mir bis zum 18. d. Monats.

                                                    J. P. Bade.


Zu dem bevorstehenden Weihnachtsfeste empfehle ich mich dem geehrten Publikum in allen Arbeiten für Stickereien, als: Hosenträger, Strumpfbänder, Damen= und Herrengürtel, Gewehrriemen, Tabacksbeutel Schmuzriemen, Betthalter, Klingelzüge, Fußdecken und dergleichen mehr; auch werde ich bis dahin Arbeiten, zu Weihnachtsgeschenken passend, fertig halten. Zugleich bemerke ich, daß alle Sorten Handschuhe bei mir gewaschen und gefärbt werden.

Schönberg.                                                    
                          Handschuhmacherwittwe Stoffers.


Ein junges Mädchen, welches in einer achtbaren Predigerfamilie die Wirthschaft erlernte, während zweier Jahre bei derselben conditionirt und das beste Zeugniß beizubringen im Stande ist, sucht zu nächstem Ostern eine anderweitige Stelle, wo sie unter Aufsicht der Hausfrau sich nützlich erweisen kann. Näheres in der Exp. d. Blätter.


Zu Neujahr empfehle ich                                                    
Rechnungs=Formulare,
das Buch (48, 96, oder 192 Stück) 16 Schilling (Mecklenburg), mit
Querlinien versehene 20 Schilling (Mecklenburg).

Bis Neujahr eingehende Bestellungen darauf werden auf Wunsch mit den resp. Namen der Besteller versehen.

                                                    L. Bicker.


Filz= und Gummi=Schuhe in allen Größen empfiehlt zu billigen Preisen

Schönberg.                                                     Aug. Spehr.


Den geehrten Damen Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich neben meinem Hutgeschäft auch noch ein

Putzgeschäft

etablirt habe und empfehle mich darin bestens, indem ich billige und reelle Bedienung verspreche; auch wasche ich weißen und couleurten Band und Blonden.

                                                    C. Bohnhoff.


Zur gefälligen Beachtung.

Mehrfach ausgesprochenen Wünschen zu begegnen, erlaubt sich Unterzeichneter dem hochgeehrten Publikum Schönbergs und Umgegend vorläufig anzuzeigen, daß am Sonntag als am 14. d. M. im Locale der Madame Boye eine

Ballet=Vorstellung

von der 10jährigen prima Ballet=Solo=Tänzerin Dora Weykopf, genannt das Wunderkind der Tanzkunst, stattfinden wird, und alles Uebrige durch die Programme näher besagt werden wird. Mit besonderer Hochachtung

                                                    ergebenst
                                                    Charles Weykopf,
                                                    maître de ballet.


Die Herren Gartenbesitzer

im Fürstenthum Ratzeburg mache ich die ergebenste Anzeige, daß ich jede Gartenarbeit besorge, auch Weinstöcke und Bäume beschneide. Ferner sind schöne veredelte Obstbäume, Kastanien, Kugel=Akazien, Linden und hochstämmige Rosen billig bei mir zu haben.

                                                    Gärtner H. Prill.

Schönberg, Sabowerstraße.


Wir machen hierdurch bekannt, daß wir dem Knecht Meier in Gr. Bünsdorf die Aufsicht über unsere Feldmarken und Buschkoppeln übertragen haben; derselbe erhält für jeden unbefugt resp. darauf oder darin Betroffenen, den wir gerichtlich belangen können, 1 Taler (Mecklenburg) Belohnung.

                                                    Die Dorfschaft Gr. Bünsdorf.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 28. Novbr. bis 4. Decbr.

Geboren: D. 28. Nov. dem Hausw. Freitag in Lindow eine T. - D. 2. Decbr. dem Tischlermeister Flügge vor Schönberg eine T., die am 3. starb. - Dem Kürschner Schäding hieselbst ein S.
Copulirt: D. 2. Dec. der hiesige Bürger und Glaser=Werkführer Heinrich Mathias Brüggmann und Magdalena Maria Elisabeth Freitag hieselbst.

Anzeige.

Sonntag, den 7. December, Nachmittagskirche.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 3. December 1862.

Weitzen 1 Taler (Mecklenburg) 18-23 Schilling (Mecklenburg),     Wicken  1 Taler (Mecklenburg)   1-  8 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg)   4-  8 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 36-42 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 28-29 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 28-34 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 27-28 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   2-  5 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 21-22 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 4-5 Schilling (Mecklenburg).
Schweine, 100 Pfund 27 -31 Mark.
Ochsen, 100 Pfund 35 Mark.


(Nebst Beilage.)


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.

[ => Original lesen: 1862 Nr. 49 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 5. December 1862.


Die Dauer des menschlichen Lebens.

Wenn Einer bald das sechszigste Jahr erreicht hat und der Tod mit der Sense auf der Knochen=Schulter klopft an seine Thür und sagt: "Guten Morgen, guter Freund! ists gefällig?" und fängt an die Sense zu wetzen, denn sie ist ihm in Italien etwas schartig geworden, da wehrt sich der Sechsziger mit Händen und Füßen und schreit: "Was! in meinen besten Jahren? Ich habe noch nicht halb genug und will jetzt erst recht anfangen! Das wäre mir! Was, nicht einmal den deutschen Kaiser erleben! Nein. nein, da wird nichts daraus, und zudem habe ich auch noch ein Fäßlein Achtundfünfziger im Keller und in der nächsten Woche wird das Extragebräu angestochen."
Wenn aber grade der Knochenmann übler Laune ist und sagt: "Nur nicht lange Federlesens gemacht, ich habe noch mehr zu thun, als mich mit euch herumzudisputiren; hab ich nicht mit meinem Freunde Napoleon ein neues Geschäft abgeschlossen?" und machte der Protestation mit einem Sensenhieb ein Ende, dann ist ein Lamento, daß der arme Mann im schönsten Alter (jedes Alter, in welchem man stirbt, ist das schönste) hat von hinnen müssen, und keiner denkt daran, und er selbst hat niemals daran gedacht, daß er sich bei Herrn Mors für die lange Nachsicht hätte bedanken müssen, denn er hat viele Jahre länger gelebt, als sein rechtmäßiger Antheil war und was er über 33 Jahre gebracht hat, war ihm rein geschenkt. Drei und dreißig Jahre nämlich sind die Portion, welche die Menschen, einer in den andern gerechnet, rechtmäßig anzusprechen haben, und wenn einer älter wird, so ist er eine Ausnahme von der Regel und hat sich extra zu bedanken. Es ist aber wunder selten, daß es einer thut. Nämlich die Gelehrten haben nach Beobachtungen, die Jahrhunderte hindurch angestellt sind, herausgerechnet, daß von allen Menschen, die da geboren werden, ein Viertel vor dem siebenten Jahre sterbe. Aber es kommt noch ärger. Die Hälfte des ganzen Menschengeschlechts stirbt vor dem 17. Jahre und hat auch noch nicht nicht viel zum Wohl der andern Hälfte beitragen können, und wenn einer geboren wird, so ist's just, als wenn der Tod mit ihm Würfel spielte, ob er 17 Jahr alt werden dürfe oder nicht. Es wird einem ordentlich angst, auf die Welt zu kommen. Ferner sagen die Gelehrten: Von 1000 Menschen erreicht nur einer das Alter von 100 Jahren; auf 100 kommen nur 6, die 65 Jahr alt werden und von 500 Lebenden gelangt nur einer zum 80, Jahre. Die andern müssen alle vorder fort. Das sind Thatsachen, die Einen ein Wenig nachdenklich machen können.
Endlich haben die Gelehrten eine Volkszählung angestellt und haben herausgebracht, daß es auf der ganzen Erde tausend Millionen Menschen gebe - ein paar mehr oder weniger und leider auch Unmenschen darunter - und daß von diesen tausend Millionen Menschen in jedem Jahr 32 Millionen, an jedem Tage ca. 90,000, in jeder Stunde 4000, in jeder Minute 60 und in jeder Secunde einer sterben, und zwar mit oder ohne Doctor; die meisten sogar ohne, man sollte zwar nicht meinen, daß es möglich sei. Das Todtenglöcklein auf der Erde hört keine Secunde auf zu läuten.
Glücklicher Weise sterben die Menschen nicht nur, sondern sie werden auch geboren, sonst hätte es bald ein Ende und nach 50 Jahren hätte der Todtengräber einen schlechten Verdienst. Es werden aber im Durchschnitt genau eben so viele Menschen geboren, als sterben, das heißt ebenfalls in jeder Secunde einer. Natürlich, und so muß es sein, denn wenn täglich auch nur ein Mensch weniger geboren würde, als sterben, so müßte ja am Ende - wir würden's zwar nicht erleben - das ganze Menschengeschlecht aussterben und mit den Volksabstimmungen und mit dem Kriegführen hätte es ein Ende. Umgekehrt, wenn täglich auch nur ein Mensch mehr geboren würde, so gäbe es nach Millionen Jahren eine solche Unzahl von Menschen, daß sie sich auf die Füße treten müßten. Das Alles ist aber nur durchschnittlich zu nehmen und wenn einmal die Menschen durch ein paar Jahrhunderte hindurch lieber auf die Welt kommen, als aus der Welt gehen, und es will ungleich werden, so schickt uns der Himmel die Pest, den Krieg, einen Napoleon oder so etwas dergleichen, und die Sache kommt wieder in das rechte Geleise.
Ferner. Verheirathete leben länger als Ledige. Merkt es euch, ihr Herren Junggesellen mit 500 Thaler Besoldung, denn die armen Frauenzimmer sind in der Regel nicht Schuld daran, wenn sie sitzen bleiben, und es thut ihnen leid genug. Man sollte halt eine Junggesellen=Steuer einführen.
Leute mit heiterm fröhlichen Herzen dürfen länger leben bleiben, als solche Brummer, Kratzbürsten und Giftnickel. Und so ist's auch recht, fort mit ihnen, wir brauchen keine solche Störenfriede auf unsrer schönen Erde.
Große Leute werden älter als kleine, ausgenommen im Kriege, weil dort die Kugeln den Kleinen über den Köpfen, den Großen durch die Köpfe fliegen. Die Kleinen müssen doch auch einen Vortheil haben.
Vor dem fünfzigsten Jahre sterben mehr Männer als Frauen. Die Männer thuen's nicht anders, denn bis zum 50sten Jahre sind sie noch galant;
nach dem 50sten Jahre aber treiben die Männer die Galanterie nicht mehr so weit und lassen den Weibern den Vorrang.
Merke! Im Frühjahr auf die Welt zukommen, ist am angenehmsten, denn die Frühlingskinder sind kräftiger und gesünder als aller andern Jahreszeiten Kinder. Beim Sterben wie beim Geborenwerden hat die Nacht den Vorzug, bei beiden heißt es "durch Nacht zum Licht"; warum? das sagen einem die Gelehrten nicht. - So, das wäre meine Standrede gewesen über das menschliche Alter. Man kann viel daraus lernen, wenn man will, zum Beispiel: Arbeiten, heirathen, mäßig, fröhlich leben.

                                                    (Dfz.)


Was der Mensch nicht Alles essen kann!
Der Mensch ist das gefräßigste Geschöpf unter der Sonne und im Essen leistet er das Unglaubliche, namentlich wenn er 15 Jahre alt ist und man ihm einen großen Apfelkuchen hinstellt. Die sogenannten Feinschmecker essen aber auch noch andere Sachen, bezahlen sie mit theurem Gelde und sagen, es seien Leckerbissen, und wenn man die guten Sachen bei Licht besieht, so sollte man nicht meinen, daß es möglich sei, solches Zeug zu essen.
Es ist z. B. die Auster nichts weniger, als ein appetitlicher Bissen, und das Beste an ihr ist der Burgunder oder Rheinwein, den man dazu trinkt, und was die Schnecke betrifft, so ist diese eine nahe Verwandte zur Auster und man kennt ja das Thier.
Die indianischen Vogelnester, ebenfalls Leckerbissen, kosten zwei Dukaten das Stück und bestehen aus Froschlaich und ekelhaften Würmern, und daß der Schnepfendreck etwas Extrafeines ist, weiß Jedermann.

[ => Original lesen: 1862 Nr. 49 Seite 6]

Einer aber hat gemeint, er wisse es noch besser als Jedermann und hat sich pur deswegen eine Schnepfe im Käfig groß gezogen und hat sich's jeden Morgen um 10 Uhr auf's Brod gestrichen, und es hat ihm auch geschmeckt.
Daß es Feinschmecker gibt, denen nichts lieber ist, als eine recht fette Kreuzspinne, und sie extra deswegen mästen, ist eine bekannte Sache. Sie sollen schmecken wie Nußkerne, ich habe zwar noch keine versucht; man muß sich auch etwas versagen können.
Kellerwürmer und Maikäfer zu verspeisen, ist eine beliebte Belustigung der Schuljugend, und daß Froschschenkel besonders appetitlich sein sollen, kann ich ebenfalls nicht einsehen, namentlich aber, wenn Krötenschenkel darunter sind.
Schwämme sind bekanntlich ebenfalls Leckerbissen, nur haben sie die fatale Eigenschaft, daß sie hie und da giftig sind, und sie können einem schlecht bekommen, wenn man nicht gerade, wie Jener, Kinder hat, an denen man sie vorher probiren kann.
Das sind lauter Dinge, die man essen kann, wer Lust dazu hat.
Daß man aber auch Erde essen könne, weiß nicht Jedermann, und doch ist's so, denn in Samarang auf Java (wer nicht weiß, wo Samarang liegt, kann den Herrn Lehrer fragen, vielleicht erfährt er's) da findet man eine Erde, Ampo oder Tanah=Ampo genannt, die wird von den dortigen Eingebornen mit großem Eifer aufgesucht, in lange Würste gerollt und über einem Kohlenfeuer langsam geröstet, und die Javanesen sagen, es gäbe nichts Besseres. Wohl bekomm's.
Also, wenn die Samarang=Würste auch ein wenig Magendrücken machen, eine schöne Sache ist's doch um das Erd=Essen, und wir wären froh gewesen Anno 17, wenn wir, weil auf den Aeckern nichts wachsen wollte, die Aecker selber hätten essen können.


- In der schwäbischen Reichsstadt Reutlingen waren kürzlich die deutschen Alterthumsforscher versammelt, und der Vorstand, Graf Wilhelm von Württemberg, gab ihnen auf seinem romantischen Felsenschlosse Lichtenstein ein Fest, dessen Theilnehmer es als das gelungenste preisen, das sie je mitgemacht. Bei dieser Gelegenheit wurde unter anderen auch folgender Rundgesang den "Altenhümlern" gewidmet:

Beißend mit viel schlechten Zähnen
Braten, Hummer und Salat,
Saßen einst die deutschen Forscher
Auf dem Lichtenstein zu Rath.

Herrlich, Sprach ein Herr aus Sachsen,
Schaut mein grün' Gewölb' sich an,
Und chinesenhaften Alters
Ist bekanntlich mein Porz'lan.

Meine Burgen, meine Dome,
Sprach ein Rheinsalm, sind mein Ruhm,
Auch die Judenhaß zu Frankfurt
Ist ein schönes Alterthum.

Alter Städte hohe Giebel,
Sprach der Bayer, nenn ich mein,
Doch mein Stolz aus alten Zeiten
Nürnbergs Trichter muß es sein.

Wilhelm drauf, der mit den Beinen,
Württembergs erlauchter Graf,
Sprach: dies Land hat keine Trichter,
Sein Porz'lan ist auch nicht brav.

Doch ein Kleinod hält's verborgen,
Daß in jedem Wald und Flur
Ihr ein uralt Wirtshaus findet,
Alt=Germaniens schönste Spur.

Und es sprach der Herr aus Sachsen,
Der aus Bayern und vom Rhein:
Lieber Graf, im ganzen Reiche
Wird dies wohl dasselbe sein.

Zehnmalhunderttausend Kneipen,
Manche neu, doch mehr noch alt,
Bilden Deutschlands große starke
Aelteste Centralgewalt.

- Der kürzlich verstorbene Dichter Uhland hat manchen Brief erhalten, der ihm für seine Lieder dankte. Eines Tags schrieb ihm ein Mädchen aus Norddeutschland so begeistert und so geistvoll, daß er voller Freude und Spannung weiter las, und als er umwendete, fiel ein Zehnthalerschein heraus. Trinken Sie vom besten Wein dafür, und möge er Ihnen so munden, wie ich es wünsche. Verzeihung, ich weiß, daß Dichter arm sind und die besten oft am ärmsten! - Uhland war aber ein begüterter Dichter und in seinem Keller lagerte manches Faß guten Weins. Die Freunde riethen das Geld den Armen zu schenken; nein, sagte er, das thue ich meiner unbekannten Freundin nicht zu Leide. Er kaufte sich die beste Liebfrauenmilch und trank, sie aus auf seine Freundin. Die Armen bekamen ihre Thaler dennoch.
- Der Tambourmajor auf dem Frankfurter Schützenfest, der beim Einzuge der Schweizer seinen Stock kunstgerecht häuserhoch warf und nieder fing, hat ein schönes Unglück angerichtet. In allen Straßen, auf Wegen und Stegen übt sich Jung=Frankfurt im Stockwerfen, und die Alten müssen sich ducken und bucken, um den fliegenden Stöcken auszuweichen.
- Vor noch nicht 20 Jahren, unter König Ferdinand II. hatte sich ein gewisser Talarico mit den Behörden Calabriens überworfen, wurde Räuber, sammelte eine Bande von 40-50 Köpfen, machte Jagd auf die Landreiter, plünderte Waarenzüge, brandschatzte die Gemeinden und setzte die ganze Gegend in Schrecken. Die Behörden wurden nicht mit ihm fertig, sie schlossen daher einen Vertrag mit ihm, der beiderseits beschworen und auch gehalten wurde. Talarico ward monatlich 30 Piaster (etwa 38 Thaler) und jedem seiner 38 Leute täglich 3 Karlini (ungefähr 24 Schillinge) als Pension zugesichert, sollten sie sich verheirathen, so erhalten sie für jedes Kind täglich 1 Karlino. Talarico lebt heute noch als Hafenmeister in Ischia, hat 9 Kinder, ist ein lustiger Bruder und sagt, wenn er von dem alten Leben spricht: Es war eine schöne Zeit!
- Die Appellation Kallabs, des berüchtigten Briefmarders in Wien, ist in zweiter Instanz abgewiesen und die 10jährige Kerkerstrafe bestätigt worden. Damit ist das Urtheil endgültig.
- In der Nähe von Hamburg haben sich in des voriger Woche eine große Anzahl von Störchen gezeigt. Sie kamen von Osten und nahmen Nachtquartier auf den Dächern. Ihre Wiederkehr ist bis jetzt ein Räthsel.
- Sogar einem Berliner Maikäfer ist der Irrthum widerfahren, den November für Mai anzusehen. Die grünen Blätter der Bäume im Thiergarten verführten ihn, ein Promenade auf denselben zu unternehmen; da ward er ertappt und der Volkszeitung als Zeugniß für die angenehme Temperatur der Zeit überliefert.
- In dem Ausstellungsgebäude zu London machten die Franzosen die schlechtesten Geschäfte, sie nahmen fast ihren ganzen Ausstellungsreichthum wieder mit nach Hause. Dagegen sind die Artikel des deutschen Zollvereins, Oestreichs und Belgiens sehr gut abgegangen.
- Der Gutsbesitzer auf Papenzien bei Berlin gerieth unterwegs mit seinem Schäfer in Streit; der Schäfer griff seinen Herrn mit der Mistgabel an und verwundete ihn am Arm, der Gutsbesitzer riß seine Büchse von der Schulter, schoß und traf den Schäfer durch die Brust. Der Tod erfolgte auf der Stelle.
- (Mancherlei.) Die preußische Fregatte Gefion tritt eine längere Uebungsfahrt in's Mittelmeer an. - Des Dichters Burgers Tochter ist in Remse (Sachsen), 85 Jahre alt, gestorben.
- In Japan wüthen die Masern, wie in alten Zeiten die Blattern. 80,000 Menschen sollen an ihnen gestorben sein.


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