No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. September
1862
zweiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1862 Nr. 37 Seite 1]

              Da die Lungenseuche des Rindviehs an mehreren Orten der Herzogthümer Schleswig und Holstein wiederholt aufgetreten ist, so wird, zur Vermeidung der Einschleppung dieser verderblichen Krankheit in das Fürstenthum Ratzeburg, die Einführung und Durchführung von Rindvieh aller Art aus den gedachten Herzogthümern bis auf Weiteres hierdurch untersagt. Die Contravenienten werden nach Vorschrift des Publicandi vom 30. September 1856 nachdrücklich bestraft werden, und werden die Landreiter, Husaren und die Dorfsschulzen hierdurch angewiesen, alles auf der Grenze von Dassow bis zum Lauenburgischen Dorfe Dechow eingeführte Rindvieh, wenn die Eigenthümer oder Treiber nicht mit genügenden obrigkeitlichen Bescheinigungen über das Nichtvorhandensein der Lungenseuche an den Orten, woher das Vieh kommt, versehen sind, sofort über die Grenze zurückzuweisen und von den Zuwiderhandlungen der unterzeichneten Behörde sofort Anzeige zu machen.
              Schönberg, den 10. September 1862.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.           C. L. v. Oertzen.


- Schleswig=Holstein macht den Dänen viel Kopfzerbrechen und vielleicht nie mehr, wie gerade jetzt, denn ihre Hauptleitung "Fädrelandet" findet sogar die Lage sehr ernst und ganz und gar nicht günstig für Dänemark. Sie meint, die Verhandlungen seien nunmehr auf einen Punkt gekommen, wo sie mit Anstand nicht mehr in einer andern Sprache, als mit den Waffen geführt werden können, ja sie spricht sogar von Auflösung des dänischen Reichs, welche die preußischen Forderungen im Auge hätten, und die österreichischen Forderungen übertreffe wo möglich diejenigen Preußens noch. Oesterreich fordert: 1) daß der dänische Reichstag und die Stände der Herzogthümer gleichzeitig und mit gleicher Berechtigung über einen neuen Entwurf eines Verfassungsgesetzes über die gemeinsamen Angelegenheiten der Monarchie gehört werden und daß 2) in diesem Entwurfe zur Sicherstellung gegen die Gefahr einer bleibenden Benachtheiligung ihrer Interessen durch eine Mehrheit dänischer Stimmen ein passendes Verbesserungsmittel dargeboten werde; endlich 3) daß im Herzogthum Schleswig das Bestreben durch Verordnungen und Verwaltungsmaßregeln das deutsche Element zurückzudrängen, aufgegeben und der Zustand von 1847 wiederhergestellt werde.
- Gefangen hat man Garibaldi nun, aber das Turiner Cabinet ist in der größten Verlegenheit, was es mit ihm anfangen soll. Am leichtesten würde es ihnen sein, wenn Garibaldi entflöhe, wozu sich dieser aber schwerlich verstehen wird, obgleich seine Richter ihn darin begünstigen mögen. - Die Richter sind darüber sehr verschiedener Meinung. Vor ein Kriegsgericht will ihn der Kriegsminister stellen. Kein anderer Minister stimmte zu. Das Kriegsgericht kann nur auf Tod erkennen, sagten sie. Das darf nicht sein, auch dann nicht, wenn die Gnade folgt. Garibaldi ist Abgeordneter; Seinesgleichen sollen zu Gericht sitzen, der Senat soll sein Gerichtshof werden. - Auch nicht! erklärte der Justizminister entschieden. Was wollt Ihr thun? Garibaldi öffentlich und feierlich anklagen? - Gut, dann wird er sich öffentlich und feierlich vertheidigen. Meint Ihr, daß er als armer Sünder auftreten wird oder kann? Er hat geirrt, aber nur so wie große und reine Charaktere irren. Sein erster Irrthum hat dem jungen Italien zwei Kronen und ihm die Bürgerkrone eingetragen. Der erste Patriot Italiens wird sprechen: ganz Italien wird an seinen Lippen hängen, ihm zujauchzen und seine Feinde und Richter verwünschen und verdammen. Sein Prozeß wird sein Triumph sein! - Es bedarf keines Prozesses; gegen die Proklamation seines Königs hat er sich vergangen; deß ist Italien Zeuge und das ist seine Schuld, die nicht erst bewiesen werden muß. Gut, so kann sein König seine Gnade walten lassen auch ohne Prozeß. Und er soll und muß es, das ist meine Meinung! - Victor Emanuel hörte den Verhandlungen schweigend zu, er sprach kein Wort.
- Polen bietet den traurigen Anblick eines Volkes, das nichts im Sinne hat als Revolutioniren. Alle guten Regungen und Gedanken gehen in diesem einen Gedanken unter, weder die Versprechungen, noch die mit vollen Händen dargebotenen freisinnigen und volksthümlichen Einrichtungen des Statthalters Großfürsten Constantin machen den geringsten Eindruck. Seine guten Absichten lohnt man mit Mord; drei Mörder verfielen der Strafe, aber es lauern nur neue. Auch die gemäßigsten Polen können nicht wagen, ein Wort gegen die Mörder fallen zu lassen. Nichts Gutes verfängt, nichts als die Gewalt, welche die Rache neu schürt. Die Polen haben nie sich selbst beherrschen können, sie gingen unter in Parteikämpfen; jetzt schüren Flüchtlinge ihre Träume von Errichtung eines großen Polenreiches, das an der Spitze aller Slawen zu stehen berufen sein soll. Großfürst Constantin hat eine unerträgliche Stellung und niemand will ihn ablösen.

[ => Original lesen: 1862 Nr. 37 Seite 2]

- Garibaldi wird in Virignano am Golf von Spezzia bewacht und von zwei berühmten Aerzten behandelt. Bei Untersuchung seiner Wunde, hat sich herausgestellt, daß sich eine Kugel in derselben befindet. Man glaubt, daß die Kur sehr lange dauern wird, doch ist keine Gefahr vorhanden. Gefährlicher sollen die Wunden seines Sohnes Menotti sein.
- Ueberall verschafft Napoleon sich Freunde oder weiß sich doch Fürsten und Völker verbindlich zu machen. So heißt es jetzt in Paris, daß es beschlossene Sache sei, die französische Regierung werde die conförderirten Südstaaten von Amerika anerkennen, sobald Mexiko von den Franzosen occupirt und der Regierung des Präsidenten Juarez ein Ende gemacht sei. Gleichzeitig werden Unterhandlungen mit dem Präsidenten der Südstaaten wegen Einverleibung Mexico's in dieselben eröffnet werden, und zwar auf Grund einer Frankreich zu zahlenden enormen Summe als Entschädigung für die Kriegskosten.
- Kaiserin Eugenie ist in ganz Frankreich der energischste Vertheidiger des Papstes und seiner weltlichen Herrschaft. Als der italienische Gesandte Pepoli ihr erklärte, ganz Italien wolle Rom oder den Tod, antwortete sie sofort: dann wird Italien sterben, denn Rom bekommt es nicht. Nennen Sie es, wie Sie wollen, setzte sie hinzu, Instinkt, Vorgefühl oder Aberglaube, ich habe aber die Ueberzeugung, daß mein Sohn den Thron nicht besteigen wird, wenn wir den heiligen Vater verlassen!
- In Brüssel ist Brautschau. Die dän. Prinzessin Alexandra ist angekommen und der Prinz von Wales wird in diesen Tagen dort eintreffen, um zu sehen und ein seliges Ja! zu rufen. Die Dänin soll wirklich reizend und liebenswürdig sein. In England ist diese dänische Partie sehr populär, schon deshalb, weil sie die Deutschen ärgert. Der alten Frau Times alter Kopf wackelt vor Schadenfreude über diese englisch=dänische Alliance.
(Steigen der Landgüterpreise in Folge der Fortschritte in der Landwirthschaft und der wachsenden Bevölkerung.) Man kann das Steigen der Landgüterpreise wie einen Wellenschlag, der fortwährend von Westen nach Osten geht, betrachten. Dieser Wellenschlag entspringt in Frankreich, setzt sich durch Deutschland fort und geht schon bis ins westliche Rußland. Seine Scala ist ungefähr folgende. In Frankreich bezahlt man den Morgen guten Landes bis zu 300 bis 400 Thaler, am Rhein zu 200 bis 300 Th., an der Elbe zu 150 bis 250 Th., an der Oder zu 100 bis 150 Th. und an der Weichsel zu 50 bis 150 Th. Die Preise sind seit Anfang unsers Jahrhunderts 80 bis 100 Procent gestiegen und es geht das Steigen noch immer fort. Intelligente Landleute vom Rhein ziehen an die Elbe und machen gute Geschäfte, weil sie vermittelst ihrer Intelligenz dem Boden höhere Renten abgewinnen. In gleicher Art gehen welche von der Elbe an die Oder und versuchen sich da mit gleichem Glück. Von hier versuchen sich andere an der Weichsel und finden gute Rechnung. Ausnahmen stoßen die Regel nicht um. Die Emigranten bringen nicht bloß Intelligenz, sondern auch den zweiten wichtigen Factor, nämlich das Capital, in ihre neue Heimath. Wie lange dieser Wellenschlag noch fortdauern werde, läßt sich nicht bestimmen. Die Strömung hat ihren höchsten Standpunkt noch nicht erreicht. Es ist deshalb denjenigen, welche auf einen Rückschlag warten, anzurathen, das nicht zu thun, wenn sie nicht die Zeit an sich vorübergehen lassen und zuletzt das Nachsehen haben wollen. Sehr beschränkt ist in dieser Hinsicht die Meinung in Schlesien und daraus sind die fortwährenden vielen Güterverkäufe zu erklären, wo ein jeder denkt, die guten Preise noch mitzunehmen. Nur eine große politische Umwälzung könnte einen Rückstoß bewirken, der aber nicht wohl zu erwarten ist.
- Im nördlichen Finnland hat die Kälte so große Verheerungen angerichtet, daß man eine wirkliche Hungersnoth befürchtet. Vermuthlich in dieser Veranlassung hat der finnische Senat die zollfreie Einfuhr aus auswärtigen Ländern nach Finnland sowohl in finnischen wie in fremden Fahrzeugen für Roggen, Gerste und Hafer, sowie für Mehl und Grütze aus diesen Getreidearten, und endlich auch für Erbsen bis Ende dieses Jahres gestattet.
- Die alten Schüler des Gymnasiums zu Augsburg hatten ihren Mitschüler aus den Jahren 1821-23, den Kaiser Napoleon zu ihrem Erinnerungsfeste geladen. Derselbe lebte damals in der Verbannung als Prinz Napoleon, Herzog v. St. Leu, mit seiner Mutter, der Königin Hortense, in Deutschland. Statt seiner trafen zu diesem Feste von ihm 100 Flaschen Champagner für seine ehemaligen Mitschüler und 5000 Francs für die Stadtarmen von Augsburg ein; daneben ein Handschreiben an den Alterspräsidenten des Festes, worin es u. a. heißt: "Ich habe nie die Zeit vergessen, die ich in Deutschland zugebracht habe, wo meine Mutter eine edle Gastfreundschaft fand und ich die ersten Wohlthaten des Unterrichts genoß. Die Verbannung bietet traurige, aber nützliche Erfahrungen, sie lehrt Völker besser kennen, ohne Vorurtheil ihre guten Eigenschaften und ihren Werth schätzen, und ist man später so glücklich, den Boden des Vaterlandes wieder zu betreten, so behält man doch für die Gegenden, in welchen man die Jugendjahre verlebte, die freundlichsten Erinnerungen, welche trotz Zeit und Politik sich lebendig erhalten." - Die Gesellschaft brachte ein Hoch auf ihren Studiengenossen Napoleon, dann aber, damit er's nicht falsch verstehe, drei Hochs auf's deutsche Vaterland.
- In Silkeburg (Dänemark) ist in diesen Tagen der Meierei=Verwalter auf einem Hofe von einem bösen Bollen angegriffen, zu Boden geworfen und ihm der Leib aufgeschlitzt worden, so daß die Gedärme herausfielen, und unzweifelhaft hätte er auf der Stelle seinen Tod gefunden, wenn nicht ein Milchmädchen den Bollen verjagt hätte mit - ihrem Milchhüker! Wer mit Kuhheerden verkehrt hat, der weiß, daß ein Bolle oft ein Mädchen beim Melken stört, dieses dann gar unbarmherzig auf den Bollen mit ihrem Milcheimer losschlägt und der Bolle mit eingezogenem Schwanze und krummen Rücken sich gar demüthig dieser Züchtigung unterwirft und nur rasch sich derselben zu entziehen sucht durch schleunige Flucht; aber daß ein Mädchen einem Bollen zu Leibe geht, der das blutige Opfer seiner Wuth unter seinen Füßen hat, und daß dieser trotz seiner Wuth doch Mädchen und Milcheimer respektirt, das verdient wohl eine besondere Beachtung. Merkwürdig ist auch bei diesem Fall, daß dieser Mann, obgleich erst spät ihm ärztliche Hülfe ward, doch nach einigen Tagen noch lebte, und sogar Hoffnung zu seiner Rettung war.
- In Neapel hat kürzlich ein Duell zwischen zwei Schwestern stattgefunden. Die beiden Rivalinnen, denn Eifersucht war die Ursache ihres Haders, wählten das Messer, die nationale Waffe, zur Ausfechtung ihres Streites. Eine der beiden Duellantinnen blieb todt auf dem Kampfplatze, die andere lebt noch, hat aber achtzehn Wunden erhalten.
- Der in unseren Tagen bis zu einer colossalen Höhe gestiegene Verbrauch von Schreibpapier hat nothgedrungen zu eifriger Aufsuchung von Stoffen geführt, welche sich zu Ersatz= oder doch wenigstens Zusatzmitteln des Papierstoffs eignen könnten. Hierbei kam man denn auf eine fast zahllose Reihe vegetabilischer und mineralischer Stoffe. Im Allgemeinen haben sich von vegetabilischen Stoffen nur Stroh von Weizen, Roggen, Gerste und Mais, Holz= und Baumwollenabfälle bewährt; von mineralischen setzt man jetzt Asbest, Torf, Thon, Gyps, schwefelsauren Baryt, kieselsaure Kalkerde und andere Stoffe zu. Zu den feinsten Papieren kann man bisjetzt nur Hadern verwenden, zu ordinairen Schreib= und Druckpapieren, namentlich zu Packpapieren, setzt man denselben häufig von jenen Stoffen hinzu. Ohne Anwendung von Surrogaten würden die Papierpreise viel höher stehen, als dies wirklich der Fall ist.

[ => Original lesen: 1862 Nr. 37 Seite 3]

- Mit der Landes=Gewerbe=Ausstellung zu Schwerin im vorigen Jahre war bekanntlich eine Verloosung von Industrie=Gegenständen verbunden. Auf 4200 Loose à 1 Thlr. kamen 447 Gewinne von 2 bis 100 Thlr. Nicht Alle, denen das Glück damals günstig war, haben aber ihre Gewinne abgefordert. Es werden von dem Central=Comite noch heute 27 Gewinne aufbewahrt, darunter eine prächtige Doppelflinte mit Gußstahlrohr à 90 Thlr. Gold, verfertigt von dem Hofbüchsenmacher Schmidt in Schwerin, und für den unbekannten Inhaber des Looses Nr. 3461 erwählt. Nachdem schon vor 6 Monaten zur Abforderung dieser Gewinne öffentlich aber vergeblich aufgefordert war, beschloß die Comite unlängst, die Sachen nicht länger aufzubewahren, sie vielmehr öffentlich meistbietend verkaufen zu lassen und den Erlös mit den betreffenden Notizen dem hiesigen Gewerbe=Verein zu überliefern. Der Verkauf wird im Laufe des September=Monats stattfinden.
- An einem Jubiläum, das in voriger Woche in Leipzig gefeiert wurde, wird gewiß auch außerhalb Leipzigs Mancher Theil nehmen. Die "Illustrirte Zeitung" hat ihre 1000. Wochennummer ausgegeben, eine rechte Festnummer. Man sieht in ihr das großartige Gebäude, in welchem sie entsteht, und alle die Kunst= und Werkstätten, die zu ihrer Vollendung beitragen: die Zeichner und Holzschneider und Schriftsetzer an ihrer Arbeit, die Maschinensäle und die Papierfabrik. Auch die vielen andern Abbildungen sind interessant und vortrefflich. Die rüstige Jubilarin hat's hoch in ihrer Kunst gebracht und alle ihre berühmten Concurrenten in der neuen und alten Welt durch Vervollkommnung des Holzschnitts und der verwandten technischen Fächer, durch Reichhaltigkeit des bildlichen Stoffs und tüchtigen Text weit überflügelt. Viele ihrer Bilder sind in den letzten Jahren Meisterwerke gewesen: wir erinnern nur an die Abbildungen vieler berühmten Gemälde, auch an die geistvolle Composition und technische Durchführung der Schillerlotterie und der Neujahrsnummer 1862.
- Vor ihrer eigenen Festung Graudenz spielten kürzlich die Preußen Krieg; sie übten sich im Spiel (wie Napoleon seine Truppen fortwährend im wirklichen Kriege schult) damit der König, wenn's mal im Ernst losgeht, nicht über allzu unerfahrene Soldaten und Generäle commandirt. So wurden vor der Festung alle erdenklichen Belagerungsarbeiten ausgeführt, ja sogar bei den Schießübungen mit den Kanonen scharf geschossen. Bei diesen letzteren kam neulich ein sehr interessantes Intermezzo mit einem Hunde vor; während alle Zuschauer sich in eine gedeckte Stellung zurückgezogen hatten, behauptete dieser das Belagerungsfeld allein, verfolgte die niederfallenden Geschosse, beroch sie und suchte sie zu apportiren. Mit größtem Eifer jagte er überall dahin, wo eine Kugel einschlug, und das ging so lange ganz gut, als mit Kugeln ohne Sprengladung geschossen wurde, denn der Zufall wollte, daß ihn keine Kugel traf. Sein besonderes Gefallen schien aber die erste Sprengrakete zu erwecken, die zischend über ihn wegflog und früher zersprang, ehe er sie erreichen konnte. Mit gehobenem Kopfe und zum Sprunge bereit, wartete er auf die nächste, ereilte sie, als sie eben niederschlug und beroch sie mit größtem Interesse, während die Zuschauer in mitleidiger Spannung die Katastrophe erwarteten, die das Thier vernichten mußte. Da erfolgte die Explosion. Der vierbeinige Held wird mehrere Schritte weit weggeschleudert, schießt einige Purzelbäume, erhebt sich aber unverwundet, wenn auch mit stark verbrannter Nase, und beendet seine militairischen Studien, indem er mit eingelegtem Schwanze, ein vorwurfsvolles Geheul ausstoßend, in rasender Eile das Weite suchte.
- Der Herr Pastor zu St. Georg in Hamburg muß doch ein recht gutmüthiger Mann sein. Es war bei ihm eine Trauung bestellt, die, wie das in großen Städten Sitte ist, im Hause der Braut vorgenommen werden sollte. Als der Herr Pastor zur bestimmten Stunde in das Haus kommt, sieht er nicht die geringsten Vorbereitungen zum Hochzeitsfeste. Da kommt endlich eine Dienerin außer Athem herbeigelaufen: Ach, Herr Pastor, ich habe vergessen, Ihnen zu melden, daß das Brautpaar auf den Jahrmarkt nach Wandsbeck ist, den es noch in keinem Jahre versäumt hat und daher erst am nächsten Sonntag getraut sein will. Der Herr Pastor lachte und ging, um am nächsten Sonntage wieder zu kommen und das originelle Brautpaar zu copuliren.
- Aus einem flotten Studenten kann alles werden. St. aus A., der Sohn eines Beamten, hielt sich Studirens halber viele Jahre in Würzburg auf und war als Fuchs und bemostes Haus immer voran. Mit Ach und Krach kam er nach manchem Ansatz durch's erste juristische Examen, that aber nirgends gut. Jetzt arbeitet er - nach mancher trüben Irrfahrt - als Tagelöhner an einer Eisenbahn.


Anzeigen.


Zum öffentlichen meistbietenden Verkauf der zur Concursmasse des Krämers Möhler auf der Bäck gehörenden Grundstücke, als:

1) Wohnhaus nebst Stallgebäude und Kegelbahn,
2) ein hinter dem Wohnhause belegener, etwa einen Scheffel Aussaat haltender Garten und
3) ein Ackerstück von etwa 8 Scheffel Aussaat,
ist ein Termin angesetzt auf

Freitag, den 26. September d. J.,

wozu sich Kaufliebhaber im hiesigen Gerichtslocal einfinden wollen. Die Verkaufsbedingungen sind 14 Tage vor dem Termin auf der Registratur des Justiz=Amtes einzusehen, und wird bemerkt, daß, falls in dem obgedachten Termin nicht annehmlich geboten wird, sofort anderweitiger Termin zum Mehr= resp. creditorischen Gleichgebot, anberaumt werden soll.
Zugleich wild den nicht präcludirten Krämer Möhler'schen Gläubigern das Erscheinen im Termin Zwecks endlicher Regulirung der Verkaufsbedingungen hierdurch freigelassen.
Schönberg den 22. August 1862.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Im Auftrage des Herrn Amtsverwalters Hahn hieselbst setze ich zum öffentlich meistbietenden Verkaufe seines Ackerstückes auf dem Galgenmoore vor dem Sabower Thore hinter dem Töpfermeister Ehlers'schen Gehöfte und hinter den übrigen dort neu angebauten Häusern gelegen in einzelnen Parcelen und im Ganzen Termin an

auf Mittwoch, den 24. Septbr. d. J.,
Morgens präcise 11 Uhr,

im Hause des Herrn Ackerbürgers Böckmann hieselbst; und sind die Verkaufsbedingungen vorher einzusehen.
Schönberg den 27. August 1862.

                                                    Kindler, Advokat,
                                                    als Notar.


Die Tischlermeister Schilling'schen Eheleute, früher auf der Baeck, jetzt zu New=Ulm im Staate Minnesota in den Vereinigten Staaten von Nord=Amerika haben den Schneidermeister F. Wulff und den Webermeister, Ortsvorsteher J. Clasen, beide auf der Baeck und diese mich beauftragt, das Schilling'sche Grundstück auf der Baeck, bestehend in einem Wohnhause, einem Nebengebäude, Hof= und

[ => Original lesen: 1862 Nr. 37 Seite 4]

Gartenplatz meistbietend öffentlich zu verkaufen und setze ich dazu Termin an

auf Sonnabend, den 27. September d. J.,
Nachmittags 1 Uhr,

im Hause des Herrn Gastwirths Spolert auf der Baeck. Die Verkaufsbedingungen sowohl, wie die beglaubigte Vollmacht der Schilling'schen Eheleute sind bei dem Schneidermeister Wulff und bei mir vorher einzusehen.
Schönberg, den 3. September 1862.

                                                    Kindler, Advokat,
                                                    als Notar.


Vermischte Anzeigen.

Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Sparbank
in Schwerin

schließt Lebens=, Leibrenten= und Sterbekassen=Versicherungen, Zeitrenten=, Darlehns=, Einlage= und sonstige Geldgeschäfte ab, und verzinst alle Kapital=Einlagen von mindestens 50 Taler (Mecklenburg) mit 3 1/4 Procent für's Jahr, durch die unterzeichneten Agenturen.

Agentur Schönberg und Dassow.
                                                    J. P. Bade,
                                                    Buchbinder.


Bekanntmachung.

Da die unter'm 13. Februar d. J. verkündigte Armensteuer nicht hinreichend befunden ist, allen unvermeidlichen Anforderungen zu berichtigen, so werden die Bewohner des Schönberger Armen=Districts hiemit aufgefordert, den halben Beitrag noch einmal an die resp. Almenvorsteher ehestens zu zahlen.
Schönberg, den 11. Septbr. 1862.

                          Die Armenbehörde.


Sterbefall.

In der Montag=Nacht, den 8. d. Mts., starb unsere gute Mutter, die Chausseegeld=Einnehmer=Wittwe Volckmann zu Kl. Siemz. Um stille Theilnahme bitten die hinterbliebenen trauernden Kinder.


Verloren

am 13. d. auf dem Wege vom Markte bis zum nächsten Meilensteine der Schweriner Chaussee: Ein ganz neuer, hohler Schlüssel. Der ehrliche Finder wird gebeten, den Schlüssel in der Expedition der Anzeigen zurückzugeben.


Incasso von Wechsel, Coupons etc.
besorgt bestens B. Grünebaum Bankgeschäft in Frankfurt a. M.


In diesen Tagen empfing ich eine Auswahl sehr geschmackvoller und gut gehender Stubenuhren, die ich zu den billigsten Preisen empfehle. Auch bringe ich mein Lager von allen Sorten Cylinder= und Ancre=Uhren zu den bekannten billigen Preisen in Erinnerung.

Schönberg.                                                     H. Meyer, Uhrmacher.


Photographie=Album, recht hübsch und billig, sowie Photographie= Rähme, in geschmackvoller Auswahl, empfiehlt

                                                    J. P. Bade.


Eau de Cologne

direct aus der Fabrik von

Jean Marie Farina
Jülichs=Platz No. 4. in Koeln,

empfiehlt in ganzen und halben Flaschen, in Dutzend Flaschen billiger,

                                                    Aug. Spehr.


Wohnungs= Veränderung.

Von heute an wohne ich nicht mehr beim Schlössermeister Herrn Abels, sondern bei meinem Schwiegervater dem Senator Kähler.

                                                    C. Bade.


Die Proben von neuen und sehr hübschen

Tapeten

habe ich wieder auf Lager erhalten und empfehle diesen einem geehrten Publikum zur Auswahl bestens. - Ordinäre Tapeten und Borden habe ich stets vorräthig.

                                                          C. Schwedt.

Schönberg.


3 Thaler Belohnung

demjenigen, der mir den Dieb, welcher mir auf meiner Kuhweide die Einfriedigungspfähle entwendet, so namhaft macht, daß ich ihn gerichtlich bestrafen lassen kann.
Zugleich verbiete ich auch das unbefugte Herumtreiben auf meinem Acker.
Schönberg im September 1862.

                                                    Ackerbürger Boye Wittwe.


Es sind uns dieser Tage 32 Haufen Heufutter von unsern Wiesen gestohlen worden. Um den Thäter zu erfahren, so daß wir ihn gerichtlich verfolgen können, versprechen wir eine Belohnung von 2 Taler (Mecklenburg) Demjenigen, der uns den Dieb namhaft machen kann.

Apotheker Saß, Ackerbürger Joh. Burmeister, Bäcker W. Groth.


Am Montage und Dienstage, den 15. und 16. Sept., beide Tage Nachmittags, findet bei mir

Scheibenschießen

nach folgenden Gewinnen statt.

1) 1 silbern. Potagelöffel.
2) 1 Tischuhr.
3) 1 silb. Eßlöffel.
          4) 1 silbern. Eßlöffel.
5) 1 kupf. Theekessel.
6) 1 Reitdecke.
7) 8) 9) und 10) je ein Rohrstuhl.
11) und 12) je ein messingener Leuchter.

Jeder Satz von 3 Schüssen, worauf nur 1 Gewinn fallen kann, kostet 16 Schilling (Mecklenburg). Büchsen, Pulver u. Blei werden von mir gehalten.

                          Krüger Holst zur neuen Welt.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 5. bis 11. September

Geboren: D. 10. dem Privat=Copiist Heincke hies. ein S. - Dem Maler Wolgast hies. eine T.
Gestorben: D. 8. Johann Joachim H. Mehrpahl, Webermeister vor Schönberg, 38 J. 5 M. alt. - Trine Lise Boye, Anerbentochter zu Bechelsdorf, 9 Mon. a. - Maria Volkmann, Chausseegeldeinnehmer=Wittwe zu Kl. Siemz, 59 J. a.

Kirchliche Anzeige.

Sonntag den 14. September: Aerndtedankfest. Collecte für den Gustav Adolf=Verein.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 3. September 1862.

Weitzen 1 Taler (Mecklenburg) 28-36 Schilling (Mecklenburg),     Wicken  - Taler (Mecklenburg)   -    - Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg)   8-12 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg)   2-4 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 26-28 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 25-27 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-20 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 20-21 Mark (Lübeck)
Butter 10 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 5- 6 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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