No. 30
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Juli
1862
zweiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1862 Nr. 30 Seite 1]

                Großherzogliche Landvogtei weiset darauf hin, daß hohe Großherzogliche Landes=Regierung durch die Mecklenburg=Strelitzischen Anzeigen die Genehmigung dazu ertheilt hat, daß an den nächsten 3 Sonntagen nach gänzlich beendigtem öffentlichen Gottesdienste, mit Einwilligung der Arbeiter, Erndtearbeiten verrichtet werden dürfen.
        Schönberg, den 23. Juli 1862.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       F. Boccius.


- Se. kön. Hoh. der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz trafen am 16., von Kissingen kommend, in Köln ein; Se. k. Hoh. der Erbgroßherzog trafen ebendaselbst von Berlin ein und setzten beide hohe Herrschaften ihre Reise nach England weiter fort.
Schönberg. Die Tage des hiesigen Königschießens sind für dieses Jahr wieder hinter uns. Aehnlich wie in den früheren Jahren begannen dieselben bereits am Sonntag Nachmittag durch Ständchen, welche den Chargirten der Schützenzunft von den trefflichen Ratzeburger Militair=Musikern gebracht wurden, und Abends 10 Uhr mahnte der sogn. "Zapfenstrich" die Bewohner, vornehmlich die Mitglieder der Schützenzunft, sich zur Ruhe zu begeben, um am folgenden Morgen rechtzeitig zum Ausmarsch bereit zu sein. - Am Montag Morgen aber hat gewiß mancher Bewohner mit schwerem Herzen aus dem Fenster geschaut, denn es regnete unaufhörlich und zwar hübsch langsam und eben, so daß es auszudauern versprach. Trotzdem versammelten sich die Schützen zum Ausmarsch, aber die Militair=Musik vermochte diesmal nur wenig Zuschauer auf den Markt zu locken, denn fast Jeder scheute sich, seine trockenen Festtagskleider dem Regen preiszugeben. - Gegen 9 Uhr jedoch ließ der Regen nach, und diese Pause benutzten die Schützen zum Ausmarsch. Nachdem die Fahnen der Zunft, der vorigjährige König und die Mitglieder des Magistrats von den Compagnien abgeholt worden waren, marschirten dieselben nach dem Amtsplatz zur Abholung des Hrn. Oberlanddrost Grafen von Eyben. Es war nämlich der Bürgerschaft Schönbergs von Sr. Königlichen Hoheit unserm allergnädigsten Großherzoge die Ehre zu Theil geworden, Höchstsich durch den Herrn Oberlanddrosten bei dem Feste vertreten zu lassen. - Hierauf ging's hinaus auf den Festplatz, woselbst dann das Schießen, das Würfel= und Roulettespiel um Kuchen= und Steinzeug und andere Vergnügungen begannen. Wenn auch einzelne Regenschauer während des Tages nicht ausblieben, so vermochten diese doch nicht die fröhliche Stimmung auf dem Festplatze zu stören. - Schon am Nachmittage erzählte man sich, daß der Herr Oberlanddrost für Se. Königl. Hoheit den allerdurchlauchtigsten Großherzog einen sehr guten Schuß gethan habe; vor Beendigung des Schießens wagte man jedoch nicht, Se. Königliche Hoheit als Schützenkönig zu nennen, indem der Schuß möglicherweise noch übertroffen werden konnte. Mit großer Spannung sah man dem Ende des Schießens entgegen, und mit ihm ward den Schützenmitgliedern denn auch die erfreuliche Gewißheit, Se. Königl. Hoheit unsern allergnädigsten Großherzog wirklich als ihren diesjährigen Schützenkönig nennen zu dürfen! - Mit freudigem Gefühle theilte Einer dem Andern diese frohe Nachricht mit, und Jeder erwartete mit Spannung die Zeit des Einmarsches, die endlich um 9 Uhr herannahte. - Geschmückt mit dem Ehrenbandelier des Königs und in der Mitte der Magistrats=Mitglieder ward der Vertreter Sr. Königlichen Hoheit, der Herr Oberlanddrost Graf von Eyben, mit voller Musik vorauf, von den Compagnien nach Hause geleitet. Beim Aufzug auf den Amtsplatz ward Jedermann überrascht durch das inzwischen festlich illuminirte Haus des Herrn Oberlanddrosten, und nachdem der Zug dort angekommen war, brachte der Herr Oberlanddrost ein dreimaliges Hoch! aus auf Se. Königliche Hoheit unsern allergnädigsten Großherzog, in das die zahlreiche Menge begeistert einstimmte! - - Nachdem hierauf der Magistrat, der vorigjährige König, und die Fahnen ebenfalls nach Hause geleitet waren, traten die Compagnien auseinander, um mit doppelt gehobener Stimmung die Feier auf dem Balle fortzusetzen.
Am Dienstage wiederholte sich der Ausmarsch in derselben Weise, wie Montags. Nach dem Ausmarsch begann das Schießen nach Silbergewinnen und Nachmittags 5 Uhr die Ziehung aus der Tombola, wobei Mancher mit einem Gewinne beglückt, viele Andere aber gewiß ihrem Glücke schmollten, das ihnen nichts weiter als das Ansehen der recht hübschen und zum Theil werthvollen, verlooseten Gegenstände gestattete. - Auf dem Schützenballe am Dienstag Abend ward manches Hoch! auf Se. Königl. Hoheit unsern allergnädigsten Großherzog ausgebracht, und in frohester Stimmung trennten sich die Gesellschaften am Morgen des folgenden Tages.

[ => Original lesen: 1862 Nr. 30 Seite 2]

- Wie die Löwin ihr Lager, vertheidigt die Rebellenarmee in Amerika ihre Hauptstadt Richmond. In 4 bis 7tägigen Schlachten wurde die Bundesarmee von dem übermächtigen Feinde geschlagen und zurückgeworfen; sie zog sich unter dem Schutz ihrer Kanonenboote zurück und verschanzte sich. Zwei ihrer Generale sollen gefangen sein; der Verlust wird auf 30000 Mann angegeben. Die Newyorker Börse zittert, Lincoln, der Präsident, hat neue 300,000 Mann einberufen. Richmond hat illuminirt. Der Bundesgeneral Mac Clellan erklärt in einem Tagesbefehl, seine Truppen würden bald um jeden Preis Richmond nehmen und die Union aufrecht erhalten.
- Ein Donnerwort treibt den amerikanischen Norden zu den höchsten Anstrengungen. Das Wort heißt Vermittlung des Auslandes; Vermittlung heißt aber Anerkennung der Rebellen, Sprengung der Union. Im englischen Parlament ist schon ein Antrag auf Intervention gefallen, aber zurückgewiesen worden. Wenn der Norden erst recht tief im Unglück steckt, dann ist die Zeit zur Einmischung des Auslandes gekommen. Und so steht's noch nicht; das Bundesheer ist vielmehr wieder vorgerückt und um die blutige Braut, um Richmond, wirds neue böse Waffentänze geben.
- Zur Verlobung des Prinzen von Wales wird der Augsburger "Allgemeinen Zeitung" aus Neustrelitz vom 18. d. M. Folgendes mitgetheilt: Die in ziemlich sicherer Aussicht stehende Verlobung des Prinzen von Wales mit der Prinzessin Alexandra von Dänemark erregt hier um so größeres Interesse, als die ersten Anfänge dieser Verbindung am hiesigen Hoflager entstanden sein dürften, und zwar gelegentlich eines Besuchs, welcher von einer dem Prinzen sehr nahe stehenden erlauchten Dame vor länger als einem Jahre hier abgestattet wurde. Dieser Besuch führte zu einer persönlichen Bekanntschaft mit der auserkornen Prinzessin, und letztere machte einen so günstigen Eindruck, daß ihr dringend das Wort als der künftigen Königin von England geredet ward - eine Empfehlung, die denn auch willige Aufnahme gefunden hat. Diplomatische Einwirkungen, und zwar ganz besonders von Preußen aus, haben also nicht stattgefunden und dürfen in der That auch gerade für diese Wahl des Prinzen nicht zu erwarten gewesen sein.
- Sich zur Freude und Napoleon zum Aerger wollen sich der Graf von Paris und die Prinzessein Margaretha, älteste Tochter der Herzogin von Parma, heirathen. Das Interessanteste dieser Heirath steckt in der Vereinigung der Bourbons und Orleans, der feindlichen Brüder, die sich um den Thron Frankreichs streiten. Die Braut ist 1847 geboren. Der Graf und sein Bruder, der Herzog von Chartres, sind aus Amerika nach Europa zurückgekehrt.
- (H. C.) Aus dem Fürstenthume Ratzeburg, den 16. Juli. Im Fürstenthume Ratzeburg erwartet man mit Bestimmtheit von dem mecklenburgischen Gränzzoll nicht betroffen zu werden. Es hat nämlich der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz einer zur Audienz angemeldeten Deputation von vier Hauswirthen des Fürstenthums am 21. v. Mts. in Neustrelitz erklärt, daß er wünsche, das Fürstenthum Ratzeburg bleibe vom Gränzzoll ausgeschlossen und daß er hoffe, dieser sein Wunsch werde auch in Schwerin Berücksichtigung finden. Da nun aus natürlichen Gründen durch den Einschluß des Fürstenthums in den Gränzzoll bei dem steten Verkehr mit dem nahen Lübeck, wie er in Mecklenburg nirgends so lebhaft zwischen Stadt und Land besteht und bei der zollfreien Einfuhr von 25 Pfund wohl unverhältnißmäßige Beaufsichtigungskosten, aber sehr geringe Zoll=Einnahmen in Aussicht stehen, so kann den Großherzogl. mecklenburg=schwerinschen Landen und höheren Behörden es nur vortheilhaft erscheinen, keine Gemeinschaft hiemit mit dem Fürstenthume zu haben, dem sonst auf jeden Kopf seiner Bevölkerung eben so viel, als auf jeden Einwohner im Innern Mecklenburgs berechnet und aus der gemeinschaftlichen Zollkasse herausgezahlt werden müßte. Die mecklenburgischen Landstände aber können, von allem Uebrigen abgesehen, schon deshalb wider diesen Ausschluß des Fürstenthums aus dem Gränzzoll nichts einzuwenden haben, weil gerade aus ihren Verhandlungen die zollfreie Einfuhr von 25 Pfund über die Gränze hervorgegangen ist, von der bei den ursprünglichen Vereinbarungen zwischen den beiden hohen mecklenburgischen Regierungen über den Einschluß des Fürstenthume in den Gränzzoll noch gar keine Rede war. Durch diese zollfreie Passage aller Personenwagen und zollfreie Einfuhr von 25 Pfund über die Gränze müßten aber sämmtliche Kaufleute im Fürstenthume, die dort nicht blos in der Stadt, sondern auch auf jedem Kirchdorfe ansässig sind, voraussichtlich ruinirt werden, da ihre Kunden, statt von ihnen zu kaufen, es vorziehen würden, sich aus dem nahen Lübeck mit zollfreien Waaren zu versehen. Unmöglich können aber die mecklenburgischen Stände von der strelitzischen Regierung es erwarten, daß dieselbe nach solchen Abänderungen noch an einem Gesetze für das Fürstenthum festhalten werde, das für Mecklenburg dazu bestimmt ist, die bisherige Bevorzugung des auswärtigen Kaufmannes vor denen des eigenen Landes, namentlich der Seestädte, aufzuheben, daß aber bei seiner jetzigen Ausführung in das gerade Gegentheil für das Fürstenthum umschlagen müßte. Unter diesen Umständen hat jene obige Großherzogliche Erklärung die allgemeinste Freude im hiesigen Ländchen erregt.
- Ueber eine zwar bereits bekannte, aber immer noch wenig angewandte Methode zur Sicherung der Getreide=Ernte bei Regenwetter geht der Ostsee=Zeitung folgende Mittheilung zu: Man harke das geschnittene Getreide möglichst schier und binde die Garben nicht zu dick; von den aufgebundenen Garben stelle man eine in die Mitte, ringsumher 6, 7 bis 8, welche an die Mittelgarbe schräg angelehnt werden. Eine recht schiere Garbe mit möglichst langem Stroh wird hart unter den Aehren recht fest gebunden, um den 7 bis 9 untern Garben als Dach - wie die Strohkappe über dem Bienenrumpfe - zu dienen. Um diese Arbeit zu erleichtern, müssen die bereits aufgestellten Garben etwa 1 Fuß von oben recht fest geschnürt werden. Hierzu nehme man einen neuen glatten Sielenstrang, knüpfe dessen Spitze in einen glatten runden eisernen Ring von etwa anderthalb Zoll Durchmesser. Dieser Strang wird um die Garben gelegt, durch den Ring gezogen, eine Person zieht den Ring fest an, während eine zweite das Umfallen der Garben hindert und die dritte die Garbe, welche als Dach dient, obenauf setzt: alsdann wird die Schlinge behutsam unten weggezogen. Während der Zeit, in welcher die erste und zweite Person einen neuen Haufen setzen und zusammenschnüren, ordnet die dritte die aufgesetzte Garbe zum schützenden Dache. An diesem Dache gleitet der Regen nieder, schützt die Aehren vor Nässe, während die Wärme das Innere trocknet, sowie jeder Luftzug das Aeußere. Die Dachgarbe leidet von der Witterung weniger als man glaubt, es ist aber besser, ein Achtel als das Ganze preiszugeben. Sind die Garben tüchtig gesetzt, dann ist ein Umsetzen nicht nöthig; am Tage des Einfahrens werden die Deckgarben abgenommen, um eine oder die andere nicht gut bedeckte untere Garbe nachtrocknen zu lassen. Sollte heftiger Wind die Deckgarbe abstoßen, so muß sie, um das Einregnen zu verhindern, des Baldigsten wieder aufgesetzt werden. - Die vorbeschriebene Arbeit geht bei einiger Uebung schnell von Statten und können bei dem Schütze des Ganzen die unbedeutenden Mehrkosten nicht in Anschlag gebracht werden.
- (Vom Schützenfeste in Frankfurt. Am 12. Juli von 2-8 Uhr Nachmittags trafen die Schützengäste in nacheinander folgenden Eisenbahnzügen in Frankfurt unter endlosem Jubel ein. Um 6 Uhr kamen, 1020 Mann stark, in 2 Bataillons formirt und in ordonnanzmäßigem Schützenanzug, mit Alpenrosen am Hute, die Schweizer, begrüßt von begeisterten Hochs, die bei jeder Cantonsfahne (Luzern, Zürich, St. Gallen, Basel, Uri u. a.) sich stürmisch wiederholten. Zwanzig Züricher Knaben im Milizen=Anzug als Trommler schritten dem imposanten Zuge voran und erregten durch ihre kräftige, feste Haltung allgemeines freudiges Staunen.

[ => Original lesen: 1862 Nr. 30 Seite 3]

Die Schweizer selbst waren sichtlich vom Empfange ergriffen; viele von ihnen erzählten, sie wüßten doch auch, was Gastfreundschaft sei; aber solche Freude und Freundschaft, wie von Basel nach Frankfurt, hätten sie noch nicht an einem Tage erlebt. Auch die Tyroler, Wiener und Bayern mit ihren urkräftigen hohen Gebirgsgestalten und den echt nationalen Trachten, die Bremer, Hamburger, Hannoveraner, Berliner, Sachsen und Thüringer, dann wieder die Rheinpreußen, Rheinhessen, Rheinbayern mit Nassauern und Westphalen, endlich die Badenser und Württemberger wurden auf's freudigste empfangen und von dem Theaterplatz durch Turnerknaben in ihre Quartiere geleitet.
Am Sonntag d. 13. Juli früh durchzogen, nach dem Sammelrufe der Zürcher u. Frankfurter Trommler, nach allen Seiten kleinere Trupps mit Fahnen die Stadt, um ihre Sammelplätze und von da das Mainufer zur Aufstellung zu erreichen. Um 11 Uhr eröffneten, im hellsten Strahl der siegreich aus dem Gewölk hervorgedrungenen Sonne, stattliche Reiter aus Frankfurts ersten Familien den Zug, 12,000 Festtheilnehmer wurden gezählt. Die alten Deutschen zu Pferde, in Thierfellen, mit Lanzen bewaffnet, lächelten so stolz und freudig auf die Menge herab, als ob sie vom Siege über Rom heimkehrten. Die rothen Bogenschützen, die grünen Armbrustschützen, die Luntenschützen mit Brustpanzer und Pickelhauben, die Landsknechte des 30jährigen Krieges, das mächtige friedliche Rosenbouquet, von Jungfrauen Frankfurts dargebracht und geleitet, und der Fahnenwald der Schützengilden, welcher dem prachtvollen, von drei Schützen getragenen Bundesbanner nachfolgte, waren die schönsten Lichtpunkte des Zuges. - Sehr anziehend war der äußerlich, auch ohne die vorgetragenen Städtenamen und Landesfarben, alsbald erkennbare Unterschied in Haltung, Anzug, Geberden und Mienen der Nord= und Süddeutschen. Die Bremer und Berliner, meistens mit Vatermördern und Glacehandschuhen und feiner zurückhaltender Haltung, gingen den lustigern Tyrolern direct voraus. Diese jauchzten, sangen abwechselnd und ließen ihre bekannten Freudenrufe erschallen, machten zuletzt nur heitere Luftsprünge und zeigten die ungekünstelte Natur des Gefühls, während bald darauf Hannoveraner, Oldenburger, Braunschweiger nur gemessen ihre Hüte auf den Zuruf lüfteten, dabei aber trotz fünfstündiger Anspannung ihre feste Haltung nicht vergaßen. Auf der großen Zeil besonders entfaltete sich das erhebende Schauspiel des Festzuges und seiner Begrüßung von allen Straßen, Fenstern und Dächern in wahrhaft hinreißender Weise.
Die Allgemeine Zeitung läßt sich aus der Schützenfesthalle in Frankfurt folgende nette Geschichte schreiben: Als der eine Wiener recht rührend sprach von den Opfern, die im letzten Krieg von Oesterreichern gebracht worden, wie Familienväter willig die Muskete auf den Rücken genommen, wie jeder Oesterreicher bereit sei, Deutschland mit Gut und Blut zu vertheidigen, wie er (Sprecher) selbst, der Vater von siebzehn Kindern - da ließ man ihn nicht ausreden, sondern unterbrach ihn mit einem Hoch auf die siebzehn Kinder, in das die Tischgenossen, ja alle Umstehenden und die Gäste an den übrigen Tischen, den Gegenstand des Toastes kennend oder nicht kennend, so muthvoll mit einstimmten, daß vom hohen Orchester herab das Musikchor, an nichts Geringeres als an Freiheit, Ehre und Vaterland denkend, mit dem prachtvollsten Tusch den Ruf verherrlichte.


Anzeigen.


Verkaufsanzeigen.

Die zum Nachlasse des verstorbenen Herrn Amtsverwalter Holste hieselbst gehörenden Sachen, als:

Betten, Haus= und Küchengeräth, 3 große Klapptische, 1 großer Sophatisch, Spiel= und andere Tische, Kommoden, Sopha mit Krollhaaren gepolstert, Stühle, 1 Leinenschrank, 1 großes eichenes Kleiderschrank, Bettstellen, 3 Wanduhren, 1 Bureau, Actenschrank, Schreibtisch mit Aufsatz, 1 Zeugrolle, 1 mit Eisen beschlagener Koffer, Lade, Spiegel, kupferne und messingene Kessel, Badewanne, Wassertonne, Anricht, ca. 5 Faden Buchenholz, und was sich sonst noch vorfindet, -
sollen durch den Unterzeichneten am

Montag, den 4ten August d. J.,
Morgens 8 1/2 Uhr,

öffentlich meistbietend, gegen gleich baare Zahlung in Pr. Cour. in der etc. Holste'schen Wohnung versteigert werden, und werden Kaufliebhaber dazu hiedurch eingeladen.
Schönberg den 17. Juli 1862.

                                                    O. Reinhardt,
                                                    Justizamts=Registrator.


Im Auftrage des jetzigen Besitzers setze ich zum Verkaufe des ehemaligen Forstgehöftes zu Rupensdorf bei Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg Termin an

auf Montag den 4. August d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

im Hause des Ackerbürgers W. Böckmann hieselbst, und bemerke, daß das Gehöft aus einem wohlerhaltenen Wohnhause mit vielen Zimmern und Kammern, nebst geräumiger Küche und Keller, ferner einem Kathen mit 2 Mietwohnungen, endlich einem geräumigen Stallgebäude besteht. Der unmittelbar hinter den Gebäuden belegene Garten und Acker enthält circa 12 Scheffel Acker guten Bodens. Die herrschaftlichen Abgaben betragen 8 Taler (Mecklenburg) Lübsch Cour. und sind die billig gestellten Verkaufsbedingungen bei mir und dem jetzigen Eigenthümer, Herrn Fach, einzusehen, oder in Abschrift zu erhalten. Es eignet sich das Gehöft bei der unmittelbaren Nähe Schönbergs vorzugsweise zum Wohnsitze für Familien, die die ausgezeichnete hiesige Realschule für ihre Kinder benutzen wollen.
Schönberg, den 16. Juli 1862.

                                                    Kindler, Advokat,
                                                    als Notar.


Vermischte Anzeigen.

Die Inhaber von Tombola=Loosen verweisen wir auf die dieser Nummer der Anzeigen beiliegende "Gewinnliste der Tombola 1862".
Die Gewinne sind beim Buchbinder Bade gegen Angabe der betreffenden Gewinn=Nummer und Ablieferung des Looses baldigst abzufordern.

                                                    Die Aeltesten der Schützenzunft.


Nachdem sich für die Allerhöchst Landesherrlich bestätigte Viehversicherung eine erfreuliche Theilnahme gezeigt, hat sich der Verein am 20. v. M. definitiv constituirt. - Bis zum 8. d. M. waren bereits 134 Mitglieder mit 2617 Stück Vieh und einer Versicherungssumme von 142,153 Thlr. angemeldet und aufgenommen. - Für diese Mitglieder tritt die Versicherung bereits am 1. August d. J. in Kraft und wollen dieselben ihre Policen gefälligst beim mitunterschriebenen Rechnungsführer entgegen nehmen.
Viehbesitzer, welche einzutreten wünschen, wollen sich an einen der unterzeichneten Aelterleute wenden.
Schönberg, den 22. Juli 1862.

Direction des Vieh=Versicherungs Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.

Ackerbürger Joh. Burmeister=Schönberg.             
Viehhändler Lorenz Vock=Schönberg.             
Viceschulze J. Kröger=Lockwisch.             
Hauswirth H. Lenschow=Grieben.             
Hauswirth Krüger Freitag= Gr. Rünz.             
Hauswirth J. Hecht=Schl. Resdorf.             
Rechnungsführer Wilh. Heincke=Schönberg.             


[ => Original lesen: 1862 Nr. 30 Seite 4]

Photographisches Atelier
von
Wilh. Heincke.

Nach Vollendung meines Glashauses empfehle ich mich zum Anfertigen von photographischen Portraits, Familiengruppen, Visitenkarten etc. etc. auf Glas, Wachstuch und Papier, bei jeder Witterung von Morgens 8 bis Abends 6 Uhr.
Goldene Medaillons mit dem Portrait des Bestellers nur 2 1/2 bis 4 Thlr.


Die Direction der Feuer=Versicherungs=Societät für das Fürstenthum Ratzeburg macht hiemit die Anzeige, daß der Schuhmacher Wasmuth von seinem Amte als Spritzenmeister entbunden, und ihm aufgetragen ist, von jetzt an in vorkommenden Fällen die Rettung und Beaufsichtigung des bei uns versicherten Inventars und Mobiliars zu leiten.
Wir ersuchen demnach in Unglücksfällen gedachten Wasmuth in seiner Function zu schützen, und die etwa nöthige Hülfe zu gewähren.
Schönberg, den 14. Juli 1862.


Ich mache ein geehrtes Publikum hierauf aufmerksam, daß ich jetzt eine reichliche Auswahl der beliebten Kopenhagener Thee= und Gartenhandschuhe vorräthig habe.
Zugleich bemerke ich, daß von jetzt an zu jeder Zeit alle Sorten Handschuhe gewaschen und gefärbt werden.

Handschuhmacher=Wittwe Stoffers.


Neueste
große Geldverloosung
von
2 Million. 400,000 Mark
in welcher nur Gewinne gezogen werden,
garantirt von der freien Stadt Hamburg.
Ein            Original-Loos kostet 2 Taler (Mecklenburg).
Ein halbes Original-Loos kostet 1 Taler (Mecklenburg).

Unter 19,700 Gewinnen befinden sich Haupttreffer von:
Mark, 200,000, 100,000, 50,000, 30,000, 20,000, 15,000, 8 mal 10,000, 2 mal 8000, 2 mal 6000, 4 mal 5000, 8 mal 4000, 18 mal 3000, 50 mal 2000, 6 mal 1500, 6 mal 1200, 106 mal 1000 106 mal 500 etc. etc. Beginn der Ziehung am 10ten kommenden Monats.
Die grosse Beliebtheit, welcher sich diese Staats-Einrichtungen beim Publikum fortwährend erfreuen, veranlassen die Regierung um den gesteigerten Anforderungen zu genügen, das Verloosungs-Capital bei jeder neu beginnenden Ziehung bedeutend zu vergrössern.
Unter meiner allbekannten und beliebten Geschäfts-Devise

"Gottes Segen bei Cohn"

wurde neuerdings am 2ten Mai d. J. zum 17ten mal das grosse Loos bei mir gewonnen.
Auswärtige Aufträge und Rimessen oder gegen Postvorschuss, selbst nach den entferntesten Gegenden, führe ich prompt und verschwiegen aus und sende amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach Entscheidung zu.

                          Laz. Sams. Cohn,
                          Banquier, Geldwechsel- & Staatspapieren-Geschäft,
Incasso, Wechsel, & Creditbriefe
                          auf alle Handelsplätze, Auszahlungsbüreau
                          aller Coupons.
                                                    Hamburg.
                                                    Zeughausmarkt 42 u. Jungfernstieg 11.


Allgemeines
Scheibenschiessen
in Lübeck
den 27. und 28. Juli.


Eine neue geschmackvolle Auswahl in aufgezeichneten Weißstickereien, als Kragen, Manschetten, Festons, Unterrockseinsätze, Antimarkassans, Taschentücher, Tischdecken u. a. m., so wie feinen u. groben Sticktüll, Stickbaumwolle und Blaubögen zum Durchzeichnen empfehle einem geehrten Publicum bestens, sowie auch recht hübsche und billige fertige Kragen à 3 Schilling (Mecklenburg), 5 Schilling (Mecklenburg), 9 Schilling (Mecklenburg), 10 Schilling (Mecklenburg), 12 Schilling (Mecklenburg), 14 Schilling (Mecklenburg), 16 Schilling (Mecklenburg).

                                                    Carl Bade.


Ein hellbraunes Saugefüllen,

Stute ohne Abzeichen, 5 Monate alt, von edler Abkunft, stark von Körperbau und reellem Gange, steht bei sofortiger Abnahme preiswürdig zu verkaufen beim

                          Gastwirth A. Wulff in Dassow.


Gefunden wurden vor einigen Tagen vor dem Hause des Ackerbürgers Hrn. Spehr zwei Pferd=Siele, die der Eigenthümer gegen Erstattung der Insertionskosten bei mir in Empfang nehmen kann.
Schönberg.

                                                    Stadtdiener Schmalfeldt.


Gefunden: Ein Notizbuch, welches der Eigenthümer zurückerhalten kann vom Knecht Freitag, beim Hauswirth Möller in Lindow.


Dem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum mache ich die ergebene Anzeige, daß ich jetzt wieder einen tüchtigen Geschäftsführer habe und bitte daher um geneigten Zuspruch.
Zugleich empfehle ich mein Lager von Glacehandschuhen in der größten Auswahl von jeder Farbe und Güte, ebenso Damen= und Knabengürtel und sehr schöne Gürtel für Turner.

                          Handschuhmacher Stoffers Wittwe.


Einem geehrten Publikum mache ich die ergebene Anzeige, daß mein Omnibus an den Tagen des Allgemeinen Scheibenschießens in Lübeck, Sonntag den 27. und Montag den 28. d. M. Morgens 8 Uhr von hier nach Lübeck fahren und Abends 10 Uhr von dort auf hier zurückkehren wird. - Am Dienstag den 29. d. M. ist die Abfahrt von hier wie gewöhnlich Morgens 7 Uhr, die Abfahrt von Lübeck Abends 5 Uhr.

                                                    F. Fick.


Wir zeigen hiermit an, daß das Gehen über unsere Wiesen von Unberechtigten, insbesondere von denen, die zum Krebs= und Fischfangen darüber gehen, nicht gelitten werden kann, da das Futter dadurch ruinirt wird, und versprechen wir eine Belohnung von 3 Thaler demjenigen, der uns jemand anzeigt, der ungeachtet dieses Verbots dennoch über unsere Wiesen geht, daß wir ihn gerichtlich belangen lassen können.

                          Schulze Ollrog,       Bahrs,       Peters,
                          Hauswirthe in Niendorf.


Ich verbiete hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung das Gehen hinter meinem Garten über meine Hauskoppel.

                                                    Hauswirth Heinrich Retelsdorf
                                                    in Kl. Mist.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 23. Juli 1862.

Weitzen 1 Taler (Mecklenburg) 28-36 Schilling (Mecklenburg),     Wicken  - Taler (Mecklenburg)   -    - Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 14-18 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 44-47 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 44-47 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 26-28 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 24-26 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 12-24 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 19-20 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 6- 8 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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