No. 26
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. Juni
1862
zweiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1862 Nr. 26 Seite 1]

- Es gährt an allen Orten in der Türkei, und gerade die Serben scheinen sich für auserwählt zu halten, die Ehre des ersten Blutes in dem Vernichtungskampfe gegen die Türkei in Anspruch zu nehmen, der in den Augen eines jeden Christen im Orient als unvermeidlich gilt. In den Serben lebt die Erinnerung an die Große und den Glanz christlicher Herrschaft über Gegenden, die jetzt dem Halbmond tributär sind, noch am stärksten, und der Pariser Congreß von 1856, welcher den Sultan förmlich unter die Vormundschaft Europas stellte, wie die gesammte Haltung Napoleons, haben an der untern Donau weitgehende Hoffnungen auf Errichtung eines Donaureiches, etwa eines Serbischen Kaiserreiches, erweckt. Die Opposition der Serben gegen den Sultan bleibt seitdem im Wachsen.
- In Petersburg sind alle Militair=Sonntagsschulen geschlossen worden, weil man darin, die Soldaten zum Treubruch zu verleiten sucht. Bei dem letzten angelegten Brand sind an 1000 Buden auf dem Lumpenmarkt mit den darin gelagerten Waaren abgebrannt. Ueberallher aus Rußland lauten die Nachrichten sehr düster. Auf Befehl des Kaisers soll im ganzen Reiche das Standrecht publicirt werden, wonach die Brandstifter innerhalb 24 Stunden kriegsgerichtlich verurtheilt werden, was freilich nothwendig genug ist, da aller Orten die schrecklichsten Feuerrufe erschallen, und ganze Häusermassen dem verheerenden Elemente zum Opfer fallen. Der Brandschaden in Petersburg wird auf wenigstens 26 Millionen Silberrubel veranschlagt. Der Kaiser hat 25000 und die Kaiserin nebst ihren Kindern 29,000 Silberrubel für die Abgebrannten angewiesen. - Wir haben in der That eine schwere Zeit durchgemacht, schreibt man aus Petersburg, und fast sind die Nachwehen noch schwerer, als es die Stimmung der Gemüther im Augenblicke der Gefahr selbst war. Die Gerüchte und Besorgnisse nehmen wahrhaft riesige Dimensionen an, und man traut fast dem Boden nicht mehr, auf dem man die Ueberzeugung gewonnen hat, wie furchtbar unterwühlt er war. - Die Brandstifter haben Zettel an den Generalgouverneur addressirt, in welchen sie versichern, daß er sich, sobald nur der Regen aufhört, überzeugen werde, wie fruchtlos seine Vorsichtsmaaßregeln seien. So wurde ein junger Mann von 17 Jahren, verhaftet, der auf dem Boden der ehemaligen Commerzbank Feuer legen wollte. Und wer war der Brandstifter? Der Sohn eines pensionirten Beamten, der in demselben Gebäude wohnte. Zwei Flügeladjudanten des Kaisers sind ihrer Posten entsetzt und werden zu schwerer Verantwortlichkeit gezogen werden. Der eine von beiden ist auf Urlaub in London und soll von dort aufrührerische Schriften nach Rußland geschickt haben, der jüngere Bruder sie in Petersburg verbreitet haben. Man sagt, die Regierung sei schon vor zwei Monaten benachrichtigt, daß Agenten von London mit Instructionen zur Brandstiftung nach Rußland abgegangen; auch sei der Regierung die Drohung zugekommen, daß wenn Brandstiftungen nicht den gewünschten Erfolg haben, man zu Vergiftungen greifen würde.
- Man war nicht wenig in Paris von der Nachricht überrascht, daß Prinz Napoleon nach London gehen und ein Haus dort machen werde, da er bekanntlich geflissentlich dem Herzog von Aumale, der dort weilt, aus dem Wege geht. Jetzt kommt es an den Tag, daß der Herzog in Folge eines Sturzes von einer Treppe mindestens 14 Tage lang das Bett hüten muß.
- Mit der Vermittelung in Nordamerika, die von Seiten der französischen Regierung vorgeschlagen war, scheint es nicht recht zu glücken. Das englische Cabinet hat bisjetzt den französischen Vorschlägen noch kein Gehör geschenkt und Lord Palmerston soll dem französischen Minister Persigny erklärt haben, daß sich England jetzt darauf nicht einlassen könne.
- Am ersten Pfingstfeiertage hat in Rom die Heiligsprechung der japanesischen Märtyrer stattgefunden. Die Basilicata des Vaticans war mit 10,000 Kerzen erhellt. Es wohnten 44 Cardinäle und 243 Bischöfe der Handlung, welche 6 Stunden dauerte bei. - Der römische Heiligenkalender ist demnach um 27 Heilige reicher geworden. Die Japanesen waren theils Mönche, theils bekehrte Eingeborne; sie wurden am 5. Februar 1597 wegen Ausbreitung der christlichen Religion zum Kreuzestod verurtheilt und hingerichtet.
- Endlich ist dem Kurfürsten von Hessen der schwere Schritt gelungen. Am 23. Juni hat er dem allseitigen Drängen seines Volkes nachgegeben, und die Wiederherstellung der Verfassung von 1831 verordnet. Mit wiederhergestellt werden das Wahlgesetz von 1849 und die Geschäftsordnung von 1848. - Nach dem Eintreffen dieser Nachricht in Berlin sind die preußischen Truppenmärsche nach Kurhessen eingestellt. Preußen gab am 18. d. M. die Unaufschiebbarkeit entscheidender Schritte des Kurfürsten von Hessen zur Wiederherstellung der Verfassung von 1831 zuerkennen. Nachdem bis Sonnabend keine Erwiederung eingetroffen, befahl der König am 21. d. M. die Concentrirung der marschbereiten Truppen an der kurhessischen Grenze, was nach Kassel mitgetheilt wurde. Daraufhin folgte dann der entscheidende Schritt des Kurfürsten.
- Neuerdings sind bereits von Paris aus wieder Schritte in Wien gethan, um die Zurückgabe der Leiche des Herzogs von Reichstadt, (Na=

[ => Original lesen: 1862 Nr. 26 Seite 2]

poleon II.) bekanntlich der Sohn Napoleon I., der 1832 starb, zu erlangen.
- Die Franzosen haben in Mexiko wirklich eine Schlappe erlitten, der Moniteur gesteht es jetzt selbst ein. Im Kriegsministerium herrscht die größte Thätigkeit, um rasch Verstärkungen nachzuschicken. 5000 Mann sollen sofort nach Mexiko abgehen, 15,000 M., wie es heißt, nachfolgen. Die franz. Regierung trifft so großartige Anstalten gegen Mexiko, daß in den Hafenstädten ausdrücklich verboten wurde, Angaben über die Stärke der abzusendenden Truppen zu machen. - Die Franzosen behaupten, die Engländer hätten sie im entscheidenden Augenblicke in Mexiko im Stich gelassen, und Napoleon hat deswegen in London Beschwerde erhoben. - Dessenungeachtet wächst die Verstimmung Englands gegen Frankreich täglich und die boshafte "Times" bittet Napoleon, nur recht viele solche dumme Streiche, wie den mexikanischen zu machen, dann werde ihm sein Standpunkt bald klar gemacht werden. Sie schreibt sehr ironisch: "Wir wollen dem Kaiser der Franzosen unsere Einmischung nicht aufdrängen. Sein Scharfsinn wird wohl irgend ein Ziel im Auge haben, welches im Verhältniß zu den großen Opfern an Menschenleben und Geld steht, welche er darbringt. Wir wünschen ihm von Herzen Erfolg, und es freut uns, daß wir nicht mehr dabei sind." - Man sieht hier ordentlich John Bull, wie er sich vergnügt die Hände reibt.
- Rußland und Frankreich verweigern das Anerbieten der Pforte, die Türkei an dem Wiederaufbau der Kuppel des heiligen Grabes Theil nehmen zu lassen. Die Pforte will die Sache den christlichen Mächten vorlegen, womit aber Rußland und Frankreich nicht einverstanden sind. Man will Streit mit dem kranken Mann haben.
- Ob der Sultan nun wirklich krank ist, weiß man nicht, aber man weiß daß er sich ein Bett für 7 Millionen Franken bestellt hat, und die Zeitungen Sagen, das Solle sein Krankenbett werden.
- Seit in Angriffnahme des neuanzulegenden preußischen Jahde=Kriegshafens sind nun bereits 9 Jahre verflossen. In neuerer Zeit ist eine regere Thätigkeit und Förderung bemerklich geworden. Die zuerst in die Augen fallenden colossalen Einfahrtsmauern gehen ihrer Vollendung rasch entgegen und hinter ihnen tritt bereits das ganze Werk übersichtlich vor die Augen. Es gewährt einen höchst überraschenden Anblick, an dem sonst öden Meeresstrande ein solch' reges Leben von mehr als 1500 Arbeitern unter Anwendung der verschiedenartigsten Maschinen zu gewähren. Die aus den Bassins ausgehobene Erde wird zur Erhöhung der zu gründenden Stadt verwendet, und es sollen deshalb die Bauplätze daselbst erst später, etwa nach 2 Jahren, ausgegeben werden. Inzwischen hat sich in der Nähe des Hafens, auf Oldenburgischem Gebiete, ein ganz neuer Ort, Neuheppens genannt, gebildet, wo, wie überhaupt in der Umgegend, ein lebhafter Verkehr herrscht.
- Franz der zweite, der König von Neapel, bleibt in Rom, aber seine Frau geht nach Deutschland.
- Der König von Dänemark hat kürzlich von mehreren hundert schwedischen und norwegischen Studenten in Kopenhagen Besuch gehabt, der von Dänen mit großem Jubel aufgenommen wurde. Auch der König gab den Studenten ein Fest, bei welchem 1500 Flaschen Champagner geleert wurden. Das Fest kostete ihm ca. 10,000 Thlr. Bei der Abreise schenkte der König jedem der Studenten eine Cigarrentasche mit einer Ansicht von Fredensborg und dem Portrait Frederik VII.
- Für das Befindender Kaiserin von Oesterreich soll nach dem Ausspruche eines berühmten Arztes in Wien die beste Aussicht auf Genesung sein. Ihre Majestät litt an Lungen=Tuberkeln, in Folge deren sich eine Bleichsuchts=Blutleere einstellte. In Venedig wurde ihr verordnet täglich 3 Pfd. Fleisch zu essen; die Tuberkeln schlossen sich allmählich und es steht nunmehr die Blutleere zu heilen; deshalb wurde ihr verordnet nach Kissingen zu reisen, wo die scharfe und gesunde Luft, die Heilquelle und reichliche Fleischnahrung bald das fehlende Blut ersetzen werden.
- 50,000 Pfd. Sterling für ein Pferd. Ein Mann, der vor 2 Jahren ein kleines Wirthshaus in London hatte, ist der Besitzer des "Cataractus", des Pferdes, welches den großen Preis beim Derby=Rennen in England davon trug. Die Wetten standen 40 gegen 1 und ertrugen dem Manne 50,000 Pfd. St. Das Pferd blieb bei früheren kleineren Rennen fast unbeachtet, man behauptet jedoch, der Besitzer habe absichtlich des Pferdes vorzügliche Eigenschaften die er genau gekannt, nicht zu früh enthüllen wollen und ein glänzender Erfolg habe nun seine kluge Spekulation gekrönt.
- Welche vortreffliche Dienste eine gute Sense dem Kornmäher thut, weiß jeder Landmann, welche Stadt aber die besten Sensen zur Ausstellung in London geschickt hat, das will ich ihm sagen. Es ist dies die Stadt Steyer in Oesterreich. Wie die Geschworenen die Eisenwaaren prüften, behauptete ein Engländer, daß die bekannten Sensen aus Steyer jetzt aus allzuweichem Material verfertigt würden. Der österreichische Geschworene forderte den Engländer sofort auf, mit einer solchen Sense doch einmal probeweise in die nebenstehende Eisenblechtafel zu hauen. Der Hieb drang einen halben Zoll tief in die Tafel ein, ohne daß die Sense auch nur im Mindesten schartig geworden wäre. Man schritt sodann zu ähnlichen Versuchen mit anderen Sensen aus Steyer, die sich sammt und sonders bewährten. Seitdem hat auch das Publikum Geschmack an diesen Proben gefunden, die Blechtafel ist nach allen Seiten eingehauen; der Vorgang hat vieles Aufsehen gemacht, besonders bei den Engländern, die bisher immer meinten, daß ihre Eisenproducte unübertrefflich seien.
- Von dem schon viel besprochenen Steinöl (Petroleum), das in Amerika in so ungeheuren Massen gefunden wird, sind neuerdings nun auch ganze Schiffsladungen als neuer Handelsartikel nach Hamburg gekommen. Doch hat die Polizeibehörde dieser Stadt sich veranlaßt gesehen, wegen seiner Feuersgefährlichkeit zu verordnen, daß für den Detail=Verkauf höchstens 2 Oxhoft im Hause oder auf Lager gehalten werden. Schiffe, welche Petroleum an Bord führen, dürfen weder Feuer noch Licht brennen und müssen von einem besonderen Wächter bewacht werden.
- In der Umgebung von Wien hat die Ernte begonnen; sie zeigt sich als eine gesegnete.
- Am Sonntag den 22. d. ist in der St. Catharinenkirche zu Lübeck, in der schon seit vielen Jahren kein Gottesdienst mehr gehalten wird, die diesjährige Kunstausstellung eröffnet worden. Zum diesjährigen Lübecker Wollmarkt waren 22500 Stein angebracht. Am Morgen des ersten Markttages ging das Geschäft flau, Nachmittags wurde der größte Theil der gelagerten Wolle geräumt. Es wurden für mittel 12-13 Rth. und für seine 14-15 Rth. pr. St. von 20 Pfund bewilligt.
- Der Talg, ein russischer Hauptausfuhrartikel, ist aus England billiger in Petersburg zu haben, als aus dem Innern Rußlands. Dies ist eine traurige Folge der in Rußland fehlenden Beförderungsmittel, für die der Kaiser jetzt ernstlich etwas thun will. Wenn die Engländer auch Talg zur Ausfuhr übrig haben, so fehlt es ihnen doch an einem Product, dessen Verarbeitung den zwölften Theil ihres Handels und ihrer Industriethätigkeit in Anspruch nimmt; dies ist die Baumwolle. Der amerikanische Krieg hindert fast alle Ausfuhr aus Amerika, wodurch sich eine bedeutende Verminderung des Baumwollenvorraths gegen das vorige Jahr herausstellte.
- (Ein Trost für Raucher.) Nach Dr. Schmarda Reise um die Welt haben die Menschenfresser in Neuseeland schon bemerkt, daß das Fleisch der Tabakraucher den Geruch und Geschmack dieses narkotischen Krautes annehme und dadurch für sie ungenießbar werde. Gefressen werden also die Raucher nicht!

[ => Original lesen: 1862 Nr. 26 Seite 3]

Ein Kaufmann in Berlin, der einen großen eisernen Geldschrank besitzt, arbeitete vor wenigen Tagen Mittags, nachdem sein Personal sich insgesammt entfernt hatte, allein in seinem Comptoir. Bei ihm waren nur seine beiden Kinder, Knaben von 9 und 10 Jahren. Während der Arbeit fiel dem Kaufmann ein, daß er aus seiner eine Treppe höher in demselben Hause belegenen Wohnung etwas zu holen habe; er verließ daher das Comptoir, indem er dem ältesten Sohn befahl, er möge auf den Geldschrank Acht haben, falls Jemand in das Zimmer käme. Die Kinder gingen als der Vater sie allein gelassen, zu dem geöffneten Schrank, der jüngste Knabe kroch in das unterste Fach hinein und stritt aus demselben mit seinem älteren Bruder darüber, ob dieser wohl auch in den Schrank hineingehe. Um zu beweisen, daß er sich ebenso zusammendrängen könne, wie der kleinere Bruder, kroch darauf auch der ältere, nachdem der jüngere seinen Platz verlassen, in den Schrank und machte die Thür heran. In dem Augenblick hörte er die Schritte des zurückkehrenden Vaters vor der Thür, drückte im Schreck zu stark an die Thür und diese schnappte ein. Auf den ersten Blick nach dem Schranke hin erkannte der Vater, was geschehen war, er hörte auch das Klopfen des eingesperrten Knaben, konnte aber zu seinem Schrecken nicht sogleich helfen, denn er hatte die Schlüssel zum Geldschrank in denselben hineingelegt, als er fortgegangen war, diese waren mithin ebenso eingeschlossen wie das Kind. Zum Glück besaß der Kaufmann in seiner Wohnung noch einen zweiten Geldschrankschlüssel. Er holte denselben schnell herbei und öffnete den Schrank, fand aber das Kind, obwohl vielleicht nur 5 Minuten seit dem Einsperren vergangen waren, doch bereits bewußtlos aus Luftmangel, Es bedurfte jedoch keiner großen Anstrengungen das Kind ins Leben zu rufen.
- Der 12jährige Sohn eines Zinngießers in Leipzig besuchte dort eine Schule, in welcher ein junger Lehrer ihm ein außerordentliches Bild von Hamburg entwarf. Der Lehrer meinte: ein so hübscher Knabe finde dort leicht ein Unterkommen und könne sein Glück machen. Dieser Funke, in die junge Brust geworfen, glimmte fort und endlich beschloß der Knabe, seine Eltern, denen seine Ernährung ohnehin schwer wurde, zu verlassen und auf's Gerathewohl nach dem Eldorado Hamburg zu pilgern. Er nahm seinen Sparpfennig, 4 Thlr. einen Ränzel, und machte sich auf den Weg. Bis Magdeburg ging er zu Fuß, dort aber bestieg er ein Dampfschiff, und traf auf demselben in Hamburg ein. Das Geld war darauf gegangen, Papiere hatte der Knabe nicht, es war also keine Hoffnung vorhanden, in irgend einem Gasthof ein Unterkommen zu finden, der kleine Gast sah sich genöthigt die erste Nacht auf dem Walle, im Gebüsch versteckt, zuzubringen, und die andere Nacht unter einer Brücke. Da bei der Polizei die telegraphische Nachricht aus Leipzig eingetroffen war, daß der Knabe vermißt sei, so vigilirte man sorgfältig auf alle jugendlichen Herumtreiber und fand den Schlafenden auf seinem unbequemen Lager. Vor der Polizei erzählte er freimüthig und in kindlich herziger Weise den ganzen Hergang, betheuerte, daß er nur auf und davon gegangen sei, um seinen Eltern eine Last abzunehmen, und fügte unter Thränen hinzu, daß die ausgegebenen 4 Thaler eine unvergeßliche Lehre für ihn bleiben würden. Das Benehmen des kleinen Ausreißers gefiel so allgemein, daß man ihm gestattete, in Gesellschaft eines Polizisten das ersehnte Hamburg zu durchwandern. Nach Verlauf von einigen Tagen wurde er von seinem hier eingetroffenen Vater abgeholt.
- In Berlin sprang ein Mädchen, ein geistesschwaches, wie der Polizeibericht von ihr sagt, in der zwei Treppen hohen Wohnung ihrer Eltern zum Fenster hinaus in den Hof. Sie stürzte dort auf einen Handwagen, der unter ihr zerbrach, kam aber, trotz des lebensgefährlichen Falles, anscheinend ohne die mindeste Beschädigung davon.
- In Baiern hört mit dem 1. Juli das Visiren der Wanderbücher auf.


Anzeigen.


Es wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht:

daß, da sich Niemand in Folge der unter'm 6ten v. Mts. erlassenen Bekanntmachung wegen Aufhebung des Fußsteiges von der s. g. Aalkiste bei Schlagsdorf über die Forstkoppel nach Thandorf gemeldet hat, derselbe nunmehr für aufgehoben erklärt und das Passiren desselben bei Pfändungsstrafe verboten wird.
Schönberg, den 12. Juni 1862.

                          Groherzoglich Meckl. Domainen=Amt.
                          F. Graf Eyben.


Verkaufsanzeigen.

Am Dienstag den 1. k. M. Juli, von Morgens 10 Uhr an, wird auf dem Bruhnschen Gehöfte Nr. 6 zu Börzow die gesammte herrschaftliche Hofwehr, bestehend in
                  4 Pferden,
                  3 Kühen,
                  Schafen, Schweinen etc.
                  Acker= und Baugeräth,
                  Haus= und Küchengeräth,
öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung in Courant verkauft werden.
Grevesmühlen, den 25. Juni 1862.

Großherzogl. Amt.


Bekanntmachung.

Das diesjährige Missionsfest in unserm Fürstenthum wird in der Kirche zu Schönberg am

Donnerstag den 10.(zehnten) Julius

gefeiert werden und der Gottesdienst um 10 Uhr Morgens anfangen. Es werden dazu alle Freunde der Missionssache von nah und fern freundlich eingeladen.
Nach Beendigung des Gottesdienstes wird im F. Fick'schen Gartenlokale ein einfaches Mittagsessen für Alle (à Person 16 ßl.) bereitet sein und eine Nachmittagsfeier stattfinden.

                                                    Der Vorstand des Missionsvereins.


Die Proben von neuen und sehr hübschen

Tapeten

habe ich wieder auf Lager erhalten und empfehle diesen einem geehrten Publikum zur Auswahl bestens. - Ordinäre Tapeten und Borden habe ich stets vorräthig.

                                                          C. Schwedt.

Schönberg.


Ich empfing neue Zufuhren von:                          
besten Holländ. Dachpfannen,
bestem Port Madoe Dachschiefer
womit ich mich bestens empfehle.                                                    
                                                    Chr. Callies in Dassow.


Bei der jetzt so wichtigen Jahreszeit empfehle ich besonders meine Auswahl von genau construirten Barometern und Barometer=Controleuren; Thermometern zum Buttern und Brauen; Fenster= und Stubenthermometern etc., sowie Wasserwaagen, bekanntlich das beste Werkzeug zur genauen Legung der Drainröhre.

                                                    Ludwig Vogel.


Büchen=Asche

zu verkaufen. Näheres in der Expedition dieses Blattes.


[ => Original lesen: 1862 Nr. 26 Seite 4]

Photographisches Atelier
von
Wilh. Heincke.

Nach Vollendung meines Glashauses empfehle ich mich zum Anfertigen von photographischen Portraits, Familiengruppen, Visitenkarten etc. etc. auf Glas, Wachstuch und Papier, bei jeder Witterung von Morgens 8 bis Abends 6 Uhr.
Goldene Medaillons mit dem Portrait des Bestellers nur 2 1/2 bis 4 Thlr.


Grosses
Eisenbahn- u. Dampfschifffahrts-
Anlehen.
Am 1. Juli findet die Gewinnziehung dieser Actien statt, wobei 1800 Actien 1899 Gewinne erhalten.
Gewinne in Thaler, 125,000 - 100,000 - 75,000 - 20,000 - 15,000 - 10,000 - 7000 - 2000 - 1000 etc. etc.
Actien der obigen Ziehung kosten: 1 Actie 2 Thaler, 6 Actien 10 Thaler, Verloosungspläne sind gratis zu haben und werden franco überschickt. Ziehungslisten und Gewinne erfolgen pünktlich.
Man beliebe sich direct zu wenden an das Haupt-Depôt.

Anton Horix, Frankfurt a/M.

Der Betrag ist der Bestellung beizufügen, oder es kann derselbe mittelst Postvorschuss franco erhoben werden.


Neuen weißen Flohm=Heering                          
                          bei C. Schwedt.


Lehrbuch der Naturheilweise.

Die "gründliche und umfassende Darstellung der ärztlichen Naturheillehre nach den Principien und aus den eigenen Dictaten des Johannes Schroth, nebst späteren Ergänzungen der bewährtesten Naturheilärzte, zunächst für Familienkreise",
ist nunmehr in der Eisenbahn=Zeitung, als zu den Artikeln über "Wohlsein und Krankheit" gehörend, angefangen und wird im Laufe des Sommers vollständig in derselben erscheinen.
Indem die Freunde der Naturheilweise und überhaupt die Kranken und Alle, die für Leidende zu sorgen haben, darauf aufmerksam gemacht werden, wird hinzugefügt, daß neue Abonnenten auf das dritte Quartal der Eisenbahn=Zeitung die schon jetzt erschienenen Theile der "Darstellung" auf ihr Verlangen mitgeliefert erhalten.
Man abonnirt auf die Eisenbahn=Zeitung (deren Leitartikel, Local=Notizen, politische Uebersichten und Feuilleton=Erzählungen genügend anerkannt sind) zu 1 Taler (Mecklenburg) 12 Schilling (Mecklenburg) vierteljährlich bei Herrn

Wilh. Heincke in Schönberg.


Die Landmeister der Schuhmacher=Zunft werden hiedurch von uns aufgefordert, ihr rückständiges Quartals=Geld am Montag den 30sten Juni d. J. zu entrichten, wo nicht, wird es auf ihre eigenen Kosten eingefordert.
Schönberg, den 11. Juni 1862.

                                                    Die Aelterleute
                                                    der Schuhmacher=Zunft.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen=Brüderschaft am Montag den 7. Juli 1862 stattfindet und laden sämmtliche Mitbrüder ein, am gedachten Tage zu erscheinen.
Schönberg, den 19. Juni 1862.

                                                    Die Vorsteher und Altgesell
                                                    der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Es werden sämmtliche Maurergesellen ersucht, die in der Krankenlade eingeschrieben sind, am nächstkommenden Ladentage den 13. Juli sich einzufinden, Nichterschienene werden in 8 Schilling (Mecklenburg) Strafe genommen.

                                                    H. Groth.       J. Heitmann.
                                                    Maurer=Altgesellen.


Die Zimmergesellen des Fürstenthums Ratzeburg, insbesondere die Verheiratheten, werden aufgefordert, am 13. Juli auf der Herberge bei der Krankenlade zu erscheinen.

                                                    J. Wienk.       F. Schröder,
                                                    Vertreter der Gesellen.


Ein paar tüchtige Schmiedegesellen, die im Stande sind nach richtiger Angabe auch richtig zu schmieden; ferner einige Zimmerleute oder Tischler oder Stellmacher finden bei mir dauernde Arbeit.

                                                    Kleinfeldt, Maschinenbauer.


Um die Osterzeit habe ich ein fremdes Gesangbuch ohne Namen in meinem Kirchenstuhle vorgefunden, dasselbe kann sich der Eigenthümer von mir abfordern.

                                                    C. Schwedt.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und des Fürstenthums die ergebenste Anzeige, daß ich hieselbst die Erlaubniß zur Niederlassung als Gärtner erhalten und empfehle mich deshalb mit allen in dieses Fach einschlagenden Arbeiten, als: Gartenanlagen zu machen, Wein= und Spalierbäume, so wie Hecken zu beschneiden etc. Meine Wohnung ist beim Gastwirth Hrn. Krüger hieselbst.

                                                    Prill, Gärnter.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 20
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen - 10
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 20
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling - 10
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 3 28
ein 4 Schillings=Brod 1 30
ein 2 Schillings=Brod - 31
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 6 4
ein 4 Schillings=Brod 3 2
ein 2 Schillings=Brod 1 17

Schönberg, den 21. Juni 1862.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 19. bis 26. Juni.

Geboren: 20. Ein unedel. S. in Schönberg. - 21. Dem Arbtsm. Fick in Schönberg ein S. - 25. Dem Kaufmann Schwedt in Schönberg ein S. - 25. Dem Schlächtermeister Johann Ladendorf hies. eine T.
Gestorben: 23. Wilh. Gothknecht, Arbtsmssohn in Schönberg, 3/4 Jahr alt. - 25. Heinr. Stoffers, Handschuhmacher und Bandagist in Schönberg, 31 1/2 J. alt.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 25. Juni 1862.

Weitzen 1 Taler (Mecklenburg) 28-33 Schilling (Mecklenburg),     Wicken  - Taler (Mecklenburg)   -    - Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 12-14 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 49-50 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 44-48 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat   -    - Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-43 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen   -    - Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 12-20 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 19-20 Mark (Lübeck)
Butter 11 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 6- 8 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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