No. 2
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Januar
1862
zweiunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1862 Nr. 2 Seite 1]

- Alle Welt wartet eine Woche um die andere, ob die Amerikaner die Herren Mason und Slidell den Engländern ausliefern oder Krieg führen wollen, es steht Geld und Credit, Wohl und Wehe auf dem Spiele, und die Amerikaner lassen ganz Europa immer länger warten, und schweigen. England läßt eine Note in Washington übergeben, das Volk sammt den Zeitungen hüben und drüben lärmt und tobt, der englische Gesandte hält den Dampfer Afrika um zwei Tage in Washington zurück, damit die Entscheidung pünktlich am Neujahr in England ankomme, die Amerikaner, auf die es ankommt, Präsident Lincolm und Minister Steward, schweigen. Der Dampfer Afrika ist wirklich am 1. Januar in Queenstown in Irland angekommen, die Briefe, die er brachte, sind mit Windeseile nach London gesandt, sie brachten aber weder den Frieden noch den Krieg. Die Entscheidung wird auf den 6. Januar vertagt. Die öffentliche Meinung in England und Frankreich erkennt in diesem Zögern Zeichen des Friedens.
- Wie ein Würgengel sucht der Tod das königliche Haus von Portugal heim. Er hat am 28. December auch den jüngsten Bruder des Königs, den 20jährigen Herzog v. Beja am Typhus dahingerafft. Das ist das vierte Opfer binnen etwas mehr als einem Jahre, zuerst die junge blühende Königin, die Tochter des Fürsten von Hohenzollern, dann der König und zwei Brüder, alle in der Blüthe der Jahre und Fülle der Kraft. Von den fünf Söhnen der Donna Maria da Gloria sind noch am Leben der eben zur Regierung gelangte König Dom Louis und dessen jüngster Bruder, der Infant Dom Augusto, der ebenfalls schwer erkrankt. Von den beiden Infantinnen ist die ältere Donna Maria Anna, Gemahlin des Herzogs Georg von Sachsen, die jüngere Donna Antonia, Gemahlin des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern=Sigmaringen. - Das bestürzte Volk von Portugal läßt sich's nicht nehmen, böse spanische Künste und Erbgelüste zu beschuldigen. In Lissabon sind die Unruhen sehr ernsthaft gewesen; die Bevölkerung hat sämmtliche Apotheken und Drogueriewaaren=Läger gestürmt und erbrochen und alle Droguen vernichtet, die sie für Giftstoffe hielt. Bei der Todtenschau des Herzogs von Beja waren 29 Personen zugegen. Der äußeren Leichenschau sollte noch eine chemische Untersuchung der Eingeweide des Verstorbenen folgen. Eine vorläufige medicinische Prüfung läßt auch nicht den geringsten Verdacht zu, daß eine Vergiftung stattgefunden habe. In Folge dieser Maßregeln fängt die öffentliche Meinung an sich zu beruhigen. - Sie sind vergiftet! sagt das Volk in Lissabon von den Prinzen seines Königshauses. Als das Volk stürmisch bat, der König möge die Residenz verlassen und zwei Prinzen sich dankend am Fenster zeigten, jubelte es; als die Hofleute sich sehen ließen, rief es: Tod den Giftmischern! Das Volk in seinem Argwohn verlangt, daß der König alle seine jetzigen Minister, Hofleute etc. fortjage. Mehrere hohe Hofleute wurden arg mißhandelt, andern die Fenster eingeworfen, das Militair mußte wiederholt gegen die Tumultuanten einschreiten, die aus Liebe zu ihrem König sich vergangen hatten. - Ein Beschluß der Cortes, welcher die ganze Tragweite der Besorgnisse kennzeichnet, denen man sich bezüglich der Dynastie in Portugal hingiebt, annullirt die Verzichtleistung der Prinzessin Antonio auf die Krone. Die Prinzessin mußte nämlich bei ihrer Vermählung auf ihre Rechte der Thronfolge ausdrücklich verzichten.
- Neustrelitz. Das Neujahrsfest ist hier diesmal unter dem Einfluß der Hoftrauer ganz still vorübergegangen. Bei Hofe fand ein Empfang gar nicht statt und die Allerhöchsten Herrschaften haben die Gratulationen der Behörden und höhern Angestellten nur in den Vormittagsstunden in allerhöchst Ihren Wohnungsräumen entgegengenommen. Die eigentliche Carnevalszeit, die hier mit dem 1. Januar beginnt, soll in diesem Jahr hier erst mit dem 10. Januar beginnen. Die hiesigen Industriellen besonders sehen diesem Zeitpunkte mit Hoffnungen entgegen, da die Wintervergnügungen, welche durch den gesteigerten Fremdenverkehr den Ort immer rege zu beleben pflegen, ihnen den gewünschten und lange entbehrten Absatz versprechen.
- Es ist schmachvoll, aber wahr, daß Deutsche in der deutschen Bundesfestung Mainz am 28. December ein Fest zu Ehren des französischen Kaiserreichs gefeiert haben. Die Festgeber waren theils Veteranen des alten Kaiserreichs, theils Helenaträger des neuen, die meisten von ihnen aber waren Deutsche, darunter der Bürgermeister von Mainz. Der große Saal des holländischen Hofs war festlich geziert, die Wände waren rings mit Waffen und französischen Fahnen decorirt. In der Mitte hing das Bild Napoleons I. in Lebensgröße, über ihm eine strahlende Sonne, ihm gegenüber das lebensgroße Bild Napoleon III. Das Festmahl dauerte von Nachmittags 1 Uhr bis spät in die Nacht.
- Die Stadt Schwerin hat nach dem eben erschienenen Wohnungs=Anzeiger 22,552 Einwohner.
- Im südlichen Frankreich wie in Algier hat man am 20. Decbr. einen leichten Erdstoß verspürt. Dagegen hat in Griechenland ein Erdbeben erheblichen Schaden angerichtet, so daß die Kammer zur Unterstützung der Betroffenen 10,000 Drachmen anwies.
- Die Steuern und Abgaben in den deutschen Staaten betragen auf den Kopf in Nassau 122 Silbergroschen, in Sachsen 135, in Würtemberg 137, in Meiningen 137, Baden 150, Hannover 159, Baiern 160, Oestreich 162, Preußen 163,

[ => Original lesen: 1862 Nr. 2 Seite 2]

Altenburg 177, Hessen=Darmstadt 179, Weimar 181, Oldenburg 188, Kurhessen 189, Braunschweig 191, Coburg=Gotha 218, Lübeck 236, Hamburg 419, Bremen 508, Frankfurt 517 Silbergroschen.
- Weil, wie die Erfahrung zeigt, Reformen von oben in Deutschland nicht gelingen wollen, hat ein weiser Mann, Herr Findeisen in Chemnitz erklärt: wir müssen von unten und da anfangen, wo uns der Schuh drückt. Er hat sofort Hand angelegt und den deutschen Stiefelknecht verbessert, so daß dieser für große und kleine Füße und selbst für Hühneraugen paßt. Der verbesserte Stiefelknecht macht sich breit und eng, wie es nur von einem treuen Knechte verlangt werden kann, er läßt den Stiefel und seinen Herrn niemals stecken und bringt ihn nie in die Verlegenheit, sich zu bücken.
- Sehr niedergeschlagen schlich der Hausdiener eines reichen Herrn in Berlin am Weihnachtsabend heim; statt eines ansehnlichen Geschenks hatte er von seinem sonst guten Herrn einen mächtigen Pfefferkuchen erhalten, aber von der besten Sorte, wie sein Herr sagte. Ihm begegnet eine arme Frau mit einem Kinde auf dem Arm und bittet um eine Gabe. Hier! sagt der Mann wehmüthig und giebt ihr den Pfefferkuchen. Am Feiertage begegnet der reiche Herr die Frau seines Hausdieners und fragt: wie gehts ? Frauen tragen das Herz auf der Zunge, zumal wenn sie ärgerlich sind; sie schüttet ihr Herz über die getäuschte Weihnachtshoffnung aus. - Aber einen köstlichen Pfefferkuchen habe ich doch gegeben, hat er denn nicht geschmeckt? fragt der Herr. - 'neu Pfefferkuchen! Mein armer Mann hat ihn einer noch armem Frau geschenkt! - Das ist schlimm, sagte der Herr; denn in jeder Ecke des Pfefferkuchens war ein Friedrichsd'or eingebacken.
- Im tiefsten Winter blüht die "Gartenlaube" in Leipzig und treibt immer neue Schößlinge und Knospen. Mit dem neuen Jahre hat sie's bis zu 125,000 Exemplaren gebracht und die 8 Schnellpressen, auf welchen sie gedruckt wird, waren zur ersten Nummer des neuen Jahrgangs mit Kränzen geschmückt.
- Vor Kurzem wurden zu Tönning auf polizeilichen Befehl wiederholt zwei Kühe getödtet, da sie mit der Lungenseuche behaftet waren. Darnach scheint es, als wenn diese böse Krankheit des Hornviehs wieder um sich greift, und machen sich Besorgnisse wegen Störung des Ochsen=Transports nach England während des nächsten Sommers bemerkbar. - Unter dem Rindvieh zu Neukrug, Dom. Amt Güstrow, ist die Maulfäule ausgebrochen.
- In Tyrol ist bekanntlich alle Welt katholisch und ist eben daher außer sich, daß der Kaiser auch den Protestanten erlaubt hat, im Lande zu wohnen und Kirchen zu bauen. Am 23. Decbr. Morgens erzitterte zweimal die Erde und vorher war ein sonderbares Sausen und Brausen in der Luft. Damit Niemand im Unklaren bliebe, erklärten die geistlichen Herren auf der Kanzel, der liebe Gott schüttle in Tyrol die Erde wegen der Protestanten, wie er in Neapel den Vesuv Feuer speien lasse wegen des vertriebenen Königs Franz.
- Gewerbtreibende, welche die Londoner Industrieausstellung beschicken werden und das dortige Treiben nicht genau kennen, werden vor Anknüpfung neuer Handelsverbindungen mit den gewerbsmäßig Betrügerei treibenden Industrierittern gewarnt, indem nach eingegangenen Berichten ein ganzes Heer solcher Betrüger auf das Erscheinen des Katalogs wartet, um sich ihre Leute auszusuchen.
- Eine Berliner Zeitung berichtet: Bekanntlich fährt zwischen Berlin und Neu=Ruppin ein Omnibuswagen. Es ist dies ein alter gelber Postwagen von der großen und schweren Form, wie sie ehemals bei der Post in Gebrauch waren. Als dieser Wagen in der Woche vor dem Feste eben wieder in Berlin war und zur Aufnahme neuer Gäste und Rückfahrt nach Neu=Rupin vorgerichtet werden sollte, ist derselbe, so unwahrscheinlich das auch klingen mag, von der Straße fortgestohlen worden, so daß der Fuhrmann, als die Zeit der Abfahrt herankam, noch immer ohne Wagen war.
- Hamburg. Die Spannung, mit welcher man den Verlauf des englisch=amerikanischen Conflicts folgt, ist im Zunehmen, und dürfte nach den ministeriellen englischen Erklärungen vielleicht erst Ende dieser Woche befriedigt werden. Die Annahme, daß ein Aufhören der freundschaftlichen Beziehungen von entscheidendem Einfluß auf den Gang des Getreidegeschäfts sein wird, bleibt vorherrschend und der Ausbruch des Krieges wird mit hohen Getreidepreisen für identisch gehalten, während kein triftiger Grund vorliegt. Von Erhaltung des Friedens besonders billige Preise erwarten zu dürfen, höchstens einen mäßigen Rückgang.
- Die landw. Annalen des mecklenb. patriot. Vereins geben über die Ernte des Jahrs 1861 in Mecklenburg folgende Mittheilungen: Eine Normal= oder Mittel=Ernte gleich 100 gesetzt, betrug die Ernte von Weizen 70 Körner, Roggen 74 K., Gerste 97 K., Erbsen 62 K., Lupinen 80 K., Raps 60 K. Kartoffeln 30 K. - Preußen hatte eine bessere Ernte namentlich bei Weizen (95 K.), bei Erbsen (86 K.) und ganz besonders in Kartoffeln (66 K. gegen 30 K. in Mecklenburg.)
- Die Pariser Bäcker haben, zur Ablösung der üblichen Neujahrsgeschenke an ihre Kunden 265,000 Kilogrammes Brot am 1. Januar geliefert. Das ist der Tagesbedarf der ganzen Stadt. Die Zahl der für diesen Winter notirten Unterstützungs=Bedürftigen ist 106,193.
- Die englische Flotte hat gegenwärtig in runder Summe gerechnet 1000 Kriegsschiffe. Es werden aufgezählt: 81 Linienschiffe von je 74 bis 131 Kanonen, 22 kleinere Linienschiffe von je 60 bis 70 K., 33 Schraubenfregatten von je 51 und 10 Segelfregatten von 51 K., 65 andere Kriegsfahrzeuge, die je 22 bis 50 Geschütze führen, 346 Schrauben= und Raddampfer von je 22 Geschützen, und 185 Schrauben=Kanonenboote mit je 2 Kanonen.
- Bakunin, der Flüchtling, der 8 Jahre in den russischen Kasematten gesessen hatte und darauf 5 Jahre in der sibirischen Gefangenschaft zugebracht hatte, ist von Newyork in London angekommen, nachdem er nach China entflohen und mit einem amerikanischen Schiffe Californien erreicht hatte.
- Am Weihnachtsfeiertage spielten Knaben auf dem Bahngeleise bei Münchberg in Franken; sie sprangen neckend über das Geleis herüber und hinüber, als schon der Eilzug heran brauste. Den Verwegensten erwischte die Locomotive und schnitt ihm den Kopf glatt ab.
- Die Stadt Berlin zählt jetzt 508,000 Einwohner ohne das Militair, und 530,000 mit dem Militair.
- Hamburg. In den H. N. liest man: Daß man seine Uhr unversehens aus der Tasche verliert, ist eine von denjenigen Unannehmlichkeiten, welche die Verzeichnisse verlorner Sachen tagtäglich zur öffentlichen Kunde bringen. Zu den seltneren Vorkommnissen des menschlichen Lebens gehört es dagegen wohl, daß eine fremde Uhr Jemand ganz unbemerkt in seine Tasche fällt, wie es vor einigen Tagen an hiesiger Börse geschah. Im Gedränge schlang sich nämlich die Westenkette eines Schiffsprocureurs um den Rockknopf eines andern Börsenbesuchers, so daß sie scheinbar zerriß und mit dem Haken an dem Ueberzieher des Fremden hängen blieb. Der Eigenthümer griff hastig darnach und behielt das abgerissene Ende in der Hand. Auf seine Frage, ob noch mehr von der Kette sitzen geblieben sei, schüttelte der Vorübergehende im Weitereilen verneinend die Schöße seines Rockes. Gleich darauf vermißte der Inhaber der Kette auch seine Uhr. Der mit ihm in Collision Gerathene war jedoch nicht mehr zu sehen. Als dieser nun Abends nach Hause kam, fühlte er einen ungewohnten Gegenstand in der äußern Tasche seines Ueberziehers, und anstatt seines Portemonnais, das er an die ungehörige Stelle gesteckt zu haben glaubte, zog er Zu Seinem größten Erstaunen eine schwere goldene

[ => Original lesen: 1862 Nr. 2 Seite 3]

Uhr hervor, von der er sich gar nicht zu erklären wußte, wie sie dahin gekommen sein könne, bis er sich endlich des Vorfalls an der Börse erinnerte und mit der Uhr in Zusammenhang brachte, worauf er die erforderlichen Schritte that, um den sehr erfreuten Eigenthümer seines Fundes zu ermitteln. Ein nicht so seltenes Seitenstück hiezu ist, daß an der Börse öfter eine Uhr sammt Kette sich an einen fremden Ueberzieher hängt und auf diese Weise entführt wird. So wurde kürzlich ein Herr auf die eigenthümliche Dekoration seiner Brust aufmerksam gemacht, auf welcher eine fremde Uhr an einem Knopfe hing. Er ging zum Börsen=Capellan, bei welchem in demselben Augenblicke auch schon der Eigenthümer der Uhr seinen Verlust anzeigte und nun froh war, daß er nicht das Opfer eines Taschendiebstahls geworden, daß er nichts Anderes gefürchtet hatte.
- Am 31. Decbr. fand in Paris eine Gas=Explosion unter donnerähnlichem Getöse statt, das die Vorstadt Montmartre in Angst und Schrecken versetzte. Ein Arbeiter war mit Reinigung der Gasometer beschäftigt. Das compromirte Gas war in größerer Menge vorhanden als gewöhnlich. Das auf unbekannte Weise entzündete Gas brach sich mit Gewalt Bahn durch einen hinausgehenden Gang und erhob sich von dort in Gestalt einer mächtigen Flammensäule bis zum fünften Stockwerk. Die Lufterschütterung war eine so mächtige, daß Leute, die sich in dem Augenblick fast fünfhundert Schritt von der Stätte des Unglücks entfernt befanden, an den plötzlichen Ausbruch eines Orkans glaubten. Das unmittelbar über dem Casino belegene Cafe ist in die Luft gesprungen, und die beiden Läden, welche im Erdgeschoß den Tanzsaal berührten, sind total zerstört. Der des Liqueuristen ist eine vollständige Ruine; die Wand, welche ihn hinten und auf der Seite vom Casino trennte, liegt in Millionen Stücke, zu Staub zersplittert. Der riesige, sehr schwere Zahltisch ward aus seinem Bett gehoben und durch die Luft geschleudert. Von dem Laden nebenan, den ein Pastetenbäcker inne hatte, ist nichts mehr zu sehen; letzterer ist nebst seiner Frau gefährlich verwundet. Auch auf der Straße, am Eingange des Casino, haben Unglücksfälle stattgefunden. Eine Frau, welche in der Nähe der Thür vor dem Trottoir stand, stürzte, wie vom Blitz getroffen, todt nieder. Ein in der Nähe haltender Wagen wurde durch den Luftdruck zwanzig Schritt weit weggeschleudert. Die Bäckersfrau gegenüber wurde gefährlich verwundet, und einem Vorübergehenden die Nase wie von einem Rasirmesser hinweggeschnitten. Einem Kellner wurde das Gesicht schrecklich verbrannt. Fünf Läden wurden fast gänzlich zerstört. Das Feuer, das im Casino ausbrach, wurde glücklicherweise bald gelöscht, und weiteres Unglück verhütet. Außer dem Gasarbeiter sind noch andere Personen getödtet, darunter ein Unbekannter, der sich in dem Laden des Weinwirths befand. Viele Personen wurden auf der Straße oder in den in der Nähe liegenden Häusern verwundet. Man kennt deren Zahl noch nicht genau, sie beträgt aber über 22. Die Zahl der Todten ist ebenfalls noch nicht ermittelt.


Anzeigen.


Verkaufsanzeigen.

Die alte Baracke auf der Maurin=Mühle soll auf Abbruch öffentlich meistbietend, jedoch mit Vorbehalt der höheren Genehmigung des Zuschlages, verkauft werden und ist dazu Termin auf

Sonnabend den 25. Januar 1862,

Mittags 11 Uhr, auf hiesiger Amtsstube angesetzt, wozu Kaufliebhaber sich einfinden wollen.
Die Bedingungen werden im Termine bekannt gemacht werden.
Schönberg den 30. December 1861.

                          Großherzoglich Meckl. Domainen=Amt.
                          F. Graf Eyben.


Verpachtung.

Die seit dem Jahre 1849 von dem Pastor Wolf resp. dessen Wittwe pachtweise besessene Parcele auf dem Rupensdorfer Felde (neben dem Turnplatz), enthaltend 158 []Ruthen Wiese und 60 []Ruthen Sandland, soll anderweitig dem Meistbietenden verpachtet werden, und ist dazu Termin auf

Freitag, den 17. Januar 1862

angesetzt, und wollen Pachtliebhaber sich Mittags 12 Uhr auf der Amtsstube allhier einfinden.
Schönberg den 27. December 1861.

                          Großherzoglich Meckl. Domainen=Amt.
                          F. Graf Eyben.


Vermischte Anzeigen.

Ich bin beauftragt, eine in hiesiger Gegend belegene Erbpachtstelle von ca. 27 mille []Ruthen, fast durchweg Waizenboden, unter der Hand zu verkaufen. - Nur Selbstkäufer erfahren das Nähere von mir.
Gadebusch, 30. December 1861.

                          Stadtsecretair Launburg.


Alle diejenigen, welche im bevorstehenden Termin Gelder und Sparkassenbücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis zum 22sten Januar bei mir abzugeben.

                                                    Bade, Buchbinder.


Als Agent

einer der bedeutendsten Uhren-Fabriken bin ich im Stande, jeder Concurrenz die Stange zu bieten, und kann selbst beim Verkauf der Uhren das Unmöglichste leisten; ich liefere daher Uhren unter Garantie solider und guter Werke zu folgenden herabgesetzten Preisen:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Vorzüglich schön gearbeitete vergoldete Westenketten, den goldenen täuschend ähnlich, von 1 Taler (Mecklenburg), 2 Taler (Mecklenburg), 3 Taler (Mecklenburg), 4 Taler (Mecklenburg) und 5 Taler (Mecklenburg).
Bei Bestellungen von mindestens 3 Stück Uhren gebe ich Wiederverkäufern einen Rabatt von 4 %, und werden die Uhren pr. Stück 1 Taler (Mecklenburg) unter Garantie abgezogen und richtig gehend abgeliefert. Aufträge erbitte ich franco und werden dieselben gegen Baarsendung oder unter Postvorschuss auf das Promteste ausgeführt.

Bernhard Silberberg,
gr. Bleichen 54, Hamburg. 1. Etage.


[ => Original lesen: 1862 Nr. 2 Seite 4]

Diejenigen Mitglieder des hiesigen landwirthschaftlichen Vereines, welche in der Versammlung vom 12ten v. M. nicht zugegen waren und daher die daselbst zur Vertheilung gekommenen neuen Protocolle noch nicht empfangen haben, ersuche ich, sich diese Protocolle von mir abzuholen oder abholen zu lassen.
Schönberg, 9. Januar 1862.

                                                    F. Boccius.


Verlobungs-Anzeige.
Carl Düssler.
Emalie Ludwig.
Verlobte.
Hamburg 1862.                                                    


Feuerversicherungsbank für Deutschland
zu Gotha.

Zufolge der Mittheilung der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha wird dieselbe nach vorläufiger Berechnung ihren Theilnehmern für 1861

ca. 75 Procent

ihrer Prämien=Einlagen als Ersparniß zurückgeben.
Die genaue Berechnung des Antheils für jeden Theilnehmer der Bank, sowie der vollständige Rechnungsabschluß derselben für 1861 wird, wie gewöhnlich, zu Anfang Mai d. J. erfolgen.
Zur Annahme von Versicherungen für die Feuerversicherungsbank bin ich jederzeit bereit.
Schönberg den 9. Januar 1862.

                                                    Chr. Schrep.


Nachdem ich längere Zeit bei einem bewährten Opticus in Rostock in der Anfertigung der verschiedenen optischen Instrumente Unterricht genommen, bin ich nunmehr im Stande selbständig in diesem Fache zu arbeiten und verfehle nicht den hochgeehrten Bewohnern des Fürstenthums ergebenst anzuzeigen, daß ich mich jetzt als

Uhrmacher, Opticus und Mechaniker

hieselbst etablirt habe. Meine Wohnung ist im Hause meines Vaters und halte ich mein Lager von allen Gattungen Taschenuhren, Pariser und Wiener Pendulen, amerikanischen und Schwarzwälder Uhren, besonders

starke silberne Cylinder= und Ancer=Uhren,

die ich eigends für hiesige Gegend anfertigen ließ, bestens empfohlen. Ferner eine Auswahl von selbstverfertigten Barometern, Barometer=Coutroleuren, Thermometern, Alkoholometern, Brillen, Lorgnetten, Lesegläsern, Loupen für Uhrmacher und Botaniker, Leinewandprobern, Fernröhren, Theaterperspectiven, holländischen Kornwaagen, genauen Waagebalken, Waagschalen, Wasserwaagen zum Drainiren, Reißzeugen von vorzüglicher Qualität, einzelnen Zirkeln, Reißfedern, Federzirkeln, Winkeln, Transporteuren etc.
Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, mir durch gewissenhafte und prompte Ausführung meiner Arbeiten die Zufriedenheit der geschätzten Auftraggeber zu erwerben.

Schönberg.                                                      Hochachtungsvoll            
Ludwig Vogel.


Gesucht wird ein Müller=Lehrling. Von wem? sagt die Expedition der Anzeigen.


Anzeige.

Die Vereins=Mitglieder unserer hiesigen Association werden ersucht, sich am 20. d. Mts., Nachmittags 1 Uhr, zur General=Versammlung und Rechnungs=Abschluß, sowie etwaiger Aenderungen der Statuten halber beim Lagerhalter J. Wagner hieselbst einzufinden.
Schönberg den 9. Januar 1862.

                          Der Vorstand
                          des Vereins der Schuhmachermeister                          
                          zum gemeinschaftlichen Lederankauf.


Den Malergehülfen Gillmeister habe ich am 4. Januar entlassen. Da derselbe sich, unter dem Vorgeben als sei er noch bei mir in Arbeit, hier oder auch auf dem Lande aufzuhalten sucht, so warne ich Jedermann hiedurch.

Schönberg 1862.                           J. C. Schultze, Maler.


Ich empfehle mich als Putzmacherin den geehrten Damen Schönbergs und der Umgegend, im Hause und außer dem Hause.

                                                    C. Buschow.


Für die Christbescherung armer Kinder war eingegangen bis zum Schluß der Subscribtion baar 37 Taler (Mecklenburg) 28 Schilling (Mecklenburg); nachträglich 1 Taler (Mecklenburg), 2 Taler (Mecklenburg), 8 Schilling (Mecklenburg), 12 Schilling (Mecklenburg), 4 Schilling (Mecklenburg), zusammen also baar: 41 Taler (Mecklenburg) 4 Schilling (Mecklenburg); ferner 2 Scheffel Weizenmehl, 18 Kannen Milch, 2 Körbe mit Aepfeln, 6 kl. Tücher, 2 Schürzen und 1 Knabenmütze. -
Es wurde ausgegeben: laut Rechnung für Schürzen und Tücher 30 Taler (Mecklenburg) 5 Schilling (Mecklenburg), 1 Scheffel Weizenmehl 2 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg), für Zuckerpuppen 1 Taler (Mecklenburg) 20 Schilling (Mecklenburg), Backgeld für 3 Scheffel Weizenmehl 2 Taler (Mecklenburg) 12 Schilling (Mecklenburg), 7 Stück Roggenbrod 1 Taler (Mecklenburg) 15 Schilling (Mecklenburg), Transport des Tannenbaums 24 Schilling (Mecklenburg), für Beleuchtung 42 Schilling (Mecklenburg), Rauschgold, Nadeln, Papier etc. 19 Schilling (Mecklenburg), zusammen 39 Taler (Mecklenburg) 35 Schilling (Mecklenburg). - Für den Ueberschuß von 1 Taler (Mecklenburg) 17 Schilling (Mecklenburg) ist dem Pedellen des Vereins Zeug zum Beinkleid und 1 Weste als Weihnachtsgabe gekauft.
Es wurden im Ganzen 267 Kinder und 7 alte arme Frauen beschenkt.
Schönberg den 4. Januar 1862.

                          Der Männergesangverein.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 15
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen -   7 1/2
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 15
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling -   7 1/2
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 3 22
ein 4 Schillings=Brod 1 27
ein 2 Schillings=Brod - 29 1/2
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 5 22
ein 4 Schillings=Brod 2 27
ein 2 Schillings=Brod 1 13 1/2

Schönberg, den 4. Jan. 1862.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Zinszahlung
für freiwillige Anleihen in Lübeck an der Kriegsstube:
Dienstag d.   7. Januar,
Freitag   d. 10. Januar,
Dienstag d. 14. Januar.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 2.-9. Januar

Geboren: D. 6. dem Arbeitsm. Heinr. Maaß vor Schönberg ein S. - D. 8. dem Nagelschmied Kock in Schönberg eine T. - Zwei unehel. Töchter.
Copulirt: D. 9. Jochen Heinr.Voß, Hauswirth zu Wahlsdorf, und Catharina Magdalena Schütt daselbst.
Gestorben: D. 8. Marie Borchert hies., 72 J. 10 M. alt.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 8. Januar 1862.

Weitzen 1 Taler (Mecklenburg) 32-46 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg)   6-18 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 16-20 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 44-52 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 49-50 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 26-27 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-42 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 24-25 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   8-24 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 18-19 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 8 u. 9 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD