No. 31
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. August
1861
einunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1861 Nr. 31 Seite 1]

Schönberg. Am letzten Sonntage hatte der Lübecker Turner=Verein eine Turnfahrt hierher unternommen, und hatten wir Schönberger einen wohl noch nicht dagewesenen Genuß, als um 11 Uhr Morgens 17 kräftige Turner, denen sich die hiesige Turner=Jugend, unter Anführung ihres Lehrers, angeschlossen hatte, zur Stadt einzogen, nach einem kleinen Imbiß wieder ausmarschirten, den hiesigen Turnplatz aufsuchten und dort ihre Uebungen zeigten. Es war eine Lust anzusehen, welchen Kraftaufwand sie spielend und mit Gewandheit entwickelten. - Um 2 Uhr fand im Boye'schen Gasthause allhier ein frugales Mittagsmahl statt, an welchem außer den Lübecker Tunern auch die hiesige turnende Jugend mit ihrem Lehrer und einige Gäste Theil nahmen. Heitere Gemüthlichkeit, Gesang und Reden würzten das Mahl. Die Herren Dr. Sommer und Dr. Klug hoben mit beredten Worten die Wichtigkeit des Turnens für Körper und Geist, und die Bedeutung der Turner=Vereine als Mittel zur Kräftigung der alten deutschen Treue, der Vaterlands=, der Bruderliebe, hervor. Und nicht bloß die Jugend, auch der reifere Mann möge, wie unsere Alt=Vordern gethan, seine Kräfte üben, seinen Muth stählen, und die Menschheit werde vor Verweichlichung, vor Versumpfung bewahrt! Ja, manchem Menschen, dessen Beruf eine sitzende Lebensweise mit sich führt, wäre das Turnen die heilsamste Medicin.
Der Lübecker Turner=Verein, welcher hier der Zahl nach nur schwach vertreten war, zählt zu seinen Mitgliedern Männer und Jünglinge; er macht häufig Ausflüge und hat uns mit seinem Besuche erfreuet, um auch hier Interesse für die schöne Sache zu erregen. Möge sie denn auch hier Anklang finden und unsre Jugendfrische uns erhalten!
Leider war am Sonntag Nachmittag das Wetter wieder recht ungünstig, der Regen floß unaufhörlich nieder und mußten unsere lieben Gäste, denen eine kleine Schaar hiesiger Turner und Freunde bis zur Feldscheide hinaus das Geleite gab, sich wieder einmal ein kaltes Bad gefallen lassen, welches indeß ihren Frohsinn und Humor nicht zu stören vermochte.
- In seinem Gefängniß in Baden=Baden vermißt Becker nichts schmerzlicher als die Zeitungen. Der junge Verbrecher möchte wissen, was sie über ihn sagen. Seit Jahr und Tag war er gewohnt, täglich ein Dutzend Zeitungen zu verschlingen. Ein Verwandter Beckers in Leipzig, der ihm am nächsten stand, bezeugt, daß es seit längerer Zeit in dem Kopfe des jungen Menschen gerappelt habe; der Verwandte erwartete deshalb sehnsüchtig die Ankunft eines ärztlichen Onkels, der aber erst nach der That eintraf.
- Die König Wilhelm=Stiftung in Baden=Baden ist im Wachsen. Mehrere Badegäste haben größere Posten zur Vermehrung dazu beigesteuert und die großherzogliche Familie hat sie auch um 1000 Gulden vermehrt.
- Eine Gesellschaft Bremer, welche auf einer Vergnügungs=Tour nach dem Harz begriffen sind, machten vorher einen kleinen Abstecher nach Nenndorf und versuchten hier auch ihr Glück an der Spielbank auf gemeinschaftliche Kosten, wobei sie aber, damit keiner von der erweckten Leidenschaft sich hinreißen lasse, einem vorher verabredeten Plane folgten, und nur eine bestimmte Summe, a Person 1 Thaler, aussetzten. Sie spielten mit ungemeinem Glück, und das Häuflein Geld, welches sie zuerst vor sich hatten, vermehrte sich dergestalt, daß nach vorheriger Uebereinkunft endlich der Eine, Herr M., der am meisten Glück gehabt hatte, das gewichtige Wort: Va banque! sagte. Eine zahlreiche Menge umstand die glücklichen Spieler und verfolgte das Spiel mit Interesse. Ein kurzer, spannender Augenblick - die Bank war zersprengt!
- Die Meckl. Strelitzische Artillerie, welche in Schwerin angekommen ist, führt 6 Geschütze bei sich, die allgemeine Aufmerksamkeit erregen; es sind sogenannte Sechspfünder mit Zügen und von hinten zu laden. Die sauber gearbeiteten Züge mit halber Windung sind scharf gezogen, so daß auf 14' eine Windung kömmt, der Ladungsraum ist ohne Zug, durch die sogenannte Traube geht ein Cylinder mit einer Schraube von doppeltem Gang; wenn dieselbe durch einen Hebel gedreht wird, ist es möglich, einen starken zweiten Cylinder, welcher quer durch das Rohr und den ersten Cylinder geht, herauszuziehen; dadurch kann der Cylinder, der im Rohr den Schluß des Ladungsraumes bildet, durch die Traube gezogen werden, die mit einem Charnier hinten das Rohr schließt. Auf die Seite geklappt, hat man klaren Durchblick durch das Rohr und kann jeden Gegenstand an den Innern Wänden bemerken. Das Geschoß, welches aus Shrapnells, Kartätschen und Hohlkugeln bestehen kann, hat die Form einer Spitzkugel, die mit Bleiwindungen versehen ist, welche in den Zügen sich einmünden; an der Spitze wird ein doppelter kleiner Messing=Cylinder mit einer Zündnadel, welche durch einen Stift gehalten wird, aufgesteckt, auf deren äußerste Spitze eine Schraube mit Zündnadel gesetzt wird. Die Ladung besteht in 1 1/5 Pfund Pulver, welches mit einer Hanfpappscheibe versehen und beim Abfeuern den Raum verschließt, welcher durch den Cylinder nicht luftdicht geschlossen wird. Die Abfeuerung geschieht durch eine Frictionsröhre; nachdem das Geschoß eine halbe Windung gemacht, fällt der Haltestift aus dem Geschoß, beim ersten Aufschlagen desselben wird die Drehung gehemmt, der Cylinder behält seine Bewegung, dadurch wird die Zündnadel gezwungen, ihre Kraft zu üben und das Geschoß entladet sich; das Geschoß kann bis zu 10 und 11 Pfund vergrößert werden, dann wird hinten geöffnet, die Pappscheibe mit dem Wischstock nach vorne herausgestoßen, dann mit lackartigem Oel nachgewischt, so ist das Geschütz zur neuen Ladung fertig; die Richtung desselben geschieht durch sauber gearbeitete Schiebevisire, welche nach links und rechts, hoch und niedrig nach

[ => Original lesen: 1861 Nr. 31 Seite 2]

Graden gestellt werden. Somit muß der Schuß ein präciser werden und seine Wirkung eine verheerende sein, wie wir solche aus den letzten Kriegen kennen; jedoch sind dieselben nicht zum Festungs= und Brescheschießen zu gebrauchen. Eine Kanone mit allem Zubehör soll auf 1580 Thlr. zu stehen kommen, wovon das Rohr allein 1000 Thlr. kosten soll; dasselbe wird in drei verschiedenen Werkstätten vollendet.


Der Ring des Grafen von Baireuth.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1861 Nr. 31 Seite 3]

Der Ring des Grafen von Baireuth.
[Erzählung.]
(Schluß.)


Vorladungen.

Auf Imploriren des Landgerichtsprocurators Dris. Franz Ludwig Friedrich Witt für den Hufner Joachim Hinrich Burmester zu Tramm befindet sich hieselbst ein öffentliches Proclam angeschlagen, durch welches alle diejenigen, welche an die jetzt dem Imploranten Joachim Hinrich Burmester, früher dessen Vater, dem weiland Hans Jochim Burmeister gehörige, zu Tramm belegene Vollhufe irgend welche dingliche Ansprüche zu haben vermeinen, - mit Ausnahme der auf der Hufe lastenden gutsherrlichen Abgaben, ferner des der Wittwe Catharina Margaretha Burmester geb. Kruse verschriebenen und zu leistenden Altentheils, ferner der den Geschwistern des jetzigen Stellbesitzers aus der Hufe gebührenden Abfindung, sowie des den Kindern erster Ehe noch mit 400 Mark (Lübeck) beikommenden Muttergutes -, aufgefordert und schuldig erkannt werden, solche Ansprüche binnen zwölfwöchentlicher Frist, vom Tage des erlassenen Proclams angerechnet, also spätestens am 16. August 1861, unter Beobachtung des Erforderlichen im Actuariate des Landgerichts zum Professionsprotokolle anzumelden unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls damit gänzlich ausgeschlossen und zum beständigen Stillschweigen verwiesen werden, und daß die implorantische Vollhufe nur mit den resp. anerkannten und angemeldeten Lasten und Schulden auf dem im Schuld= und Pfandprotokolle der Dorfschaft Tramm zu errichtenden Folium dem Imploranten zugeschrieben werden wird.
So geschehen Lübeck im Landgerichte am 24. Mai 1861.

In fidem
                          W. Gädeke Dr.


Verkaufsanzeigen.

Verkauf eines Gehöftes.
Am 26. August 1861, Morgens 11 Uhr,

sollen zu Lübeck auf dem Rathhause die 1/4 Stunde von Lübeck belegenen Hofgebäude von Lauerhof am Berge, bestehend in einem Wohnhause, einem massiven Viehhause, einem Wirthschaftsgebäude und einer Scheune mit circa 50 Scheffel Land - ein Gehöft, welches sowohl zum landwirthschaftlichen oder Gärtnereibetriebe als zu einer Fabrikanlage sich eignet - in zwei Abtheilungen und zusammen, unter Auflegung einer Grundhauer von jährlich coll. 400 Mark (Lübeck), öffentlich zum Verkaufe aufgeboten werden.
Die Verkaufsbedingungen und die Karte sind auf dem Stadtkassenzimmer ausgelegt.
Lübeck den 22. Juli 1861.

                                                    Das Finanzdepartement.


Bekanntmachung

Die zahlreich restirenden Beiträge zur ersten Hebung der Armensteuer werden noch von den resp. Armenvorstehern binnen 14 Tagen entgegen genommen; später aber werden dieselben executivisch eingefordert.
Schönberg, den 25. Juli 1861.

                                                    Die Armenbehörde.


Beste Gußstahl-Sensen
zu billigen Preisen, bei                                                    
                                                    Fr. C. Schlebusch.


Allen geehrten Herren, welche meinem verstorbenen Manne das Geleite zu seiner Ruhestätte gegeben haben, sage ich für die mir und meinen Kindern dadurch erwiesene Theilnahme meinen aufrichtigsten Dank.
Schönberg, den 31. Juli 1861.

                                                    Wittwe Ladendorf.


Da wir seit mehreren Jahren mit

Hasselburger und Propsteier Saatroggen,

wie auch mit Cismarschem u. gelbem Magdeburger Saatweizen
Geschäfte machen, so ersuchen wir die geehrten Herren Landleute, welche Saatkorn von uns zu haben wünschen, ihre Aufträge bis Mitte August bei Hrn. Chr. Vock in Schönberg einzureichen.

                                                    Albrecht & Gagzow,
                                                    in Wismar.


Zum Pianofortestimmen empfiehlt sich
                                                    A. Creutzfeldt.


Der berühmte, weltbekannte                          
weiße Brust=Syrup

von G. A. W. Mayer in Breslau und Straßburg im Elsaß, ein ausgezeichnetes Hausmittel gegen jeden veralteten Husten. Brustschmerzen, Grippe, langjährige Heiserkeit, Keuchhusten etc., dessen Wirkungen dieselben sind, die dem neuerdings in den Handel gekommenen Anakahuita=Holz zugeschrieben werden und worüber eine Menge Zeugnisse aller Stände gratis einzusehen sind, ist echt zu haben bei

Schönberg.                                                     Wilh. Heincke.


Ein Erbpachthof

von 4 Last ausgesucht schönstem Weizenboden, überall drainirt, mit neuen eleganten Gebäuden, 24 Haupt Rindvieh, 6 Pferden etc., 150 Taler (Mecklenburg) Canon, soll durch mich rasch verkauft werden, und ertheile Selbstkäufern, denen ein Vermögen von circa 8000 Taler (Mecklenburg) zu Gebote steht, auf frankirte Anfragen gern nähere Auskunft.

                                                    Ernst Demmien
                                                          in Wittenburg.


Sehr hübsche neue Proben von Tapeten, Borden und Rouleaux sind mir wieder auf Lager gegeben, die ich dem geehrten Publikum zur Auswahl als billig bestens empfehle.

Schönberg.                                                     C. Schwedt.


Am Montage den 5. August werden auf dem Lockwischer Hoffelde, in der Nähe des Rupensdorfer Holzes, Rappspaalen verbrannt.

                                                    L. v. Hobe.


Ich zeige hiedurch an, daß am Montage den 5. August auf dem Felde des Bauhofes bei Schönberg Rappschooten gebrannt werden.

                                                    Drews.


Harmoniemusik

in meinem Gartenlocale am Freitag den 9. August, wozu ein werthgeschätztes Publikum hieselbst und Umgegend höflichst einlade.
Anfang Abends 6 Uhr. Entree für Nichtabonnenten für eine Familie 8 Schilling (Mecklenburg), für einzelne Personen 4 Schilling (Mecklenburg).

                                                    F. Fick.


Die am Königschußtage von mir verspielten Gegenstände wurden auf folgende Nummern gewonnen:

Die Wanduhr auf No. 100,
die vergoldeten Ohrringe " " 124,
der Nähkasten " " 64,
die Uhrkette " " 63.

Schönberg.                                                     Schuhmacher Wiencke.


[ => Original lesen: 1861 Nr. 31 Seite 4]

Auszug
aus der
Rechnung über Einnahme und Ausgabe
vom Jahre 1860
bei der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg, wie solche ausführlich den Aelterleuten in der Versammlung am 1sten Mai vorgelegen und darauf von Großherzoglicher Landvogtey durchgesehen und für richtig befunden ist.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schönberg, den 31sten Juli 1861.

                                                    Bade,
                                                    Rechnungsführer.


Allen meinen geehrten Gönnern und Bekannten die ergebene Anzeige, daß ich auf einige Wochen nach Travemünde reise und werde mir erlauben, meine Rückkehr nach Schönberg in diesem Blatte zu melden.

                                                    Seifert, Photograph.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 26. Juli bis 1. August

Geboren: Den 27. dem Instrumentenschleifer Peters hies. eine T. - Den 28. ein unehel. S. hies.
Gestorben. Den 28. H. J. Oldenborg, Wittwer vor Schönberg, 80 J. a., Altersschwäche.
Copulirt. Den 26. J. H. Dettmann, Arbm. hies., und Sophia Elis. Maaß in Kl. Siemz.

Anzeige.

Eingegangen für die syrischen Christen:

Transp. von No. 27. 43 Taler (Mecklenburg), Ungenannt aus Petersberg 16 Schilling (Mecklenburg), Schulze Borchert aus Raddingsdorf 1 Taler (Mecklenburg). Summa 44 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg).

Alle, welche noch Liebesgaben für die syrischen Christen bestimmt haben, werden ersucht, solche innerhalb 14 Tagen bei mir einreichen zu wollen.

                                                    Kämpffer.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 31. Juli 1861.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 20-26 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg)   6-18 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 50-53 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 50-56 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 44-50 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 23-24 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 20-21 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   8-16 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 16-17 Mark (Lübeck)
Butter 11 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 6 u. 7 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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