No. 18
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Mai
1861
einunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1861 Nr. 18 Seite 1]

- Es stehen so viele russische Truppen in Warschau, daß der Statthalter kein Federlesens mehr mit den Polen macht. Jede Spur von Unruhen und alles, was dazu führen konnte, ist unterdrückt. Es ist sogar in den Kirchen verboten. Gebete für das Vaterland abzuhalten und da die Priester sich weigerten, dem Befehle nachzukommen, mit militärischem Einschreiten in den Gotteshäusern gedroht.
Die Wiener Zeitung erklärt bezüglich der Gerüchte, die über die Verhandlungen betreffs der Bundeskriegsverfassung cirkuliren, daß politische Forderungen an Preußen nicht gestellt worden seien, namentlich nicht wegen einer Garantie des Besitzes Venetiens, welcher ohnehin durch bestehende Verträge gesichert sei. Sie sagt: Es sei zu bedauern, daß einzelne Partei=Organe versuchen, Zwietracht selbst zwischen Regierungen auszustreuen. Diese seien von der Nothwendigkeit einer fortdauernden Verständigung und wahrer Einigkeit durchdrungen und seien die guten Beziehungen zwischen Preußen und Oesterreich keinen Augenblick gefährdet gewesen.
- In Kopenhagen ist in letzter Zeit die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens, in Folge vom Ausland eingetroffener Nachrichten, großer und allgemeiner geworden. Die ausgehobenen Wehrpflichtigen der Marine sollen nächstens wieder beurlaubt werden, und jetzt verlautet auch mit ziemlicher Bestimmtheit, daß eine fernere Einberufung zur Armee nicht stattfinden, dagegen, wenn nicht unerwartete Ereignisse dazwischen treten, die Einberufenen Ende dieses Monats wieder beurlaubt werden sollen.
- Man erzählt sich in Paris, Prinz Napoleon und Herzog von Aumale würden sich auf Pistolen schlagen. Die französische Armee werde im andern Fall auf den Austritt des Prinzen bestehen. - Kaiserin Eugenie saß beim Frühstück und ließ sich vom Prinzen Napoleon unterhalten. Apropos, lieber Vetter, Sie sind so heiter, so liebenswürdig, ich bin erstaunt, Sie haben doch eine Ohrfeige bekommen, noch dazu öffentlich. - Pah, gnädigste Kaiserin, Sie meinen den Aumale, den Pasquillanten! (Er machte eine verächtliche Bewegung.) - Nein, nein, Prinz, ich schwöre Ihnen, wenn mein Sohn zwanzig Jahre wäre, so würde er jetzt in London sein oder bis ans Ende der Welt jagen, um seinen Gegner zu treffen. - Der Prinz stand auf: Madame, Sie vergessen, daß der Pasquillant auch den Kaiser angegriffen hat; haben Sie ihm auch gerathen, nach England zu reisen? - Ganz rech, Prinz, auch der Kaiser ist angegriffen, aber sein Muth ist mit keinem Hauch bezweifelt; Sie aber hat Aumale eine Memme genannt! - Der Prinz nahm Abschied, - um nach England zu reisen? fragte die Kaiserin.
- Der Koch des preußischen Gesandten in Persien zerbrach sich den Kopf, weshalb er auf einmal aus seiner theuren Heimath Berlin so viele verblümte und unverblümte Heirathsanträge bekam. Endlich löste sich das Räthsel. Der echte Caschmir war Schuld, den er kurz vorher geschenkt erhalten hatte und zwar vom Schah eigenhändig als Anerkennung für eine Torte, die er dem Fürsten gebacken hatte und dieser als ein Wunder der Kunst pries. Mit den Gesandschaftsberichten war die Geschichte von der Torte und dem Shawl nach Berlin in die plauderhaften Zeitungen gekommen.
- Rußlands außerordentlicher Reichthum an fruchtbarem und theils noch niemals vom Pfluge berührten Boden gränzt ans Fabelhafte. Der Staat besitzt im europäischen Rußland 52,000 Quadratmeilen Domainenland. Der dritte Theil des ganzen europäischen Rußland besteht aus der seiner Fruchtbarkeit wegen so sehr berühmten "schwarzen Erde", welche seit Jahrhunderten ohne Dünger und Culturmittel, und selbst bei sehr oberflächlicher Bearbeitung bisjetzt immer noch die reichsten Ernten lieferte - ein Boden, der in Europa seines Gleichen nicht hat und über dessen Bildung und unbegreifliche Fruchtbarkeit sich die Geologen und Agricultur=Chemiker vergebens die Köpfe zerbrochen haben. So gehört z. B. der Boden des Orenburgischen Gouvernements größtentheils zur schwarzen Erde und besitzt nicht allein alle Bedingnisse günstiger Agricultur=Verhältnisse, sondern auch reiche Bergwerke, Wälder und reiche Fischereien. Die räumliche Lage dieses Gouvernements vom Caspischen Meere bis zum Tobalflusse beträgt weit über 200 deutsche Meilen und hat dennoch nur 2 Millionen Einwohner. Hier in diesem einzigen Gouvernement Rußlands würde Raum genug sein, um die Proletarier von ganz Europa mit Land, Arbeit und Brot zu versorgen. Wo so viel unentwickeltes, fruchtbares und theils unbenutztes Land vorhanden ist, wie in vielen Gegenden der schwarzen Erde, alle Lebensrnittel fabelhaft niedrige Preise haben, und wo endlich, wie überall in Rußland, der Staat jedem freien Bauer und Ansiedler gegen einen mäßigen Grundzins Land und Boden für Kinder und Kindeskinder umsonst giebt, in einem solchen Lande kann es noch für Jahrhunderte an Raum, Arbeit und Brot nicht fehlen, so daß man eine Armuth nicht zu fürchten braucht. Es giebt in Rußland Gegenden, wo in guten Jahren der Berliner Scheffel nur 12 Silbergroschen kostet; in entfernteren Gegenden des orenburgischen Gouvernements wurde der Scheffel sogar für 8 Sgr. angeboten und fand dennoch keine Käufer.


[ => Original lesen: 1861 Nr. 18 Seite 2]

Eine unerklärte Thatsache.
[Erzählung.]

[ => Original lesen: 1861 Nr. 18 Seite 3]

Eine unerklärte Thatsache.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.


Verkaufsanzeigen.

Am Mittwoch den 8. Mai, Morgens 9 Uhr, sollen im Hause des Ackerbürgers Boye

Betten, Leinenzeug, ein Koffer, Tische und sonstiges Haus= und Küchengeräthe und Mannskleidungsstücke
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.

                                                    Landreiter Seegert.


Vermischte Anzeigen.

Am Donnerstage den 6. Juni wird hieselbst in gewöhnlicher Weise eine

Thierschau,

verbunden mit einer

Industrie-Ausstellung,

stattfinden.
Das Nähere, insbesondere über die Prämien, wird später bekannt gemacht werden.
Etwanige freiwillige Beiträge nimmt der Assessor Boccius hieselbst entgegen.
Schönberg den 11. April 1861.

Der Vorstand
                          des Landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.


Thierschau in Gadebusch.

Der Gadebuscher District des patriotischen Vereins wird

am 29. Mai 1891

Morgens 10 Uhr auf dem Schützenhofe bei Gadebusch eine Thierschau, verbunden mit einer Industrieausstellung, wie im vorigen Jahre, veranstalten und ladet zur zahlreichen Stellung von Thieren, Industrie=Gegenständen, sowie zur freundlichen Betheiligung hiemit ein.
Der Preis des Districts, ein silberner Pokal, wird dem besten Arbeitspferd bei freier Concurrenz zuerkannt werden, und sind für die drei nächstfolgenden Pferde Ehrenpreise ausgesetzt.
Für die beste Milchkuh ist der erste Stadtpreis von Gadebusch, ein silberner Pokal, bestimmt und erhalten die drei darauf folgenden Ehrenpreise. Die Milchkühe werden am Abend vorher eingeliefert, und haben die resp. Besitzer der Thiere das Futter für dieselben zu beschaffen. Herr Bürgermeister Koch in Gadebusch wird die Meldungen entgegen nehmen und weitere Nachricht ertheilen.
In Bezug auf die Ausstellungen der kleineren Landwirthe ist bestimmt, daß die drei besten Mutterstuten, welche mit ihren Füllen zu stellen sind, Geldpreise erhalten. Für die besten selbstgezüchteten Starken und Bollen sind Geldprämien ausgesetzt, und wird die Anzahl und Größe derselben von den Herren Preisrichtern bestimmt werden.
Der beste Bock wird mit einem silbernen Pokal, die nächstbesten, sowie die Schweine werden durch Ehrenpreise ausgezeichnet.
Hinsichtlich der landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe, sowie der Producte und Fabricate der Handwerker wird bemerkt, daß die Summe von 50 Taler (Mecklenburg) zur Prämirung der besten Arbeiten ausgesetzt ist, und daß Ehrenpreise ertheilt werden. Die Anmeldungen wird der Herr Bürgermeister Koch in Gadebusch und Herr Bürgermeister Lange in Rehna entgegen nehmen und weitere Auskunft ertheilen.
Gadebusch April 1861.

                                                    Die Districts=Direction.


[ => Original lesen: 1861 Nr. 18 Seite 4]

Bekanntmachung.

Die zwischen dem 1. October 1860 und dem 31. März 1861 versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs- Vereins der Landbewohner haben im Mai d. Js. die Hälfte ihres einfachen Ansatzes (1/2 Simplum) als Beitrag zu bezahlen. - Es contribuiren versichert gewesene 96.906.932 Mark (Lübeck) Courant.
Lübeck, den 16. April 1861.

                          Namens der Direction
                                                    Bruhn,
                                                    Secretair des Vereins.


Landwirthschaftlicher Club
am Mittwoch den 8. Mai 1861.
bei                                                    Aug. Spehr.


Bekanntmachung.

Alle diejenigen, welche gewilligt sind, ihre Feldfrüchte gegen Hagelschlag bei der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg zu versichern, werden hiemittelst ersucht, sich mit ihren desfallsigen Meldungen für das bereits angetretene Versicherungsjahr vom 1. März 1861 bis dahin 1862 an den Director dieser Anstalt, Herrn Kaufmann Boye hieselbst, wo auch die Statuten dieser Gesellschaft eingesehen werden können, wenden zu wollen.
Schönberg den 25. April 1861.

Die Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.


Nur 2 Thaler Pr. Cour.

incl. Porto kostet bei unterzeichnetem Bankhause ein halbes Originalloos zu der am 29. und 30. Mai stattfindenden Ziehung der großen

Staats-Gewinne-Verloosung

welche letztere in ihrer Gesammtheit mehr wie 14000 Gewinne enthält, worunter solche von event. Thlr. 114,000, 57,000, 28,500, 17,000, 14,300, 11,400, 8570, 6800, 5700, 2300, 1700, 1140, 570 etc. etc. - (Ganze Loose kosten 4 Thlr. und viertel 1 Thlr.) Die Gewinne werden baar in Vereinssilber Thaler durch unterzeichntes Bankhaus in allen Städten Deutschlands ausbezahlt, welches überhaupt Ziehungslisten und Pläne gratis versendet. - Man beliebe sich daher direct zu wenden an Stirn & Greim  in Frankfurt a./M.


Der berühmte, weltbekannte                          
weiße Brust=Syrup

von G. A. W. Mayer in Breslau und Straßburg im Elsaß, ein ausgezeichnetes Hausmittel gegen jeden veralteten Husten. Brustschmerzen, Grippe, langjährige Heiserkeit, Keuchhusten etc., dessen Wirkungen dieselben sind, die dem neuerdings in den Handel gekommenen Anakahuita=Holz zugeschrieben werden und worüber eine Menge Zeugnisse aller Stände gratis einzusehen sind, ist echt zu haben bei

Schönberg.                                                     Wilh. Heincke.


Schutzmarke Dr. Koch's Kräuterbonbons Die aus den vorzüglichst geeigneten Kräuter= und Pflanzensäften mit einem Theile des reinsten Zuckerkrystalls zur Consistenz gebrachten
Doctor Koch'schen
(K. P. Kreis=Physikus zu Heiligenbeil)
KRAEUTER-BONBONS

haben sich durch ihre Güte auch in hiesiger Gegend rühmlichst bewährt und sind in Originalschachteln à 8 u. 16 Schilling (Mecklenburg) stets ächt vorräthig bei

                                                    J. P. Bade in Schönberg.


Beermann & Co.,
Lübeck, Klingberg Nr. 927,

empfehlen ihr sehr reichhaltiges Lager von neuen Frühjahrs=Mänteln und Mantillen wie auch Umschlagetücher und Kleiderstoffe in dem neuesten Geschmack.


Am ersten Markttage ist aus der Wohnung des Tischlermeisters Stüve am Kaltendamm ein weißbuntes Taschentuch, worin verschiedenes Backwerk, nebst einem andern Tuche, in das eine Taffetschürze und ein paar Handschuhe gebunden waren, vielleicht aus Versehen, mitgenommen. Der jetzige Inhaber wird gebeten, diese Sachen wieder beim Tischler Stüve zurückzugeben.


Vor einiger Zeit ist aus der Häge meiner Koppel an der Rottensdorfer Chaussee vieles Hegebuchen=Strauchwerk gesägt und gestohlen. Wer mir den Thäter so nachzuweisen im Stande ist, daß ich ihn zur gerichtlichen Verantwortung ziehen kann, dem verspreche ich eine Belohnung von 2 Thaler. Schönberg, den 28. April 1861.

                                                    Ackerbürger J. Burmeister.


Geistliches Concert
am
Himmelfahrtstage in der Kirche zu Schönberg.
Programm.
Erster Theil.

1) Praeludium für Orgel von Rink.
2) Psalm für Sopran und Orgel, von H. Mette.
3) Anbetung der Hirten, aus der Weihnachts=Cantate von Schladebach.
4) Terzett aus dem Ostermorgen.
5) Der XI. Palm von Marschner.

Zweiter Theil.

1) Praeludium und Fuge über den Namen Bach, von J. J. Bach.
2) Choral für Posaune und Orgel.
3) Hymne von Neidhardt.
4) Solo mit Orgelbegleitung.
5) Motette von B. Klein, für Männerchor: "Auferstehn wirst du, mein Staub."
6) Phantasie, von H. Mette.

Anfang präcise 5 Uhr Nachmittags.

Der Reinertrag dieses Concerts wird im Interesse der Kirche verwandt werden, und sind an den Kirchthüren Becken zur Aufnahme freiwilliger Gaben ausgestellt.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 25. April bis 2. Mai

Gestorben: D. 27. Joh. Joach. Maaß, Hauswirthssohn aus Sabow, 8 Tage alt. - D. 27. Marie Maether, unverheirathetes Mädchen hieselbst, 83 J. alt. - D. 29. Christine Resenhöft, Webertochter hies., 5 Tage alt.
Copulirt: D. 26. Hans Joachim Oldenburg, Tischlermeister hies., und Cath. Dor. Els. Knies zu Schlagsdorf. - Joseph Werner, Töpfergesell zu Schwartau, und Cath. Lise Fahl hies. - Matthias Niese, Arbm. in Lindow, und Cath. Maria Magdal. Wienck zu Sahmkow. -Hans Jochen Grevsmühl, Tischlermeister hieselbst, und Anna Maria Brockmöller hies.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 1. Mai 1861.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 16-28 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg)   6-18 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 49-52 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 50-52 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 44-47 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 22-23 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 21-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-16 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 6 u. 7 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD