No. 14
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. April
1861
einunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1861 Nr. 14 Seite 1]

              Daß die Ehefrau des Tischlermeisters Denker, Christine Maria Dorothea geborne Drögemöller, in Ziethen als Hebamme für den District Ziethen, Domhof, Bäk und Römnitz angenommen und bestellt worden ist, wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
            Schönberg, den 27. März 1861.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.


- Bei jeder Gelegenheit weist der König von Preußen auf den Ernst und die Gefahren der Zeit ausdrücklich hin. Als ihm neulich seine Generale, Minister etc. zu seinem Geburtstage gratulirten, hat der König wieder an bevorstehende Gefahren erinnert und hinzugesetzt, Preußen könne sich nur auf sich selbst verlassen und müsse Heer und Kasse in Stand halten und der Landtag müsse dazu die Hand bieten.
- Mit der kön. preußischen Regierung ist jetzt ein Uebereinkommen getroffen, wonach zwei Batterien mecklenburg=schwerinscher und eine Batterie mecklenburg=strelitzischer Artillerie schon in den nächsten Wochen gezogene Geschütze nach dem Muster der preußischen erhalten werden. Ebenso soll im Laufe dieses Jahrs die ganze Infanterie der mecklenburgischen Division mit Zündnadelbüchsen nach preußischem Modell bewaffnet werden.
- Napoleon hat die Aushebung von mehreren Tausend Matrosen angeordnet; auch sollen 80,000 Mann Soldaten einberufen sein.
- Aus Amerika lauten die Nachrichten ungünstig; der Riß zwischen Norden und Süden hat die meisten Geschäfte zum Stillstand gebracht und die Angst vor einem nahen Bürgerkriege ist allgemein. Der neue Präsident scheut ihn nicht. Alle Kriegsschiffe im mittelländischen und stillen Meere sind schleunigst zurückgerufen worden.
- Die Bürgerschaft in Bremen hat die sofortige Einführung der Gewerbefreiheit beschlossen. Der Vorschlag des Senates, dieselbe noch während eines fünfjährigen Zeitraums auszusetzen, ist abgelehnt.
- Jedermann weiß, schreibt der N. C., in wie bescheidener Zurückgezogenheit die Jugend der Königin Victoria von England verlief; wie anspruchslos und knapp die Mutter derselben, die Herzogin von Kent, in ihrem bürgerlichen Haus zu Windsor lebte; wie sie, zurückgezogen von allen Genüssen und Zerstreuungen einer glänzenden Außenwelt, nur ihrer Tochter lebte, und ohne ihre geistige Ausbildung im Geringsten zu vernachlässigen, das Hauptaugenmerk darauf richtete, ihrem Charakter jene Energie und Stärke zu geben, die sie in ihren eigenen Lebensschicksalen zu erproben Gelegenheit gefunden hatte, so wie ihrem empfänglichen Gemüth jenen ächt deutschen Sinn für Häuslichkeit, jenes bescheidene Schalten und Walten einzuflößen, das der Königin die Herzen aller ihrer Unterthanen gewonnen hat. Wenn der Engländer mit Stolz erklärt, daß seine Königin "die beste Hausfrau im vereinigten Königreich" sei, so weiß er, daß sie diese Eigenschaft ihrer Mutter verdankt, und daher die allgemeine Verehrung, von der die Herzogin von Kent auf ihrem Lebenswege begleitet, in ihrer Familien=Zurückgezogenheit geschätzt und geschirmt wurde.
- Um die im Herbst d. J. zu Schwerin zusammen kommende allgemeine Versammlung der deutschen Land= und Forstwirthe möglichst, würdig zu feiern, werden jetzt schon die umfassendsten Vorbereitungen und Vorberathungen getroffen. Mecklenburg, sagt der N. C., das im deutschen Ackerbau und in der Viehzucht einen hervorragenden Platz einnimmt, wird sich eifrig bestreben, seinen hierher eilenden Gästen nicht allein verschiedene Genüsse, sondern auch nützliche Belehrungen darbieten zu können. Namentlich auch die Pferdeausstellung wird glänzend werden und selbst gewöhnliche Bauern weisen schon jetzt hohe Preise auswärtiger Pferdehändler für besonders schöne Pferde oder Füllen mit vielem Stolz zurück, weil sie sich die Freude gönnen wollen, ihre Thiere auf dieser allgemeinen deutschen landwirthschaftlichen Versammlung zeigen zu können. Möge es daher an Gästen nicht fehlen, sie werden hoffentlich unser Land mit ungetheilter Zufriedenheit wieder verlassen.
- Die Auswanderung aus Mecklenburg nach Amerika hat jetzt fast ganz aufgehört. Nur sehr vereinzelte Personen wandern jetzt noch aus, und es kommen, theilweise bitter enttäuscht, mehr Familien aus Amerika wieder zurück als dorthin wandern. - Der Werth des Grund und Bodens ist in Mecklenburg immer noch im Steigen begriffen und auch beträchtlich höher als z. B. im benachbarten Preußen, da die hiesigen Abgaben lange nicht so hoch und drückend sind als dort.
- Bei den letzten Ueberschwemmungen in Hol=

[ => Original lesen: 1861 Nr. 14 Seite 2]

land sind 39 Menschen, 37 Pferde, 337 Stück Rindvieh etc. umgekommen; weggeschwemmt 284 Häuser und eine Kornmühle, eingestürzt 83 Häuser, schwer beschädigt 1711 Häuser, minder 257 Häuser. Durch die Ueberschwemmung wurden 4903 Personen aus ihren Wohnungen vertrieben und 4437 derselben erhielten öffentliche Unterstützung; außerdem aber mußten 6768 Personen, welche durch die Ueberschwemmung zu Schaden gekommen waren, unterstützt werden.
- Die vier Hauptgewinne in der Schiller=Lotterie sind auf die Nummern 97,417 (Villa bei Eisenach), 355,972 (Brief Schillers unter Glas), 508,432 (Ring mit Schillers Haaren) und 37,192 (das schöne Jahnsche Haus in Freiburg) gefallen. Außerdem haben die sieben Nummern 55,100, 42,406, 79,564, 200,806, 562,299, 598,192, 658,252 Wiener Concertflügel, Nr. 25,972 das Oelgemälde von Oer, Nr. 66,034 die große Spieluhr, Nr. 554,566 die große silberne Urne, Nr. 36,466 das runde Billard, Nr. 446,194, sowie Nr. 540,277 Göthe's vollständige Werke gewonnen.
- In Wismar wird gegenwärtig eine Glashalle von 120 Fuß l. und 60 F. br. gebaut, welche so eingerichtet ist, daß außer einem Sommertheater auch noch Raum zu einem Circus für Kunstreiter und dergleichen Produktionen hergestellt werden kann. Außer Herrn Director Wollrabe hat sich Herr Director Brede um die Concession beworben.
- Eine Londoner Zeitung giebt eine interessante Schilderung des dortigen Lehrerlebens. Um 6 Uhr steht der Lehrer auf, trinkt seinen Thee, rennt eine halbe Stunde, bis er an den Omnibus kommt, steigt hinein und fährt bis zur nächsten Eisenbahnstation. Hier stürzt er sich in einen Waggon und fährt 40 bis 60 Meilen ins Land hinein nach irgend einer öffentlichen oder Privatschule, an welcher er als Lehrer der französischen oder deutschen Sprache, der Musik oder des Zeichnens angestellt ist. Angekommen eilt er sofort ins Schulzimmer und giebt 10 bis 12 Stunden an unausstehliche, schwer zu bändigende engl. Jungen, welche das Geschäft, ihre Lehrer zu ärgern, mit größerer Kunst betreiben als irgend welche Jungen anderer Völker. Während dieser Zeit hat er höchstens eine halbe Stunde Rast, um ein zähes Hammelcotelett und ein Glas Porter hinunterzuwürgen. Einer dieser Unglücklichen konnte sich in den letzten 4 Stunden nur durch Kauen von Apfelsinenschalen aufrecht erhalten. Todmüde kehrt er endlich zur Eisenbahn zurück, macht seine 40-60 Meilen von neuem und hat noch eine Stunde im Omnibus zu fallen, bis er sein Zimmer erreicht. Am folgenden Tage geht's wieder so, nur vielleicht nach Norden statt nach Westen, am dritten Tage bleibt er in London und muß da vom Morgen zum Abend von Pontius zu Pilatus rennen und fahren - und so das ganze Jahr.


Schonakisgaw, das Tschippewä=Mädchen.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1861 Nr. 14 Seite 3]

Schonakisgaw, das Tschippewä=Mädchen.
(Schluß.)


Anzeigen.


Vorladungen.

Mortifications=Proclam.

Mittelst eines, unterm heutiger Tage erlassenen, Proclams sind alle diejenigen, welche

1) an die, auf dem folio des Maurermeisters Johann Christian Gottfried Vollmer protocollirten, 160 Rthlr. LM. aus einer, von seinem verstorbenen Vater, dem Maurermeister Georg Friedrich Vollmer, unterm 17. April 1817 an den Hauswirth Wellner in Ziethen aufgestellten, bezahlten, jedoch verloren gegangenen Obligation;
2) an die, auf dem folio des Schmiedemeisters Heilcke protocollirten, 350 Rthlr. LM. an die Hauptmännin Langreuter, originirend aus dem Uebertragsprotocoll vom 25. November 1841;
Forderungen oder Ansprüche irgend einer Art zu haben glauben, oder deren Tilgung im Schuld= und Pfandprotocoll widersprechen wollen, zur Anmeldung und Bescheinigung ihrer An= und Widersprüche, auf den

16. Mai d. J.

zu Rathhause hieselbst verabladet, mit der Verwarnung, daß sie widrigenfalls damit präcludirt, und die Schulddocumente, zum Zweck der Tilgung beider Schuldpöste im Schuld= und Pfandprotocolle, mortificirt werden sollen.
Ratzeburg den 27. März 1861.

Königlicher Stadtcommissarius,
Bürgermeister und Rath.
(L. S.)                                                     In fidem
                                                                  Richter, Stadtsecretair.


[ => Original lesen: 1861 Nr. 14 Seite 4]

Verkaufsanzeigen.

Am 16. April, Morgens 9 Uhr, soll in dem Hause des Altentheilers Krakow zu Wendorf

Haus= und Küchengeräthe und etwas Brennholz

öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.


Vermischte Anzeigen.

Die diesjährige Frühlings=Versammlung des landwirthschaftlichen Vereines für das Frstth. Ratzeburg findet am

Sonnabend den 6. April, Morgens 10 1/2 Uhr,

beim Gastwirth Boye hieselbst statt.
Die Gegenstände der Verhandlung werden den Vereinsmitgliedern vorher durch Circular bekannt gemacht werden.
Schönberg, 21. März 1861.

Namens des Vorstandes:
                                                    F. Boccius, Secretair.


Mit einer Parthei                          
neuer Umschlagtücher, seiden. und Tuch=Mantillen, so wie mit weißen gestickten Kragen

in den neuesten Dessins empfiehlt sich zu billigen Preisen.

Schönberg.                                                     Ludwig Creutzfeldt.


Sehr schöne Eßkartoffel empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Besten Seifenstein
zum Seifekochen, mit Gebrauchsanweisung
bei                          
Ratzeburg.                                                     W. L. Jürgens.


Frischen Gotländ. Kalk und Segeberger Kalk
zu haben bei                                                    C. H. Vock.


Hiesigen und russischen Säe=Leinsaamen und Steinklee empfiehlt

                                                    Aug. Spehr.


Sommer=Weitzen, rothen und weißen Klee,
Thimothe, Reigras, Wicken u. schöne Eßkartoffeln
zu haben bei                                                    C. H. Vock.


Den geehrten Landleuten des Fürstenthums empfehle ich ganz vorzüglichen

Sommer=Saatweizen.
                                                    Kornhändler Claasen
                                                    in Dassow.


Zur bevorstehenden Sommer=Saison empfehle ich meinen geehrten Freunden und Gönnern eine Auswahl der neuesten Cattune zu 2 1/2 Schilling (Mecklenburg) die Elle, so wie verschiedene Muster in Kleiderstoffen, die Elle von 5 Schilling (Mecklenburg) an. Ferner mein Lager von Tuch und Buckskin; Sommerrockszeug und Hosenstoffe in Wolle, Halbwolle und Baumwolle von 4 Schilling (Mecklenburg) an, so wie eine neue Sendung von Double Shawls, Umschlagtüchern, Atlas und seidenen Westen zu den billigsten Preisen.

Schönberg.                                                     Heinrich Creutzfeldt.


        Die durch ihre Güte so beliebt gewordene
Vegetab.
(à Originalstück
STANGEN Pomade
12 Schilling (Mecklenburg))
autorisirt v. d. K. Professor Dr. Lindes zu Berlin, sowie die durch Reinheit und Geschmeidigkeit ausgezeichnete
Italien.
(in Päckchen
HONIG Seife
zu 8 u. 4 Schilling (Mecklenburg))
vom Apotheker A. Sperati in Lodi (Lombardei), sind fortwährend in frischer und unverändert guter Qualität vorräthig bei
J. P. Bade in Schönberg.


Gefunden am 26. März auf der Lübecker Chaussee bei Schönberg: Ein goldener Ohrring, den die Eignerin gegen Erstattung der Insertionskosten zurückerhalten kann. Näheres in der Expedition d. Bl.


Mit allen Sorten Sack=Drell so wie fertige Kornsäcken in verschiedenen Qualitäten und zu den billigsten Preisen empfiehlt sich

                                                    G. A. Levissohn in Rehna.


Mit                                                    
Georginen und gefüllten Stockrosen
empfiehlt sich                                                    L. Bohn.
Demern den 27. März 1861.                                                    


Meinen Freunden und Gönnern mache ich hierdurch die Anzeige, daß ich mein Haus "Drei Kronen" in der großen Burgstraße an Herrn P. H. Meyer verkauft habe.
Idem ich für das meinem verstorbenen Manne wie mir bewiesene Vertrauen und Wohlwollen danke, bitte ich dasselbe auch auf meinen Nachfolger zu übertragen.
Lübeck im März 1861.

                                                    F. Hill Wwe.


Diener, Kutscher, Hausknechte und Burschen,
so wie Demoisellen und Dienstmädchen,

welche in Hamburg eine gute Stelle wünschen, wollen sich wenden an das Comtoir

                                                    A. C. Viercx van Rhyn
                                                    in Hamburg,
                                                    Spitalerstraße Nr. 15.


Zu vermiethen,
zu Michaelis: Eine Wohnung bei                                                    
                                                    C. Schwedt.


Zu vermiethen
eine Stube, an Schüler, bei                                                    
                                                    Matth. Klatt.

Schönberg 1861.                                                    


Von Mittwoch nächster Woche an liegt bei mir das Verzeichniß der Gewinne zur Schiller=Lotterie zur Einsicht aus.
Schönberg, 27. März 1861.

                                                    A. Schwiesow jr.


Von Ostern an wohne ich nicht mehr beim Bäcker J. Greif, sondern beim Sattler Bohnhof in der Siemzerstraße, neben dem Tabacksfabrikanten Stüve, dem Kaufmann H. Creutzfeldt gegenüber.

Schönberg.                                                      Verehelichte Spehr,
Hebamme.


Am Donnerstag den 11. April werde ich in Schönberg eintreffen, und bitte diejenigen, welche für mich zum Bleichen bestimmtes Leinen haben, solches bei Hrn. Gastwirth Fick daselbst abgeben zu lassen. Ich bemerke, daß das Leinen mit reiner buchen Asche gebleicht wird.

Domhof 1861.                                                     Wihe, Bleicher.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 28. März bis 4. April

Geboren: D. 28. dem Schustermeister Wienck hies. ein S. - D. 31. dem Arbtsm. Röncke in Kl. Siemz ein S. - D. 1. dem Schlachtermeister Ohls hieselbst ein S. -D. 3. dem Arbm. Stahl in Rabensdorf ein S.
Gestorben: D. 2. Fritz Wulf vor Schönberg, 3/4 J. a.


Getreide und Markt=Preise in Lübeck
am 3. April 1861.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 16-32 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg)   6-18 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 44-50 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 50-54 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 21-22 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 20-21 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-16 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, pr. Faß 6 u. 7 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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