No. 32
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. August
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1860 Nr. 32 Seite 1]- Neustrelitz. Die Großherzogl. Landes=Regierung publicirt die allgemeine Dispensation von dem Sonntagsgesetze für den 12. August d. J., so daß am Nachmittage dieses Tages nach gänzlich beendigtem Gottesdienste öffentliche, mit Ausspielen von Sachen und mit Musik und Tanz verbundene Vergnügungen im Freien wie in geschlossenen Localen auch vor 6 Uhr Nachmittage und über 11 Uhr Abends hinaus stattfinden dürfen.
- Nach den neuesten Berichten sind französische Truppen bereits nach Syrien abgegangen. Da die Verhandlungen der Conferenz ihn bisher hingehalten, so beeilte sich Louis Napoleon jetzt, nach Beendigung derselben, desto mehr, um auch hier wieder der erste zu sein! England hat ihm einige Schwierigkeiten bereitet wegen der Syrischen Expedition; aber es war leicht vorauszusehen, daß der Kaiser siegen würde, da die Schandthaten im Liebanon doch wahrlich von der Art sind, daß selbst Englands berechnende Staatsmänner die Nothwendigkeit der Abhülfe eingestanden haben. - Die Zahl der in Damascus gemordeten Christen beträgt 8000.
- Ueber die Lage der Dinge in Italien lauten die neuesten Berichten immer trostloser für den König von Neapel, so daß man binnen Kurzem die Entscheidung erwartet. Gaibaldi soll mit 1500 Mann an den Küsten von Calabrien gelandet sein. Er hat auf die Bitte Victor Emanuels, Neapel nicht anzugreifen, mit einem Nein geantwortet. Trotz seiner Achtung und Ergebenheit für den König, schreibt Garibaldi, verbiete ihm die Lage Italiens zu gehorchen. "Die Bevölkerungen rufen mich, ich würde meine Pflicht verabsäumen und die Sache Italiens auf's Spiel setzen, wollte ich zögern. Erlauben Sie mir, Sir, diesmal nicht zu gehorchen. Wenn meine Aufgabe erfüllt ist, werde ich meinen Degen zu Ihren Füßen niederlegen und mein Leben lang gehorsam sein."
- Bei den Verhandlungen der deutschen Fürsten in Baden=Baden hat der König von Sachsen das Protokoll geführt und sämmtliche Fürsten haben es unterschrieben. Der König war als Kronprinz in der Sächsischen Kammer einer der tüchtigsten und fleißigsten Arbeiter und entwarf die schwierigsten Gesetze.
- Napoleon hat vor einiger Zeit eine neue Friedensepistel nach England geschickt, die aber dort so wenig wie in einem andern Lande vielen Glauben findet. Am wenigsten wird man es für wahr halten, daß die französische Armee jetzt schwächer sei, als zur Zeit des Königs Louis Philipp. Napoleon sagt: Ich leugne die Thatsache, die Streitkräfte Frankreichs vermehrt zu haben, in jedem Sinne. Auch zu Anfang des vorigen Jahres leugnete man zu Paris, daß gerüstet werde und doch war es so, wie der italienische Feldzug gezeigt hat. Wer glaubt das, wenn Napoleon spricht: Hiernach sage ich, daß ich seit Villafranca weder etwas gethan, noch auch nur gedacht habe, was irgend Jemand beunruhigen könnte. Beweist nicht die Einverleibung von Savoyen und Nizza das Gegentheil? Was sagen der Papst und die vertriebenen Fürsten von Mittelitalien dazu?
- Für das, was Frankreich auf dem Lande thut hat England schärfere Augen als wir Deutsche. Napoleon hat seit ein paar Jahren die französische Kriegsflotte um 155 Fahrzeuge vermehrt. Sie beträgt heute 555 Schiffe mit 8700 Kanonen und etwa 80,000 Pferdekräften Dampf; 150,000 Mann gehören zur Bemannung. Von den merkwürdig umfassenden Rüstungen zu Land und Wasser erzählen die französischen Zeitungen kein Wörtlein.
- Als ziemlich allgemeines Ergebniß der Ernte in Mitteldeutschland stellt sich heraus: Winterfrüchte mittelmäßig, Sommerfrüchte viel und gut, Futter, Obst und Kartoffeln in Menge.
- Das Gut Falkenhusen bei Lübeck ist dieser Tage von dem bisherigen Pächter, Herrn Bandmann auf Strecknitz, an Herrn Brüning zu Heckkathen bei Reinfeld für 39,000 Mark (Lübeck) abgestanden worden.


Guten Morgen Herr Thorschreiber.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1860 Nr. 32 Seite 2]

Guten Morgen Herr Thorschreiber.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1860 Nr. 32 Seite 3]

Guten Morgen Herr Thorschreiber.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Am 12. August beginnt das Scheibenschießen sofort nach dem Auszuge, am 13. August Morgens 7 Uhr; auch wird zur Vermeidung späterer Weiterungen, mit Bezug auf die Schießbemerkung der Schießkarten, nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß alle am 12. und 13. August etwa nicht zum Schießen präsentirten Schießkarten verfallen sind.
Zu beiden Seiten des Schießplatzes ist eine Flaggenlinie abgesteckt, und wird Jeder gewarnt, diese zu überschreiten.
Schönberg den 6. August 1860.

Das Fest=Committe.


Wir fordern die Mitglieder der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft vom Lande hiedurch auf, zur Theilnahme am Festzuge bei der Geburtstagsfeier Sr. K. Hoh. des Großherzogs am 12. August, Mittags 12 Uhr, in der Herberge anwesend zu sein.
Schönberg den 1. August 1860.

                          Die Vorsteher und Altgesell
                          der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Verlobungs=Anzeige:
Fritz Westphal
Marie Greiff.
Schönberg, August 1860.                                                    


Der Viehversicherungs=Verein zu Potsdam,

dessen Geschäfte sich bereits über 15 Staaten ausdehnen, hat während seines 11jährigen Bestehens seinen Mitgliedern schon mehr als 200,000 Taler (Mecklenburg) für unverschuldete Verluste versicherter Thiere entschädigt, und bedingt nach seinem Statut nur solche Pflichten, welche jeder gute Wirth zur Erhaltung seines Viehstandes gern selbst erfüllt, weshalb alle Viehbesitzer zum Beitritt eingeladen werden. Statut und Vermittelung von Versicherungen empfiehlt

Schönberg.                                                      der Vereins=Agent
C. Egert.


Unterzeichneter erlaubt sich die Anzeige, daß derselbe noch fortwährend

Photographieen

auf Glas und Papier, von 1 Taler (Mecklenburg) an pr. Stück, anfertigt, und empfiehlt sich dem geehrten Publikum bestens. Seine Wohnung ist beim Glasermeister Schwiesow.

                                                    W. C. Bügel.

Schönberg den 26. Juli 1860.


Sehr schöne neue Fett=Häringe
                          bei                                                    Fr. C. Schlebusch.


Prima russische Stearinlichte, 5 und 6 St. auf's Packet, a 16 Schilling (Mecklenburg), empfiehlt

                                                    Aug. Spehr.

Schönberg d. 9. August 1860.


Gußstahl=Sensen,
beste Güte,
empfiehlt                                                      Fr. C. Schlebusch.


Kaufgesuch:

circa 100 feine Hammel und Schaafe (6jährige) zur Completirung meiner Schäferei. Um billige Ausstellung bittet

                                                    H. H. Schön in Lübeck.


Am 13. und 14. August werden auf dem Gr. Molzahner Felde Rappsschoten verbrannt.


Am Dienstag den 14ten August werden auf dem Lockwischer Hoffelde Rappsschoten verbrannt.


Medicinalrath Dr. Schmalz

aus Dresden wird am 10. und 11. August bis Mittag in Lübeck (Düffcke)

Gehör= und Sprach=Kranken,

sowie den an Ohren=Sausen, Brausen, Zischen, Singen und dgl. Leidenden, Rath ertheilen; vom 13. bis 17. August aber in Hamburg (Sonne), von Morgens 9-12 Uhr.


Am Sonntag den 22. d., Nachmittags, ist ein kleiner auf den Namen "Pitt" hörender Wachtelhund, weiß mit großen dunkelgelben Flecken, an der Chaussee bei Resdorf abhanden gekommen. Wer den Hund zu Gr. Molzahn abliefert, erhält 2 preuß. Thaler Belohnung. Eigenthums=Recht wird vorbehalten.


Ein Bursche, der Lust hat die Müllerprofession, sowohl in einer Wind= als Wassermühle zu erlernen, kann sogleich oder zu Michaelis ein Unterkommen finden bei

                                                    A. Glamann in Ratzeburg.


Die von mir verspielte silberne Taschenuhr hat Nr. 67. und die kleine Aufsatzuhr Nr. 142 gewonnen.
Schönberg den 9. August.

                                                    J. H. Wienck.


Ich bin gewilligt meine zu Schlagsdorf belegene Büdnerei, bestehend aus einem Kathen mit 3 Wohnungen, 90 []Ruthen tragbarem Acker, einem Garten von 40 []Ruthen und aus einer Wiese von 150 []Ruthen zu verkaufen, und wollen Käufer dieserhalb mit mir Rücksprache nehmen.

                          Zimmergesell Hans Bollow in Schlagsdorf.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen -   9
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen -   4 1/2
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge -   9
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling -   4 1/2
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4   3 1/2
ein 4 Schillings=Brod 2   1 3/4
ein 2 Schillings=Brod 1   1 1/8
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 6 12
ein 4 Schillings=Brod 3   6
ein 2 Schillings=Brod 1 19

Schönberg, den 8. August 1860.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 2. bis 9. August

Geboren: D. 2. dem Arbeitsmann Bockwoldt in Rupensdorf ein S.
Gestorben: D. 5. Line Fick, Maurergesellentochter vor Schönberg, 1 J. 1 1/2 M. alt. - D. 8ten Wilhelm Schmüser, Arbeitsmannssohn aus Schönberg, 1 J. 11 M. a.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 8. August 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),     Wicken - Taler (Mecklenburg) - - - Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 52-56 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg)   4-  8 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 46-47 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 24-25 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 22-23 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-  8 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 10 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 7 u. 8 Schilling (Mecklenburg).


[ => Original lesen: 1860 Nr. 32 Seite 4]

Festprogramm
zur Feier des 82. Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs am 12. und 13. August 1860.

Am Sonntag Nachmittag 1 Uhr treten die einzelnen Züge, welche sich am Hauptzuge betheiligen wollen, zusammen und zwar:

a) die Schützengilde auf dem Markte;
b) der Gesang=Verein beim Gastwirth Boye;
c) die übrigen Bürger und Einwohner der Stadt, welche sich am Zuge betheiligen wollen, gleichfalls beim Gastwirth Boye;
d) die resp. Gewerke beim Gastwirth Krüger,
e) die im hiesigen Fürstenthume noch anwesenden freiwilligen Husaren aus den Jahren 1813, 1814 und 1815 zu Kl. Siemz,
f) die Hauswirthe des Fürstenthums Ratzeburg gleichfalls zu Kl. Siemz.

- Die sub e und f Aufgeführten zu Pferde. -

Bald nach 1 Uhr zücken die Hauswirthe und ehemaligen Husaren aus die Ratzeburger Chaussee ab und werden daselbst vor dem Siemzerthore von den unter a., b., c. und d genannten zu gleicher Zeit vom Markte abmarschirten Zügen in Empfang genommen. - Die so vereinigten Züge gehen nun in die Stadt zurück, woselbst sich die Hauswirthe und ehemaligen Husaren auf dem Marktplatze aufstellen, während die zuerst genannten Züge nach dem Amtsplatze zur Abholung der Herren Beamten, Großherzoglichen Diener und Herren Domainen=Pächter marschiren. Zurückgekehrt, wird von dem ganzen Festzuge auf dem Markte ein Quarré formirt, der Choral: "Nun danket Alle Gott" gesungen und vom Herrn Pastor primarius Kämpffer die Festrede und das Dankgebet gesprochen. Dann die "Vandalia" und Ausbringung des Lebehochs auf Se. Königliche Hoheit den Großherzog. - Darauf beginnt der Auszug durch die Marienstraße auf dem Verbindungswege nach der Sabowerstraße, über den kalten Damm nach dem Festplatze, und zwar in nachstehender Ordnung:

  1. Die ehemaligen Husaren, geführt von ihrem Kameraden, Wachtmeister Kollin.
  2. Ein Musikcorps.
  3. Die Herren Beamten und die Großherzoglichen Diener.
  4. Die Herren Domainen=Pächter.
  5. Die Schützenzunft, in ihrer Mitte den Magistrat.
  6. Ein Musikcorps.
  7. Die Weber.
  8. Die Maurer.
  9. Die Zimmerleute.
10. Die Schlachter.
11. Die Böttcher.
12. Der Männer=Gesang=Verein.
13. Die sub c. aufgeführten Bürger und Einwohner der Stadt.
14) Die Ziegler.
15) Die Rademacher.
16) Die Bäcker.
17) Die Schuhmacher.
18. Die Töpfer und Klempner.
19. Die Schmiede und Schlösser.
20. Die Drechsler und Sattler.
21. Die Tischler.
22. Das Fest=Committe.
23. Ein Trompeter=Corps.
24. Die berittenen Hauswirthe.

Am Sonntag auf dem Festplatze:
Harmoniemusik. - Scheibenschießen. - Vogelschießen. - Tanz.
Abends Einzug und Illumination der ganzen Stadt. Ball und Tanz in allen Tanzlokalen.
Am Montag:
Fortsetzung des Freischießens. - Kinderfest. - Abends Beleuchtung des Festplatzes mit Bengalischem Feuer und Anderes.

                Schönberg den 1. August 1860.

Das Fest=Committe.
Ludw. Creutzfeldt.            J. C. Schultze.            A. Creutzfeldt.
Wilh. Heincke.            H. Meyer.            J. Eckmann.            Carl Bade.


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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