No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. April
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1860 Nr. 17 Seite 1]

Neustrelitz, 21. April. In dem Befinden Sr. Königlichen Hoheit des allerdurchlauchtigsten Großherzogs sind in den letzten Tagen keine Fortschritte geschehen, doch ist von den Hautanschwellungen nur noch wenig vorhanden.


- Der militairische Spaziergang über den Rhein und die Einverleibung des linken Ufers in Frankreich hat unter den franz. Officieren eine beliebte Unterhaltung. Sie streiten sich über die beste Garnison. Ein Officier in Rom fragte einen ihm bekannten Preußen unbefangen: Wird Mainz, Köln oder Koblenz für uns Officiere der angenehmste Aufenthalt sein? Der Preuße antwortete lachend: Sie meinen doch nur für Kriegsgefangene! Dann schlage ich Ihnen den Ehrenbreitenstein (Festung) vor, da haben Sie die weiteste Aussicht.
- Louis Napoleon soll das Fortschreiten der Revolution in Italien nicht mehr wünschen. Ueber 200 ehemalige Officiere sind um die Erlaubniß, in päpstliche Dienste zu treten, eingekommen, und man glaubt allgemein, daß sie ihnen bewilligt werde. Die Geldsammlungen für den Papst nehmen in Frankreich ungestörten Fortgang und die Collecten liefern einen reichlichen Ertrag. Lamorciere hat geschworen, die Schlüssel St. Petri an Victor Emanuel nie auszuantworten. Die Peterspfenninge, die in der katholischen Welt gesammelt werden, führen ihm Soldaten zu, denn sie werden als Handgeld (per Mann 7-800 Franks) verwendet. Aus Belgien und Frankreich ergießen sich die Pfenninge wie ein Strom.
- Man hat Nachricht erhalten, daß sich eine Tochter des Generals Weehler, Commandanten der auf Befehl Nena Sahib's niedergemetzelten Garnison von Cawnpore, noch am Leben befinde. Die Verhältnisse, in welche sie gerathen ist, seien aber für sie so demütigend, daß sie wünsche, nicht wieder zu ihren Angehörigen zurückzukehren, sondern ihrem Schicksal überlassen zu bleiben.
- Der bekanntlich im August dieses Jahres erwartete große Komet ist einer der glänzendsten Haarsterne, von denen man weiß. Bei seinem letzten Erscheinen erdehnte sich sein Schweif über 100 Grade, so daß, wenn sein Kern im Zenith stand, das Ende seines Schweifes sich außer dem Gesichtskreis befand.
- Die Crinoline ist in Paris wirklich aus der Mode, leider aber schon wieder eine neue Narrheit in die Mode gekommen. Gold ist die Forderung des Tages. Man trägt nicht bloß Brochen und andere Zierrathen von Gold; auch die Gürtel, Kleider, Schleier, Handschuhe und Strümpfe müssen mit Gold durchwirkt, mit Gold besetzt sein.
- Am 20. und 21. Mai wird in Schwerin im großherz. Schauspielhause ein großes Musikfest stattfinden. Am ersten Tage ist geistliches Concert, von mecklenburgischen Sängern und Musikern ausgeführt. Es werden deren 300 bis 330 vereinigt und die Städte Güstrow, Rostock und Wismar durch ihre Gesangvereine repräsentirt sein. Am zweiten Tage folgt das weltliche Concert.
- Die Leipziger Zeitung für Herrenkleidermacher berichtet aus Dassow über einen burnusähnlichen Ueberwurf des Hrn. Chr. Ohlert daselbst, welcher im wahren Sinne des Worts eine Gedulds= und Kunstprobe genannt zu werden verdient. Dieser Ueberwurf hat eine mantelartige Weite. Das Futter besteht aus schwerem Westenatlas. Zwischen dieses Futter und das Ueberzeug ist ein wasserdichter Stoff gelegt und mit dem Atlasfutter durch ein künstliches kleingemustertes Abnähen verbunden, welches seinerseits wieder durch sehr schöne und egale Steppstiche ausgeführt ist. Die Decke des Shawlkragens ist ein aus einem karrirten Sammt= und Seidenmuster bestehender Streifen Zeug, welchen Jedermann, selbst der Schneider nicht ausgenommen, im ersten Augenblick für karrirten Stoff hält. Bei näherer Besichtigung aber findet man, daß dieser Streifen und derjenige, mit welchem die Aufschläge gedeckt sind, aus 775 kleinen ausgeschnittenen Karreaus von Sammt= und Seidenstückchen besteht, welche alle mit der Hand so schön und egal zusammengefügt sind, daß eben Jeder versucht wird, diesen Streifen für so gemusterten Stoff zu halten. Um die Mantelkante herum ist ungefähr 1 Zoll br. hinter derselben ein etwa dreiviertel Zoll breiter Sammtstreifen angebracht, welcher den Zweck hat, dem Stücke von außen das eintönige Aussehen zu benehmen. Aber nicht ist dieser Streifen aufgeklebt, nein die Accuratesse hat um den ganzen Mantel herum einen Streifen von genau 1 Zoll und einer Naht breit weggeschnitten; an die dadurch entstandene Tuchkante hat man dann den Sammetstreifen und an dessen äußern Tuchkante wiederum den abgeschnittenen Tuchstreifen mit der Naht angenäht. Es machte dieses Stück auf der Ausstellung der Leipziger Messe im Ganzen einen so günstigen Eindruck auf den Beschauer, daß es dem Ausführer dieser Arbeit alle Ehre einträgt. - (Dieser Ueberwurf soll am 11. Juni d. J., dem Tage des Dassower Schützenfestes, nebst noch 12 anderen Gewinnen, in Dassow verspielt werden.)


[ => Original lesen: 1860 Nr. 17 Seite 2]

Anzeigen.


Verkaufsanzeigen.

Loh=Verkauf.

Am Sonnabend

den 28. April, Mittags 12 Uhr,

soll die Lohe von folgenden Eichen verkauft werden:

1. Im Rupensdorfer Revier.
a) im Rupensdorfer Holze:

1) 66 Eichen,
2) 100 bis 120 Tonnen Spiegellohe,
3) 40 bis 50 Tonnen Durchforstungslohe.

b) im Pellmoor:

60 Eichen.

c) im Mühlenbruch:

42 Eichen.

2. Im Carlower Revier.
a) Im Rünzer Zuschlage:

Abtheilung 1. - 30 Eichen,
Abtheilung 2. - 33 Eichen,
Abtheilung 3. - 26 Eichen,

b) im Sahmkower Holze:

Abtheilung 1. - 53 Eichen,
Abtheilung 2. - 69 Eichen,
Abtheilung 3. - 34 Eichen.
                   daselbst 60 Tonnen Durchforstungslohe.

c) im Carlower und Röggeliner Holze:

28 Eichen.

3. Im Hohenmeiler Revier.
a) Im Heidenholze:

50 Eichen.

b) Im Kleinfelder Zuschlage:

200 Tonnen Spiegellohe.

c) im Schwanbecker Zuschlage:

50 bis 60 Tonnen Durchforstungslohe.

4. Im Schlagbrügger Revier.
a) In den Mörken:

40 Eichheister.

b) Im Thandorfer Zuschlage:

Abtheilung 1. - 121 Eichen,
Abtheilung 2. - 60 Eichen.

c) Im Hasselbusche:

31 Eichen.

d) Im Seebruch.

60 bis 100 Tonnen Durchforstungslohe.
Der Verkauf geschieht auf der hiesigen Amtsstube öffentlich meistbietend, und wollen Kaufliebhaber sich dazu einfinden.
Schönberg, den 18. April 1860.

                          Großherzoglich Meckl. Domainen=Amt und Forst.
                          F. Graf Eyben.       Danckwarth.


Vermischte Anzeigen.

Auf der am 30sten März d. J. stattgehabten Versammlung des Landwirthschaftlichen Vereines im Fürstenthum Ratzeburg ist die Abhaltung einer Thierschau und einer damit verbundenen Industrie=Ausstellung beschlossen worden. Nachdem auch die Genehmigung hiezu von Großherzoglicher Landvogtei ertheilt ist, wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Thierschau am 7. Juni d. J. stattfinden, das Nähere aber noch durch weitere Anzeigen bekannt gemacht werden wird.
Schönberg d. 19. April 1860.

                          Der Vorstand
                          des Landwirthschaftlichen Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.


Thierschau in Gadebusch.

Der Gadebuscher District des patriotischen Vereins wird

am 14. Junius 1860

Morgens 10 Uhr auf dem Schützenhofe bei Gadebusch eine Thierschau, verbunden mit einer Industrieausstellung, wie im vorigen Jahre, veranstalten und ladet zur zahlreichen Stellung von Thieren, Industrie=Gegenständen, sowie zur freundlichen Betheiligung hiemit ein.
Der Preis des Districts, ein silberner Pokal, wird der besten dreijährigen oder älteren Stute bei freier Concurrenz zuerkannt werden, und sind für die drei nächstfolgenden Pferde Ehrenpreise ausgesetzt.
Für die beste Milchkuh ist der erste Stadtpreis von Gadebusch, ein silberner Pokal, bestimmt und erhalten die drei darauf folgenden Ehrenpreise. Die Milchkühe werden am Abend vorher eingeliefert, und haben die resp. Besitzer der Thiere das Futter für dieselben zu beschaffen. Herr Bürgermeister Koch in Gadebusch wird die Meldungen entgegen nehmen und weitere Nachricht ertheilen.
Für die Selbstgezüchteten Saugefüllen, sowie für Starken und Bollen kleiner Landwirthe sind für die beste Starke ein silberner Pokal, für die folgenden wie für die Füllen Geldprämien ausgesetzt und wird die Größe der einzelnen Prämien von den Herren Preisrichtern bestimmt werden.
Die besten Schweine und Schafe werden durch Ehrenpreise ausgezeichnet.
Hinsichtlich der landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe, sowie der Producte und Fabricate der Handwerker wird bemerkt, daß die Summe von 50 Taler (Mecklenburg) zur Prämirung der besten Arbeiten ausgesetzt ist, und daß Ehrenpreise ertheilt werden. Die Anmeldungen wird der Herr Bürgermeister Koch in Gadebusch und Herr Bürgermeister Lange in Rehna entgegen nehmen und weitere Auskunft ertheilen.
Gadebusch April 1860.

                                                    Die Districts=Direction.


Thierschau in Gadebusch.

Der Gadebuscher District des patriotischen Vereins wird

am 14. Junius 1860

Morgens 10 Uhr auf dem Schützenhofe bei Gadebusch eine Thierschau, verbunden mit einer Industrieausstellung, wie im vorigen Jahre, veranstalten und ladet zur zahlreichen Stellung von Thieren, Industrie=Gegenständen, sowie zur freundlichen Betheiligung hiemit ein.
Der Preis des Districts, ein silberner Pokal, wird der besten dreijährigen oder älteren Stute bei freier Concurrenz zuerkannt werden, und sind für die drei nächstfolgenden Pferde Ehrenpreise ausgesetzt.
Für die beste Milchkuh ist der erste Stadtpreis von Gadebusch, ein silberner Pokal, bestimmt und erhalten die drei darauf folgenden Ehrenpreise. Die Milchkühe werden am Abend vorher eingeliefert, und haben die resp. Besitzer der Thiere das Futter für dieselben zu beschaffen. Herr Bürgermeister Koch in Gadebusch wird die Meldungen entgegen nehmen und weitere Nachricht ertheilen.
Für die Selbstgezüchteten Saugefüllen, sowie für Starken und Bollen kleiner Landwirthe sind für die beste Starke ein silberner Pokal, für die folgenden wie für die Füllen Geldprämien ausgesetzt und wird die Größe der einzelnen Prämien von den Herren Preisrichtern bestimmt werden.
Die besten Schweine und Schafe werden durch Ehrenpreise ausgezeichnet.
Hinsichtlich der landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe, sowie der Producte und Fabricate der Handwerker wird bemerkt, daß die Summe von 50 Taler (Mecklenburg) zur Prämirung der besten Arbeiten ausgesetzt ist, und daß Ehrenpreise ertheilt werden. Die Anmeldungen wird der Herr Bürgermeister Koch in Gadebusch und Herr Bürgermeister Lange in Rehna entgegen nehmen und weitere Auskunft ertheilen.
Gadebusch April 1860.

                                                    Die Districts=Direction.


[ => Original lesen: 1860 Nr. 17 Seite 3]

Die zwischen dem 1. October 1859 und dem 31. März 1860 versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner haben im Mai d. Js. ihren ganzen einfachen Ansatz (ein Simplum) als Beitrag zu bezahlen. - Es contribuiren versichert gewesene 93.330.820 Mark (Lübeck). Courant.
Lübeck, den 12. April 1860.

                          Namens der Direction
                                                    Bruhn,
                                                    Secretair des Vereins.


Allen Schulmeistern und Hausvätern im Fürstenthume Ratzeburg empfehle ich hiemit, zum Gebrauch für die 6= bis 8jährigen Schulkinder, die von dem Schulmeister J. Hempel in Palingen herausgegebene "Schreibfibel zur Selbstbeschäftigung für die Kleinen in einer gemischten Schule." Diese Fibel wird den Lehrern eine große Erleichterung ihrer Arbeit gewähren und den Kindern behülflich sein, rasch lesen und schreiben zu lernen.
Ratzeburg im April 1860.

                                                    J. Rußwurm, Probst.
-----------
Schreibfibel zur Selbstbeschäftigung für die Kleinen in einer gemischten Schule.

Zu haben bei J. P. Bade in Schönberg und Kantor Willers auf dem Domhof zu Ratzeburg.

Preis: Geh. pr. Exempl. 2 1/2 Schilling (Mecklenburg) pr. Cour.
Auf 12 Exempl. 1 Freiexempl.

Palingen d. 5. April 1860.

                                                    J. Hempel, Lehrer.


Johs. Wencker in Lübeck,
247. obere Glockengießerstraße. 247.
Möbel-, Spiegel- und Polster-Waaren-Magazin
en gros und en détail.

Reichhaltig assortirtes Lager aller dahinschlagenden Gegenstände. - Gediegene elegante Arbeit. - Preise billig und fest.


Die
Hagelschäden-Versicherungs-Gesellschaft zu Erfurt,
bestätigt
durch allerhöchste Cabinets=Ordre d. d. Berlin, den 24. Februar 1845,

zählte im verflossenen Jahre: 8925 Mitglieder mit einer Versicherungssumme von 6,475,624 Thlrn., darunter 3397 neu hinzugetretene Interessenten mit einer Versicherungssumme von 2,847,050 Thlrn. und vergütete an 1210 Beschädigte den Betrag von 81,839 Thlrn. 22 Sgr. 4 Pf.
Durch eine am 7. November v. J. abgehaltene außerordentliche General=Versammlung der Gesellschafts=Mitglieder hat dieselbe mehrfache Abänderungen des Gesellschafts=Statuts beschlossen und vorgenommen, welche auch bereits durch Allerhöchste Cabinets=Ordre vom 27. März d. J. die Bestätigung erlangt haben und werden daher von jetzt ab alle Versicherungen auf Grund des neu redigirten Statuts abgeschlossen.
Demgemäß gewährt die Gesellschaft nunmehr auch ihren Mitgliedern vollständigen Ersatz für vorkommende Hagelschäden und bietet überhaupt dem Publikum sowohl bei der Versicherungsnahme als auch in Schädenfällen durch anerkannt loyale Regulirung derselben die möglichsten Vortheile.
Zur Verabreichung der Rechnungsabschlüsse pro 1859 an die zeitherigen Mitglieder, von Statuten und Antragsformularen, sowie zur Entgegennahme und Anfertigung von Versicherungs=Anträgen empfehlen sich

Ratzeburg, den 23. April 1860.
Leonhd. Dölle,
Agent.
             Lübeck, den 23. April 1860.
General=Agentur der Gesellschaft,
H. J. Damm.


Markt=Anzeige.
J. Burchard aus Rehna

bezieht wieder den bevorstehenden Markt mit seinem gut assortirten Waaren=Lager und empfiehlt sich dazu dem geehrten Publikum ganz ergebenst.
Soeben erst von der Leipziger Frühjahrsmesse zurück, werde ich eine Auswahl der neuesten und modernsten Waaren vorlegen und die Preise auf's billigste stellen.
Für Damen außer den neuesten Kleiderstoffen

Umhänge in schwarz, grau und modefarben,
Mantillen in Moirée, Atlas und Tafft.                
Als besonders preiswürdig Tafft=Mantillen zu 3 Thaler.

Für Herren schöne schwere Tuche, Sommer=Rockszeug, Sommer= und Winter=Buckskins, seidene und Piqué=Westen.
Für Landleute: So eben bekam ich die neuesten Muster blanker und Brocat= Bänder,

Atlas=Schürzen und Tücher, Perlkragen mit und ohne Gold.

Mein Stand ist wieder im Hause des Sattlermeisters Baer am Markte.

                                                    J. Burchard aus Rehna.


Dem geehrten Publicum Schönbergs und Umgegend bringe hiermit zur Nachricht, daß ich auch den diesjährigen Frühjahrsmarkt mit meinem bekannten großen Lager von

Tuch=, Manufactur= u. Mode=Waaren

besuchen werde.
Durch persönlich gemachte Einkäufe in Frankfurt, Berlin und Hamburg habe mein Lager zur bevorstehenden Saison auf's Vollständigste assortirt und bin dadurch im Stande, die neuesten Waaren zu sehr soliden Preisen abzugeben; auch habe ganz neue Muster von blankem und bunten Brokatband, Atlas=Schürzen und Tüchern sowie couleurte Sonnen= und Regenschirme zu bekannten billigen Preisen.
Proben von neuen Bettfedern und Duhnen führe am Markttage zur Ansicht bei mir, worauf ich Aufträge entgegennehme und deren prompte Ausführung verspreche.
Mein Stand ist wiederum vor dem Hause des Gastwirths Hrn. Fick.
Zur gegenwärtigen Saison empfing ich aus Leipzig und Berlin ein Sortiment

ganz neuer Damen=Mäntel und Mantillen,

welche zur sehr soliden Preisen begeben werden.

                                                    Heinrich Rohde
                                                    aus Rehna.


[ => Original lesen: 1860 Nr. 17 Seite 4]

Zum bevorstehenden Schönberger Markte empfehle ich mein reichhaltiges

Schuh=Waaren=Lager.

Es enthält allerlei Sorten Kamaschenstiefel von braunem, grünem und schwarzem Leder, so wie alle Arten von hohen und niedrigen Schuhen, Kinderstiefeln, Pantoffeln und eine Parthie beste Patent Gummischuhe. Da ich mit allein in dieses Fach einschlagenden Artikeln wohl versehen bin und alle Arbeiten dauerhaft und geschmackvoll sind, so hoffe ich um so mehr auf zahlreichen Zuspruch. Mein Stand ist wie früher vor der Apotheke und ist die Bude mit meiner Firma versehen.

                                                    J. Schleuß,
                                                    Schuhmacher aus Rehna.


Karl Kindt
aus Rehna

empfiehlt sich zum diesjährigen Schönberger Frühjahrs=Markt mit einer großen

Auswahl Schuhzeug für Damen,

darunter namentlich Zeug= und Leder=Kamaschenstiefel in allen Größen, hohe Schnürstiefel, Morgenschuhe und lackirte Schuhe, und Kinder=Arbeit in verschiedenen Sorten; alles in geschmackvollster Façon.
Sein Stand ist wie gewöhnlich vor dem Hause des Hrn. Kaufmann Boye; die Bude ist mit seiner Firma versehen.


Einem geehrten Publikum der Umgegend Schönbergs mache ich die ergebene Anzeige, daß ich zum bevorstehenden Schönberger Jahrmarkt mit sehr schönen, von mir selbst gefertigten Schmiede=Sensen eintreffen werde.
Wahrsow den 24. April 1860.

                                                    J. Kähler, Schmiedemeister.


U. Beermann & Co.
Lübeck Klingberg 927.
empfehlen eine sehr schöne Auswahl der neuesten
Frühjahrs=Umhänge u. Mantillen,
sowie auch ihr sonst wohlassortirtes Lager von
Manufactur=Waaren.


Schutzmarke Dr. Koch's Kräuterbonbons Die aus den vorzüglichst geeigneten Kräuter= und Pflanzensäften mit einem Theile des reinsten Zuckerkrystalls zur Consistenz gebrachten
Doctor Koch'schen
(K. P. Kreis=Physikus zu Heiligenbeil)
KRAEUTER-BONBONS

haben sich durch ihre Güte auch in hiesiger Gegend rühmlichst bewährt und sind in Originalschachteln à 8 u. 16 Schilling (Mecklenburg) stets ächt vorräthig bei

                                                    J. P. Bade in Schönberg.


Jeden eine passende Brille Um alle Irrthümer zu vermeiden, zeige ich einem geehrten Publicum hierdurch an, daß ich niemand habe, der für mich hausirt, auch keine Waare von mir hat und mit niemand in Verbindung stehe. Da ich auf dieser Reise viele Klagen im Lande gehört habe, daß mein Name gemißbraucht worden und die Leute auf bedeutende Weise betrogen worden sind, so fühle ich mich veranlaßt, diese Bekanntmachung zu veröffentlichen.

Hochachtungsvoll                          
                          P. Fuchs sen.,
                          concessionirter Opticus aus Altona.


Beim Mustiner=Chausseebaum liegen circa
20,000 Fuß geschnittene Steindachs=Latten,

von verschiedenen Längen (à 100 Fuß 36 Schilling (Mecklenburg) pr. Ct.) zum Verkauf.
Käufer wollen sich gefälligst an den Chaussee=Einnehmer Coß in Mustin wenden.


Landwirthschaftlicher Club
im Hause des Herrn August Spehr
am Donnerstag den 3. Mai 1860.


        Meine Proben von

Tapeten und Borden

habe ich auf Lager erhalten, die ich einem geehrten Publicum zur Ansicht und Abnahme bestens empfehle.

                                                    C. Schwedt.


Frischen gottländ. Kalk
empfiehlt                                     C. H. Vock.


"Feierabend."

Am Freitag den 13. April Abends 8 Uhr erfolgte der Schluß der Winterschule des Feierabend in Gegenwart Sr. Hochwürden des Herrn Propsten Rußwurm und des Herrn Stadtcommissair Adler.
In den bekannten vier Unterrichtsgegenständen wurden zusammen 94 Stunden ertheilt, und diese wurden von 52 jungen Leuten des Gewerbe= und Militairstandes besucht.
Nachdem die genannten Herren die vorgelegten schriftlichen Arbeiten, wie auch die technischen und freien Handzeichnungen der Schüler geprüft hatten, wurde vom Männerchor des Feierabend ein passender vierstimmiger Gesang vorgetragen, darauf erfolgte der Bericht und sodann der Namensaufruf derjenigen, welche wegen ihres Fleißes und guten Betragens ausgewählt waren, eine Prämie zu empfangen. Der Herr Propst richtete einige Worte über Zweck und Bedeutung des Feierabend, im Allgemeinen und über sein christliches Ziel im Besondern, an die Versammlung; und übergab dann die Prämien mit Worten herzlicher Ermunterung und Ermahnung an die Empfänger. Diese waren 2 Gesellen, 1 Untercorporal, 4 Soldaten und 3 Lehrlinge.
Ein vierstimmiger Gesang des Männerchor beschloß die Feier.

                                                    Der Vorstand des Feierabend.

Domhof=Ratzeburg den 20. April 1860.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 16
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen -   8
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 16
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling -   8
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4   5
ein 4 Schillings=Brod 2   2 1/2
ein 2 Schillings=Brod 1   1 1/4
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 6 24
ein 4 Schillings=Brod 3 12
ein 2 Schillings=Brod 1 22

Schönberg, den 24. April 1860.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 20.-26. April

Geboren: D. 22. dem Arbeitsm. Arndt vor Schönberg eine T. - D. 23. dem Halbmeister Witting hies. eine T.
Gestorben: D. 23. Carsten Schröder, Zimmergesell hies., 80 J. 5 1/2 M. a., Altersschwäche.
Proclamirt: Der Müllerknecht auf der Lockwischer Mühle Joh. Heinr. Christian Eggert und Anna Margar. Christiana Runge zu Süsel.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 18. April 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 26-32 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 24-36 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 50-56 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg)   6-  8 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 23-24 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-41 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 22-23 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-12 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 7 u. 8 Schilling (Mecklenburg).


(Nebst Beilage.)


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.

[ => Original lesen: 1860 Nr. 17 Seite 5]

Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 27. April 1860.


Aus Rom.

Die jetzige politische Lage, schreibt man der Leipz. Z., trägt wahrlich nicht dazu bei, Rom einen heiteren Character zu verleihen und das hiesige Leben angenehmer zu machen. Noch mehr scheint in den acht Wochen, die ich jetzt in Neapel verweilte, die hiesige Schwüle und unheimliche politische Atmosphäre gestiegen zu sein, und häufiger wie je erblickte ich in den Straßen und all und überall, wo das Volk sich in bedeutenderen Massen versammelt, diese wüsten Gestalten, die sichern Sturmvögel der nahen Revolution, wie wir solche in den Frühlingsmonaten des tollen Jahres 1848 auch in unsern größern deutschen Städten nur zu zahlreich sehen konnten. So ein italienischer Unzufriedener oder Revolutionär zeigt in der Regel einen eigenthümlichen Anblick. Das braungebrannte, seit Wochen nicht mehr mit Wasser, geschweige denn gar mit Seife in Berührung gekommene, hagere Antlitz mit scharfgeschnittenen Zügen ist von zahllosen Furchen und Falten, die Leidenschaftlichkeit, Laster, oft vielmehr auch Sorge um den täglichen Unterhalt des Lebens, so geringfügig auch solcher sein mag, denn die Verarmung soll in erschreckender Weise in neuester Zeit im ganzen Kirchenstaate zunehmen - unvergänglich hineingegraben haben, durchschnitten. Die dunklen, blitzenden Augen haben nur Blicke des Hasses gegen jeden Bessergekleideten, wes Ranges oder Volkes er auch immerhin sein mag und eine grimmige Wuth gegen die Bestehende Ordnung der Dinge spiegelt sich in dem ganzen Ausdruck des Gesichts ab. Ein alter, zerknitterter breiträndriger Filzhut, dessen ursprüngliche Schwärze sich schon längst in ein schmutziges Braunroth verwandelte, ist tief auf das ungekämmte, struppige Haupthaar gedrückt, während ein grober, geflickter und zerlöcherter Wollenmantel, dessen ursprüngliche Farbe vor Schmutz gar nicht mehr zu erkennen ist, die übrige, nur aus Lumpen und Fetzen bestehende schmierige Kleidung verdeckt. Ein scharfgeschliffenes Dolchmesser ist sicherlich in einer heimlichen Tasche dieser Kleidung verborgen, und man sieht es dem ganzen Kerl nur zu gut an, wie gerne er solches gebrauchen möchte, wenn nicht wohlbegründete Furcht vor den zahlreichen päpstlichen Carabiniers und den französischen Soldaten= und Armeegensdarm=Patrouillen ihn daran verhinderte. Solche und ähnliche Gestalten sehe ich augenblicklich in Rom ungleich häufiger, als früher der Fall war, obgleich es hier niemals daran fehlte. Es scheint mir fast, als ob die übrigen Provinzen des Kirchenstaats einen Theil ihres ansehnlichen Contingents von diesen Galgenvögeln - sie behalten trotzdem noch immer eine überreichliche Menge davon, um die Polizei in stete Thätigkeit zu versetzen - zur Feier des Osterfestes hierher gesandt hätten. Täusche ich mich nicht, und ich wollte, dies wäre diesmal der Fall - so kommt es hier bald zum blutigen, verzweiflungsvollen Kampf, der augenblicklich nur durch die Anwesenheit der ebenso gefürchteten, wie gehaßten französischen Garnison zurückgehalten wird. Selbst gegen diese fremde Besatzung ist jetzt die Frechheit des hiesigen, fast durchgehend rothgesinnten Pöbels im Zunehmen begriffen. Ein alter Brigadier der französischen Armeegensdarmerie, mit dem ich schon 1851, als er noch Corporal bei den Chasseurs d'Afrique war, in Algerien manchen heißen Ritt zusammen gemacht hatte, und aus dessen unbefangenem Geplauder ich schon sehr viel Nützliches und Wahres lernte, sagte mir gestern, als er bei mir ein gutes Frühstück einnahm: "Sie glauben gar nicht, mein Herr, wie frech die Kanaille seit den letzten acht Wochen geworden ist. Kommt es doch jetzt sogar mitunter vor, daß der Pöbel selbst einer Patrouille von uns Gensdarmen nicht mehr ausweichen will, obgleich er früher immer stets sehr bereitwillig Platz machte, so weit wir mit unsern Palaschen reichen konnten. Wir wollen nunmehr aber schon den Kerlen zeigen, was es heißt, Armeegensdarmen des Kaisers Napoleon insultiren, und ich lasse von nun an meine Mannschaft der Patrouille ohne Weitres sogleich scharf einhauen, statt wie früher nur unsere flachen Klingen auf den ungekämmten Köpfen dieser italienischen Lumpen tanzen zu lassen." Auch der General Goyon hat unter dem hiesigen Pöbel die Nachricht verbreiten lassen, er habe jeder französischen Wache oder Patrouille, die nur im Mindesten insultirt werde, strenge befohlen, ohne Weiteres scharf zu schießen, und bei einem etwaigen Angriff auf französische Kasernen würde er sogleich mit Kartätschen und Granaten dazwischen feuern lassen. So etwas imponirt dieser Mazzinischen Partei und hält sie wenigstens für den Augenblick in erzwungener Unthätigkeit.


Aus dem Tagebuche eines Thürstehers.

Vor kurzem starb in Paris ein alter fast achtzigjähriger Greis, der seit dem Anfange dieses Jahrhunderts Portier im Tuillerien=Schloß war und dieses Amt bis kurz vor seinem Tode versah. Seine Hinterlassenen fanden unter seinem Nachlaß auch ein kleines in Leder gebundenes altes Buch, das nur drei bis vier Blätter Schreibpapier enthielt.
Auf der rechten Seite stand der Titel des Buches: "Verzeichniß der Bewohner des Tuillerien=Schlosses während meiner Dienstzeit."
Auf der zweiten Seite aber stand folgendes Verzeichniß:
1) Napoleon Bonaparte, erster Consul der Republik, sodann Kaiser der Franzosen, eingezogen den 29. Februar 1800 aus dem Luxembourg=Palais, ausgezogen den 30. März 1814 nach der Insel Elba.
2) Ludwig XVIII. König von Frankreich und Navarra, eingezogen den 3. Mai 1814 aus England, ausgezogen den 19. März 1815 nach Gent.
3) Napoleon, Kaiser der Franzosen, eingezogen den 20. März 1815 aus Elba, ausgezogen den 3. Juli 1815 noch der Insel St. Helena.
4) Ludwig XVIII. eingezogen den 18. Juli 1815 aus Gent, gestorben im Schloß den 16. September 1824.
5) Karl X. König von Frankreich und Navarra, eingezogen den 17. Septbr. 1824 aus dem Pavillon Marsan, ausgezogen den 29. Juli 1830 nach Schottland.
6) Das Pariser Volk, Insurrections=Gesellschaft, eingezogen den 29. Juli 1830 von der Straße, ausgezogen den 29. August d. J. zu seinen Geschäften.
7) Ludwig Philipp I. König der Franzosen, eingezogen den 29. August 1831 aus dem Palais Royal, ausgezogen den 24. Februar 1848 nach England.
8) Das Volk von Paris, Barrikadenkämpfer, eingezogen den 24. Febr. 1848 von den Barrikaden, ausgezogen den 20. März 1848 zu seinen Geschäften.
9) Napoleon II., Kaiser der Franzosen durch

[ => Original lesen: 1860 Nr. 17 Seite 6]

die Gnade Gottes und den Willen des französischen Volkes, eingezogen am 2. Decbr. 1852 aus dem Palais Elysee, ausgezogen - -?
Der Tod überraschte den braven Portier, um den Auszug des jüngsten Bewohners der Tuillerien in sein sicher nicht uninteressantes Verzeichniß einzutragen.


Der Tabak.

Unter allen narkotischen (giftigen) Pflanzen, deren Genuß man unter den verschiedenen Völkern der Erde antrifft, nimmt der Tabak die erste Stelle ein. Sein Vaterland ist bekanntlich das heiße Südamerika und Westindien. Wer das Rauchen des Tabaks erfunden hat, weiß man nicht, die Sitte scheint aber uralt zu sein. In allen chinesischen Gräbern fanden Engländer, die sie öffnen ließen, stets eine Pfeife neben den Todten liegen, und auf sehr alten Bildwerken derselben Nation finden sich dieselben Pfeifen abgebildet, deren sich die Söhne des himmlischen Reiches jetzt noch zum Rauchen bedienen. Als die Spanier unter Columbus auf Cuba landeten, fanden sie das Rauchen bereits als eine unter den Indianern verbreitete Gewohnheit vor. Die Vornehmen am Hofe des Kaisers Montezuma (Mexico) rauchten Cigarren. Im Jahre 1558 kam der Tabak nach Spanien und durch Johann Nicot, dem französischen Gesandten am portugiesischen Hofe, nach Frankreich. Noch galt er eben blos als Arzeneikraut; erst im Jahre 1586 brachten englische Colonisten aus Virginien die Pfeife und das Rauchen des Tabaks nach England und durch englische Matrosen und Seesoldaten wurde die neue Sitte nach Holland, Spanien, Frankreich und Portugal verbreitet. Nach Deutschland brachte sie der dreißigjährige Krieg und um die Mitte des 17. Jahrhunderts war sie bereits durch ganz Europa hindurchgedrungen, obschon man alle möglichen Mittel der Gewalt aufbot, sie zu unterdrücken. So schrieb König Jacob I. von England nicht blos eine Spottschrift gegen die Raucher, sondern gab auch 1604 eine strenge Verordnung, in welcher diese "für Leib und Seele schädliche Gewohnheit" verboten ward! - Papst Urban III. belegte sechzig Jahre später alle Christen, welche diesem "Teufelswerke" fröhnten, mit dem Banne, und die Prediger eiferten gewaltig dagegen. In der Schweiz wurde das Tabaksrauchen bei Gefängniß=, Prangern und Geldstrafe untersagt. Der Czaar Michael Feodorowitsch bedrohte 1634 die Raucher mit schrecklicher Verschimpfung des Angesichts: Jedem, der desselben überführt war, wurde die Nase abgeschnitten! Der türkische Sultan ließ den Unglücklichen, welchen seine Häscher beim Rauchen ertappten, das Pfeifenrohr durch die Nase bohren und sie sodann mit dem Tabaksbeutel um den Hals aufhängen! - Wo sind alle diese schrecklichen Verbote geblieben? Heutigen Tages ist bei Hohen und Niedern und zwar in der ganzen Welt Cigarre und Dose ein allgemeines Labsal und ein schwer vermißter Genuß; der Tabaksbau aber sammt Fabrication und Handel damit spielt im Gebiete des Landbaues, der Industrie und des Handels eine überaus bedeutende Rolle. Man schätzt die Gesammtconsumtion von Tabak auf der ganzen Erde auf jährlich 4500 Mill. Pfund, wovon auf Deutschland der neunte Theil, nämlich über 5 Mill. Centner mit 500 Mill. Cigarren kommen! Welch eine Summe von Thalern wird also verdampft und verschnupft! werden hier die Tabaksfeinde seufzen, während die Raucher und Schnupfer jedenfalls erklären: ei was! eine gute Prise und eine gute Cigarre haben auch ihren Werth!

- Lübeck, 20. April. An der Trave sah man heute gegen Mittag eine bedeutende Anzahl Landleute mit Frauen und Kindern, die sämmtlich die im Dampfschiffshafen liegende "Hansa" bestiegen, um sich für die Ueberfahrt auf diesem morgen nach Riga abgehenden Dampfer einzurichten. Die Leute sind, wie wir hören, Auswanderer aus Mecklenburg, welche unter angeblich sehr vortheilhaften Bedingungen angeworben sind, unbebaute Landstrecken in den russischen Ostseeprovinzen zu colonisiren. Dieser morgen auf der Hansa in See gehenden, gegen 200 Köpfe zählenden Schaar soll in der nächsten Woche noch eine ähnliche Anzahl Auswanderer mit dem "Riga & Lübeck" folgen.

- (Programm des Sängerfestes zu Lübeck am 29. und 30. Mai 1860.)

Montag den 28. Mai:

Abends um 9 Uhr, Vereinigung im Rathsweinkeller.

Dienstag den 29. Mai:

Um 7 Uhr: Reveille durch die Stadt durch zwei Musikchöre.
Um 8 Uhr: Versammlung der Deputirten der Liedertafeln.
Um 9 Uhr: Eröffnung des Festes durch eine Ansprache des Präses und Probe zum ersten Conzert in der Catharinenkirche.
Um 12 1/2 Uhr: Mittagessen in dem Hôtel de l'Europe und im Casino.
Um 3 Uhr: Erstes Conzert in der Catharinenkirche.
Von 7 Uhr an: Fest auf dem Schützenhof vor dem Holstenthor. Vorträge einzelner Vereine. Unterhaltungsmusik. Illumination. Tanz im Freien. Restauration im Schützenhause nach der Karte.

Mittwoch den 30. Mai:

Um 9 1/2 Uhr: Probe zum zweiten Conzert in der Catharinenkirche. Nach der Probe Frühstück im Hôtel de l'Europe und im Casino.
Um 1 1/2 Uhr: Versammlung auf dem Domskirchhofe zur Anordnung des Festzuges.
Um 3 Uhr: Zweites Conzert vor der Festhalle auf dem Burgfelde.
Um 5 1/2 Uhr: Festmahl in der Festhalle.
Von 9 Uhr an: Ball im Casino und Vauxhall nebst Ball im Tivoli.
Um 11 Uhr: Abschiedsversammlung der Deputirten der Liedertafeln.
Die Festtheilnehmer erhalten als Festzeichen eine mit dem Namen des Inhabers bezeichnete Festkarte, welche an der linken Seite des Hutes zu tragen ist und zum freien Eintritt zu allen vom Comite veranstalteten Festlichkeiten berechtigt. Außerdem tragen die Festtheilnehmer die den einzelnen Vereinen angehörigen besonderen Abzeichen auf der linken Seite der Brust befestigt.

- Die Programme der öffentlichen Conzerte auf dem bevorstehenden Lübecker Sängerfeste sind folgende: Erstes Conzert am Dienstag d. 29. Mai in der Catharinenkirche.
1) Ouvertüre. 2) Missa pro defunctis von Cherubini. 3) Ouvertüre zum Märchen von der Schönen Melusine von Mendelssohn Bartholdy. 4) Dem Allwaltenden von H. Schäffer. 5) Nachtgesang im Walde von Fr. Schubert. 6) Frühlingsnahen von J. A. Josephson. 7) Auf offner See von Möhring. 8) Schlachtlied von Klopstock, für 2 Männerchöre mit Orchester von Carl Reinecke.
Zweites Conzert am Mittwoch d. 30. Mai auf dem Burgfelde:
1) Instrumentalsatz 2) Thürmerlied von E. Geibel, für 2 Mannerchöre von Rebling. 3) Verzage nicht! von Fr. Abt. 4) Waldfrieden von Fr. Abt. 5) Kriegers Gebet. Für Männerchor mit Militairmusik von Fr. Lachner. 6) Instrumentalsatz. 7) Nachtlied von C. Gurlitt. 8) Heimathlied von H. Schäffer. 9) Ewig treu! von F. Möhring. 10) Altdeutscher Schlachtgesang. Für einstimmigen Männerchor mit Orchester von J. Nietz. 11) Instrumentalsatz. 12) Wo Freude ihre Kränze flicht von Fr. Kücken. 13) Warnung vor dem Rhein von Nils W. Gade. 14) Die Rose von Nils W. Gade. 15) Rheinweinlied von Herwegh. Für Männerchor mit Militairmusik von Fr. Lißt.


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