No. 3
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. Januar
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1860 Nr. 3 Seite 1]

- Der preußische Landtag wurde am 12. Januar nach einem Gottesdienst im weißen Saale des Schlosses durch den Prinz=Regenten mit einer Thronrede eröffnet. Er gedenkt zuerst des königlichen Bruders, dessen schwere Leiden der Allmächtige noch nicht gemildert habe, kommt auf den italienischen Krieg, erwähnt die Mobilmachung von 6 preußischen Armeekorps und die bereits begonnene Aufstellung derselben mit den am Kampfe nicht betheiligten deutschen Bundesgenossen, als der Friede von Villafranca eingetreten sei. Was das deutsche Vaterland anlange, habe sich der Wunsch nach einer Reform der Bundesverfassung vielfach kund gegeben, Preußen strebe stets dahin, durch zweckentsprechende Institutionen die Kräfte der Nation zu heben und die Gesammtheit der deutschen Interessen zu fördern. Trotz der kriegerischen Ereignisse des vorigen Jahres, stehe es mit den Finanzen des Landes gut. Zuletzt kommt die Thronrede auf die Reform einer Heeresverfassung, welche durch Verjüngung ihrer Formen mit neuer Lebenskraft erfüllt werden Soll. Eine umfassende Vorlage darüber wird den Kammern zur vorurtheilsfreien Prüfung und Zustimmung empfohlen, denn es gelte die Geschicke des Vaterlandes gegen die Wechselfälle der Zukunft festzustellen.
- Die Conferenzen wegen Befestigung der Nord= und Ostseeküsten werden vorwiegend in dem Bestreben abgehalten, diejenigen Puncte, welche von besonderer militairischer Wichtigkeit sind und welche Landungen größerer Truppenmassen begünstigen, nach Maßgabe ihrer Wichtigkeit permanent oder provisorisch zu befestigen, sowie ein besonderes Gewicht auf die active Vertheidigung theils durch mobile Truppen=Colonnen, theils durch starke Geschwader von Kanonenboten zu legen. Der Umstand ist noch besonders in Aussicht genommen, aus dem Innern des Landes nach der Küste und parallel mit der Küste ein Eisenbahnnetz zu legen, wodurch die Möglichkeit gewährt wird, auf jedem bedrohten Punkte in so kurzer Zeit, als der Feind zur Ausschiffung seiner Truppen gebraucht, ausreichende Truppenmassen zu concentriren.
- In Betreff der Frage, ob der Congreß bloß aufgeschoben oder aufgehoben sei, wird jetzt gemeldet, daß Oestreich nunmehr amtlich seine Nichtbetheiligung angezeigt habe. Das Wiener Cabinet hat anfangs zwar eine mit der französischen gleichlautende Mittheilung an die Congreßmächte abgeschickt, worin die Vertagung auf unbestimmte Zeit wegen hervorgetretener Meinungsabweichungen angezeigt wurde; es hat aber in einer besondern Depesche an seine diplomatischen Vertreter bei den betreffenden Höfen seine eigentliche Ansicht und Absicht näher so kundgegeben, daß die neuen Schwierigkeiten durch das jetzige französische Programm entstanden seien, und daß es dem Wiener Cabinet nunmehr unmöglich sei, am Congresse sich zu betheiligen.
- Napoleon hat England gegenseitige Entwaffnung vorgeschlagen. Es wird und kann aber nicht darauf eingehen, weil es für England ebenso schwer ist, Rüstungen aufzugeben, als sie in Gang zu bringen. Wird ein englisches Regiment verabschiedet, so zerstäubt es in alle Winde, zerstreut sich nach Australien, Canada und nach allen Enden des Erdballs, läßt sich nie wieder ganz zusammenfinden und wer davon im Lande bleibt, muß mühsam zusammen gesucht und mit theurem Gelde zusammen gelockt werden, wenn man es braucht. Ein französisches Regiment dagegen rückt in sein Heimaths=Departement ab und aus diesem wieder in aktiven Dienst beinahe eben so rasch als nach und aus der Caserne. Dasselbe gilt auch vom Matrosendienste beider Länder und bis zu einem gewissen Grade selbst von den Schiffen in den Docka. Frankreich bleibt, was es ist, Selbst wenn es seine Kriegsschiffe bis auf ein halbes Dutzend Liniendampfer abtakeln läßt, wogegen England aufhören würde, England zu sein, wenn nicht vor jeder Flottenstation in allen Meeren seine Flagge wehte.
- Der Papst hat auf Kaiser Napoleon, der ihn zum Bürgermeister von Rom degradiren will, nicht den Bannstrahl, sondern den Segen des Höchsten herabgefleht. General Goyon, der Commandant der französischen Besatzung in Rom, hat diesen Segen für seinen Herrn in Empfang genommen. Es war bei der feierlichen Neujahrsgratulation. "Wir beten, sagte der Papst, daß der Kaiser mit Hülfe des Lichtes aus der Höhe die Falschheit gewisser Grundsätze erkenne, welche dieser Tage in einer Flugschrift (der Papst und der Congreß) aufgetaucht sind, die als ein wahrhaftes Denkmal der Heuchelei und ein unwürdiges Gewebe von Widersprüchen bezeichnet werden kann. Wir erwarten, daß er mit Hülfe dieses Lichts die in dieser Flugschrift enthaltenen Grundsätze verdammen wird." - Bisjetzt ist das Gebet nicht erhört worden.
- Ueberhaupt scheint's mit Italien noch nicht zu Ende zu sein. Die päpstliche Armee, die sich mit entlassenen und angeworbenen östreichischen Soldaten verstärkt haben soll, schickt sich an, die Romagna wieder zu erobern.
- Kaiser Napoleon hat ein Schreiben vom 5. d. an seinen Staatsminister erlassen, welcher mit dem Satze beginnt, daß, ungeachtet der Ungewißheit, welche noch über gewisse Punkte der auswärtigen Politik herrsche, man doch mit Zuversicht einer friedlichen Lösung entgegensehen könne. Es sei

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nun der Augenblick gekommen, sich mit den Mitteln zu beschäftigen, welche am geeignetsten erschienen, den verschiedenen Zweigen des Nationalreichthums einen großen Aufschwung zu geben. "Ich überreiche Ihnen zu diesem Zweck die Grundzüge eines Programmes, das in mehreren Theilen die Zustimmung der Kammern erhalten muß. Ich halte es für unumgänglich nöthig, unsern Handel mit dem Auslande durch den Austausch unserer Erzeugnisse mehr zu entwickeln; bevor dies jedoch geschehen kann, muß die Landwirthschaft verbessert und unsere Industrie von den Fesseln befreit werden, die sie auf eine so niedrige Stufe versetzt. Nur ein allgemeines, gutes System politischer Oeconomie kann den arbeitenden Classen ein behagliches Auskommen verschaffen, indem es die Quellen des Nationalreichthums aufschließt."
- Am 29. und 30. Mai d. J. soll in Lübeck wieder, wie 1843 und 1847, ein großes Sängerfest stattfinden, an welchem sich außer den Lübecker und Hamburger, die holsteinischen, mecklenburgischen, braunschweigischen und andere Liedertafeln und Gesangvereine mehr sich betheiligen werden.
- Der Hofzimmermeister Clewe in Schwerin hat eine Maschine erfunden, mit welcher die Mauersteine beschnitten werden. Man erzielt damit mancherlei Vortheile beim Bau. Die Maschine arbeitet sicher und rasch. In Lübeck hat sie vielfach Eingang gefunden.
(Historischer Ursprung des Wortes Rädelsführer: Im Jahr 1525 standen, wie auch in andern Ländern, die Bauern wider ihre Obrigkeiten im Lande ob der Ems auf. Der Zuzug der Landschaft geschah am Frohnleichnamstage, ihr Sammelplatz auf der Welserhaide. Die Bauern wurden angegriffen, etliche Mal geschlagen und ihnen viele Fahnen abgenommen. In den Fahnen nun führten sie ein Pflugrad, zu dem sie, als dem Symbol des Bauernstandes, geschworen, zusammenzuhalten wie die Speichen in einem Rade. Die Hauptleute der Bauern trugen die Fahnen und wurden deshalb Rädelsführer genannt.
- Im Juni dieses Jahrs wird in Paris eine allgemeine Ausstellung landwirthschaftlicher Thiere, Werkzeuge und Producte stattfinden. Die Regierung hat dazu Preise bis zum Betrage von 197,815 Fr. ausgesetzt.
- Den Kalendermachern wills auch nicht mehr mit ihrem hundertjährigen Kalender glücken. Vor hundert Jahren hatte man einen sehr strengen Winter. Wenn auch die Zimmer noch so sehr geheizt waren, so wurde doch jede Feuchtigkeit neben dem Kachelofen zu Eis. Wer in den ersten Tagen von 1760 gegen den Wind gehen mußte, konnte kaum tausend Schritte gehen, ohne vor Kälte ganz zu erstarren. Die Erde war bis zu einer Tiefe von 9 Fuß gefroren. Der Frost war so heftig, daß die Schaafe und das Jungvieh im Stall, ja selbst die Vögel in der Luft vor Kälte starben.
- Für die Werkstätten der armstrongschen Geschütze in Woolwich in England ist unlängst bei Morrison u. Co. in Newcastle ein Dampfhammer angefertigt worden, der als ein Meisterstück gepriesen wird. Der Hammer wiegt 80 Centner und der Cylinder, in dem er sich bewegt, 120 Centner. Der aus Schmiedeeisen gearbeitete mit Stahl bekleidete Amboß hat ein Gewicht von 420 Centner, mißt an der Basis 6 F. 7 Z. und 9 F. 2 Z. und 4 F. 10 Z. in der Höhe. Das Wunderbare bei diesem schweren Apparat ist die Leichtfertigkeit, mit welcher er regulirt werden kann, und die Genauigkeit, mit welcher sich der Hammerfall controliren läßt. Es geht dies so weit, daß man mit letzterem eben so gut eine Nuß knacken, als einen schweren Eisenblock breit schlagen kann. Dasselbe gilt von der Geschwindigkeit der Schläge, deren Zahl von 6 bis 200 und 300 in der Minute gesteigert werden kann. Es sind von der genannten Firma schon größere Dampfhämmer angefertigt worden, doch soll, was Vortrefflichkeit der Arbeit und Eintheilung betrifft keiner dem hier beschriebenen gleich kommen.
- In einem Dorfe in Schlesien geriethen fünf Soldaten mit einigen jungen Bauerssöhnen darüber in Streit, daß letztere es nicht für eine Ehre erachten wollten, daß erstere ihnen fortgesetzt auf die Füße treten. Es gab zuerst Schimpfreden, endlich holte ein Müllergeselle aus, um seine beleidigten Zehen zu rächen; aber ehe ihm dies gelang, erhielt er von dem Säbel eines der Soldaten einen Hieb über das Gesicht, der ihm dasselbe fast in zwei Theile spaltete. Dies empörte die Bauern, sie fielen mit Schemelbeinen, Tischfüßen und ähnlichen Holzinstrumenten über die Soldaten her und prügelten sie trotz der tapfersten Gegenwehr - es sollen namentlich sieben starke Bauern einen Soldaten, einen riesenhaften Menschen, kaum haben bezwingen können - windelweich, nahmen ihnen ihre Waffen ab und warfen sie vor die Thür; nur ein Soldat machte sich so zeitig davon, daß man ihn nichts anhaben konnte. Sodann wurde ein Schutzmann geholt, dem man die Waffen übergab. Als dieser sich mit den Waffen auf den Weg nach Hause befand, wurde er plötzlich von den Soldaten angegriffen, die ihre Waffen wieder erobern wollten, er wehrte jedoch mit seinem Säbel die Angreifenden ab, zog sich fechtend nach dem Kruge zurück und erhielt hier auch sofort so namhafte Hülfe, daß die Soldaten zum zweiten Male besiegt und jetzt davongejagt wurden. Die ihnen abgenommenen Waffen sind ihrem Commandeur bereits übergeben worden.
- Wie östreichische Blatter berichten, ereignete sich vor Kurzem auf einer Jagd in Untersteiermark ein merkwürdiger Fall. Ein Jäger, welcher auf dem Anstand war, schoß einem an einem mit Gesträuch umgebenen Buchenbaum vorübereilenden Hasen beide Läufe ab. Er holte sich die Beute, und siehe da, im Gesträuche lag, durch den Kopf geschossen, todt ein herrlicher Fuchs. Es steht natürlich Jedem frei, die Geschichte zu glauben oder nicht.
- "Königsbier" hatte ein Berliner Wirth öffentlich und nachdrücklich empfohlen. "Her ein Glas!" sagte ein eintretender Gast. Es wurde gebracht und war dick und trüb. "Das soll Königsbier sein?" fragte der Gast. - Auf Ehre Königsbier! - "Dann ist es jedenfalls von Wilhelm dem Dicken!"
- Bei einem Maskenballe in dem Nationaltheater zu Pesth hat der deutsche Walzer großes Unheil angerichtet. Als die Musik ihn aufspielte, fingen die Ungarn so an zu pfeifen, zu zischen und zu trommeln, daß die Töne der Musik fast nicht vernommen werden konnten. Auf jeden runden Hut, weil man darunter einen Deutschen vermuthete, wurde unbarmherzig losgekeilt, bis sämmtliche runde Hüte das Weite suchten.


Aus der Franzosenzeit.

Als sich im Frühjahr 1813, gleichzeitig mit Preußens glorreicher Erhebung, in den damaligen hanseatischen Departements des Napoleonischen Kaiserreichs und im Königreiche Westphalen - auf welches der alte Jerome in der That nie verzichtet haben soll - bedenkliche Volksbewegungen zeigten, fand der in diesen Gegenden commandirende Marschall Davoust, bekannter unter dem Namen Prinz Eckmühl, es angemessen, diejenige blutige Energie zu entwickeln, der Frankreich manche seiner Erfolge zu danken hat. Er empfahl allen seinen Unterbefehlshabern zur Verbreitung eines heilsamen Schreckens, in jedem Arondissement - Unterpräfecturen womöglich einige Notablen, die des Verraths gegen Frankreich in hinlänglichem Maße verdächtig wären, erschießen zu lassen. In Folge dessen wurden durch den General Vandamme die Herren von Berger und von Finkh in Oldenburg, denen weiter nichts zur Last fiel, als daß sie in einer amtliche Proclamation gegen einen im Budjadinger Lande stattgehabten Volksaufruhr die damalige Regierung etwas zu stark als eine dermalige bezeichnet hat=

[ => Original lesen: 1860 Nr. 3 Seite 3]

ten, zur kriegsgerichtlichen Untersuchung gezogen, zum Tode verurtheilt und in Bremen erschossen. Daß ihre begnadigten Mitangeklagten, die Herren von Näglein, Klävemann und Bulling, unmittelbar vom Richtplatz zur Gallatafel des Generals fahren mußten - wem ein deutsches Herz schlägt, dem wendet sichs um in bitterstem Grimme bei solcher Grausamkeit! - Ebenso wurden einige Budjadinger Bauern in Bremen zum Tode verurtheilt, und bei der Hinrichtung eines derselben, der einen bei ihm einquartirten französischen Soldaten eines erwiesenen groben Excesses wegen geschlagen hatte, mußten auf ausdrücklichen Befehl des Generals Vandamme Frau und Kinder gegenwärtig sein. Eine Hinrichtung ganz eigenthümlicher Art fand in Celle statt. Der dortige Commandant glaubte auch pflichtschuldigst das anbefohlene Opfer eines Notablen bringen zu müssen; da er jedoch nicht gern einen Unschuldigen oder eine unschuldige Familie wollte leiden lassen, so suchte er sich irgend ein schlechtes Subject aus, welches, wie man zu sagen pflegt, weder Kind noch Kegel hatte. Ein gewesener Bäckermeister, unverehelicht, von seinen Renten und nur dem Trunke lebend, wurde dazu ausersehen. Einige Polizeispione mußten den Trunkenbold beobachten, es fiel nicht schwer, ihn vor Zeugen zu aufrührerischen Reden zu bringen. Kriegsrecht, Verurtheilung und Vollstreckung folgten auf der Stelle. Der gewesene Bäckermeister Prinzler wurde noch in trunkenem Zustande, ohne Beichte und ohne Sündenerlaß, auf dem Schloßwalle in Celle erschossen. Dem Marschall Davoust ist sodann pflichtschuldigst gemeldet, daß auch in Celle ein notabler Einwohner als Unruhstifter kriegsrechtlich erschossen sei. In Lübeck war verboten worden, daß mehrere Personen auf der Straße zusammenstehen sollten; der Schlachtermeister Prahl unterhielt sich dessenungeachtet mit noch einem Bekannten, als eine Patrouille beide auseinander trieb, wobei der Prahl einige unanständige Worte ausstieß. Er wurde sofort arretirt, verurtheilt und nach Verlauf von einer Stunde auf dem Walle erschossen.


- Friedrich Wilhelm III. von Preußen sprach, wenn er lebhaft wurde, ziemlich rasch, kurz abgebrochen und undeutlich. Dabei hatte er, wie mild und wohlwollend er überhaupt war, es ungern, wenn er nicht sofort verstanden wurde, und eine Frage machte ihn noch lebhafter, so daß, wenn er seinen Satz wiederholen mußte, er sehr schwer zu verstehen war.
Am schlimmsten war das, wenn der König ein Feldmanöver commandirte und seine Befehle auf das Schnellste und auf das Pünktlichste vollzogen werden mußten. Seine Adjutanten freilich, die täglich um ihn waren, hatten seine Ausdrucksweise so studirt und sich bald an sie gewöhnt, daß schon ein einzelner Ton, ein Wink des Königs ihnen verrieth, was er wollte.
Aber bei einem Manöver reichten die Adjutanten des Königs nicht aus, die verschiedenen Befehle an die einzelnen Commandeure nach allen Seiten zu überbringen und es wurden immer eine Anzahl anderer Officiere als Ordonnanzofficiere in die Umgebung des Königs commandirt. Und diese verstanden den König desto schlechter. Bei einem Manöver hatte der König seine sämmtlichen Adjutanten mit Befehlen fortgeschickt. Nur noch ein Lieutenant, einer jener unglücklichen Ordonnanzofficiere hielt bei ihm. Der junge Mann war in Höllenangst. Seit einer Stunde hatte er alle jene Befehle gehört, von denen er keine Silbe verstanden hatte. Die Adjutanten hatten sie verstanden, und doch hatte er bemerkt, wie der König schon ungeduldig geworden war, wenn einer von ihnen nur eine Secunde lang über den Sinn der königlichen Worte nachgesonnen hatte. "Wenn ich nur keine Befehle bekomme!" jammerte der Lieutenant für sich. Da bekam er schon einen.
"Lieutenant R., rief der König plötzlich hastig, reiten zum General Thiele und sagen -" - Und nun verstand der Officier in seiner Angst nichts mehr, er hörte nur Töne, die ihm vorkamen wie Remteremteremteremtemtem. Einen Augenblick war der junge Mann wie vom Schlage gerührt. - "Reiten!" befahl der König dringender.
Da hatte er sich auch schnell gefaßt. Er setzte seinem Pferde beide Sporen ein und jagte in gestrecktem Galopp, als wenn hinter ihm der Tod herjage, zu dem General Thiele, der ungefähr eine Viertelstunde entfernt stand. Als er bei dem Generale ankam, rief er, so eilig, wie er herangesprengt war: "Excellenz, Maajestät lassen befehlen, remteremteremteremtemtem." - "Herr, rief der General, was lassen Se. Majestät befehlen?" - "Remteremteremteremtemtem." - Und er gab seinem Pferde wieder die Sporen und jagte zum Könige zurück, als wenn er sich dort das Leben holen sollte.
Man hat übrigens nicht gehört, daß das Manöver verunglückt wäre.


Anzeigen.


Testaments=Publicationen.

Zur Publication des, beim hiesigen Justiz=Amte deponirten Testamentes des vor Kurzem verstorbenen Schulmeisters Asmus Wigger zu Klein Siemz, ist Termin auf

Freitag den 27. d. Mts.,

Morgens 11 Uhr, angesetzt, zu welchem Alle, welche sich bei diesem Erbfall betheiligt halten, hierdurch vorgeladen werden.
Schönberg den 16. Januar 1860.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Zur Publication des beim hiesigen Justiz=Amte deponirten Testamentes des am 15. d. Mts. verstorbenen Hauswirths Stegmann zu Sülsdorf, Vogtei Schönberg, ist Termin auf

Freitag den 27. d. Mts.,

Morgens 11 Uhr anberaumt, zu welchem Alle, welche bei diesem Erbfall betheiligt zu sein vermeinen, hierdurch vorgeladen werden.
Schönberg, den 17. Januar 1860.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     Reinhardt.


Oeffentliche Verpachtung einer Windmühle.

Am Dienstag den 14. Februar 1860, Mittags präcise 12 Uhr, soll im Amte zu Travemünde

die nahe bei Travemünde belegene, der dortigen Kirche gehörende, holländische Windmühle, welche das alleinige Mahlrecht über Travemünde übt, auf 20 Jahre, vom 1. Mai 1860 bis den 1. Mai 1880
öffentlich verpachtet werden.
Die gedruckten Bedingungen können vom 15. Januar 1860 an unentgeldlich im Geschäftszimmer des Amtes Travemünde abgefordert werden.
Die Pachtliebhaber haben sich zum Besehen der Mühle und wegen näherer Auskunft an die Kirchenjuraten in Travemünde zu wenden. Amt Travemünde den 20. December 1859.

                                                    F. Kollmann, Dr.


[ => Original lesen: 1860 Nr. 3 Seite 4]

Verkaufsanzeigen.

Holzverkauf.

Am Mittwoch den 25. Jan. sollen unter den bekannten Bedingungen im Samkower Holze:

26 Faden buchen Kluft= u. Knüppelholz,
meistbietend verkauft werden, und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 10 Uhr am Schlagbaum des genannten Holzes einfinden.
Schönberg den 19. Januar 1860.

                                                    Danckwarth.


Holzverkauf
im Selmsdorfer Kirchenholze.

Am Donnerstag den 26. Januar sollen im Kirchenholze hei Selmsdorf gegen baare Zahlung

1 1/2 Faden buchen Olm,
4 3/4 Faden buchen Knüppelholz,
7 Faden buchen Stämme,
2 3/4 Faden ellern Knüppelholz,
5 Faden ellern Stämme und
17 Haufen buchen und ellern Zweigholz,
meistbietend verkauft werden, und haben sich Käufer Morgens 10 Uhr am Schlagbaum des Holzes einzufinden.
Schönberg den 19. Januar 1860.

                                                    Danckwarth.


Vermischte Anzeigen.

Auf Veranlassung mehrfacher Anfragen bemerke ich, daß wenn Jemand einem Hauswirthe oder sonstigem Grundbesitzer hiesigen Landes Geld leiht und überzeugt ist, daß sein Schuldner nicht mehr Schulden habe, als er Vermögen besitzet, nach wie vor eine gewöhnliche Notariats=Obligation genügt zur Sicherstellung des Capitals und der verschriebenen Zinsen.
Schönberg den 19. Januar 1860.

                                                    Kindler, Advokat und Notar.


Den hochgeehrten Herren und Vorständen, sowie den Bürgern unserer Stadt sagen für die ehrende Begleitung beim Leichenbegängniß ihres sel. Vaters den aufrichtigsten Dank

                                                    die hinterbliebenen Kinder
                                                    Bockwoldt.

Schönberg den 14. Jan. 1860.


        Melis das Pfund 5 3/4 und 6 Schilling (Mecklenburg),
        Raffinade das Pfund 6 1/4 und 6 1/2 Schilling (Mecklenburg), extra fein 7 Schilling (Mecklenburg) in Broden, empfiehlt

Schönberg,                                                     Fr. C. Schlebusch.


Loose

zur 57, Königl. Sächs. Landes=Lotterie, die unter 72,000 Nummern 36,000 auf 5 Classen vertheilte Gewinne zu 150,000 Thlr., 100,000 Thlr., 80,000 Thlr., 50,000 Thlr., 40,000 Thlr., 30,000 Thlr., 20,000 Thlr., 10,000 Thlr. etc. enthält empfiehlt in 1/1 à 51 Thlr. - in 1/2 à 25 1/2 Thlr. - in 1/4 à 12 3/4 Thlr. - in 1/8 à 6 5/12 Thlr. Pr. Court.
Geehrte francirte Aufträge mit Beifügung einer entsprechenden Zahlung werden überall hin unter Zusicherung reellster Bedienung und strengster Verschwiegenheit prompt ausgeführt und Gewinnlisten zur Zeit pünktlich übersandt von

                          Carl Zieger in Leipzig.


Malaga Traubrosinen und Krachmandeln, Champignons à beurre, empfiehlt

                                                    Fr. C. Schlebusch.


Ludwig Bierschenk,
Glasermeister in Ratzeburg,

empfiehlt sich mit Bildereinrahmen in Gold= und Politurleisten, schwarz mit Gold und braun geadert mit Gold, cölnische beste Sorte, zu den billigsten Preisen. Spiegel in Mahagoni, Säulenrahmen, dauerhaft und sauber gearbeitet, in vergoldeten Rahmen (Vergoldung zum Naßreinigen). Alte vergilbte und durch Stockflecke beschädigte Kupferstiche übernehme ich zum Waschen und Bleichen u. s. w.


Ein junges Mädchen, welches im Plätten und Nähen wohl erfahren, sucht einen Platz als Nähmädchen und kann entweder gleich oder zu Ostern eintreten. Näheres in der Expedition dieser "Anzeigen."


(Verspätet.)

Am Neujahrs=Morgen ist auf dem Wege vom Amte bis zur Kirche ein weißes leinen Taschentuch, gez. R. H. 12., verloren gegangen. Der Finder wird gebeten es in der Expedition dieser Anzeigen abzugeben.


Mein 4jähriger starker dänischer Hengst - rothbraun, ohne Abzeichen - steht beim Hauswirth Joch. Wigger in Kl. Bünstorf und deckt fremde Stuten für 3 Taler (Mecklenburg) und 16 Schilling (Mecklenburg) an den Knecht.
Schönberg den 18. Jan. 1860.

                                                    Aug. Kniep.


Mein hellbrauner Hengst deckt von jetzt an fremde Stuten für 2 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg). Die Stuten können so lange beigebracht werden, bis sie tragend werden.
Schlagsdorf.

                                                    Hauswirth Jochim Ollmann.


Ich bitte alle Diejenigen, welche Zinsen oder andere Forderungen aus der Lühr'schen Stelle zu fordern haben, diese von jetzt an bei dem Herrn Buchbinder Bade in Schönberg gegen Quittung in Empfang zu nehmen, ebenso wollen Alle, die Zahlungen an die Stelle zu leisten haben, diese an denselben abgeben.

                                                    Hauswirth Schütt zu Wahrsow,
                                                    als Curator des Hauswirthes Lüer.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.

In der Woche vom 13.-19. Januar

Geboren: Den 14. dem hiesigen Arbm. Höpke zu Gr. Siemz ein S.
Gestorben: Den 15. Anna Cath. Maria Mayer hies., 4 M. alt, Krämpfe. Cath. Dor. Steinfatt, Fischerwittwe hies., 70 J. a., Wassersucht. Den 18. Joh. Chr. P. Clasen hies, 6 T. a., Schwäche. Den 19. Anne Lise Heybey, Schneiderwittwe in Rupensdorf, 69 J. 11 M. alt. Altersschwäche.
Proclamirt: Der Bürger u. Arbm. Joh. Heinr. Eggers in St. Lorenz bei Lübeck, und Wwe. Anna Cath. Mar. Erdtmann daselbst.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 18. Januar 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 18-24 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 24-28 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 50-54 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 42-44 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 20-21 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 35-38 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 19-20 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-12 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 15-16 Mark (Lübeck)
Butter 9 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 5 u. 6 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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