No. 2
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Januar
1860
dreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1860 Nr. 2 Seite 1]

- In Paris gehen wichtige Dinge vor. Graf Wajewski, Minister des Auswärtigen, ist plötzlich entlassen worden, und Baron v. Thouvenel, seither Gesandter in Constantinopel, an seine Stelle getreten. Walewski wollte, so viel man weiß, daß die Flugschrift wider den Papst verleugnet werde. - Kaiser Napoleon hat die Schrift über den Papst nirgends verleugnet oder verleugnen lassen, obwohl er von mehren gewichtigen Seiten dazu angegangen wurde; so hat er den Gesandten zu Neujahr versprochen, er werde den Frieden nicht stören, "so viel von ihm abhänge." Das ist ein böser Vorbehalt; denn bei ihm hat bekanntlich immer der Karnikel angefangen. Voriges Jahr tröstete der Kaiser: "Der Friede wird nicht gestört werden - ich hoffe es."
- Das neue Jahr, schreibt der deutsche Beobachter, hat zunächst die schmerzliche Empfindung der großen Schmach aufgefrischt, daß ganz Europa vor den Worten zittert, welche ein Mann in Paris spricht, der niemals sein Wort gehalten hat. Alles harrte seiner Rede, wie einer neuen Offenbarung; alle Telegraphen wurden beschäftigt, sie weiter zu verbreiten; in den Cabinetten der Fürsten, in den Redactionszimmern der Zeitungen, in allen Clubs und an allen Börsen suchte man ihrem nichtssagenden Inhalt Sinn und Deutung zu geben. Ist es nicht eine tiefe Erniedrigung für die ganze Generation, daß sie ihr Wohl und Wehe, Gegenwart und Zukunft von den Lippen eines Mannes abhängig zu machen sich gewöhnt hat? Dieser schimpfliche Glaube ist in Deutschland nur die Frucht der Uneinigkeit. Wenn ein deutscher Staat auf den andern zählen dürfte, wenn kein Verrath unter denselben denkbar, wenn die Voraussetzung unmöglich wäre, daß die fünfundsiebenzig Millionen, über welche deutsche Fürsten gebieten, selbst gegen einander die Waffen ergreifen könnten, dann wären wir eine Macht, an deren Größe und Majestät alle Machinationen des Auslandes abprallen, ein weites Gebiet, in welchem für den Fortschritt der Menschheit gesäet und geerntet werden könnte, wenn auch die ganze übrige Welt zum Fußschemel einer überflüssigen Dynastie herabsinken würde. Die Völker sind längst geneigt zu jener Einigkeit.
- Der Papst soll in einem Schreiben an den Kaiser Napoleon die Collectiv=Anerkennung des päpstlichen Gebiets nach den Verträgen von 1815 als Bedingung zur Beschickung des Congresses gestellt und der Kaiser die Annahme dieser Forderung verweigert haben.
- Der beabsichtigte Congreß der europäischen Mächte wird vor der Hand in diesem Monat in Paris nicht zusammen kommen.
- Die Spanier haben die Mauren in einer Schlacht geschlagen und ihnen große Verluste beigebracht. Die Fechtart der Mauren wird in folgender Art geschildert: Sie verstecken sich hinter einem Felsen, legen ihre langen Flinten auf, zielen nach dem Kopfe und schießen ziemlich sicher. Im Handgemenge schlagen sie sich mit dem Yatagan, und wenn dieser ihnen fehlt, mit den Zähnen und den Nägeln; sie ergeben sich nie und suchen eben so wenig Gefangene zu machen. Während des Kampfes und nach der Schlacht sammeln die Mauren die Kugeln auf, um deren sich gegen die Spanier zu bedienen, wenn das Kaliber für ihre Waffen paßt; die großen Kugeln heben sie für später auf, wenn sie Kanonen haben werden. Anfangs versuchten sie es auch, Granaten aufzuheben, aber das kam ihnen theuer zu stehen. Sie kannten diese Geschosse nicht, seitdem sie aber sahen, daß sie platzten, lassen sie sie liegen. Ihr Angriffssystem ist gewöhnlich Folgendes: Eine Schaar von 4-500 Mann vertheilt sich auf den Linien. Die erste Linie tiraillirt unter dem Schutz der Felsen und Bäume; die zweite, unbewaffnet, hebt die Todten und Verwundeten auf und schleppt sie weg, nimmt ihre Waffen und ersetzt sie, und die dritte bildet die Reserve.
- Die Prisengelder für die Wiedereinnahme von Delhi und Luknow sollen nun endlich an die englischen Truppen vertheilt werden. Die für Delhi betragen 400,000 Pf. Reicher ist die Beute von Kirwi. Auf den Antheil Lord Clyde's, des Oberbefehlshabers, sollen hier allein 120,000 Pf. treffen, auf Sir G. Whitlock halb so viel, auf jeden Hauptmann 3-4000 Pf. Da verlohnt sich das Heldenthum! - Der in anständiger Staatsgefangenschaft zu Calcutta wohnende Exkönig von Auhd genießt von dem Augenblicke an, wo er seine Unterwerfung erklärte, eine Pension von einer halben Million.
- Louis Napoleons Pferde sind herrlich einquartiert. In dem neuen kaiserlichen Marstall sind die Zwischenwände aus geschnitztem Eichenholz, die Raufen von Bronze, die Krippen aus Marmor, die Ketten von Stahl. Kurzum, man sieht dem Marstall an, wie gern sich der Besitzer aufs hohe Pferd setzt.
- Ueber den Bildungsstand der im Herbst eingetretenen 898 mecklenburg=schwerinschen Rekruten ist folgendes veröffentlicht worden: Gedrucktes konnten 3 gar nicht lesen, 71 buchstabirten, 502 lasen

[ => Original lesen: 1860 Nr. 2 Seite 2]

etwas und 322 lasen gut. Geschriebenes konnten 64 gar nicht lesen, 367 buchstabirten, 364 lasen etwas und 184 lasen gut. Schreiben konnten 63 gar nicht, 281 konnten nur einzelne Buchstaben machen, 464 schrieben etwas und 128 schrieben gut. Eine höhere Schulbildung hatten drei Rekruten genossen. Die im Herbst auf Großurlaub entlassene Mannschaft hatte durch die Militairschule im Winter so viel gewonnen, daß die Prädicate durchweg mehrere Procent höher standen.
- Ein richtiger englischer Narr lebt zur Zeit in Coblenz. Er verschläft den Tag und wacht die Nacht. Wenn die Leute sich zum Frühstück setzen, bestellt er sein Nachtessen; denn dann kam er von seinen nächtlichen Wanderungen durch die vom Mond beschienene und nicht beschienene Rheingegend zurück und legte sich nieder. Wenn die Fremden im Gasthofe zur Nacht aßen, dann kam er und frühstückte. Die liebe Sonne hat er zwei Jahre lang in Coblenz nicht gesehen und die englische 20 Jahre nicht. In allen andern soll er ein ganz verständiger Mann und werth sein, daß ihm die Sonne bescheine.
- In der Bretagne herrscht bei Trauungen ein uralter Gebrauch. Gleich nach der heiligen Ceremonie giebt der Bräutigam der Braut eine Ohrfeige und sagt: "Merke, so schmeckt's, wenn ich böse bin", und dann einen Kuß mit den Worten: "So schmeckt's, wenn ich gut bin,"
- Ein Kaufmann in Lyon erkrankte in voriger Woche auf seinem Landgute dergestalt, daß der Arzt ihn aufgab. Und in der That war er bald starr und kalt. Seine Kinder trafen Anstalten zur Beerdigung. Da wurde die Tochter, welche allein bei dem Todten betete, 60 Stunden nachdem der Arzt den Tod bestätigt, durch ein gewaltsames und anhaltendes Niesen dermaßen erschreckt, daß sie kaum noch so viel Kraft behielt, Leute herbeizurufen. Als diese erschienen, hatte sich der Todgeglaubte auf der Bahre aufgerichtet und befand sich augenscheinlich wohl. Die heftige Erschütterung des Niesens hatte eine wohlthätige Krisis herbeigeführt. Nach 3 Tagen ging er bereits mit seinen Kindern wieder nach Lyon zurück.
- Vor kurzem wurde bei Frankfurt ein sehr großer Haase erlegt, und man erinnerte sich, daß derselbe bereits im Jahr 1848 angeschossen wurde, indem man beim Abziehen zwischen Fell u. Fleisch einen Pfropfen vorfand, der in einem Fleischacciseschein von 1848 bestand. Man bezweifelt es um so weniger, daß es jener bejahrte ist, als daß der zunächst zubereitete Gefährte wegen seiner Zähigkeit gar nicht zu essen war.
- Jede große, ja selbst manche kleine Stadt zählt in ihren Mauern gewerbmäßige Hazardspieler, die es vortrefflich verstehen, unerfahrene Leute an sich zu locken und auszuplündern, sich selbst aber gegen criminelle Verfolgung zu schützen. Das letztere erreichen sie, indem sie pro forma ein anscheinend ihre Subsistenz genügend sicherndes Geschäft betreiben, so daß der die Strafbarkeit des Hazardspiels bedingende Nachweis nicht geliefert werden kann, daß sie aus dem Spiel ausschließlich oder hauptsächlich ihren Unterhalt beziehen. Namentlich sind es Freunde, nach denen sie ihre Netze auswerfen, und die sich nur zu leicht einfangen lassen. Unlängst traf z. B. der Buchhalter eines auswärtigen Handlungshauses, nachdem er auf einer Geschäftsreise eine bedeutende Geldsumme für Rechnung seines Hauses eincassirt hatte, in N. ein, um die Weihnachtsfeiertage froh zu verleben. Sein Unstern führte ihn mit einer Gesellschaft zusammen, welche zu der geschilderten Classe gehört und in einem öffentlichen Local (natürlich in einem separaten Zimmer) einen Tempel arrangirte. In wenigen Stunden hatte der Buchhalter 2000 Taler (Mecklenburg) verloren. Er verschwand dann ohne ein Wort zu sagen, und ist bisjetzt nicht zu seinem Principal zurückgekehrt, so daß man vermuthet, daß er dem letztern gehöriges Geld verspielt und aus Furcht vor Strafe sich das Leben genommen hat. O Ihr jungen unerfahrenen Leute, die Ihr im Begriff steht, dem Laster des Spiels zu verfallen, reicht dem Teufel nicht den kleinen Finger oder er faßt Euch bei der Hand. Laßt die "Ratten" sich selbst verzehren.
- Durch angemessene Pflege kann die Resedapflanze, welche Jedermann um ihres Duftes willen liebt, zum hübschen Strauch gezogen werden. Man wähle eine kräftige Pflanze, gebe sie einzeln in einen Blumentopf und schneide jede Blüthenknospe, Sobald sie sich zeigt, sorgfältig ab. Im Herbst nehme man alle nach innen wachsenden Zweige weg, wodurch die Pflanze einen Stamm und die Form eines Bäumchens erhält; dann wechsele man ihren Blumentopf gegen einen größern, der mit anderer frischer Erde gefüllt wird, stelle sie an einen warmen Ort und begieße täglich. Es dauert nicht lange, so sieht man, daß der Stamm Streifen bekommt und zu Anfange des dritten Jahres schon eine Rinde; man braucht nun die Knospen nicht mehr zu entfernen, und bald werden sie mit dem köstlichsten Dufte aufblühen, welches sich sofort während des ganzen Sommers wiederholt. Diese kleinen Reseda=Sträuche können Jahre lang erhalten werden.


Napoleon III und der Papst.

Es ist doch ein merkwürdiger Wechsel in dem Gang der Ereignisse und in den Geschicken dieser Welt. Könige der Franken waren es, die zumeist die weltliche Herrschaft des Papstes haben gründen und befestigen helfen, und ein Herrscher Frankreichs scheint dazu ausersehen, sie zu schmälern und zu schwächen. Das Volk, dessen König seit Chlodwigs Zeiten die allerchristlichsten heißen, scheint auch in dieser Frage, wie in fast allen, welche die neueste Zeit bewegen, berufen, voranzugehen und Bahn zu brechen. Die Unterschriften der Adressen, die an den Papst gesendet worden sind und den Schmerz der Gläubigen über die ihm drohende Vergewaltigung bezeugen, zählen allerdings nach Hunderttausenden, aber die, welche der Schrift "der Papst und der Congreß" zustimmen, dürften leicht nach Millionen zählen.
Was nicht der legitimste Herrscher auf dem ältesten Throne Europas würde gewagt haben: Napoleon, der Emporkömmling, der sich erst zum Herrn Frankreichs gemacht hat und dann hat wählen lassen, unternimmt es: er will die Macht, die ruhig sicher thronende erschüttern, die in verjährt geheiligtem Besitz, in der Gewohnheit fest gegründet ruhte, die an der Völker frommem Kinderglauben mit tausend zähen Wurzeln sich befestigt. Er unternimmt es - und wo bleibt der Bannstrahl, vor dem ehemals Kaiser und Könige zitterten? wo das Interdict, vor dem die Völker sich beugten? Das alte mächtige Haus Habsburg schließt mit Rom ein Concordat, weil es der Macht der Kirche zu bedürfen glaubt, um sein Reich zusammenzuhalten, und der Mann, dessen Geschlecht vor nicht langer Zeit noch geächtet war, giebt jetzt deutlich genug zu verstehen, daß er der Kirche zur Stütze seines jungen Thrones nicht mehr bedarf.
Ist das nicht ein bedeutsames Zeichen der Zeit? Wahrhaftig, Napoleon kann mit dem Ergebniß des Jahrs 1859 zufrieden sein. Er ist gefürchtet und Niemand hält ihn mehr für klein und unbedeutend. Er ist der Mittelpunkt der europäischen Politik. Er hat sein Land zu einer Bedeutung emporerhoben, die es vor ihm lange Zeit nicht gehabt hat; sein Heer ist organisirt, Seine Flotte verstärkt, seine Nordküste befestigt, mit einem Worte: Frankreich ist gerüstet zum Angriff zur Vertheidigung. (DZ.)


[ => Original lesen: 1860 Nr. 2 Seite 3]

Anzeigen.


Oeffentliche Verpachtung einer Windmühle.

Am Dienstag den 14. Februar 1860, Mittags präcise 12 Uhr, soll im Amte zu Travemünde

die nahe bei Travemünde belegene, der dortigen Kirche gehörende, holländische Windmühle, welche das alleinige Mahlrecht über Travemünde übt, auf 20 Jahre, vom 1. Mai 1860 bis den 1. Mai 1880
öffentlich verpachtet werden.
Die gedruckten Bedingungen können vom 15. Januar 1860 an unentgeldlich im Geschäftszimmer des Amte=Travemünde abgefordert werden.
Die Pachtliebhaber haben sich zum Besehen der Mühle und wegen näherer Auskunft an die Kirchenjuraten in Travemünde zu wenden.
Amt Travemünde den 20. December 1859.

                                                    F. Kollmann, Dr.


Verkaufsanzeigen.

Holzverkauf.

Am Mittwoch den 18. Jan. sollen unter den bekannten Bedingungen im Rupensdorfer Holze:

    50 Faden buchen Kluftholz,
    14 Faden buchen Knüppelholz und Olm,
      9 Faden birken und ellern Kluft= und Knüppelholz, und
1 1/2 Faden tannen Holz,
meistbietend verkauft werden, und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 9 Uhr bei der Schönberger Ziegelei einfinden.
Schönberg den 12. Januar 1860.

                                                    Danckwarth.


Vermischte Anzeigen.

Geburtsanzeige.

Heute Morgen gegen 7 Uhr wurde meine liebe Frau von einem gesunden Knaben leicht und glücklich entbunden.
Schönberg den 12. Januar 1860.

                                                    Lehrer Warncke.


In Landstellen des Fürstenthums Ratzeburg, zur I., II., III., VI. und VII. Stelle, werden gesucht zu Antoni 1860:

2000 Taler (Mecklenburg) Lüb. Cour., 500 Taler (Mecklenburg) Pr. Cour., 700 Taler (Mecklenburg) Pr. Cour., 1200 Taler (Mecklenburg) Pr. Cour., 400 Taler (Mecklenburg) Pr. Cour.,
zu Johannis 1860:
2000 Taler (Mecklenburg) Pr. Cour.

Nähere Auskunft giebt                          
                                                    O. Reinhardt,
                                                    Justizamts=Registrator.

Schönberg, 29. Decbr. 1859.


Alle diejenigen, welche in diesem Antoni=Termin durch mich Gelder und Sparcassenbücher an die Schweriner Sparcasse zu besorgen gedenken, wollen solche entweder an mich oder an den Herrn Buchbinder Bade in Schönberg spätestens bis zum 14. Januar abgeben lassen. Am 11. und 14. Jan. Nachmittags bin ich bei meinem Schwager Schneidermeister Meyer in Schönberg zu treffen.
Siechenhaus bei Dassow, d. 28. Dec. 1859.

                                                    J. P. Oldörp,
                                                    Schul= und Siechenmeister.


Malaga Traubrosinen und Krachmandeln, Champignons à beurre, empfiehlt

                                                    Fr. C. Schlebusch.


Die unterzeichneten von der Herzogl. Braunschweigischen Regierung angestellten Hauptcollecteurs empfehlen ihre Collecte nachfolgender Loose, die sämmtlich bei uns vorräthig.
      1. Classe Hamburger Lotterie, Ziehung 18. 19. Januar.
      2. Classe Frankfurter Lotterie, Ziehung 29. December.
      2. Classe Sächsischer Lotterie, Ziehung 16. Januar.
      2. Classe Braunschweig. Lotterie, Ziehung 9. 10. Januar.
Nachstehende Nummern halten bestens empfohlen:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Pläne von allen Lotterieen sind bei uns zu haben und wird jede Auskunft im Lotteriefache gerne ertheilt. Den resp. Interessenten werden auf Verlangen Loose und Listen, wie auch Gewinngelder prompt zugesandt und hinsichtlich der Zahlungen jede irgend mögliche Erleichterung gewährt. Auch erhalten Collecteure und Uebernehmer von Loosen zum Wiederverkauf bestmöglichste Provision.

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Zugleich empfehlen wir uns mit dem An= und Verkauf aller Staatspapiere und Aktien bestens.

Lübeck 1859.                                  Cohn & Lipstadt,
270. Kohlmarkt. 270.


[ => Original lesen: 1860 Nr. 2 Seite 4]

Landwirthschaftlicher Club
im Hause des Hrn. Aug. Spehr
am Mittwoch den 18. Januar 1860.


Feuerversicherungs-Bank f. D. zu Gotha.

Nach einer mir soeben zugehenden Benachrichtigung wird die Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha ihren Theilnehmern für 1859 wohl

circa 70 Procent

ihrer Prämieneinlage als Ersparniß zurückgeben können.
Der definitive Rechnungsabschluß der Anstalt und die genaue Berechnung des Antheils jedes Theilnehmers erfolgt wie gewöhnlich im Mai.
Zur Annahme von Versicherungen für die Feuerversicherungsbank bin ich jederzeit bereit.
Gadebusch, den 6. Januar 1860.

                                                    F. W. Erhardt, Agent.


Waldwoll=Präparate
aus der
Waldwoll=Waaren=Fabrik
zu
Remda am Thüringer Walde.

Waldwoll=Oel, ein ganz vorzüglich wirkendes Mittel gegen alle Uebel, welche wirklich gichtisch=rheumatischen Ursprungs sind.
Waldwoll=Spiritus, das kräftigste Mittel, welches es giebt, um durch vorhergegangene Krankheit geschwächte Glieder und Nerven wieder zu stärken und gegen Rückfälle zu schützen. Kopfweh und Schwindel, durch geistige Anstrengung oder rheumatische Zufälle bedingt, werden ebenso wie Rückenschmerzen gleichen Ursprungs durch lokale Waschungen in der Regel sofort gehoben.
Waldwoll=Extract=Bonbons
werden von Allen, welche an Verschleimung, übelriechendem Athem oder an Husten, durch Erkältung bedingt, leiden, sehr gerühmt und stark begehrt.
Waldwoll=Extract=Pomade,
ein vorzügliches, die Kopfnerven stärkendes und den Haarwuchs beförderndes Mittel.
Näheres die Gebrauchsanweisungen.
Alleiniges Depot bei Herrn M. Stein in Ratzeburg.


Ludwig Bierschenk,
Glasermeister in Ratzeburg,

empfiehlt sich mit Bildereinrahmen in Gold= und Politurleisten, schwarz mit Gold und braun geadert mit Gold, cölnische beste Sorte, zu den billigsten Preisen. Spiegel in Mahagoni, Säulenrahmen, dauerhaft und sauber gearbeitet, in vergoldeten Rahmen (Vergoldung zum Naßreinigen). Alte vergilbte und durch Stockflecke beschädigte Kupferstiche übernehme ich zum Waschen und Bleichen u. s. w.


        Melis das Pfund 5 3/4 und 6 Schilling (Mecklenburg),
        Raffinade das Pfund 6 1/4 und 6 1/2 Schilling (Mecklenburg), extra fein 7 Schilling (Mecklenburg) in Broden, empfiehlt

Schönberg,                                                     Fr. C. Schlebusch.


(Verspätet.)

Am Neujahrs=Morgen ist auf dem Wege vom Amte bis zur Kirche ein weißes leinen Taschentuch, gez. R. H. 12., verloren gegangen. Der Finder wird gebeten es in der Expedition dieser Anzeigen abzugeben.


Gefunden in der Siemzerstraße: Eine Geldbörse mit etwas kleiner Münze, die der rechtmäßige Eigenthümer beim Töpfer Breme wieder in Empfang nehmen kann.


Mein hellbrauner Hengst deckt von jetzt an fremde Stuten für 2 Taler (Mecklenburg) 16 Schilling (Mecklenburg). Die Stuten können so lange beigebracht werden, bis sie tragend werden.
Schlagsdorf.

                                                    Hauswirth Jochim Ollmann.


1 Taler (Mecklenburg) ist noch von einem Hauswirthe in der hiesigen Gemeinde für die armen Cholerawaisen in Goldberg eingegangen und von mir an den dortigen Magistrat zugleich mit den letzteingegangenen 2 Taler (Mecklenburg) befördert worden.
Schönberg den 12. Januar 1860.

                                                    Kindler, Adv.


Heute Freitag d. 13. und Sonntag d. 15. Januar im Saale des Herrn Gastwirths Boye:

Große Vorstellung des Magiers Baetike aus Hamburg

in der natürlichen Magie mit neuen Abwechselungen, wozu ergebenst einladet

Schönberg.                                                     A. F. W. Baetike.


Backtafel für die Stadt Schönberg

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 19
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen -   9 1/2
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 19
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling -   9 1/2
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4   9
ein 4 Schillings=Brod 2   4 1/2
ein 2 Schillings=Brod 1   2 1/4
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 6 24
ein 4 Schillings=Brod 3 12
ein 2 Schillings=Brod 1 22

Schönberg, den 7. Jan. 1860.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

In der Schönberger Gemeinde im Jahre 1859

Geboren 163 Kinder (87 Knaben, 76 Mädchen), darunter unehelich 28.
Confirmirt 99 Kinder (52 K. 47 M.)
Copulirt 37 Paare; proclamirt 45.
Gestorben 101 Personen (52 männl., 49 weibl. Geschlechts.)
Communicanten 2152 (1070 M., 1082 Fr.)

Schönberger Gemeinde

In der Woche vom 5.-12. Januar

Geboren: Den 11. dem Arbm. Voß in Rupensdorf ein S. Dem Arbm. Barteld in Westerbeck ein S. Dem Arbm. Fischer in Torriesdorf ein S. - Den 12. dem Lehrer Warncke hies. ein S. - Unehel. Zwillingsknaben.
Gestorben: Den 7. Carl Renzow, Schneiderm.sohn in Schönberg. - Den 8. Joh. Jochen Bockwoldt, Rademachermeister und Senator in Schönberg.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 11. Januar 1860.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 18-24 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 22-24 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 50-54 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 42-44 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 20-21 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 34-38 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 19-20 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   4-12 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 15-16 Mark (Lübeck)
Butter 9 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 5 u. 6 Schilling (Mecklenburg).


(Hiezu: Officieller Anzeiger No. 1.)


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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