No. 43
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Oktober
1859
neunundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1859 Nr. 43 Seite 1]

- Die Staaten Baiern, Würtemberg, Sachsen, Hannover, Hessen=Darmstadt, Nassau und Mecklenburg haben auf Revision der Bundes=Kriegsverfassung beim Bunde beantragt, so jedoch, daß diese Staaten keine bestimmten Vorschläge gemacht, sondern nur beantragt haben, der betreffende Ausschuß möchte zur Prüfung der Bundes=Kriegsverfassung beauftragt werden. Ein Theil der Antragsteller gab dabei eine Erklärung ab, welche ihr Bedauern ausspricht, gegenüber der durch irregeleitete Ansichten über die Bundesverfassung hervorgerufenen Agitation. Die Regierungen erkennen es als ihre Pflicht, zu bestätigen, daß die Bundesverfassung ausreiche, wenn die Bundesmitglieder nur ihre Pflichten unverkürzt erfüllten. Es wird aber zugestanden, daß die Bundesverfassung eine Fortentwickelung zulasse. Diese Regierungen werden besonders Vorschläge begünstigen, die den Vollzug der Bundesverträge sichern und Einwendungen gegen etwaige denselben entsprechende Beschlüsse unmöglich machen. Die Verbesserungen müßten aber auf verfassungsmäßigem Wege bewirkt werden. Gegen Bestrebungen, die auf den Umsturz des Bestehenden abzielten, sei mit gesetzlichen Maßregeln aufzutreten. Zum Bedauern der Regierungen sei selbst über die Kriegsverfassung eine irregeleitete Ansicht verbreitet. Da die öffentliche Meinung daraus Besorgnisse geschöpft habe, so beantragen die Regierungen, daß geprüft werde, ob die Kriegsverfassung einer Revision bedürftig sei.
- Der Kaiser von Russland ist am 22. d. in Warschau angekommen, nachdem der Prinz=Regent von Preußen nebst mehreren Prinzen des königlichen Hauses Tags vorher daselbst bereits eingetroffen waren. Der Prinz=Regent war dem Kaiser bis Ohlau entgegen gefahren, wo die Begrüßung stattfand. Der russische Herrscher fuhr mit dem Prinz=Regenten in einem Wagen, gefolgt von den Prinzen und anwesenden Generalen, unter Jubelgruße einer dichtgedrängten Zuschauermenge nach dem königlichen Palais. Ueberall auf seinem Einzuge wurde der Kaiser auf das Freudigste von dem Publicum begrüßt. Den ganzen Tag fand eine festliche Bewegung in den Straßen statt. Bei eintretender Dunkelheit ward eine überaus glänzende Illumination der Stadt veranstaltet. - Das preußische Wochenblatt schreibt über diese Zusammenkunft Folgendes: "Der heutige Tag bezeichnet ein Ereigniß, welches in den weitesten Kreisen die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Empfindung, mit welcher in unserm Lande dasselbe begrüßt wird, ist die ungetheilte Freude. An die erhabene Person des russischen Monarchen knüpft sich seit dem Augenblick seiner Thronbesteigung dankbare Erinnerung für die Segnungen des Friedens. Mit freudigem Stolze sieht unser Land den von der Liebe seines Volkes getragenen Herrscher unsers großen Nachbarstaates von dem Fürsten begrüßt, zu welchem mit Verehrung, Dankbarkeit und Hingebung die ganze Nation emporblickt. Sie erkennt in der heutige Zusammenkunft beider Herrscher mit Genugthuung ein neues Unterpfand für das engbefreundete Rußland, welches seit fast einem Jahrhundert alle Schicksalswechsel überdauert hat, und gegen dessen Lockerung vor Allem die übereinstimmenden Gesinnungen seiner Träger sichern. Aber auch über die Grenzen der beiderseitigen Nachbarländer hinaus reicht die Bedeutung des heutigen Tages. Die Zusammenkunft der erhabenen Fürsten verspricht eine Gewähr mehr für die Erhaltung des Friedens, jenes theuren Gutes, dessen Europa so sehr bedarf. Denn wo in so hohem Maße, wie in jenen beiden erhabenen Persönlichkeiten, das treue Festhalten an den Grundsätzen des Rechts und der Gerechtigkeit sich vertreten findet, da wird jede persönliche Berührung zu einer Bürgschaft dafür, daß jene Grundsätze zum Heile der Völker in immer höherem Grade zu Geltung gelangen". - Von einer Begegnung des russischen Kaisers mit Franz Joseph hört man nichts mehr.
- Der Kaiser von Rußland ist am 25. nach Warschau und der Prinz=Regent am 26. nach Berlin wieder zurückgereist.
- Zwischen Spanien und Marokko wird es wahrscheinlich zum Kriege kommen, da letzteres die von Spanien geforderte Entschädigung nicht zahlen will. Gerüchtsweise verlautet, England werde einen Krieg verhindern. Eine englische Zeitung beurtheilt diesen Krieg als einen gefährlichen Anschlag Frankreichs gegen die Herrschaft Englands im Mittelmeer. Die englische Regierung soll fest entschlossen sein, Marokko nicht im Stich lassen zu wollen und nicht zu dulden, daß diesem Lande das Schicksal Algeriens zu Theil werde. Im Allgemeinen werden die Beziehungen zwischen Paris und London jeden Tag gespannter.
- Das Urtheil über die Verschwornen in Konstantinopel ist gefällt. Zwei der Hauptverschwörer sind gestorben, d. h. erdrosselt. Die Passagiere eines Dampfschiffes sind auf der Rhede Zeuge gewesen, wie vier Ulema's und etwa sechs Militairs

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mit gefesselten Füßen in's Meer gestürzt und ersäuft worden seien.
- Laut Nachrichten aus Rom ist der Papst in die Hauptstadt wieder zurückgekehrt. Um sein weltliches Regiment, zunächst um die aufständischen Provinzen des Kirchenstaates droht ein furchtbarer Kampf auszubrechen. In einem geheimen Consistorium hat der Papst den geistlichen Streitern der Kirche wider Napoleon die Rollen ausgetheilt. Wie Blitz fliegen zunächst in Frankreich die Hirtenbriefe der Bischöfe in die Welt. Schreibt nur, so viel ihr wollt, sagte Napoleon, keine Zeitung in Frankreich darf drucken, was ihr schreibt. Dieses Verbot hat den Streit noch erbitterter gemacht und über die Grenze getrieben. Der Papst wird durch zahlreiche Adressen von Bischöfen außerhalb Italiens, durch Beileidsbezeigungen und Anerbitungen hochgestellter Personen und Fürsten über das Leid getröstet, das ihm die jetzigen Unruhen bereiten. Alles in der Welt, was am Regimente der katholischen Kirche betheiligt ist, nimmt Parthei wider Napoleon. Die Streiter der Kirche sind etwas genirt, weil die Soldaten des Feindes die Stadt und Burg des Papstes besetzt halten und am Ende auch der einzige Schutz wider die Revolution des eigenen Volkes sind. Man darf auf jeden Schritt in dem gefährlichen Streite, der alle weltlichen und politischen Interessen berührt, gespannt sein. - Mehrere Geistliche sind auf Befehl der revolutionairen Behörde verhaftet worden.
- Das Befinden des Königs von Preußen zeigt seit 14 Tagen eine regelmäßige Besserung, die Kräfte nehmen sichtlich zu, er macht längere Spazierfahrten und Fußpartien und hat wiederholt Neigung zur Mittheilung und Unterhaltung.
- In Fürstenberg war kein neuer Erkrankungs= und kein neuer Todesfall seit dem 21. vorgekommen. Von den seit dem 15. in Behandlung gebliebenen Personen war eine gestorben und am 19. ein neuer Erkrankungsfall vorgekommen. Von hoher Landesregierung ist der Dr. Lübcke aus Neubrandenburg dem Arzte in Fürstenberg zur Hülfe beigegeben, damit alle geeigneten Maßregeln unter ärztlicher Aufsicht ausgeführt werden. - Bis zum 24. war nicht bloß Niemand mehr von der Seuche befallen, sondern auch die früher Erkrankten sämmtlich genesen, so daß die Cholera dort als erloschen angesehen werden kann.
- In Wismar und in Dobberan waren keine neue Erkrankungen an der Cholera mehr vorgekommen. - Nachdem die Epidemie in Mecklenburg durch Gottes Gnade im Wesentlichen als erloschen zu betrachten ist, hat Se. k. Hoh. der Großherzog einer Reihe von Personen, die sich durch ihre Wirksamkeit zur Abwehr und Milderung der durch die Epidemie veranlaßten Noth besonders ausgezeichnet, verschiedene Anerkennungen zu Theil werden lassen. Unter Anderen erhielten der Postmeister Bülck und der Conrector Wiggers in Gnoien, der Senator Altvater in Sternberg, der Senator Kruse in Tessin die silberne Verdienst=Medaille, beziehungsweise am rothen oder blauen Bande, der Küster und Schullehrer Voß in Warsow die Verdienst=Medaille in Bronze nebst einem Geldgeschenk. - In der Stelle des Bürgermeisters Witte in Grevismühlen wird der Bürgermeister Beselin in Rehna wieder eintreten, und der bisherige Amts=Mitarbeiter Lange in Schwerin ist wiederum zum Bürgermeister in Rehna ernannt.
- Am 23. Oct. loosten auf dem Stadthause in Wismar 127 militairpflichtige junge Leute. Das Schicksal wollte es, daß fast alle Bemittelten eine niedrige Nummer griffen, und so die weniger Wohlhabenden zum größten Theil in ihren bisherigen Verhältnissen werden verbleiben können.
- Der Kämmerei=Pachthof Kiekindemark bei Parchim - etwa 23 Last groß, seit 21 Jahren an Herrn Hornemann für etwa 1700 Taler (Mecklenburg) verpachtet - ist im jetzigen Verpachtungstermin an die Herren Gebr. Heinrich und Karl Hoffmann in Parchim auf 21 Jahre für die jährliche Pacht von 4020 Taler (Mecklenburg) verpachtet.
- Schönberg. Dem Schornsteinfegergesellen Westphal von hier, der sich am 10. August d. J. bei der großen Feuersbrunst in Dierhagen durch Umsicht und Thätigkeit auszeichnete, ist von dem Großherzoglichen Amte zu Ribnitz eine Prämie von 10 Taler (Mecklenburg) zuerkannt worden.
- Am 26. Oct., Mittags halb ein Uhr entstand in einer Brauerei in Grönau Feuer, das einen solchen Umfang annahm, daß in kurzer Zeit ein großer Theil des Dorfes ein Raub der Flammen wurde.
- In Preußen sind die evangelischen Theologen bis zum 25. Lebensjahre zur Einstellung zum Militärdienst frei, ebenso sind diejenigen Theologen, welche die Prüfung bestanden und zu berechtigten Predigtamts=Candidaten aufgenommen sind, von der Militairpflicht gänzlich befreit. Diejenigen aber, welche die Prüfung nicht bestanden und unter der Zahl der zum Predigen berechtigten Candidaten nicht aufgenommen sind, sind der gedachten Begünstigung verlustig erklärt und sollen nachträglich zur Erfüllung ihrer Dienstpflicht herangezogen werden.
- Der seit diesem Frühjahr Mittags von Hamburg abgehende Eisenbahnzug von Büchen nach Lübeck fällt jetzt weg und somit in diesem Winter wieder täglich nur zweimal eine Eisenbahnverbindung zwischen Hamburg und Lübeck stattfinden.
- Am 19. d. wurde auf der Feldmark von Schwaan durch einen Knecht beim Pflügen eines Ackers ein bedeutender Silber=Fund an Geschmeide und Silbermünzen aus der heidnischen Zeit gemacht. Der Knecht sah, als er wieder an der Stelle, wo er ohne sein Wissen den Topf mit der Pflugschar aufgeworfen und zerbrochen hatte, vorbeipflügte, mehrere glänzende Münzen, und ward so auf den Fund aufmerksam. Die Münzen, ca. 800 Stück, haben die Größe eines Vierschillingsstückes, andere wieder, ganz kleine Münzen, haben eine viereckige Form und kein Gepräge; zwei größere Münzen haben die Größe unserer Markstücke und tragen als Gepräge eine Art Kreuz mit unbekannter Inschrift. Das Geschmeide besteht in Armspangen und einer Kette aus Silberdraht. Der ganze Schatz wiegt über 150 Loth. Das Gefäß, welches, wie bemerkt, leider zertrümmert ist, war mit Birkenrinde ausgelegt. Dem Herrn Archivrath und Conservator Dr. Lisch ist der Fund zu Untersuchung übermittelt.
- Wie weit die Bosheit mancher Menschen geht, daß sie sich nicht schämen, ihren Haß gegen Jemanden an dessen unschuldigen Thieren auszulassen, sah man vor einigen Tagen wieder. Einem Gastwirth in Schwerin starben plötzlich ohne voraufgegangene Krankheit vier Katzen, wenige Tage darauf mehrere Enten und Hühner, ohne daß man sich die Ursache ihres Todes erklären konnte. Etwas später fand der Wirth seinen prächtigen Cochinchina=Hahn todt; jetzt kam er auf die Vermuthung, daß die Thiere vielleicht vergiftet seien. Eine vorgenommene Untersuchung verschaffte ihm die Gewißheit, daß der Hahn durch Grünspan vergiftet sei. Doch der Hahn sollte das letzte Opfer nicht sein; eine Kuh, die vierzehn Tage vorher gekalbt hatte, legte sich plötzlich und starb am neunten Tage. Die Section derselben ergab ebenfalls eine Vergiftung durch Blaustein, sonst wurde dieselbe kerngesund im Innern vorgefunden. Leider hat es noch nicht gelingen wollen, den Thäter dieser Ruchlosigkeiten zu entdecken.
- In Berlin hatte ein Dr. Tiemann in der Uniform eines Officiers eine Reihe Gaunerstücke begangen, die großes Aufsehen erregt haben, und war dann flüchtig geworden. Aus Bremerhafen wird jetzt gemeldet, daß man dort den Tiemann entdeckt habe, daß es ihm aber durch ein noch leicht aufgeklärtes Mißverhältniß geglückt sei, zu entkommen und auf eine Nebenstation auf das nach Hull fahrende Dampfschiff "Schwalbe" zu gelangen. In Folge dessen wurde noch in der Nacht an den preußischen Consul zu Hull telegraphirt, worauf die Rückantwort einging, daß die Depesche

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früher angekommen sei, als das Dampfschiff und daß Tiemann auf dem Schiffe mit einer bedeutenden Geldsumme verhaftet sei. In Folge dessen ist ein Criminal=Commissarius zur Abholung des Tiemann nach Hull abgefertigt worden.
- An der australischen Küste ist der amerikanische Dampfer Admella auf der Reise von Adelaide nach Melbourne gescheitert; 87 Personen, darunter sehr angesehene Männer, haben das Leben verloren, 22 Passagiere wurden gerettet, nachdem sie eine Woche lang auf dem Hintertheil des Schiffes (das Vordertheil war gleich beim ersten Stoß zertrümmert) mit Hunger, Durst und allen Gefahren des Todes gekämpft hatten. Zwei Matrosen hatten sich auf einem kleinen gebrechlichen, aus einigen Sparren zusammengesetzten Floß gerettet; sie erreichten die Küste, nachdem sie 48 Stunden lang ein Spiel der Wogen gewesen waren. Diese Matrosen brachten die erste Nachricht von dem Unglück ans Land.
- Auf dem Bahnhof in München wurde eine glückliche Mutter mit ihren sieben Töchtern arretirt, weil sie ihre bauschigen Crinolinen zu Diebesspelunken gemacht hatten. Das eine Fräulein Tochter trug um den Leib ein Stück Wollenstoff von 37 Ellen und alles war gestohlen.
- Ein Schelmenstück ohnegleichen haben drei Kölner Juden, M. Cohn und seine zwei Söhne, zu Stande gebracht. Sie haben durch gefälschte Wechsel viele Rheinländer betrogen und dadurch 80,000 Taler (Mecklenburg) zusammengeschlagen, mit denen sie nach London entwichen. Ein preußischer Polizeicommissar erwischte sie dort, sie verstanden sich aber vortrefflich auf die englischen Gesetze, ließen sich nicht arretiren und als der Polizeibeamte ihnen wenigstens ihre Sachen abnahm, riefen die Spitzbuben einen englischen Polizisten herbei und machten den preußischen Beamten für "die widerrechtliche Aneignung fremden Eigenthums" verantwortlich. Er mußte ihnen wirklich ihr gestohlenes Gut wieder ausliefern, und jetzt wollen diese Hallunken mit ihrem Raube ein neues Geschäft in London einrichten.
(List eines Diebes.) In einem Dorfe in Schlesien hatte sich ein Bursche in ein Bauernhaus geschlichen, um zu stehlen. Schon hatte er die gestohlenen Sachen zusammen gebunden, als der Hausherr in die Stube tritt. "Bösewicht!" donnerte er dem Dieb entgegen. "Ich lege es schon nieder aber mein Kamerad bindet euch im Stall die Kuh los". Hastig eilt der Herr in den Stall, Niemand war da, und in der Stube war der Vogel ebenfalls ausgeflogen.


Die Lungenseuche.

Ein größerer Oekonom in Kurhessen äußert erhebliche Bedenken über den fast in allen Staaten immer häufiger, wenn auch meist nur vereinzelt vorkommenden Ausbruch der Lungenseuche unter dem Rindvieh, und er hält es sehr an der Zeit, daß, da regierungsseitig bereits überall dagegen geschehe, was geschehen könne, endlich auch die Viehhalter selbst noch Anderes thun, um diese furchtbare Geisel der Landwirthschaft so unschädlich als möglich zu machen. Er empfiehlt hierzu namentlich die Vorschläge eines Ungenannten in der landwirthschaftlichen Zeitschrift für Kurhessen, der Hauptsache nach dahin gehend:
"Ganz sichere Heilmittel gegen die Lungenseuche habe man leider noch nicht aufgefunden, die Impfung aber müsse noch gar manche Probe bestehen, ehe sie als völlig bewährt anzusehen; und solle auch das Eine oder das Andere wirklich zum Gelingen kommen, so werde man die Seuche doch immer behalten. Sicher und leicht sei nur, sie nicht aufkommen zu lassen, sondern im ersten Entstehen zu ersticken; und das geschehe eben sicher und höchst einfach dadurch: daß die Viehhalter eines nicht zu großen Bezirks sich (gleichwie das ihrer viele in der Schweiz, in Belgien, Frankreich etc. längst schon so eingerichtet hätten) gegen die durch die Lungenseuche, aber auch nur durch diese allein, entstehenden Verluste gegenseitig versicherten. So wenig sich nämlich irgend eine allgemeinere, d. h. eine solche Viehversicherung, die mehrere Thiergattungen aufgenommen und sich zu weit ausgedehnt, auf längere Zeit gehalten habe, und so wenig sich eine solche auf die Dauer halten könne, so gewiß vermöge eine Versicherung nur gegen die Lungenseuche überall fest begründet zu werden. Denn da letztere doch immer nur einzeln (lokal) vorkomme, auch nur durch unmittelbare Berührung anstecke, so daß die Weiterverbreitung stets zu verhüten gewesen, und jedes von der Seuche befallene Thier gleich anfangs getödtet und dann fast immer noch vollständig benutzt werde, so sei die Entschädigung für den etwaigen Mehrverlust eine so geringe, daß bei einer entsprechend großen Anzahl von Theilnehmern die Jahresprämie für ein Stück Rindvieh wohl niemals den Betrag von einigen Silbergroschen übersteigen könne; und damit verbinde sich noch der überaus wichtige Vortheil, daß auch die Verheimlichung, dieser schlimmste Begünstiger der Seuche, gänzlich wegfalle. Uebrigens würden durch das Alles (mit gehöriger Um= und Vorsicht unternommene) Heil= und Impfversuche nicht ausgeschlossen."


Anzeigen.


Vorladungen.

Zur Publication des Prioritäts=Erkenntnisses in der Debitsache des Schlächtermeisters Steinfath in Carlow ist Termin auf

Montag den 7ten k. M. November,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt, zu welchem alle nicht präcludirten Steinfath'schen Gläubiger hierdurch geladen werden.
Schönberg den 1. Octbr. 1859.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                                                    Reinhardt.


Bekanntmachung
wegen der Meldung zu Stellvertretern.

1) Wer Lust hat Stellvertreter zu werden, kann sich zu jeder Zeit bei dem Militair=Commando oder im October während der Loosung bei dem zur Aushebung kommandirten Officier persönlich melden. - Ueber diese Meldung erhält der Stellvertreter eine bindende Bescheinigung.
2) Der Stellvertreter verpflichtet sich, wie jeder Soldat, 6 1/2 Jahre zu dienen, wovon im Frieden 2 Jahre bei der Fahne. Er kann entweder bereits gedient haben, und verabschiedet sein, oder sich freigeloos't haben; muß indeß zwischen 17 und 28 Jahre alt sein. Wer sich als Freiwilliger meldet, kann erst von da ab als Stellvertreter angenommen werden, wenn er sich nach erreichtem militairpflichtigen Alter freigeloos't oder nachdem er 6 1/2 Jahre gedient hat.
3) Der Stellvertreter muß die erforderlichen Papiere, Geburtsschein, Freiloosungsschein, Abschied, Führungs=Attest etc. beibringen. -
      Nur wer völlig gesund, unverheirathet und von guter Führung ist, wird angenommen. -
4) Der Stellvertreter erhält bei seinem Eintritt ein Handgeld von 15 Taler (Mecklenburg) und nach zurückgelegter Dienstverpflichtung 185 Taler (Mecklenburg), welche ihm während der Dienstzeit mit 2 1/2 Procent verzins't werden.

[ => Original lesen: 1859 Nr. 43 Seite 4]

5) Wer sich als Noncombattanten=Stellvertreter meldet, hat im Frieden bei der Fahne nicht zu dienen, erhält indeß kein Handgeld und nach Vollendeter Dienstverpflichtung 100 Taler (Mecklenburg), welche ihm ebenfalls mit 2 1/2 Procent verzins't werden.
6) Die Einstellung der Stellvertreter geschieht in der Regel zum 1. December jeden Jahres; ist keine Vacanz vorhanden, so bleibt der Stellvertreter notirt.
7) Wer bei der Fahne gedient hat, und bereits verabschiedet ist, kann sich auch als Stellvertreter für solche melden, welchen es ausnahmsweise gestattet wird, während der Dienstverpflichtung sich vertreten zu lassen. In diesem Falle übernimmt der Stellvertreter nur einen Theil der Verpflichtung, erhält dagegen auch nur einen Theil der Stellvertreter=Prämie.
8) Wer länger bei der Fahne wie 2 Jahre dient, wird Capitulant, und erhält von da ab bis zu seiner etwanigen Beförderung zum Unteroffizier eine monatliche Zulage von 1 Taler (Mecklenburg). Neustrelitz den 10. October 1859.

                          gez.: v. Rosenberg=Gruszczynski,
                          Oberst und Commandeur.


Vermischte Anzeigen.

Die zwischen dem 1. April und 30. September 1859 versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner haben im November d. Js. die Hälfte ihres einfachen Ansatzes (1/2 Simplum) als Beitrag zu bezahlen. - Es contribuiren versichert gewesene 91.957.060 Mark (Lübeck) Courant.
Lübeck, den 17. October 1859.

                          Namens der Direction
                                                    Faber, Dr.,
                                                    Secretair des Vereins.


Trüffeln, Spitzmurcheln und Champignons bei
Schönberg.                                                     Fr. C. Schlebusch.


Auction in Lübeck.
Am Dienstag den 1. Novbr. u. f. T., Vormittags 9 1/2 Uhr, soll im Hause Beckergrube Nr. 137 durch hinten benannten beeidigten Makler öffentlich meistbietend verkauft werden,

zur gänzlichen Aufräumung:

Eine bedeutende Parthei schwarzer, blauer und couleurter Tuche, Drap de Zephir, Drap, Croisé,
5/4 und 9/4 schwarzer Doeskins und Satins, couleurter Buckskins, schwarzer, blauer und couleurter Düffels, Westenstoffe in Atlas, Seide und Halbseide, Sommerrocksstoffe, Orleans, Seidenzeuge zu Aermeln und Schooßfutter, Futterleinen u. m. dgl.,

in bequemen Cavelingen.
                          Joh. N. Stolterfoht Gottl. Sohn.


Das Mäntel=Lager                          
U. Beermann & Co.,
Lübeck, Klingberg 927,
empfiehlt die                                                    
neuesten Herbst= und Winter=Mäntel
in sehr bedeutender Auswahl.                                             


Besten East India Pale Ale und Edinburger Ale bei

                          Fr. C. Schlebusch.


Hieselbst als Tischlermeister etablirt, empfehle ich mich dem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend zur Anfertigung aller in mein Fach gehörenden Arbeiten; ich verspreche prompte und billigste Bedienung. Meine Wohnung ist Siemzerstraße Nr. 160. - Zugleich erlaube ich mir anzuzeigen, daß ich am Sonntag den 6. Novbr., Nachmittags 3 Uhr, mein Meisterstück, bestehend in einem Mahagoni geschweiften Schreibsecretair, im Saale des Gastwirths Herrn Boye verloosen werde, und empfehle ich hierzu Loose à 16 Schilling (Mecklenburg).
    Schönberg 1859.

                                                    M. Fick, Tischlermeister.


Ich mache hiermit bekannt, daß ich beabsichtige, am 28. November mit Recruten nach Neustrelitz zu fahren und fordere diejenigen auf, welche daran Theil nehmen wollen, sich bis Sonntag den 6. November bei mir zu melden. Das Passagegeld ist 2 Taler (Mecklenburg) nebst Gepäck.
Schönberg den 27. October 1859.

                                                    Asmus Tretow.


Neuer Herbstfang=Häring, extra Qualität, bei
Schönberg.                                                     Fr. C. Schlebusch.


Mein Ziegenbock deckt fremde Ziegen für 8 Schilling (Mecklenburg). Diejenigen Ziegen, welche umbocken, können unentgeldlich wieder beigebracht werden.

Schönberg.                                                     H. Schultze.


Von einem Ungenannten sind 2 Taler (Mecklenburg), von einem Hauswirthe eines benachbarten Dorfes 3 Taler (Mecklenburg) und aus einer Sammlung in der Herrnburger Gemeinde durch den Herrn Pastor Giehrcke 13 Taler (Mecklenburg) für die armen Cholera=Waisen in Goldberg eingepackt und heute laut Postscheins an den dortigen Magistrat eingesandt, von dem auch Quitung über die zuletzt erhaltenen 13 Taler (Mecklenburg) eingegangen ist.
Schönberg den 27. October 1859.

                                                    Kindler.


Um dem an mich von der in der Stadt Marlow gebildeten Hülfs=Committee ergangenen Ansuchen - eingehende Liebesgaben für die dortigen durch die Cholera Heimgesuchten entgegen zu nehmen - zu entsprechen, erkläre ich mich gern bereit, Gelder und Gegenstände jeder Art in Empfang zu nehmen und solche gewissenhaft und ungesäumt an die Committee zu befördern.

Schönberg 1859.                                                     J. Saß, Postmstr.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 26. Octbr. 1859.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 14-18 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 24-26 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 40-42 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 19-20 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 36-40 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 18-19 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 4-14 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 16-17 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln, d. Faß 5 u. 6 Schilling (Mecklenburg).
Schweine, 100 Pfund 25-29 Mark
Ochsen 100 Pfund 40-45 Mark

Am Hamburger Getreidemarkt blieb die Stimmung für alle Artikel fest.


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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