No. 32
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. August
1858
achtundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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- Am 2. Aug. ist in London das Parlament durch den von der Königin ernannten Commissarius geschlossen. In der Thronrede heißt es unter Anderm, die Königin glaube, sie könne vermöge ihrer Beziehungen zum Auslande vertrauensvoll der Erhaltung des Friedens entgegensehen und zuversichtlich auf eine befriedigende Lösung der verschiedenen, den Pariser Conferenzen vorliegenden Fragen hoffen. Die Thronrede gedenkt mit Rührung der Armee in Indien und giebt sich der Hoffnung hin, der Friede werde bald daselbst einkehren.
- Nach dem Programm der Cherbourger Festlichkeiten erfährt man, daß die Stadt am 7. Aug. großen Ball giebt, an demselben Abend findet ein prachtvolles Feuerwerk statt, dessen Hauptstück die Statue Napoleons I. vorstellen soll, wie man sie am nächsten Tage sieht wo sie enthüllt wird. Während des Aufenthalts der Majestäten wird die Stadt und der 4000 Metres haltende Hafendamm jeden Abend glänzend erleuchtet sein. Wenn die Königin von England auf der Rhede anlangt, werden alle französischen Schiffe mit drei Breitseiten salutiren und die Kanonen der Land= und Seeforts und der Batterien werden mit einstimmen.
- Das seit mehreren Tagen stattgehabte ununterbrochene Regenwetter in mehreren Gegenden des südlichen Deutschlands hat der Ernte beträchtlichen Schaden gethan. Häuser und Brücken wurden durch die aus ihren Ufern getretenen Flüsse beschädigt und zum Theil ganz fortgeschwemmt. Bei Görlitz hat die Neisse viele Niederungen überschwemmt, mehre Dorfschaften unter Wasser gesetzt und viel Vieh ist ertrunken. Bei Glauchau setzte die Mulde eine weite Umgegend unter Wasser, wobei Häuser einstürzten und sämmtliche Bewohner in den Wellen begruben. Das Unglück ist gränzenlos; das Wasser war 6 Ellen über seinen gewöhnlichen Stand gestiegen. In Schlesien waren die Flüsse ebenfalls aus den Ufern getreten, und in Frankreich die Rhone.
- Einige Londoner Droschkenkutscher haben sich an den Pferdebändiger Rarey mit der Frage gewandt, was er von den allgemein angewandten Scheuklappen bei Bespannungspferden halte. Der große Pferdekünstler antwortete darauf: Alles, was das Pferd am sehen hindere, sei unzweckmäßig, und wer einmal Pferde ohne Scheuklappen kutschirt habe, würde diese unsinnige Methode für immer aufgeben.
- Die größte Brücke der Welt wird jetzt über den St. Lorenzstrom in Kanada in Nordamerika geschlagen. Sie besteht aus 24 Spannungen von je 242 Fuß, während die Mittelspannung 330 Fuß mißt. Die ganze Brücke wird 9800 Fuß lang und mit ihren Eisenröhren 60 Fuß über den Fluß zu liegen kommen. Die Eisenröhren werden zusammen 10,000 Tonnen wiegen.
- Dem Vernehmen nach, werden die hannöverschen Vierschillingsstücke mit dem Pferde zum 1. September d. J. abgesetzt.
- Aus dem südlichen Rußland wird eine überaus reichliche Ernte in Aussicht gestellt. In Schlesien ist die Roggenernte besser ausgefallen, als man anfangs befürchtete.
- Man kann jetzt schon behaupten, daß in ganz Frankreich die Getreide=Ernte weit über der der gewöhnlichen Jahre steht, sowohl in Bezug auf Qualität als Quantität der Früchte. In Beziers wurden schon am 16. Juli völlig reife schwarze Trauben aus den Weinbergen in Masse zu Markt gebracht. Ende August wird man die Weinlese schon begingen können. Aus andern Weingegenden Frankreichs sind die Berichte nicht minder günstig.
- In Hamburg ist eine Lebensbeschreibung des bekannten Grafen C. Hahn=Neuhaus erschienen, dessen Theater=Passion so weit ging, daß er nach colossalen Verschwendungen seiner Revenuen zuletzt, d. h. vor 30 Jahren, als Director einer wandernden Schauspielgesellschaft in Deutschland umherzog. Seine Persönlichkeit, die dabei immer den Cavalier zu bewahren wußte, ist vielleicht auch hier noch Manchem erinnerlich, da er längere Zeit auch dem Lübecker Stadt=Theater als Director vorstand. Unter den zahlreichen Anecdoten aus der Glanzperiode seiner Theater=Manie wird folgende interessiren. Die Einrichtung des prachtvollen Theaters, welches er in Remplin erbaute, kostete nahe an 60,000 Taler (Mecklenburg). Diese neue Bühne eröffnete er mit den "Kreuzfahrern". Iffland wurde von Berlin eingeladen, und der Graf empfing den Schauspieler mit der größten Hochachtung; denn derselbe kam ja, um als Mitspieler die Vorstellung zu verherrlichen. Die schönsten Pferde führten ihn von Berlin nach Schloß Remplin, wo er vom Grafen festlich empfangen wurde. Die ganze Dienerschaft war in ihrer Staats=Livree aufgestellt und zur Feier des Tages der ganze Adel der Umgegend eingeladen. Zur Stunde, wo die Vorstellung beginnen sollte, sah der Graf, der sich schon im Costüm seiner Rolle befand (er spielte selbst mit) daß die Gallerie leer war; er befahl sofort seinem Jäger, die draußen stehenden Bauern in's Theater zu führen, wozu diese sich mehr als gern verstanden. Als Iffland in die Garderobe geführt ward, um sich zu costümiren, gewahrte er eine vollständige Rüstung von Kopf bis zu Fuß von echtem Silber; geblendet von solchem Reichthum, fragte er den Grafen: "Ist diese königl. Rüstung meiner heutigen Rolle bestimmt?" worauf der Graf antwortete: "Der König der Schauspielkunst möge sie als sein Eigen=

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thum auch in andern Rollen tragen." Nach der Vorstellung sandte der Graf ihm besagte Rüstung auf sein Zimmer. Iffland verweilte noch drei Tage auf Remplin. Vier prächtige Hengste, die schönsten aus den Ställen des Grafen förderten seinen Gast nach Berlin zurück. Dort angelangt, fragte der Kutscher in seinem Mecklenburger Dialekt: "wo sall ick denn dei Pier un den Wagen ünnerbringen?" - "Ja, mein Sohn, erwiderte Iffland, das ist deine Sache," - Darauf der Kutscher: "Na, he mütt doch weten, wo he sien Tügs henstell'n will." Dabei übergab er dem erstaunten Iffland einen Brief vom Grafen, der die Bitte enthielt, Wagen und Pferde als sein Eigenthum anzusehen.


Eine colossale Schwindelei.

Mit Blitzesschnelle verbreitete sich am 2. Aug. in Berlin die Nachricht von einer colossalen Schwindelei, und es hat dieselbe namentlich unter den Kaufleuten und Bankiers die größte Sensation und Besorgniß erregt. Als am 1. Aug. Abends der nach Berlin bestimmte Courierzug Breslau verließ, stieg in einen der Waggons zweiter Classe ein Postbeamter in Uniform ein. Auf der Station Kohlfurt, wo ein längerer Halt gemacht wird, trat derselbe in den den Zug begleitenden Postwagen und präsentirte sich den dort befindlichen Beamten als den Ober=Postinspector B., der von dem Ober=Postrath Schneider in Berlin mit der Revision der Post beauftragt ist. Wie man hört, soll er sich durch einen falschen schriftlichen Ausweis eines Berliner Ober=Postraths zu diesem Commissorium ausgewiesen haben, daher hegten die Beamten nicht den geringsten Zweifel und legten dem Revisor die sämmtlichen Bücher, Briefschaften, Pakete und Geldsendungen vor. Der Ober=Post=Inspector erwies sich in der Sache als durchaus eingeweihter und sehr strenger Beamter; er monirte hier und da begangene Fehler und äußerte sich namentlich sehr strenge über reglementswidrige Unterlassungen bei Verpackung von Geldsendungen. Er fuhr die armen Postsecretaire heftig an, ließ Andeutungen von sofortiger Entlassung fallen; kurz, es gelang ihm, die Beamten einzuschüchtern. Als der Zug auf dem niederschlesisch=märkischen Bahnhofe Morgens halbsechs Uhr anlangte, befahl der Inspector, sämmtliche Geldsendungen in eine Droschke zu schaffen, da er dieselben persönlich nach dem Oberpostamte bringen wolle; die Beamten wies er an, sich um 8 Uhr daselbst zur Rechtfertigung einzufinden. Die Droschke fuhr ab und die Beamten stellten sich pünktlich ein, von einem Inspector und den Geldsendungen wußte man aber auf der Post nicht das Geringste. Die Bestürzung und der Schrecken war groß. In einem Nu war die gesammte Criminalpolicei allarmirt. Nachdem die Droschke ermittelt, stellte sich heraus, daß der Inspector nach einem Landhaus gefahren war. Als die Polizei sich hier einfand, war der Vogel bereits ausgeflogen und hatte nichts als seinen Degen zurückgelassen. Man setzte den Nachforschungen aufs eifrigste fort und erfuhr, daß der freche Betrüger bereits einen Posten östreichischer Staatspapiere bei einem Bankier verwechselt und dann mit einem Wagen nach Lübben fuhr, wohin ihn zwei Criminalbeamte folgten. Es ist ihnen auch gelungen sein, den Dieb in der Nähe von Baruth zu verhaften, und bei ihm noch sämmtliche gestohlene Briefbeutel in Beschlag zu nehmen. Man schätzt den Werth derselben, in welchen viele Briefe mit Geldsendungen, auf 35,000 Thaler, da der Inhalt der Briefe von den Absendern zur Ersparung des Geldportos viel zu gering angegeben war. Der Verhaftete ist bereits der kön. Staatsanwaltschaft in Berlin übergeben; er ist der ehemalige Post=Expedient Wasserlein. Die verfolgenden Beamten trafen den Dieb bei Baruth in einem Wirthshause, wo er eben Postpferde bestellt hatte, da ihn der Fuhrmann nicht weiter fahren wollte. Schon hier soll er sich in dem Gasthofe, wo er die Kleider wechselte, durch sein benehmen sehr verdächtig gemacht haben.


Aus dem Fuchsleben.
(Schluß.)

Auf diese Weise treibt es der Fuchs, so lange es geht. Bald lebt er im Wald, bald auf der Flur, heute bleibt er im Dickicht sitzen, morgen fährt er in einen Bau oder in eine Fuchsröhre ein, oder liegt wohl auch im schützenden Kraut eines Kartoffelfeldes hinter den Furchen, wo freilich zuweilen für ihn die Gefahr eintritt, daß ihm auf der Hühnersuche die Jäger und die Hunde auf den Pelz kommen und, falls ihm nicht, was oft genug geschieht, die Ueberraschung der Schützen durchhilft, sein improvisirtes Quartier das Leben kostet.
Je weiter die Jahreszeit vorrückt, desto schlimmer wird's nun für den Musje, da sein Balg sich mit jedem Tage bessert, denn der logische Satz: "Stirbt der Fuchs, so gilt der Balg" läßt die Grünröcke allerdings alles aufwenden, um den zwar das ganze Jahr Vogelfreien jetzt zu überlisten und zu erlegen. Kommt vollends der erste Schnee, wo Füchsleins Pfiffigkeit nicht mehr die gewohnte Wirkung hat, die Fährte ihn auf Schritt und Tritt verräth, so fängt gar seine schlimme Zeit an. Denn abgesehen davon, daß Schmalhans Küchenmeister bei ihm wird, ist er auch noch ein unermüdlich verfolgter Märtyrer. Da wird er geklappert, wenn er im Dickicht steckt; von seinem Erzfeind, dem Dachshund, aus dem Baue getrieben, wenn er eingefahren, oder, wenn's nur eine Fluchtröhre ist, ausgeräuchert oder sogar gekrätzert, d. h. ihn mit einem Instrumente, das einem colossalen Korkzieher gleicht, lebendig anbohren, um ihn so heraus zu ziehen, was die grausamste und menschenunwürdigste aller Arten ist, seiner sich zu bemächtigen. Auch kirrt man den durch Noth Verlockten an Aas, um ihn dann um so gewisser aus dem sichern Versteck zu tödten. Was gibt's da nicht Alles für den Schlaukopf zu beobachten! Da gilt's, den verführerischsten Brocken von einer Katze oder einer andern Lieblingsspeise trotz heftigstem Hunger nicht eher anzurühren, bis die vollste Gewißheit erlangt ist, daß nichts Gefährliches dabei ist; und selbst dann noch nimmt der jetzt arme Proletarier seinen Fund mit äußerster Vorsicht auf. Doch niemals war sie unnöthig, ebenso bei einem andern Brocken, der sich ihm darbietet, - bei einem dritten, vierten u. s. w. Gefahrlos hat er sie alle verzehrt, da findet er noch einen letzten; auch ihn nimmt er- und hangt am Eisen! Mancher hat sich so gefangen und ist vom Jäger durch einen Schlag auf sein spitzfindiges Organ, die Nase, getödtet worden, wenn er nicht den Muth gehabt, das gefangene Glied abzubeißen und war's ein Läuft, wie einen ausgezogenen Stiefel hängen zu lassen, zum Wahrzeichen, daß sich ein alter Fuchs wohl einmal ertappen, aber nicht festhalten läßt. Ja, die Sage geht, die Standhaftigkeit dieser Teufelsbestien sei bisweilen so weit gegangen, daß sie entweder vor dem ersten auf gefundenen Brocken oder wenigstens vor dem Stellbrocken, wenn das Eisen nicht gut verwittert gewesen, aus Mißtrauen verhungert seien.
Tritt bei Schnee Thauwetter ein, und friert es schnell darauf, so ist für unsern nichtsachtenden Räuber Festtag; denn wenn das Wild und namentlich die Rehe durch die Eiskruste brechen, und sich dabei die Läufte verwunden, wodurch sie an schneller Flucht verhindert werden, so jagt er als Cavalier par force und zwar dann oft in Gemeinschaft seines Gleichen.
Im Februar regt sich in ihm die Liebesgluth; doch auch in dieser Periode bewahrt sich der Alles berechnende Schlaukopf seine volle Besinnung, ohne sich der Leidenschaft blind zu überlassen, wie mehr oder weniger alles Wild zu thun pflegt. Um Erhörung seiner heißesten Wünsche mit leisem Kekkern flehend, muß er sich dabei nach Hundeart gegen die Mitbewerber wehren, bis er sie abgebissen hat, oder durch eine andere liebenswürdige Füchsin von den Unberufenen befreit wird, die ihr nun den Hof machen. Dann sieht man sie Nachts im Monden=

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schein, zu vier bis sechs, über die Blößen traben. Einsame Liebespaare treten schlau einander in die Fährten, so daß, wenn der Schnee liegt, man weite Strecken nur einen Fuchs abspüren kann, bis plötzlich zwei Fährten sichtbar werden, sich wieder vereinigen und so in einem Dickicht oder Geröhricht, in einer Fuchsröhre oder einem Baue verschwinden. An solchen Orten werden die bräutlichen Feste gefeiert, die allerdings nach einem Spurschnee oft auf das Verderblichste enden, wenn Mensch und Hund als ungeladene Gäste vor dem Hochzeitshause erscheinen. Wie wird da die kurze Flitterzeit einer Nacht durch den krummbeinigen Dachshund so verhängnißvoll gestört! Mit tollem Ingrimm dringt er auf das neuvermählte Paar ein, und keift und beißt so lange, bis die poetisch Gestimmten der rohen Macht weichen, und durch die einzige ihnen offen gelassene Röhre zu entwischen trachten, aber ach, aus dem Regen in die Traufe kommen. Denn kaum langt die junge Frau Reinecke im Freien an, als schon das tödtliche Blei des Jägers sie trifft. Gedrängt vom unverwüstlichen Dachs, folgt der verzweifelte Gatte, um dem gleichen Schicksal zu verfallen.
Erst wenn das Frühjahr kommt, hebt Fuchsens gute Zeit wieder an. Nicht nur, daß es allerhand zu leben gibt, wie verschiedenes junges, leicht zu fangendes Wild. Auch das Selbstinteresse des Jägers läßt ihn ungeschorener, da der Balg nichts mehr gilt, was freilich, beiläufig gesagt, einen Jäger, der nicht in jedem Fuchs einen Speciesthaler herumwandeln sieht, gerade jetzt am wenigsten hindert, dem gefährlichen Räuber nachzustellen, dem in dieser Zeit der Raub am jungen Wild leichter wird, als sonst. So sind wir denn wieder am Ausgang angelangt. Indem wir Reinecke's Treiben ein Jahr hindurch verfolgten, haben wir uns vor Allem vor der Versuchung gehütet, märchenhafte Uebertreibungen aufzuschreiben, im Gegentheil nur das gewissenhaft erzählt, was wir selbst beobachtet. So viel auch schon Interessantes über den merkwürdigen Egoist geschrieben ist, so könnte man doch noch Bände voll schreiben, um alle die seltsamen Sagen, die über ihn in Umlauf sind, zu entkräften. Das eine beweisen jedoch die vielen abenteuerlichen Berichte; den allgemeinen Glauben, man könne diesem Erzschelm nicht genug nachsagen, sei es an Schelmerei oder verschmitzter Schlechtigkeit, und an diesem Ruf ist er ohne Zweifel selbst schuld.


Anzeigen.


Der bisher vom Demern'schen Hoffelde quer durch den Pfarracker und das Dorffeld nach dem Woitendorfer Holze führende Fußsteig, bekannt unter dem Namen "Thurower Fischersteig," ist aufgehoben, und gehet derselbe von jetzt an längs des Fahrweges durch das Dorf Demern nach dem Woitendorfer Holze, und dann auf der in grader Richtung durch das Holz führenden Schneese bis zur Thurower Grenze. - Solches wird hiedurch zur Nachachtung bekannt gemacht.
Schönberg, den 26. Juli 1858.

                          Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.


Daß der Pfarr=Colonus Rußwurm und der Hauswirth Lohse in Selmsdorf zu Curatoren des gemüthskranken Hauswirths Möller daselbst Gerichtsseitig bestellt worden sind, wird hierdurch zur Kenntniß des interessirenden Publicums gebracht.
Schönberg, den 23. Juli 1858.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                                                    Reinhardt.


Vorladungen.

Der Hauswirth J. M. Oldörp zu Thandorf hat die Niederlegung eines Hypothekenbuches über seine daselbst belegene Vollhüfnerstelle mit Zubehör beantragt. Es werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an dieses Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das anzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung hiermit peremtorisch und unter dem Nachtheil, daß ein nicht angemeldetes und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenes Realrecht an der Oldörp'schen Vollstelle sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer derselben erloschen sein soll, zum

Donnerstag den 14. October d. J.,

Morgens 11 Uhr, vor hiesige Hypotheken=Behörde geladen.
Schönberg, den 2. August 1858.

                          Großherzogliche Hypothekenbehörde des Fürstenthums Ratzeburg.
                          (L. S.)                                                     C. L. v. Oertzen.


Vermischte Anzeigen.

Am 29sten Juli in der Mittagsstunde wurde meine liebe Frau Louise, geb. Mellmann, von einem gesunden Mädchen glücklich entbunden.
Fürstenberg den 3. August.

                                                    Emil Fischer, Rector.


Verkauf
von Musikinstrumenten und Noten.

Wegen Aufgabe meines Privilegiums beabsichtige ich zu verkaufen,
sogleich: Drei Contrabässe, zwei fast neue Ventil=Waldhörner, Wiener Bauart, mit Kasten; eine Tenor= und eine Baß=Posaune; mehrere Violinen; eine Bratsche; zwei Klappenhörner; - ferner an Musikalien: mehrere 8= und 10=stimmige Ouvertüren, Violin=, Clarinetten=, Flöten=, Horn= und Trompeten=Soli's, 8stimmige Es-Harmonien, 10stimmige gut eingebundene Tanzbücher (neue Tänze).
Zum 1. October dieses Jahres: ein C-Piccolo, zwei Ventil=Trompeten, zwei C- und ein F-Cornet, einen F-Baß (Tuba), Es-, D-, C-, B- und A-Clarinetten, drei Cello's, eine D-Flöte mit C-Fuß, eine Terz=Flöte mit vier Klappen, ein paar alte Inventions=Waldhörner mit sämmtlichen Bögen; - sowie an Musikalien: Duetten, Trio's, Quartetten, Quintetten, zwei Parthien 8stimmige Harmoniemusik (neuere Piecen), verschiedene Tänze.
Und wollen Kaufliebhaber sich an mich wenden.

                                                    G. Holbeck, Stadtmusicus.

Rehna den 2. August 1858.


Garten=Ballons
in sehr hübschen Mustern und Farben
                          empfiehlt                                           J. P. Bade.


Die Imker hiesiger Gegend ersuche ich freundlichst, mir ihr leeres Bienenwerk zukommen zu lassen. Gutes, noch nicht ganz schwarzes Bienenwerk, auch wenn Bienenbrot darin ist, bezahle ich mit 20 Schilling (Mecklenburg).
Schönberg den 4. August 1858.

                                                    D. Hempel, Lehrer.


Fleckwasser
für
Weißzeug.

Es reinigt die Wäsche auf eine unschädliche Weise von Obst=, Wein= und anderen Flecken, indem man, nachdem das Zeug rein gewaschen, von diesem Wasser auf die Flecke gießt und es dann wie gewöhnlich mit kochendem Wasser stehen läßt.
Auch giebt es gelb gewordener Wäsche eine blendende Weiße und eignet sich bei ungünstiger Witterung zum Zimmertrocknen bei obigem Verfahren ganz besonders.
Die Flasche zu haben für 4 Schilling (Mecklenburg) bei

                                                    J. P. Bade.


[ => Original lesen: 1858 Nr. 32 Seite 4]

Den 31. August
Ziehung des Großherzoglich Badischen Eisenbahn=Anlehens
vom Jahr 1845.

Die Hauptgewinne desselben sind: 14mal fl. 50,000, 54mal fl. 40,000, 12mal fl. 35,000, 23mal fl. 15,000, 55mal fl. 10,000, 40mal fl. 5000, 58mal fl. 4000, 366mal fl. 2000, 1944mal fl. 1000, 1770mal fl. 250.
Der geringste Preis, den mindestens jedes Obligations=Loos erzielen muß, ist fl. 45 oder Thlr. 25. 21 Sgr. Pr. Cour.
Obligations=Loose, deren Verkauf überall gesetzlich erlaubt ist, erlassen wir zum Tages=Cours, nehmen aber solche auf Verlangen sofort nach genannter Ziehung weniger Thlr. 2 Pr. Crt. oder 24 fl. 3. 30 kr. wieder zurück.
Es haben daher auch unsere resp. Abnehmer, welche jetzt schon gesonnen sind, uns Ihre Obligations=Loose nach erwähnter Ziehung wieder zu erlassen, anstatt des vollen Betrags nur den Unterschied des An= und Verkaufpreises von fl. 3. 30 kr. oder Thlr. 2 Pr. Crt. für jedes zu verlangende Obligations=Loos einzusenden. (NB. Bei Uebernahme von 13 Obligations=Loosen sind nur fl. 42. oder Thlr. 24. Pr. Crt. zu zahlen, gegen Einsendung von fl. 87. 30 kr. oder Thlr. 50 Pr. Crt. werden dagegen 30 Obligations=Loose überlassen.)
Ziehungslisten sofort franco nach der Ziehung.

                                                    Stirn & Greim,
                                                    Staats=Effekten=Handlung
                                                    in Frankfurt a./M.


Gußstahl=Sensen
von vorzüglicher Güte
empfiehlt                                                     Fr. C. Schlebusch.


Da das Ausschneiden der Gräben und Wasserlöcher auf meinem Felde überhand genommen hat, auch sonstige Felddiebstähle häufig vorkommen, habe ich dem Holzwärter Solvi die Beaufsichtigung übertragen und werde Jeden, der von demselben hiebei betroffen wird, gerichtlich belangen.
Mechow d. 28. Julius 1858.

                                                    H. Stamer.


Zu dem am Sonntag den 8. August, als am Schlusse meines diesjährigen Tanz=Coursus stattfindenden

Ball

für Kinder und Erwachsene im Boye'schen Saale lade ich das geehrte Publikum Schönbergs und der Umgegend ergebenst ein.

Anfang für Kinder 5 Uhr, für Erwachsene 11 Uhr.
Entree: für einzelne Personen 16 Schilling (Mecklenburg),
für Familien à Person 12 Schilling (Mecklenburg).

Sollten noch Kinder, die in diesem Jahre nicht an dem Unterricht Theil genommen haben, obigen Ball mitmachen wollen, so bitte ich die geehrten Eltern derselben, diese Kinder an den Schlußstunden in nächster Woche zur Nachübung sich betheiligen zu lassen.

                                                    Ruperti, Tanzlehrer.


Backtafel für die Stadt Schönberg
vom 1. bis 15. August.

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 18
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen -   9
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 18
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling -   9
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4   9
ein 4 Schillings=Brod 2   4 1/2
ein 2 Schillings=Brod 1   2 1/4
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 6 24
ein 4 Schillings=Brod 3 12
ein 2 Schillings=Brod 1 22

Schönberg, den 4. August 1858.                           
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.
Vom 30. Juli bis 5. August

Geboren: D. 31. dem Hauswirth Kleinfeld in Lockwisch eine T. - D. 1. dem Hausw. Tews in Bechelsdorf eine T.- D. 2. ein unehel. S. in Torriesdorf. - D. 3. dem Zieglermeister Buchholz vor Schönberg ein S.

Gemeinde Herrnburg.
Vom 1. März bis 31. Juli

Geboren: Dem Arbm. J. H. Lüder in Herrnburg ein S. - Dem Steinhauer Oldenburg in Gr. Mist ein S. - Dem Käthner Oldenburg in Palingen eine T. - Dem Arbm. Rohde in Palingen eine T. - Dem Arbm. J. H. Retelsdorf in Herrnburg ein Sohn. - Dem Schmiedemeister Hamann in Palingen ein S. - Dem Schneidermeister Mette in Herrnburg eine T. - Dem Arbm. H. H. Lüder in Wahrsow eine T. - Dem Tischlerm. Lüdemann in Herrnburg ein S. - Dem Arbm. Kopmann in Palingen ein S. - Dem Arbm. Borchert in Herrnburg ein S. - Dem Büdner Oldenburg in Lüdersdorf eine T. - Dem Arbm. H. F. Heidinger in Herrnburg ein S. - Dem Schusterm. Oldenburg in Palingen ein S. - Dem Arbm. Hildebrandt in Lüdersdorf eine T. - Dem Schulzen Kohlhase in Wahrsow eine T. - 5 unehel. Kinder.
Gestorben: H. J. P. Lenschow, Kind in Lenschow, 12 T. a. - F. J. Land, Knecht in Herrnburg, 62 J. a. - J. G. Kietzmann, Schusterm. in Herrnburg, 67 J. a. - C. E. M. Blank, Hauswirthstochter in Wahrsow, 9 J. a. - A. M. Schwarz, Rademacherfrau in Herrnburg, 29 J. a. - J. F. Lüder, Kind in Herrnburg, 25 T. a. - A. C. C. M. Harms, Kind in Lüdersdorf, 2 J. a. - C. E. Möller, Käthnerwittwe in Herrnburg, 70 J. a. - A. E. Hagen, Jungfrau in Duvennest, 35 J. a. - A. E. Groth, Ehefrau in Wahrsow, 75 J. a. - J. G. Reuter, Arbm. in Palingen, 63 J. a. - A. M. E. Oldenburg, Kind in Palingen, 2 M. a. - A. M. Oldenburg, Kind in Kl. Mist, 11 J. a. - A. E. Heidinger, Kind in Herrnburg, 1. J. a. - C. A. M. Törber, Wittwe a. d. Hofe Wahrsow, 80 J. a. - J. J. W. Wittfoht, Hauswirthskind in Duvennest, 2 J. a. - A. M. Fust, Ehefrau in Lüdersdorf, 50 J. a. - H. J. Lüder, Kind in Herrnburg, 4 J. a. - J. H. Rumohr, Arbm. in Gr. Mist, 61 J. a. - Nicolaus Schleuß, Altentheiler in Palingen, 76 J. a. - J. H. L. Borchert, Kind in Herrnburg, 6 W. a.
Copulirt: J. P. Dierk, Wittwer und Arbm. in Herrnburg mit C. M. E. Klatt aus Herrnburg. - H. E. Oldenburg, Wittwer u. Rademacher in Wahrsow mit Cath. M. M. Lüder aus Wahrsow. - J. H. Köster, Arbm. in Herrnburg mit J. C. D. Möller aus Hollenbeck. - J. Ch. G. Kietzmann, Arbm. in Herrnburg mit C. M. Kähler aus Palingen - J. H. Törber, Arbm. auf dem Hofe Wahrsow, mit A. M. E. Retelsdorf aus Schönberg. - H. J. Sterley, Arbm. in Palingen mit Cath. M. Damm aus Herrnburg. - Detl. H. Schütt, Arbeitsm. in Brandenbaum mit Magdal. M. S. Kaben aus Nehms.
Confirmirt: 44 Kinder.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 4. August 1858.

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 26-30 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 24-28 Schilling (Mecklenburg),
Roggen - Taler (Mecklenburg) 52-55 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 42-44 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 27-28 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 26-27 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg)   6-16 Schilling (Mecklenburg)     Schlagleinsaat 16-18 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.     Kartoffeln neue d. Faß 5 Schilling (Mecklenburg).
Dampfmehl aus Rothes Fabrike No. 0. 24 Mark (Lübeck), No. 1. 22 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg), No. 2. 16 Mark (Lübeck) für Netto 200 Pfund.
Grobe Kleie 3 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg). Rollmehl 4 Mark (Lübeck) 8 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


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